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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Wer sucht schon Snivellus?

von Teekon

Wie vom wilden Affen gebissen rannten die vier Jungen die endlosen Gänge hinunter, brüllten dabei vor Lachen und schlitterten über Treppenabsätze. Nicht, weil sie es eilig gehabt hätten. Sondern einfach, weil Jungs in dem Alter gerne rasten. Ohne Rücksicht auf Verluste umrundeten sie Ecken, indem sie sich an den Kanten der Steine festhielten, die aus den Wänden herausschauten, liefen Slalom um kleine Grüppchen von älteren Schülerinnen und Schülern herum und brezelten beinahe in die ein oder andere Ritterrüstung auf ihrem Weg. Dabei hielten sie ihre zum Bersten mit Büchern gefüllten Glattleder-Ranzen entweder so weit von ihrem Körper weg wie möglich, um ihn nicht ständig abzukriegen, oder fest gegen den Brustkorb gepresst.

Vorne weg platschte Sirius Black mit seinen für sein Alter viel zu großen Füßen, das Hemd halb aus der Hose hängend und der nun farblich verzierte Pollunder mit dem V-Ausschnitt halb schräg angezogen. Bei jeder Kurve wedelte er theatralisch mit den Armen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, während James Potter, keine zwei Yards hinter ihm, mit Müh' und Not abbremste, damit er nicht über ihn hinweg purzelte. Die immer wirren Haare sahen so kurz nach dem Aufstehen noch wüster aus als sonst, und die Brille hing ihm schief auf der Nase, weil er sie bei seinem letzten Sprung die fünf Stufen ins Erdgeschoss hinunter nicht wieder richtig hatte hochschieben können.

Dicht gefolgt von Remus Lupin, der gerade nach dem untersten Pfosten des Geländers griff, an dem er sich um die Ecke schwingen konnte, juchzte der walisische Junge in der Tonlage einer alten Jungfer. Keine Spur von Humpeln oder Nachziehen des Beines zeigte der 13jährige, wenn er so rannte, und von hinten Kommandos brüllend, gab er die Richtung vor. Mit hochrotem Kopf, völlig aus der Puste und schnaubend wie ein kleines Walross, bildete Peter Pettigrew die Nachhut. Vor lauter Lachen bekam er kaum einen Fuß vor den anderen gesetzt und stolperte mehr als dass er lief. Beide Daumen fest in die Gurte seiner Schultasche gesteckt, drückte er den Rücken durch und setzte zum Sprint an, was ihn kaum eine Mannslänge später voll auf die vorderen Jungen auflaufen ließ.

Wie Domino-Steinchen nach vorne geworfen, musste Sirius an der Spitze einen Ausfallschritt machen, damit er nicht umfiel, und James bedeckte seine gesamte untere Gesichtshälfte mit einer Hand, um das Lachen zu unterdrücken. Peters Bäuchlein im Rücken, James' konfuses Haar in der Nase, gab Remus ein halb grunzendes, halb prustendes Geräusch von sich und ordnete rasch seine völlig aus der Form geratene Robe. Mann, Mann, die dunkelrot und goldgelben Streifen an den Revers und Bündchen des Pullunders hatten schon was für sich, bemerkte er dabei erneut, wie es ihm schon beim Anziehen aufgefallen war. Alle ihre Schulkleidungsstücke trugen nun die unmissverständlichen Abzeichen ihres Hauses. Die Robenkapuzen waren mit bordeaux-farbenem Stoff gefüttert, das Wappen mit dem steigenden Löwen darauf prankte auf der linken Brust. Die Krawatten, die bei drei der vor der riesigen doppelflügligen Tür verharrenden Jungs sowieso total schief gebunden waren, leuchteten weithin zwischen den hellen Kragenspitzen der weißen Hemden. Ja, das machte schon dick was her!

Sich räuspernd und aufrichtend schüttelten die vier neuen Gryffindors ihre Schultern aus und trieben die Hitze aus ihren Köpfen, gaben sich alle Mühe, ihre schweren Taschen einigermaßen ansehnlich zu tragen und stapften wie die Sieben Zwerge auf Heimaturlaub einer nach dem anderen durch das Seitentor und in die Große Halle. Hier herrschte bereits reges Leben, denn sie waren wahrhaftig pünktlich zum Frühstück erschienen. Überall tummelten sich Kinder und Jugendliche jeglicher Altersstufen, Mappen und Taschen neben sich auf den Bänken oder noch unter die Arme geklemmt, futterten und redeten vor sich hin. Da war ein Summen und Brummen von Stimmen in dem Saal wie von Tausenden kleinen Hummeln und Bienen in einer Wiese voller Wildblumen. Die Tische, wie gestern abend beim Festessen, quollen über vor Tellern und Schüsseln mit allen Zutaten eines guten, britischen Frühstücks, wie keiner auch nur irgend etwas vermissen konnte. Schluckend stellte Remus fest, dass ihm das Wasser im Mund zusammenlief, und ohne es richtig zu wollen, verpasste er James vor sich einen kräftigen Schubs, damit der sich endlich in Bewegung setzte.

Im gleichen Moment langte auch Potter nach vorn und schob Black an, doch das war gar nicht nötig. Offenbar konnte Sirius auch schnelles Tempo vorlegen, ohne dabei wie ein Wahnsinniger zu rennen, herumzufuchteln und zu schreien, so bald wie er am anderen Ende der Halle am Tisch von Gryffindor angekommen war. Die Tafel war gut besetzt in einem herrlichen Durcheinander. Hier ein paar Erstklässler, dort ein Haufen 15jähriger, hier noch Schüler aus der dritten Klasse und da dann wieder NEWT-Studenten. Auf halber Länge öffnete sich eine Lücke, die genug Platz bot für die Vier, und darauf aufmerksam machend, schlug Sirius seinem Hintermann mit der flachen Rückhand gegen die Brust. Hastig nickend wischte James ihn regelrecht vor sich her und zwängte sich zwischen die breiten Rücken von einigen Hufflepuffs.

Wie sie letztendlich auf ihre Sitze gekommen waren, merkten sie selbst kaum, aber schließlich baumelten Peters kurze Beinchen neben denen des bebrillten 11jährigen, während die zwei größten Jungen zur Wand hin Platz genommen hatten. Quer über den Tisch langend, tat Sirius sich bereits an Speck, Tomaten und Pilzen gütlich, und Remus goss sich eine große Tasse Kürbissaft ein, den Teller mit Toast und Eiern mit einer Hand festhaltend. Peter strahlte über das ganze Gesicht, das noch immer rot vom Laufen war, und stocherte in seinem Porridge herum, als habe er ihn völlig vergessen.

Ihnen allen fiel es schwer, sich auf das Frühstück zu konzentrieren, wo alles so neu und aufregend war, und mit vollem Mund und dicken Backen um sich schauend gab James ein verdammt blödes Bild ab. Fast hätte er die Corn Flakes wieder ausgespuckt bei dem vernichtenden Blick, den er da den Gang zwischen den Tischen hinunter zugeworfen bekam. Die konnte doch nicht immer noch sauer sein wegen diesem komischen Schleimbeutel mit den fettigen Haaren? Aber offensichtlich hatte Lily Evans keinesfalls so schnell ihre Abneigungen abgelegt.

Mit wippendem Haar und springendem Rock war sie zunächst von der Bank aufgestanden und zwischen den Hufflepuffs und Gryffindors hindurch in seine Richtung gehüpft, in der Hand ein zugeschnittenes Stück Pergament, das eindeutig beschriftet war. Das junge Sonnenlicht eines goldenen Herbstages war durch die hohen Scheiben auf ihre kupferfarbenen Wellen gefallen und hatte sich wie kleine Fünkchen darin gefangen, und wo sie dazu so ungeheuerlich lächelte, mochte man glatt behaupten, es gäbe echt hübsche Mädchen und das wäre irgendwie von Bedeutung. Sogar Peter hatte der Mund offen gestanden. Allerdings hatte sie dann wohl begriffen, wen sie da vor sich hatte, und die hellen, mandelförmigen Augen waren ganz klein und dunkel geworden.

Mittlerweile, keine drei Schritte entfernt, hatte sie eine Braue steil nach oben gezogen und die Lippe sacht geschürzt, als hätte sie den Geruch von Kuhdung in der Nase. Wieso kam sie denn dann trotzdem noch hierher?
Sich schon zu ihr herumdrehend, versuchte James krampfhaft, seinen Mund leer zu kriegen, was ihm nicht nur misslang, sondern ihm auch kurzzeitig den Atem nahm und deshalb erst recht eine entsprechende Eröffnung unterband.

Auf dem Punkt genau vor seinem Platz, wo er saß, gut anderthalb Köpfe über Peters spitzen Öhrchen, vollführte sie eine halbe Pirouette und wandte sich der Wand zu, nicht ohne James mit einem angeekelten Seitenblick zu bedenken. Und prompt kehrte das fröhliche Strahlen in ihr Gesicht zurück, und die Haare flogen von der raschen Bewegung. „Hi, Remus!“ flötete sie und weckte den Jungen damit aus seiner aufmerksamen Betrachtung von Professor Flitwicks drittem Anlauf, auf seinen Stuhl zu gelangen.

Blinzelnd, die Hände hektisch auf der Tischplatte vor sich zusammenlegend, schob er den Kopf etwas nach vorn und hob fast im nächsten Herzschlag die geduckte Haltung wieder auf, als er erkannte, wer das war. Das Lächeln sprang genauso schnell auf sein Gesicht wie zuvor auf ihres. „Hallo, Lily!“ freute er sich, sie zu sehen und leuchtete sie regelrecht an. Sie wippte auf den Fersen vor und zurück und zückte das Pergament so plötzlich, als fiele ihr gerade erst wieder ein, dass sie es dabei hatte. „Ich hab' hier unseren Stundenplan für Dich!“ verkündete sie und saugte an ihrer Unterlippe.

Die Miene von Sirius Black war göttlich: Die linke Wange aufgeblasen, die Lippen übereinander geschoben und die Brauen hochgezogen, kippte er das Kinn in Richtung Brustbein. Von unten her beguckte er sich diese Szene und schüttelte irgendwann leicht, aber ohne Unterbrechung den Kopf. Die war echt nicht ganz gar. Mädchen ...

Remus allerdings streckte einen zögerlichen Arm aus und nahm das Stück Pergamentpapier entgegen. „Oh danke, das ist nett vor Dir!“ konnte er es kaum fassen, dass jemand sowas tat. Trotzdem schien er sich erst gar nicht so recht für die Tabelle zu interessieren, bis Lily sich halb über den Tisch beugte und von oben mit dem ausgestreckten Zeigefinger herunter deutete. „Siehst Du: Wir haben gleich als Erstes Zauberkunst!“

Das blöde Gekicher von Peter, das wirklich zum Lachen vollgestopfte Gesicht von James und erst recht das aufdringliche Knuffen von Sirius neben sich ignorierte Remus völlig. Ein kleines Bisschen ärgerte er sich sogar darüber, aber er schluckte es einfach runter. Immerhin wusste er nicht mit Sicherheit, wie es zu diese Sache zwischen Lily und den beiden Jungs im Zug gekommen war, und außerdem durfte er eins nicht vergessen: Sirius, Pete und James waren zwei Jahre jünger als er. Und vielleicht zeigte sich dieser Unterschied eben so.

Obendrein hatte er ganz andere Sorgen. Denn Lily war eindeutig bedrückt. Das konnte man meilenweit gegen den Wind riechen. Da waren winzigste horizontale Fältchen auf ihrer weichen Stirn, und ein feiner Schleier lag über dem Strahlen der grünen Augen. Selbst die Brauen zusammenschiebend, breitete Remus den neuen Stundenplan sorgfältig zwischen seinem Teller und dem Rand des Tisches aus.

„Hast Du Sev heute schon gesehen?“ fragte er aufs Geratewohl. Bingo. Das war offensichtlich ein Treffer ins Schwarze. Lily sackte regelrecht in sich zusammen und plumpste auf den Platz, den Peter auf eine wischende Bewegung von Remus hin für sie machte. Dabei hüpfte er selbst beinahe auf James' Schoß, und der war davon wenig begeistert.

Ihre Ellbogen schlugen mit einem dumpfen Geräusch auf der Tafel auf, wie Lily sich darauf abstützte und ihr Kinn auf die inneren Handgelenkswurzeln legte. Mit vorgeschobener Unterlippe schüttelte sie fest den Kopf, dass ihre Haare flogen. „Ich weiß nicht mal, wo er denn überhaupt geschlafen hat,“ beschwerte sie sich und warf erneut einen Blick hinüber zum Slytherin-Tisch. Keine Spur ihres Freundes von daheim.

Remus hatte keine Ahnung, wie er es ihr leichter machen oder was er überhaupt hätte sagen können. Die Schultern vorsichtig zuckend, stierte er einen Moment auf den vor sich ausgebreiteten Stundenplan, der ihm seine neuen Fächer und die dafür vorgesehenen Zeiten verriet, ebenso wie die der Erstklässler aus den anderen Häusern. Farbig eingerahmt waren die jeweiligen Klassen, und wenn er sich das so betrachtete, gab es da sehr viel Blau/Gelb und Rot/Grün, und da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Hastig aufschauend lächelte er schon wieder. „Aber ich glaube, wir haben viele Kurse gemeinsam mit den Slytherins!“ wies er sie darauf hin, dass Severus gar nicht so weit weg sein würde.

Ganz erschrocken, die eine vor Erleichterung und Freude, die anderen vor Grauen und Schock, richtete sich die gesamte kleine Gruppe am Tisch von Gryffindor auf. „Ehrlich?“ quietschte Lily, während Sirius rasch neben sich griff und Remus den Plan aus der Hand grabschte. James warf sich regelrecht über all die Schalen mit Pilzen und Gebackenen Bohnen, und Peters Krawatte tunkte in den Porridge vor ihm, wie er sich auf die Knie stürzte, um ebenfalls etwas sehen zu können.

„Ja! Heute nachmittag haben wir schon Kräuterkunde zusammen, und am Mittwoch die erste Doppelstunde Zaubertränke!“ brabbelte Remus weiter, und die dunkelbraunen Augen von Sirius Black huschten angestrengt über die Tabelle auf dem Pergament.

Er hatte recht! Grüne und rote Umrandungen in Kräuterkunde, Zaubertränke, Verwandlung und Verteidigung gegen die Dunklen Künste! Gleich vier von acht Fächern! Dazu Geschichte und Astronomie mit den Hufflepuffs und Flugstunden und Zauberkunst mit den Ravenclaws. Das konnte kaum bescheidener ausfallen! Zusammenbrechend stöhnte Black, und Pettigrew greinte laut. Sich pathetisch die Haare raufend, knallte James Potter auf seinen Hintern zurück und heulte auf: „Nein! Wieso?!“

Zu Lilys verdattertem Auf- und Zuklappen ihres Mundes lächelte Remus nur verlegen und deutete mit dem Kopf in Richtung seiner Zimmergenossen. Richtig peinlich schien ihm das aber keineswegs zu sein. Ganz im Gegenteil: Lily Evans hätte schwören können, einen winzigen Kniff in seinem Mundwinkel erhascht zu haben, fast der Ansatz eines frechen Grinsens, das so gar nicht zu Remus' schüchternen Augen passen wollte, aber irgendwie gerade deshalb genau dorthin gehörte. Eigentlich hätte sie sich Sorgen machen müssen, fand sie, und hatte dabei die Stimme ihrer Mutter im Kopf. Wusste der Himmel, zu was für einem Quatsch diese durchgedrehten und unhöflichen Jungen den guten, sympathischen Remus verleiten mochten! Und dann dieser seltsame kleine Kerl gleich neben ihr, der war ihr auch höchst suspekt.

Trotzdem stellte sich das Gefühl von Beängstigung nicht ein. Der 13jährige war nicht dumm und schon gar nicht naiv, der konnte schon auf sich aufpassen. Und nicht nur das: Aus irgendeinem Grund hatten diese vier Erstklässler eine Ausstrahlung zusammen. Sie konnte das nicht richtig erklären. Vielleicht später mal, wenn sie alle älter geworden wären. Bei der Zeugnisübergabe ihrer NEWTS wohlmöglich. Am liebsten hätte sie darüber gelacht, wie sie sich das Bild vorstellte. Black würde sicherlich gröhlen. Und Potters Brille säße schief. Und Peter würde auf dem Boden im Schneidersitz dazwischen hocken. Während Remus mit der einzigen bunten Quaste an seinem schwarzen „Mörtelbrett“ zwischen diesen Trotteln endlich offen grinsen würde.

„Lily! Kommst Du?“ rief die Stimme eines anderen Mädchens vom Gang herunter. Ihre Freundinnen standen bereits beisammen, warteten auf sie zwischen den langen Haustischen und der quer gestellten Tafel, an der die Lehrer saßen. Aufschauend warf die rothaarige 11jährige einen fragenden Blick hinüber und bekam zur Antwort ein Klopfen gegen eine Armbanduhr zu sehen. „Zehn Minuten,“ erinnerte man sie an den Beginn ihrer ersten Unterrichtsstunde in Hogwarts, und sofort riss sie die Lider auf. „Ich muss los!“ erklärte sie überflüssigerweise und stemmte sich auf die Füße. „Bis nachher, Lily,“ grüßte Remus und wunderte sich darüber, wie schwierig es ihr offensichtlich jedes Mal fiel, sich zu verabschieden. Lily Evans winkte lieber einfach, wischte sich eine Strähne aus dem Gesicht und hüpfte davon.

Endlich schaffte James es, sich zu beruhigen und auch das letzte bisschen an Corn Flakes herunter zu schlucken. Sirius starrte derweil immer noch ungläubig auf den Stundenplan und schüttelte unablässig den Kopf, während Remus seine Gabel im Rührei versenkte und sich hastig die letzten Bissen in den Mund schaufelte. Mit dem Daumen über seine Schulter zeigend, grunzte James. „Magst Du die etwa?“ wollte er von seinem neuen Bettnachbarn wissen, ohne dabei im Geringsten abschätzig zu klingen. Der angewiderte Unterton, den er eigentlich in die Frage hatte legen wollen, kam irgendwie nicht raus. Ganz in sein Frühstück vertieft nickte Remus bestimmt und sprach durch Eier und Speck hindurch: „Hmpf. Mettef Mäfn!“ bestätigte der Älteste von ihnen und brachte James damit nur zu erneutem Kopfschütteln.

Unruhig rutschte Peter auf seinem Hintern herum, schaute sich ohne Unterlass im Raum um und bemerkte nicht zum ersten Mal, daß sich die Große Halle mehr und mehr leerte.

Seinen kaum angerührten Haferbrei von sich wegschiebend, angelte der pummelige Junge nach seiner Tasche. „Hey, sollten wir nicht auch mal langsam ...?“ erkundigte er sich nach den Vorhaben seiner Freunde, in die augenblicklich Bewegung kam. Ihre Teller einfach zurücklassend, schlüpften Lupin und Black unter der Tafel hindurch und schlossen sich den anderen beiden an, die von den Bänken rutschten und gen Ausgang zu schlendern begannen.

Mit erhobenem Zeigefinger zeigte Remus an, dass er noch etwas zu sagen hatte, beförderte die letzten Überreste seines Frühstücks lautstark in seinen Magen und runzelte die Stirn. „Du würdest sie auch mögen, wenn Du sie kennenlernen würdest,“ behauptete er glatt in James' Richtung, und der prustete Luft durch die Nase, als müsse er sich übergeben. Die Daumen in die Revers seiner Robe steckend, schob er die stolzgeschwellte Brust heraus. „Ein Potter gibt sich nicht mit Slytherin-Freunden ab!“ rief er dabei aus wie der Nachtwächter von Salem die Anzahl der verbrannten Hexen des Tages verkündete. Nur das verschmitzte Leuchten in seinen Augen verriet den Scherz.

Trotzdem hatte Sirius das Gefühl, nachdem er sich nun endlich von seinem Schock erholt hatte, er müsse ihm dafür einen reinwürgen. „Ach, James, mein Freund,“ legte er seine Shakespeare-Stimme auf und schlang einen Arm so fest um Potters Schulter, dass der lachen und sich ihm entgegenbiegen musste. „Du hast noch viel zu lernen über das weibliche Wesen!“

Peter brüllte vor Lachen und Remus schüttelte nur den Kopf, seine Mappe unter eine Achsel geklemmt, die dazu gehörige Hand in der Hosentasche, gemütlich auf den Ausgang zur Vorhalle zu schlendernd. Während der Jüngste sich die Tränen abwischte, murmelte er nur im tiefsten Timbre seiner frisch abgesenkten Stimme irgendwas von „bescheuerten Kindern“ und sah dabei aus als träume er von lang geplanten Schandtaten, die mit einem Male zum Greifen nah waren.

„Ha!“ lachte James und schubste Sirius ein wenig, aber nicht fest genug, um ihn von sich herunter zu bekommen. „Und Du weißt das alles schon, ja? Sei mal lieber froh, dass deine Eltern offensichtlich noch zu geschockt sind, als dass sie dir heute schon einen Heuler schicken konnten!“ streckte er ihm die Zunge raus, als die Vier jetzt in einer langen Reihe das Tor durchschritten und den anderen Grüppchen von Erstklässlern in Rot und Grün folgten. Sirius schürzte die Lippen und zuckte die Achseln, jetzt beinahe ein bisschen ernst. Dagegen fragte Peter sich immer noch, ob das überhaupt ging: Sirius Black – mit Sorgenfalten. Nein. Das war vollkommen unmöglich.

„Wenn ich überhaupt einen kriege,“ winkte der 11jährige aus gutem Hause ab. Er konnte sich eigentlich nicht vorstellen, dass sein Vater eine Szene in der Öffentlichkeit riskieren würde. Und Mutters Tirade zu Weihnachten, wenn es das nächste Mal nach Hause gehen würde, klingelte ihm so schon in den Ohren, ohne dass er sie tatsächlich hören musste. Am besten würde er sich gleich freiwillig melden und über die Feiertage hier bleiben. Gut möglich, dass er das eh brauchen würde, zum Lernen oder so. Obwohl er nichts gesagt und seiner Meinung nach auch keinen Fitzel seiner Gefühle gezeigt hatte, drückte James' Linke auf seiner Schulter ihn ein wenig mehr, und der Blick in die Gesichter der drei Jungen, Peter links, James und Remus rechts von ihm, offenbarte ihm freundlich-zuversichtliche Anteilnahme. Das Kneifen in der Bauchregion verschwand sofort, und Sirius grinste wieder, den Gang vor ihnen hinunter deutend.

Da kreischten hohe Mädchenstimmchen, und das Getrappel von rennenden, auseinander stiebenden Füßen mischte sich bald darunter. Der ein oder andere Schüler kam in ihre Richtung zurück gelaufen. Noch bevor sie richtig sehen konnten, was da vor sich ging, verriet das keckernde, schreiende Lachen, um wen es sich handelte. Halb sein Hinterteil durch die Wände ziehend, schwebte Peeves, der Poltergeist des Schlosses, in ausladenden Serpentinen-Schleifen durch den Korridor, heulte dabei wie ein verwundetes Tier und ließ in regelmäßigen Abständen irgendwelche Gegenstände fallen.

Remus grunzte missmutig und seufzte, hob seine Schulmappe über seinen Kopf und duckte sich ein wenig, während Peter kicherte und sich die Hand vor den Mund halten musste, bevor er es ihm gleich tun konnte. Grinsend biss James sich auf die Unterlippe, aber weder er noch einer der anderen drei Jungs verfiel in Panik. Gut geschützt durch ihr dickes Polster aus Büchern, nur halb hinuntergebeugt, um nicht ein so offensichtliches Ziel abzugeben, schlenderten die Vier einfach seelenruhig weiter auf den Klassenraum für Zauberkunst zu.

Aus der offenen Tür stob nun der kaum fünf Fuß große Professor Flitwick heraus und begann, mit quiekender Stimme den Poltergeist anzuschreien. Völlig unbeeindruckt davon brach Peeves in einen beleidigenden Singsang über die Größe des Lehrers aus und wiegte seinen halb durchsichtigen Körper im Takt zu seinem eigenen schiefen Gegröhle. „Der Filius, der Filius, immer auf ein Bänkchen muss! Klein und fein und süß und putzig, unterm Sofa wird er schmutzig!“

Als wäre das hier alles nicht neu für sie, als wären sie schon ewig in dieser Konstellation unterwegs, schlurften vier Jungs mit ihren Taschen über den Köpfen durch die Tür, lachten nicht mal über Peeves oder den verzweifelten Flitwick, sondern redeten nur leise miteinander, während sie im Klassenraum verschwanden und sich gemütliche Plätze in den hinteren Reihen suchten. Die erste Stunde konnte kommen.


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Luna ist auch eine Person, in die ich mich von Anfang an verliebt habe. Sie gibt der Handlung einen wichtigen, neuen Anstrich und sie lässt Harry Dinge anders betrachten. Ich war ihr wirklich von Anfang an verfallen.
Michael Goldenberg