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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Blutrache

von Teekon

Das Knacken und Knirschen war noch immer lauter als das Feuer, doch der Schrei war verebbt und zitternd verklungen, denn die schwarzen Äuglein des Kobolds hatten sich verdreht nach oben, und der Mund stand ihm offen, hing schlaff ohne den stützenden Kiefer, während die Leiche langsam auf den flachen Findling herabsank. Fast schon vorsichtig, zärtlich, wie eine geliebte Decke oder ein altes Stofftier, legte Rabastan sein Opfer ab und trat gleichzeitig einen Schritt darauf zu und auf die Gruppe gefangener Männer, die am Rande des Rondells dicht zusammengedrängt hockten.

Dirk rappelte sich nur mühsam auf, schüttelte den Kopf so heftig wie jemand, der einen Schlag bekommen hatte und sich nun wunderte, wo er sich befand. Der Junge neben ihm, noch ein halbes Kind mit flaumig gekräuseltem Barthaar, verzerrte grotesk das Gesicht, wollte den Todesser nicht sehen lassen, welch entsetzliche Ängste er im Innern ausstand, und schaffte es dennoch nicht. Als habe er im Wandschrank nachgesehen nach einem Alptraum und darin gefunden, was er gefürchtet hatte. Jegliches Blut war ihm unter den Lidern weggesackt, und gräulich verfärbt stierte er krampfhaft auf seine eigenen Füße, während Ted Tonks sich noch immer den Hals verrenkte wie eine Eule, um in Lestranges Richtung sehen zu können.

Nicht furchtlos, oh nein. Auch auf seinen Regenbogenhäuten schwang diese Mischung aus Schock und Grauen, und er wäre zurückgewichen, hätte er gekonnt. Kein verkappter Kamikaze-Held, das war nicht seine Art. Aber stillhalten? Niemals. „So so, sieh an,“ wisperte Rabastan listig, und man hätte schwören können, er entwickele innerhalb von Minuten einen mächtigen Buckel, wie er sich nach vorn beugte und die Wirbelsäule in eine unmögliche Form warf, damit er Ted betrachten konnte, wie eine Viper ihre Beute. „Das Schwagerchen möchte doch noch etwas sagen?“ machte er eine Frage daraus, und wie Ted nun komplett herum rutschte, um sich ihm besser stellen zu können, wurden Spuren der Nacht auch auf seiner Haut sichtbar.

Kratzer, wie von harmlosen Flederwichten, über das ganze Gesicht verteilt, bis rauf in den Haaransatz reichend, vermischten sich mit dunklen Flecken, wie Spritzer von Farbe, konfluierend gleich stirnseits der Schläfe, die nun im flackernden Schein des Lagerfeuers sichtbar wurde. Ein merkwürdig geformter Bluterguss breitete sich dort aus, als wäre ihm eine Wasserbombe über dem Auge zerplatzt, und vom Ohrläppchen abwärts zog sich eine fast senkrechte Linie getrockneten Schorfs abwärts, um im Kragen zu verschwinden. Ob er noch mehr abbekommen hatte, das konnte man in der Dunkelheit und unter seiner Kleidung verborgen nicht erkennen, doch Ted ließ sich nichts anmerken.

Er blinzelte nicht einmal. „Wir haben doch keine Ahnung, Rabastan!“ versuchte er, an eine Vernunft zu appellieren, die schon vor Jahren nur als Flickwerk in Lestranges Vitrine gestanden hatte. „Wir sind bloß Registrierungsflüchtlinge!“ Das musste ihm doch einleuchten. Alle drei, der Junge und die beiden erwachsenen Männer in seiner Gewalt, waren bekannte Muggelgeborene, Dean zumindest hoch verdächtig, wo er keinen Beweis dafür hatte, dass sein verschwundener Vater ein Hexer gewesen war. Und es stimmte doch auch. Keiner von ihnen hatte irgendetwas gehört, seit Monaten nicht, wussten nicht einmal, ob es den eigenen Familien und Freunden gut ging, oder ob sie ihnen schon voraus waren. In Azkaban. Oder an schlimmeren Orten.

Sogar daran störte er sich nicht mehr, beim Vornamen genannt zu werden, von diesem speckigen Hufflepuff, den er so sehr verachtete, nicht nur das, den er verfluchte wegen dem, was er ihrer Sippe angetan hatte, indem er ihnen das Kind geraubt hatte. Diese Schmach, diese Bloßstellung vor der Gesellschaft des reinen Blutes, die konnte niemand ermessen, der nicht drin steckte in diesem System, der nicht genau so dachte. Ihn vorgezogen, ihn! Dieses erbärmlich mittellose Arbeiterkind, das täglich schuften musste für sein Auskommen, kein Silberbesteck zum Frühstück und kein Perserteppich im Kinderzimmer. Und dennoch alles aufgegeben, ihre so prestigeträchtige Familie, Cygnus Black und seine drei stolzen Töchter, damals, um bei ihm zu sein. Und vielleicht, ja, vielleicht, für eine winzige Sekunde in seinem Dasein, begriff Rabastan Lestrange, warum er wirklich so fühlte, und der Neid, die Sehnsucht danach, auch nur so viel wert zu sein, war zu viel für ihn.

Schritt für Schritt trat er näher, den Zeigefinger nun drohend erhoben, in der anderen Hand den Zauberstab ruhelos ringsherum drehend und immer wieder um die eigene Achse kreisen lassend, sich die Lippen leckend. Die Schlagadern an seinem Kehlkopf, sie pulsierten auf makellos weißem und perfekt rasiertem Hals, eine so seltsame Art des Zorns herauf pressend, er konnte es vermutlich selbst nicht erklären. Die satanische Fratze war verschwunden, die Nasenflügel gebläht, wie er um Fassung rang und die Kontrolle über sich zurück gewann auf der einen Seite, sie auf einer ganz andere Ebene jedoch bereits wieder verlierend. „Du?“ schnarrte er, konnte nicht so laut werden, wie er es wohl gewollt hatte, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. „Du, ausgerechnet du mit deiner aufrührerischen Blutsschande, du willst mir weismachen,“ und weiter kam er nicht.

Jetzt war er in Reichweite, jetzt war er nah genug. Mit einem anschwellenden Knurren, so als wäre er hier der Wolf und nicht die Männer in den Schatten, katapultierte sich Dirk Cresswell vom Boden hoch, schraubte sich regelrecht empor wie eine Heuschrecke und bohrte seinen Schädel damit direkt unter den rechten Rippenbogen von Lestrange. Völlig unvorbereitet auf eine solche Attacke, entwich dem Todesser keuchend Luft, wie er nach hinten geschleudert wurde, Zylinder, Gehstock und Zauberstab in das zertretene Gras fallend und kullernd, und noch ehe irgendjemand hätte reagieren können, stürzte er rücklings in den von der Wärme aufgeweichten, überfrorenen Boden, und der Hinterkopf prallte mit einem dumpfen Geräusch auf dem Findling auf, über den noch die leere Hülle des getöteten Kobolds ausgebreitet lag wie ein Leichentuch.

Für Herzschläge, für einen angehaltenen Atemzug lang, war es totenstill auf dem Flussufer an der Biegung des Stroms, knisterten keine Scheite, raschelten keine Zweige, starrten sie alle nur wie gebannt auf dieses Bild, bis Dirk von seinem eigenen Schwung vornüber fiel und den Unterkörper des Gefällten unter sich begrub. Ein dünnes Rinnsal hellen Blutes sickerte aus dem Mundwinkel hervor und tropfte vom Kiefer in das Kragentuch mit Diamantmuster, doch Lestrange rührte sich nicht. Und dann explodierte die Anspannung, und alles geschah in einem einzigen Moment.

Wie Barrymore aufsprang, immer einen Yard hinter seinem Befehlshaber geblieben, sah es aus, als wolle er sich auf ihn selbst stürzen, als wolle er dem Peiniger, der ihn so herumschubste und trietzte, der ihn ständig niedermachte und dennoch absoluten Gehorsam verlangte, persönlich angreifen, doch noch ehe die beiden Beobachter sich von dem Gebüsch befreien konnten, unter dem sie sich verborgen hatten, münzte er sie um, die grässliche Gewalt, die er zu lange in sich hochgekocht hatte. Stumm, lautlos, wie ein Jäger im Moor, zückte er die Waffe und machte einen entsetzlich langen und behänden Satz.

„Nein!“ schrie Remus auf, als hätte er erahnt, was sich ereignen würde, aufrecht stehend auf dem Vorsprung über ihnen, nur um Sekundenbruchteile versetzt, aber es war viel zu spät, und er konnte nichts dagegen tun. Die in Sternenlicht und Feuerglanz aufblitzende Klinge eines kurzen Dolches hinterließ einen Streifen aus Schimmer auf seiner Netzhaut, und dann hatte sie ihr Werk getan. Das schlitzende Zischen, als sie mit kraftvoll geführter Hand zwischen den Querfortsätzen und dem linken Schulterblatt in Dirks Rücken fuhr, ließ jeden zusammenzucken, der es vernehmen konnte.

Wie ein Startschuss. Cresswell sackte zusammen, das Gewicht seines leblosen Körpers den noch immer Bewusstlosen auf dem Boden festpinnend, doch Barrymore kam nicht dazu, sein Werkzeug noch einmal einzusetzen. Den Dolch zu entfernen, besiegelte Dirks Schicksal, der ausholende Arm wurde nach hinten überzogen, wie ihn Williams Stupor traf und den schmächtigen Werwolf von seinem Opfer bombte, dass er irgendwo dort hinten auf den Taschen und Bündeln der Gefangenen landete. Töpfe schepperten, Gegenstände rollten in die Dunkelheit davon, und endlich begriffen auch die umstehenden Wachtposten, dass hier nichts mehr so lief, wie es geplant gewesen war.

Keine Absprache war nötig zwischen Lupin und Weasley, als hätten sie vor Ewigkeiten bereits die Vereinbarung getroffen, einander immer den Rücken freizuhalten, egal, wo dieser sich befinden würde. Der eine links voraus, der andere rechts, sprangen sie mitten in das Getümmel hinein und feuerten Salven von Purgatorium zu beiden Seiten, sich die Linien der Feinde so langstreckig und so lange wie möglich vom Hals zu halten. Ihre Gestalten konnte man als schwarze Figuren, wie Schattenspiele, hinter den plötzlich aufflammenden Wänden aus loderndem Feuer auf und ab laufen sehen, zurück weichend und gleichzeitig einander zurufend, ob irgendwo eine Lücke zu sehen wäre.

Sich im Laufe bückend, grabschte Remus dem sich stöhnend im Dreck windenden Lestrange an die Brust, fingerte die Zauberstäbe heraus, während Bill sich nur vergewisserte und den Puls in der Halsbeuge tastete, doch Cresswell hatte keine Chance gehabt, und er schüttelte resigniert den Kopf, als müsse er wirklich bestätigen, dass Dirk tot war und sie nichts mehr für ihn tun konnten. Eine letzte tapfere Tat, so sinnlos und doch so ganz der Präfekt von Ravenclaw, der sich niemals hatte unterkriegen lassen. Remus schluckte es herunter und verbannte es, dieses Gefühl, sich an ihn erinnernd in Rosmertas Biergarten, in der Großen Halle, auf den Fluren, auf dem Bahnsteig damals, in ihrem ersten Jahr nach den OWLs. Später Zeit, ihn zu erinnern, um ihn zu trauern, nur einer mehr. Sie warfen einander nur diesen Blick zu, der das selbe Gefühl widerspiegelte, und dann schalteten sie um ins Hier und Jetzt.

Als hätte die unglaubliche Wärme und die plötzliche Helligkeit ihn aufgeweckt, kehrte Leben in Dean Thomas zurück, die großen Augen rund und wach, japste er nach Luft und richtete sich auf, damit auch Ted etwas Halt gebend, der längst wieder den Hals verdrehen musste, um überhaupt sehen zu können, was da vor sich ging. „Remus!“ rief er aus, die Erleichterung in seiner Stimme so glockenhell wie in einer Silberschelle, und er lachte fast, wie er schon die Arme ausstreckte, um seine Fesseln loszuwerden. Ein einfaches Libere half ihnen beiden.

„Hier! Fangt!“ deutete Lupin an, ihnen ihre Waffen zurückgeben zu wollen, und in hohem Bogen flogen die Zauberstäbe in Teds und Deans Richtung. Aus dem Reiben der schmerzenden Handgelenke heraus, fing Tonks seinen Weggefährten auf, dankbar nickend und sich auf die Knie stemmend, während Bill sich bereits um den verbliebenen Kobold kümmerte. Egal, was sie vorhatten, wohin sie gehen wollten, es musste schnell geschehen, denn die Feuerwände hielten nicht mehr lange, und längst waren die Stimmen der Greifer deutlicher zu vernehmen.

Noch immer etwas benommen, nicht nur von einem Schlag gegen den Schädel, sondern vor allem von niederschmetternder Hoffnungslosigkeit, gelang es Dean nicht sofort, aufzustehen. Strauchelnd, auf einem Fuß, die Hose noch komplett auf verwelktem Gras, in dem sich nun Pfützen bildeten, stützte er sich auf Teds Arm, der ihn hochzog, so gut es eben ging, Remus mit einem langen Schritt seiner hohen Stelzen bei ihnen. „Wie seid ihr hergekommen?“ fragte Tonks in den sich entfaltenden Kampfeslärm hinein, erste Flüche ungezielt und ungeschickt über ihre Ohren hinweg rauschend. Sich hastig umschauend, der perfekte Soldat, alles im Blick, antwortete sein Schwiegersohn: „Purer Zufall.“

Solche Zufälle lobte sich Ted, und er grinste, wie er den Kopf schüttelte. Der konnte ihm erzählen, was er wollte, das machten die nicht zum ersten Mal. Viel zu gut auf einander abgestimmt reagierten Bill Weasely und Remus Lupin, jeder eine Front bedienend, wie der Fluchbrecher sich nun, den hinkenden Kobold im Schlepptau, auf sie zu bewegte. Weg hier, so schnell wie möglich raus aus dem kleinen Bannkreis, den Lestrange um das Lager gezogen hatte. Und der beste, der schnellste Weg, das war der Fluss. Kalt und nass werden war kein Problem, das konnte man rasch beheben. Erst einmal fort von diesem grässlichen Platz.

Der Mutigste von ihnen. Den größten Schneid, den schlausten Kopf, den hatte Dragan Scabior, und er fasste sich ein Herz und sprang über die züngelnden Flammen hinweg, genau hinein in ihre Laufrichtung, hätten sie denn tatsächlich rennen können. Sie stoppten abrupt ab, festgewurzelt, die Stäbe erhoben, doch es fiel kein Schlag. Nicht von ihrer Seite, nicht von seiner. Und niemand konnte sie sehen, wie sie da standen, der breitschultrige, massige Werwolf mit Pfeffer und Salz in Bart und Schläfen, und es war nicht Lupin, den er anstarrte.

„Drag,“ flüsterte Ted beinahe, höchstens von den Lippen abzulesen, und doch verstand ihn der Feind in seinem Blick ganz genau. „Ted,“ erwiderte Scabior und presste Luft in seine oberen Lungenaparturen, als wolle er seine Gestalt nur noch mehr aufpumpen, und dort blieb ihm der Atem stecken und konnte nicht mehr entweichen. Für die anderen, den Kobold, den Jungen, die Ordensmitglieder, schienen sie zusammen zu schrumpfen zu zwei pickligen Teenagern, nur für einen Moment in dieser so düsteren Beleuchtung, der steile Hügel in Scabiors Rücken, das Flammenmeer hinter ihnen, und die Roben mit dem Dachs auf Gelb auf der Brust, saßen wie angegossen. Und dann waren sie wieder zwei erwachsene Männer, der eine ausgezehrter als der andere, und Jahre lagen zwischen ihnen.

Bill sah ihren Weg, erkannte es zuerst, dass dieser Mann sie nicht aufhalten würde, und wenn er noch so entschlossen hergekommen war. Wie versteinert, am Untergrund festgeleimt, starrte er sie an, diese Erscheinungen, rührte sich nicht, auch auf den Ruf hin nicht, der unter dem Vorsprung nach ihm erschallte. Es war ihm egal. Gefangen irgendwo zwischen seiner Vergangenheit und einer ersehnten Zukunft, die er nicht zulassen konnte, wollte er an einem Scheitern nicht endgültig zerbrechen. Eine Welt, so auf den Kopf gestellt, ihm wurde schwindlig vor den Augen und schwärzer als die umgebende Nacht die Scheuklappen an seinem Geist.

„Gehen wir,“ schob der junge Mr. Weasley den Kobold und den Siebtklässler vorwärts, schräg nordöstlich auf das leise Gluckern eines schlafenden Stromes zu, wo das Ufer rasch abfiel und als traurig überhängendes Kraut in die Fluten ragte. „Dean, lauf.“ Und im Augenwinkel nur entdeckte er die sich aufrichtende Schlange, den Getöteten von sich herunter schubsend wie einen lästigen Bettler. „Dean, lauf!“

Silber-gelber Funkenschauer. Der giftgrüne Blitz. Und das rote Glühen gleich neben dem Brustbein. Noch nie war ihm die Bedeutung dessen, dieses immer wiederkehrenden Wechselspiels in seinem Geiste, so real und so greifbar erschienen wie in jenem Moment. Remus vergaß es nie mehr und verstand es, als es soweit war, weil ihm dieser eine Pulsschlag vor Augen führte, was immer damit gemeint gewesen war. Es war wie Zeitlupe und Zeitraffer in einem, geschah so losgelöst und so unaufhaltsam, dass Eingreifen nicht möglich war. Dabei war es doch genau das, was Ted tat. Er griff ein. Er ließ nicht zu, dass der Junge ein weiteres Opfer auf Rabastan Lestranges langer Liste von Greultaten wurde. Auf das halbe Kind gerichtet, und dennoch nicht dort landend, denn Ted Tonks warf sich dazwischen und fing den Fluch auf.

Wie ein aus der Luft geklaubter Ball, den ein ungestümes Kind geworfen hatte, wie ein Vogel, den der Greif im Flug riss. So fiel er aus dem Himmel, so schlug er nieder, als habe er kein Momentum, ein Felsblock, als habe man einen Elektromagneten angeschaltet unter einer schwebenden Sphäre aus blankem Stahl. Es war nicht der eine, nicht der grün funkelnde Mörder gewesen, und dennoch wusste Remus sofort: Lestrange hatte gefeuert, um zu töten.

Und Dean rannte. Endlich völlig bei sich, doch blass und hohlwangig, als wäre er selbst nur ein lebender Toter, ein jahrelanger Häftling, stürmte er los, konnte den Schrecken dieser Nacht nicht länger ertragen, und ob er irgendwo dort vorn im Dunkeln schließlich ins Wasser stürzte, um sich absetzen zu können, darauf achtete niemand von ihnen mehr. Der Kobold verschwand aus der bewussten Wahrnehmung, vielleicht stahl er sich davon, vielleicht blieb er stehen, wo er war, sie wussten es nicht, und es interessierte sie nicht. Dass oder ob sie nach ihm gerufen hatten in ihrem Entsetzen, ob es William und Remus gewesen waren oder ob Scabior den Namen seines Schulfreundes gebrüllt hatte, das drang nicht an die Erinnerung.

Keinen einzigen Gedanken an Rache verschwendend, auch nicht an den gedungenen Henker des Teufelsmagiers dort vorn in seinem hasserfüllten Triumph und gleichzeitig so am Boden zerstört, wie er halb unter dem Toten lag, besudelt mit seinem gerinnenden Blut und davon gezeichnet, hatten sie keine Ahnung, was sie taten oder wie sie es vollbrachten. Sie packten ihn irgendwie, den mit einem Mal fiebrig heißen Verwundeten, dessen Glieder mehr und mehr zu schleppenden Eisklumpen erstarrten, zogen ihn, zerrten ihn, und niemand hielt sie auf.

Ob es erst die Dunkelheit war und dann das Wasser oder umgekehrt, das war nicht mehr wichtig und nicht wahrnehmbar, sprudelte beides und legte sich dumpf auf Ohren, Haut und Gemüt, so kalt und so wonnevoll gleichermaßen, und ob sie das Ufer erreichten auf der anderen Seite oder bereits auf mit runden Flusskieseln bedecktem Untergrund zu apparieren wagten, sie entsannen sich dessen nicht und bekamen es niemals hin. Nur einmal so aus dem Gefecht selbst heraus verloren, keine Gelegenheit gehabt, tatsächlich zu erkennen und zu verstehen, fiel es Remus Lupin schwer, die wenigen Minuten zwischen dem Einschlag des Fluches und dem Erreichen ihres Zieles, aber auch die Stunden danach bis zum Morgengrauen in tatenloser Agonie, jemals einzuordnen.

Wie furchtbar hell erleuchtet das Wohnzimmer war, wie entsetzlich sich der himbeersaftrote Fleck immer weiter ausbreitete auf seinem Hemd, auf dem Teppich zwischen der Couch und dem Sessel, auf dem er sich von ihm verabschiedet hatte vor wenigen Monaten erst, als er losgezogen war. Am schlimmsten, das sicher, ihr Aufschrei - „Pop! Pop!“ - die dem entgegen stehende Stille ihrer Mutter, beide Frauen auf den Knien um ihn herum, seine Wangen streichelnd, sein verschmiertes, blondes Haar, die Augen blank wie Murmeln, wie er „meine Mädchen“ flüsterte, ein Lächeln auf den Lippen voller Glück, als stände er nur am Bahnsteig und sie würden ihm auf seine Reise folgen, in gar nicht allzu langer Zeit.

Bill stand mit gezücktem Zauberstab, tropfend vor Nässe, die Schultern eingeknickt und rührte sich nicht, und ob Tränen dabei waren, er wusste es selbst nicht, während Remus die Sitzhaltung eines japanischen Kriegers eingenommen hatte, und noch immer Teds Hand haltend, mit dieser Verbindung ihn hergebracht, wartete er darauf, dass der unaufhaltsame Dissanguato sein Werk vollbrachte und das Licht erlosch, um für sie da sein zu können. Und das nahm sie an, wie es nicht anders hätte sein können, ließ sich fallen nach hinten und zur Seite, Abschiedsschmerz so laut wie eine Flugabwehrsirene in der Nacht. Und das Letzte, was er sagte, war: „Mich ruft mein Stern.“ Und Ted Tonks verließ die Welt so, wie er in ihr gelebt hatte: Mit ungebrochener Fröhlichkeit.


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Hoch motivierte Angestellte vergessen morgens aus der S-Bahn auszusteigen, weil sie unbedingt das Kapitel zu Ende lesen müssen. Seit die Potter-Bücher auch in den Chef-Etagen aufgetaucht sind, häufen sich im Management die plötzlichen Krankmeldungen.
Meike Bruhns, Berliner Zeitung