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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Movete imaginis!

von Teekon

Schneller als ein Billywig von A nach B schwirren konnte, sprach sich nicht nur in Gryffindor, sondern im ganzen Jahrgang, ja, in der ganzen Schule herum, dass Remus Lupin „mal wieder“ krank gewesen sei, und es hörte sich jetzt schon an, als wäre das vollkommen normal und üblich. Wer sich Sorgen machte, ließ es nur hinter vorgehaltener Hand verlauten, wenn er vorbei lief, oder sie fragten einfach seine Freunde, ob es ihm besser ginge, und das reichte aus. Im November, als er erneut eine Nacht lang das Bett im hohen Turmzimmer verließ, wunderte sich bereits niemand mehr darüber, und im Dezember witzelten die ersten älteren Schülerinnen und Schüler, Remus habe mal wieder „PMS“.

Der Junge lachte sogar selbst herzhaft darüber, und das kein bisschen gekünstelt, sondern echt und ehrlich, und deshalb hörte keiner damit auf. Die einzige Person, die das so gar nicht witzig fand, war Lily Evans, aber wenn es nach der Klassenbesten gegangen wäre, hätte man sich nicht mal mit Filch Scherze erlauben dürfen. Geschweige denn mit Severus Snape. Und beides war – gelinde gesagt – vollkommen unmöglich auszuschlagen und genau so wenig durchführbar, wie durch die Unterhose zu atmen.

Wann immer man Snape auf dem Gang begegnete, im Waschraum der Jungs, beim Essen in der Großen Halle, bei Quidditch-Spielen auf der Tribüne oder einfach nur im Unterricht, war es so verlockend, ihm ein Bein zu stellen oder ihn, natürlich rein aus Versehen, bei einem verteufelt ähnlich klingenden Namen zu nennen, dass man einfach nicht widerstehen konnte. Schon gar nicht Sirius Black, der daran offenbar einen besonderen Spaß entdeckt hatte. Und das, obwohl er tagtäglich Peter Pettigrew direkt neben sich stehen hatte. Vielleicht war das eine Art Scheuklappen-Syndrom? Oder der höchst unwahrscheinliche Ausdruck davon, dass Black doch tatsächlich irgendwo ein Herz hatte und solche Dinge wie Freundschaft einen hohen, fast schon heiligen Stellenwert bei ihm hatten. Denn dass Black, Pettigrew, Potter und Lupin das Paradebeispiel einer Gryffindor'schen Freundschaft darstellten, daran zweifelten nicht mal mehr eingefleischte Slytherins. Und damit waren blöde Sprüche über Peter zwar nicht Tabu, aber einzig und allein einem Mitglied der „glorreichen Vier“ überlassen. Jeder andere musste damit rechnen, sich ihren Zorn zu zuziehen, und damit einen traumatisierenden Monat voller fieser kleiner Racheanschläge durchstehen zu müssen.

Schon sehr bald gehörte Nachsitzen bei den Jungs zum abendfüllenden Programm, und während andere oben im Gemeinschaftsraum ihre Hausaufgaben machten (und das war wortwörtlich zu nehmen, denn Remus entwickelte rasch ein enormes Talent dafür, nicht nur Sirius' und James' Schrift en perfection zu kopieren, sondern auch ihre hirnrissigen, aber ganz typischen Fehler einzubauen), vertrieben sich Potter und Black die Zeit damit, Flubberwürmer zu sortieren, Einmachgläser mit schleimigen Tierchen zu putzen oder Mr. Filch beim Entfernen von Doxy-Nestern zu helfen. Für gewöhnlich führten Strafarbeiten wie letztere dazu, dass auch ihr nächster Abend rasch verplant war. Aber war ihnen das eine Lehre? Nein. Im Gegenteil. Sobald sie wieder mit ihren beiden Kameraden vereint waren, lachten sie sich krank über die Gründe für ihre teilweise sehr unangenehmen Ausflüge. Und dass Mr. Hagrid so hochrot anlief, um nicht ebenfalls in einen Lachkrampf auszubrechen, als Filch dieses Mal gleich vier Übeltäter an den Ohren zum „Arbeitseinsatz“ zu ihm herunterschleppte, weil sie es irgendwie geschafft hatten, eine ganze Horde zuvor konfiszierter Fangzähniger Frisbees dazu zu bringen, sich unlösbar in des Hausmeisters Hintern zu verbeißen, half nicht wirklich. Wie sie die Scherzartikel allerdings überhaupt auf diese Art hatten verhexen können, das kriegte nicht mal Professor McGonagall aus ihnen heraus.

Lily Evans konnte es sich denken. Auf Peters Mist konnte das nicht gewachsen sein. Sein Job bei solchen Schandtaten war es wohl eher, sich vor Filchs Tür die Beine in den Bauch zu stehen und rechtzeitig vereinbarte Warnsignale von sich zu geben, sollte jemand seinen Kumpels zu nahe kommen. Und wer diese Ideen ausbrütete und alle damit ansteckte, das war mit Sicherheit dieser Potter, während Black den Mut – oder besser gesagt genügend Mangel an Zurückhaltung – besaß, um diese Pläne auch umzusetzen. Die magische Komponente an ihren Lausbubenstreichen stammte dann aus Remus' Feder. Kaum zu glauben, aber so musste es sein. OK, die anderen beiden waren nicht dumm und erreichten schon ihre 'Acceptables' und 'Expectations Exceeded' in den einzelnen Pflichtfächern, jedoch war das fortgeschrittene Magie, und die kriegten die Zwei nicht hin, da war Lily sich sicher. Dagegen brauchte man Remus nur aufmerksam im Unterricht zu beobachten (was sie tat und was ihr gerade erst auffiel und ihr, selbst am kühlen Ufer des Sees, heftigste Röte ins Gesicht trieb), um zu wissen, dass er es hinter der schüchternen Fassade faustdick hinter den Ohren hatte.

Zum ersten Mal hatte sie das gesehen, als Professor Flitwick in Zauberkunst über magische Fotographie berichtet hatte, und wie man das entsprechende Papier und den Apparat verzaubern musste, um die bewegten Bilder hin zu bekommen. Natürlich war das nur ein außer-curriculärer Exkurs gewesen, denn das war für Erstklässler definitv und viel zu hoch. Sie waren sehr weit im Stundenplan, vorangetrieben durch Wissen und Können von zwei jungen Gryffindors, die sich immer gerne bereit erklärten, völlig uneigennützig ihren Klassenkameraden beim Weiterkommen behilflich zu sein. Und da hatte der kleine Mann mit dem fürchterlichen Topfhaarschnitt sich breitschlagen lassen, ihnen ein paar Fragen zu beantworten.

Erst hatte Lily das ja schon interessant gefunden, aber so richtig exakt wollte sie das eigentlich nicht wissen. Für sie, die Muggelgeborene, war das ein Teil des Zaubers, ein herrliches Kleinod aus dieser Welt, dass sie erklärungslos wie es war nach Hause schickte, um ihren Eltern ein wenig verständlich zu machen, welch großes Glück ihre Tochter hatte. Also hatte sie angefangen, auf ihrem angefangenen Stück Pergament herum zu malen, auf dem sie anfangs mitgeschrieben hatte.

Das rothaarige Mädchen hatte sich, wie immer, an den mittleren Zweiertisch gesetzt, neben sich eine gute Freundin, Mafalda Gainsworth, die auch auf dem gleichen Zimmer wie sie schlief. Von hier aus, aus der dritten Reihe, hatte sie einen relativ guten Überblick und trotzdem die Gelegenheit, etwas völlig anderes zu veranstalten, sollte sie sich langweilen. So wie jetzt. Das Kinn und den linken Unterkiefer in eine Hand gestützt, den dazu gehörigen Ellbogen auf der Tischplatte, war es Lily allerdings nicht möglich, sich mit Falda zu unterhalten, aber die hörte sowieso gebannt Mr. Flitwicks Vortrag zu und hing faszinierter an den Lippen des Professors als jemals zuvor im gesamten Schuljahr.

Mit der getränkten Feder einen immer fetteren Kleks auf ihrem Pergament produzierend, pustete Lily sich warme Luft auf ihr Handgelenk und summte leise vor sich hin, völlig in Gedanken, bis am Dreiertisch auf der anderen Seite des Zwischengangs das winselnde Kichern von Sirius Black ihre Aufmerksamkeit erregte. Ihre Brauen schoben sich verärgert ineinander, noch bevor sie überhaupt nachgeprüft hatte, was für Faxen dieses Ekelpaket da schon wieder abzog. Das Kratzen ihres Kiels hörte augenblicklich auf, und sie schielte vorsichtig in die entsprechende Richtung.

Klar, was sonst? Potter und Black ganz an der Wand hatten die Köpfe zusammengesteckt und flüsterten miteinander, feixende Gesichter dabei, und fummelten an irgendetwas unter ihrem gemeinsamen Tisch herum. So wie die Zwei dabei gibbelten und kaum an sich halten konnten, handelte es sich dabei wahrscheinlich um eine speziell präparierte Stinkbombe oder eine Schnappende Mausefalle, die Black von irgendeinem älteren Schüler aus Zonkos Laden hatte heraufschmuggeln lassen ins Schloss. Jedenfalls klang das Geräusch ganz ähnlich, das er verursachte, als er Potter auf den Ellbogen schlug, und die beiden 11jährigen Jungen brachen in heiseres, stilles Gelächter aus. Professor Flitwick bekam davon überhaupt nichts mit. Angeätzt und genervt rollte Lily mit den Augen und seufzte. Was für blöde Mistkerle ...

Umso erstaunlicher deshalb der dritte Schüler an dem Tisch, keine zwei Yards von ihr entfernt. Völlig konzentriert und von seinen beiden Freunden unbeeindruckt, beschäftigte Remus sich mit ganz anderen Dingen. Den linken Oberarm hatte er, ihrem ganz ähnlich, auf die Schreibplatte gelegt und verdeckte damit das Stück Pergament vor sich, das er sehr eindringlich studierte. Hin und wieder senkte er die Feder darauf, doch das war nicht das sinnlose Kritzeln und planlose Stricheln hier und da, das Lily veranstaltet hatte. Sehr sorgfältig arbeitete er, schien sich sehr gut zu überlegen, wo er noch etwas zu verbessern hatte oder überhaupt noch etwas anfügen wollte. So schwungvoll und mit diesen Schleifen, wie sie die Feder am oberen Ende des Schreibgerätes vollführte, waren es einzelne Buchstaben nur, die er in sein Werk integrierte. Die Krawatte störte ihn dabei hin und wieder, und irgendwann griff er hastig danach und stopfte sie in den V-Ausschnitt seines Pullunders. In dem Augenblick konnte Lily einen winzigen Blick auf sein Pergament erhaschen, aber das war so schnell vorbei, dass sie nur geometrische Formen erkennen konnte. Also entweder studierte er da bereits Arithmantik für die dritte Klasse aufwärts, oder er ... Keine Ahnung. Das hatte ein bisschen ausgesehen wie Mathematik in ihrer Muggel-Grundschule. Und es fesselte Lilys Aufmerksamkeit nur noch mehr.

Ihre eigene Feder ganz fallen lassend und sogar die wunderschönen, vor dem Fenster niedergehenden ersten Schneeflocken des in Sieben-Meilen-Stiefeln herannahenden Winters ignorierend, legte die 11jährige Gryffindor-Schülerin die ganze linke Wange auf ihrer Hand ab. Er hatte sich die Haare geschnitten, fiel ihr auf. Zur Zeit gingen sie gerade mal bis zu den Ohren, weil er „nicht ausschauen wollte wie Cousin Itt“, wenn er sich in der frühen Dezember-Kälte von Schottland eine Wollmütze aufsetzen musste, wie er sich da ausgedrückt hatte. Dadurch hatte man einen viel besseren Blick auf das Gesicht, das in dieser Jahreszeit viel weniger blass wirkte als sonst, im Vergleich mit den anderen. Die feinen, grauschattigen Ringe unter den Augen waren jedoch wie immer deutlich und verliehen ihm eine unerreichbare Reife. Die Stirn hatte er in unzählige, horizontale Falten gelegt, die damit von reiner Anstrengung des Geistes zeugten, nicht von Sorge. Sich von innen auf die Lippen beißend, trommelte er mit der Feder gegen seinen eigenen Oberarm und holte tief Luft. Offenbar war er nicht zufrieden. Lily musste lächeln. Das war er nämlich nie.

Seufzend konnte sie kaum fassen, dass Jungs tatsächlich interessanter sein konnten als frisch gefallener Schnee oder neue Zaubersprüche. Naja, so war das eben, wenn man 11 war. Allerdings waren die entsprechenden Schüler in ihrem, Faldas und Bettys Alter reichlich bescheuert, musste sie zugeben. Wie schön, dass Remus eben ein bisschen älter war. Und sich nicht alle zwei Minuten wie vom Affen gebissen gebärden musste. Und überhaupt. Klug war er, schlau, nicht so ein tumber Dummkopf wie Peter oder so ein langweiliger Kerl wie Stebbins, der über nichts anderes brabbeln konnte als Quidditch. Als habe sie sich laut mit jemandem darüber unterhalten, rollte Lily mit den Augen. Und nett war er. Richtig lieb. Erneut musste sie fürchterlich laut seufzen und konnte nur froh sein, dass Flitwick in seinen Erklärungen komplett aufging.

Mit einem Mal hielt Remus inne und stutzte, und augenblicklich fühlte Lilly sich ertappt und spürte enorme Hitze in ihren Kopf steigen, die jeglichen Neuschnee zum Schmelzen gebracht hätte, während sie gleichzeitig so hochrot anlief, dass sie ihren eigenen Haaren Konkurrenz machte. Die Kiefer fest aufeinander gepresst, riss sie die Augen auf und schielte hastig auf ihr Pergament herunter, nur aus den äußersten Augenwinkeln weiter beobachtend, was er jetzt tat. Die Erleichterung darüber, dass er offenbar nicht wegen ihr seine Konzentration unterbrochen hatte, ließ sie einen tiefen Atemzug nehmen. Remus richtete sich ein wenig auf in seinem Stuhl und legte die Arme über seine Zeichnung, die Handgelenke gekreuzt, und starrte in Flitwicks Richtung. Der Professor hatte sich umständlich auf seinen kleinen Hocker geschwungen, um etwas an die Tafel zu schreiben, und die quietschende Kreide verursachte überall im Klassenzimmer schaudernde Gänsehaut.

Nur sehr oberflächlich prüfte Lily Evans, was denn da so interessant für ihn hätte sein können, aber erschließen wollte sich ihr das nicht. Um Fotographien ging es immer noch, und das konnte doch nicht urplötzlich wesentlich spannender geworden sein. Jetzt selbst die Brauen ineinander schiebend, widmete sie sich wieder dem Jungen rechts neben ihr, und fast wäre sie erschrocken rückwärts gegen Mafalda gestoßen. Remus grinste. Nicht von einem Ohr zum anderen, nicht wie nach einem der blöden Witze seiner beiden Freunde, sondern verschmitzter, listiger. Dabei zeigte er nicht einmal die Zähne, aber seine grauen, sonst so schüchternen Augen blitzten in der relativen Dunkelheit des später werdenden Nachmittags. Für einen Moment leckte er sich sogar die Lippen, als habe er einen außerordentlich köstlichen Einfall, den er richtig genießen wollte. Und dann griff er rasch nach seinem Federkiel und in die Innentasche seiner Robe, um ein kleines, in schwarzes Leder gebundenes Büchlein herauszukramen. Die Seite, die er aufschlug, war ihm anscheinend total egal, und er kritzelte einfach nur enorm schnell ein paar Wörter nieder, die ihm eben eingefallen zu sein schienen, breitete das offene Buch vor seinem Pergament aus und ließ in Ruhe die Tinte trocknen.

Sie wusste nicht wieso, aber Lilys Herz klopfte ihr bis rauf in den Hals, wie sie sich das betrachtete. Aus irgendeinem Grund bestätigte ihr dieser Blick, dieses ganze Verhalten eine Befürchtung, die sie schon eine Weile mit sich herumgetragen hatte: Egal wie lieb er war, egal wie nett, wie schlau, wie anders – Remus gehörte in diesen kleinen Kreis von Außerwählten, in diese regelrechte Bruderschaft von Tunichtguten!

Sich blitzartig im Raum umsehend, versicherte er sich, dass ihn niemand beobachtete, und Lily konnte es nur knapp vermeiden, dabei erwischt zu werden. Offenbar fühlte er sich jedoch viel zu sicher in Gegenwart von Black und Potter, und so überprüfte er kein zweites Mal, ob die Luft rein war. Statt dessen zog er so vorsichtig und sacht den Erlenholz-Zauberstab mit dem runden Ausgleichsgewicht am oberen Ende heraus, als schleiche sich ein Jäger an seine Beute an. Und dann tat er etwas, verborgen hinter seinem niedergelegten Arm: Die Spitze des Stabes berührte das Pergament, und klar und deutlich murmelte Remus einen Zauberspruch, der nur noch entfernte Ähnlichkeit mit Professor Flitwicks Vorlage an der Tafel hatte: „Movete imaginis!“

Winzige, silberne Fünkchen sprudelten mit einem Knistern aus der verborgenen Spitze seines Zauberstabs, während er gespannt auf die Zeichnung starrte, und kaum war es wieder dunkel in der Ecke, lächelte Remus erneut, dieses Mal in einer überaus zufriedenen Mischung aus dem schelmischen Grinsen von gerade und seinem ganz speziellen Lupin-Lächeln. Nickend ließ er sein wichtigstes Arbeitsinstrument wieder in der Innentasche verschwinden und rieb sich mit der nun freien Hand das Kinn. Offensichtlich hatte er genau das erreicht, was er hatte erreichen wollen.

Die Arme vor der Brust verschränkend, die Knöchel übereinander legend, lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und bewunderte sein eigenes Werk wie ein stolzer Architekt ein nach seinen Plänen fertig gestelltes Prunkgebäude betrachtete und hatte damit sofort Potters Aufmerksamkeit. Von der Seite beugte sich der dunkelhaarige Junge mit der lächerlichen runden Brille halb über ihn und hielt sich dazu kameradschaftlich (sie konnte das wirklich nicht leugnen: der Umgang der Vier untereinander war ausgesprochen – ja fast liebevoll mochte sie das nennen) an seiner Schulter fest. „Was machst Du da?“ konnte Lily ihm von den Lippen ablesen, aber er bekam den Satz kaum zuende, bevor ihm beinahe die Augen aus dem Kopf fielen vor Staunen. Remus grinste davon nur noch breiter.

Mit der flachen Rückhand unterbrach Potter den dritten Jungen in der Reihe bei seinen Versuchen, die Schnappende Mausefalle wieder von seiner Kleidung zu entfernen, wie er ihm gegen den Rücken schlug. Augenblicklich drehte Black sich um und krabbelte halb auf seinen besten Freund drauf, um auch etwas sehen zu können. „Whoa!“ formte Black nur mit den Lippen, ohne es wirklich zu sagen, und er lachte regelrecht auf, sein typisches, einem Bellen ähnliches Lachen, langte quer über Potter hinweg und schlug Remus anerkennend und richtig fest auf die Schulter.

Einer fehlte noch, und dem wollten sie die Lupin'sche Errungenschaft wohl ebenfalls unbedingt mitteilen. Die Hektik, die dabei unter ihnen ausbrach, nutzte Lily, um selbst den Hals zu recken und einen indiskreten Blick zu riskieren. Das Pergament war groß genug und Remus' Zeichnungen ausführlich und detailliert, mit so vielen dunklen Flecken, dass sie es kaum bemerkt hätte: Das gesamte Bild, sorgfältige Geometrie oder eine Blaupause, befand sich in wohlgeordneter Bewegung! Wie zum Teufel ...? Ebenso beeindruckt wie seine beiden Freunde zuvor hätte Lily Evans fast nicht mitbekommen, wie Potter an Pettigrews Ärmel zupfte, der eine Reihe vor den anderen saß und Flitwick lauschte. „Hey, Pete! Pete!“ flüsterte der Brillenträger so leise wie möglich, während Black krampfhaft versuchte, tonlos durch die Zähne zu pfeifen.

„Pete, guck' doch mal!“ zerrte der für gewöhnlich Führende in diesem Quartett jetzt heftigst an der Robe seines Vordermanns und konnte Pettigrew damit schließlich überzeugen. Seine Mauseohren spitzten sich als Erstes, dann schielte er an seinem eigenen dicken Hals vorbei und hob fragend die Brauen. „Was soll ich mir ansehen?“ quietschte das kleine Stimmchen, doch da entdeckte er aus dem Augenwinkel schon selbst, was Remus da fabriziert hatte, und mit einem Donnerschlag fiel sein auf zwei Beine zurückgekippter Stuhl um. Egal, wie konzentriert sie bisher dem Hauslehrer von Ravenclaw zugehört hatten: Der ganze Saal lachte! Und während Peter sich noch aufrappelte, unterstützt von Black, der halb über den Tisch gesprungen war, und Flitwick belustigt „So spannend war es nun auch nicht, Mr. Pettigrew!“ verlauten ließ, bemerkte niemand, wie Remus blitzartig, aber ohne verräterische Hast, sein Pergament einrollte und in einer fließenden Bewegung das winzige Büchlein und die tanzende Risszeichnung in seiner Robe verschwinden ließ. Nur Lily schaute ihn immer noch an und kam nicht umhin, sich auf die Lippe zu beißen und gleichzeitig fassungslos zu grinsen.

Von diesem Tag an, dieser Stunde in Zauberkunst in der letzten Woche vor den Weihnachtsferien, schaute sie Remus mit ganz anderen, aber nicht weniger glänzenden Augen an.


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