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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Tochter und Mutter

von Teekon

Dolohov. Antonin Jefim Dolohov, Großneffe von Grigori Rasputin, dem Schauerlichen, der den gesamten russischen Zarenhof in seinen schwarzmagischen Klauen gehalten und schließlich vernichtet hatte. Das Haar nun Weiß, wie schmutziger Schnee, dünn geworden auf dem hohen Schädel, doch noch immer kraus und dicht im vollen Bart, und selbst in der noch mondlosen Nacht, bedeckt von trüben Wolken ohne Niederschlag, leuchteten seine hellblauen Augen wie funkelnde Laternen. Kräftiger geworden in den vergangenen Monaten der erneuten Freiheit, aber drahtig geblieben, präsentierte er merkwürdig veränderte Zahnreihen, einstmals so makellos und nun seltsam zerstört, so als fresse etwas von innen an seiner Substanz. Ganz ähnlich wie bei seinem Meister, dieser Verlust an menschlichem Antlitz.

Für den Bruchteil einer Sekunde, den Remus Zeit hatte, darüber nachzudenken, wusste er, warum das so war. Weil seine Taten, all die Morde, das Foltern, das Sich-Ergötzen an Leid und Tod lebender Menschen die Seele zerriss und das Herz immer kälter werden ließ. Wie das eines Reptils im Winter. Eiseskälte floss ihm davon am Rückgrat hinunter, tropfend erst, dann rasch strömend wie Schmelzwasser sich aus einem Gletscher löste, und obwohl sein Körper vom andauernden Gefecht erhitzt war, fröstelte Lupin und musste sich schüttelnd warm zittern.

Er war nicht sein erster Gegner heute, hatte schon mehrere Zauberer in langen, dunklen Roben ohne Abzeichen umgeworfen, in Steine verwandelt oder gegen die Außenmauer des Schlosses geschleudert. Einen – er hätte schwören können, es wäre die ölige Fresse von Bohnenstange Yaxley gewesen – hatte er nonchalant im See versenkt, wo er nun spotzend und prustend am Ufer lag und nach Luft rang. Das wurde langsam zum Volkssport für den Lulatsch. Darüber hätte Remus fast gelacht, doch das ging gerade nicht.

Zielstrebig hatte er ihn gefunden, der bärtige Russe mit dem wahnsinnigen Blick, suchte ihn mittlerweile gezielt in jedem Kampf, und Lupin wusste, würde nie vergessen, wieso. Nicht nur, weil er ihn ein zweites Mal nach Azkaban geschickt hatte in arabischen Ketten. Nein, weil Dolohov noch immer davon überzeugt war, dass er ihm die Zukunft geraubt hatte. Er und seine beiden Freunde, James und Lily Potter, doch an denen konnte er keine Rache mehr nehmen. Seinem Zugriff gnädig entzogen. Nur diesen hier hatte er noch übrig. Und wie er ihn schließlich entdeckt hatte, mitten auf dem breiten Fahrweg von Hogsmeade herauf, so als wäre dies die einzige Möglichkeit, die weite Wiese zu überqueren und in die Schule zu gelangen, blockiert mit seinem Körper und seiner bekanntermaßen wehrhaften magischen Präsenz, da hatte Antonin schauderhaft gegrinst.

„Na, wen haben wir denn da?“ hatte er gemurmelt, geflüstert irgendwie und dennoch laut zu hören, in dem selben, fast spielerisch-freundlichen Tonfall wie damals, als er um die Ecke gekommen war, die Stiege hinauf, und sie einander zum ersten Mal – Blau gegen Silber – in die Augen geschaut hatten. Und genau wie damals hatte Remus keine Antwort gegeben. Andere, wie auch Bellatrix vorhin erst zwischen den Torpfeilern, bekamen schneidende Kommentare um die Ohren geprügelt, Deja vus an frühere Aufeinandertreffen, die für gewöhnlich nur für das Ordensmitglied in angenehmer Erinnerung geblieben waren. Aber nicht er. Weil seine Visage, sein boshaftes Lachen, ihn so viele Male aus seinen Träumen aufgeschreckt hatte und Remus niemals vergaß, was für eine vibrierende Furcht diese Gefechte ihm bereitet hatten. Selbst noch als erwachsener Mann.

Auf dem nahezu freien Feld war es nicht so leicht, ihm auszuweichen, der schier unermesslichen Frequenz und Durchsetzungskraft seiner brutalen Flüche, von denen keiner auch nur annähernd harmlos war. Er kämpfte nur aus einem Grund mit ihm, und das war Remus in jedem Herzschlag klar. Und er betete leise und bedankte sich dabei bereits inständig, dass Antonin Dolohov keine Ahnung hatte, wie viel perfider – und aus seiner kranken Sicht sicherlich passender – seine Rache dieser Tage hätte ausfallen können. Dass er nicht einmal entfernt davon träumte, ihm das Gleiche antun zu können, wie es ihm widerfahren war.

Die pure Vorstellung, er könne davon erfahren, vertrieb die Kälte und ersetzte sie mit einem mächtigen Schub Hitze und Energie, von der Remus rückwärts sprang, auf die breite Treppe vor dem Schlosseingang zu und halb hinter einen raschelnden Ginsterstrauch, und sein eigener nächster Fluch, der ihm aus dem geschwungenen Handgelenk donnerte, warf ihn fast um, so viel Gewalt bekam er davon. Silbergelb und grün und rot.

Dolohov wurde bleich, so blass, dass die Farbe seines Haars mit der seines Gesichts verschmolz, so als trage er ein Laken für eine Halloween-Party, konnte nicht einschätzen, was da auf ihn zu rauschte und ihn schließlich traf, so merkwürdig und fremdartig dieser heftige Strahl aus flüssiger Hexerei, wie der übermächtige Wasserdruck aus dem Schlauch eines Drehleiterfahrzeugs, und er strauchelte und stolperte rückwärts, wie er – nun zum dritten Mal – eine Ausgeburt nahöstlicher Sternenmagie erwartete. Doch das war mit dem Zauberstab geschehen. Und es tötete nicht, und es band ihn nicht, er flog nur ein paar Yards rückwärts und landete mit der Waffenhand in einem frisch aufgeschütteten Maulwurfshaufen.

Die Chance nutzend, Erleichterung so aufwallend aus dem Brustkorb aufschießend, als wäre in seinem Herzen ein Geysir hochgegangen, nahm Remus aus dem Augenwinkel die Möglichkeit zur Deckung wahr, und mit einem Satz war er in dem unfreiwilligen Schützengraben aus mit Büschen bestandenem Erdwall, vollführte dabei eine Drehung um 180° und landete mit dem Rücken fest gegen die zugrundeliegenden Felsen gepresst. Die Füße rammte er dazu in den Boden, dass er halb aufgerichtet war und sofort weiter springen konnte, wenn nötig.

Er musste nicht. Dolohov war noch da, das war ihm sofort klar, noch ehe der nächste Fluch abgefeuert worden war und so furchtbar knapp über seinem Schädel vorbei sauste, dass ihm die Haare zu Berge standen und er seinen viel zu hoch aufragenden Kopf nur hastig zwischen die eigenen Schultern ducken konnte, damit er endgültig hinter der natürlichen Mauer verschwand. Verdammt. Er musste den verfluchten Russen loswerden. Sonst konnte er für nichts garantieren.

Schlucken musste er jetzt, die Kehle trocken und rissig, wie ihm das Herz bis zum Hals schlug, voll und dunkel jeder Stoß, ihn lebendigst daran erinnernd, wie tief das Unbehagen immer wieder saß. Einen solchen Gegner, einen solchen Todfeind zu haben. Konnte es nicht so ein peinlicher Waschlappen sein wie Malfoy? Oder so ein hirnloser Dummkopf wie Crabbe oder Goyle? Von ihm aus auch so ein skrupelloser, widerlicher Feigling wie Snape. Alle, nur nicht Antonin Dolohov. Weil er wusste, dass er hier an seine Grenzen stieß. Und heute, so viel mehr als früher schon, hatte Remus Lupin keinerlei Bedürfnis danach, diesen Pfad zu betreten.

Die eigenen Augen fest auf die Schuhspitzen gerichtet, krampfhaft die Atemfrequenz herunter zwingend, um in sich hinein lauschen, dem so vertrauten und bewährten Instinkt zuhören zu können, ließ Remus nur seine Gedanken rasend rotieren, und fast hätte er die massige, dunkle Gestalt in der flachen Mulde irgendwo rechts von ihm, am östlichen Ende seines Schützengrabens, gar nicht bemerkt. Nur durch die Bewegung nahm er ihn überhaupt wahr, und sein Zauberstab zuckte drohend und aufrecht in diese Richtung, doch er feuerte nicht.
Weil das Gegenstück in der Hand des möglichen Kontrahenten zwar in dessen Fingern blieb, aber dabei ausgedreht wurde, in den Spalt zwischen Daumen und Zeigefinger, die Handfläche offen präsentiert.

So konnte man ihn nicht benutzen, war er genauso nutzlos wie am Gelenk unter den Hemdsaufschlag geklemmt, wie Remus es selbst immer gern tat. Zum Waffenstillstand. Und der Schatten kroch etwas aus der eigenen Deckung, die er sich dort gesucht hatte, und er kam in den Kegel aus Licht, der aus den offenen Eingangstoren von Hogwarts herausfiel, dabei schon keuchend, die Stimme holprig von Anstrengung und fast furchtsamer Erregung ob einer solchen Begegnung, heiser flüsternd: „Keine Angst, ich tu' dir nichts!“

Fast hätte Lupin gelacht. Und er prustete, halb abschätzig, halb belustigt, wie er den Mann erkannte, diese Versicherung wirklich mehr als lachhaft. Und gleichzeitig konnte er nicht wütend sein oder auch nur böswillig, weil der Ausdruck in seiner ganzen Miene so seltsam anmutete. Ihm stand Schweiß auf der Stirn, vielleicht nur, weil er selbst schon vermutete, dass auch sein Gegenüber sich nur zurückhielt. „Pass lieber auf, dass ich dir nichts tue, Scab,“ erinnerte Lupin ihn daran, dass dies kein Revierstreit am Canary Wharf war, bei denen – heute wusste Dragan das – er sich nur immer zur Tarnung so milde im Hintergrund gehalten und seine Schwäche nur gekonnt vorgetäuscht hatte.

Aber kein Fluch fiel, keiner von beiden schoss auf den anderen. Sie hockten nur beide da, der eine mit dem Rücken gegen den Wall, einen raschen Blick über seine Schulter werfend, wo der wahnsinnige Russe noch immer versuchte, ihn doch noch zu erwischen, der andere auf den Knien im Gras, geduckt, zu ihm herüber starrend, das Gefecht um sie herum beinahe vergessen. Er trug die gleiche, uniformartige Robe wie die Todesser, wie alle Schergen Voldemorts, und doch kämpfte er nicht gleichberechtigt neben ihnen. Keiner von beiden musste das ansprechen. Doch Remus musste auch nicht sagen, dass er nicht so meinte, was er gesagt hatte. Genau so wenig wie Dragan Scabior ihn (obwohl er doch gekonnt hätte, verborgen wie er, ahnungslos wie Lupin es gewesen war) angriff, würde er es tun.

Sie beide gezeichnet mit den gleichen, rissigen Narben, der eine im Gesicht und an der leberseitigen Flanke, der andere im unteren Rücken, versteckt unter der Kleidung, hockten sie da im gleichen Graben, Gegner doch, und blieben tatenlos. Vielleicht war es nur geheuchelt gewesen von der einen Seite, das Vertrauen, aber in diesem Moment war Scabior einmal mehr klar, dass Remus Lupin seine Rolle so perfekt gespielt hatte, weil er das Einmaleins des Spions beherrschte. Willst du eine gute Lüge erzählen, bleib so weit an der Wahrheit, wie du nur kannst. Und er war eben genau dieser Mann, den er immer dargestellt hatte.

Und deshalb ließ Dragan ihn. Und deshalb wusste er, dass Lupin ihn auch lassen würde.

In rascher, viel zu rascher Abfolge, schrammten Dolohovs Zauber über ihre Köpfe hinweg, und selbst der davon nicht Betroffene, senkte panisch darunter den kantigen Schädel, musste fest die Kiefer aufeinander pressen, dass harte Muskulatur hervor stach. Der spielte nicht rum, der gruslige Adjutant des Dunklen Lords. Was immer er auch gegen Lupin hatte, es war inbrünstig und kam von Herzen. Besser, er ging dem Verrückten aus dem Weg. Nur sah Dolohov nicht so aus, als wolle er ihm das erlauben. Nur hatte er mit einem Mal keine Wahl mehr.

Woher dieser heftige, fast grausam geführte Doppelschlag gegen ihn kam, das konnte weder Antonin selbst, noch Scabior sofort erkennen, doch der Lapideus traf ihn genau auf den Schwertfortsatz seines Brustbeins, wovon sich milchig-blaue Adern ausbreiteten und aus ihm einen unrühmlichen Marmorblock machten, ehe eine ganze Horde von riesigen Fledermäusen, gerufen von einem Vesperugo, einem beinahe schon antiken Fluch, sich über ihn hermachte, als sei ein Stein superappettitlich.

Wie aus dem Nichts erschien sie, dabei war Apparieren innerhalb des Schulgeländes unmöglich, eine lebendig gewordene Epiphanie aus dem Feenland, so als habe Peter Pan frenetisch in die Hände geklatscht und damit Glöckchen zu neuem Leben erweckt. Von irgendwo da oben aus dem Schloss rannte sie quer über den mit Dreckhügeln und niedergestreckten Angreifern übersäten Rasen (ein Wunder, dass sie nicht einmal stolperte) und überwand die letzte Distanz zwischen ihnen mit einem fliegenden Satz, der sie direkt in seine Arme beförderte. Tonks.

„Whow!“ war alles, was Remus rufen konnte, wie er sie auffing, dass sie, ihre Knie rechts und links von seiner Taille, landen konnte, auf seinem Schoß, als wären sie hier nicht inmitten der größten Zaubererschlacht seit Nurmengard vor 58 Jahren, sondern im Schatten des Kreidefelsens der Durdle Door am Strand von Lulworth, und dabei lachten sie auch beide ganz genauso entspannt und unbeschwert. „Remus!“ quietschte sie in einer einzigen Silbe, endlos froh, ihn in diesem Chaos so schnell gefunden zu haben, und dann musste sie ihn erst einmal küssen, beide Arme um seinen Nacken geschlungen, so als wären die wenigen Stunden zwischen ihrem Bett in der Chaffinch Lane und diesem Moment nie gewesen.

Kein Tadel, keine Schelte - „was machst du hier? Wieso bist du nicht zuhause?“ - er brachte lediglich ein stammelndes „woher …?“ heraus, das nicht mal ehrlich überrascht klang, wie er sie mit mondhell strahlenden Silberaugen anschaute, sobald er wieder sprechen konnte. Dennoch legte sie ihr flehentlichtstes Deeskalationsschmunzeln auf, dieses verlegene Lippenbeißen mit dem Daumennagel zwischen den Zähnchen, wie Dora die Achseln zuckte und ein leise fiependes Geräusch fabrizierte, das fatale Ähnlichkeit mit dem beschwichtigenden Laut des sich von einem Schreianfall beruhigenden Babies hatte, sobald ihm Aufmerksamkeit zuteil wurde.

„Entschuldige,“ bat sie dabei, die Augen so groß und rund wie die eines kleinen Mädchens, das keine Blumen mehr streuen wollte, weil sie viel lieber bei dem netten Jungen in seinem Champagnercut bleiben wollte, „ich musste kommen.“ Überflüssig. Es gab nichts zu verzeihen, das konnte sie augenblicklich sehen in jedem Zug seines Gesichts, wie entsetzlich froh er darüber war, sie zu sehen, sie hier bei sich zu haben, so nah, ihrer beider Puls heftig gegen die Rippen hämmernd, dass sie sich trafen dabei.

Endlich wieder alles richtig, alles wie es sein sollte, die Gesetze der Physik wieder in Kraft, damit das Universum funktionieren konnte. Sofort auch verpufft dieses ekelhafte Zittern, das nur ein Kampf Zauberer gegen Zauberer mit Dolohov hervorrufen konnte. Weil mit ihr an seiner Seite vollkommen und damit unangreifbar und unbesiegbar. Unsterblich. Als begreife er erst jetzt, was sie da getan hatte, wie sie hergekommen war, dass die Gefahr gebannt war – zumindest im Augenblick – stemmte Remus sich hoch mit ihr noch immer auf den Oberschenkeln und in seinem Arm, lugte über Schulter und Wall hinweg und fand seinen Gegner im Dreck, halb über die Böschung gerutscht, die den Weg vom flachen Ufer des Sees trennte.

„Dem hast du aber ordentlich in den Arsch getreten,“ befand er, anerkennend die Lippe geschürzt und nickend, beide Hände auf ihren Hüften, und Tonks reckte sich, um besser über seine hohe Schulter schauen zu können. Sofort rutschte ihr breites Grinsen etwas zurück, und sie wog leise enttäuscht den Kopf hin und her. „Nicht tief genug, fürchte ich,“ griff sie die Metapher etwas zu bildlich auf, und Remus kam nicht umhin, die passende Vision dazu geistig vor sich zu sehen. Davon verzog er angewidert den Mund. Aber es stimmte leider. Schon zuckte ein Fuß, und die so schöne mineralische Zeichnung wurde schwächer und zurückgedrängt. Allerdings war die Wolke aus kreischenden Fledertieren ausgesprochen stattlich, und das machte sie wieder etwas zufriedener. „Dürfte aber ne Weile beschäftigt sein.“

Völlig vergessen, den Mann im Graben neben sich, dabei saß Dragan Scabior keine 6 ½'' von ihm entfernt im Gras. Wie uninteressant auch, wenn ihm die Liebe seines Lebens die Stirn an die Nasenwurzel drückte und mit einem halb ernsten, halb albernen Grollen die Leviten las: „Ich will nicht, dass du dich mit diesem Irren prügelst,“ warf sie nur einen gering schätzenden Blick in Richtung von Antonin Dolohov, „der hat nicht mehr alle Murmeln bei einander.“ Remus musste grinsen. Sich prügeln – als wenn sie einander mit Fäusten traktieren und sich im Schlamm wälzen würden anstelle eines anständigen Duells. Und außerdem war er sich nicht sicher, ob Dolohov jemals auch nur eine Murmel besessen hatte.

Mit den Augen rollend, wollte er genau das sagen, doch dadurch kam er wieder in sein Blickfeld. Keinen Schimmer, wieso er das machen musste. Es hatte nichts mit Angeben zu tun oder mit Triumph – er über den anderen. Einen Arm in seine Richtung ausstreckend, stupste er sie leicht an, dass sie hochschaute. „Süße, darf ich dir Dragan Scabior vorstellen?“ Und er deutete in den Schatten, wo ein stabiler, aber sehniger Mann mit grau-schwarzem Bart sie mit unverhohlenem Zauber anstarrte, den Mund offen und Wasser auf den Hornhäuten.
Sie schien das nicht zu bemerken, grinste ihn nur an, diese ihr so eigen gewordene Mischung aus spitzbübischem Schelm ihrer immerwährenden Jugend mit liebevoller Sanftheit darin. „Scab,“ sprach Remus ihn fragend an, „das ist meine Frau.“ Und es klang genauso schön, wie Dragan sich das vorgestellt hatte. Mit ihren Fingerchen, der blitzende Ring daran, vollführte sie eine kleine Laola-Welle und flötete ein zuckersüßes „hi!“ dazu, so als wäre das da nicht ein Typ in Todesser-Robe, der so offensichtlich für die andere Seite spielte.

'Ich weiß,' wollte er sagen und konnte nur dümmlich nicken, 'ich hab dich gesehen an den Docks'. Woher das kam, er wusste es nicht recht, doch er sah ihn plötzlich wieder vor sich, den hochgewachsenen, aber immer recht stabilen Kumpel mit dem Rennbesen ständig zwischen den Knien, der ihm in ihrem so gemütlichen, höhlenartigen Gemeinschaftsraum gegenüber gestanden hatte, 'Drag, ich hab 'n echtes Problem', mit ganz betrübtem Blick und doch dabei glücksbeseelt, 'ich hab was mit Drom Black'. Schon nicht mehr unter ihnen. „Du,“ machte er endlich den Mund auf und konnte nicht umhin, auf sie zu zeigen dabei, „du bist Teds Tochter, richtig?“

Ohne zu zögern, ihr ganzes, herzförmiges Gesicht, das sie von ihm geerbt hatte, blühte förmlich auf, nickte sie heftig. „Ja, die bin ich!“ Und dann rutschte etwas in diese so vertrauten Züge, was er nicht gleich deuten konnte. Ihre rosigen Wangen schoben sich hoch, die Mundwinkel sprangen zurück in Grinsen und Lächeln zugleich, und sie biss sich auf die zwischen die Lippen gelegte Zungenspitze, eine Hand auf Lupins Oberarm, die andere im schwitzigen Haar oberhalb seines Nackens, wie sie wieder nur noch ihn zu sehen schien. „Und Teds Mutter bin ich auch.“

Als hätte man in einem Muggelhaus einen Lichtschalter angeknippst, als habe ihm jemand ein Lumos in den Schädel gepflanzt, spiegelte Lupin diesen merkwürdigen Ausdruck eins zu eins, und Scabior begriff intuitiv schneller als im Hirn. Stotternd, wie früher als Schüler, wenn Professor Dumbledore ihm in Verwandlung so eindringlich eine Frage gestellt hatte, brachte er das Unfassbare heraus: „Ihr … ihr habt ein Kind?!“

Sie schauten ihn nicht mal an, nahmen nicht ihre Blicke aus denen des anderen, und trotzdem nickten sie beide, sie schon wieder ihre Lippen malträtierend, er so breit grinsend, dass die auffällig spitzen Eckzähne im Licht umherfliegender Flüche blitzten. Dieses wahnsinnige Schwirren, das Scabior davon allein summend wie ein wandernder Bienenschwarm in Brust und Kopf waberte, raubte ihm fast das Bewusstsein, und er musste sich auf ein Knie stützen und die Hand in Hemd und Robe krallen, um das auszuhalten.

Lupin griff sich in die Innentasche seines Jacketts, noch immer nicht in der Lage, irgendwo anders hin zu sehen als in ihre Augen. Ja, er hatte vorhin Angst gehabt, dieses Wissen könne in die falschen Hände geraten. Aber jetzt, in diesem Augenblick und bei diesem Kerl wusste Remus, es würde OK sein und mehr als OK. Und er reichte ihm das kleine Foto, das er mittlerweile mit sich herum trug, damit er es ansehen konnte, wenn er mal im Nachbarzimmer sein und dort seinen kleinen Jungen vermissen sollte.

Dragan bekam den Mund nicht mehr zu. Ein schlankes, fröhliches Baby mit winzigen, zu Fäusten geballten Händchen, die es wild schwenkte in einem fast tanzenden Strampeln, und dabei lachte es so wundervoll wie man es nur konnte, wenn man gerade zärtlich gekitzelt worden war. Der hellblaue Overall passte ganz hervorragend zu einem schreiend türkisfarbenen Haarschopf, der die Metamorphmagus-Fähigkeit seiner Mutter verriet. „Er ist ...“ wunderschön, wollte er sagen, aber es ging nicht, weil es da noch diese Kleinigkeit gab, die seine pure Existenz zu einem Wunder machte. „Ist er …?“

Und endlich rollte Lupin den Kopf in seine Richtung und schaute ihn an, ernst, aber glücklich, fast genauso wie Ted damals, als er ihm und nur ihm gestanden hatte, wo er sich denn in letzter Zeit ständig herumgetrieben hatte. „Er ist gesund, Scab.“ Wie ein Schwall kaltes Wasser, so frisch, aber so umwerfend zugleich wie ein Faustschlag mitten in die Magengrube. Gesund. Kein Wolf. Ein ganz normales Kind. Naja, so normal wie ein Enkelsohn von Ted Tonks eben sein konnte. Und Dragan Scabior bekam das gleiche, schaudernd schöne Lächelgrinsen ins Gesicht wie die jungen Eltern.

Wie er Lupin das bewegte Foto wieder zurückgab, das merkte er kaum, so eingebrannt das Bild von dem hübschen Jungen in seinem Geist. Man konnte förmlich zu sehen dabei, wie sich Hebel in Bewegung setzten und Zahnräder ineinander griffen, eine ganze Mechanik so kompliziert wie das Uhrwerk von Big Ben in Gang kam in seinem Inneren. Ein Weltbild stellte sich auf den Kopf, und tausend Träume, die verboten und zum Tode verurteilt gewesen waren, blühten auf wie Blüten im Dschungel, ein Farbenrausch aus neuer Hoffnung. Das war es, was Teddy für Männer wie ihn war. Und das würde Dragan Scabior nie vergessen, egal, was in den kommenden Jahren sein mochte.

Einen Fuß aufstemmend, das andere Knie noch gegen seine Beckenpfanne gepresst, griff Tonks nach Remus' Hand und zog an ihm. Zeit, hier zu verschwinden, solange Antonin Dolohov noch versuchte, jede einzelne Fledermaus verschwinden zu lassen, während seine beiden Arme noch ganz steif und bröselig waren. „Komm,“ forderte sie auf, „ich hab vorhin da oben die beiden Lestrange-Brüder gesehen.“ Und sie schüttelte sich vor Ekel, wie sie an ihre beiden verhassten Onkel dachte, die sich in ihrer Gegenwart immer so widerwärtig aufführten mit ihrer Verachtung und gleichzeitigen Anzüglichkeiten. „Die brauchen dringend mal was auf den Sack!“

„Fabelhafte Idee!“ befand Remus und wollte am liebsten schon Ansprüche erheben auf den Ehegatten ihrer Tante. Mit Rabastan hatte er noch das ein oder andere Hühnchen zu rupfen. Es war dringend an der Zeit, ein paar Rechnungen zu begleichen. Wie sie das hinkriegten, aus dieser innigen Pose aufzustehen und loslaufen zu können, das wussten sie wahrscheinlich nicht einmal selbst.

Dragan Scabior blieb allein zurück in einem provisorischen Schützengraben, der in die falsche Richtung gebaut worden war, halb liegend unter dem Ginsterbusch, der seine eigentliche Deckung hatte sein sollen, ausgerichtet auf das Haupttor, das es zu erobern galt. Und der Entschluss war da. Er reifte nicht heran wie ein guter Wein in einem alten Eichenfass. Nein, das hatte er über die vergangenen Monate getan, über Jahre vielleicht schon, nur angefacht vom Beispiel dieses Mannes, der es gewagt hatte, gegen sein Schicksal zu kämpfen.

Mit einem raschen Blick über das aktuelle Schlachtfeld stemmte Dragan sich auf und setzte in die Tat um, was ihm die innere Stimme laut befahl. Seine Jungs waren dort vorn, zwischen die Stämme von drei hoch aufgeschossenen Birken an einem besonders steilen Stück des Seeufers geduckt, und dorthin würde er gehen. Einen langen Satz machend, dass er regelrecht über die Wiese flog, stürzte er auf ihr Versteck zu, konnte erkennen, wie Maitland ihn heran winkte und Fryssington sich vorbeugte, um ihm Deckung zu geben, sollte es notwendig sein.

Nur zwei standen offenbar gerade in direktem Duell in diesem Abschnitt, ein Schüler, ein Junge, und der noch immer die fratzenhafte Maske tragende Todesser, dem er sich gestellt hatte, hob gnadenlos den Zauberstab, um das halbe Kind loszuwerden. Scab fackelte nicht mehr lange. Er hatte seine Wahl getroffen, und im Fallen, im Abrollen, drehte er den kräftigen Körper herum und feuerte so gezielt auf den Hexer in der gleichen, dunklen Robe, dass dieser nur noch aufschreien konnte, ehe er strauchelte und fiel und still lag, und dann donnerte Dragan mit der Schulter in den Dreck, mitten unter seinen Kameraden.

Und sie starrten ihn nur an, die Augen mit den merkwürdig reflektierenden Pupillen weit aufgerissen. „Scheiße, Drag,“ spuckte Filbert Holmes aus und musste sich hastig die Hand vor den Mund legen, weil er lachen musste. MacNair hatte es verdient, dieser arrogante, abscheuliche Dreckskerl, der sich so viel besser vorkam als sie, und der dennoch oft schmutziger und ungepflegter war als jeder Wolf. „Was war das denn?“ fragte sogar Lyons, so perplex, dass er seine Zurückhaltung vergaß, und Barrymore langte zwischen den anderen hindurch und stieß seinen Rudelführer fast gegen das Schlüsselbein. „Bist du verrückt oder bloß blind?“

Noch bevor Scabior sich aufgerafft hatte, wusste zumindest der schlaue Kopf von Holmes, dass nicht mal in einem so chaotischen Gefecht die Verwechslung eines Todessers mit einem Schüler möglich war, und er lehnte sich rücklings gegen einen der Bäume und wartete auf Scabs Erklärung. Die er prompt bekam.

Dragan schnaubte verächtlich und wehrte Barrymores Annäherung brüsk ab. „Lupin ist da draußen,“ unterrichtete er sie und deutete eifrig irgendwo hinter sich. Das zornige Zähneknirschen aus einigen Ecken ignorierte er genauso wie die sich über den billigen Zauberstäben schließenden Fäuste. Denn so hatte er das nicht gemeint, und das wurde klarer und klarer mit jedem weiteren Wort. „Er hat einen Sohn, versteht ihr das? Ein gesundes Kind!“ betonte Scab das Subjekt des Satzes, machte damit verständlich, dass sie nicht gekämpft, sondern geredet hatten. Und beides, diese Erkenntnis und seine Eröffnung, schlug sie alle stumm und bewegungslos.

Er konnte es sehen, wie es in ihrer aller Augen genauso aufflackerte, wie gerade eben noch bei ihm selbst, und er musste schon wieder so dämlich grinsen und fast laut loslachen. Es ratterte hinter jeder Stirn, ihre Augen huschten hierhin und dorthin, wie sie sich das vorzustellen versuchten, und Bain griff sich an die Knopfleiste seines Hemdes unter der Robe, als müsse er sein Herz davon abhalten, ihm aus der Brust zu springen. Ein leiser Anflug von Schmerz fuhr ihm durch das Gesicht. Und Dragan leckte sich die Lippen und erklärte, was das wirklich bedeutete:

„Wir haben eine Zukunft!“ Ducken musste er sich, wo neue Kräfte heran stürmten und Flüche flogen, und nur deshalb unterbrach er sich kurz, ehe er wieder irgendwo in die Dunkelheit deutete. „Er kämpft dafür! Und ich will das auch.“ Und er riss so fest am Kragen seiner Robe, dass der Haken sich löste und aus der Öse sprang, ein klaffendes Loch hinterlassend, das kein Reparo geflickt hätte. „Ich wechsel' die Seiten!“ Sich fast gewaltsam aus der schwarzen Uniform pellend, knurrte Dragan Scabior unzufrieden und zugleich befreit, so als streife er eine Zwangsjacke ab, während sie ihn alle noch immer unverhohlen anstarrten. Hatte er das wirklich gerade gesagt? Und wie meinte er das denn? Sich gegen den Dunklen Lord stellen? Jetzt, hier, mitten in der Schlacht?

Ja, genau das meinte er. Die Robe achtlos hinter und unter sich in den Dreck werfend, dass sein hellgrauer Troyer in der Nacht regelrecht leuchtete, musterte er ihre Gesichter. „Wer von euch macht mit?“ Hatte der den Verstand verloren? Sie waren Wölfe! Werwölfe! Für sie gab es keine Wahl! Trotzdem sagte eine Stimme klar und bestimmt „ich!“ Aber es kam nicht aus der Richtung, die Scab erwartet hatte. Bärbeißig, bissig wie ein Rottweiler hatten sie ihn immer genannt, den schärfsten Wachhund unter ihnen, verbittert und entsetzlich traurig ob des Verlustes einer ganzen Existenz, einer richtigen Familie, doch das wirsche, schwarze Haar auf seinem Schädel glatt streichend, zog auch Filbert Holmes seine Robe aus.

Und sobald er sich getraut hatte, waren es noch andere. Er stand nicht zurück, Bainhrydge Fryssington, der die Schultern zuckte und „bin dabei“ proklamierte, so als ginge es um eine Partie Zauberschach. In den Schatten bewegten sich Männer, schälten das Gewand des Todessers ab wie eine gammelige Zwiebelschale, und wo mehr als die Hälfte verharrte und halb entsetzt, halb peinlich berührt unbewegt blieb, schnaubte Dragan erneut, bevor er sich herumdrehte und die Lage mit den Augen eines Verteidigers sondierte.

Wie zu sich selbst sprach er dabei, leise, aber gut verständlich für seine beiden besten Jungs, die sich rechts und links von ihm halb kniend positionierten und über seine Schultern beugten. „Ich habe lange genug im Schatten gelebt,“ befand er, sich Mut zusprechend, während er schon suchte. „Jetzt ändern wir alles!“ Und er fand, ein boshaftes Grinsen auf seine Lippen kriechend, das dem sehr ähnlich war, dass der riesige, schwarz-graue Wolf in Vollmondnächten präsentierte. „Und ich weiß auch schon, wo ich anfange.“

Er sprang aus der Deckung heraus und schoss sich auf den ausgesuchten Gegner ein, und Bert und Bain hätten schwören können, dass sie es gewusst hatten, wen er auseinander zu nehmen gedachte. Einander einen Seitenblick zuwerfend, der alles sagte, mussten auch sie beide grinsen, und dann klopften sie sich auf die Rücken und folgten ihm hinaus in die Schlacht und in ein anderes, ein echteres, freieres und besseres Leben.


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Die Entschlüsselung der Namen ist gut und schön, aber manchmal habe ich den Eindruck, dass dem zuviel Bedeutung beigemessen wird. Überspitzt gesagt, könnte Malfoy auch Müller-Lüdenscheid heißen, er würde aber dieselbe finstere Figur bleiben.
Klaus Fritz