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Im Silberlicht bis Nimmermehr - Krebsinstituteure und andere Absurditäten

von Teekon

Die ersten Wochen waren wie im Flug vergangen! Draußen vor dem Fenster fiel in diesen Tagen der erste, eisig kalte Herbstregen, und die Blätter des Verbotenen Waldes hatten sich zu verfärben begonnen. Der Geruch von modrigen Uferpflanzen und aufschießenden Pilzen offenbarte sich bei jedem Spaziergang in den Außenbereichen des Schlosses, und ganze Schwärme von quakenden Gänsen flogen in V-Form über den blass-grauen Himmel. Einen goldenen Oktober würde es geben, jedenfalls behaupteten das einige Drittklässler beim Lunch in der Großen Halle, die ihre ersten Wahrsage-Stunden hatten. Ein völlig verrücktes Fach, befand Remus nach kurzer Lektüre eines Buches im Gemeinschaftsraum der Gryffindors und hatte es kopfschüttelnd in den Sessel zu Gilbert Dearborn zurück geworfen.

Viel interessantere Fächer gab es da, Unterricht, der den intelligenten und wissbegierigen Jungen fesselte und wahrscheinlich komplett für sich eingenommen hätte, wären da nicht seine neuen Freunde gewesen. Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht, und er lehnte sich weiter in der Ecke des Sofas vor dem Kamin zurück.

Wenn er darüber nachdachte, wie ängstlich er vor seinem Herkommen gewesen war ... Freundschaften schließen – wie ging das? Jetzt wusste Remus: Freundschaften schloss man nicht. Die wurden geschlossen. Nicht auf Erden, nicht hier, nicht von Menschen. Das passierte eben. Von woanders gelenkt. So wie man sich nicht den Tag aussuchte, an dem man geboren wurde. Oder den Moment, in dem man diese Welt wieder verließ. Noch vor wenigen Wochen, ja, Tagen, war sein bevorzugter Spielkamerad ein Halbkniesel gewesen, der ihn bei seinen heimlichen Übungen beobachtet hatte.

Und jetzt hockte er hier, auf einer plüschigen Couch vor einem prasselnden Feuer und korrigierte die Hausaufgaben von James Potter. Der saß auf dem Boden, gleich gegenüber von Sirius und machte ausladende Gesten, bei denen er halb umfiel. Mr. Black lachte laut und bellend wie ein riesiger Hofhund, so wie er es immer tat, wenn es echt und von Herzen kam, und klopfte sich so fest auf das Knie dabei, dass es klatschte.

Lächelnd schüttelte Remus erneut den Kopf und senkte den Blick wieder auf das Pergament auf seinem Oberschenkel. „1502 wurde der vermeintliche Muggel da Vinci Krebsinstituteur bei ...“ mussten seine entsetzten Augen da lesen, und prustend entfernte er dieses vollkommen sinnlose Wort mit seinem Korrigier-Kiel. „Potter, kannst du mir mal verraten, was ein Krebsinstituteur ist?“ warf er dem bebrillten Jungen mit dem wirren Haarschopf ein zusammengeknülltes Bonbon-Papier an den Kopf, aber dafür erntete er nur ein verwirrtes Achselzucken. „Wenn ich's wüsste ...“ entschuldigte sich James mit weit aufgerissenen Augen, seine Erzählung des Quidditch-Matchs der Falmouth Falken gegen die Tutshill Tornados unterbrechend.

Die augenblicklich folgende Kopfnuss von Sirius nahm er regelrecht gelassen hin. Immerhin hatte er sie offenbar verdient, wenn selbst Peter amüsiert kicherte und dreinschaute, als habe er soeben verkündet, der goldene Schnatz hätte Beine. „Das heißt 'Chefingenieur', du Dorfdepp!“ rief Black aus und konnte es kaum fassen. James quietschte schnippisch, stemmte die Fäuste in die Hüften und richtete sich im Schneidersitz auf. „Ach ja, das weißt du, ja? Und was ist das, bitte schön?“ Erwischt. Sirius hatte keinen blassen Schimmer. Die Lider genauso hochreißend und angespannt den Kopf auf seinem Hals vorschiebend hob er die offenen Handflächen. „Woher zum Teufel soll ich das wissen?!“

Remus, etwas über seinen Kameraden, rieb sich das Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und kicherte vor sich hin, wie er sich diesen kleinen Disput betrachtete. „Da sitzt unsere Intelligenzbestie!“ erinnerte Sirius, heftig auf den 13jährigen deutend, und augenblicklich starrten alle Drei auf dem Teppich Hockenden den Ältesten an, um eine Erklärung von ihm zu erhaschen. Lupin hatte doch Muggelgroßeltern. Der musste doch wissen, was für bekloppte Bezeichnungen die für ihre Berufe benutzten und was so ein Chef-Dingsda überhaupt machte. Aber Remus tat ihnen den Gefallen nicht. Sie nicht mal richtig ansehend, murmelte er sich nur etwas in den Kragen und widmete sich wieder der aufwendigen Korrektur dieses nicht wirklich mit Liebe gestalteten Pergaments.

Naja, er musste James da schon irgendwo recht geben: Geschichte, so wie es in Hogwarts unterrichtet wurde, war wirklich nur zum Einschlafen. Und das war so schade! Ein überaus interessantes Fach, und dieser Professor (man musste sich das mal reinziehen: Ein Geist! Gestorben und hatte es nicht mal gemerkt!) machte daraus „Schäfchen Zählen mit Binns für Einsteiger“. Bei dem Gedanken daran, diesen Unterricht noch sieben Jahre ertragen zu müssen, hatte Peter einen ausgesprochen lebensechten Kotzkrampf simuliert, über den sie dann wenigstens eine Stunde lang hatten lachen können. Praktisch daran war allerdings, dass man sich hervorragend mit anderen Dingen beschäftigen konnte, denn Binns bemerkte weder Unterhaltungen noch konnte er sich Namen gut genug merken, um den Richtigen zu bestrafen, sollte er sich doch einmal gestört fühlen.

Auch wenn er das von sich selbst nie erwartet hätte: Remus nutzte die Geschichtsstunde für gewöhnlich damit, in den ersten fünf Minuten den gesamten Stoff vorzuarbeiten und in den restlichen 45 Minuten Zeichnungen seiner Umgebung anzufertigen oder sich Flüche und Gegenflüche auszudenken, die er später seinen Freunden beibrachte. Gott sei Dank beherrschte mittlerweile jeder von ihnen die Basics an Reparier- und Wiederherstellungszaubern ...

Astronomie dagegen war so richtig nach seinem Geschmack: Berechnungen, Vorausplanungen, exakte Bestimmungen und sorgfältige Beobachtungen, das liebte er! Und nachts auf dem höchsten Turm des Schlosses herum zu kriechen, dagegen hatte kein einziger Schüler etwas einzuwenden. Immerhin war das auch so ziemlich das einzige wirkliche Abenteuer, auf das man stoßen konnte. Wenn man sich an die Regeln hielt, hieß das. Noch ein wenig mehr grinsend rutschte Remus in seinem Sitz zurück und lehnte sich fester gegen die Ecke aus plüschigem Polster.

Lange würde er es bestimmt nicht mehr aushalten, Nacht für Nacht friedlich und ohne zu Murren in sein Bett zu steigen. Und so wie es James und Sirius in den Fingern juckte, würden sie ihn sowieso nicht lassen. „Ohne die 'Karte',“ hatte Black gemeint und ihm dabei fest in die Brust gepiekst, „stolper' ich definitiv nicht nach Zapfenstreich durch die Korridore!“

Schon tagsüber war es leicht genug, sich innerhalb der sieben Stockwerke mit den unzähligen Gängen und noch mehr Türen und verschieblichen Treppenfluchten zu verlaufen. Und wusste der Himmel, ob man nicht aus Versehen in einem der angeblich verborgenen Geheimwege landete. Und was dann? Da würde sie nie jemand finden, falls sie verloren gehen würden. Und Peter hatte außerdem viel zu viel Bammel vor einem hysterischen Anfall seiner Mutter. So würde die nämlich reagieren, hatte er gemeint. „Erst, weil ich verschütt bin, dann weil ich rausfliege.“ Und er hatte mit seinen großen, wässrigen Augen gerollt und angeödet gestöhnt.

James schien das überhaupt nicht zu kratzen. So weit Remus das mittlerweile verstanden hatte, war Potter zuhause das „Engelchen“, das keiner Fliege was zuleide tun konnte. Einfach gesagt: Er konnte Scheiße bauen von Hogwarts bis Timbuktu und würde trotzdem noch mehr Weihnachtsgeschenke kriegen als ein ganzes Kinderheim zusammen. Wohingegen Sirius kategorisch den Zorn seiner Eltern heraufbeschwören musste. Und sei es nur, um sie zu ärgern.

Kräuterkunde war langweilig, weil Remus mit seiner Mutter im Garten ihres Hauses in Nether Poppleton schon die gängisten magischen Pflanzen und Pilze angepflanzt und aufgezogen hatte, bevor er überhaupt hatte schreiben können. Aber auch leicht verdiente gute Noten sollte man nehmen wie sie kamen. Und obendrein war Professor Sprout ganz vernarrt in ihn. Wieso, da war er sich nicht ganz sicher, doch es war ihm auch schnurz.

Verwandlung auf der anderen Seite machte enorm Spaß. Das hatte er schon immer klasse gefunden. Und Professor McGonagalls Show, die sie gleich in der ersten Stunde abgezogen hatte, ihr Sprung auf den Tisch als Katze, das war einfach irre gewesen. Die strenge Hauslehrerin von Gryffindor war ein Animagus, ein eingetragener Gestaltwandler, eine Eigenschaft, die er nur zu gern beherrscht hätte. Wenn auch lieber in die andere Richtung. Schade drum, dass es sich bei dem Zauber um ein enorm kompliziertes Konstrukt aus Verwandlungszaubern, Bündelungsmagie, uralter Runen- und Zeichenkunde und Zaubertränken handelte. Denn mit Letzterem konnte Remus nun gar nichts anfangen.

OK, er war nicht so ungeschickt wie Peter, der sich gleich in der ersten Woche Furunkeln auf die Finger gehext hatte mit seiner missglückten Mixtur. Und er hielt sich auch an die aufgeführten Rezepte (was Sirius anscheinend partout nicht über sich brachte), aber irgendwie hatte er kein Händchen dafür, die exakten Portiönchen zusammen zu mischen. Seine Hände zitterten vielleicht zu sehr, oder er konnte einfach nicht zählen, wenn's ans Umrühren ging. Nein, Zaubertränke war nicht seins. Und Professor Slughorn strafte sowas einfach nur mit Nichtbeachtung. In der Notenvergabe war der unglaublich dickliche Mann mit dem schütteren, sandfarbenen Haar fair, aber so richtig sympathisch finden konnte Remus ihn nicht. Horace Slughorn hatte eine so offensichtliche Schwäche für bekannte Namen und Berühmtheiten, dass selbst ein Haufen 11jährige ihn zu manipulieren verstand.

Nur eine Sache gab es offenbar, die ihm außerdem imponieren konnte: Talent! Und trotzdem übersah er ausgerechnet einen Schüler seines eigenen Hauses, Slytherin, regelmäßig: Severus Snape. Gut, OK, Sev hatte keinen Onkel im Ministerium und keine Oma, die ein Buch geschrieben hatte, aber seine Fertigkeiten mit Messspatel und Silbermesser waren grandios. Während die anderen Schülerinnen und Schüler noch an der Temperatur ihrer Kessel feilten, dampfte das Gebräu von Severus bereits in exakt der Form und Farbe des Endproduktes. Mehr als die entsprechenden Punkte für Slytherin bekam er dafür allerdings nicht. Und das lag vermutlich an dem Tisch, den er sich ausgesucht hatte:

Aus irgendeinem völlig unverständlichen Grund hatte Severus Snape ohne zu zögern zugestimmt, als Lily Evans vorgeschlagen hatte, die Kräuterkunde-Konstellation auch in Zaubertränke fortzuführen. Ehrlich gesagt hatte Remus nie das Gefühl gehabt, Severus hege auch nur die kleinsten freundschaftlichen Gefühle für ihn oder erkenne seine in allen anderen gemeinsamen Fächern überlegenen Leistungen irgendwie an. Und trotzdem wollte er offenbar lieber mit ihm an einem Pult arbeiten als mit einem seiner Freunde aus dem anderen Haus.

Innehaltend trommelte Remus sich mit dem gefiederten Ende seines Kiels auf dem rechten Knie herum, das über den Rand des Sofas hinaus lugte. Mit gerunzelter Stirn grübelte er einen Moment darüber nach, wieso das wohl so sein mochte oder welche Beweggründe Lilys schweigsamer, verschlossener Kamerad haben mochte. Zu einem Ergebnis kam er jedoch nicht.

Nun wie auch immer: Severus stand mit ihm und Lily an einem Tisch in Zaubertränke. Und genau deshalb war er für Slughorn trotz seines Könnens eine Randerscheinung. Denn Lily Evans, das Muggelkind, war in diesem Fach einfach unschlagbar! Rezepte? Interessierten sie nicht! Lily hatte ein Gespür für die Zutaten, verstand instinktiv ihre Bedeutung für einen Trank, erfühlte regelrecht die passende Dosis und verfeinerte ihre Mischungen mit zusätzlichen Ingredentien, die selbst den erfahrenen Tränkemeister Slughorn in höchstes Erstaunen versetzten. Sie hatte sich direkt und ohne Umwege eine breite Prachtstraße mitten ins Herz des Professors gekocht. Und mit einem Mal war für den eingefleischten Slytherin, einen Vertreter der Auffassung, dass richtig gute Zauberer Rein- oder zumindest Halbblüter sein müssten, die Herkunft nicht mehr wichtig. Weil es Lily Evans gab.

Lächelnd schüttelte Remus geistesabwesend den Kopf und entfernte einen weiteren heftigen Schnitzer aus James' Hausaufgabe. Das war schon ein tolles Mädchen. Ohne Lilys zugeflüsterte Hilfestellung wäre er jedenfalls in Zaubertränke völlig untergegangen. Das lag ihm wirklich nicht. Aber Verteidigung! Oh ja! Sein unschlagbares Lieblingsfach! Was Lily in Tränke vollbrachte, das sickerte Remus in Verteidigung gegen die Dunklen Künste quasi nur so aus den Fingern! Sicher, das lag auch daran, dass Vater immer besondere Betonung und großen Wert auf die Ausbildung in diesem Bereich gelegt hatte, und wenn er gedurft hätte, wie er konnte, wäre Professor Keigwin sicher der spitze Hut hochgeflogen.

Remus beherrschte längst die einfacheren Gegenflüche und Entwaffnungszauber, kannte sich bestens aus mit harmloseren Kampfattacken und Verteidigungen. Und nicht nur das: Jede neue Erkenntnis, jedes noch so winzige Detail vermochte er zu integrieren und augenblicklich umzusetzen wie ein Akrobat, der seine Nummer erweiterte, die er von Kindesbeinen an trainiert hatte. Ein ums andere Mal musste er sich bei Keigwins vor allem praktischem Unterricht daran erinnern, seine Flüche laut auszusprechen, statt nonverbal zu üben, wie er es zuletzt daheim gemacht hatte. Magische Wesen aller Art konnte er bekämpfen, wusste mehr über Pixies und Hinkepanks als es für ihn gut sein konnte. Professor Vanora Lasair Keigwin, eine sehr alte, aber ausgesprochen rüstige Hexe, schlank und hochgewachsen, versuchte jedes Mal, wenn er sich meldete, nicht zu lächeln. Es misslang ihr immer häufiger, und unter den Lehrern war das bereits Tischgespräch Nr.1.

Wie die Zeit verging, das bekam Remus gar nicht mit. Mittlerweile hatte er James' Pergament drei Mal durchgelesen und sämtliche Fehler korrigiert, sogar die, die er eigentlich hatte stehen lassen wollen, damit es nicht zu offensichtlich war. Aber vermutlich würde Binns das eh nicht merken. Immerhin lief der 11jährige mit der runden Brille bei ihm unter mindestens fünf verschiedenen Namen: Patterson, Perkins, Pommeroy, Penwick oder Pritcher, aber niemals Potter.

Dass es still geworden war im Gemeinschaftsraum, ging ebenfalls völlig an Remus vorbei. Seine drei Freunde hatten es sich auf dem langen Perserteppich vor dem Kamin gemütlich gemacht. Auf den einen Ellbogen gestützt, wischte Sirius sich die dunklen Locken aus der Stirn, während James lautstark gähnte und nicht mal mehr über Quidditch reden wollte, was sonst eines seiner absoluten Dauerblabla-Themen darstellte. Peter hockte noch immer im Schneidersitz, halb eingeduselt, halb in seinen eigenen Gedanken und nach vorn gebeugt ein wenig schräg hinter den beiden, spielte mit seinen kurzen Fingern und beobachtete Remus bei der Arbeit.

Das Feuer in der offenen Brandstelle war so heruntergebrannt, dass es nur noch gelegentlich knisterte, doch es flogen keine Funken mehr, und die Flammen flackerten kaum noch empor. Eine warme, dämpfende Dunkelheit legte sich über den ansonsten leeren Raum, wo alle anderen Schüler schon zu Bett gegangen waren. Beinahe wie zuhause war das, im Winter, wenn die kalten Winde von Yorkshire über die Penninen herunter kamen und Schnee aus Schottland mitbrachten. Nur bekam er dort nicht solche Fragen gestellt.

Fast in Schnappatmung Luft einsaugend, drückte Peter das Kreuz durch, immer noch die Hände im Schoß ineinander verdreht. „Remus, wieso gehst Du nicht zum Flugunterricht?“ Und das Feuer hörte endgültig auf zu knacken. Sirius ließ seine Haare los, James verharrte mit offenem Mund in einer ungeheuer unangenehmen Haltung mit den Armen hinter dem Kopf verschränkt und halb vom Boden abgehoben. Alle Augen waren auf Remus gerichtet, der sofort das Trommeln des Federkiels auf sein Knie einstellte. Mit versteinerter Miene und hervortretenden Kiefermuskeln, schien er einen Moment zu brauchen, um die Frage überhaupt zu verarbeiten.

Klar. Sie alle mussten sich das gefragt haben. Wahrscheinlich hatte das halbe Haus darüber gesprochen, dass Remus Lupin vom Besenfliegen befreit war und an Madame Hoochs Lehrstunden nicht teilnahm. Sowas hatte es noch nie gegeben. Flugunterricht war ein Pflichtfach für Erstklässler genau wie VgddK, Verwandlung oder Zauberkunst. Aber vielleicht war Lupin einfach in Allem eine Ausnahme. Immerhin war er der erste 13jährige in der Anfangsklasse. Und er hatte es niemandem erklärt, außer diesen drei Jungs hier und einem kleinen, stillschweigenden Mädchen und ihrem Grundschulfreund.

Zögerlich wog Remus den Kopf hin und her und unterdrückte den Wunsch, sich die Flanke zu halten. Manchmal, erst recht, seit er hier in Hogwarts war, musste er das ab und an tun, um sich daran zu erinnern, dass das Ding noch da war. Ohne es zu wollen, hatte Peter ihn soeben in seine harte Realität zurückgeholt, und er schnaufte fast belustigt. Er hatte es wirklich vergessen. Wie ein ganz normaler Junge war er sich hier vorgekommen. Nicht anders als all die Anderen. Aber es stimmte eben nicht. Das altbekannte Zwicken im unteren Rücken und das heftige Brennen im Gesicht machte sich wieder bemerkbar, als wäre es durch Erinnerung an- und abschaltbar. Bis Vollmond waren es noch vier Tage.

Hitze schoss ihm in den Kopf, und eine Schwäche befiel seine Muskeln, dass ihm augenblicklich die Finger zu zittern begannen. Man konnte regelrecht dabei zusehen, wie die so fein und durchscheinend gewordenen Ringe unter seinen Augen wieder tiefer wurden und sich deutlicher in das jugendliche Gesicht gruben. Nur im Augenwinkel nahm er wahr, wie James tadelnd die Stirn kraus zog und Peter einen Klaps mit der flachen Rückhand auf den Oberschenkel verpasste. Nur seine Frage konnte es gewesen sein, die aus dem vorhin noch fröhlichen und zufriedenen Freund einen grauen alten Mann gemacht hatte. Sirius schüttelte den Kopf und schaute Peter an, als wolle er ihm eine reinhauen. Verlegen, beschämt, duckte sich der Pummel zwischen die eigenen Schultern und zuckte entschuldigend die Achseln. Das hatte er wirklich nicht gewollt.

Er konnte doch nun ehrlich nichts dafür, hatte sich bestimmt nur Sorgen gemacht. Welcher Junge würde schon freiwillig auf den Flugunterricht verzichten? Sich durchringend, stob Remus Luft durch die Nase aus und machte eine saloppe Geste mit der Hand. Aber die Zeichen von zurückgekehrter Unruhe blieben bestehen. „Ich hab' euch doch erzählt, dass ich krank war,“ erinnerte er sie mit belegter Stimme. Diese so deutliche Heiserkeit, die eher zu einem Erwachsenen passte als zu dem schmächtigen Jugendlichen, trat für ihre Ohren irgendwie mehr heraus als in den vergangenen Tagen.

Er räusperte sich gleich und versuchte, sie zu verdrängen. Es gelang ihm nicht. Ohne ein Wort zu sagen, nickten alle Drei bloß und schluckten hörbar. „Wenn ich,“ fing Remus an, überlegte, wie er das am besten ausdrücken konnte und fuhr dann fort, „wenn ich auf einem Besen reite, habe ich schnell Schmerzen und ...“ Das musste reichen. Ein Grund, der gut genug war. Den zweiten Satz, den er hatte anführen wollen, die wichtigere Angelegenheit, die behielt er lieber für sich. Das war kein toller Gesprächsstoff so kurz vor dem Schlafengehen. Es würde schwierig genug werden, ihnen diese Tatsache vorzuenthalten, wenn der fünfte Abend dieser Woche gekommen wäre und er sich die lange, weiße Mullbahn um den Körper würde schlingen müssen.

Die Stille, die erneut aufgekommen war, zerreißend, seufzte Remus und schlug sich auf das ausgelagerte Knie. „Und deshalb fliege ich nur, wenn es nicht anders geht.“ Ihr kollektives Nicken folgte auf dem Fuße, und plötzlich lächelte Peter und zuckte schon wieder mit den Schultern. „Ich auch!“ verkündete er beinahe stolz. „Fall' immer runter!“ Sirius brüllte los und James fiel sofort ein, während Remus einen halben Herzschlag länger brauchte. Oh Gott, Peter war einfach köstlich! Sich vornüber kippen lassend, plumpste der Älteste vom Sofa herunter, und die Vier kugelten minutenlang auf dem Teppich herum, bevor Black sich als Erster wieder aufrichtete und sich die Lachtränen abwischte.

Klatschend schlug James dem dicken Peter auf den Rücken und wiederholte ununterbrochen ein kicherndes „unglaublich, Pettigrew, unglaublich!“ Der schüttelte sich immer noch in einem unhaltbaren Lachanfall ob seines eigenen blöden Spruchs und konnte anscheinend selbst kaum fassen, was für ein peinliches Geständnis er da gerade gemacht hatte. Und trotzdem lachten die Jungs nicht über, sondern mit ihm.

Ein Blick auf die Uhr und diese herrliche, so rasch zurückgekehrte Freudenstimmung, veranlassten Remus dazu, die Segel zu streichen. Zeit fürs Bett. Auf die Knie gestützt, sammelte er Pergament, Tintenfass und Federkiel ein, stemmte sich auf die Füße und reckte sich gähnend. „So, Jungs: Die Bettwanzen sind hungrig!“ forderte er sie auf, was ausnahmsweise nicht mit Murren und „ja, Pa!“ Gemurmel ablief. Freiwillig und ohne Widerrede bewegte sich der übliche Tross in Richtung Wendeltreppe hinauf ins Turmzimmer. Noch im Gehen überreichte Remus dem müde blinzelnden James seine fertig gestellte Hausaufgabe für Geschichte der Zauberei, der im ersten Moment gar nicht begriff. Sich die Brille zurecht rückend erinnerte er sich doch noch. „Ah! Exzellent!“ rief er aus und umarmte Remus halb im Treppensteigen mit einem Arm. „Danke dir, Mann,“ war er wirklich froh über diese Unterstützung, und damit fiel die Tür hinter den Vieren ins Schloss.


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Wir müssen lernen, mit Menschen auszukommen, die anders sind als wir. Wenn sie das Herz auf dem rechten Fleck haben, spielt es keine Rolle, woher sie stammen.
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