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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Silberaugen

von Teekon

Die Tür hinter sich zuziehend, wischte Remus sich über die schwitzige Stirn und warf einen Blick durch den Spalt, wo Andromeda ihn mit beiden Händen wegscheuchte. „Mach eine Pause, Remus,“ hatte sie gefordert, so als hätte er hier die ganze Arbeit zu leisten. Aber vielleicht hatte sie recht. Ein bisschen die Beine vertreten, frische Luft schnappen, dann konnte er weiter machen, während draußen vor dem Fenster das launenhafte Aprilwetter weiter seine Kapriolen schlug.

Wie er noch einen Moment auf dem Flur zwischen Gäste- und Badezimmer verharrte und hinein lauschte, pladderten dicke Perlen aus Regentropfen gegen die Balkontür zum Garten hinaus, und die großen roten Köpfe der Tulpen in den Blumenkästen schwankten auf kräftigen grünen Stielen in einer heftigen Böe. Schon war es wieder vorüber, und die schwarzen Wolken über den Häusern der Parallelstraße rissen im Osten auf, dass blendend blauer Himmel dahinter hervorstach, geflutet von goldenem Sonnenlicht.

Es war erstaunlich ruhig da drin, sogar ohne Muffliato, bemerkte er erneut. Keine zerquetschten Finger, keine zerkratzten Unterarme. Als wenn eine Black sich jemals die Blöße geben würde, peinlich rum zu flennen und zu memmen, egal, ob verbrannte Augenbraue, abgehexte Arschbacke vom Zauberstab in der Hosentasche oder diese Nummer hier. Es dauerte nur einfach unendlich lange, und das konnte man kaum aushalten, wenn man doch schon neun Monate gespannten Wartens hinter sich hatte. Und Geduld, das war jetzt nicht wirklich ihre Stärke, es sei denn, sie musste einen starrköpfigen alten Mann davon überzeugen, dass es nur einen richtigen Ort für ihn gab auf dieser Welt. In ihren Armen.

Daran denken müssend, wo er sich nur ein knappes Jahr zuvor aufgehalten, wie er sich verhalten hatte, musste Remus leise lächeln, sein patentiertes, schiefes Deeskalationsschmunzeln, das dieses Mal mehr ihm selbst galt als irgendwem sonst. Dummkopf. Wie konnte man anzweifeln, dass man genau dorthin gehörte, wenn der pure Gedanke daran einen Patronus wecken konnte, der eine ganze Flutlichtanlage vor Neid erblassen ließ? Und jetzt auch noch das hier.

Leise, fast schleichend, machte er ein paar Schritte den Korridor hinunter, gerade einmal so weit, dass er in dem schmalen Durchstich durch das ganze Reihenhaus treten konnte, dem gegenüber die steile Treppe abwärts führte, und irgendwo dort unten dudelte leise der Magische Rundfunk und raschelte Großvaters Zeitung, der sich zurückgezogen hatte, um auf den Höhepunkt des Tages zu warten.

Draußen senkte sich bereits die Dämmerung auf den Vorort der großen Stadt an der Themse herab, die Sonne ihre Strahlen schräg und hoch hinaus über die Schornsteine und die noch fast kahle Krone des Apfelbaums werfend, unter dem er davon erfahren hatte, dass dieser verbotene Traum unaufhaltsam wahr werden würde. Und jetzt war es bald soweit.

Was für ein irrer Wust aus Gefühl. Nichts davon passte zusammen und war doch unauslöschlich miteinander verknüpft. Ganz weiche Knie bekam er davon, von diesem unaussprechlichen Glücksschimmer, verquickt mit purer, reiner Panik, durchsetzt mit dem hehren Schauer, den das Sternenzelt einer eisklaren Winternacht hervorrufen konnte, gekrönt von glühender Sommerhitze im Nacken. Wie eine Blumenwiese so bunt, nur nicht draußen, sondern ganz tief drinnen, und Remus griff nach dem oberen Ende des Geländers, um nur die erste Stufe zu nehmen und sich darauf sinken zu lassen, vorsichtig, langsam, wie ein Schwindliger, der versuchte, ein peinliches Hinschlagen durch Ohnmacht in der Öffentlichkeit zu vermeiden.

Die Knie weit auseinander gedrückt, breiter aufgestellt als die Schultern, lugten seine Schuhe schon knapp vor den Absätzen über die Kante hinaus, und er legte die Ellbogen auf der Sehne oberhalb der Kniescheibe ab, dass er mit der Rechten das linke Handgelenk greifen konnte, an dem leise seine alte Armbanduhr vor sich hin tickte und ihn daran erinnerte, dass er wirklich Stunden in jenem Zimmer zugebracht hatte, und es dauerte immer noch an. Konnte es denn jetzt wirklich noch so lange hin sein? Die Frage war doch nur, was war denn schlimmer? Die Warterei, nervenaufreibender als in der Kälte am King's Cross zu stehen, wenn der Wind durch die hohe Halle pfiff und der Zug mal wieder Verspätung hatte, oder endlich dieses kleine Bündel Mensch in den Armen halten zu können, das ohne Worte sprechen zu können so viel von einem verlangte?

Sich in seinen Stahlhelm übergeben, hatte Großvater gesagt, der jetzt da unten saß und völlig entspannt wirkte. Und Vater sei tatsächlich umgefallen wie ein angesägter Baum. Ihm drehte sich für einen kurzen Augenblick selbst alles, und leise, halb seufzend, halb maulend stöhnte Remus, sich beide Hände flach, feucht von warmem Schweiß, längs ins Gesicht zu schlagen, dass die Fingerspitzen die Nasenwurzel und den stumpfen Winkel zwischen Brauen und Augen massieren konnten und der kräftig-sehnige Handballen ihm den Kinnbart rieb. „Oh – Gott!“ quetschte er dahinter hervor, jede Silbe betonend, und Blut schoss ihm in die Bindehäute, dass sie mit einem mal ganz entzündet aussahen.

Jedenfalls nicht zu spät, um noch um Beistand anzubetteln, das stand fest, die Tatsache, dass der nötig sein würde, schon längst klar. Nicht nur sie, die sowieso keinerlei Gedanken an irgendwelche Konsequenzen vergeudete, das Leben viel zu kurz und zu schön dafür, hatte es doch so gewollt. Das konnte er zu leugnen versuchen, wie er wollte, aber ein aufgeklärter, gestandener Mann provozierte doch nicht so fahrlässig eine Sternenkollision wie er das getan hatte. Immerhin gab es Wege und Möglichkeiten genug, auch ohne die Gefahr das volle Potential einer so leidenschaftlichen Verbindung auszukosten. Auch ohne Muggelapotheke, und wahrscheinlich sogar effektiver. Hatten sie nie.

Die fast ein Jahr währende Zwangspause hatte es vermutlich sogar nur noch wahrscheinlicher gemacht, nicht nur das Schicksal eklatant herausgefordert, sondern schlicht und einfach die Biologie der Sache. Egal jetzt. Es war wie Andromeda es gesagt hatte am Mittag: Der Zug war abgefahren. Und wieso auch nicht? Irgendjemand musste sich ja mal trauen, das herauszufinden, oder? Wie würde das sein, zwei Nächte von hier? Er hatte keine Ahnung, nicht einmal das leiseste Bauchgefühl. Und mit einem Mal wusste er, dass das Warten auf den vollen Mond am Samstagabend diesen Monat noch entsetzlicher sein würde als diese endlosen Stunden jetzt und heute.

Die Augen hinter der Wand aus Fingern in ihren Höhlen verdrehend, musste Remus schon wieder verzweifelnd aufstöhnen und sich schütteln. „Wie soll ich das bloß durchstehen?“ fragte er sich selbst, ausgesprochen, nicht laut, um Großvater nicht aufmerksam zu machen. Doch da unten rührte sich nichts. Trotzdem war es ihm, als höre er ein grunzendes Schnauben und das Knistern von Kleidern, wie irgendwo links vor und ein wenig unter ihm sich jemand regte.

Und dann war sie da, die so wohl bekannte und schmerzlich vermisste Stimme, ein brummeliger Bass, und er fand es überhaupt nicht merkwürdig, ihn klar und deutlich mit den eigenen Ohren zu hören, wo doch so viele Meilen des Todes zwischen ihnen lagen. „Alter, jetzt stell' dich ma' nich' an wie'n Mädchen!“ monierte sich Sirius Black, und Remus nahm die Hände vorm Gesicht weg, um sicher zu gehen.

Da saß, oder besser da lag er, die Treppe nutzend wie den steilen Abhang der Wiese unter der Birke am Seeufer, wo sie so oft zusammengehockt hatten, um die Sonne zu genießen, zurückgelehnt auf aufgestemmte Ellbogen und über seine eigene Schulter zu ihm hoch schauend, dass seine springenden Locken sich im spitzen Kragen des Schuluniform-Hemds unter dem grauen Pullunder mit den gold-roten Bündchen verfingen. Die Brauen halb hinter diesem Vorhang verborgen, aufgetürmt zu einem genervten, aber nicht wirklich wütenden Haufen, glomm er ihn aus seinen braun-grauen Augen an, die merkwürdig bläulich schimmerten wie der ganze Kerl und ihm damit verrieten, dass er keine Geister sah und nicht einen an der Waffel hatte. Nein, das war Erinnerung. Tief drin im eigenen Kopf. Die uns lieben, verlassen uns niemals so ganz.

Abschätzig knurrte Sirius, dass sein ganzer Oberkörper zuckte, und er musste sich mit einem blank geputzten Schuh ein paar Stufen tiefer abstützen. „Erst mit meiner kleinen Cousine rumvögeln und dann hier die Motten kriegen, das hab ich gern,“ spuckte er aus und schüttelte die Haarpracht dieses Mal absichtlich, aber das kriegte Remus kaum mit, wie natürlich das war, weil er spotzen musste, ohne vorher etwas im Mund gehabt zu haben. „Sirius!“ herrschte er ihn an, fast so wie damals in der Großen Halle, als er anzügliche Witze über präpubertäre Mädchenfiguren gerissen hatte, nur noch etwas empörter, weil er dieses Wort so gar nicht mit dem in Verbindung bringen wollte, was er mit eben dieser kleinen Cousine anstellte. Auch wenn es der Wahrheit entsprach. „Also, echt ma'!“ konnte er die Wortwahl nicht fassen.

Jetzt lachte Black allerdings, sein wunderschönes herausplatzendes Bellen, amüsiert und gleichzeitig abwehrend, wie er eine offene Hand hob und sein Gewicht noch fester auf den anderen Ellbogen verlagerte. „Mann, das hier sind deine Gedanken, nicht meine!“ erinnerte er daran, dass er tot war und gar nicht mehr so ungebührlich plappern konnte, auch wenn das wirklich eine gelungene Interpretation war, was Remus nicht wissen konnte. Denn das war genau das, was Sirius gedacht hatte angesichts eines (echt hübschen) schwarzen Spitzen-BHs unter einer einfachen grauen Jersey-Jacke.

Ob dieser Erkenntnis heftigst errötend und sich die immer schwitziger werdenden Haare raufen müssend, druckste Remus herum und stierte zwischen die eigenen Füße, doch der fast transparente Jugendliche, kaum dem Schulalter entwachsen, da unten auf den Stufen verschwand nicht. Im Gegenteil. Direkt neben ihm, eingeklemmt zwischen seinem Knie und der Wand, schmal und deshalb problemlos dorthin passend, saß plötzlich noch so einer, teure Nadelstreifenhosen, und er schob sich die Brille höher auf die Nase und grinste, so ganz und gar nicht spitzbübisch-schelmisch, wie er es sonst nach seinen Missetaten immer getan hatte, sondern wohlig warm und schauerlich ehrfurchtsvoll. „Hey, ich war viel jünger als du und unreifer,“ gab James Potter ihm zu verstehen, wie er die Sache sah, ehe er noch mehr Zähne zeigte und sich sichtbar auf die Zungenspitze biss. „Und sowieso total bescheuert.“ Viel zu bescheuert, um einem kleinen Jungen ein Vater zu sein. Und trotzdem so unschlagbar darin aufgegangen. Für eine viel zu kurze Weile.

Das stimmte schon, zumindest dass er jünger gewesen war, und vielleicht auch unreifer, auch wenn Remus sich selbst jetzt gerade vorkam wie ein 15jähriger, der sich gerade mal traute, die McGonagall anzulügen, dreist und frech und mit nichts als albernem Scheiß im Kopf. So konnte man doch kein Kind großziehen. Diesen Einwand in seinem Gesicht widerspiegelnd, schaute Remus ihn von der Seite an und versuchte, in seiner Mimik zu lesen, aber die hatten sich längst gegen ihn verschworen, diese sagenhaften Blödhammel, ihre stärkste Waffe noch in der Hinterhand.

„Du warst immer wundervoll mit Harry,“ sagte ihre weiche Stimme, genauso sanft wie der Bach aus kupferfarbenem Haar über ihrer Halsbeuge, und stehend lehnte Lily Evans, Lily Potter, sich rechts von ihm und eine Stufe tiefer gegen die Wand, ein Bein angewinkelt und die Arme vor der Brust gekreuzt, dass sie von oben auf ihn herab schauen konnte. Die Erinnerungen prasselten genauso jäh auf ihn ein wie der Aprilregen vor dem Fenster immer wieder schauerartig niederging, und er wusste gar nicht recht, welche davon er herauspicken sollte. 'Schischte!' hatte Harry verlangt, und nur für Sekundenbruchteile wünschte er sich, das würde der heute 17jährige immer noch tun, ihn bitten, ihm zu erzählen.

Unter dem Blick merkwürdig farbverzerrter, schauderschöner grüner Augen fast eingebrochen, schnaubte Remus und schüttelte den Kopf, obwohl er davon lachen musste. „Das war leicht,“ behauptete er und ließ es zu, wieder der gleiche Schwächling zu sein, den das Kind mit einem einzigen Klimperschlag seiner süßen Wimpern zu allem hatte überreden können. „Er war ja nicht meiner,“ war jegliche früher so präsente Wehmut aus der Tatsache geschwunden, „mir hat Harry nie auf die Schulter gekotzt.“ Und er holte in James' Richtung aus, auch wenn er wusste, dass er die Vorstellung nicht berühren konnte.

Potter lachte und rollte sich zur Seite, dass seine schlanken Knie gegeneinander schlugen, wie sie es immer getan hatten, und dann setzte er sich wieder gerade hin und sagte etwas sehr Seltsames: „Glaub' mir, davon wird’s nur schöner.“ Und sie alle, ringsherum, schauten ihn an und nickten heftig, als hätte Black überhaupt eine Ahnung, wovon James da quatschte. Naja. Wer wusste das schon? So wie Sirius in der Gegend rumge … naja, eben seine Gaben verteilt hatte …

Fast hätte er das gar nicht mitbekommen, wie die Tür zum Gästezimmer leise aufgestoßen wurde und Andromeda ihren brünetten Lockenkopf heraus streckte, dem ihrer älteren Schwester so ähnlich und doch wieder gar nicht. Natürlich konnte sie nicht sehen, was er sich da zusammensponn, um das innere Zwiegespräch einfacher zu machen. Für sie saß er nur vornübergebeugt auf der obersten Stufe und schaute mindestens so mitgenommen aus wie seine Frau da drinnen auf dem Bett.

„Remus?“ flüsterte sie, und er schaute hoch und entdeckte sie da. „Es ist jetzt bald soweit,“ forderte sie ihn auf, zurück zu kommen und bei der letzten Anstrengung zu helfen, so gut er das eben konnte, und er stemmte sich ohne zu zögern auf die Füße. Drei Augenpaare folgten, und obwohl er ihnen längst kaum noch Aufmerksamkeit schenkte, lächelten sie alle zu ihm hoch. „Du schaffst das,“ sagte sie bestimmt von halb hinter ihm, und er hätte schwören können, dass sie seine Schulter berührte, bevor er den Korridor hinunter lief und im Zimmer verschwand.

Nicht mehr so quälend langsam verstrich die Zeit, die letzte halbe, ganze Stunde, wer zählte schon noch? Sondern rascher als klimpernde Tauspritzer in heißer Morgensonne verdampfte sie, und ihm taten nicht einmal die Unterschenkel weh, als er auf dem Bettvorleger kniete und seinen langen Körper umständlich über die Matratze beugte. Winzig, wirklich lächerlich klein, keine 22 Zoll lang, war der zierliche Kerl mit seinen irrsinnig kurzen Fingerchen, die er jetzt immer noch öffnete und schloss und wieder öffnete, als müsse er sicher gehen, dass sie auch wirklich so funktionierten, wie das geplant war.

Dabei erwischte er mit Nummer Zwei und Drei der Linken immer wieder die eigene Stubsnase, weil er sie sich mitten ins Gesicht gelegt hatte, und dabei fabrizierte er schrecklich niedliche, leise Geräusche, zu gähnen versuchend und dabei die Koordination nicht genug hinkriegend, um es durchzuziehen. So kam eben nur abgehacktes, fiepsiges Murmeln dabei heraus, und obwohl er die Augen schon geschlossen hatte, um zu schlafen, schien er nicht recht hinüber rutschen zu können ins Land der Träume. Das kurze, schüttere Haar, noch fussliger als das seines Vaters, wies einen satten Ton von Espresso auf und war nur deshalb auch so gut zu erkennen auf dem Eierköpfchen.

Ein Füßchen, schon sicher verpackt in einem hellgelben Strampler, streckte er aus der Umarmung seiner Mutter heraus und zog es gleich wieder zurück, so als wäre es ihm zu kalt da draußen, und für einen dieser mit einem Mal so vollen und kräftigen Herzschläge seines bewundernd beobachtenden Vaters lang, entflocht er die dichten, pechschwarzen Wimpern, wie sie ihn genau so von da oben anschauten, als Dora quietschen musste, und er offenbarte merkwürdig klare, strahlende Augen in Aluminiumsilber. Achtzackige Sterne aus grünem Gras flackerten um die Pupillen, Brunnenschächte, noch leer und mit viel Platz dahinter. Irgendwo zwischen den Rippen spürte Remus ein unbändiges, unzügelbares Lachen darüber aufsteigen, dass dann doch nur ganz zärtlich an die Oberfläche gluckste. Genau wie in seinen Träumen.

„Er ist lächerlich klein,“ konnte er immer noch nicht fassen, dass dieses Kind nicht mal auf seinem Unterarm liegen konnte, ohne davon herunter zu plumpsen, selbst ippsiger als Harry es gewesen war bei seiner Geburt, und Edward, mit in die Hüften gestemmten Händen vor dem Kamin stehend, am weitesten weg, aber dennoch nah genug, um ja nichts zu verpassen, prustete vorsichtig, den Kleinen nicht wecken wollend. „Du warst auch grotesk winzig,“ konnte er sich lebhaft entsinnen und nur wieder darüber staunen, wie lang und hoch aufgeschossen sein Enkel in den Jahren geworden war. Knapp unterhalb der 6'4''-Marke, die niedrigen Türen in seinem Cottage in Heslington komplett ausfüllend, wenn er auf der Schwelle stehen blieb.

Ihrem neugeborenen Sohn behutsam die rechte Wange streichelnd, war es Dora ganz egal, ob er klein oder groß war oder dick oder dünn (und er war fürchterlich dünn, das musste man schon zugeben), und im Augenblick, befand sie, konnte man das doch auch noch gar nicht sagen, wie er denn mal werden würde. Und trotzdem sah er aus wie Remus, auch wenn der tausendmal behauptete, das wäre ein absoluter Tonks, was er da vor sich sah. Immer noch nur vor sich hin plappernd mit Geräuschen, die keinen Sinn machten, wehrte sich der Knirps nicht im Geringsten gegen die im Vergleich zu seinem Körper riesige Nase seines Vaters, die erst sein Kinn und dann seine Brust berührte, wie Remus einen tiefen Atemzug daran nahm und sich anstrengen musste, um nicht den Nacken zu weit zu beugen und ihm zu viel Gewicht aufzuerlegen.

Davon blubberte der kleine Mann ein bisschen lauter und klappte die Ärmchen ein, damit er ihn anfassen konnte, und als hätte Remus es geahnt, spürte er die wundersame Wirkung des Greifreflexes gleich oberhalb des Mundwinkels. Mit den Augen rollend, murrte er und brachte damit alle zum Lachen. Mitten rein in den Bart gegrabscht, wie immer. Merlin's Schnuller, was roch der fantastisch. Am liebsten hätte er ihn gleich aufgefressen und diese völlig verschwitzte und abgekämpfte Schönheit, in deren Arm er lag gleich mit dazu als Hauptgericht.

Das irre Leuchten, dass er nun schon all die Monate an ihr so bewundert hatte, so als glühe sie von innen heraus, von da, wo der Racker geschlafen hatte unter ihrem Herzen, das war immer noch da und umso mehr, und es quoll ihr aus den Augen, als habe Rumpelstilzchen ein bisschen zu viel Gold gesponnen in der engen Dachkammer. Unter der Bettdecke hatte sie das eine Bein angezogen, um sich darauf lehnen zu können und es so leichter zu machen, den kleinen Jungen festzuhalten und das für eine ganze Weile. Auf dieses Knie lehnte sich Andromeda, die schräg vor ihr auf der Bettkante hockte und ganz verzückt ihren winzigen Enkel betrachtete.

Natürlich musste die Frage kommen, und es war ja auch Zeit dafür. „Wie soll er heißen?“ wollte die frischgebackene Großmama wissen, nie zuvor gefragt, ob sie sich Gedanken darüber gemacht und zu welchem Entschluss sie gekommen waren, für ein Mädchen oder einen Jungen. Offenbar war es nicht mehr nötig, zu diskutieren, zu debattieren oder auch nur die letzte Entscheidung anhand des Gesichtchens fällen zu müssen. Noch immer mit den stummligen Patscherchen in seinem Bart verhakt, legte Remus nur den Kopf schief, um besser zu seiner Frau aufsehen zu können, und sie erwiderte seinen Blick kurz und schloss die Lider, bestätigend nickend. „Ted,“ flüsterte sie, der Mittelknöchel ihres Zeigefingers sanft den hellen Flaum am weichen Jochbogen aufstellend. „Wie Pop.“

Obwohl sie das gar nicht wollte, nicht die Sentimentale raushängen lassen (herrje, wie un-Black'sch, das ging ja gar nicht), musste Andromeda sich ganz hastig und fest auf die eigene Hand beißen, und trotzdem entkam ihr ein unwillkürliches Quietschen dabei. Remus längst wieder mit geschlossenen Lidern die Nase im weichen Stoff der Babykleider vergraben, kriegte es nicht mit, wie Dora über seinen Rücken hinweg auf ihn deutete und stumm mit den Lippen „seine Idee!“ petzte, und am liebsten hätte ihre Mutter den Schwiegersohn umarmt, was aus dieser Position jedoch völlig unmöglich war, und so ließ sie es bleiben. Ja, wie 'Pop', Teddy Tonks, der schusslige Kerl, der ihm entgegen aller widrigen Umstände, sogar gegen die eigene Überzeugung, sein Mädchen anvertraut hatte, sogar bei Vollmond. Nur fair, ihm ein lebendes Denkmal zu setzen.

Er konnte gar nicht sagen, was genau das eigentlich für ein Duft war. Ein bisschen, ein winziger Schuss nur von ihrem süßen Beerensommer, aber wirklich nur ein bisschen. Alles Andere wäre recht eklig gewesen, denn der weckte Emotionen, die viel tiefer runter rutschten als das, was ihm im Moment die Brust zu sprengen drohte, und da war er ganz froh, dass es mehr was von blühendem Ginster hatte, von grünen Trieben und quittegelben Blüten und vielleicht auch ein bisschen was von Pinienharz in heißer Sonne, und damit doch wieder wie sie. Oder nicht? An dem schlanken Körperchen hochschauend, musterte Remus noch einmal eingehend das trotz des geringen Gewichts pausbäckige Gesichtchen, die winzigen Grübchen an seinen Wangen, die er selbst so unter dem krausen Bart versteckte. Und da fiel es ihm auf.

Als hätte er sich die Textur über seine Fingerchen aufgesogen, die Farbe vor allem, war das von den Wurzeln hinauf gekrochen und hatte sich bis in die Spitzen ausgebreitet. OK, es ging nicht so schnell wie bei ihr, dafür fehlte sicher die Übung, so wie er auch seine Gelenke bereits zu trainieren und auszuprobieren begonnen hatte, keine Stunde auf der Welt, aber es funktionierte. Und zwar ausgezeichnet.

Sich etwas aufrichtend, zog Remus einen Arm unter seinem eigenen Oberkörper hervor und deutete mit ausgestrecktem Finger nach oben an das Köpfchen. „Ich denke, wir haben da definitiv keinen Squib,“ und mehr brauchte er auch gar nicht mehr zu sagen, denn jeder konnte schwören, dass diese Haare vorhin noch nicht genau so fuchsrot waren wie die zwischen dem ganzen Grau auf Remus' Kopf und vor allem seinem Kiefer. Als wären sie tatsächlich überrascht. Ja, klar, das war eine wirklich seltene Fähigkeit, und keiner hatte eigentlich so recht einen Schimmer, woher Dora dieses Talent hatte, auch wenn Remus schon immer, spätestens seit Sirius Blacks müheloser Erstverwandlung in Tatze, den Wolfshund, gemunkelt hatte, es könnte nur von diesem Zweig der Familie kommen. Wechselbälger von Natur aus.

Und dennoch war es ausgerechnet Dora selbst, die fast boshaft grinsen und gleichzeitig prusten musste, wie sie ihren Sohn ein bisschen höher hob und vorsichtig schaukelte, dass er sofort zufrieden winselte und sich breiter machte auf ihrem Arm, um das Schlingern besser ausgleichen zu können. „Jaha,“ flötete sie und bedachte Remus mit einem frotzelnd schalkhaften Blick, von dem einem schauerlich schön werden konnte. Weil er genauso Blödsinn, jede Menge Ärger an der Backe und endlos viel Spaß verhieß wie die Mondschein-Ideen ihres Vetters. „Ein echter Black.“

Wie schon einmal, dieses Mal aber irgendwie noch heftiger, noch überschäumender, weil deutlich sichtbar und so real dadurch, brach diese Erkenntnis über Remus herein, und er griff sich halb nur entsetzt an die Stirn und sackte in sich zusammen, dass erst Dora, dann Drom und schließlich auch Edward schallend lachen mussten. Sie brannten heiß und sie brannten hell, und sie kochten über vor Gefühl und konnten damit dennoch nicht umgehen, und sie hatten mit absoluter Sicherheit nur dummes Zeug im Schädel. Falls da überhaupt was drin war und sie nicht einfach nur aus einem riesigen, goldenen Herzen bestanden. Sogar dann, wenn sie sich absichtlich in einen Panzer aus Eis hüllten. Für einen winzigen Moment konnte er ihn sehen, den kleinen Kerl, gar nicht mehr so winzig, lang aufgeschossen wie er selbst mit den grimmig aufgebauschten, so unglaublich gerade aufgetragenen Brauen, wie ihre da oben, und er war sich nicht sicher, ob das ein Samtjackett sein musste oder ein viel zu großes T-Shirt mit beknacktem Aufdruck. Was der Junge brauchte, das war das, was auch Lily sich damals für Harry gewünscht hatte. Ganz viele Menschen zum Liebhaben. Und Harry.

Sich aufraffend, die Dunkelheit da draußen vor den Gaubenfenstern, die auf die Chaffinch Lane hinaus schauten, bereits tief und von einem mächtigen Wind, auf West gedreht, von der Irischen See herüber rollend, getrieben, stemmte Remus sich auf die Füße und blieb trotzdem gebeugt, um leise mit Dora reden zu können, auch wenn die anderen beiden ihn schon hören durften. Für Teddy war es jetzt wirklich Zeit, etwas zu schlafen.

„Machen wir's so?“ wollte Remus wissen, musste nicht mehr erwähnen, was er meinte, problemlos an die Gespräche anknüpfend, die sie dazu bereits vor Wochen geführt hatten, zuletzt in dem kleinen Zimmer über dem Strand von Tinworth am Weihnachtsabend. Mit immer noch so leuchtenden Augen strahlte sie ihn an, als wolle sie ihn in ein Spotlight rücken, und dabei biss sie sich auf die Lippe, dass sie feucht glitzerte. „Ja.“ Und sie brauchte auch nichts mehr zu sagen. Es war richtig so, egal wie schlecht die Chancen dafür standen, dass Harry James Potter diese Pflichten auch wirklich ausüben können würde. Nickend, die Sommersprossen wieder im Gesicht, griff Remus nach seinem Mantel, der auf einem Stuhl neben dem Bett lag, weil er vorhin schon einmal versucht hatte, sich auf den Weg zu machen und nicht gekonnt hatte. So verzaubert von diesem Anblick.

Den Anflug von Sorge in ihren Mienen (abgesehen von Doras, die konnte heute nicht mehr bekümmert sein), übersah er nicht und ging dennoch nicht wirklich darauf ein. „Ich flitze zu Bill und dann zu Arthur und dann bin ich auch schon wieder da,“ versprach er erneut, sich kurz zu fassen, aber diese Nachricht musste raus, und sie konnte nur persönlich überliefert werden und musste es auch. Er würde sich beeilen. Schon mit einem Arm in der Robe, beugte er sich rasch herunter und küsste seine Frau, die Mutter seines Sohnes auf die durchgepiercte Ohrmuschel, flüsterte ihr das bestimmende Gefühl direkt über den Gehörgang und strich dem Racker mit der Fingerspitze sanft über den kompletten Nasenrücken, dass der Kleine fast so etwas wie niesen musste. „Pass auf dich auf und grüß alle,“ rief sie ihm noch nach, und dann war Remus wieder draußen auf dem dunklen Flur.

Nur das Licht der Straßenlaterne fiel durch die milchige Glasscheibe der Haustür, wie er in den Mantel schlüpfte und ihn sich fest um den Körper schlang, so stürmisch wie es da draußen zu sein schien. Sie standen ihm nicht im Weg, aber er fand sie genau da, wo er sie zurück gelassen hatte, James auf der obersten Stufe sitzend, Lily gegen die Wand gelehnt und Sirius mehr Raum einnehmend als sie beide zusammen. Keiner sprach ihn an, er tat es selbst, verharrte einen kurzen Atemzug lang zwischen ihnen und sagte es dann, seufzend, betend beinahe: „Ich hoffe, er ist nicht so wie ich.“

Augenblicklich brachen sie in gröhlendes Greinen aus, und wenn sie gekonnt hätten, sie hätten ihn mit Bonbonpapier beworfen oder noch Schlimmerem, was sie auftreiben konnten. „Und wenn schon, Moony!“ blaffte Black und zog kräftig die Nase hoch, ganz erfüllt von dem Beweis für sein Blut in diesen neugeborenen Adern, und Lily quiekste unzufrieden. „Dann ist's eben so, Remus,“ zuckte auch sie die Achseln, tat es ab wie nichts, und nur James wartete ab und hatte schon ein seltsam begreifendes Lächeln im Gesicht, ehe Remus schon lachen konnte.

„Ach, das meine ich doch gar nicht,“ verneinte er die Mondsucht als seine größte Angst für den kleinen Jungen, und dann schaute er sie alle einen nach dem anderen an. „Ich hoffe, er ist nicht so wie ich. Ich hoffe, er kann dieses Leben so nehmen, wie es ist, und es auch so lieben.“ Ihr Protest verstummte, genau wie in ihm drin. „Es mit ihren Augen sehen, nicht mit meinen.“ Er warf einen Blick zurück über seine Schulter, als könne er durch Tür und Wand sehen, wo sein Sohn nun endlich einschlief, fest und sicher im Arm seiner Mutter. „Auch wenn sie noch so sehr silbern sind wie meine.“ Und damit gab er sich einen Ruck und lief die Treppe hinunter, stieß die Haustür auf und sprang mit zwei Sätzen auf die buckelige Piste der Straße, wo er fort apparierte, hinaus nach Shell Cottage, um Harry Potter zum Patenonkel seines Kindes zu machen.


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