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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Epilog - Und wieder im Turmzimmer

von Teekon

Knisternd knackten die letzten Scheite verglühend in dem hohen, pechschwarzen Zylinder aus Gusseisen, orangerotes Flackern durch den Grill der Ofenklappe schimmernd. Das nach oben abführende Rohr bollerte mit einem dumpfen Geräusch, als würde das Metall von der Hitze ausgebeult wie ein alter Ford Anglia in der Werkstatt. Herrliche Wärme verbreitete sich zu allen Seiten, stob zuerst wie ein Pilz hinauf und waberte dann von der Decke hoch oben zu allen Seiten herunter. So dunkel war es dort, man konnte den spitzen Giebel, der den Turm abschloss, genau so wenig erkennen wie den Lüster, der daran herunter hing und, wenn entzündet, den ganzen Raum in gleißendes Licht zu tauchen vermochte.

Jetzt aber waren alle Kerzen daran aus, und eine schwelende, behagliche Dunkelheit hatte das Zimmer im Griff. Die beschlagene Eichentür war fest verschlossen, nur ein winziger Streifen von fahler Helligkeit darunter zu erkennen. Die vier Betten, zwei links, zwei rechts, immer zwei einander gegenüber, ragten mit ihren gedrechselten Pfosten aus dunklem Holz so hoch hinaus, dass man sich in einem Wald unter den Wipfeln von Bäumen wähnte. Statt des Blätterwerks von emporragenden Kronen, waren es hier die bordeauxroten Baldachine, von denen die Deckenhöhe dem Eindruck nach gesenkt wurde.

Keiner hatte die Portieren zugezogen, nur hier und da überhaupt einer der schweren Vorhänge von den festhaltenden Kordeln befreit, und in dem schwülen Wüstenluftzug des Ofens bewegten sie sich träge schabend über den glitzernden Granitfußboden. Vor den hohen Matratzen stapelten sich noch nicht ausgeräumte Besitztümer, Koffer und Kisten, und ganz links war darüber ein Schal ausgebreitet mit dem roten Liver Bird von Anfield darauf. Der Junge, dem dieses Accessoire gehörte, hatte sich halb zusammengerollt mit dem Gesicht zur Tür, und Daniel schlief tief und fest und satt und zufrieden.

Auch ihm gegenüber erfüllte ein zirpendes Atemgeräusch die Schlafstatt, wo ein überaus schlanker 11jähriger so tief in den Decken versunken war, dass man ihn kaum erahnen konnte. Er war eingeschlafen mit den Armen hinter dem Kopf verschränkt, grübelnd, denkend, genießend, doch mittlerweile herunter gerutscht, dass sich die Ellbogen an seine Ohren angelegt hatten und die Kissen gefolgt waren. Noch immer saß eine dünne Brille mit Metallgestell auf seiner Nase dabei.

Der dritte Junge hatte es nicht einmal geschafft, das Duvet anzuheben oder unter die Laken zu schlüpfen. Noch halb angezogen, nur die großen Füße in Socken aufrecht gen Baldachin zeigend, hatte er die Arme vor der Brust verschränkt und ratzte, mit dem Rücken gegen die steinerne Wand zwischen zwei Fenstern und den Bettpfosten aufgepflanzt. Davon war ihm das kastanienbraune Haar im Nacken ganz verdreht und hatte fatale Ähnlichkeit bekommen mit dem zerzausten Reisigbündel seines gegen Koffer und Bettgestell gelehnten Rennbesens.

Erkennen konnte man das alles nur, weil noch eine Lampe brannte, eine einzelne Laterne, die von den Streben herunter baumelte, welche den Thronhimmel des Nachtlagers aufspannten. Schlafen war einfach unmöglich, egal, wie spät es mittlerweile sein musste, und er überprüfte das nicht, weil er sich dafür hätte herum drehen müssen, wo ein kleiner, silberner Wecker schon auf seinem Nachttisch stand. Alle anderen Habseligkeiten, die im Moment für ihn von Bedeutung waren, hatte er vor sich auf der Matratze ausgebreitet und schaute sie von oben her voller Zuneigung bedeutungsschwanger an. Im Schneidersitz hockte er mitten auf dem Plumeau, in der gleichen, tiefroten Farbe wie das neue Innenfutter seiner Schulroben.

Halb unter das eine Knie geschoben hatte er das weiche, zusammengefaltete Pergament, peinlichst genau darauf achtend, dass man es, sollte einer der anderen Jungen aufwachen, nicht direkt einsehen konnte. Das hatte Harry ihm eingeschärft, ganz dringlich und mit einem drohend erhobenen Zeigefinger, den er so noch nie an ihm gesehen hatte. Daran zurückdenkend, bekam er schon wieder einen Schweißausbruch und hörte die Stimme seines Patenonkels unmissverständlich raunen: „Das ist nur für Augen bestimmt, denen du bedingungslos vertraust, hörst du?“

Am liebsten hätte der 11jährige jetzt, so viele Meilen und Stunden davon entfernt, wieder energisch genickt, dass ihm fast der Kopf abfiel davon. Schon klar, das war ja nicht gerade eine Kleinigkeit, was er ihm da zugesteckt hatte, auch wenn er das jetzt, hier, an Ort und Stelle erst so richtig verstand. „Dein Vater hat sie gemacht,“ hatte Harry gesagt, mit einem ganz merkwürdig samtenen Kniff im Mundwinkel und einem Unterton in der Stimme, der einem die Gänsehaut eines jungen Lebens bereiten konnte. „Er würde wollen, dass du sie bekommst,“ war er sich offenbar sicher gewesen, ehe er die Stirn gerunzelt hatte, „auch wenn du damit wahrscheinlich nur Blödsinn anstellen wirst.“

Aber das war doch der ganze Sinn eines solchen Artefakts, oder etwa nicht? Und überhaupt. So wie Harry sich dabei das Kinn gerieben und geschmunzelt hatte, war ihm das nicht nur bewusst, sondern äußerst erinnerlich gewesen. „Ich gebe sie dir unter einer Bedingung!“ hatte er wieder diesen Finger erhoben und geschwenkt, und der Junge hatte fast gequietscht vor unterdrücktem Protest. Keine Versprechen, sich zu benehmen, jetzt echt mal, das konnte er nicht verlangen! Schon gar nicht, wenn er ihm ein solches Werkzeug an die Hand gab.

„Wenn James auf die Schule kommt,“ hatte er über seine Schulter gedeutet, wo das Kindergartenkind mit beiden Händen im Matsch gesteckt und vor Freude daran gejuchzt hatte, „dann musst du sie ihm überlassen,“ war seine Bitte gewesen. „Alles klar?“ Immer noch musste er davon grinsen. Klar. Das konnte er annehmen. Und deshalb gehörte die magische Karte nun ihm. Und er konnte es flüstern hören in seinem Kopf, die Inkantation, die ihre Geheimnisse preisgab, und nicht nur die, sondern noch so viel mehr bedeutete. 'Ich schwöre feierlich, ich bin ein Tunichtgut!'

Immerhin hatte das noch Zeit. Sein kleiner Sozusagen-Bruder war sechs Jahre jünger als er, und er würde selbst beinahe schon einen Abschluss haben, wenn er dieses Versprechen einzulösen hatte. Bis dahin kannte er die versteckten Gänge von Hogwarts wahrscheinlich so gut, dass er ohne die Hilfe der Karte klar käme. Und vielleicht, ja, vielleicht konnte er bis dahin selbst schon ein paar Tricks aus dem Ärmel schütteln. Auch wenn Teddy Lupin das bezweifelte.

Dafür würde er erst einmal dieses andere Utensil zu beherrschen lernen müssen, und er streckte eine Hand aus und berührte das warme, gut geschliffene Holz vor seinem einen Fuß. Fast noch immer musste er darüber staunen, wie angenehm und beinahe innig diese Berührung war. So wie Grandmas Hände, so wie Gramps Tweed-Anzug fühlte sich das an. Selig vertraut. Dabei hatte er ihn erst vor weniger als zwei Wochen doch bekommen.Nein, ausgesucht hatte er ihn. Der Stab den Jungen, nicht umgekehrt. Und er würde das niemals vergessen, wie er in Ollivanders staubigem, engem Geschäft gestanden hatte.

„Mr. Lupin,“ hatte der mittlerweile greise Zauberer seinen Namen gewispert, ein bisschen aufgeregt und sehnsüchtig, die Worte nur noch mehr betonend. „Auf Sie habe ich nur gewartet!“ Und damit war er auf seinem Sessel rückwärts geglitten, auf Rollen angebracht, hatte sich förmlich am Regal nach hinten in sein Lager gezogen und ganz zielstrebig ein bestimmtes Fach anvisiert. Es war fast leer gewesen, nur noch diese eine hellgelbe Pappschachtel aus stabilem Karton darin, ein grüner Haken auf dem Etikett, dem Prüfsiegel des Ministeriums. Freigegeben und dennoch offenbar aufgespart.

Sich auf die Lippe beißend, dünn vom Alter und hager an Gestalt, wie der alte Mann es war, hatte er hastig genickt und mit langen, schmächtigen Fingern das Zauberholz daraus hervor geklaubt. „Es kann nur dieser eine sein,“ hatte er mit absoluter Gewissheit gemeint, nicht einmal einen anderen in Betracht gezogen für ihn, während das Mädchen, das er vor ihm bedient hatte, mehrere Auswahlmöglichkeiten präsentiert bekommen hatte. „Es ist der Letzte.“

13 Zoll, feinporig und von ausgesprochener Festigkeit, hatte er gleich gut in der Hand gelegen, fast wie ein Taktstock, doch von einer wunderbaren Farbe, das milchig-helle Weiß wie mit wässrig-roter Wasserfarbe überstrichen, dass es in Schlieren tingiert wirkte und die kunstvoll, harmonisch formvollendeten Schnitzereien betonte. Sieben Blätter, handförmige, lang zugespitzte Lappen, fünf, wie an einem einzelnen Ast um das ganze Gebilde geschlungen, die rauen Kanten unter den Fingern zu tasten, und darin verborgen ein weiches Haar aus dem Schweif eines Einhorns, sein neuer, sein eigener Zauberstab aus dem Holz eines jungen Spitzahornbaumes. Er hatte keine Ahnung davon, wie ähnlich, wie verwoben darin diese zwei Seiten seiner Seele, wie aus zwei Quellen zusammen geflossen. So als hätte der Geselle es vorausgespürt, als er diesen einen Zauberstab ersonnen und liebevoll zusammengestellt hatte.

Und Mr. Ollivander hatte recht behalten. Sobald das genau eine Hand breite Griffstück, abgesetzt durch zwei Rillen im Holz, die schlanken Fingerchen berührt hatte, waren Funken aus der Spitze gestoben, hell und sprühend wie die Sternchen einer Wunderkerze am Silversterabend, von einem blendenden Silber, ein Schauer ganz persönlicher Magie. Der Zauberstabmacher hatte zufrieden und bestätigt genickt. Natürlich war es der einzig Richtige.

Davon hatte er ganz kurz ein Beben gespürt, das ihm das Entgleiten der Kontrolle ankündigte, wenn seine spezielle angeborene Fähigkeit zur Gestaltwandlung auf seine Stimmung mehr reagierte als auf seinen Willen (was ziemlich häufig vorkam und ihm oft reichlich peinlich war, keine Ahnung, wieso das immer passierte), und Großmutter hatte fürchterlich rührselig gekichert ob dieses merkwürdigen Fuchsbraun, das mit einem raschen Schütteln wieder verschwunden war.

Jetzt, hier, in der angenehm stillen Dunkelheit des Turmzimmers, glühte sein Schädel wieder in seiner Lieblingsfarbe, einem tropisch anmutenden Türkisblau, das er eigentlich am Morgen abgelegt gehabt hatte, als er am Bahnsteig 9 ¾ in King's Cross auf den Zug gewartet hatte. Ein großer Junge sei er doch jetzt, wo er zur Schule ginge, hatte Grandma ihm eingebläut, und da konnte man doch so albern nicht mehr herumlaufen. Resigniert hatte er mit den Augen gerollt und ihr den Gefallen getan und das so ein bisschen langweilige, aber gesetztere und irgendwie doch ganz nette Espresso auf seinen Kopf gezaubert, mit dem sie immer ganz einverstanden schien. Es hatte kaum bis hinter Tottenham angehalten, wenn er ehrlich war.

Er fühlte sich nicht 'groß', nicht reifer als noch gestern am Kiosk an der Ecke oder letzte Woche in der Eisdiele an der Thief Lane, und sobald er mit den anderen Kindern im Abteil gelacht hatte, war die Farbexplosion passiert, die besonders den jungen Mr. Townsend aus Liverpool in Erstaunen versetzt hatte, dessen Eltern weder Hexe noch Zauberer waren und der nun rechts von ihm friedlich schlief.

Sich durch das stachlig hochstehende Haar streichend, von der Stirn bis in den Nacken, schnaubte Teddy leise, um ja niemanden aufzuwecken. Gregor gegenüber, wie er sich an seinen Namen sehr gut erinnern konnte, zuckte kurz und schmatzte im Schlaf, während der Vierte im Bunde, Thales Featherbottom aus Bispham an der Küste, sich gar nicht rührte hinter seiner Brille. Schon komisch, dass sich ausgerechnet diese Jungen in das gleiche Abteil gesetzt hatten, die nun im gleichen Schlafsaal des gleichen Hauses ihre Betten gefunden hatten. Ted mochte das. Irgendwie.

Es war ein komisches Gefühl gewesen, durch das Schloss zu laufen, er konnte das schlecht beschreiben. Na klar, für jedes Zaubererkind war der erste Blick auf Hogwarts, das erste Streifen durch die heiligen Hallen ein besonderer und erhebender Moment, der sie alle stumm schlug vor Ehrfurcht und Respekt und einer Art vererbter Erinnerung, doch für ihn fühlte sich das alles noch mal so seltsam an. Und er war froh, dass sie nicht den Haupteingang benutzten als Erstklässler, dass sie nicht über den Fahrweg hinauf kamen. Er wusste gar nicht so richtig, warum ihm davon so mulmig wurde.

Man konnte es sehen, immer noch, auch elf Jahre nach der großen Schlacht, wo die Mauern zerstört gewesen waren und repariert wurden, an hellerem Gestein, wie kleine Narben in der Haut des Schlosses, und den ganzen Weg herauf vom Anleger tief unter den Verliesen bis oben vor die Große Halle, zeigten sich die Spuren. Stolz getragen, niemals versteckt. Hogwarts ehrte sich selbst damit und all diejenigen, die dafür gekämpft hatten, dass diese Kinder an diesem Abend hierher hatten kommen können, so frei und so sie selbst, wie sie geschaffen worden waren. Und denen es nicht vergönnt gewesen war, diesen Triumph zu erleben, widmete es eine ganze Wand.

Rechts und links der zwei Torflügel und oben darüber, war die Eingangshalle mit Bildern geschmückt, 50 an der Zahl, wie ein Weltkriegsehrenmal der Muggel, wie Sheperd's Bush, waren sie alle noch hier, die das Heer der Todesser zurückgeschlagen und Hogwarts mit ihrem Leben verteidigt hatten. Jedes Kind wusste das, aber nur eins stolperte über seine eigenen Füße bei dem Versuch, die komplette Wand abzusuchen und dabei am besten doch gar nicht hinzusehen. Viel zu schnell vorbei sowieso, um wirklich etwas erkennen zu können, aber das brauchte er auch gar nicht. Dank seiner innerlichen Weigerung, dem Wunsch von Großmama zu entsprechen und eine gesittete Haarfarbe zu tragen, stach er ohnehin unübersehbar heraus.

Selbst gesehen hatte er gar nichts, war der Moment viel zu kurz gewesen, den er Zeit gehabt hätte, und überhaupt hätte er gar nicht gewusst, wo er in dem riesigen Gesamtensemble hätte suchen müssen. Mal ganz abgesehen davon, wechselten die Personen offenbar munter die Rahmen und befanden sich sowieso selten da, wo man sie ursprünglich mal hingehängt hatte, und dabei nahmen sie sogar ihre Namensschilder mit. Ein ungeheures Bäumchen-wechsel-dich oder eine Reise nach Jerusalem im großen Stil und ohne Musik. Und immer noch war sich der junge Mr. Lupin gar nicht recht sicher, ob er das bedauern oder begrüßen sollte.

„Sie bringt mich um, wenn ich nicht nach Gryffindor komme,“ hatte Gregor ihm zugeraunt mit seiner ungebrochenen Kinderstimme, und Teddy hatte sich dabei ertappt, wie er fies gegrinst hatte. Ja, er kannte die Tante von Gregs Vater Callum McGonagall ein bisschen, die Leiterin der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei, und er wusste ziemlich gut, wie viel Wert die ehemalige Hauslehrerin auf diese Zugehörigkeit legte. Ihr fast schon drohender Blick von dort oben herunter, wie der eifrige Quidditch-Spieler auf den Schemel geklettert war, den würden die beiden Jungs so schnell nicht vergessen. Nun, es war ja alles gut gegangen, sie saßen beide auf roten Überdecken im obersten Turmzimmer von Gryffindor Tower.

Hier, selbst jetzt noch, konnte Ted die warme Stimme in seinem Kopf hören, die so schnell umschwenken konnte in harsches Keckern und wieder zurück, wie er den Hut auf dem Kopf gehabt hatte. „Aha!“ hatte das filzige Ungetüm ausgerufen und sich aufgerichtet, dass man ganz erschrocken darüber sein konnte. „Das Wolfskind!“ Oh ja, nicht nur Mr. Ollivander und die Bilderwand hatten auf ihn gewartet, sowas war der Junge mit der so seltenen Metamorphmagus-Fähigkeit seit jeher irgendwie gewohnt. Andererseits nervte das auch manchmal ein bisschen. Mann, ey. Längst war er doch nicht mehr so einzigartig, gab es andere wie ihn, nicht nur Scabs Kleine. Und trotzdem verstand er es, würde nunmal immer das Erste sein und bleiben. Und ob 'gesund' auch gleichbedeutend war mit 'unbeeinflusst' oder 'unbeeinträchtigt', das war längst nicht mehr so klar wie in der ersten Vollmondnacht seines kleinen Lebens.

Und für den Hut mit den Brandlöchern war er immer noch mehr etwas Besonderes, was ihm bisher nie so wirklich bewusst gewesen war, und vielleicht auch sonst niemandem so richtig, außer eben diesem magischen Bekleidungsstück, das zu eben diesem Zweck doch geschaffen worden war. „Weißt du eigentlich, wie lange ich das nicht mehr gesehen habe?“ hatte er ihm und nur ihm zugewispert in dem doch so normalen, stillen Zwiegespräch zwischen Sortierer und zu Sortierendem. „Das Blut von allen vier Häusern in einem Herzen vereint?“ Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte musste das her sein, und doch war es hier so. Gryffindor und Ravenclaw auf der einen, Hufflepuff und Slytherin auf der anderen Seite. Wie herrlich schön das seine Existenz für die vier Geistsplitter im Inneren des Hutes machte, wie schwierig jedoch auch dessen Aufgabe, das konnte Teddy gar nicht richtig begreifen.

„Was stell' ich mit dir an?“ hatte der Hut überlegt, listig noch und verschmitzt, und was schlussendlich seine Entscheidung beeinflusst hatte, das wusste der Junge nicht. Ob es die Tatsache war, dass sein ganzes Leben auf einem Akt der unbändigen Tapferkeit beruhte oder einfach die Tatsache, dass er so gern weiter neben Gregor hatte sitzen wollen? Vielleicht spielte aber auch einfach Schwertmeister Godric seinen unfairen Vorteil aus und holte sich ins Haus, wen er dort sehen wollte.

Und so war er jetzt eben hier, im gleichen Haus wie sein Vater, und er hatte keine Ahnung, dass er sogar im selben Bett schlafen würde. Wenn er denn dazu endlich mal kommen könnte. Doch das fiel ihm gerade unendlich schwer. Er dachte an Zuhause, an Grandma in Penge, die jetzt ganz allein war in dem großen Haus, und an Spellbound und Hobnail, ihre einzige Gesellschaft, an Gramps, der jetzt das hübsche Häuschen aufräumen würde, wo sie immer den Sommer verbrachten, und wie er dann in sein Cottage zurückkehren würde. Und er dachte an die Eingangshalle und die Gemälde an der Wand und die Tatsache, dass er von nun an jeden Tag dort vorbei gehen würde. Und das waren keine Fotografien, das waren gemalte Porträts, die sich unterhalten konnten. Mit einem Mal zitterten ihm ganz schrecklich Hände und Herz, dass er schrecklich kraftlos ausatmen musste.

Gegen dieses Gefühl gab es nur ein Heilmittel, das gleiche wie gegen Schlaflosigkeit, das schon immer funktioniert hatte, selbst in jenen ersten langen Wochen, an die er sich nicht erinnern konnte, die für Grandma eine einzige Qual gewesen wären, hätte er nicht so herrlich spotzend lachen können seit dem Tag seiner Geburt. Wenn Teddy Lupin lachte, dann bebte die Erde vor Vergnügen. Und wenn er nicht einschlafen konnte, dann brauchte er ein Gute-Nacht-Lied.

Sich in seinem gestreiften Pyjama weit vorbeugend, stöberte er in seinen Besitztümern herum, schob das Buch mit dem grünen Einband beiseite, das ihm sein Urgroßvater mitgegeben hatte, das er am allerliebsten las, und halb darunter verborgen, fand er, was er gesucht hatte. Auf den ersten Blick sah es aus wie ein ganz normales Foto im Rahmen, wenn auch ein magisches Bild, aber es war so viel mehr. Gebeiztes und sorgfältig abgeschliffenes Kirschholz, ein pergament-gelbes Passepartout darin, von dem die eigentliche Fotografie nur umso mehr betont wurde, und durch das bedeckende Glas hindurch berührten seine Finger die abgebildeten Personen, die nicht einmal zur Seite rutschten davon.

Sein Kinderbettchen in der Ecke neben dem Kamin, wo er längst nicht mehr schlief und das längst nicht mehr dort stand, der Schreibtisch nun unter dem kleinen Fenster der Gaubenkammer in der Chaffinch Lane #27, war darauf abgebildet, und mitten drin lag ein unglaublich winziges und scheußlich schlankes Baby mit seinem anemonenartigen Türkishaar und strampelte mit allen Vieren, als wolle es mit allen Mitteln verhindern, einschlafen zu müssen.

Von seiner rechten Seite aus lehnte sich die schönste und anbetungswürdigste Frau ins Bild, die er je gesehen hatte und vermutlich je sehen würde. Weil sie seine Mama war. Ihr von pinken und violetten Strähnen durchzogenes, sattbrünettes Haar fiel in einer spritzigen Welle auf ihre Schulter und ein bisschen auf sein schmächtiges Ärmchen, verriet einwandfrei, von wem er sein magisches Talent geerbt hatte. Auch ohne die schwache Lichtquelle irgendwo außerhalb der Szene, leuchtete sie wie ein lebendiger Stern, ihre beiden Hände in der Wiege abgelegt, eine über seinem Scheitel, die andere unter seinen tretelnden Füßchen.

Beide waren fest verbunden mit seinen, die Finger ineinander verwoben, denn von der anderen Seite beugte sich der Mann über das Bett, der die gleichen, strahlend hellen Silberaugen hatte, die Teddy im Spiegel anschauten, so dass sie beide ihn förmlich einrahmten, sicher und behütet. Die zwei roten, narbigen Striemen in seinem Gesicht pulsierten in der schönen Dunkelheit des Fotos. Beiden stand ein Lächeln auf den Lippen, so schauerlich wundervoll, dass er seufzen musste und am liebsten in das Bild hineingekrochen wäre, wieder zu diesem Baby geworden wäre, das so deutlich sichtbares Glück in zwei Paar Augen gezaubert hatte. Und das ganz ohne Magie.

Träumerisch fanden seine Finger das verborgene Zahnrädchen irgendwo an der Seite des Rahmens, und leichtläufig und gut gepflegt, ließ es sich ein, zwei Zähnchen herunter schieben. Das dritte, das mochte er am liebsten, und er wusste auch genau, wieso. Den Atem anhaltend, wartete er darauf, dass es ansprang, und in dem stillen Turmzimmer, in dem nur das Holz im Ofen noch knackte, kam es ihm fast ein bisschen laut vor, wie Remus Lupin, sein Pa, sein Pop, Luft holte und ganz vorsichtig am Ohr des zappelnden Säuglings zu singen anfing.

Nur ganz kurz schloss Teddy die Augen, weil er es sehen wollte und musste, weil er so gern dabei zuschaute, und dennoch musste er, um die Stimme zu sich heran zu holen, so rauchig und heiser, sie hätte gar nicht melodisch werden dürfen. Tat es aber trotzdem. „Der linke Fuß sagt 'gute Nacht, ich hab' mein Tagewerk vollbracht',“ und er ließ die feenzarten Finger der Frau los und berührte tippelnd die im Strampler steckenden Zehen des Kindes. „Nur der rechte schläft nicht ein,“ die Brauen kräuselten sich auf im Spiel, gespiegelt dazu das gespaltene Bärtchen auf der Oberlippe, „wie gemein!“ Viel zu klein damals, um die Worte zu verstehen, doch heute musste der Junge grinsen. Wie albern das aussah, und wie schön. Und das Baby lachte, obwohl es nicht verstand.

„Die rechte Hand ist schlapp und schwer,“ fuhr er fort, nicht ohne vorher ein Zwinkern zu ihr herüber zu werfen, das Eiskristalle hätte schmelzen können und sie dazu verleitete, sich auf die Unterlippe zu beißen. „Sie hält das Kuscheltuch nicht mehr,“ ließ er seinen Zeigefinger über die winzigen Glieder an Teddys kleiner Hand tanzen, was fürchterlich kitzeln musste. „Nur die linke baumelt rum,“ er wechselte die Seite, dass der Säugling ganz irritiert mit den Augen zu folgen versuchte und es noch nicht recht hinbekam. „Oh, wie dumm!“ Und er machte ein ganz betretenes, halb zorniges Gesicht, als wolle er die böse Hand bestrafen, ehe er sofort wieder schrecklich schön lächelte, und das Baby quietschte.

Ohne sich absprechen zu müssen, übernahm sie von der anderen Seite, so weich und liebevoll ihr Mezzo, und wieder musste Ted kurz die Lider zusammenkneifen, bis es sich anfühlte, als stünde sie direkt hinter ihm. Keine Ahnung, wieso, aber es roch in dem dumpfen Turmzimmer plötzlich wie an einem heißen Sommertag. „Beide Augen fallen zu,“ und sie streifte ganz vorsichtig die langen, dunklen Wimpern in seinem kleinen Gesicht, dass er blinzeln musste, „auch die Ohren geh'n zur Ruh.“ Links und rechts tippte der Finger mit dem blasssilbernen Ring daran auf seine Ohrläppchen, bis er das Köpfchen zwischen die Schultern zog und brabbelte. „Mund und Näschen hört man kaum,“ auch hier wischte seine Mama, Dora 'Tonks', ganz sanft über Lippen und Nasenspitze, und er versuchte, ihre Finger zu fangen, schaffte es sogar und klammerte sich im Greifreflex daran fest, so dass sie, die zweite Hand nicht frei und auch nicht befreien wollend, nur noch mit ihrer eigenen Nase streicheln konnte, wie sie sich weiter vorbeugte und ihm ins Ohr flüsternd sang: „Komm Schlaf, komm Traum, vom Kinderträumebaum.“

Wie herrlich das kribbelte, man konnte es dem Kind ansehen, wie es die Augen zu machte und den Hals reckte, ein wenig in ihre Richtung pendelte und so selig seufzte, wie es so ein kleines Geschöpf überhaupt nur konnte. Die Hände über seinem Haarschopf griffen nur noch inniger ineinander, und erst in ein paar Jahren, wenn er selbst kein Kind mehr war, würde er diese Geste richtig deuten lernen. Bis dahin jedoch taten sie das nur, um einander näher heran zu ziehen, und gemeinsam beendeten sie ihr Schlaflied, so in ebenmäßigem Einklang, als gehörten diese Stimmen immer zusammen: „Morgen früh wird wieder aufgewacht,“ und sie beugten sich beide so dicht über ihn, dass sich sein Rostbraun mit ihrem dreifarbigen Mix verflocht, wie sie je eine Schläfe des Babys zärtlich küssten. „Noch ein Küsschen und gut' Nacht!“

Die Lider halb geschlossen, hockte der 11jährige auf der Matratze, die Beine unter sich gefaltet, sich mit einer Hand am eigenen großen Zeh festhaltend, die andere mit dem verzauberten Bilderrahmen in der Hand, den ihm sein Vater gebastelt hatte. Warm und schön war es ringsherum, eingehüllt in eine Geborgenheit, die kaum auszuhalten war, wenn man – egal wie toll Grandma war, gleichgültig, wie wunderbar Gramps – so furchtbar darauf verzichten musste. Der bittersüße Schmerz darin trieb Wasser unter die Lider, aber sie liefen nicht über, diese Tränen, das taten sie nie.

Wie lange er so da saß, das wusste Ted nicht. Wie lange der andere Junge schon wach gewesen war und ihn beobachtet hatte auch nicht. Aber das war auch nicht so richtig wichtig. Weil irgendwann Gregor McGonagall sich leise räusperte und die Beine anzog, damit er sich nicht erschreckte und dennoch wahrnahm, dass er da war. „Alles OK?“ wollte der Schotte wissen, und er bemerkte es, erwähnte es aber mit keinem Wort, wie diese vielen, mokka-farbenen Strähnen in all dem schreienden Blaugrün erschienen, solange Teddy Lupin mit seinem Spielzeug beschäftigt war.

Überrascht hob der Junge aus Südlondon den Kopf und schaute in der Dunkelheit hinüber auf das andere Bett, und er rang sich ein Lächeln ab, nickte aber nicht und bestätigte auch anderweitig nicht. Weil es gelogen gewesen wäre. Nichts war OK. Jedenfalls jetzt gerade nicht. Die Bewegungen auf der Karte nahm er nur im Augenwinkel wahr, und es handelte sich lediglich um die wabernden Namensschilder regungsloser Menschen. Sogar der Hausmeister, sein Kniesel direkt neben ihm, schien in seinem Zimmer zu sein.

Das Bedürfnis war mit einem Mal da. Wo ihn der Gedanke vorhin noch so verschreckt hatte, war es jetzt das einzige, was Ted noch wollte und brauchte. „Ich glaube,“ hörte er sich selbst aussprechen, zaghaft und belegt noch, doch dann glasklar, „ich möchte meine Eltern besuchen.“ McGonagall rutschte auf dem nicht aufgeschlagenen Duvet herum, weder nervös, noch überreizt. „In der Eingangshalle?“ fragte er nur, denn natürlich machte alles Andere keinen Sinn. Teddy nickte, ohne zu zögern, bestimmt. Durch die Nase schnaubend, richtete sein Gegenüber sich auf und warf nur kurz einen Blick über die eigene Schulter zu dem Wecker auf seinem Nachttisch. Kurz nach halb Drei Uhr morgens.

„Jetzt?“ erschien es ihm logisch, denn nun war niemand dort unten. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Teddy diese Begegnung suchen würde, schon gar nicht zum allerersten Mal, mit jeder Menge Zeugen um sich herum. Erneut nickte er sogleich bestimmt. Ja, jetzt. Sofort.Nach Zapfenstreich, mitten in der Nacht. Egal, was McG – wie er ihn von nun an nennen würde, nicht Gregor, nicht Greg – dazu sagen würde.

Das Schweigen hielt nicht lange. Hätte er ihn angesehen, wäre es ihm eher aufgefallen, wie Gregor ein breites Grinsen auf sein Gesicht huschen ließ, und dann seufzte er. „Ich kann dich begleiten,“ schlug er einfach vor, so wie er jeden Tag da sein würde, ein echter Gryffindor. Und Ted hob den Kopf erneut, dieses Mal mehr als überrascht. Aus dem Grinsen war ein Lächeln geworden, fast verlegen, wie Gregor die Achseln zuckte. „Wenn du magst.“

Und wie er mochte! Türkis leuchtete nur noch mal so hell mit seinem Strahlen um die Wette, wie zwei Jungs von ihren Matratzen rutschten und nach den nagelneuen, bordeauxfarbenen Morgenmänteln griffen, in die sie hineinschlüpften. Den Ahorn- und den Ebereschenstab und die Karte einsteckend, schlichen sie hinaus auf die Treppe, ließen dieses Mal noch Thales Featherbottom und Daniel Townsend schlafen, und dann liefen sie durch verborgene Gänge und über geheime Stufen bis nach ganz unten, sieben Stockwerke tief.

Diesen 1. September verfluchte Argus Filch. Ebenso Mrs. Norris. Den von diesem Tag an gab es in Hogwarts wieder Rumtreiber.


Der Song "Komm Traum" gehört nicht mir, der gehört Rolf Zuckowski!


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