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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Hinter die Mauern

von Teekon

„Ma?“ versuchte sie es erneut, doch es brachte überhaupt nichts, konnte weder ihren Redeschwall unterbrechen, noch ihr ewiges Hin- und Hergerenne irgendwie aufhalten. Das Kinn zurückziehend, blinzelte sie heftig mit den Lidern, als könne sie damit dieses unglaubliche Bild wegzaubern oder wieder Herrin ihrer Sinne werden. „Mum?“ flötete sie noch einmal ein wenig lauter, aber es tat sich weiterhin nichts. Fast hätte sie gelacht oder zumindest geschmunzelt, so wie ihre beiden Brüder, die sich grinsend in die Couch unter der Fensterreihe lümmelten und das Schauspiel genauso fasziniert betrachteten wie sie selbst.

Wie ein Politiker im Wahlkampf, fast ein bisschen wie Churchill selbst (und leider hatte auch ihre Figur große Ähnlichkeit mit dem alten Meister), schwang Molly Weasley, geborene Prewett, die geschlossene Faust. Dabei schritt sie auf und ab, unablässig, halb nach vorn gebeugt und die zweite Hand auf den unteren Rücken verschränkt, dass sie auf dem Knoten ihrer Schürze abgelegt werden konnte. So schwungvoll nahm sie die engen Kurven, auf der einen Seite am Türrahmen zum Flur, auf der anderen an der verstaubten Pflanze in der Ecke zwischen Küche und Wohnzimmer. Dabei hatte sie eine Gesichtsfarbe wie das Grabtuch von Turin, ihre Brauen waren ineinander geschoben, dass sie wie zwei rotblonde Raupen des Braunen Bären ausschauten, mindestens genauso lebendig und haarig.

Fortwährend redete sie, ließ nicht einen Atemzug zwischen ihre Sätze gelangen, selbst einzelne Worte wirkten wie Mauern, die man nicht von einander trennen konnte. Da war kein einziger Spalt, in den man hinein schlagen könnte, um sie zum Schweigen oder wenigstens zum Innehalten zu bringen. Und natürlich ging es ihr genau darum. Sich an der Armlehne der Couch abstützend, beugte George sich zu seinem Bruder herüber, vorsichtig, aber laut genug, damit die Mädchen gegenüber ihn auch verstehen konnten. „Ich hatte fast vergessen, wie gut Mum durch die Unterhose atmen kann,“ feixte er, daran erinnernd, wie sie in ihren Erziehungsversuchen der sechs Weasley-Rabauken und ihrer frechen Schwester mit diesem Mittel gearbeitet hatte. Als das noch irgendwie geholfen hatte. Fred rieb sich fest die ganze Mundpartie, und nur die aufsteigende Röte in seinen Wangen verriet, mit welcher Gewalt er einen Lachkrampf unterdrücken musste.

Zu ihrem Glück hatte sich Molly tatsächlich so in Rage geblubbert, dass ihr selbst dieser Affront entging, sonst hätte sie ihren Zwillingen wahrscheinlich beide Köpfe mit insgesamt drei Ohren abgerissen und daraus Klatscher gemacht. So aber konnten sich die dreisten Jungs an ihrem Spaß genauso erfreuen wie an der Szenerie, die ihre Mutter bot, und Ginny und Angelina auf dem zweiten Sofa ihnen gegenüber, warfen einander einen verstohlen grinsenden Seitenblick zu, ohne sich großartig zu bewegen. Die trauten sich ja was im Angesicht einer solchen Kanonenbatterie.

Man konnte ihr gar nicht recht folgen, weder in ihrem unermüdlichen Gebrabbel, noch in ihrer couragierten Wanderschaft durch das eigene Erdgeschoss, und obwohl sie genervt mit den Augen rollte und mittlerweile ein wenig ungeduldig „hallo? Mum?“ ausrufend mit abgespreizten Fingern winkte, hatte Ginevra absolut keine Chance. Molly ließ sich nicht aufhalten in ihrer so gut einstudierten Ansprache, für die sie alle Argumente, die ihr dazu einfielen, und waren sie selbst an den Haaren herbeigezogen, in einen wohl sortierten Klimax gepresst hatte. Niemand, egal wie leidenschaftlich, wie stur und dickköpfig (selbst wenn es ihren eigenen Schädel übertraf), sollte in der Lage sein, auch nur das Geringste gegen sie in die Hand zu bekommen.

„Und ich erlaube es nicht, nein, ich verbiete es sogar, dass du auch nur in die Nähe dieser Schule kommst!“ fuchtelte sie mit dem ausgestreckten Zeigefinger herum, ohne das Kind, dem sie diese Tirade unterbreitete, auch nur im entferntesten anzusehen. Dieses Mal würde sie nichts umstimmen, keine traurigen Kinderaugen, keine zitternde Lippe mit glitzernder Träne darauf und kein böses Funkeln unter langen, im Seitenscheitel geteilten Kupfersträhnen. Schluss, Aus, Basta, das konnte sie nicht mehr zulassen. Nicht eine einzige weitere Nacht in der stillen Panik, nicht zu wissen, was mit ihrem Mädchen, ihrer einzigen Tochter da oben passieren mochte in dem Turmzimmer, weitab von jeder Hilfe und unter den Fledermausfittichen des schmierigen Verräters Severus Snape.

„Mum, ich ...“ wollte Ginny endlich die Gelegenheit nutzen, diese minimale Pause, die von der Geste herbeigeführt worden war, zu nutzen, doch sie scheiterte erneut spektakulär, dass sie wie ein Frosch den offenen Mund zuklappen ließ, dass ein quakendes Geräusch entstand. „Nein, ich dulde keine Widerrede!“ schnitt Molly ihr sofort den begonnenen Gegenangriff ab, und dieses Mal lachten Fred und George leise, aber offensichtlich, und rollten dazu auf der Couch rückwärts, bis sich ihre Füße vom Boden abhoben und Angelina verständnislos gurgelnd die Lider schloss und den Kopf schüttelte.

Das Geräusch, dass die Jüngste im Fuchsbau von sich gab, hatte fatale Ähnlichkeit mit dem blubbernden Spotzen eines morastigen Lochs im Sumpf oder dem unzufriedenen Aufschnarrchen eines der Gnome im Garten, wenn man ihn der Tage in seinem (seiner Meinung nach) wohlverdienten Frühjahrsnickerchen störte. So sehr blähte sie den Hals auf, dass sie beinahe wie eine Kragenechse auf Madagaskar aussah, ehe sie tief und lautstark durch die Nase Luft holte, bis ihre Lungen zum Bersten gefüllt waren. Rasch, fast hektisch, stopften sich die drei Jahre älteren Zwillinge rasch die Finger in die Ohren und wollten ihrem Gast das selbe raten, doch Angelina war Ginnys natürliches Megaphon vom Quidditchfeld mehr als gewohnt. Obendrein war sie zwar ein Mädchen, stellte sich aber selten wie eines an.

Noch immer unbeeindruckt und durch ihre fest sitzende Ignoranz nicht darauf vorbereitet, stolzierte Molly weiterhin quer durch die gute Stube, wild gestikulierend und gefangen in ihrer Rolle. „Du wirst nicht, hörst du mich, du wirst nicht nach Hogwarts fahren, solange dort Du-weißt-schon-wers Schergen das Sagen haben und unschuldige Kinder misshandeln!“ wetterte sie, hektische Flecken aus Röte, gemacht aus Furcht um sie, aus Sorge um all die anderen Kinder, und aus Wut auf diese perfide Perversion, blühend in ihrem Gesicht. „Denk' nur an das Lovegood-Mädchen!“

Ob es diese so distanzierte Erinnerung an Luna war, Mitverschwörerin Luna, tapferster Adler von Ravenclaw, die Dritte im Bunde der Entente, die Ginevra endgültig dazu veranlasste, dieser beknackten Farce ein Ende zu bereiten, oder ob sie sowieso geplatzt wäre, das konnten ihre Brüder und deren Klassenkameradin nicht einordnen. Aber allein die Annahme, sie könne das Schicksal der entführten und verschwundenen Luna Lovegood auch nur für wenige Sekunden ihres Alltags vergessen, passte Ginny überhaupt nicht in den Kram. Sie war dabei gewesen, im Zug, nur wenige Wagons entfernt und dennoch nicht in der Lage, ihrer Freundin zu helfen, dem Wundermädchen, das mit ihr und Neville die Führung von Dumbledores Armee und damit des organisierten Widerstands gegen Snape und die Carrows übernommen hatte, und diese Hilflosigkeit würde sie den Todessern niemals verzeihen.

Mit dem Kopf so urplötzlich hochrot angelaufen, als wäre sie die starke Lokomotive des Hogwarts Express selbst, ballte Ginny die Faust und donnerte damit auf den niedrigen Kaffeetisch, dass die Vase mit den duftenden Hyazinthen darauf klirrend schepperte und ausrollend tanzte. „Merlins Scheißhaus, Ma!“ platzte sie heraus, dass sogar George und Fred laut pfiffen und die Augen aufrissen. Nach Luft schnappend, fuhr Molly bereits herum, imaginärer Dampf aus ihren Ohren aufsteigend, entzündet von dem, was sie da gehört hatte, doch Ginny juckte das nicht im geringsten. „Ich hab' nicht vor, nach Hogwarts zurück zu fahren!“

Im ersten Moment kam es nicht bei Mrs. Weasley an. Alles, was sie mitbekam, war der harsche Tonfall, der heftige Fluch, der doch eigentlich so typisch war für ihre Tochter, und der sie immer so wonnevoll und so schmerzhaft an ihre eigenen Brüder erinnerte. Fabian und Gideon Prewett, Verkäufer von Zubehör für Quidditch-Spieler und Mannschaften, ungehobelt, laut, witzig und unbrechbar wie eine Festung. Mochte sein, dass ihre Zwillinge ihnen in ihrer ganzen Art ähnelten, in ihrem Verhältnis zu einander, in ihrer ungestümen Lebenslust, zur Schau und auf dem Ärmel getragen wie die Abzeichen ihrer Häuser in Hogwarts durch Frohmut und Lustigkeit und gern auch Albernheit. Aber den Teil des Prewett'schen Charakters, der sie damals so ausgezeichnet hatte in jenem ersten Krieg, ihre sprichwörtliche Gryffindor'sche Tapferkeit und der strategische Mut, den trug vor allem sie in jedem Knochen und in jedem winzigen Tropfen ihres Blutes.

Den Wortlaut noch immer nicht realisiert, plusterte Molly sich auf wie eine aggressive Taube, und sich hinter einander duckend, glucksten George und Fred schon wieder herum und bissen sich auf die eigenen Finger, um bloß keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. „Ginevra Molly Weasley, du wirst auf keinen Fall ...“ Und dann begriff die Mutter von magischen Sieben, was sie da von sich gegeben hatte, noch ehe Ginny röhrend und resigniert beide Hände auf die Oberschenkel fallen lassen konnte. „Oh.“

Ja, damit hatte sie wohl nicht gerechnet. Einen Ausraster, eine wilde Schreierei, einen erneuten Anfall von halsbrecherischem Heroismus, sowas erwartete man von Ginny, wenn man ihr etwas verbieten wollte, erst recht, ging es dabei um etwas so Wichtiges, etwas, das ihr so an ihrem jungen Herzen lag wie die Angelegenheiten von Harry Potter. Und sie hatte sich hervorragend gestählt für diese Konfrontation, die Koffer und Taschen des Mädchens noch an der vollgestopften Garderobe aufgestapelt, weil sie erst vor weniger als einer Stunde vom Bahnhof abgeholt worden war für die Osterferien, das war jetzt komplett überflüssig.

Grinsend, dass sie ihre hübschen Grübchen in den Wangen bekam, die ihre im gerade vergangenen Winter verblassten Sommersprossen zum Leuchten brachten, entspannte sich Ginny. „Was werd' ich auf keinen Fall, Ma?“ fragte sie. „Das tun, was du von mir möchtest?“ Und der ganze Raum schien sich augenblicklich von Mollys Erregung zu erholen, brach ein Sonnenstrahl durch die Fenster zum hinteren Garten hindurch, und die Zwillinge und Angelina richteten sich wieder auf und schmunzelten jetzt offen, dass überall Zähne blitzten. Das musste das erste Mal sein seit die Kleine noch diese Bezeichnung verdient hatte, und das war auch ihrer Mutter bewusst.

Ein Lächeln stahl sich auf Mollys Züge, so liebevoll und süß, wie man es von ihr gewohnt war, und die wie wild abstehenden roten Locken legten sich sichtbar wieder an, wie sie sich eine widerspenstige Strähne aus den Augen wischte. Definitiv eine überraschende Wendung, das stand fest, und sie war endlos froh darüber. Nicht mal ein einziges Wort konnte sie dazu sagen, sprachlos in ihrer Erleichterung. Die Achseln zuckend, als müsse sie es herunterspielen, senkte Ginny kurz den Blick auf ihre so zierlichen, winterweißen Hände. „Es gefällt mir nicht, das ist richtig, aber lernen kann ich dort sowieso nichts mehr,“ begann sie ihre Erklärung, von der sie das Gefühl hatte, sie ihrer ganzen Familie schuldig zu sein, auch wenn nicht einmal die Hälfte davon anwesend war.

Es stimmte. Die Schule für Hexerei und Zauberei, Großbritanniens berühmte Talentschmiede, war keinen Pfifferling mehr wert unter dieser Handhabe. Verteidigung gegen die Dunklen Künste war nichts weiter als Schwarze Magie für Anfänger, Muggelkunde ein einziges, propagandistisches Lügenkonzept, Verwandlung und Zauberkunst streng reglementiert, theoretisches Wissen herunter gefahren, dass bloß niemand auf eigene Ideen kommen oder diese gar umsetzen konnte. Und sonst? Indoktrination, Drill, Strafe, Unterdrückung. Ein Modell dafür, wie die Anhänger Voldemorts (und ja, sie traute sich, den Namen zu denken, gebrüllt in ihrem Kopf) sich die Gesellschaft vorstellten. Die Wut darüber zeichnete sich ab in der gespannten Haut über ihren Fingerknöcheln.

„Und ich hasse es, dass ich Neville allein lassen muss,“ dachte sie an den Letzten von ihnen, der nun die Fackel allein hochhalten musste, wenn die freien Tage vorbei sein würden, und sie sah sein Gesicht vor sich, verbissen im Dunkeln, wenn sie hinter einem Vorsprung warteten, ehe sie in der finsteren Nacht ihre Parolen an die Wand schmierten. Dumbledores Armee – Wir suchen dich! Keine Ahnung, wie das zu bewerkstelligen sein sollte. Dennoch hatte es keinen Zweck, diese Gefahr länger auf sich zu nehmen. Weil es nicht nur um sie selbst ging, und das wusste sie, auch wenn ihr das niemand zugetraut hätte. Ginny war alles andere als egoistisch, und ein Kamikaze wollte sie auch nicht sein. „Alles, was ich dort noch erreichen könnte, wäre, mich entweder umbringen oder als Geisel nehmen zu lassen, damit ihr endlich mundtot und handzahm gemacht werden könntet.“

Die Todesser wussten genau, wer ihnen entgegen stand. Das konnte man nicht verbergen, trug man es so offen nach außen wie der Clan des Arthur Weasley, und nichts und niemand hatte sie davon abbringen können. Angriffe auf sie, Beschattung, die Gewissheit, ununterbrochen beobachtet zu werden, dass keiner von ihnen mehr allein das einigermaßen sichere Haus verließ, das hatte sie unbeeindruckt gelassen. Und obwohl Ginny dort oben im abgeschotteten Schloss kaum etwas davon mitbekommen hatte, so war Potterwatch fleißig genug gewesen, als dass ihr eines klar gewesen sein durfte: Ihre Brüder gehörten zu den dicksten Stacheln in Voldemorts Fleisch, und ihre schiere Kopfzahl war ein Problem, das beseitigt werden musste. Egal, wie.

Seufzend, den Kopf schüttelnd, dass ihre so herrlich schönen langen Haare flogen und in der hinein lugenden Frühlingssonne wie von Diamanten überschüttet glitzerten, hob sie noch einmal mutlos die Hände und ließ sie auf die Knie zurück schlagen. „Ich habe also keine andere Wahl,“ gab sie auf und warf ihrer Mutter einen Blick wie von unten her zu, in einem verlängerten Reflex die Lider schließend, der sie endgültig besänftigte. Noch immer ganz perplex, fast geschockt von so viel Vernunft, brauchte Molly einen Augenblick, bevor sie dieses quieksende Geräusch von sich geben und ebenfalls die Achseln zucken konnte. „Ja, dann,“ befand sie schließlich, „mach' ich mal Abendessen.“

Nur einmal schaute Molly über ihre Schulter hinweg, wie sie den Salon verließ und sich auf den Weg zum Herd begab, um die ganze Bande zu füttern. Ihre eben noch so massive Präsenz schrumpfte dabei zusammen und ließ die furienartige Bärenmutter wieder zum kümmernden Mütterchen werden, dass es ein kurzes Vakuum in ihrer Mitte hinterließ. Erst jedoch, als sie das Rumoren in den Schränken hören konnten, klappernde Pfannen und Kessel, die hervorgeholt wurden für einen deftigen Eintopf, das Schnibbeln der Messer ohne menschliches Zutun an Karotten und Sellerie dazu auf dem Brettchen neben der Spüle, fühlten sie sich wirklich sicher, und Fred räusperte sich laut, während sein Bruder ein ablenkendes Pfeifkonzert anstimmte.

Angelina und Ginny grinsten einander erneut an, bevor sie sich herumdrehten und die Zwillinge direkt ansahen. Die Geste wurde sofort erwidert, und einander gegenüber sitzend, vorgebeugt und die Unterarme auf den Oberschenkeln abgestützt, kam man zu interessanteren Neuigkeiten. „Also gut,“ senkte Ginevra ihre Stimme und musterte die Brüder mit einem halb anklagenden, halb hoch interessierten Blick, dass ihre braunen Augen von einem zum anderen huschten dabei und wieder zurück. „Und jetzt will ich wissen, was hier wirklich abgeht, und wagt es nicht, mich zu verarschen!“

Mit dem fehlenden Ohr in Richtung der Küche sitzend, zwinkerte George seinem wenige Minuten älteren Zwilling zu. „Würden wir doch nie tun,“ behauptete er dabei stellvertretend für sie beide, und Fred bestätigte diese Ansage mit einem erhobenen Daumen und einem Zungerausstrecken, das George sofort spiegelte und Ginny dazu veranlasste, drohend nach einem Kissenzipfel zu greifen. Klar. Und Elefanten waren begabte Glasbläser. Sie wollte alles wissen, was diese Wahnsinnigen getrieben hatten, während sie und Neville versucht hatten, den Widerstand aufrecht zu erhalten innerhalb der Schlossmauern, ohne dabei an Lunas Verschwinden zu verzweifeln. Und immer noch hatte niemand von ihr gehört.

„Ach, ihr könnt mich mal,“ grunzte sie und legte einen Arm um die ehemalige Jägerin, die direkt neben ihr auf der Couch saß, so als wäre sie immer dort gewesen und hätte schon seit Jahren im Fuchsbau gelebt wie jeder andere von ihnen. „Angelina erzählt mir schon alles.“ Ms Johnson nickte, ohne zu zögern, bestimmt und absolut kompromisslos, als wäre das überhaupt nötig gewesen, und die Zwillinge feixten nur noch mehr. „Weiber,“ beschwerte sich Fred gespielt, kein bisschen böse darüber, und hätte er nicht so dicht neben ihm gesessen, ihm wäre vielleicht aufgefallen, wie George rasch zur Seite schaute, als wolle er sichergehen, dass Mutter Weasley sie nicht belauschen konnte. „Ja,“ murmelte der Jüngere, dass Ginny schon die Stirn runzelte, doch sie verlor kein Wort über den verlegenen Kniff in seinem Mundwinkel. „Weiber.“

Sie konnte sich nicht weiter damit befassen, aber das musste sie auch nicht. Es herunter schluckend, das Lächeln ebenso wie das wundersame Hüpfen in der eigenen Brust, das sie an das himmelhohe Erwachen von Frühlingsblumen und singende Vögel in blühenden Forsythiensträuchern erinnerte, beugte sie sich nur noch weiter vor und zog Angelina regelrecht mit sich. „Ich will dabei sein, habt ihr das kapiert?“ ließ sie keine Widerrede und keinen Protest zu, hatte vollkommen vergessen anscheinend, wen sie da vor sich hatte. Das waren Fred und George, Freorge, ihre durchgeknallten Brüder, die sich lieber mit Peruanischem Instant Darkness Pulver und Verstopfungskonfekt beschäftigten als mit Zaubertränken und Geschichte der Hexerei. Sowas wie Verantwortungsbewusstsein war für diese Zwei von jeher ein Fremdwort gewesen, ungefähr so sinnvoll zu behalten wie das Perikronium oder so hilfreich im Alltag wie Dendrochronologie.

„Keine Angst, Schwesterchen,“ zwinkerte George, nun wieder voll bei der Sache, und dennoch mit einem Unterton in der Stimme, der Ginny die Härchen auf den Nackenwirbeln kräuseln ließ. Und wenn sie doch erwachsen geworden waren in diesen vergangenen Monaten voller Düsternis und Tod? „Für dich gibt’s auch genug zu tun,“ versicherte Fred und entschied sich, die Details dazu lieber für nach dem Abendessen zu behalten, ihr die Möglichkeiten, die Pläne und die komplette Arbeit der Verschwörer innerhalb des Widerstandes oben in einem ihrer Zimmer zu unterbreiten. Molly durfte davon nichts, aber auch wirklich nicht einmal ein Salzkörnchen mitkriegen.

„Und was alle anderen Neuigkeiten betrifft,“ fuhr er fort, die Lautstärke nur noch gedämpfter und dabei quer über den Kaffeetisch langend, um eine ihrer Hände ganz unbrüderlich kurz, aber impulsiv zu drücken, bevor in ihrer so charakteristischen Manier der andere Zwilling den Satz für ihn beendete, „erfährst du auch alles.“ Ihre vorhin noch so deutliche Röte in den Wangen, heraufbeschworen von Mollys Rage, versackte so urplötzlich, als habe man eine volle Flasche umgedreht und lasse den Erdbeersirup darin einfach herauslaufen, ohne Rücksicht auf Verluste. Sogar die schwappende Flüssigkeit schien unterhalb der Lider zu tanzen, ehe die Hornhäute glasig wurden.

Gut verdrängt bisher, diese abscheuliche Ungewissheit und die nervöse Unruhe darüber, nichts, aber auch gar nichts gehört zu haben in all den vergangenen Wochen seit den Weihnachtsfeiertagen, ganz besonders auf dem Weg zurück nach London im so furchtbar stillen, ratternden Zug, in dem niemand geredet und niemand gelacht und kein Wägelchen voller Süßigkeiten unterwegs gewesen war. Weil es sinnlos war, sich zu sorgen, sich einen Kopf darum zu machen, was mit den Dreien irgendwo da draußen sein mochte. Ihren klaren Verstand hatte sie da gebraucht, konnte es sich nicht leisten, unaufmerksam zu sein oder gar abgelenkt. Doch jetzt, wo sie hier war, wo der Entschluss, nicht mehr nach Hogwarts zurückzukehren, nicht nur getroffen, sondern ausgesprochen war und Gestalt annehmen durfte, brach es über sie herein, als habe das Angebot ihrer Brüder es real werden lassen.

Harry. Nichts mehr von ihm gehört, seit Xenophilius Lovegood festgenommen und verschleppt worden war nach Azkaban oder sonstwohin, keiner wusste es. Er versteckte sich oder er tat es nicht, wahrscheinlich fuhrwerkte er kopflos und ohne intelligenten Plan durch die Landschaft, Hermine und Ron immer an seiner Seite, und vor allem ohne das Mädchen wären die zwei Trottel längst versumpft und untergegangen, darüber brauchte sie keine Neuigkeiten und keine Nachrichten, das war klar wie Veritaserum und todsicher wie ein Avada Kedavra. Den ausgerechnet er überlebt hatte. Am liebsten hätte sie sich spontan übergeben, und genauso grün imponierte ihre Gesichtsfarbe in diesem Moment.

Das Allerschlimmste für sie war jedoch, dass es so sein musste, dass sie nicht nach ihm suchen durfte. So verborgen und verschollen, wie er jetzt war, musste er bleiben, konnte sich nicht zeigen, nicht einmal, um ihre Sorgen zunichte zu machen (und sie brauchte keinerlei Beweis dafür, dass er sich wünschte, er könne ihr ein Lebenszeichen schicken). Was auch immer ihr Bruder, seine heimliche Flamme (nur Ron glaubte ernsthaft, das habe keiner gerafft) und der blöde Junge mit der Blitznarbe auf der Stirn, nach dem sie sich so plötzlich entsetzlich sehnte, dass es ihre Wirbelsäule zusammenstauchte, vorhatten, was Dumbledore ihnen zu tun aufgetragen hatte: Es musste in Heimlichkeit geschehen. Und das bedeutete ohne Zweifel, es konnte nur scheißgefährlich sein.

Der Arm, den sie vorhin noch um Angelina gelegt hatte, hing zwar nun schlaff herunter und berührte die Rückenlehne des Sofas, doch spannte sich der Linke ihrer ehemaligen Teamkameradin darüber und griff an ihre gegenüberliegende Taille. „Hey,“ wisperte die junge Karibin und zog ein wenig an ihr, die Gedanken hinter ihren hin und her pendelnden Augen so gut lesen könnend, als projiziere sie Bilder davon aufrecht und in 3D auf den Tisch. Mehr musste sie nicht sagen, und das Schieflegen der Köpfe auf der Couch gegenüber reichte ebenfalls aus. Sie hatten diese Mischung aus Lächeln und Grinsen drauf, wie nur große Brüder sie haben durften, und peinlich berührt senkte Ginny das Kinn auf ihr Brustbein, sich an der eigenen Lippe herum kauend. Oh Mann, wie ätzend.

Wie die Hintertür aufgestoßen wurde und Arthur und Charlie herein schneiten, ihre Schuhe auf dem Abtreter abwetzend und laut sabbelnd in die Hände klatschend, als sei es wirklich kalt draußen, war da nur noch Nebensache. „Ah, mein Mädchen!“ freute sich der Vater von Sieben, sobald er sie da auf ihrem Platz entdeckte, und er wuselte schon zwischen den Möbelstücken hindurch, während Charles, der Zweitälteste der Rasselbande, seine Mutter am anderen Ende der Küche für den herrlichen Duft lobte, den der Kessel auf dem Feuer verströmte.

„Schön, alle sind jetzt da,“ sagte Arthur, seine Tochter von oben und schräg hinten umarmend mit geschlossenen Augen. „Dann können wir zu Tante Muriel, sobald es dunkel ist.“ Erstaunt von dieser Eröffnung, sich noch an seinen Handgelenken festhaltend, schaute Ginny zu ihrem Vater hoch, hatte keine Ahnung von diesem Schritt gehabt. Dieses Abendessen, der Eintopf, sollte das letzte Mahl im Fuchsbau sein für eine lange Zeit. Und somit tauchten die Mitglieder im Phönixorden endgültig unter, verschwanden diejenigen, die noch nicht in den Untergrund getreten waren, unter dem Fidelius, in Devon genau wie in Penge, und es war die größte Sicherheit, die sich noch bot.

Der Belagerungsring war geschlossen.


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