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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - So viele Sterne

von Teekon

Rauschend, tosend, donnernd überschlugen sich die Wellen und brandeten gegen die zerklüfteten Felsen, dass die Gischt nur so stob und augenblicklich von kräftigem Wind zerrissen und verweht wurde. Der Sturm heulte und tobte, warf sich wie ein verwundetes Tier gegen die steilen Mauern und heulte durch die scheibenlosen Löcher der Fenster in dem hohen Turm. Grau und grün und violett vermengte sich die Masse der See, förderte modrige, verbrannte Stücke Holz, abgebrochene Masten und Vertäfelung aus Offiziersmessen der Distanzblockade aus den Tiefen herauf, und sie zerschellten und zerbrachen krachend, wie sie gegen die Zacken und Kanten der Moränenreste der Doggerbank geschleudert wurden.

Blitze zuckten über einen schwarzen Himmel, beleuchteten kurz schwach, doch eindrucksvoll, die fliehenden, aufgetürmten Wolken, die gleichzeitig wie Explosionspilze in die Höhe ragten, wie sie getrieben und zerfetzt wurden, sich dagegen wehrend, so gut sie konnten. In Salven prasselte der Regen aus ihnen hernieder, böig wie Schafe einer Herde, die in Gruppen über eine Brücke geleitet wurden. Klatschend landete ein solcher Böllerschuss auch auf dem breiten Sims, dass es nur so spritzte, doch er zog sich noch nicht zurück.

Auf den langen Kämmen der Wogen da draußen tanzte etwas, ein flaches Boot, vielleicht 30 Fuß messend, das konnte er selbst mit der so eingeschränkten Sicht deutlich erkennen. Es roch nach Festland, nach Sand und Teer und nach Seepocken, wenn es mit jedem Auf den Bug aus den Wellen schob und mit jedem Ab platschend unterzutauchen drohte. Wie man nur so bescheuert sein konnte, in einem solchen Unwetter hier heraus fahren zu wollen. Und dann wieder … Man musste so schon bescheuert sein, überhaupt her zu kommen.

Gestalten, Silhouetten, Umrisse von an die Reling geketteten Männern huschten über das Oberdeck, um den Kahn zu steuern, sofern das überhaupt möglich war, damit er den steilen Felsen, auf dem die Festung verankert war, halbwegs umrunden konnte. Der Eingang, das gähnende Loch der Höhle, die zum Anleger führte, befand sich auf der anderen, auf der südlichen Seite, das wusste er genau, und dorthin mussten sie, um vor den Unbillen des Sturms geschützt zu sein. Wollte man diesen Ort wirklich als Zuflucht begreifen. Alles, alles wäre besser gewesen als hier zu sein. Auch der wütende Orkan auf einer Nussschale wie jener dort inmitten der ruhelosen Nordsee.

Ein dicker Tropfen traf die lange rote Zunge, die hechelnd aus dem breiten Maul eines pechschwarzen Wolfshundes hing und dabei beinahe die Oberkante der Mauer berührte. Klares, frisches Wasser, ohne den faden Beigeschmack von stählerner Schüssel, und am liebsten hätte er die Augen geschlossen und noch viele mehr davon aufgefangen, sie gierig getrunken, doch der kräftige Wind blies den Schauer auf und um die Rundung des Turms als wäre der Regen ein Vorhang. Und damit wieder außer Reichweite, genau wie die Sterne dort oben, verborgen hinter der dichten Spirale aus Wolken.

Ein winziges Winseln quetschte sich unwillkürlich aus seiner Kehle, und er kniff doch kurz die Lider zusammen, ehe sich seine tellergroßen Pranken von der Wand abstießen und er in den schmalen Raum zurück fiel. Raschelnd kam er in der dünnen Schicht aus Stroh auf und verharrte noch einen Moment unter dem Fenster, durch das es entsetzlich zog, und er stellte die Ohren auf und lauschte dem Gesang des Sturms, der die üblichen Geräusche des Gefängnisses so gnädig übertönte. Nur ganz entfernt, irgendwo ein paar Stockwerke tiefer, wo gewöhnliche Diebe einsaßen, erklang ein hoher, spitzer Schrei, der abbrach wie der Schwanz einer Eidechse, auf den jemand getreten war. Und dann wieder Stille.

Er konnte nichts dagegen tun. Er musste dennoch schaudern, ehe er sich zurückzog in die eine Ecke links hinter der vergitterten Tür, an seinen Lieblingsplatz, den er sich so gemütlich gestaltet hatte, wie es unter diesen Umständen nur irgend machbar war. So viel Einlage zusammengekratzt wie möglich, die meisten Stellen des blanken Steinbodens der Zelle deshalb frei geschaufelt, standen dort auch seine Schüsseln, in denen Wasser und Nahrung (oder das, was hier als Nahrung bezeichnet wurde) gereicht wurden. Früher mal, schon so endlos viele Tage her, hatte es dort auch mal Pergament und Tinte und Federn gegeben. Als er sich diese Mühe noch gemacht hatte. Längst nicht mehr. Jetzt schlief er nur noch am liebsten dort, weil er erstens von der Wendeltreppe draußen aus nicht gesehen werden konnte, sollte eine der schauerlichen Wachen ihren Weg hier herauf finden, und zweitens, weil er durch das Fenster hinauf zum Himmel schauen konnte.

Manchmal zog ein Flugzeug darüber hinweg, einen breiten Kondensstreifen hinter sich herziehend, silbern glänzend in der Sonne, und dann träumte er sich hinterher oder mitten hinein, obwohl er niemals in seinem Leben auch nur ein Flugzeug aus der Nähe gesehen hatte. Aber hauptsächlich galt sein sehnsüchtiger Blick den Sternen, die er immer so sehr geliebt hatte, ob durch das Teleskop auf dem hohen Astronomieturm oder einfach so. Sterne. Wie sein eigener Name, dessen er sich bald nicht mehr erinnern mochte. Sirius.

Der hellste Stern von allen.

Und der Komet, den er selbst einmal dort oben am Firmament entdeckt hatte, vor so vielen Jahren, und den er ohne das optische Hilfsmittel gar nicht sehen konnte, nicht einmal mit den Augen eines Menschen, die er so selten nun benutzte, erst recht nicht mit denen des Hundes. Ein merkwürdiges, reißendes Ziehen verspürte er zwischen den Vorderläufen bei diesem Gedanken, und er wusste nicht so richtig, woher der nun kam. Nicht nur für sie, für die Dementoren, war die Gefühlswelt des Tieres so ganz anders. Das galt auch für ihn selbst. Und es rettete ihm den Verstand, das wusste er nur zu gut.

Nicht so wie den anderen ringsherum. Er konnte sie hören, viel zu gut, Tag um Tag, vor allem jedoch nachts, in ihren Zellen, zu beiden Seiten und gegenüber, wie sie jammerten, stöhnten, doch das Schlimmste daran, das war seine eigene grausame Befriedigung dabei, schwollen diese Laute zu einem irren Orkus aus Qual an, sobald eine der Wachen in ihre Nähe kam. Denn die, die um ihn herum einsaßen, denen warf man das gleiche Verbrechen vor wie ihm, nur hatten sie die Taten wirklich begangen. Sie waren Voldemort gefolgt. Und wären für ihn in den Tod gegangen. Erlitten nun die Hölle für ihn.

Die sie verdient hatten. Er rollte sich zusammen und bedeckte die eigene kalte Nase mit dem buschigen Schweif seiner Rute, wärmte sich die Zehen am eigenen Fell und schaute hinaus an den verschwommenen Nachthimmel, noch immer schauerlich glühend im reflektierten Leuchten der Blitze. Die weiße Farbe an der Wand gegenüber strahlte davon wie Moorlaternen, Leichenlichter, so blass und so fahl, grünlich anlaufend wie von Schimmel bedeckt. Striche. Immer vier, gebündelt von einem fünften, wie sie wohl jeder Häftling irgendwie, irgendwo verzeichnete. So als müsse man sich vor Augen führen, wie entsetzlich lange man schon hier war.

Verzweifeln lassend. Nein, nicht wirklich. Jeder Streifen dort am Gemäuer erinnerte ihn daran, wie lange er ihnen schon trotzte, wie viel Zeit er ihnen abgerungen hatte, er und seine unversehrte Seele. Es waren mehr als 4000 dort angeschlagen. 4000 Tage. Eine Zahl, wie sie unüberschaubar war, wie sie sich ihm in die Augen und in den Frontallappen brannte, wo er sie nun wieder so immens vor sich hatte. 4000 Tage allein, wie seit jenem entsetzlichen Spätabend im sterbenden Oktober, und doch keiner davon jemals so einen Horror bergend. Vielleicht war es das, was ihn aufrecht hielt? Weil nichts schlimmer sein konnte. Außer es immer und immer wieder durchzuleben.

Und genau das war es doch, was in Azkaban immer wieder passierte.
Er hätte zuerst ihn suchen sollen, ja. Zu dieser Überzeugung zumindest war Sirius Black hier draußen in der Nordsee mittlerweile gekommen. Nachdem er gesehen hatte, nachdem er hatte begreifen können, hätte sein erster Weg zu ihm führen müssen, hatte er doch genau gewusst, wo er ihn finden würde, auf Patrouille in Westminster, innerhalb der Bannmeile des Ministeriums. Weil. Weil er ihn abgekühlt und gleichzeitig gewärmt hätte. Weil ihm in diesem Moment klar gewesen war, wem er allzeit und immer noch sein tiefstes Vertrauen hätte schenken können und müssen. Nicht so kopflos handeln, nicht so allein, nicht so haltlos. Hatte nicht genau das zu ihrer aller Untergang geführt?

Gemeinsam. Wie eine Mauer. Weil. Weil sie ihn dann hätten in die Enge treiben können. Ihn jagen, ihn hetzen, der Hund und der Wolf in Menschengestalt. Ihnen beiden zusammen wäre er nicht entkommen, der verfluchte Verräter. Ihrem vereinten Zorn. Nicht nur den hätten sie geteilt. Auch den Schmerz. Und das wäre wichtiger gewesen. Sie konnten das, hatten es einander zuvor bewiesen, auf diese, ihre ganz spezielle Weise, von der niemand etwas gewusst hatte außer ihnen selbst, nicht mal die beiden anderen, die beiden Besten.

Doch er hatte es nicht getan. War auf sich gestellt losgezogen, hatte sich nicht getraut, ihm unter die Augen zu treten, weil er eben doch Schuld war, auch wenn er das Geheimnis nicht persönlich verraten hatte. Wie hatte er nur je glauben können, dieser gute, dieser grundgute Mann hätte der Spion sein können? Alles verloren nun, hatte ihm damit alles genommen, genau wie sich selbst, und wie hätte er ihm das erklären sollen? 'Wir haben Peter gewählt, nicht dich'.

Oh, Remus. Ob er ihm jemals verzeihen könnte, wenn er die Wahrheit wüsste? Sich das Wasser aus den Hundeaugen blinzelnd, gab das Tier eine Art Prusten von sich. Natürlich würde er, was für eine Frage. Das tat er doch immer, egal, was man ihm antat. Kein Wort dazu, nie gebraucht die Entschuldigung von Potter, 'Verräter!' Und sogar das Sternenmal, alles vergeben, alles vergessen. Das auch? Aus seinem Leben gerissen alles, jeden, der ihm je etwas bedeutet hatte. Und noch viel furchtbarer, denn er wusste nicht, was wirklich geschehen war. Er kannte die Wahrheit eben nicht.

Für diesen einen Herzschlag wusste es Sirius. Er mochte nicht hier einsitzen, er mochte frei sein, irgendwo dort draußen unter dem silbrigen Mond, und dennoch ging es ihm nicht besser als ihm hier drinnen. Allein. So schrecklich allein. Und sein eigenes feines Winseln drang ihm erneut an die Ohren.

Er lebte, das wusste er, denn magische Briefe wurden zum Absender zurückgebracht, wenn sie ihr Ziel nicht erreichen konnten. Er hatte jene letzten Kriegstage überstanden, die auf den Sturz Voldemorts gefolgt sein mussten. Sie waren nicht zurückgekommen, alle sieben nicht. Das bedeutete, Remus hatte sie erhalten. Ob er sie gelesen hatte, und was er damit anfangen würde, das allerdings konnte Sirius nicht wissen. Nur hoffen und es sich ausmalen mit den farblosen Bildern seines Hundeblicks, dass er ihm glaubte, dass er an ihn dachte, manchmal, vielleicht jetzt gerade sogar, und dass er es mit der gleichen zärtlichen Freundschaft tat wie früher, nicht mit blendendem Hass.

Ob er es wollte oder nicht, die Gesichter flammten vor seinem geistigen Auge auf, so viele, die sie verloren hatten, auch und wie immer am prominentesten darunter das eine mit der kreisrunden Brille, und erst wenn er genauer hinschaute, sah er, dass das Glas zersprungen und die Bügel verbogen waren, und er schüttelte den schwarzen Pelz aus und kämpfte es nieder, verschloss die für den massiven Kopf winzigen Ohren gegen den sirenenartig anschwellenden Lärm der um ihn herum Leidenden, als der Dementor vorüberzog. Der Effekt war abgemildert durch seine nicht-menschliche Gestalt, und einmal mehr war er endlos froh darüber. Danke. Danke für das Wunder des Animagus.

Schnell. Schnell an etwas Anderes denken. Und er durchforstete seine Hirnwindungen nach den Gedanken, mit denen er immer in der Lage gewesen war, die Seelensauger zurück zu drängen, sogar in ärgster Gefahr, auch wenn er den dazu nötigen Zauberstab nun nicht bei sich hatte, versteckt und verborgen in einer Nische zwischen Backstein und Regenrinne, nur für den Fall, nur falls er ihn irgendwann einmal wieder brauchen sollte, seinen Freund aus Buchenholz.

Es half dennoch irgendwie.Ja, das waren Erinnerungen, die er vor ihnen verstecken musste, sie behüten, denn davon ernährten sie sich, die wollten sie haben, und gerade deshalb musste er sie gelegentlich hervorkramen. Er ließ das ohne geistiges Zutun geschehen, suchte nie selbst einen aus, sondern ließ den an die Oberfläche gleiten, der freiwillig kommen wollte. Und heute, keine Ahnung wieso, war es dieser eine, der ihn dazu zwang. Weil er ihn nicht in Gestalt des Wolfshundes ertragen konnte.

Vorsichtig entspannte er sich, lauschte hinaus, um ganz sicher zu gehen, dass er ihn nicht dem Risiko aussetzte, ihn zu verlieren an die Dementoren. Ketten klirrten von einem der Angepflockten, der Sturm pfiff noch immer peitschend und heulend um die Gefängnisinsel, und irgendwo tief im Bauch des Turms quietschte metallisch scharrend und knarrend das Fallgitter, wo die Fähre angelegt hatte und die Besucher nun ausspuckte.Ja, manche hier bekamen tatsächlich Besuch.

Aber es rührte sich nichts mehr sonst auf dieser Etage oder der direkt darunter. Zitternde, wimmernde Insassen erholten sich so gut als möglich vom Wachgang, jemand klapperte mit den Zähnen. Kein Dementor weit und breit. Und Sirius Black ging das Wagnis ein und streckte sich aus, die Läufe, den ganzen krummen Rücken des gealterten Tieres, bis aus dem struppigen Fell dunkle Locken voller grauer Strähnchen wurden, und der ausgemergelte, bleiche Mann lang im Stroh lag und sacht, fast furchtsam, seine Finger zu Fäusten ballte und wieder daraus entließ. So lange schon nicht mehr er selbst gewesen.

Es ging eben nicht anders. Wenn er sich daran erinnerte, dann musste, dann wollte er ganz einfach er sein, dann wollte er den gleichen Körper rings um seine Seele spüren wie damals, und er schloss die Augen und stellte es sich vor. Das warme, weiche Laken in der dämmrigen Dunkelheit des fremden Raums. Warm war es gewesen, eine zarte Sommerbrise, angefüllt mit Blumenduft und Rosenblättern, hatte seinen bloßen Rücken gestreift, und obwohl da jetzt nichts war außer pieksigem, feucht-verrottendem Stroh und den kalten, glitschigen Mauersteinen seines Zellenfußbodens, konnte er das wieder fühlen. Und ihre Hand, fest verkeilt in die kräftige Muskulatur seitlich seiner Wirbelsäule, wie sie sich an ihm festhalten musste, um nicht zu zerspringen.

Wohlig seufzen und sofort darauf heiser, tonlos lachen musste er, dass sein Zellennachbar sich überrascht regte ob so seltsamer Geräusche. Dass man sowas hier empfinden, dass man das konnte. Ein echtes Wunder. Am liebsten wäre er völlig aufgegangen in dieser Reminiszenz, hätte sich hinein gespürt in jede Berührung und jede Bewegung dieser Nacht, bis es ihn entweder verschlang oder schlicht und ergreifend zerstörte, doch ein Schub Hitze, wie er in dieser eisigen Kälte nicht hätte existieren dürfen, rief ihn zurück, und augenblicklich verwandelte er sich zurück in Tatze, den Hund.

Schritte. Schritte auf der Wendeltreppe. Dementoren hatten keine Füße, oder zumindest keine, die den Boden berührten und wie schwere Lederstiefel mit patschnassen Sohlen klangen. Jemand kam herauf, mehrere Leute, Menschen, und schon konnte sein empfindliches Gehör auch ihre Stimmen ausmachen. Sie flüsterten, wisperten, obwohl es laut war durch den jammernden Wind, krächzend und von entzündeten Kehlköpfen gezeichnet, doch er konnte kaum ein Wort verstehen. Es war wohl auch nicht so wichtig. Nur eins zählte: Sie stoppten nicht ab auf den unteren Etagen, sie kamen bis hier herauf, wo die Lebenslänglichen saßen, die Mörder, die Folterer, die Schwarzmagier.

Sich rasch zurückziehend in seine Lieblingsecke, dass sie ihn nicht gleich sehen konnten, den Häftling nicht und erst recht nicht den Hund, verbarg Sirius sich in den Schatten, sobald er die dunklen Gestalten als tanzende Reflexion an den Wänden erkennen konnte, dorthin geworfen vom tranigem Licht der Fackeln. Sie trugen ein schweres Schlüsselbund, wollten also zu jemandem, und einer von ihnen lachte vorsichtig, leer und ängstlich angesichts ihres schwebenden Begleiters, und das helle, strahlende Leuchten eines dazwischen gezauberten Patronus blendete Blacks trübe Augen.

Es war ein Luchs. Geschmeidig ausschreitend, Pfote um Pfote, im Kreuzgang, schlich das silberne Wesen an seiner Zellentür vorbei, und die beiden Männer in ihren langen Roben, das Zeichen der Morgenröte auf der Brust, trabten hinterdrein, dicht gefolgt von einem gut genährten Zauberer in repräsentativem Cut. Auroren und ein Ministeriumsangestellter. Zu einer Befragung hier, vermutlich, und neugierig presste Sirius sich an die Wand, um sie vielleicht doch verstehen zu können. Seit Jahren war kein Schwarzmagier mehr hierher gebracht worden, so konnten sie nur einen der alten Todesser verhören wollen. Und das wiederum mochte sehr interessant sein für ihn.

Gerade als sie vorüber waren, der Vordere sich schon bückend an dem Schloss, das zu öffnen er dachte, schreckte den Insassen ein lautes Geräusch auf, ein Rascheln, ein Reißen, wie von zerknülltem Papier, und er zuckte erst zusammen und richtete sich anschließend nur umso mehr auf. Da lag ein Zelt direkt vor seiner Zelle, ein umgestülpter Hut aus einer weggeworfenen Zeitung, die dem Ministeriumsaffen aus der Hand gerutscht war, und er riskierte es ein zweites Mal in dieser Orkannacht. Aus dem Hundelauf wurde ein langer, dünner Arm, der sich schlangengleich durch die Gitterstäbe schob und den Tagespropheten mit zwei spitzen Fingern ergriff und hinein zog zu ihm. Das silberne Licht des Patronus warf einen breiten Balken Helligkeit auf die gestreifte Häftlingskleidung, und schon war er wieder drinnen und verschwunden.

Und dort in der Ecke hockte er mit fiebriger Stirn und glühenden Augen, wie er das Foto der glücklichen Großfamilie vor den Pyramiden von Gizeh betrachtete, die er selbst damals, vor so endlos vielen Jahren aus der Ferne am Horizont hatte aufragen sehen, als der Sirius über dem Nil aufgegangen war. Und es war ihm genau wie damals. Weil es alles veränderte.


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