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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Belthane

von Teekon

Weich, so weich wie die frisch aufknospenden, schillernd hellgrünen Blättchen an den knorrigen Zweigen des Apfelbäumchens im Garten, umstanden von zartrosa Blüten, und trotzdem genauso stark und kräftig, wie der Frühling damit voranschritt, unaufhaltsam, schoben sich die langgliedrigen Finger fest zwischen die zierlichen kurzen, bis alle zehn fast gleichzeitig in sämtlichen Gelenken einknickten und eine Faust daraus machten, die nicht nur einem Menschen gehörte. Alle folgenden, Handwurzel, Ellbogen, blieben dabei überstreckt, und mit der unterschiedlichen Länge brachte das ein Ungleichgewicht in das Gefüge, das trotz der entstehenden Lücke nicht auskühlen konnte.

An die Streben des Bettgestells stießen die Knöchel so, schrammten über das Holz, ohne sich zu verletzen, und dennoch wurden sie sogleich herunter geführt, dabei nicht das lebendige Schloss lösend, stützend, Halt gebend, wo das anders kaum möglich war, und nur die freie Beweglichkeit von Oberarm in Schulterblatt ermöglichte eine Drehung um nahezu 180°, bis es seine Beugeseite war, die jetzt am Laken hinunter rutschen konnte. Erst dort unten, an die obere Kante des nächsten Knochens stoßend, entspannten sich beide Hände genug, um auseinander driften zu können, und die kleinere, die sorgsam gepflegten Nägel daran in einem satten Aubergine-Ton, hangelte sich an eben diesem Vorsprung, so dicht unter der Haut, entlang, bis sie sich genau dort ausbreiten konnte, wo der Rücken ohne scharfe Grenze auslief.

Vier Fingerbeeren stemmten sich förmlich in den Ansatz des mittleren Muskels über dem Ilium, als könnte das ausreichend sein als Widerlager, und nur der dichte Film aus Hitze und Schweiß gewährleistete das auch, saugten sie sich regelrecht daran fest, nur der Daumen streichelnd in die tiefe Kuhle neben dem Kreuzbein rutschend. So wie schon auf der anderen Seite.

Die größere, die kräftigere Hand folgte dem Abwärtstrend noch ein Stückchen weiter, bevor sie auch den Weg zurück fand zum Körper und ausgebreitet wie ein japanischer Fächer unter den Schenkel griff, um ihn energisch, fordernd, aber nicht zwingend, hoch zu ziehen und damit das komplette Becken zum Einknicken aufforderte. Dem musste nachgekommen werden, es ging gar nicht anders, und wie in einer Kettenreaktion führte das zur Zuspitzung des Winkels und damit zu einem kurzen, übermächtigen Stromstoß durch alle Nervenbahnen bis hinauf in die Schaltzentrale.

Ein gepresstes Geräusch, halb winselnd, weil es zu viel war, halb sehnend wie das Wort, was ihr als nächstes über die Lippen kam, schob sich aus beiden Kehlen fast synchron, versackte jedoch bei ihm zu einem wenig stillen Ausatmer. „Mehr.“ Ohne Bitte, ohne Nachdruck, aber im selben Moment ein Befehl, der nicht ignoriert werden konnte, schloss sie wieder die Augen und versuchte, nicht zu lachen dabei. Auch wenn es amüsant war und doch wieder nicht.

Schön, es wieder so genießen zu können jetzt, wieder Brust an Brust und Bauch an Bauch, wo das Hindernis nicht mehr existent war, und Küsse gleichzeitig wieder möglich. Das musste sofort ausgenutzt werden, und er drückte das eine Knie in die Matratze, damit er das überhaupt konnte, sich zu ihr hoch katapultieren, auch wenn das Gefühl davon für einen Herzschlag fast ertränkend wirkte. Beide Unterarme unter ihren Schultern durchschiebend, stemmte er sich auf, um den Kopf hoch genug über ihr Gesicht heben zu können, und ein Schweißtropfen sammelte sich am Brauenwinkel, bevor er über die Stirn zu rollen begann in Richtung Haaransatz.

Schon wieder viel zu hoch getrieben, dabei das Plateau so lange so hoch gehalten, wie es eben auszuhalten war, berührten sich geöffnete Lippen in heftigem Atmen nur so gerade eben, kollidierten erst bei der nächsten rollenden Bewegung, und sie ließen es geschehen wie zwei Verhungernde, so als wären die schlimmen Monate getrennt von einander gerade erst um, und egal wie verloren gerade in der gegenwärtigen Vereinigung, mussten sie beide daran denken, wie ganz ähnlich, wie vergleichbar innig genau dieses erste Mal danach wieder gewesen war. Dieses Mal mussten sie beide davon lachen, ohne es ins Lächerliche zu ziehen. Einfach nur ein kitzliges Überschäumen mehr davon zwischen den Rippen, wie zu viel Brause.

Nur noch einmal hinauszögern, noch einmal diese erhebende Pein verlängern, hielten sie gleichzeitig inne, als hätten sie sich abgesprochen, und Nase an Nase, Auge in Auge, dass sich seine bebende Brust gegen ihren wogenden Busen ausdehnte mit jedem tiefen Atemzug, kicherten sie förmlich. Mit der Zunge den eigenen spitzen Eckzahn anstupsend, rang Remus nach Luft und wischte den mittlerweile ziemlich groß gewordenen Schweißtropfen gegen ihre Schläfe ab, während sie beide Händchen in einem Schwung an seinem Rückgrat hoch fahren ließ, um sich an den breiten Schultern fest zu klammern, so wie man sich auf einem schaukelnden Segler im Sturm an der Reling festband, wenn die Welle darauf zukam, die es umwerfen mochte.

Keine Ahnung, wieso jetzt, wieso ausgerechnet bei diesem Mal, in dieser Situation. Es war nie nötig gewesen, hatten ihre Taten immer viel mehr dafür gesprochen als es Worte konnten, und hatte sie es so viele Male ganz anders verpackt und trotzdem dabei zum Ausdruck gebracht, was sie meinte, mit 'egal' genau so wie mit 'meine Liebe kostet nichts', weil beides bedeutet hatte, dass eben genau dieses Gefühl doch für ihn bestimmt war. Und es schwamm doch immer so glasklar auf ihren schönen Regenbogenaugen, ohne dass es gesagt werden musste. Und obwohl das Blut so heftig pulsierend in den Ohren rauschte, drang es so rein vor, als habe sie es auf der Hauptbühne der Royal Albert Hall vor leeren Rängen gesungen: „Ich liebe dich!“

Gerade noch im Begriff gewesen, den Moment verstreichen zu lassen, endlich über die letzte Klippe zu schubsen, musste er sich selbst mitten in der begonnenen Bewegung abstoppen, und das zwang sie zu einem schockierten Keuchen, dass sich ihre Finger in seinen Nacken verhaken mussten, um es aushalten zu können. Und ihm selbst bescherte es den gleichen, intensiven Flush noch mal, eine enorme Blutdruckamplitude in den Schädel gedrückt, bevor er schon wieder lachen musste ohne Spott. So wie man lachte, weil einem ein Eimer eiskalten Wassers über den Kopf gegossen wurde, so wie man lachte, wenn unerwartet eine Bremsschwelle in der Kurve einem den Magen hochhob, dass er sich purzelnd überschlug.

Das Gefühl abebben lassend zu einem gezähmten Strudel, schnurrte er mit vibrierendem Adamsapfel und schloss die Augen für einen verlängerten Lidreflex, ehe er aus trockener Kehle bestätigte, wessen sie sich schon sicher war: „Das hast du noch nie gesagt.“ Komisch, oder? Er, dem es so schwer gefallen war, diese Emotion zu zulassen, der hatte. Zuerst auf jenem schmalen Balkon über den Platanen am Grimmauld Place, nur geflüstert, nicht mal das, so leise, dass nur das Geräusch von sich öffnenden Lippen und rollender Zunge und der feine Hauch von Atemstrom es verraten hatten, und wieder, drei Wochen erst her, über die süßen Härchen ihres Ohrs gewispert, mit dem Kind auf dem Arm, ein merkwürdig schönes Dankeschön.

Verlegen fast zuckte sie die Achseln auf dem Kissen und quiekste, als müsse sie sich dafür entschuldigen, während schon dieses beinahe boshafte Grübchen unter seinen verschwitzten Bart kroch und die ganze Mimik in ein schelmisches Grinsen schob. Sie konnte sich nicht rechtzeitig wappnen und kreischte vor Lachen, wie er mit beiden Händen ihren Brustkorb griff und sie kitzelte, dass sie sich kaum halten konnte. „Das macht mir Angst!“ behauptete er und hörte nicht auf, bis er selbst „lass das!“ befahl, als meine er sich damit.

Hatte sie das jemals gekonnt mit irgendwem außer ihm? Dabei so herrlich albern sein? Dabei so ungezwungen lachen, wo sie doch gerade noch in heiß glimmendem Rausch versunken war? Und aus diesem kindlichen Staunen sofort wieder zurückfallen in das gleiche flammende Entzücken, das wieder aufbrandete wie eine Springflut zur Sonnenfinsternis, sobald er sich herunter beugte und die immer noch hitzigen Lippen offen gegen ihren Kehlkopf drückte, sie regelrecht aufhob und jegliche Zurückhaltung fallen ließ? Die Augen so heftig verdrehen müssend, dass für einen Moment nur noch das Weiße darin sichtbar war, brach sie ein, sackten ihr die Schultern und Oberarme nach hinten wie die einer Ballerina im letzten Akt von Schwanensee, und das Mädchen, das auch mit ihrem neuen Namen immer Tonks bleiben würde, knallte ihren Hinterkopf ins Kissen und verzichtete auf Mäßigung.

Hätte das Bett nicht so nah an der Wand gestanden, hätten sicherlich die Nachbarn auch noch was davon gehabt, aber das konnte sie gar nicht mehr denken. Er brachte diese felsenfeste Starre in seinen Körper, eine Spannung, so aufgeladen wie summender Starkstrom, die sie so gut kannte und so sehr liebte, flach und gleichzeitig bis in die hintersten Bläschen seiner Lungen atmend, so als könne er nur so genügend Kraft und Sauerstoff tanken, um es zu ertragen und sich durch den Sinnestaumel hindurch zu retten. Wie ein gefiederter Pfeil auf der gespannten Bogensehne. Harte Klumpen aus Muskulatur bildeten sich an den Kieferwinkeln, und wie Tau im herbstlichen Gras sickerten Tropfen aus den Poren, so rasch, man konnte dabei zusehen.

Mehr unfreiwillig kamen diese klitzekleinen grollenden Töne, jeder einzeln heraus geatmet, und sie antwortete, wie nur er das verstehen konnte. Indem sie vorausahnte und ihre Arme fest um seinen Hals schlang, so knapp unterhalb des Schädels, dass sie den ganzen Kopf in ihre Schlüsselbeingrube presste. Fünf, sechs, sieben, acht. Sie konnte zehn oder mehr wummernde Pulsschläge zählen, bis das grobschlägige Beben in zittriges Nachvibrieren überging, und dann erst holte er wieder Luft, als tauche er gerade von einem tropischen Riff wieder auf. „Ow.“ Ein halbes Wort, eine Mischung aus seinem so typischen Laut für Begeisterung und liebevoller Wonne, noch die eigene Unterlippe zerkauend, ehe er sich ganz vorsichtig, ganz langsam niedersinken ließ, um ihr nicht das komplette Gewicht sofort aufzubürden.

Dabei wollte sie genau das. Warm und sicher und mit dem klopfenden Zucken der eigenen Muskeln als Musik dazu. Zufrieden. Zumindest vorerst. Über diesen Gedanken hätte sie fast wieder gelacht, kannte das viel zu genau. Es blieb selten dabei. So gut waren sie darin, ganze Nächte so durch zu fühlen, immer nur zwischendurch vielleicht eine Viertel-, eine halbe Stunde ruhen, vielleicht sogar schlafen, um dann wieder in dieses Fieber zu fallen, so wie schon damals unter dem tropfenden, undichten Dach, als überübermorgen auch noch ein Tag gewesen war und es mit jeder neuen Welle der gerade erlebten Hochspannung unwichtiger geworden war, wo das Tageslicht hin verschwunden war und wie lange es gedauert hatte (36 und ein halbes Jahr). Bis er sich dieser lebendigen Lust überhaupt je hingegeben hatte.

„Remus,“ hauchte sie so hochfrequent über seinem Ohr, dass er davon eine Gänsehaut bekam und ein fragendes Geräusch produzierte. Es reichte, dass sie, mehr mit den Augäpfeln allein als mit Kinn oder ganzem Kopf, in die Richtung schielte, und schon hob er den Schädel und reckte den Hals, um nachsehen zu können. Der Säugling in seinem Stubenwagen rührte sich nicht. „Schläft,“ flüsterte er zurück, als könne jetzt jedes laut gesprochene Wort ihn wecken, während ihre ungezügelte Leidenschaft das nicht fertig gebracht hatte. Wie lachhaft.

Gut zugenommen hatte er schon, der kleine Mann, war ordentlich gewachsen bis hierher, einen Tag nur nach Belthane, und er schaute klar und neugierig in seine Welt, wenn er nicht gerade schlief wie jetzt, konnte schon zur Seite kullern von ganz allein und herrlich zahnlos lachen wie ein gurrender Minimuff, so schön und so fröhlich. Und als wolle er das sonnige Gemüt der Familie Tonks für jedermann sichtbar zur Schau stellen, zauberte sein angeborenes Talent eine Art malediwische Prachtanemone aus Haaren in schreiendem Türkis auf sein Köpfchen. Davon leuchtete er regelrecht im Dunkeln.

Besänftigt und erleichtert, dass sie ihn nicht geweckt oder auch nur gestört hatten, seufzte Dora und entknotete ihre Arme über seinem Nacken, ließ die eine Speiche gegen ihre Stirn, die andere halb über sich in die Kissen fallen, dass es diesmal ihre Hand war, die sich am Bettgestell schrammte, aber es war ihr egal. Ihre Empfindungen wurden längst wieder dominiert und überdeckt von den winzigen, sacht nur saugenden Küssen, die er über ihren Kappenmuskel verteilte, vom Querfortsatz des sechsten Halswirbels an bis über das Gräteneck und von da aus vorsichtig an der Raute vor- und abwärts, ganz genau verratend damit, was er wirklich vorhatte.

War er nicht eigentlich viel zu reif dafür? Sie hatte Kerle gekannt, die halb so alt waren wie er, und dennoch nicht in der Lage, mit ihrem Temperament und ihrem Appetit mitzuhalten. Ihm bereitete das keine Mühe, auch wenn er gern darüber scherzte und es behauptete. Sie nie ungesättigt zurückgelassen. Nie unbefriedigt. Leise dankbar dafür, hob sie beide Arme wieder und senkte sie federleicht zurück auf seinen Hinterkopf und die lange, prominente Linie des Rückgrats zwischen sehnigen Muskeln in fein abgestimmtem Spiel und von dort nach vorn, um so zart nur die so eigenartig schlüsselförmige Narbe auf dem Handgriff seines Brustbeins mit den Fingerrücken zu streicheln. Sollte er ruhig. Sie hatte nichts dagegen. Dora schloss die Augen und fing ganz unbewusst an, unhörbar zu summen.

Die ruhige Pulswelle, fast ein bisschen schläfrig, explodierte erschrocken und ertappt, wie der Ruf quer durchs Treppenhaus schallte, und für einen Moment fragten sie sich beide, ob sie so laut gewesen waren. „Dora! Remus!“ Es war Ma, es war Andromedas Stimme, nachdrücklich, fast ein bisschen streng, und ihre Tochter schlug sich eine Hand vor den Mund und versuchte, nicht loszulachen. Sie klang genau wie früher, als sie den heimlich gekauften neuen Rennbesen gefunden hatte, den Pop ihr mitgebracht hatte, oder wie damals, als ihr beim Frühstück zum ersten Mal ihr Augenbrauenpiercing aufgefallen war.

„Merlins Ausgehunterbuchse!“ presste sie hinter der Hand hervor, sofern das überhaupt ging, und dabei musste sie schon so furchtbar an sich halten, dass sie sich am liebsten in den Fingerknöchel gebissen hätte. Remus stöhnte nur genervt und lehnte seine schweißnasse Stirn gegen ihr Schlüsselbein. „Das is' jetzt nich' ihr Ernst ...“ konnte er nicht fassen, so rüde unterbrochen zu werden, wenn er so penetrant Lust darauf hatte, diese herrlich dunkle Knospe da zärtlich zu kosten und erst wieder von ihr abzulassen, wenn sie darum bettelte. Dass er dabei seine sonst so akkurate Aussprache vernachlässigte, bemerkte er gar nicht.

Niemand antwortete ihr. Was immer die da oben veranstalteten, die hörten ihr nicht zu. Normalerweise hätte Andromeda, selbst nie ein Kind von Traurigkeit und sicher auch nie eine von diesen Ehefrauen, die vergaßen, wie ihr Mann ohne Pyjama aussah, gewesen, den Braten gerochen, aber nicht jetzt, nicht heute, nicht mit dieser Nachricht konfrontiert. „Lebt ihr noch?“ brüllte sie also hoch, eine Hand am Treppengeländer und sich dazu bereit haltend, hinauf zu laufen, sollte es nötig sein. Mit den Augen rollend, alle beide, verständigten sie sich rasch, dass das um jeden Preis zu vermeiden sei. OK, sie waren keine Teenager, sie waren verheiratete Eltern eines kleinen Jungen, aber deswegen musste sie ihre Mutter noch lange nicht in so inniger Umarmung erwischen. Widerwillig zog sich Remus ein ganz kleines Stück zurück und provozierte damit ein enttäuschtes Maulen. „Ja! Was ist denn?“ rief er zurück und versagte kläglich darin, nicht eklatant vergrätzt zu klingen.

Ja, sie fand das auch blöd. Genau wie er. Aber nur solange, bis Andromeda erklärte und sie begriffen, was sie da faselte: „Es ist Angelina!“ Augenblicklich stemmte Remus sich auf die Ellbogen und schaute Dora mitten ins Gesicht, und ihre Augen weiteten sich. Angelina? Was konnte da denn los sein? „Sie sagt, Potter ist in Hogwarts!“

Harry!

In Hogwarts? In Hogwarts. Wieso? Die Gedanken rasten so schnell hin und her hinter seiner Stirn, dass Tonks das Gefühl hatte, sie könne sie durch Haut und Knochen hindurch sehen, wie mehrere erhellte Vorstadtzüge in Londons Nacht nebeneinander an einem Eisenbahnknotenpunkt, die aneinander vorbei rauschten und die Finsternis erhellten. Es war nicht von Bedeutung. Er war dort. Und was immer er da wollte, es war ein Ruf zu den Waffen, so laut und so deutlich wie eine römische Fanfare oder das 'Double time, march!' von früher, wenn ihre Specksteingrillen sie zu den Schauplätzen geleitet hatten. Fast hätte Remus sich an die Seite gegriffen, um das Insekt festzuhalten und an dessen Rhythmus und Melodie festzumachen, was ihn erwartete und was er zu tun hatte. Aber da war nichts, und ihm fiel das so lächerlich auf und ein, dass er prusten musste.

„Verdammt, wo ist meine Hose?“ Und Dora lachte los, obwohl ihr nicht danach war, obwohl mit einem Mal wieder das Herz so heftig schlug in der Brust, jetzt aber nicht mehr vor Erregung, sondern in entsetzlichem Tumult. Es war das so altbekannte Prickeln von Adrenalin, die gleiche hehre Empfindung wie in dem runden Foyer der Mysteriumsabteilung, nicht wie in der Dunkelheit, wenn sie Greifertrupps überfallen hatten, ins Tausendfache erhöht, weil es nicht um alberne kleine Gefechte ging und sie das wussten, alle beide. Das war das große Ding. Entscheidungsschlacht.

'Und zieh dir, Herrgott nochmal, endlich etwas an!' hörte er seine eigene Stimme mit einem merkwürdig nachhallendem Echo rufen, sich halb überschlagend, und er konnte immer noch nicht anders, als fürchterlich zu lachen, ehe er sich aufraffen konnte. Es war nicht richtig so, ohne sie alle, allein in einen Kampf zu ziehen. Sie hatten das nie diskutiert, nie darüber gesprochen, wie sie das handhaben, was sie tun würden, wenn dieser Moment kam, und jetzt war er mit einem Mal da.

Scheißegal. Keine Wahl, sowieso. „Dreck, verfluchter,“ sagte Remus mehr zu sich selbst, seltsam gefasst und gar nicht fluchend, und er schloss die Augen und küsste sie noch einmal heftig und stürmisch auf die Lippen, bevor er die Decke von sich herunter warf und auf die Füße sprang, den Zauberstab aus blutendem Erlenholz, den alten Kameraden, eher in der Hand als er seine Hose tatsächlich aufklauben konnte. Rasch zog auch sie ihre Beine an den Körper und richtete sich auf, und ihr Nachthemd vom Bettpfosten ziehend, bedeckte Dora schnell ihre Blöße, während Remus quer durch das Zimmer wuselte und seine Kleider einsammelte.

Wie ein guter Soldat in der Kaserne, zum Morgenappell geweckt, war er bald angezogen, sie dagegen fast überfordert davon, wie sie viel zu viel Zeit hatte. Alles verlangsamte sich irgendwie, jede Sekunde aufgesogen, und Dora griff in den Stubenwagen am Kopfende ihrer gemeinsamen Schlafstatt und hob Teddy auf und in ihre Arme, musste ihn mit einem Mal ganz fest halten und so nah an sich drücken wie sie nur konnte. Ihre Lippe bebte und sie wusste nicht, wieso. Das war doch nie so gewesen, immer hochgeputscht von der Aussicht auf einen guten Fight. Weil sie nicht gehen würde, deshalb. Sie schluckte es herunter, indem sie ein beruhigendes „shhh“ flüsterte, das nicht das Kind, sondern das sie brauchte.

Sein Gesicht glühte immer noch oder schon wieder, sie wusste es nicht. Remus streckte ihr die Hand hin, die Waffe nicht eingesteckt, sondern in der Anderen, und sie hätte schwören können, dass bereits violette Funken auf der Spitze zu tanzen begannen. Ihre Finger verwoben sich ineinander wie gerade eben noch, und er zog sie hoch und nahm sie mit, den Korridor hinunter und die steilen Stufen, und dort unten in der offenen Tür stand tatsächlich Angelina Johnson, ebenfalls ihr Zauberholz gezückt, Andromeda und Edward auf dem Flur in der gleichen Anspannung wie sie auf Doras bleich gewordenem Gesicht schwamm. „Na, endlich!“ kotzte die frühere Quidditch-Spielerin und rollte mit den Augen, als sie ihren ehemaligen Lehrer erkannte, der ganz gehetzt ausschaute.

Er musste verräterischste Spuren tragen von dem, was da gerade erst zwischen ihnen passiert war, da war Remus sich sicher, und er errötete heftigst, wie schon wieder eine Stimme in seine Gedanken ploppte wie Peeves durch die Wand: 'Erst mit meiner kleinen Cousine rumvögeln …' Aber Angelina schien es nicht aufzufallen. Ehrlich gesagt machte sie selbst einen recht zerzausten Eindruck, entschied er, wie er ihr jetzt gegenüber stand, seine kleine Familie um sich herum versammelte. „Geht's also los, ja?“ vergewisserte er sich noch einmal, und Miss Johnson nickte heftig, bereits Anstalten machend, das Häuschen wieder zu verlassen.

Sie war schon halb den Vorgarten hinunter, als er sich herumdrehte, um sie alle anzusehen. „Gramps,“ sagte Remus, nicht tonlos, so angefüllt mit viel zu viel Emotion und Erinnerung, wie er einen Arm um seines Großvaters Schulter schlang, den Zauberstab in der Faust dabei, und Edward schloss die Augen und drückte ihn so, wie er es nur ein einziges anderes Mal getan hatte: An jenem Tag in St. Mungos, als ein kleiner Junge mit Mullverbänden im Gesicht hatte nach Hause gehen dürfen. Aber er erwiderte kein Wort, nicht einmal seinen Namen.

Andromeda brach in ein tränenloses Schluchzen aus und ließ sich ebenfalls umarmen, impulsiv und kurz, und sie nickte ihm zu und biss sich auf die Lippe dabei. Man hätte alles oder nichts von sich geben können, es wäre doch nicht genug gewesen. Was in dieser kurzen Zeit, die er nun schon bei ihnen lebte, geschehen war, das konnte sie nicht in Worte fassen. Und sowieso viel wichtiger, dass er seine Zeit den beiden Menschen widmete, die ihm alles bedeuteten. Sie war in diesem Moment nur unendlich dankbar, dass ihre Tochter nur ein Nachthemd trug und das Kind im Arm hatte statt ihres geschnitzten Birkenasts mit dem Einhornhaar darin.

Jetzt hatten sie ihn doch noch aufgeweckt mit der ganzen Hektik, und man konnte sehen, wie schwer es Remus Lupin fiel, sich zu entscheiden, wen er nun zuletzt ansehen, zuletzt berühren sollte, bevor er sich in diese ungewisse Schlacht stürzte. Nicht mehr nur, um ein Versprechen einzulösen, längst nicht mehr nur für das eine Kind. Silber-gelber Funkenschauer. Ein grüner Blitz. Und das rote Glühen gleich da neben dem Brustbein, an das er sich jetzt kurz griff, als er sich vorbeugte und seine Frau küsste, die ganze Handfläche an ihrem Kiefer, dass die Spitzen von Zeige-, Mittel- und Ringfinger mitsamt dem silberne Stahlband ihres Bundes daran ihre Haut berührten. Sie schmiegte sich dagegen und wagte es nicht, die Augen zu zumachen.

Das Baby strampelte frustriert, konnte den viel zu raschen, zittrigen Herzschlag seiner Mutter nicht verstehen, und er mochte den nicht. Seine kleinen Händchen wedelten herum, und fast hätte er seinem Vater einen mächtigen Kinnhaken verpasst, wie der einknickte, um ihm zärtlich um das ganze Gesichtchen zu streichen. „Sei ein guter Junge, Teddy, hörst du?“ bat er, seinen kratzig-rauen Bariton zu einem verschwörerischen Flüstern herabgesenkt, das genauso klang wie die Stimme eines Jungen in den dunklen Geheimgängen unter den Mauern von Hogwarts, wohin er sich nun begeben wollte. Wo er schon seine erste Schlacht geschlagen hatte. „Kein braver, Teddy. Ein guter Junge.“

Einen dieser sanften Wischer mit dem fussligen Bart auf der Oberlippe hinterlassend, küsste Remus seinen Sohn auf die Braue, und der Junge lachte, weil es kitzelte. Und dann musste es doch wieder sie sein, so wie Edward damals über der Reling des Truppentransport-Kreuzers gehangen hatte auf dem Weg nach Ägypten mit Montgomery und als Allerletztes Maidies Finger in seinen festgehalten hatte, bis sich das Schiff zu weit vom Pier entfernt hatte. Er musste daran denken und lächeln, wie sein Enkel ihre Hand nahm und den filigranen Ring mit dem blauen Steinchen darauf küsste, genau den gleichen, den er damals berührt hatte. Und dann ließ er los und sprang über Bord, drei Stufen gleichzeitig hinunter und hinter Angelina her, rückwärts, dass er sie ansehen konnte, als er in der Dunkelheit verschwand.


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Klaus Fritz