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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Mres. Potter & Black

von Teekon

Remus erkannte sie gleich wieder: Das strenge, herbe Gesicht, umgeben von unwirschen, ergrauten Strähnen, die spitze Nase und die durchdringenden Augen, das war Professor Minerva McGonagall. Heute war sie in volles Ornat gekleidet, nicht wie an dem Abend im Juni, als sie bei den Lupins im Salon gesessen hatte. Die schwarze Robe kratzte leise über die kahlen Steinstufen, auf denen sie ausharrte, und ein hoher Hexenhut krönte ihren Kopf. Darunter verbarg sie mit Sicherheit ihren üblichen festen Dutt. Die halbmondförmige Brille mit dem feinen Goldrand ruhte so weit unten auf ihrer Nasenspitze, dass sie darüber hinweg lugen konnte. Und genau das tat sie nun auch, während sie mit ungeduldigen Fingern auf dem breiten Geländer herum tippte.

Hagrid erreichte den Treppenabsatz und machte eine Bewegung, als wolle er sich vor der eindrucksvollen Hexe verbeugen, statt dessen wackelte er aber nur etwas unbeholfen mit dem Kopf. „Hier ist die ganze Bande, Professor! Fertig zur Übergabe!“ klatschte er erneut in die Hände, die riesige Lampe auf der Balustrade abgestellt. Sie lächelte nicht zurück. „Vielen Dank, Hagrid,“ sagte sie nur langsam und beinahe feierlich, und ein Schlucken ging durch die Reihen der Schüler. Wer noch geredet hatte, verstummte augenblicklich.

Unentschlossen schwankte Hagrid noch von einer Seite zur anderen, bevor er schließlich brummte und wie zu sich selbst nickte. „Ja,“ machte er, nickte erneut und hob seine Laterne wieder auf. „Dann ... alles Gute, ihr Zwerge! Und bis bald!“ winkte er den Erstklässlern zu und wandte sich zum Gehen. Jeder und jede einzelne, egal wie sehr sie sich zunächst erschrocken haben mochten vor seiner Größe, wie abgeschreckt sie gewesen sein mochten von dieser monströsen Gestalt, starrte sehnsüchtig hinter ihm her. Jetzt waren sie in der Obhut der gestrengen Frau. „Willkommen in Hogwarts, Kinder!“ rief sie über all ihre Köpfe hinweg, und für eine Sekunde sah es tatsächlich so aus, als habe sie gelächelt, wie sie all die vielen kleinen, schwammigen Gesichter musterte. An einem blieb sie einen Tick länger hängen, und Remus zeigte rasch, wenn auch schüchtern, die Zähne.

„Ich bin Professor McGonagall, stellvertretende Direktorin der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei, Hauslehrerin von Gryffindor,“ stellte sie sich vor, die Fingerspitzen aufeinander gelegt, und ihr Blick wurde eindringlicher. „Sie werden nun in die Große Halle gehen, wo Sie auf die vier Häuser verteilt werden,“ begann sie, die Prozedur noch einmal für alle zu erläutern, die es vielleicht nicht wussten, also besonders die Muggelgeborenen, und Lily quiekte so leise, dass nur Severus und Remus es hören konnten, die direkt bei ihr standen, der erste eine Stufe tiefer, der zweite gleich neben ihr.

„Es gibt Gryffindor,“ nannte Professor McGonagall ihr eigenes Haus zuerst, worauf das Licht der Fackeln sich auf den gebleckten Zähnen des Jungen mit der Brille so sehr spiegelten, als habe jemand dahinter eine Taschenlampe angeknipst. „Exzellent!“ raunte er seinem Nachbarn zu, aber der langhaarige 11jährige knurrte nur missmutig. „Hufflepuff,“ sagte die Rektorin genauso laut und ließ ebenfalls eine Pause danach. „Ravenclaw.“ Ein paar Mädchen am anderen Ende der Treppe nickten einander heftig zu und drückten sich gegenseitig die Daumen. „Und Slytherin.“ Severus richtete sich in Lilys Rücken auf, während der freche Junge immer mehr in sich zusammensank. „Jedes dieser Häuser bietet unterschiedliche Förderungen von bestimmten Talenten. Welche davon Sie besitzen ...“ Jedes einzelne Gesicht wurde erneut streng und eingehend geprüft.

Kaum einer hielt ihrem Blick länger als einen Lidschlag stand. „Wird sich nun zeigen.“ Professor McGonagall trat beiseite und streckte einen Arm aus in Richtung der mannshohen Eichentür, kunstvoll geschnitzt und mit schwarz gepulverten Scharnieren versehen. Die Kinder setzten sich in Bewegung, mehr stolpernd als gehend, und erst dann übernahm die Lehrerin die Führung.

Die Tore öffneten sich in eine immens große, lange Halle, von einem Ende zum anderen gefüllt mit endlosen Tischen und Bänken, an denen Schüler um Schüler saß, redete, lachte, Geschichten des Sommers quer über die Köpfe hinweg gebrüllt wurden. Weiße Kerzen schwebten entzündet über ihnen in Schleifen, Bögen und Kreisen, und vor Kopf, auf einem erhöhten Podest, war ein einzelner Tisch quergestellt. Daran saßen Erwachsene, Lehrerinnen und Lehrer der Schule, beugten sich zu einander und tuschelten ebenfalls, bis der spitze Hexenhut von Professor McGonagall in ihr Blickfeld trat. Und augenblicklich breitete sich ohrenbetäubende Stille in der ganzen Großen Halle aus. Die in einer Schlange eintretenden Erstklässler, immer zwei neben einander, sammelten sich in einer Traube, wie ein Schwarm ängstlicher Fische im weiten, gefahrvollen Ozean, direkt am Rockzipfel der Rektorin.

Und Dumbledore stand auf. Mit erhobenen Armen, so warm und freundlich lächelnd wie auf einer Schokofrosch-Karte, blieb er vor seinem Rednerpult stehen. Kaum zwei Meter davor hatte man einen niedrigen dreibeinigen Schemel aufgebaut, auf dem ein merkwürdig knitteriger, zerschlissener Hut voller Flicken und Brandflecken und Kerben lag. Beinahe sah er aus, als würde er schlafen. Das war er: Der Sprechende Hut! Ein magisches Artefakt der Gründer von Hogwarts, mit ihrem Geist und Verstand beseelt, um nach ihnen die Auswahl der Schüler auf die verschiedenen Häuser zu regeln. In den Kopf schauen konnte er, und ins Herz, und da heraus suchte er sich die hervorstechendsten Charaktereigenschaften eines Kindes. Mit einem Mal fühlte sich jeder von ihnen, selbst die Mutigsten, entsetzlich nackt.

„Ihr kennt die Prozedur!“ rief Dumbledore den älteren Schülerinnen und Schülern zu, von denen einige johlten und andere klatschten, doch er hob gleich die offenen Hände und brachte sie zum Schweigen. „So soll es beginnen!“ Mit einem Nicken gab er an Professor McGonagall ab, die aus ihrer Robe eine Pergamentrolle zog. Diese Geste führte erneut zu Jubel, und von ihr reichte ein scharfer Blick, um das zu unterbinden. Sie zog das Siegel aus rotem Wachs ab und wandte sich erneut der kleinen Gruppe aus 39 11jährigen und einem 13jährigen zu. „Ich rufe nun jeden einzelnen von Ihnen auf. Die Person, die genannt ist, setzt sich hierher.“ Auf den Schemel deutend tippte sie gleichzeitig auf die Rolle, die augenblicklich begann, sich zu entfalten. Stück für Stück, Name für Name, würde sie vorgehen. Und so fing es denn an.

„Avery, Dragomir!“ schallte Professor McGonagalls laute Stimme durch die Hallen, und ein schlurfender Junge mit gebeugten Schultern huschte über die wenigen Yards zwischen seinen Klassenkameraden und dem Hocker wie eine Maus auf der Flucht. Lily zitterte am ganzen Körper, sie konnte sich kaum konzentrieren. Und an Remus festhalten konnte sie sich auch nicht länger, denn die älteren Schülerinnen und Schüler am nächstgelegenen Tisch, die mit den grünen Innenfütterungen ihrer Roben und der Schlange in Silber und Grün auf den Aufschlägen, zeigten auf sie und kicherten, wenn sie das tat. Aber sie beschloss auch sofort, nicht einen Schritt von ihm fortzugehen, wenn er auch mindestens genauso nervös aussah wie sie sich fühlte. Der Junge mit dem Pudelhaarschnitt grunzte entnervt und hob flüchtig eine Hand zu einem Gruß, den er anscheinend lieber unterbunden hätte. An eben diesem Tisch am inneren Ende der Großen Halle hockte ein vielleicht 16jähriges Mädchen mit langen blonden Haaren, das ihn wohl zu kennen schien und eine Geste machte, als wolle sie ihm den Hals abschneiden. 'Wenn Du Dich daneben benimmst!' las man ihr von den Lippen ab.

Der Brillenträger knuffte seinem neuen Freund in die Seite und runzelte die Stirn, bis er ihn beachtete. Nur seine Augen fragten, aber der 11jährige mit den Locken verstand ihn wortlos. Durch einen fast geschlossenen Mund murmelte er zwischen den Zähnen hindurch: „Meine Cousine.“ Begeistert war er davon nicht. Sein Tonfall, seine ganze Körperhaltung, sprachen Bände. Aber er konnte sich nicht weiter darüber auslassen, denn in dem Moment, in dem Dragomir Avery genauso schnell und hastig vom Hocker herunter und zum klatschenden und jubelnden Tisch von Slytherin hinüber eilte, ertönte wieder McGonagalls Stimme: „Black, Sirius!“ Er rollte mit den Augen und setzte sich in Bewegung, unterstützt von einem vielleicht letzten Schulterklopfer des Jungen mit der Brille. „Na, Prost Mahlzeit ...“ brummte er und stapfte davon.

Sirius Black war ein ungemein hübscher, groß geratener Kerl aus einer alteingesessenen und stinkend reichen Familie. Das mochte seine Vorteile haben, aber er war da eher geteilter Meinung. Der Lockenkopf war eben nicht dafür gemacht, seinen Mund zu halten. Er wusste nicht einmal wieso, das passierte einfach jedes Mal, dass ihm irgendetwas total Blödes herausrutschte. Und wo andere sagten „better safe than sorry“, da hatte Sirius grundsätzlich einen kleinen Teufel auf der Schulter, der ihm genau das Gegenteil riet. Wie oft ihm das schon Schwierigkeiten eingebracht hatte, das mochte er gar nicht zählen. Ab heute allerdings wäre es definitiv vorbei damit. Das zeigte ihm eindeutig das Gesicht von Narcissa, der jüngsten Tochter seines durchgeknallten Onkels Cygnus.

Krampfhaft versuchte sie, einen Mittelweg zwischen stolzem Grinsen und besorgtem Zweifel hinzubekommen, wobei sie jämmerlich versagte. Nicht dass nicht sämtliche Mitglieder seiner Familie völlig bekloppt gewesen wären. Aber Cygnus ... naja, besser als Mutter und Vater jedenfalls. Immerhin hatte er zumindest EIN normales Kind fabriziert. Beim dritten dann allerdings hatte er wieder stark nachgelassen. Man sollte nehmen, was man kriegen konnte. Sirius seufzte und ließ sich mit unheilschwangeren Gedanken auf den kalten Schemel sinken.

Der Hut fühlte sich erstaunlich schwer an und erwachte sofort zum Leben, als er die krausen, dunklen Haare berührte und ihm bis auf die Ohren rutschte. Die kleinen Falten etwas über dem weiten Riss, der seinen Mund darstellte, öffneten sich weit wie erstaunte Augen. „Oho, ein Black!“ Sirius rollte mit den Augäpfeln und wollte am liebsten einen passenden Kommentar abgeben. Allerdings war die Stimme des Hutes in seinem Kopf so laut, dass sogar er Angst bekam, die ganze Halle könne es hören. Aber dann wieder ... bei Avery hatte man doch gerade auch kein Wort verstanden, oder? Naja, gut, vielleicht konnte er da wirklich als Einziger verstehen, wie der Hut laut nachdachte. „Ich würde fast sagen 'langweilig', aber ...“ schmunzelte das Stück Stoff und kicherte regelrecht, bevor es wieder in Überraschung verfiel. „Nein nein, bist Du sicher, dass Du ein Black bist?“ Eine Braue hochziehend stutzte Sirius und machte ein langgezogenes Geräusch. „Uhhhhh, jaaaaa, ich denke schon ...“ murmelte er so leise er konnte. „Aber ich sehe da ein hohes Maß an Treue und Aufrichtigkeit, nahezu beschämend für das alte und gar führnehme Haus der Blacks!“ lachte der Hut. Wollte der ihn tatsächlich verarschen? Sirius hatte keine Zeit zu grübeln oder eine Antwort zu formulieren. „Ach, ich will's wagen!“ entschied die Kopfbedeckung rasch und erhob ihre Stimme nun für alle: „Gryffindor!“

Ein Raunen ging durch die Große Halle, so laut wie das Tosen von Wellen an den Klippen von Dover oder an der Mündung des nahen Firth of Forth. Ein Black? In Gryffindor? Das war vollkommen unmöglich! Und doch hatte der Hut es gesagt! Narcissa Black an ihrem Tisch von Slytherin fiel mit einem Knall auf den Boden, wie sie entsetzt von der Bank rutschte und ihn gleichzeitig anfunkelte, als wolle sie 'ich hab's gewusst!' oder 'verbrennt ihn!' oder beides im selben Moment brüllen. Augenblicklich brach der Tisch am anderen Ende des Saales in Jubel aus, und ein perplexer Junge mit dunklen Augen und schwarzen Locken rannte regelrecht dort hinüber, als habe er Angst, der Hut könne es sich anders überlegen, während sein neuer Freund, noch unsortiert, die Daumen hob und hüpfte wie ein wildgewordener Springfloh. Er hatte sich nicht in ihm getäuscht! Der Kerl WAR in Ordnung!

Andere Kinder wurden aufgerufen, aber die meisten Augen waren noch immer auf den jungen Sirius Black gerichtet, der sich die schwitzigen Haare aus der Stirn wischte und zwischen die wartenden Gryffindors schlüpfte, die ihm auf den Rücken klopften und ihm die Hand schüttelten, wie sie ihn in ihren Reihen willkommen hießen. Erleichtert sah er aus, glücklich und zufrieden, als wäre es ihm völlig egal, was er wohl zum morgendlichen Frühstück zu hören bekommen würde. Der Heuler von daheim war vorprogrammiert, aber vielleicht war Sirius Black jemand, der einen gepflegten Anschiss von seinen Erzeugern als Auszeichnung begriff. Jedenfalls sah er so aus.

Mädchen und Jungen wurden nach Ravenclaw und Hufflepuff geschickt, und die mittleren Tische klatschten und johlten genauso wie die anderen beiden Häuser zuvor. Je mehr Kinder zwischen den größeren, älteren Schülerinnen und Schülern verschwanden, desto lauter und ausgelassener wurde die Stimmung, und desto weniger Last schien auch auf den Schultern der noch Wartenden verteilt. Die persönliche Aufregung steigerte sich gleichsam ins nahezu Unermessliche.

„Evans, Lily!“ erklang ein Name, der noch völlig unbekannt war. Reinblütige Familien, die darauf Wert legten, mochten wohl gleich wissen, dass dieses rothaarige Mädchen mit den ausdrucksstarken, mandelförmigen Augen eine Muggelgeborene war. Ihr war das jetzt gerade aber weder wichtig, noch bemerkte sie es. Schluckend quiekte sie auf und quetschte sich an Remus vorbei nach vorn. Er drückte rasch ihre Hand und nickte ihr zu, aber der Arm von Severus, der nach vorne griff, um das selbe zu tun, verfehlte sie um wenige Millimeter.

Der Hut kitzelte, und Lily musste kichern. Wie Sympathie war das, was da von dem ehemaligen Kleidungsstück von Godric Gryffindor heruntertropfte auf ihre Ohren und ihren Scheitel. Die Spitze richtete sich komplett auf, so beeindruckt war der Sprechende Hut, sobald die ersten elektrisch aufgeladenen Haare aus diesem Wust an Rot ihn berührten. „Oh la la!“ freute er sich. „Enormes Talent, junge Dame, erstaunlich, höchst erstaunlich!“ Lily spürte zarte Röte in ihre Wangen schießen, und sie zog die Schultern hoch, um ihr Gesicht zu verdecken. OK, ja, Sev hatte schon oft gesagt, dass sie „sehr viel Magie“ hätte, aber so richtig ernst genommen hatte sie ihn da nie. Schmeicheln wolle er ihr nur, hatte sie gedacht. Es von einem so erfahrenen, magischen Objekt bestätigt zu bekommen, war einfach plättend. „Dankeschön ...“ murmelte sie verlegen.

„Ravenclaw wäre gut ...“ überhörte der Hut sie völlig und grübelte lieber nach. Es fühlte sich an, als wolle er ihren Kopf schütteln als Ausdruck seiner eigenen Gedanken. „Aber dann wieder ... was ist das?“ Erschrocken kauerte sie sich noch mehr zusammen und begann nun ernsthaft, sich zu fürchten. Hatte der Hut irgend etwas gefunden bei ihr, das nicht sein durfte? Wieso sagte er sonst so etwas? Noch ehe Lily darüber nachdenken konnte, flüsterte er wieder in ihrem Ohr. „Ein Hauch von Schicksal .... der größte Mut von allen, ja!“ Und wieder richtete er sich auf. „Gryffindor!“

Der Moment war vorbei, die ganze Spannung fiel ab, und Lily Evans polterte ein Stein vom Herzen, das gleich von einer dunklen Wolke beschattet schien. Noch im Aufstehen warf sie einen Blick zurück zu den noch wartenden Erstklässlern, und wie sie es erwartet hatte, spielte ein enttäuschtes, richtiggehend trauriges Lächeln um Sevs Mundwinkel. Er hatte so gern gehabt, dass sie beide nach Slytherin gingen. Aber das hatte der Hut für sie nicht einmal in Erwägung gezogen. Aus irgendeinem Grund wusste sie, dass zumindest Severus seinen Wunsch bekommen würde, was die Häuserwahl betraf.

Entschuldigend zuckte sie die Achseln und presste sie die Lippen aufeinander, doch dann wandte sie sich rasch ab und lief die Stufen hinunter zum gröhlenden Tisch von Gryffindor, wo man in der Mitte Platz gemacht hatte für die Neuen. Black saß schon da, rutschte breit grinsend etwas zurück, damit sie sich setzen konnte und klopfte auffordernd auf die Bank neben sich. Ihr feuerrotes Haar zurückschlagend hüpfte Lily über das Sitzmöbel hinweg und erwischte gleich noch ein paar Hände zum Drücken, bevor sie sich niederließ. Sirius, halb hingeflezt, halb in Richtung Seitentor gedreht, sagte irgendwas zu ihr, das die Wartenden nicht verstehen konnten, und da erkannte sie ihn. Der grässliche Junge aus dem Abteil ... Schnippisch verschränkte Lily die Arme vor der Brust und schwang so heftig herum, dass er die Spitzen ihrer Frisur ins Gesicht bekam. Die Zähne zeigend, wedelte Black sich mit einer lockeren Hand Luft zu. Auweia, die hatte aber wirklich Feuer unterm Hintern! Gefiel ihm!

Unruhe blieb unter denen, die noch nicht einsortiert waren. Von einem Fuß auf den anderen wackelnd fühlte Remus, wie ihm der Schweiß das Rückgrat hinunterlief und das Hemd an der Haut klebte. War denn das wirklich so heiß hier drin? Konnte es in einer so immens riesigen Halle überhaupt zu solchen Temperaturen kommen? Sich den Kragen vom Hals ziehend, blickte er nach oben und war so überrascht von dem Anblick, dass er seine Ängste urplötzlich vergaß. Der Himmel! Dort oben leuchteten dieselben hellen, glitzernden Sterne wie draußen auf dem See! Die Säulen und Balken der Decke verschwammen in der Dunkelheit der Nacht, nur ihre Konturen sichtbar, wenn man sich bewegte und gezielt nach ihnen suchte. Das Firmament dieser Halle war verzaubert, um das widerzuspiegeln, was in der Welt geschah. „Wow ...“ flüsterte der 13jährige, und er überhörte dabei fast Professor McGonagalls Ruf: „Lupin, Remus!“

Severus gab ihm einen sanften, aber bestimmten Schubs nach vorn, der ihn aufweckte, und ein erneuter Schub furchtsamer Hitze schoss ihm den Nacken hinauf und bis in die Haarspitzen. Wie zu sich selbst, um sich Mut zu machen, nickte Remus und humpelte vorwärts. Niemals zuvor hatte er das Gefühl gehabt, man könne das so deutlich sehen. Sobald er den Schemel erreichte, plumpste er auf die Sitzfläche und streckte das Bein von sich, als wäre es tiefster, kalt-feuchter Herbst, wenn es besonders weh tat und manchmal richtig steif wurde. Dabei war ihm heiß, brennend heiß, und die Hände schwitzten.

Professor McGonagalls beruhigende Hand, die für einen kurzen Augenblick seinen Oberarm berührte, spürte er kaum. Der Hut jedoch drückte ihn regelrecht nach unten. „Na na, wieso so schüchtern?“ lachte er ihm in die Gedanken hinein. Hin und her schielend versuchte Remus, einen Blick auf das künstliche und eher figurative Gesicht des Hutes zu werfen, aber es klappte nicht, wenn man direkt darunter saß. „Du bist ein schwerer Fall, weißt Du das? Seit zwei Jahren überlege ich, seit Du eigentlich hättest kommen sollen.“ Eine zustimmende Geste machend, wippte der Sprechende Hut auf Remus' Kopf vor und zurück, als wolle er nicken. „Fleißig, oh ja! Und gescheit!“ zählte der alte Lumpen auf. „Und Flausen im Kopf hast Du, oh ja! Versuch' nicht, es zu leugnen!“

Das Ding kicherte vor sich hin und seufzte, als habe Salazar Slytherin persönlich diese Entdeckung gemacht. Remus schluckte. Vater würde einen Anfall kriegen, wenn er an den grün und silbern geschmückten Tisch gehen musste. Und da wollte er auch nicht hin. Wenn er schon diesen Kerl da sah, den Vertrauensschüler, mit seinem langen, weißblonden Haar und diesen stechenden Augen, dann kriegte er eine Gänsehaut. Vielleicht wäre Ravenclaw gar nicht übel. Ma würde das gefallen. „Aber ich komme immer wieder nur zu einem Schluss,“ fuhr der Hut fort, mitten in seine Überlegungen hinein. „Weil Du etwas tust, Tag für Tag und immer wieder, das ich sehr bewundere.“

Die Stimme in seinem Kopf hatte sich verändert irgendwie, klang weniger spöttisch, weniger herausfordernd, sondern gehaltvoller und wärmer. Beinahe ein bißchen wie die von Dumbledore oder von McGonagall. Bevor der Hut es tatsächlich sagen konnte, wusste Remus, dass Vater seinen Wunsch erfüllt bekommen würde. „Du stellst Dich der Herausforderung, vor der die meisten zurückschrecken.“ Verlegen kaute der Junge sich auf der Lippe herum. Das reichte jetzt echt, er hatte's schon verstanden. „Dir selbst,“ führte der Hut seine Ausführungen zuende. „Und deshalb gehörst Du nach Gryffindor!“ Das letzte Wort brüllte er wieder hinaus, für jeden in der Halle zu hören, und mit einem Mal war der altbekannte Schmerz im Bein verflogen, und Remus konnte schneller in Richtung seines Tisches eilen als ein Schokofrosch davon hüpfen.

Ein furchtbar hässlicher Kerl namens Valdrin Mulciber nahm seinen Platz ein, während Remus sich neben Lily auf die Bank fallen ließ, die ihn halb von hinten umarmte und drückte und dabei quietschte wie eine Gummiente in der Badewanne. Der 13jährige Junge lachte auf und musste sich an der Tischkante festhalten, damit er nicht rücklings von der Bank wieder herunter fiel. Alles gut. Alles richtig. Von jeder Seite kamen die Hände, die ihm auf den Rücken und die Schultern klopften, rief man ihm quer über den Tisch zu und klatschte man bei ihm ab. Noch nie zuvor hatte er sich in einer so großen Gruppe voller Zustimmung befunden. Und geschickt platziert hatte Lily ihn auch: Da wo er jetzt saß, konnte er sie hervorragend gegen Sirius Black abschirmen, der die ganze Zeit krampfhaft versuchte, sie in ein Gespräch zu verwickeln. Offenbar hatte die Aktion mit ihrem empfindlichen Kumpel im Zug sie dermaßen abgeschreckt, dass sie nichts mehr mit dem Zaubereradel zu tun haben wollte. So richtig mitgekriegt hatte Remus jene Szene allerdings nicht, und deshalb hatte er überhaupt keine Schwierigkeiten damit, die Hand des Jungen neben sich zu ergreifen.

„Sirius!“ stellte der Lockenkopf sich vor und grinste noch breiter, bis seine dunklen Augen leuchteten. „Wir sind dann ab jetzt wohl Zimmergenossen!“ Der ganze hämische Spott war aus seiner Stimme und seiner Miene gewichen, den er bei Severus so an den Tag gelegt hatte. Viel mehr klebte ein ehrliches und aufgeschlossenes Lächeln auf seinen Lippen, und seine Augen wanderten nicht einmal von links oben nach rechts unten über Remus' Gesicht, als würde er die Narben gar nicht sehen, sondern nur einen ihm unbekannten Jungen, mit dem er von heute an in einem Raum Seite an Seite schlafen würde.

Noch während sie sich die Hände schüttelten, hielt er inne und zog gespielt böse die Braue hoch, mit dem freien Zeigefinger auf seine Brust deutend: „Hey!“ sagte er so ernst, doch das Zwinkern konnte er sich nicht verkneifen. „Schnarchst Du?“ Remus antwortete nicht, sondern lachte schon. „Wenn Du schnarchst, mach' ich Dich platt!“ Und Remus lachte noch mehr und noch lauter, womit er alles getan hatte, was an einer kompletten Freundschaftserklärung für jemanden wie Sirius Black gefehlt hatte. „Das hab' ich auch schon zu Potter gesagt!“

Mit dem Kinn hatte Sirius in Richtung der Wartenden gezeigt und dabei fast gleichzeitig mit Professor McGonagall den Namen des nächsten zu sortierenden Erstklässlers genannt. „Potter, James!“ Der 11jährige mit dem fürchterlichen, wirren Haarschopf und der kreisrunden Brille auf der Nase musste sich die brandneue Robe festhalten, um nicht darüber zu stolpern, als er die Stufen zum Podest erklomm. Er hätte sich gar nicht beeilen brauchen. Der Hut schwebte nur regelrecht über ihm, als er schon „Ha! Gryffindor!“ schrie, und die ganze Große Halle brüllte vor Lachen.

James grinste, hob die Achseln als müsse er um Vergebung bitten und sprang mit einem Satz wieder hinunter auf das Level der Tische. In weniger als einem Herzschlag schon knallte er rechts von Sirius auf die Bank und seufzte zufrieden mit sich selbst, aber irgendwie auch heimlich erleichtert. Offenbar war er sich nicht ganz so sicher gewesen, wie er es nach außen hin ausstrahlte. Da waren winzige Schweißperlchen an seinem Haaransatz, und sein noch nicht richtig ausgebildeter Adamsapfel hüpfte unkontrolliert gegen seinen Mundboden. „Puh!“ machte er und klopfte mit der geschlossenen Faust auf den Tisch. „Nette Versammlung hier!“ Augenscheinlich war er genauso froh über seine neuen Klassen- und Hauskameraden wie Sirius und Remus, beugte sich am Rücken des jungen Black vorbei und musterte Lily genauso wie den Jungen neben ihr mit aufmerksamen, aufgeweckten Augen, in denen zwar ein Schelm lachte, aber kein tumber Dummkopf. Genauso wenig wie Sirius zuvor fielen ihm die beiden breiten, roten Striemen im Gesicht des dritten Erstklässlers auf.

Ganz auf der Bank zurückrutschend, bis die Kniekehlen an das Holz stießen, breitete Sirius Black beide Arme aus, damit sich die beiden anderen Schüler besser betrachten konnten. „Darf ich vorstellen?“ bot er sich an, immer noch ein Grinsen auf den Lippen, das von einem Ohr zum anderen reichte. „James Potter,“ deutete er auf den kurzhaarigen 11jährigen rechts von sich, der gleich nickte und sich etwas in die Brust warf, „und hier haben wir ...“ stockte Sirius, denn er hatte eigentlich keinen Schimmer, wie sein Sitznachbar hieß. „Remus Lupin,“ half er ihm also selbst auf die Sprünge, sich weit vorbeugend und dabei halb auf dem Tisch liegend. James lächelte auf eine Art, die Remus nach den blöden Sprüchen auf dem Bahnsteig kaum von ihm erwartet hätte, und reichte seine offene Hand an der Brust in ihrer Mitte vorbei. „Freut mich sehr, Dich kennen zu lernen, Mr. Lupin!“ nickte er übermäßig.

Einschlagend hatte der ältere Junge keine Ahnung, wie sehr diese kurze Geste seine Zukunft und die jedes Anderen in diesem riesigen, vollen Saal beeinflussen würde. Aber selbst wenn er es gewusst hätte: Er hätte es wohl dennoch getan. Denn der Hut hatte Recht: Jeden Tag und immer und immer wieder stellte er sich der Herausforderung – sich selbst. „Die Freude liegt ganz bei mir, Mr. Potter!“ erwiderte er mindestens ebenso gespielt hochtrabend und förmlich, bevor die drei Jungs in schallendes Gelächter ausbrachen.


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