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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Väter und Söhne

von Teekon

„Nee, mein Freund! So nicht!“ verweigerte Bill Weasley seinem Gegner den feigen Rückzug, als dieser sich zwischen das große Gewächshaus und die Außenmauer des Schlosses verdrücken wollte, und mit wutverzerrtem Gesicht feuerte er ihm einen fiesen Fluch ins Kreuz, dass der urhässliche Valdrin Mulciber abgehackt aufschrie und in die Dunkelheit stolperte. Augenblicklich setzte William ihm nach, um sicherzugehen, ihn wirklich außer Gefecht gesetzt zu haben. Mit einem halb entsetzten, halb beleidigten (wie konnte er nur ohne sie das Feld wechseln?) „Bill!“ stürzte Fleur in die gleiche Richtung davon.

Durch die Scheiben des Kaldariums hindurch bekamen die fliegenden Funken ihrer Zauber eine Art Korona, wie kleine Wunderkerzen sah das aus, blau und rot, sich zu violett vermischend, und einander einen Blick zuwerfend, das eigene Kinn jeweils auf die Schulter zurückgelegt, brauchten Dora und Remus kein Wort zu sagen, um einander zu verstehen. Grinsend zwinkerten sie und genossen das Spiegelbild der innigen Zusammenarbeit. Selbst noch ums Eck gegen den Fels unterhalb der runden Fenster der Slytherin-Schlafräume gepresst, verschwammen beide mit den Schatten wie Chamäleons.

Um sie herum tobte die Schlacht, grausig laut und die Luft erfüllt von Pech- und Schwefeldampf. Bündel zusammengesackter Menschen, keine Ahnung, ob Freund oder Feind, übersäten die komplette Wiese, nur bestanden von Büschen und Sträuchern, und in der einzigen Beleuchtung, dem breiten Bogen aus Licht von schwankenden Laternen in der Eingangshalle, war die Szenerie absolut unwirklich geworden. Rufe gellten durch die Nacht, wabernde Rauchschwaden, gespenstisch beschienen von aufflackernden Flüchen zogen über den nahen See und sein Ufer. Von oben herab waren bereits mehrere Trümmerteile gestürzt, und es war noch nicht lange her, dass aus einem dieser klaffenden Löcher in Hogwarts steinerner Haut ein fast panisch rennender Augustus Rookwood heraus gesprungen war, dicht gefolgt von Percy Weasley.

Die wenigsten schienen schwer verwundet oder gar tot zu sein, viele einfach nur niedergestreckt von einem der vielen Betäubungsflüche, die jeder Kämpfer in seinem Repertoire hatte, doch sie hatten keine Gelegenheit, die einzelnen Gefallenen zu prüfen, denn noch immer versteckten sich hinter jedem Baum und jedem Erdhaufen und auch hinter dem Schutt diverse Gegner. Von ihrem Platz aus konnten sie zumindest erkennen, wie es um ihre Position bestellt war. Nicht gut, aber auch nicht hoffnungslos.

Der schmale, aber lang gezogene, spitzwinklige Streifen, den Remus so ungern unbewacht gelassen hätte, lag in völliger Dunkelheit, und schon eine Weile her war es, dass er einen der Meadowes dort gesehen hatte. Weiter hinüber in Richtung des Waldes waren sie gelaufen, irgendeine Unruhe dort entstanden, die sie nicht ergründen konnten, so lange sie hier oben waren und weiter ihre Stellung hielten. Einzelne Todesser waren an ihnen vorbeigeschlüpft und hatten sich auch an Bill und Fleur vorbei gewieselt, hatten so ins Innere des Schlosses eindringen können, doch die große Masse und vor allem die Schlimmsten ihrer Kämpfer waren nach wie vor hier draußen auf freiem Feld.

Nevilles kleiner Trupp war das, der sich da hinter den Mauern aufgestellt hatte und die Eingangshalle und die Schmucktreppe so frei hielt, wie sie nur konnten und dabei bisher ihre Nasen nicht allzu weit hinaus streckten. Seine Großmutter – Tante Augusta – war bei ihm, Remus hatte sie vorhin gesehen, wie sie dem Vater von Gregory Goyle mit ihrer riesigen roten Handtasche eins übergebraten hatte, als hätte sie keinen Zauberstab. Für einen Moment schwamm ein so herrliches Bild vor Lupins innerem Auge, dass er sich kichernd den Bart reiben musste. Snape. Oder besser der Irrwicht, der aussah wie Snape in Augusta Longbottoms Altdamenkleidern, mit eben dieser Handtasche bewaffnet.

Ihn in die Seite knuffend, wollte Tonks wissen, was da so lustig war, ihre Wangen allein rosig von Adrenalin und purem Spaß am Rumhexen, und die Augen glänzten mit jedem Flammen eines Zaubers ringsherum. Er schüttelte nur den Kopf und gibbelte immer noch, wie er sich wieder an die kühle, moosüberwachsene Mauer lehnte und gar nicht spürte, wie feucht und klamm das war, selbst erhitzt und schwitzend. Den Kopf zurück rollen lassend, schielte er über ihren Scheitel hinweg, um sich zu vergewissern, dass bei Bill alles in Ordnung war, und die doppelt geworfenen Blitze hinter dem Gewächshaus verrieten es ihm.

Keine Zeit, ihr die ganze Geschichte zu erzählen, und er wusste nicht, wieso er das ausgerechnet jetzt sagen musste. „Weißt du,“ fing er an und hielt die glühende Spitze des eigenen Zauberstabs mit der freien Hand fest, bis ihm davon die Haut versengt wurde, so heißgelaufen war das Werkzeug bereits. Kein Wunder, nach einem Fight mit Dolohov. „Als ich bei den Wölfen war,“ erinnerte er sie, ohne 'als ich dich verlassen hatte' zu erwähnen, „da hab' ich mich immer damit getröstet ...“ Das klang merkwürdig, aber sie würde es verstehen, wie er das meinte, das wusste er. Weil sie ihn einfach verstand. „Da hab' ich mir immer vorgestellt, du würdest einfach irgendwann eine Weasley werden.“ Und dann musste er doch mit jeder Silbe leiser werden und verlegen quieksend hinter der eigenen Schulter verschwinden.

Im ersten Moment perplex, war Tonks froh, dass sie sich ducken musste, weil von irgendwo oben mit einem Mal ein Blumentopf geflogen kam, und dazu ertönte das schrille Kreischen von Peeves, der aus einem Fenster heraus flog und – jetzt ohne Bombe dabei – durch die solide Wand wieder hinein, um sich mit neuer Munition einzudecken. Ihr Gesichtsausdruck war einmalig, wie sie nicht sicher zu sein schien, ob sie schallend lachen oder verschnupft sein sollte, seinem Blick mit ihrem folgend, wieder zu ihm zurück schauend und sich noch einmal vergewissernd, dass es Bills Aufenthaltsort war, zu dem er schaute.

Mit erhobenem Zeigefinger deutete sie da hinterher und gab merkwürdige Geräusche von sich, die wie eine Abfolge von 'wah?', 'gah!' und 'äh?' klangen. Doch natürlich nicht! Er prustete abwehrend und vollführte die passende Geste dazu, was den angenehmen Nebeneffekt hatte, die kleine Brandwunde am Zeigefinger etwas zu kühlen. Nicht doch William! „Charles,“ sagte er nur und zuckte erneut die Achseln. Ihre Brauen schnellten beide hoch entgegen dem heute Nacht wieder grellpinken Igelhaarschnitt, wie ihr der Mund aufklappte und sie nun doch entschied, dass man darüber lachen konnte.

„Charlie?“ wiederholte sie in der vertrauteren Koseform des Namens des zweiten Weasley-Sohns (des einzigen, der sich nicht direkt an dieser Schlacht beteiligte), und Remus druckste sogleich herum. „Ja,“ greinte er fast langgezogen. Das war doch eine völlig logische Konsequenz, oder? Dass die Sache, von der er da sprach, nichts, aber auch gar nichts mit Ratio zu tun hatte, ging ihm dabei total ab.

„Ihr habt doch so viel gemeinsam,“ entsann er sich der freundschaftlichen Gespräche der Zwei, des fast brüderlich-schwesterlichen Umgangs, der Leidenschaft für Quidditch, Wizardrock und ausgefallener Kleidung, „und ihr habt euch immer gut verstanden.“ Diesen winzigen, fast ein bisschen pampigen Unterton, den er dabei nutzte, den bemerkte er wahrscheinlich nicht einmal. Ihr fiel er umso mehr auf. Das war ein klitzekleiner Schuss Eifersucht. Beinahe hätte sie gerührt geseufzt, musste aber viel zu sehr schmunzeln und schoss sich seltsamerweise auf nur eines seiner Argumente ein.

„Ja,“ grinste Dora und biss sich auf den Knopf am Ärmel ihres Kurzmantels, um nicht gleich schallend loszulachen und damit jedem noch so dämlichen Todesser ihrer beider Position zu verraten, gut verborgen unter einem Wasserspeier, der tatsächlich bei Regen jede Menge gesammeltes Wasser in hohem Bogen davon spuckte. „Wir haben viel gemeinsam,“ und jetzt musste sie doch schon zumindest glucksen. „Wir stehen beide nicht auf Busen.“

Nun war es an Remus, nicht gleich zu schalten. Stutzend hielt er inne, unterbrach die wieder aufgenommene Observation des Vorplatzes und schwang heftig zu ihr herum. „Was?“ machte er gedehnt und zog die linke Oberlippe so hoch, dass sein Bart darauf einen Knick bekam, von dem sie gleich wieder loslachen und sich die Hand vor den Mund halten musste. „Remus?“ Sie nahm seine linke Hand, so dass er sich herumdrehen musste, und dabei kaute sie sich auf der Zunge herum. „Charlie ist schwul.“

Der Knick verschwand und verwandelte sich augenblicklich in die Raupe eines Arctia-Falters, während man regelrecht Münzen fallen sehen konnte hinter seinen Augen. „Oh,“ kam nur kurz angebunden heraus, und dieses Mal lachte Dora wirklich. „Das war schon in der Schule so,“ erklärte sie und zog ihn ein bisschen zu sich herunter, damit sie nicht so laut reden musste. „Und ich war die einzige, der er davon erzählt hat.“ Und mit einem Mal war dieses stumme Einverständnis zwischen ihr und dem Drachenbändiger glasklar. „Deshalb habt ihr ...“ „uns immer so gut verstanden, ja!“ beendete sie den Satz für ihn und schüttelte den Kopf. Dass Molly das nicht mitbekommen hatte, wo Charles immer großen Wert darauf gelegt hatte, OK. Aber der immer so einfühlsame und gut beobachtende Remus?

Vielleicht, weil er es einfach nicht hatte sehen wollen. Weil es ihn 'getröstet' hatte. Wie man sich mitten in einer mörderischen Schlacht so fühlen konnte, das blieb ihr genauso ein Rätsel wie dieses herrliche Frühlingsprickeln immer wieder mitten in einer ganz anderen Art von Gefecht, und trotzdem wusste sie, das beides den selben Ursprung hatte. Sich auf die Zehenspitzen stellend, schlang sie einen Arm um seinen Hals und zwang ihn noch weiter herunter, um ihm ins Ohr flüstern zu können: „Siehst du? Du bist der Einzige für mich.“

Das eklige Kneifen von Missgunst, das ihm zum ersten Mal aufgefallen war an jenem Spätnachmittag in der Bahnhofshalle von King's Cross, als ein fremder Kerl – ach was, bloß irgendein Junge – ihr nachgeschaut hatte, verflog und verpuffte genau so wie der Fluch auf dem Scutum, das Remus vorhin noch in Richtung des Eingangs geworfen hatte, um von dort besser geschützt zu sein, und er erwiderte die Geste der kurzen Umarmung und schloss rasch die Augen für einen verlängerten Lidreflex. Sowieso nicht mehr von Bedeutung. Seinen Platz gefunden.

Über seine Schulter hinweg lugen könnend, entdeckte Tonks längst den Verursacher des ungeplanten Angriffs, denn der Todesser dort hatte sie beide nicht gesehen und schien nicht einmal gemerkt zu haben, was mit seinem fehlgegangenen Zauber passiert war. Genau diese Visage hatte sie gesucht. Mit einem langen „hmmmm“ schürzte sie die Lippen und drehte schon ihren Zauberstab wieder in den behandschuhten Fingern. „Außer vielleicht ...“ Das war natürlich ein Scherz, und das war ihm schon klar, bevor er sie losgelassen und sich wieder aufgerichtet hatte. „Onkel Rodolphus?“ vervollständigte er für sie, denn den anderen, der da neben seinem Bruder einher stiefelte, den wollte er für sich.

Offenbar damit einverstanden, grinste sie spöttisch und trat an ihrem Ehegatten vorbei, um dem Schwager ihrer Mutter einen gehörigen Schrecken einzujagen. „Onkelchen!“ rief sie, ehe sie einfach drauflos ballerte. Das gehörte sich nicht für eine Black, schon gar nicht für eine Aurorin, nicht einmal im Krieg. Doch Rodolphus Lestrange hatte auch so kaum Gelegenheit, sich zu wappnen, und so torkelte er mit einem Aufschrei rückwärts und wäre fast über einen Maulwurfshaufen gestolpert. Sein jüngerer Bruder schaltete etwas schneller und schaffte es immerhin, sich mit einem nonverbalen Protego zu schützen, bevor Remus sich ihm widmen konnte. Gemeinsam waren sie auf merkwürdige, auf schaurige Weise unheimlich.

„Sag mal, Rodolphus,“ blieb Dora völlig ungerührt von dem zweiten kampfbereiten Feind, wusste genau, wie abgedeckt er war, wie sicher unter seiner Schützenhilfe, „ist Rabastan eigentlich nur dein Bruder oder auch dein Sohn?“ Und Remus knickte leicht zur Seite ein und verzog das Gesicht voller Ekel, fast so wie damals, wenn James Potter 'mein Vater ist mein Onkel' gegröhlt hatte, und dabei jaulte er ein lautes „ouh“, das fatale Ähnlichkeit hatte mit den Geräuschen, die früher der Heulenden Hütte nachgesagt worden waren.

Selbstverständlich war das völlig unmöglich, waren die Brüder nur zwei Jahre auseinander, aber das war ja auch nicht wichtig. Ein Tiefschlag, so scheußlich, dass er den Lestranges die Fratzen entstellte, und sogleich begannen sie, beinahe synchron anzugreifen. Machte gar nichts. Die Antwort erfolgte nicht weniger simultan. Ausfallschritt um Ausfallschritt, Drehung und Schwung perfekt aufeinander abgestimmt, wie zwei fechtende Musketiere, das man vom Zuschauen ganz stumm geschlagen war vor Ehrfurcht und Bewunderung.

„Du widerliche, kleine Missgeburt,“ spuckte es der Ältere der beiden aus, der mit der Schwester von Andromeda verheiratet war, und der ihre Existenz genau wie sie als Beleidigung betrachtete. Kind eines Schlammbluts. Nicht würdig, im Stammbaum der Blacks zu stehen. Aber sie verleugnen konnte man nicht. Dafür zu offensichtlich die Verwandtschaft, zu heiß das Talent, und sie bewies es mit erst einer magischen, dann einer verbalen Retourkutsche, die in ihrer gedanklich so perfekten Abstimmung mit dem Mann an ihrer Seite, dessen Ring sie am Finger trug – was alles nur noch schlimmer machte – umso schmerzlicher brannte.

„Ich mein' ja nur,“ zuckte das Mädchen wie nebenbei die Achseln und donnerte ihm ein Bombarda so dicht vor die Spitzen seiner maßgefertigten Schuhe, dass Dreck und Steinchen aufflogen und ihn ins Gesicht trafen. „Es ist kaum zu glauben, dass jemand zwei Mal …“ „über eure Mutter drübergestiegen ist, nachdem“ „sowas,“ und sie deutete auf Rodolphus, „dabei heraus gekommen ist.“

Den Lestrange-Brüdern fiel alles aus dem Gesicht. Für einen Moment schaute der Jüngere wieder genauso aus wie damals an der Flussbiegung, grau und grün und gelb, als würde er jeden Moment die Haut vom Schädel abschälen und darunter ein Monster zum Vorschein kommen. Rodolphus war schneller, wenn auch nicht wirklich schlagfertig. „Pass lieber auf,“ zischte er durch die Zähne, die mit einem Mal nicht mehr so wunderbar perlweiß und vollkommen wirkten wie sonst, „sonst wirfst du bald noch räudige,“ und er spuckte wirklich aus in Lupins Richtung, „Kläfferwelpen!“

Mal ganz abgesehen davon, dass der ehrlich schwach gewesen war, fast so unglaublich verletzend wie 'Vierauge' für einen Brillenträger oder 'Schwuchtel' wohl für Charlie, musste Remus ganz einfach so lachen. Und er verhinderte nicht, dass sie es sagte, auch wenn es vielleicht nicht unbedingt schlau war. Es musste einfach sein, und es tat so gut. Herrlich übertrieben gespielt mitleidig, winselte Dora und legte den Kopf schief, wie sie ihrem Onkel einen Blick zuwarf, den er so zärtlich niemals verdient hatte. „Oh, das tut mir leid, mein lieber Oheim,“ nannte sie ihn ganz traditionell, „aber er hat mir bereits einen Sohn geschenkt.“

Oh, wie schön das klang. Durchmischt mit so viel Stolz und Liebe, dass es eine Waffe für sich war. Erst recht gegen diese Männer hier. Und während dieses so simple Geständnis in Remus ein helles Licht anzündete und ihn mit unwahrscheinlicher Kraft ausstattete, riss es die Brüder regelrecht um. Alle Farbe wich aus ihren Gesichtern, fahl und blass wie Wasserleichen sahen sie aus, und wo Rodolphus endgültig den Kampf gegen den Maulwurfshügel verlor, stand Rabastan stocksteif da und senkte sogar den Zauberstab. Und Lupin nutzte die Gelegenheit eiskalt.

Mit einem Satz war er bei ihm, packte mit der einen Hand seinen Kragen und entriss ihm mit der anderen das Eukalyptusholz, während Dora sich auf zauberische Weise ihres zweiten Onkels annahm. Keiner von beiden wehrte sich noch richtig. Ihr Entsetzen – und das war so lächerlich – war einfach zu groß. Bellatrix würde ausrasten. Als wäre es ihre Schuld. Rabastan weitete nur die Augen, wie er die sehnige Faust mit dem Erlenstab darin auf sich zukommen sah, als Lupin ihm mit Hingabe kräftig ins Gesicht schlug, dass ein unheilvolles Knacken davon zeugte, dass er danach dringend einen guten Episkey brauchen würde. Nur die kraftvollen Finger und der teure Stoff seiner Robe hielten ihn davon ab, von der schieren Wucht zu Boden zu gehen.

Sich versichernd, dass er nicht bewusstlos war und ihn gut hören konnte, schüttelte Remus ihn ordentlich durch und zwang Rabastan, ihn anzusehen. „Der war für Ted!“ erinnerte er ihn daran, dass er genug getan hatte, um die angebliche Schmach seiner Familie zu 'rächen'. Ihn noch weiter hochreißend, keine Ahnung, woher dieser dürre Mann diese Stärke nahm (ein Seitenblick, und für den Bruchteil einer Sekunde begriff er es doch), zog Lupin ihn nah genug an sich heran, dass er die Feuchtigkeit auf seinen spitzen Eckzähnen erkennen und das feine Grollen aus dem Kehlkopf wahrnehmen konnte, ehe ihm alle Lichter ausgehen mussten und er gar nichts Anderes mehr registrieren konnte als sengenden Schmerz.

Das Knie rammte ihm die Weichteile gegen den eigenen Beckenknochen, dass er hätte schwören können, das Geräusch einer platzenden Wassermelone gehört zu haben, die jemand von der Aussichtsplattform des Empire State Building auf die Straßen von New York hatte fallen lassen. „Und der,“ Lupin grinste schrecklicher als der, der ihn zu dem gemacht hatte, was er war, „war für das 'Zuckerpüppchen'.“ Und er ließ ihn nicht einfach los, sondern streckte die Finger aus, dass er fast von ihm fortgeworfen wurde, so wie man ein Stück schimmliges Brot von sich stieß. Rabastan Lestrange landete im feuchten Gras und im Dreck, halb auf dem zum Vorplatz ausgeweiteten Fahrweg, während irgendwo rechts von seinem Kopf die zwölf Zoll Maulbeerholz aus Rodolphus' Hand glitten und unter einem geschnürten Stiefel jämmerlich zerbrachen, dass die trockene Muskelfaser eines Drachenherzens daraus hervorstach.

Die Schulter rollend, um den Sitz seines Jacketts wieder hinzubekommen, machte Remus hoch über ihm Anstalten, auch noch auszuspucken, aber er ließ es sein. Rabastan Lestrange hätte es sowieso nicht mehr mitbekommen, so geschockt war er von der Tatsache der Gewaltanwendung an sich und der unermesslichen Qual, die sie ausgelöst hatte. „Die braucht er sowieso nicht,“ beruhigte Remus sich selbst, dass er doch nicht zu brutal gewesen wäre, und beide von ihren Gegnern befreit, griff Dora bereits nach seiner Hand.

Grinsend, die oberen Schneidezähne dabei auf der Unterlippe, beguckte sie sich das Häufchen Elend und strahlte ihn an. „Ich liebe es, wenn du so substanziell wirst!“ Remus musste prustend lachen und vergaß den Todesser endgültig, wie sie ihm mit dem Kopf einen Wink gab, der 'komm, die sind's nicht wert' sagte, und gemeinsam stiegen sie über die Brüder hinweg und wandten sich der restlichen Schlacht wieder zu. Da würden noch genug Feinde auf sie warten.

Als hätten sie es beschrien, stürzte eine Gestalt, so kräftig und gleichzeitig so gebeugt und krumm, dass es niemand aus ihrem Trupp sein konnte, aus dem Haupteingang der Schule heraus und auf das Ufer des Sees zu. Wie vor eine Wand gelaufen, blieben Dora und Remus stehen. Gerade rechtzeitig, denn es gab einen Grund für die wilde Flucht: Mit drohend erhobenem, billigem Zauberstab in der Hand, verfolgte eine nicht minder breitgebaute Silhouette in einem hellgrauen Troyer brüllend den fliehenden Anhänger Voldemorts, und dabei feuerte er bereits wieder Fluch um Fluch hinter ihm her. Einer traf seine Ferse, und aufheulend, klagend, hüpfte Fenrir Greyback regelrecht hoch und nach vorn.

Wie zwei Kinder, die am Straßenrand standen und versuchten, auf der Fahrbahn der Picadilly einen Moment zum Durchschlüpfen zu finden, standen sie da, Hand in Hand, und schauten ganz verwirrt hinter den beiden Werwölfen her, die sich auf einmal bis aufs Blut zu bekriegen schienen. „War das nicht ...“ wollte Tonks fragen, und Remus beendete die Frage für sie: „Scabior?“ Hätten sie irgendeinen Zweifel daran gehabt, gerade gesehen zu haben, was sie gesehen hatten, wäre dieser implodiert, sobald sich der Rauch ein wenig lichtete und auf der anderen Seite diese beiden anderen Männer zu erkennen waren, schneidend verstrickt in Duell und Wortgefecht mit zwei ehemaligen Befehlsgebern.

Egal, wie blass und bleich und krank sie aussahen, sie fochten mit Druthmar Goyle und Victor Crabbe genauso tollkühn und furchtlos wie unter dem vollen Mond, und dabei lachten sie beide, wie er sie noch nie hatte lachen hören. Es bereitete ihnen ein diebisches Vergnügen, und aus dem Augenwinkel nur nahmen sie den Spion wahr, der doch auch so sehr einer von ihnen war. Das Laternenlicht spiegelte sich im Tripelspiegel seiner Netzhaut, wie Filbert sich Goyle mühelos vom Hals hielt und zu Remus hinüber lachte, den Grund für sein ungläubiges Gesicht durchaus erratend. Hinter dem noch immer schreienden Dragan her deutend, nur mit dem Kinn, weil er die Arme zum kämpfen brauchte, erklärte er, wie eingängig das war: „Er hat einfach die Schnauze voll!“

Und es reichte aus, um Lupin begreifen zu lassen, was hier geschah. Sie hatten die langen, schwarzen Roben ausgezogen. Sie duellierten sich mit Todessern, und Dragan Scabior prügelte förmlich auf Greyback ein, der so lange sein Alpha gewesen war, ihn unterdrückt und geschunden hatte. Damit war jetzt Schluss. Ein für allemal die Fronten klären. Ohne den Mond, ohne Klauen und Zähne, wie echte Männer. Wie Zauberer. Irgendwie merkwürdig schön.

Längst hatte sie sich einen neuen Gegner ausgesucht, und jetzt, wo Greybacks Flucht aus der Vordertür regelrecht eine Grenze eingerissen hatte, strömte Nevilles kleine Kompanie aus dem Haupttor und auf den Rasen, und ein weiteres, heftiges Gefecht entbrannte. Es entstand ein solches Durcheinander, das einerseits gefährlich, andererseits schützend war, dass Remus nur hier und da dazwischen funken musste, aber sich keiner fand unter den Angreifern, der sich ihm direkt stellen wollte. Schon gar nicht in dieser Verbindung, denn er stand Rücken an Rücken mit ihr, die Hände noch immer halb hinter sich verbunden.

Nicht zurückgedrängt, gezielt beinahe, rückten Filbert und Bain näher heran, ihre Kontrahenten nicht gut genug, sie in Schach zu halten. Keine Ahnung, wieso, aber mit einem Mal war es wieder da, dieses Bild. Vielleicht, weil Bain in dieser Stimmung, in der lauen Nacht, fechtend, genauso aussah wie er damals. Fast gelangweilt. Elegant dabei, wagemutig, aber niemals übermütig, und seine so durchschnittlichen Züge verwandelten sich in die eines wirklich wahren Slytherin, eines listenreichen Soldaten, wie es Salazar selbst einmal gewesen war, als er noch Seite an Seite mit Godric Gryffindor in den Krieg gezogen war. Und Remus erinnerte sich eines Versprechens, dass man ihm zu erfüllen hatte verbieten wollen. Eben jener Mann, dem er es gegeben hatte, und automatisch rückte auch er näher an Fryssington heran.

Mit einem Mal waren sie nicht mehr nur zwei Rücken an Rücken, sondern vier. Dora und Holmes waren zum Schloss gewandt, Remus und Fryssington zum See, und die gebildete Traube gab nicht nur Halt und Deckung, sie gab auch so etwas wie Privatsphäre. „Bain,“ musste Lupin immer noch lachen und reichte ihm die nun befreite Hand zum Einschlagen, was dieser bereitwillig annahm, einen neuen Schwung in seinen Bewegungen, die ganze Haltung mit einem mal so ungedrückt, und er musste selbst übersprudeln. Ein gutes Stück älter als er, hatte er diesen Jungen damals in die Welt der Wölfe eingeführt, und es kam ihm vor, als wäre das ein ganzes Menschenleben her. So vieles verändert, und doch immer noch die selben Jungs, die selben Männer. Er erwähnte es mit keinem Wort.

Aber Remus tat, und er wusste nicht, wieso er das jetzt loswerden musste. Weil er es endlich konnte? Nicht mehr zu viel von sich verriet, dass der andere nicht wissen durfte, weil sie keinem von ihnen trauen konnten? „Weißt du noch, du hast mich mal gefragt, woher ich deinen Namen kannte.“ Sich halb gegen ihn stemmend, um eine weitere Salve von Crabbe besser abwehren zu können, runzelte Bain die Stirn und nickte. „Von meinem Vater!“ brüllte er förmlich gegen den Lärm der Schlacht an, und doch blieben die Worte ganz bei ihnen beiden.

Er erinnerte sich. Gut. Nickend und zustimmend brummend, war Remus klar, dass er das nicht hören konnte. „Er wollte nicht, dass ich es dir sage,“ sprach er also genauso laut, wie es Fryssington selbst gerade noch getan hatte, und fest auf beiden Beinen stehend, in 70 zu 30, 70 hinten, 30 vorne, rüstete er sich gegen die nächste Attacke und schaute Lupin von der Seite her an dabei. Was meinte er? Wer wollte nicht, dass er ihm was sagte? „Aber ich war bei ihm, als er starb.“ Und mit einem Mal wusste er es. Gairbhith. Sein Vater. Als er gestorben war. Verblutet, irgendwo dort unten in Hogsmeade.

Ihm klappte der Kiefer herunter, ebenso die Waffenhand, und beinahe hätte er komplett vergessen, in welcher Situation er sich hier befand. Nur Lupins Aufmerksamkeit und dessen Erwiderung in Crabbes Richtung statt seiner, hielt ihn davon ab, einen hässlichen Pungere abzubekommen. „Wieso …?“ konnte Bain nicht verstehen, was der gefühlskalte, so oft so schroffe Mann ihm noch habe vorenthalten können, was er nicht längst selbst gewusst hatte. Und das merkwürdige Lächeln, erinnernd, dabei von dem gleichen Zwiespalt gezeichnet, den Bainhrydghe immer selbst für ihn empfunden hatte – Abscheu und Respekt zugleich – jagte ihm einen Schauer über den Rücken, viel angsteinflößender als die Atmosphäre der tobenden Schlacht.

'Unverbesserlich, Lupin,' so hatte er ihn geschollten, weil ihm das Schamgefühl des so unausstehlichen Lehrers völlig egal gewesen war. Ihm einen Gruß schickend, dorthin, wo auch immer Gairbhith Fryssington jetzt sein mochte, löste Remus dieses Versprechen ein. „Seine letzten Gedanken galten dir.“

Endgültig geplättet. Weil das so viel bedeutete und so viele Fragen aufwarf, ein Weltbild niederrang und alles auf den Kopf stellte, woran Bainhrydghe je geglaubt hatte seit jener Nacht, in der ihn das Untier bestraft hatte für das Buch, das sein Vater verfasst hatte. Wie viele solcher Momente konnte ein gestandener Mann ertragen in einer Nacht? Und Lupin? Der lächelte nur immer noch dieses ihm so typische, ruhige Schmunzeln, das von Schwäche sprach, die enorme Stärke verbarg, und obwohl er noch lange brauchen würde, bis er all das verstand, glomm das Herz in Bains Brust gleich noch mal so zugetan für ihn, und er reichte ihm die Hand. „Danke, Remus.“

Lupin schloss nur beide Augen in einer Art Zwinkern, schämte sich nicht dafür, dieses Tabu gebrochen zu haben. Beide, Vater und Sohn hatten ein Recht darauf gehabt. Der eine sollte wissen, dass der andere ihn vermisst und geliebt hatte, und der andere sollte die Chance bekommen, doch noch sein Herz zu zeigen. Egal, wie sehr er sich dagegen gesträubt hatte.

„Hey, Lupin!“ riss ihn der zweite Wolf halb hinter ihm, den Rücken gegen Fryssingtons Seite gepresst, aus seinen Gedanken, und Remus schielte über seine linke Schulter hinweg, um Filbert Holmes ansehen zu können, den Mann, dessen Freund er getötet hatte. Nicht mit dem Zauberstab. Mit den eigenen Reißzähnen. Vielleicht war's zu spät für die eigenen, längst ohne ihn erwachsen geworden (keine Ahnung, wie sie geworden waren). „Braucht dein Sohn vielleicht ein paar Onkel, die sich für nichts zu schade sind?“ Und er grinste so frech und so fröhlich, wie Remus ihn noch nie gesehen hatte, den Beißer von Battlewell.

Dieses Mal musste er selbst lachen. Was für eine Vorstellung! Sein süßer, sein winziger, niedlicher Junge mit den türkisgrünen Haaren auf Filbert Holmes' Knien beim Hoppe-Reiter, der vor Vergnügen kreischte und lachte im selben Moment, so wie es nur seine wunderschöne Mutter sonst konnte auf dieser Welt. Und er drehte den Kopf, dass er über die andere Schulter schauen konnte und bat nur mit den Augen um ihr Einverständnis. Als hätte sie genau zugehört (und das hatte sie wohl auch), erwiderte sie ohne Zögern, und die Zunge zwischen den Zähnen, das strahlende Lächeln mit dem sanften, aber bestimmten Kopfnicken, ein Sternenblinken auf den Hornhäuten, erteilte sie es.

Er berührte ihren Oberschenkel unter dem fliegenden Schoss ihres Mantels, flüchtig, aber aussagekräftig, dankbar, wusste der Teufel wofür, und dann war es wieder Filbert, den er ansah. „Gerne, Bert!“ bestätigte er ihm. „Sehr gerne!“

Mehr als noch so ein unbekümmertes Grinsen bekam er nicht zur Antwort, denn was die Meadowes in Richtung des Waldes gezogen hatte, war endlich bis zu ihnen vorgedrungen, und der Riese brüllte so laut, dass die Bäume in der Umgebung sich bogen und rauschten mit ihren frühlingsjungen Blättern, als sei urplötzlich ein Orkan aufgekommen. „In Deckung!“ konnte Tonks nur noch warnen, die zuerst sah, was er in den Händen hielt, und dann warf das Ungetüm einen Felsbrocken ganz genau so wie Dumbledore höchstpersönlich eine Bowlingkugel auf die Pins zurollte, und die Vier vor dem Eingangstor stoben auseinander.

Der Findling walzte alles in seinem Weg nieder, inklusive des noch immer am Boden gekrümmten Rabastan Lestrange, ehe er polternd zur Seite wegkippte und sich unterhalb der Birke in den See wälzte, wo er liegen blieb und in wenigen Jahren von Moos überwachsen wurde. Kommende Generationen würden ihn den Bowling-Felsen nennen und von seinem Gipfel aus ins kühle Nass springen. Doch jetzt erst einmal klebte Blut an seinen Flanken.

Es hatte keinen von ihnen erwischt. Längst war Bain wieder voll auf Crabbe eingeschossen, Filbert rannte in Richtung der Riesen hinter Goyle her, wollte ihn nicht entkommen lassen, und Dora hatte schon ihren Angriffsschrei verlauten lassen, der ihm sagte, dass alles gut war. Selbst in die Knie gestemmt auf dem abschüssigen Rasen, den Zauberstab gegen das eigene Wadenbein trommelnd, kam Remus zu Atem nach dem Schreck. Und da sah er es:

Dragan Scabior holte so charakteristisch aus mit seinem Waffenarm, dass Lupin den Zauber schon kannte, bevor er aus dem Stab quellen konnte. Und er konnte es nicht fassen. Ein Werwolf, der es wagte, dieses Kriegswerkzeug zu gebrauchen, was noch nie einer vor ihm getan hatte? Argentum et Aconitum. Silber und Eisenhut feuerte Scab auf die gräuliche Gestalt des blutverschmierten Fenrir Greyback, und mehr als ein simples Sternenmal brannte sich ihm auf die Brust.

Silbergelber Funkenschauer.


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