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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Alles bereit

von Teekon

Er saß auf dem Boden unterhalb des zweiten Gaubenfensters und hämmerte die letzten Bolzen in den hölzernen Rahmen. Rötlich gebeizter Ahorn war es, schmale Kopf- und Fußteile und dünne Stangen in geringen Abständen dazwischen, und mittlerweile sah man schon sehr gut, was das werden sollte, was sie da im zerlegten Zustand aus dem Abstellraum hervor gekramt hatten. Es sollte der letzte Schliff sein an dem umfunktionierten Gästezimmer, an dem sie so fleißig gearbeitet hatten in den vergangenen Tagen.

Selten genutzt, erst recht, seit wieder Krieg war in Britannien, für den einen Teil der Bevölkerung zumindest, und deshalb war eine Menge zu tun gewesen. Aber es musste sein, denn unten, in der Kammer, in der sie gemeinsam die Nächte verbracht hatten, war einfach nicht genügend Platz. Vollgestellt mit Möbeln, Schränken vor allem, dem Bett und dem winzigen Schreibtisch, die Wände übersät mit Postern aus ihrer Jugendzeit, da konnte man nicht auch noch ein Kinderbettchen unterbringen, geschweige denn all die anderen Dinge, die man zur Versorgung eines Babies brauchte.

Hier oben war das alles vorhanden. Gleich hinter der Tür gab es eine massive Kommode, deren Anrichte man zur Wickelstation ausbauen konnte, hübsch warm gehalten vom offenen Kamin, der den Raum so sehr dominierte. Ihm gegenüber würde nun das Gästebett mit dem Messingrahmen für sie beide da sein, Nachtschränkchen zu beiden Seiten mit alten Ölfunzeln darauf, die wunderbar dufteten, wenn man sie entzündete. Die Fenster zur engen Chaffinch Lane hinaus erhellten jeden Winkel bei Tag, Blumenkästen davor angebracht, aus denen nun langsam die ersten Puschkinien und Nachtviolen sprossen.

Und in der Ecke, in der Remus nun das Bettchen aufbaute, da passte noch ein Sessel hin, weich und kuschlig, in dem man sitzen konnte die halbe Nacht lang, sollte das einmal nötig sein, mit einem wundervollen Blick hinaus über die roten Dächer von Penge mit ihren zierlichen Schornsteinen und den Kronen der Straßenbäume. Die Sterne könnte sie von dort aus beobachten, während sie das Kind im Arm hielt und es trinken ließ, und wenn sie darin einschlief, angelehnt und gut in eine warme Decke gewickelt, dann war das nicht schlimm, dafür war alles hergerichtet.

Das war jedoch noch lange nicht alles. Das Grundgerüst wurde ausgeschmückt durch den blauen Anstrich der Schräge über der zukünftigen Schlafstatt, goldene Glitzersternchen darüber verteilt, damit das Kleine immer den Himmel über sich spüren konnte. Bärchen mit roten Schleifen um die Hälse, schwarze Knopfäuglein und Schnüffelnasen, zierten die Tapete der beiden Wände ringsherum, und winzige Besen hingen an einem Mobile von oben herab. Nur noch die Matratze fehlte, weiche Bezüge und ein großes Kissen, die Spieluhr dazu, die schon Dora an sich gedrückt hatte damals, und es wäre vorbereitet.

Den gelben Mond mit dem fröhlichen Gesichtchen darauf fest gegen die eigene Brust pressend, seufzte sie bei diesem Anblick und ließ sich mit dem halben Hintern auf die Bettkante sinken, bis an die sie zurückgetreten war, um das Gesamtbild betrachten und bewerten zu können. Was daran allerdings nun so sentimental machte – die kindlich-kitschige Ausstaffierung oder der so in sich vertieft arbeitende Mann – da war sie sich nicht ganz sicher. Egal, Hauptsache schön, und dieses fantastische Gefühl, wenn erst das Herz und dann das Baby hüpfte, das verdiente sowieso einen eklatanten Ausbruch von Seligkeit.

Nicht mehr lange jetzt warten. Vielleicht ein paar Tage noch, höchstens anderthalb Wochen, hatte Andromeda gemeint, als sie das letzte Mal den Granatapfel danach befragt hatten gemeinsam unten in der Küche. Längst war es April geworden, der Frühling unaufhaltsam da draußen vor der Tür, und besonders früh und mächtig in diesem Jahr obendrein. Schon vor gut acht Wochen war der letzte Schnee geschmolzen, von dem sie hier in der Stadt sowieso nie viel hatten, und tagsüber konnte man schon bei offenen Fenstern sitzen. Auch hier und heute war zumindest das obere Glas in den Raum hinein gezogen und verankert, und das Lachen von spielenden Kindern, das gelegentliche Vorbeituckern eines schrottreifen Autos und der weit entfernt rauschende Straßenverkehr von Greater London drangen zu ihnen hinein.

In Pops heißgeliebtem Garten schwollen die Knospen am Apfelbaum. Wenn das Baby kam, möglicherweise sprossen dann schon zart roséfarbene Blüten an den Zweigen, und erste Blättchen in weichstem Grün mochten sich dazu gesellen. Das war eine großartige Vorstellung. Und die half darüber hinweg, dass sie zwar das Ende ihrer Schwangerschaft herbeisehnte, gleichzeitig doch auch ein leises Zittern von Furcht und Verlust zu spüren begann, das sich nur in einer spätwinterlichen Blässe unter ihren schokoladenfarbenen Augen abzeichnete. Die letzte große Hürde für das Kleine, eine Stromschnelle im reißenden Fluss, bevor eine Zeit des ruhigen Dahinfließens beginnen durfte. Die wohlbehütete Kindheit.

Er nahm das wahr, feinfühlig, wie Remus' Charakter schon immer gewesen war, doch richtig verstehen konnte er das nicht. Dafür gab es Mama, und Dora hätte fast darüber gelacht, wie sie sich das überlegte, schmunzelte jedoch nur und tätschelte sanft die in Stoff gehüllte Spieluhr in ihrem Arm, als wäre es bereits das noch unter ihrem Herzen schlafende Baby. Wie oft sie beide sich gefetzt hatten, von Kleinkindsbeinen an, das laute, glühende Temperament der Blacks durch die Haut scheinend wie Licht durch Seidenpapier. Selten bis nie einer Meinung, die Vorstellungen vom Leben und dessen Umsetzung grundlegend verschieden, und dabei geprägt von einer Leidenschaft und einer puren Lust am Atmen, wie es niemals hätte kopierbar sein sollen.

Ob Jeans und T-Shirt oder Kleidchen, ob Rennbesen oder Püppchen, damit hatte es angefangen, und es war weitergegangen zu lilafarbenem Lippenstift (den sich Dora ja nicht mal kaufen musste), Augenbrauenpiercings und langhaarigen Typen in Lederroben bis hin zur Berufswahl und der damit verbundenen Gefahr. Es hatte immer Zoff gegeben, und Pops war derjenige gewesen, der – Wunder wie auch immer – einen Weg gefunden hatte, sie doch irgendwie überein zu kriegen. Seltsam. Jetzt, wo er nicht mehr da war, brauchten sie das nicht mehr. Und das lag nicht nur an der gemeinsamen Erfahrung einer Schwangerschaft.

Geistesabwesend schien sie ihn weiter zu beobachten, wie er die Stangen festdrehte und justierte, im Schneidersitz und vornübergebeugt, dass man nicht einmal sein Gesicht sehen konnte. Langhaarige Typen in Lederroben. College-Professor in Tweed mit Hosenträgern. Erneut entließ sie Luft hörbar aus den Lungen, die Augen glasig davon, und ihre Finger streichelten die abgewandte Seite des Mondes. Dass ihre Mutter direkt neben ihr stand, einen Stapel Bettlaken auf dem Arm, das bemerkte sie nur aus dem Augenwinkel. „Pops hat das gemacht,“ sagte sie dennoch so leise, dass nur Andromeda es hören konnte. „Für mich.“

Und er hatte sich gewünscht, sein Enkelchen möge auch darin schlafen. Dass er das geäußert hatte, das musste Andromeda nicht erwähnen. Das Lächeln in ihrem Gesicht, voll wehmütiger Sehnsucht und stolzem, zärtlichem Erinnern an ihren tumben, von selektivem Dromedarismus befallenen Klotz, reichte dazu aus. Ihre Fingerspitzen berührten Doras Schulter, ehe sie sich zu ihrer einzigen Tochter beugte und sie auf die Schläfe küsste. Kaum zu fassen, dass sie bald selbst eine Mutter sein würde, und dennoch so unverleugbar, so rund und schön wie ihr Bauch sich wölbte.

Die Laken für die kleine Matratze neben ihr auf dem Bett ablegend, kam kein Wort über Andromedas Lippen. Das war nicht nötig. Sie genoss diesen Moment genau wie das Paar, Remus noch ein letztes Mal mit dem kleinsten Hammer aus Teds hervorragend sortierter Werkzeugkiste prüfend, ob auch alles fest saß, Dora mit einem Ausdruck in ihren Zügen, den sie von sich selbst im Spiegel nur kannte. Sich am besten auskennend in dem fensterlosen Kabuff unter der Dachschräge zum Garten hinaus, würde sie auch noch die Auflagen besorgen, und dann wäre das Zimmer endgültig bereit, eine kleine, niegelnagelneue Familie aufzunehmen, sobald es soweit sein würde. Hier würde das Kind geboren werden, so wie Dora im Schlafzimmer den Flur hinunter zur Welt gekommen war.

Sie verließ die beiden, streichelte im Hinausgehen mit zwei Fingern das Kinn ihrer Tochter, die sich schnurrend einen Moment lang dort hineinlehnte, ehe sie sich wieder ihrem Ehemann widmete. Zufrieden offenbar, rüttelnd an den Stäben, die das Baby vom Herausfallen bewahren sollten, nickte er sich selbst zu und legte den Hammer beiseite, sich die Hände an den Oberschenkeln abreibend. Als er sich aufstemmte und das Möbelstück mit den so schmächtig wirkenden und doch so starken Armen aufhob, um es an seinen Platz zu stellen, legte auch sie ihre Spieluhr beiseite und erhob sich vom Bett. Es sah herrlich aus. Einfach fabelhaft. Hier würde das Kind gut schlafen und wundervolle Träume haben.

Mit den Händen kerzengerade in den engen Taschen ihrer nun doch schon sehr weit unterhalb der Hüften getragenen Hosen, die Arme um den Bauch herum verschränkt, stromerte sie durch das fertige Zimmer, vorbei am offenen Fenster, durch das der Duft von aufgebrochener Erde und erstem Grün an ihre Nase streifte. Von oben herab ließ Remus noch ein mal alles auf sich wirken, Tapete und Anstrich, die unmittelbare Umgebung für einen Knirps, der nicht so weit gucken würde können, und die Brauen grübelnd ineinander geschoben, schaute er aus, als überlege er zurück und versuche, sich an die eigene Zeit in der Wiege zu erinnern. Sie musste schon wieder kichern darüber.

Sie erreichte den Sessel, der zu ihrem baldigen Thron auserkoren war, und sie wäre nicht Dora 'Tonks' Lupin gewesen, hätte sie sich nicht so leger wie in ihrem Zustand möglich, einfach nur auf die Armlehne sinken lassen. Die Hand nach ihm ausstreckend, musste sie nicht einmal ihr quietschiges „Remus“ sagen, um ihn auf sich aufmerksam zu machen. Noch einmal nickend und befriedigt brummend, wandte er sich von seinem Werk ab und trat einen Schritt zurück. Das genügte, um sich, lautstark und wie ein Maurer nach acht Stunden Wändehochziehen, auf die Sitzfläche fallen zu lassen. Sie fast gleichzeitig in den Arm zu nehmen und an sich zu ziehen, ohne sie von der Lehne herunter zu befördern, war ein Kinderspiel.

Schweigend zunächst, bewunderten sie ihre gemeinsame Arbeit, Taille an Taille. Es war wirklich gut gelungen. Für ihn, der sich niemals zuvor Gedanken darüber gemacht hatte, wie ein Heim für eine Familie einzurichten sei, war es immer noch schier überwältigend, und richtig begreifen konnte er das gar nicht, wie locker und leicht seine Seele es dennoch hinnahm. Kurze Schübe von winzigen Schweißperlen tauchten davon an seinem Haaransatz auf, und er grunzte leise und ließ die leise kitzelnde Freude einfach zu. Das machte es nochmal so angenehm. Sie dagegen verwirklichte Träume, und das schwamm auf ihren glänzenden Hornhäuten, wie Blick für Blick über das Mobiliar und die hübschen Verzierungen schweifte.

„Perfekt,“ beschloss sie schließlich, mehr gewispert als gesprochen, und sie lehnte ihre Wange gegen seinen Kopf, dass ihre Lippen die dünn gewordenen Haare berührten. Nur ganz leicht wippend mit dem Kinn, bestätigte er. Ohne jeglichen Fehl. Wie sie sich ein wenig enger an ihn schmiegte, wissend, dass Trost allein in dieser Nähe lag, ließ er seine Finger an ihrer gegenüberliegenden Hüfte fester zugreifen. „Ich bin froh, dass er es wenigstens gewusst hat.“

Von Ted sprach sie, von ihrem Vater, den sie hatten begraben können, was bei so vielen anderen verwehrt geblieben war. Wo Dirks Leichnam war, Remus hatte keine Ahnung. Ihn zu bergen war zu gefährlich gewesen, selbst in den nächsten Tagen, und was sie damit angestellt oder ob sie ihn einfach liegen gelassen hatten, das mochte er sich nicht ausmalen. Und er war hier gewesen, im Kreise der Menschen, die er liebte, die ihm etwas bedeuteten, und auch das half, den Schmerz über diesen sinnlosen Tod zu lindern. Ja, er hatte gewusst, dass er Großvater sein würde in seinen so jungen Jahren, dass es ein Kind geben würde, das vielleicht Doras Herzen entzündendes Lachen erben würde. Nicht vielleicht. Nein, er war sich absolut sicher, dass es so sein würde.

Nickend, so fest schluckend dabei, dass der Kehldeckel ein schnappendes Geräusch verursachte, küsste Remus einen ihrer Fingerknöchel, ein heiseres, rauchiges „ja“ flüsternd. Wenn er seine Enkelin, seinen Enkel, was immer es sein würde (denn Froschaugenschleim hatten sie dieses Mal nicht benutzt, und er hörte förmlich Lilys angeekeltes Kreischen in den Ohren), schon nicht würde sehen und halten können, dann sollte er wenigstens mit der Gewissheit gestorben sein, dass das Leben weiterging. Wo andere das nicht gekonnt hatten.

Nicht nur diese Erinnerung an einen Frühlingsabend in Godric's Hollow war es, die sich nun anschlich. Oh nein, sie brachen nicht herein, sie waren keine Taifun-gepeitschten Wellen mehr, die Haus und Boot und Steg vernichteten. Süß beinahe, bittersüßer Schmerz, wie Athos gesagt hatte zu d'Artagnan in seinem Lieblingsroman, war daraus geworden, ein feines, kühles Anbranden nur noch, das die Zehen erkalten ließ, aber die Wärme im Herzen blieb. Es waren keine Schreckensbilder mehr, nicht mehr die ausgebreiteten Kupferhaare auf den Seidenkissen rechts und links eines blassen Gesichts, sondern schreiendes Lachen im Sonnenschein auf der verschneiten Wiese zwischen Schloss und Quidditchstadion.

Ein Lächeln deshalb auf seinen Lippen, wie er sich in die Brusttasche griff unter der offen getragenen Weste. Weil auch er nicht mehr entrückt in Aufgabe rücklings fiel in seinem Geist. Frech grinsend und johlend, doch trotzdem erwachsen und dabei so umwerfend gutaussehend und wohl genährt wie als Jugendlicher, so schaute er ihn an hinter seinen Lidern, als wären die grausamen Jahre hinter Gitter und Mauer und Meer niemals gewesen. Neville hatte sie ihm gegeben, diese magische Fotografie, keine Ahnung, woher er sie gehabt hatte, und doch hatte Remus ihn nicht gefragt. Der Orden des Phönix, 1977, vor Trauer, vor Folter, vor Tod.

Unfassbar, wie viele dieser mutigen Hexen und Zauberer schon nicht mehr auf dieser Erde weilten. Aber das war es nicht, was ihn jetzt berührte bei diesem Anblick. Viel lieber hörte er ihre Stimmen, ließ er sie Sprüche klopfen und Flüche feuern, entsann er sich ihrer Art, sich zu bewegen, das Lächeln, das Komasaufgesicht, fand er für jeden und jede von ihnen eine Situation, einen Moment, in dem sie ganz sie selbst gewesen waren. Fabian und Gideon, schmunzelnd und fast neidisch vor der Filch stinkt! - Lampe stehend, Emmeline in ihrem blitzenden hellblauen Kleid auf der Tanzfläche in der Großen Halle, sich drehend und jubelnd vor Spaß. Marlene in ihrer Präfektenrobe, so stolz und so, ja, Gryffindor.

Und da stand er, der Mistkerl, der es gewagt hatte, so einfach zu gehen. Die schwarzen Locken sprangen auf dem Bild, adrett gekleidet in so unverwechselbar Black'scher Zauberermanier, nicht ein Fitzel an ihm irgendwie muggelig. Und der Walrossschnäuzer prankte mitten im Gesicht, damit er unbedingt so aussah, wie er niemals hatte tituliert werden wollen: Wie sein Vater! Fast unwillkürlich schwebten Remus' Finger dorthin, ohne das Papier tatsächlich zu berühren. „Ich wünschte, er hätte auch,“ wisperte er und schloss für Sekundenbruchteile die Augen, um es sich vorzustellen, und sie beide, er und seine Frau, grinsten augenblicklich breit und dreckig.

Das hätte ihm gefallen, oh ja. Erst wäre er schockiert gewesen, daran bestand für sie beide kein Zweifel, hätte es genauso wenig erwartet wie irgendjemand sonst, egal, wie gut er ihn kannte und wie sehr er sich hätte denken können müssen, wie sie war. Immerhin war es sogar für Dora und Remus selbst eine Überraschung gewesen, wie selbstverständlich sie in diese Beziehung hinein gerutscht waren. Nicht leicht, oh nein, das auf keinen Fall, es war ein Kampf gewesen, und der hatte stattfinden müssen. Alles war gut und richtig so, wie es geschehen war. Aber dann, ja, dann wäre er geplatzt vor Stolz und Glück, Sirius Orion Black, und er hätte sich endlos gefreut darüber. Moony gehört auch endlich zur Familie, nicht nur in Herz und Seele, sondern auch auf dem Standesamt. Und Black'sches Blut lebt weiter.

Für einen winzigen Moment realisierte Remus genau das, was Sirius so begeistert hätte an dieser Verbindung, und er spürte einen mächtigen Schauer aus panischer Hitze seine Wirbelsäule hinunter laufen. Merlins Bart, was hatte er da bloß angestellt? Ein Kind mit einer waschechten Black, ein kleines Ungeheuer mit Feuer im Hintern und Hummeln in der Hose! Das konnte doch nur heilloses Chaos geben. Wie hatte er bloß vergessen können, was es bedeutete, zu diesem Clan zu gehören und dieser Wurzel zu entspringen? Das konnte nicht mal der Longbottom'sche Teil zügeln. Er musste lachen und brauchte nicht zu sagen, wieso.

Er war nicht der einzige auf diesem Bild, der große Gefühle auslösen konnte. Das schafften die anderen Drei auch sehr gut. Der kleine, fast versteckt stehende Kerl mit den spitzen Öhrchen, das zog so sanft am Herzen, längst nicht mehr mörderisch, und die schiefe Brille unter wirschem Haar, sie musste nicht an den Jungen erinnern, auf dessen Schultern alle Hoffnungen lagen. Er hatte seinen eigenen Platz, so viel mehr als bloß der Vater eines Helden, selbst einer, tapferer alter James. Und sie. Wie eine blühende Blume, deren Namen sie trug, Lilium candidum, schlank und sich wiegend bei jeder Bewegung, stand sie zwischen den beiden Männern, ihm und ihm selbst, so strahlend wie das Weiß der Madonna. Er seufzte, lang und laut und vibrierend, und die Spitze seines Ringfingers tippte neben ihrem Ohr auf das Foto. „Ich hab' sie so sehr geliebt.“

Sie quiekste leise, kein Kichern, fast ein kleines Lachen, das fatal erinnerte an ein Mädchen, lebendiger Zucker, in einem rosafarbenen Tüllkleidchen, und vielleicht war das so, weil der Moment sich überschnitt. Ihr zierlichen Finger berührten sein bärtiges Kinn, damals noch glatt rasiert, wie sie ihn anhob, um ihm in die Augen sehen zu können, in denen das Äquivalent zu jenem Augenblick ins Tausendfache erhöht für sie schwamm. „Ich weiß,“ sagte sie, nur halb so laut wie dieses zum ersten Mal offen vor irgendwem vorgebrachten Geständnis, vielleicht sogar vor sich selbst. Natürlich. Sie hatte es schon gewusst, als sie versprochen hatte, es niemandem zu verraten. Und niemals hätte es zwischen ihnen stehen können. Er musste wieder lachen, und er brauchte nichts von dem auszusprechen, was er dachte, so intensiv, sie müsste es hören.

'Damals hab' ich gedacht, ich könnte niemals etwas Höheres fühlen als das. Und dann kamst du. Nicht laut, nicht brachial, Stück für Stück hast du dich in mein Leben geschlichen, hast mich aufgebrochen, die Mauern eingerissen, die ich um mich gebaut hatte. Wie ein Baum, kräftig und blühend, so hast du die Steine zerbröselt und mir das helle Licht gebracht, das du selbst bist. Du schmälerst nicht, was vorher war, du trägst mich ganz einfach an den Himmel heran, dass ich ihn nur noch greifen muss. Nichts, was du tust, tut weh, nichts, was du in mir geweckt hast, kann mich wieder nach unten ziehen. Du bist vollkommen.'

„Wie konnte ich jemals ohne dich leben?“ Heiß, herrlich heiß davon, ohne die geringste Verlegenheit, jemals so etwas aussprechen zu können. Ihm glühte die Stirn, die Wangen, die Brust, er strahlte diese Wärme ab wie die Sonne selbst. Und sie lachte wieder dieses wonnevolle Glucksen, sich ihm etwas mehr zuwendend und ihm merkwürdig feuchte Strähnen rotbraun-grauen Haares aus der Schläfe wischend. „Hast du doch gar nicht,“ behauptete sie und legte die flache Hand genau dorthin, wo vorhin noch dieses Foto gesteckt hatte, das er nun, fast achtlos, auf dem Kaminsims in seiner Reichweite zur Seite legte. „Ich war immer da.“

Darauf gab es nur eine Antwort. Den zweiten Arm unter ihrem Bauch hindurch schiebend, zog er sie ein wenig von der Lehne herunter auf seinen linken Oberschenkel, damit sie nicht so hoch über ihm war, und er musste nichts weiter sagen, keine Aufforderung geben. Der Kuss blieb watteweich und schmetterlingszart, und keiner von beiden würde je herausfinden, wieso sie es trotzdem immer wieder schafften, ihn gleichzeitig glosend wie Kohlen im Feuer und so warm wie Federbetten im Winter werden zu lassen. Den Nacken entspannend, sackte Remus' Kinn nur wenige Zoll tiefer, dass sich die Barthaare in der Knopfleiste ihrer Bluse verfing und die Nase die von blondem Flaum bedeckte Haut ertastete.

Sie roch noch immer nach Johannisbeeren in Sommerglut, strömte ihm dieser so vertraute und dennoch immer wieder so atemberaubende Duft bis rauf an die Schädeldecke, und es war unmöglich, sich nicht darin zu verlieren. Die Wärme darauf zurück atmend, spürten sie beide das wohlige Zittern in diesem Luftstrom, und sie stellte das Auf und Nieder ihres Brustkorbes ein, um das genießen zu können, bevor er auch hier ein kurzes Lippenbekenntnis hinterließ und leise unterdrückt lachte. „Wer hätte damals auch ahnen können, dass du so hübsche Brüste kriegen würdest?“

Bellend, fast brüllend, lachte sie davon auf und schlug ihm zärtlich auf den Hinterkopf, gerade so fest, dass er davon nicht noch tiefer in ihren Ausschnitt getunkt wurde, und seine Schultern hoben und senkten sich in seinem stillen Lachanfall. Der Moment war nicht vorüber davon, ganz im Gegenteil, es brach die Magie nicht einmal an. Weil sie ihm aus den Fingerspitzen tropfte, umso mehr, weil sie bei ihm war. Dicht an dicht, seine Hand nun ausgestreckt mit allen fünf Beeren über dem Nabel, hockten sie da, und ihre Gedanken waren so eng miteinander verflochten, dass sie einander folgen konnten, ohne sich zu erklären.

Mit den Strähnen in seinem Nacken spielend, legte Dora den Kopf schief, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Nicht, um die Reaktion zu erhaschen, das war nie nötig zwischen ihnen, nicht mehr seit jener Nacht im August, in der Nachthemd und verdreckter Anzug sich im dunklen Flur gegenüber gestanden hatten. Grenzenloses Einverständnis, kein Platz mehr für Sandkörner oder Wasserstoffmoleküle zwischen ihnen. „Denkst du manchmal daran?“ wollte sie wissen, ohne zu erwähnen, was sie meinte, und Remus verlagerte sein Gewicht ein wenig mehr zur Rückenlehne hin, wie er nur kurz überlegte.

„Ja,“ bestätigte er, vorsichtig nickend, ein paar seiner so bekannten, horizontalen Grübelfalten auf der Stirn. „Wieder öfter jetzt, wo es bald soweit ist.“ Unbehagen war nicht darin, nur die Sorge, gerechtfertigt, aber nicht mehr niederschmetternd. „Wann ist Vollmond? Am 10.?“ konkretisierte sie, und vielleicht hätte ein Zuhörer jetzt erst verstanden, wovon sie da redeten. Leicht den Kopf schüttelnd, verbesserte er, der den Kalender immer im Blick hatte. „Am 11.,“ sagte er, „Karsamstag.“ An ihren Fingern abzählend, wie lange das noch hin war und inwiefern das mit den Lebensplänen ihres kleinen Kindes kollidieren mochte, wog sie den Oberkörper hin und her, dass er, so nah bei ihr, mitgehen musste.

Die Achseln zuckend, schnaufte Remus wie jemand, der den letzten Bus verpasst hatte und nun keine andere Wahl hatte, als zu Fuß den Heimweg anzutreten. Weil es eben so war. Wie Regen am Hochzeitstag. Nichts dagegen zu unternehmen. Sie war es, die es aussprach: „Wir können nur warten,“ beschwichtige Dora, „und hoffen“, ergänzte Remus, „und beten“, schloss sie. Und an ihrem Plan festhalten für den ersten Vollmond nach der Geburt. Ausgeklügelt, sinnvoll, es würde schon gehen. Und danach? Dann würden sie weitersehen.

„Und außerdem,“ seufzte Remus und richtete sich wieder etwas mehr auf, um sie ansehen zu können, „ist das im Moment sowieso vollkommen belanglos.“ Ja. Denn Zukunft, die hing nicht mehr ab von Schule und Ausbildung, von Krankheiten und magischen Zuständen. In diesen Tagen, in diesem Frühling, so herrlich auch die Rückkehr des Lebens war, bestimmten Krieg und Feind, was auf sie zukommen mochte. Und ob man da ein Werwolf war, erwachsen oder neugeboren, das machte keinen Unterschied. Und irgendwie – Remus erleichterte das ungemein – wurde es dadurch leichter, mit dieser Drohung umzugehen.

Mochte sein, dass es wieder anders werden würde, dass eine Zeit kommen würde, in der Normalität einkehrte, in der sie zurückfinden mochten zu alter, liebgewonnener Alltagstradition, doch wann das sein würde und wie sich das gestalten mochte, das wussten sie nicht. Und wer wusste das schon, wie Leute wie er dann gesehen werden würden? Er hatte keine Ahnung und auch keine Vorstellung davon, machte sich auch keine, weil er es nicht brauchte. Dieses Kind würde seinen Weg gehen, irgendwie, doch das wusste nur Großvaters wachender Gott und vielleicht ein paar fliegende Schutzengelchen, die schon abgestellt waren für Lupin'schen Nachwuchs.

Jetzt zählten erst einmal andere Kinder, nein, junge Erwachsene waren sie, auch wenn sie sich in vielerlei Hinsicht noch immer sehr kindlich verhielten. Aber Remus war davon überzeugt, hatte er auch eine Weile gebraucht, das zu begreifen, dass eben dieser Umstand es war, der sie so unberechenbar machte für den grausamen Schwarzmagier. Weil er nie wirklich ein Kind gewesen war, weil er nicht verstehen konnte, wieso Freundschaft wichtiger war als Macht, Liebe schwerer wog als Kontrolle und Unterdrückung. Und in wem brannten diese Werte heißer als in jungen Herzen? Er selbst hatte es lange genug verdrängt, doch jetzt, wo ein eben solches lebendig schlug unter seiner Hand, mit ihrem, mit seinem Blut darin, erinnerte sich seine Seele ihrer eigenen Unsterblichkeit in ewiger Verbindung mit diesen anderen von damals, die voraus gegangen waren und auf ihn warteten.

„Hast du mittlerweile eine Idee?“ wechselte sie so problemlos zu genau dem Thema, das sich in seinen Gedankenzug rangiert hatte, als könne sie in seinen Hirnwindungen lesen, und Remus schnaubte kurz und missmutig. Nicht so recht wohl, schüttelte er langsam den Kopf und hob eine Schulter, als habe er auf halbem Wege vergessen, beide zu zucken, so sehr vertiefte er sich erneut in den Spekulationen über Rons unfreiwilligen Tipp. Mit niemandem außer ihr hatte er darüber gesprochen, eingedenk Dumbledores Bitte, dass keiner außer Harry und seinen Begleitern davon erfahren sollte.

'Das Ding' hatte er gesagt. „Nein,“ negierte Remus und griff sich kurz hoch an den Bart, ehe er sich wieder der gerichteten Bewegung unter ihrem Rippenbogen zuwendete, und die sanfte Berührung beruhigte das winzige Wesen sofort. Vielleicht war es auch seine vertraute Stimme, das kratzige Raunen, wo er nur gedämpft sprach. „Es muss sich um eine Art Artefakt handeln,“ da war er sich noch immer recht sicher, 'das Ding', doch genauer erklären konnte er das nicht. Irgendwas, das den Dunklen zu vernichten vermochte, eine Waffe, ein magischer Gegenstand, es gab so viele Möglichkeiten, mit denen man etwas anfangen konnte.

Doch auch das vergaß er nicht: Mit daran Schuld, dass sie sich fürchterlich gestritten hätten, wäre es gewesen, 'das Ding'. Seufzend, nun doch ein bisschen besorgt, dass kleine Flecken aus Grau sich in das blühende Rot unter seinen Lidern schlichen, entsann er sich in Streiflichtern der grausigen Bilder und Zeichnungen, die er selbst vor so vielen Jahren in verbotenen Büchern, Gramaires und Grimoires, gesucht und verinnerlicht hatte. Schwarze Magie. Mit Gewalt zum Guten gezwungen. Nie würde er vergessen, wie gefährlich das war, wie nah der Abgrund hin zum Warlock, und ein Schauer aus Eis und Lava zugleich, die Furcht und die Versuchung, rann in versickernden Tröpfchen an seinem Rückgrat entlang, erfror und entzündete zugleich das Feuer aus prickelnder Lust an Macht und Größe.

„Ich weiß nur eins,“ flüsterte er, und nur der Rauch seines Kehlkopfes, der Wolf darin verborgen, ließ die Worte laut genug an ihre Ohren gelangen. Vielleicht war es nur eine Wolke, doch für einen Moment verdunkelte sich die Frühlingssonne in ihrem blassen Gold da draußen, als flöge ein geflügelter Schatten, ein dunkles Wesen aus alter Zeit, darüber hinweg. Sich aneinander festhaltend, schützten sie sich vor dem puren Gedanken daran, und es half, auch wenn die Aussicht düster war. „Es steckt nichts Gutes darin.“


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