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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Dreieinigkeit

von Teekon

Die Küche sah mit einem Mal aus, als wäre ein alter Halloween-Kürbis theatralisch explodiert, so viel Chaos entstand aus heiterem Himmel. Wo es vorhin noch nachmittäglich friedlich und schläfrig gewesen war, platzte jetzt der Raum aus allen Nähten, war erfüllt von unglaublich disharmonischem Lärm aus drei brüllenden Stimmen, die eine ein fisteliges Quietschen, die nächste ein schallender Bariton und die letzte ein tiefer, röhrender Bass. „For they are jolly good fellows!“ dröhnte aus ihren Kehlen und echote von den Backsteinwänden zurück. Nicht einmal die offene Klöntür konnte es für zuhörende Ohren irgendwie besser machen.

Schlimmer noch: Sie hatten dafür gesorgt, dass ihr Walrösser-Gesang passend untermalt wurde, indem sie eine ganze Latte verzauberter Mini-Instrumente mitgebracht hatten, die nun fiedelnd, tutend und piepsend das Gegröhle begleiteten. Man hätte schwören können, dass die Handvoll Gäste nicht der einer Fee, sondern der eines fetten rumänischen Riesen gehörte. Unglaublich, wie viel Radau diese Jungs immer noch veranstalten konnten, und dabei sollte man sie längst erwachsen nennen können.

Oh nein, sie war nicht böse, nicht mal genervt, ganz im Gegenteil. Kichernd vor Spaß, immer am Rande eines enormen Lachanfalls, dass sie sich mit dem ganzen Arm an seinem unteren Rücken festhalten und in die gegenüberliegende Taille verhaken musste, krümmte sich Lily Potter zusammen, so als müsse sie unwahrscheinlich dringend mal in den Mädchenwaschraum. James sah kaum anders aus, auch wenn er dabei aufrecht stehen blieb und die Rechte in der Hosentasche versenkt hatte. Aneinander geschmiegt, er grinsend wie ein missglücktes Honigkuchenpferd in der Weihnachtsbäckerei, standen sie da und schauten sich das an, wie ihre besten Freunde ihnen einen kräftigen Toast und ein gewaltiges Ständchen darboten.

Mit dem klassischen „and so say all of us!“ schließend, breiteten sie die Arme aus, jeder an seinem Platz irgendwo zwischen der Speisetafel und dem umgebenden Mobiliar, und immerhin eines klappte: Sie hörten gleichzeitig mit dem Tusch der Geige, der Flöte und der Trompete auf und hielten inne wie ein großartiges Bühnenensemble, das auf seine Standing Ovations wartete. Und die bekamen sie sogar. Mindestens genauso enthusiastisch wie Peter, Remus und Sirius gerade noch gesungen hatten, entflammte tosender Applaus aus Richtung des Ehepaares, und James steckte sich die Finger in den Mund und pfiff darauf, als hätten sie soeben mit halber Besetzung ein Quidditch-Turnier gewonnen. Diese Bekloppten.

Zufrieden mit sich und ihrem Auftritt, entspannten sich die drei jungen Zauberer, und Sirius, am nächsten stehend gleich an der Anrichte, holte aus, um sich James näher heran zu ziehen und ihn fest zu umarmen. „Alles Gute zum dritten Hochzeitstag,“ wünschte er und klopfte ihm auf die Schulter, dass es ein hohles Geräusch gab, Remus sich schon vorbeugend und Lily einen kurzen Kuss auf die Schläfe verpassend, um die selben Gratulationen loszuwerden. „Von mir auch!“ rief Pete quietschend aus und hüpfte hoch wie ein Kind, das Süßes vom Tisch stehlen wollte, denn er war zu weit weg, um sich körperlich bemerkbar zu machen.

Erleichterung hatte sich schon in ihre Körperhaltung und ihre Gesichter geschlichen, diese Nummer hier wirklich fies vorbereitet, und nun komplett enttarnt. Die drei Freunde hatten mit ganz trüben Mienen auf der Matte gestanden, unangemeldet und in dieser so selten nun zu sehenden Konstellation plötzlich im Vorgarten aufgetaucht. Sonst was hätte sein können, und genau das hatten sie auch implizieren wollen. Grau und fahl und mit ungekämmten Haaren, so als wären sie direkt aus einem Sturm her appariert, hatten sie um Einlass gebeten.

„Könnt Ihr Harry …?“ hatte Black nach oben gedeutet, ob sie dem Kleinen die Neuigkeiten ersparen könnten, und natürlich war Lily sofort hinauf geeilt und hatte dem Knirps sein Mittagsschläfchen mit einem Muffliato belegt, damit er nichts von dem mitgekommen musste, was dort unten vielleicht besprochen werden würde, welche Reaktionen hervorrufen würde, was Pettigrew, Lupin und Black zu sagen hatten. Und wozu das Ganze? Um sie zu erschrecken ganz allein. Glückwünsche zum Hochzeitstag. Den hatten sie selber – ganz ehrlich – total vergessen.

Aber offenbar waren sie da durchschaut worden. Zumindest ihre Feierunlust war eklatant aufgefallen, und wie das aussah, unterhielt man sich in diesen Kreisen hinter ihren Rücken über ihre Stimmungen und Affekte in ihrer Isolation, die nun noch ein wenig drückender geworden war, wo Dumbledore sich mit dem Tarnumhang des Potter'schen Clans befasste und sie so nur noch in ihren verwunschenen Garten hinaus gehen konnten. So so, alles alte Petzen und neugierige Waschweiber, so war das also. Und konspiriert hatten sie.

An alles war gedacht worden, nicht nur an die Musik, die nun leiser geworden war und eine Art Hintergrundgeräusch erzeugte, so wie sie es aus dem Tropfenden Kessel oder aus dem Drei Besen kannten, wo einen immer ein Trömmelchen und eine hübsche Melodie von einer Irish Whistle zum Mitwippen anregte und schließlich irgendjemand nicht mehr an sich halten konnte und lauthals mitsingen musste, bis daraus ein Chor wurde und Tom und Rosmerta im Akkord ausschenken mussten. Nicht nur das: Auch Essen hatten sie dabei, gut verpackte Naschereien aus der Winkelgasse, wie sie beide schon ewig keine mehr abbekommen hatten.

Rosinen-Crumble und Cranberry-Scones hatten sie gekauft, Petes Mutter hatte ihre landesweit berüchtigte Shepherd's Pie beigesteuert, damit nicht nur Süßes in sich hinein gestopft wurde. Und um das flüssige Wohl hatte man sich mit eben solcher Sorgfalt bemüht: Frisch gepresster Kürbissaft aus der ersten Charge der Saison, dazu Quittennektar und Pflaumenschnaps, das sollte reichen. Immerhin war es für ein zünftiges Besäufnis viel zu früh am Tage, selbst für diesen Haufen hier. Und die Nacht und die nächsten Tage verlangten wieder nach voller Aufmerksamkeit, da konnte niemand einen Brummschädel gebrauchen.

Ansonsten war nur noch gute Laune vonnöten, und die hatten sie ebenfalls gleich inhaliert, und nun die Wangen gerötet vor Spaß ob der gelungenen Überraschung, pellten sie sich aus ihren einfachen Jacken und Pullovern, Sirius krempelte sich die Ärmel hoch und zog einen Stuhl schrammend über den Boden. „So, und jetzt tretet mal zur Seite,“ drohte er scheuchend an, denn Remus hatte längst den Zauberstab gezückt, um den Tisch zu decken. Hier kannte er sich hervorragend aus, im Cottage der Potters an der Clifflee Lane in Godric's Hollow, um damit kein Erdbeben zu simulieren. Die beiden sollten sich mal zurücklehnen und diese kleine Festivität im Kreise ihrer engsten Freunde genießen.

Und das war wirklich nicht schwierig, das funktionierte ausgezeichnet. „Ihr seid mir vielleicht ein paar Wahnsinnige,“ schüttelte James den Kopf und schob sich die Brille höher auf die Nase, während Platzdeckchen, Teller, Gläser und Besteck aus seinen eigenen Schubladen an ihm vorbei flogen und es sich adrett auf der Tafel bequem machten, ganz so, wie sie immer zusammen gesessen hatten. Peter platschte gleich hinter der geöffneten Wand zum Salon auf eine Sitzgelegenheit, Black nahm vor Kopf Platz und Remus ihm gegenüber, während Lily und ihr Mann die lange Seite an der Spüle bevorzugten.

„Wahnsinnig hungrig, das ja!“ proklamierte Wurmi und beförderte alsbald die Abdeckung von der Pastete, die ihm seine gute alte Mrs. zubereitet hatte, und die er abgöttisch verehrte, dass ihm bereits vom Anblick das Wasser im Munde zusammenlief, ehe auch nur eine winzige Fahne des umwerfenden Duftes an irgendeine Nase dringen konnte. Sobald das jedoch geschah, wurden überall seufzend Lider geschlossen und tief eingeatmet, und dann musste niemand mehr gebeten werden, sich zu beeilen, damit sie mit dem Festschmaus beginnen konnten.

Geschirr klirrte und klapperte, wie ausgeteilt und eingeschenkt wurde, Flaschen schwebten quer über Töpfe und Köpfe hinweg, und der Lärmpegel senkte sich erst, als alle bedient waren und jeder ein Glas in die Hand nehmen konnte. Vielleicht ein bisschen wie früher in Hogwarts, wo man sich zugeprostet hatte ohne Alkohol, bevor der Schmuggel von Feuerwhiskey und Elfenwein zu ihren Geschäften dazu gehört hatte, und als hätten sie alle gleichzeitig daran gedacht, wurde in der ganzen Runde gegrinst.

„Ein Toast ist fällig!“ befand James Potter, hoch erhoben den Kürbissaft bis an den Bügel seiner runden Brille, und das Rascheln von Kleidung erstarb, nur noch unterbrochen von einem lauten Räuspern seitens Mr. Black. „Worauf wollen wir trinken?“ fiel ausgerechnet ihm so spontan nichts ein, und die fragenden Blicke von Peter, die geschürzten Lippen von Moony und das Schulterzucken von Lily bedachte Krone mit einem fast abschätzigen, schnippischen Piepser. „Na, auf die Liebe natürlich!“

Augenblicklich röhrten sie wieder wie brünftige Hirsche, als wäre das ihr Animagus und nicht seiner, und er musste schon lachen, wie sie die Augen rollten. Klar. Seine bescheuerten Freunde, einer fantastischer als der andere, und trotzdem stinkend allein. Black musste sich halb hinter seinen Locken verstecken, eine Tat, die der selbstbewusste junge Herr nur in einer Sache fertig brachte, und er musste nicht erwähnen (was er sowieso nie getan hätte), dass er an seine Dearborn'sche Eselei dachte, wenn jemand von diesen Gefühlen sprach. Peter duckte sich regelrecht in sich zusammen und überspielte seinen neusten Arschtritt mehr schlecht als recht, aber die Mattigkeit bei dem Gedanken an Mafalda Gainsworths kürzlich erfolgte Verlobung, die ihm dabei in die Augen trat, die konnte man nicht übersehen.

Und Remus? Der größte Dummkopf von allen, der setzte sein patentiertes Lächeln aus Deeskalation und Verlegenheit auf und verschwand hinter einer Wand aus roséfarbener Blässe unter den Augen und auf den hohen Wangen, ehe er sich ins Gesicht fasste und seinen struppigen Schnäuzer malträtierte, als könnte der irgendwas dafür. Nein, James kriegte es irgendwie nicht mehr fertig, Mitleid oder Kummer dabei zu empfinden. Keine Ahnung, wieso. Nur immer noch lachend, zog er sein Mädchen enger an sich, der einzigen Anwesenden, die gegen diesen Toast nicht protestierte.

Ihre laut vorgebrachten Bedenken nicht nur ignorierend, sondern absichtlich schmähend, streckte er den Arm noch weiter aus, dass sein Glas fast den Leuchter erwischt hätte. „Auf das Einzige, was zählt!“ Und sie gaben auf und erwiderten einstimmig, deutlich synchroner und harmonischer als ihr vorhin beendeter Gesang – wenn man das so nennen wollte – und es klirrte und klingelte, wie die Becher aneinander stießen. „Dein Wort in Merlins Gehörgang!“ setzte Black noch eins oben drauf, das gequetschte Schlucken noch in der Stimme.

Es wurde nicht über Wachdienst gesprochen, über Patrouillen und immer seltener werdende offene Gefechte irgendwo in tiefen schottischen Tälern und auf unbesiedelten Ebenen, genauso wenig von Scharmützeln in den Straßen von London. Nicht um Krieg und Kampf und Bedrohung ging es, einfach nur um alte Geschichten, Erlebnisse und Dummheiten, die sie gemeinsam ausgeheckt, angestellt und vertuscht hatten, während sie sich Pie und Kuchen reinschoben und die Flaschen herumreichten, und da war immerhin eine Menge zu erzählen dabei. 'Rumtreiber' hatte Filch sie genannt, und Filch stank, das wusste jeder, der zwischen 1972 und 1975 die Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei besucht hatte. Und wer sich herumtrieb, der sah einiges von der Welt.

Lily war empört über Erdbeerraubzüge zu Hagrid, lachte sich Minuten später so schlapp über die Rekapitulation von nicht aufhören wollenden, tanzenden Kesseln in Slughorns Zaubertränke-Unterricht, woran sie sich noch lebhaft erinnern konnte. Panik hatte sie gehabt. Nicht, weil in ihrem Kupferpott noch Reste von wenig appetitlichem Trank der Lebenden Toten herumgeschwappt war, sondern weil sie so nicht lernen konnte. Kleine Streberleiche. Dieser Kommentar brachte Black einmal mehr ein geworfenes Stück Obst an die Stirn ein, doch er nahm es wie ein Mann und beließ den Fleck als Trophäe, wo er war.

Die kleine Trompete verwandelte sich mit einem Puff in ein winziges Akkordeon, während Peter sich stöhnend zurücklehnte, und was lauter knackte, sein Gürtel oder der Stuhl, das war nicht auszumachen. „Deja vu,“ rülpste er halb heraus und rieb sich den prall gefüllten Bauch, worauf seine Freunde „oho!“ und „Hört, hört!“ Rufe von sich gaben. „Allerdings,“ bemerkte Remus, am nächsten dran an ihm und mit der eigenen Gabel zwischen die glänzend abstehenden Knöpfe pieksend. Pettigrew konnte sich nicht mal wehren, nur verzweifelt jaulen und die Zunge heraus hängen lassen.

Er sah wirklich genauso aus wie an jenem Septemberabend unten auf der Festwiese, wo es so wunderbare Speisen geregnet hatte, die sprichwörtliche Bowlingkugel, nur ohne die drei Löcher. „Wenigstens war ich nicht so abgefüllt wie Tatze,“ erinnerte Peter feixend und hatte Schwierigkeiten damit, so viele Wörter auf einmal heraus zu bringen, ohne zwischendurch eine Atempause zu machen. Seine Lungen konnten sich kaum ausdehnen bei dem enormen Mageninhalt. Ach, Essen war eben toll!

„Oi!“ rief Sirius schon sich verwahrend aus und schlug mit der geschlossenen Faust auf den Tisch, dass die leeren Teller mit dem Besteck darauf nur so klirrten, aber damit beeindruckte er niemanden. Die Finger in seine Richtung ausstreckend, schadenfroh und anklagend, gröhlten Remus und James, und Lily rollte mit den Augen, bis nur noch das Weiße darin zu sehen war, die schlanken Händchen vor Mund und Nase zusammengelegt. „Fab und ...“ wollte Black sich verteidigen, wurde sofort rüde unterbrochen. „Pah!“ lachte Potter. „Fab und Gid haben sogar Marlene noch nach Hause gebracht!“ schloss er diese Option schon mal aus, egal wie angeschickert die Prewett-Zwillinge tatsächlich gewesen waren.

Japsend, aber noch mit Munition ausgerüstet, stemmte Sirius eine Hand in die Hüfte. „Frank hat kaum was getrunken!“ schnitt Lily ihm schon das Wort ab, Pete in seiner Ecke kaum in der Lage, so schnell zu schießen, und auch aus „Stan und Sturge ...“ wurde nichts. „Stan und Sturge konnten geradeaus laufen, was man von dir nicht behaupten kann!“ schüttelte Remus kategorisch einen Zeigefinger und den Kopf, und er musste es schließlich wissen und schaute den Zweitältesten von ihnen tadelnd wie von unten her an. Resigniert, geschlagen, und das so früh in diesem Wortgefecht, gab Black auf und sackte regelrecht in sich zusammen.

„Ja gut, ich war die Schnapsdrossel des Abends,“ gestand er und grinste dabei schon wieder, halb schmunzelnd, halb peinlich berührt, zuckte die Achseln und zwinkerte in die Runde. Prustend konnte Remus diese Untertreibung kaum fassen. „Wir mussten dich davon abhalten, auf dem Boden liegende, offene Flacons auszunuckeln,“ eröffnete er ihm, was er ihm schon ein paar Mal in ähnlichen Situation vorgeworfen hatte, und leider war das kein Scherz und keine Aufschneiderei. Es war wirklich so gewesen, und irgendwo tief in seinem Unterbewusstsein war Sirius das durchaus bewusst. Streiflichter der Nacht huschten an seinem inneren Auge vorbei, und er biss sich auf die Lippe und unterdrückte ein Lachen.

Peter schnappte bereits nach Luft wie ein Koi auf dem Trockenen, weil er sich kaum zusammenreißen konnte, aber gezwungenermaßen keine andere Wahl hatte, wollte er nicht, dass entweder Hose oder gleich Bauch platzte. Sich mit beiden Händen stützend, kippelte er mit dem Stuhl und streckte die Beinchen aus wie Humpty Dumpty auf der Mauer, um sich möglichst viel Platz zu verschaffen zwischen Rippenbogen und Beckenkamm. Viel helfen tat es nicht.
Sein Saftglas lautstark auf der Tafel abstellend, grinste auch James breit und winkte in Richtung seines besten Freundes ab, wie er „wenigstens hast du nicht die Brautjungfer flachgelegt“ entschuldigte, und weil sie alle genau wussten, wem dieser Spitzname und die Ehre der Aufgaben einer eigentlich weiblichen Hauptfigur in einer solchen Angelegenheit zugekommen war, brachen sie in schallendes Gelächter aus, Lily mit einer Hand nach Remus' Fingern greifend, mit der anderen so gerade noch verhindernd, dass sie selbst mit der Stirn auf die Tischplatte knallte. Sirius und James gröhlten vor Vergnügen, Remus selbst spuckte fast sein Getränk quer durch die Küche, und da Pettigrew noch immer mit seiner Fülle kämpfte, fiel es nicht auf, wie er innehielt und ihre Gesichter musterte.

Nein. Wie damals auf der Wiese. Kein Funken von Scham, keine Reue, nicht einmal ein winziger Anflug von Verlegenheit. Als wäre nichts geschehen und doch unauslöschlich. Nichts drang an diesem Tag an ihre Herzen, nichts von dem, was hätte schmerzen müssen. Sie redeten von gefallenen Kriegern, von alten Schulkameraden und Mitverschwörern, die grausam den Tod gefunden hatten, die nicht mehr unter ihnen weilten, längst in ihren Gräbern, und doch tat die Erinnerung nicht weh. Fabian und Gideon, Marlene, entsetzlich ermordet, Frank und Alice genauso untergetaucht wie sie, jene Nacht so aufgewühlt und voller Emotionen gewesen, die Tränen getrieben hatten, und doch hockten sie hier und lachten sich scheckig über einen vollpubertären Potter'schen Kalauer. Kaum zu glauben, und dennoch wirklich.

„Darf ich bitten, Miss?“ machte es Sirius nur noch schlimmer, schob den Stuhl vom Tisch weg und erhob sich, schon halb in Verbeugung, und obwohl James und Lily noch zwischen ihnen saßen und sich das Wasser von den Wangen wischten, sich kaum beruhigen könnend, warf Remus regelrecht seine eigene Sitzgelegenheit von sich und klimperte entzückt mit den Wimpern. „Aber ja!“ kreischte er, und die Instrumente schienen von allein zu erahnen, was nun von ihnen verlangt wurde.

Tafel und Teppich flogen beiseite, sie klatschten schon rhythmisch, ehe Fiedel und Flöte richtig loslegen konnten, und dann tanzten sie einen Reel zwischen Herd und Hintertür, durch die Nachmittagssonne hereindrang, längst auf dem Weg gen Horizont, und sofort sprang der Funke über. Peter konnte sich gerade setzen, trommelte geschickt mit beiden Händen, die eine hohl geformt, die andere flach, auf dem Tisch im Takt, anfeuernd, bis es auch die Potters nicht mehr hielt und sie dazu stießen und mit donnernden Schritten über die Dielen hüpften. Das ganze Haus wackelte, schwankte darunter, als wolle es mit schunkeln, und über sieben versoffene Nächte singend, gröhlte die ganze Bande wie früher am Ufer des Sees.

Von gesattelten Säuen, einer alten Decke mit Knöpfen, einer mit Tabak gefüllten Flöte, skandierten sie, und spätestens bei den Geranienpötten mit Spitzenbesatz war die Verdauung weit genug fortgeschritten und die Verlockung zu stark geworden, als dass Peter noch hätte sitzen bleiben können, und statt mit den Händen gab er den Rhythmus mit den Füßen, zwischen den beiden Paaren herum springend, Pirouetten drehend wie ein Ballettänzer und dabei summend und pfeifend wie ein Dudelsack. You're drunk, you're drunk, you silly old fool!

Wie viele Male Charlie Mops gepriesen wurde, obwohl noch kein Tropfen Bier geflossen war, Captain Farrell sein Whiskey geklaut wurde, das wusste hinterher keiner mehr von ihnen, und wichtig war es auch nicht, solange nichts zu Bruch gegangen war, bis sie auf ihren Stühlen in einem Halbkreis um die nun komplett geöffnete Tür hinaus in den Garten saßen und Kürbis- und Quittensaft gegen höhere Umdrehungszahlen eingetauscht worden waren. Mochte sein, dass die Feierlichkeit deutlich kleiner ausgefallen war, als sie es unter anderen Umständen gewesen wäre, mehr Freunde dabei, ja, aber lauter und ausgelassener hätte sie kaum sein können. Drei Jahre verheiratet. Eine magische Zahl.

Anstrengend, so ein Tanz ohne Pause, und noch immer schnaufte Pete und Sirius wischte sich den Schweiß von der Stirn, wie er seine Meerschaumpfeife aus der Robe auf der Lehne klaubte, um sie sich vorsichtig zu stopfen. James drehte die Flasche in seinen Händen immer ringsherum, beobachtete das Spiel der untergehenden Sonne mit den Quarzeinlagerungen im Gestein der Felsen hinter dem Haus, und die wunderbar warme Spätsommerbrise trieb den Duft von verblühender Gerbera und Lilien an ihre Nasen. Dämmerung lag über dem Garten, sanfte Schatten unter überhängendem Efeu, und der Mond begann bereits, sein noch junges, schmales Ich über die Hügel zu schieben. Eine herrliche Nacht würde das werden. So wie ein September sein sollte, golden und verzaubert.

Er seufzte zufrieden, seine rehbraunen Augen strahlend im Licht der kleinen Laterne, die Lily rasch entzündete und an den Haken im Türrahmen befestigte, um Insekten davon abzuhalten, ins Haus zu gelangen. Harry schlief oben, noch immer, hatte sich nicht einmal großartig gemeldet, ruhig und behütet unter ihrem Dach, und sie hatte nicht vor, das Kind noch zu stören, bevor diese verrückten Irren hier sich verabschiedet hätten. Das mochte noch viele Stunden hin sein, und sie genoss das genauso sehr wie ihr Mann, an den sie sich nun enger schmiegte, die Sitzflächen ihrer Stühle direkt nebeneinander.

Latakia und Virginia flammte auf im Bauch der kunstvoll geschnitzten Pfeife, und sofort mischte sich das nussige Aroma in den Geruch von feuchtem Gras und kühl aufziehendem Nebel, der es nicht bis hier herauf schaffen würde. Bald schon würde das Haus der Potters mit dem Giebel der Scheune eine Insel bilden in einem Meer aus Dunst, beleuchtet von oben von silbernem Schein. Eine Stimmung, wie sie kaum schöner sein konnte. Es passte so wunderbar, zu ihnen allen, zu ihrem ganzen Leben, Freude und scheues Glück, durchsetzt mit melancholischem Kummer und liebevoller Sorge um einander, um ihre ganze Welt. Jeder Aspekt davon spielte hinein, die kleinen Geheimnisse, die auch Freunde vor einander haben mussten, die geteilten Erinnerungen an erloschene Augen genauso wie an gemütliche Nächte im hohen Turm vor den Fenstern mit der einmaligen Aussicht über das Tal von Hogwarts. So viel, zu viel, um es in Worte oder Gedanken zu fassen. Nur Bilder vor den Augen.

Wann Sirius erneut, dieses Mal mit dem Stiel aus Sepiolith im Mundwinkel, erst zu summen, dann leise zu singen begann, fügte sich so natürlich in den Kreislauf ein, unterstützt nur von der darauf wartenden Geige im Taschenformat, es fiel wohl mit dem Erscheinen der ersten Sterne am violettblauen Himmel zusammen. Wo er sonst so laut und schief gröhlte, war es immer wieder erstaunlich, dass er tatsächlich singen konnte, ein Stück in Moll, ergreifend und gleichzeitig entspannend, sie lehnten sich alle zurück und sogen es förmlich in sich auf. Niemand unterbrach ihn, nicht einmal die Eule, die sich aus ihrem Versteck begab, um auf die Jagd zu gehen. Irgendwann stimmte Remus in zweiter Stimme ein, und die Harmonie daraus lullte ein und erweckte gleichsam die Geschichte darin zum Leben.

'As I walked out one morn' in May,' und die weite Wiese mit dem sich hindurch schlängelnden Bach, gefolgt vom schmalen Pfad, tauchte auf ihren Lidern auf, 'the birds did sing and the lambs did play.' So klar, man konnte die Sonne auf der Haut spüren, und die Freude darin überwog den Schatten der dunklen Noten. 'I met an old man by the way'. Sie kannten ihn, nicht nur, weil das Lied so altvertraut war, sondern, weil sie ihn gesehen hatten. Thestrale bei ihm.

'His head was bald, his beard was grey, his mantle of a myrtle shade.' Nicht nur James hatte ihn vor Augen, den fließenden Stoff seines eigenen Tarnumhangs, und obwohl er nicht hinschaute, wusste er, dass seine Freunde, auch sein Mädchen, genauso lächelten wie er. Angefüllt mit Kummer und gleichzeitig in perfekter innerer Ruhe. Vielleicht war das der Unterschied. Sie würden es nicht erfahren. Nicht heute, nicht in diesem Leben. Denn Peters Augen waren offen, und seine Hände verkrampften sich ineinander, weil sein Herz schneller schlug, statt voller.

Er brach in heillose Tränen aus. Aus heiterem Himmel, mitten in den Singsang hinein, in das zärtliche Streichen des Bogens auf den Saiten, und sie hätten es gar nicht bemerkt, hätte er nicht schluchzen müssen unter der Vorstellung von dieser Gestalt am Wegesrand, die, egal, ob Lehnsherr, Herzog, Edeldame oder Magd, wortlos die Hand ausstreckte und das Geleit in eine andere Richtung lenkte. Den Geraden Weg. Ihre Lider schnellten alle gleichsam hoch, Lily schon erschrocken wimmernd und sich ihm zuwendend, und das Lied vom Gevatter und der Dame verhallte.

Kreidebleich saß er zwischen ihnen, hockte mehr auf seinem Stuhl, die soeben noch baumelnden Beine angezogen und den Kopf zwischen den Knien verborgen. Seine schmächtigen Schultern auf ausladendem Körper schüttelten sich, und er konnte das Winseln nun gar nicht mehr zurückhalten. „Peter!“ rief die junge Frau aus, schlang ihre Arme um den traurigen Klos neben sich, und Remus musste sich weit nach vorn werfen, damit er um Black herumschauen und überhaupt etwas mitbekommen konnte.

„Pete,“ flüsterte auch Sirius auf seiner anderen Seite, eine Hand flach zwischen seine Schulterblätter legend, wo Pettigrew sich nun so in sich selbst faltete, dass er auch die Lehne nicht mehr berührte. Vielleicht nicht das richtige Lied gewesen für den kleinen Angsthasen unter ihnen, und fast hätte Black sich ein bisschen geschämt. Daran hätte er denken müssen. So sehr er den Pummel liebte, seine lustigen Späße genoss, ihn für seine Unerschütterlichkeit bewunderte im Angesicht einer so unfairen Welt, so sehr spürte er es doch auch immer wieder, besonders in Momenten wie diesen: Er war nicht aus dem selben Holz geschnitzt wie seine Freunde und das Mädchen unter ihnen. Für einen Moment, einen kurzen Herzschlag lang, waren Bedauern, Verständnis für alles – ja, auch für das, was er in wenigen Wochen begreifen und Jahre später erst verstehen würde – eins mit seiner Zuneigung.

„Ist schon gut, Pete,“ flüsterte Remus, die raue Heiserkeit in seiner Stimme verpuffend zu sanfter Beruhigung, einem Ton, den er sonst für Harry aufsparte und eines Tages einem anderen kleinen Jungen schenken würde, und er legte ihm die Finger auf das Schienbein, das er erreichen konnte. Sie alle fassten ihn an, James halb um Lily herum, tröstend, schützend, und anscheinend half es irgendwie, denn er hörte auf, sich im Weinkrampf zu schütteln, und ein hospitalisiertes Vor und Zurück stahl sich in seine Figur. Wie ein Gefangener kurz vor der Exekution. Peter Pettigrew bekam nie wieder Farbe ins Gesicht.

Brüsk fast presste er sich den Ärmel gegen die Nase und zog ihn fest darüber hinweg, damit Tränen im Stoff hängen und winzige Schnitte auf den Wangen zurück blieben. „Es tut mir leid,“ wisperte er, fest, aber im selben Atemzug zittrig, wie nur Krieger es verstehen konnten, die so viel verloren hatten wie diese hier. „Entschuldigt,“ ergänzte er, und seine wässrigen, flehentlichen Blauaugen huschten von einem zum anderen, hingen einen Tick länger an James, noch einen mehr an Lily, als bitte er um viel mehr als nur das Vergessen schmachvollen Weinens aus Angst um sich selbst. Irgendwann fiel Remus es wieder ein, dieser Blick aus niedergeschlagener Mutlosigkeit und endlosem Elend, sich selbst mehr verraten zu haben als jedermann sonst. Und das ließ nicht hassen. Das säte Barmherzigkeit.

Einen tiefen Atemzug nehmend, rang Peter um mehr Fassung. „Ich werde nicht mehr zur Arbeit gehen,“ eröffnete er ihnen, was er den ganzen Nachmittag und Abend für sich behalten hatte, obwohl es so dringend heraus musste. „Tom habe ich es schon gesagt.“ Was das bedeutete, das war ihnen allen klar. Nun endgültig würde sich Peter Pettigrew zurück ziehen, nicht mehr auf Wachposten sitzen und an Sitzungen teilnehmen. Gebrochen. Ganz und gar. „Meine Mutter und ich haben einen Ort,“ und mehr sagte er nicht dazu.

Sie saßen alle nur da, um ihn herum, eine Traube aus Freundschaft und Liebe, und er fühlte sich elender als jemals zuvor, während sie es genossen, diese Nähe, die selbe Mauer wie damals in dem kleinen Gang über der Balustrade in der Eingangshalle, als Lord Voldemort, Der-dessen-Name-niemand-auszusprechen-wagte, zum ersten Mal seine Schreckensaugen auf sie gelegt hatte. Doch dieses Mal waren Risse im Gestein, und sie konnten sie einfach nicht sehen. Der Sturz des Festungswalls, er stand kurz bevor.


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