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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Edwinstowe

von Teekon

Die Häuser duckten sich unter schwer vom Schnee beladene Äste, als könnten sie sich darunter wärmen. Zapfen aus geschmolzenem und wieder erstarrtem Eis tröpfelten von den Zweigen, an denen noch die verdorrten und braun gewordenen Blätter des vergangenen Herbstes hingen, und der abnehmende Mond spiegelte sein silbernes Licht darin. Kleine Lämpchen, Regenbogen aus gebrochenem Weiß, leuchteten sie in die Nacht hinein, bunter nur, wo die Gaslaternen an den Straßenecken noch glühten.

Ein feiner Wind wehte durch die unbefestigten Gassen und die selten asphaltierten Wege, wirbelte Pulverschnee in kleine Hosen, bewegte jedoch kaum die dürren Pflanzenteile in den Hecken, wo Vögel schliefen und Hörnchen hin und wieder durch das Unterholz brachen. Eine einzelne Katze mit ungewöhnlich buschigem Quastenschwanz, schlüpfte durch die Latten eines Staketenzauns, vorbei an geschlossenen Törchen in hoch aufgeschichteten Feldsteinmauern. Die krönenden Wildrosen schliefen darauf, und die kahlen Schösslinge von Flieder und Holunder beugten sich müde darüber. Erst wenn der Frühling ins Land ziehen würde und Teppiche aus Hexenblumen den Waldboden bedeckten, würde Sherwood wieder erwachen.

Nun aber hatte der Winter das ganze Land rings um das mittelalterliche Dorf fest im Griff. Wo sonst dichtes Blätterdach eine immerwährend grüne Decke aus Leben um die alten Häuser und Cottages spannte, war nun der Blick frei um die dicken Stämme der letzten englischen Eichen, und sie reckten ihre schönen, verzweigten Gestalten in den samtblau nächtlichen Himmel. Sie überspannten die wenigen Zufahrtswege und bildeten Lauben und Hallen aus Holz und Blatt und Krone, herrlich in ihrer Majestät und stark wie ihre tief reichenden Wurzeln im fruchtbaren Boden der Ebene. Man konnte stundenlang darunter stehen und die Borke bewundern, den Tieren zuschauen, die darin Zuflucht suchten, oder einfach das Spiel der Sonnenstrahlen beobachten, wenn man darunter auf würziger Erde lag.

Hier war er groß geworden, auf urenglischem Grund, genauso damit verwachsen wie die kraftvollen Bäume, zwischen dem nun überfrorenen See und dem leise plätschernden Bach in seinem gezügelten Lauf, der durch die Reihen der Hallenhäuser hindurch schlängelte und kleine Wiesen freigab, auf denen am Tage die Hühner scharrten. Jetzt schliefen sie in ihren gut gesicherten Schuppen, die Flächen ihrer Sommerfreude verborgen unter einer glitzernden Decke aus Schnee. Ein wundervoller Januargrimm, klar und eisig, ließ Kaskaden aus schillerndem Eis über die Steine holpern, und nur darunter murmelte das fließende Wasser.

Warmes, orangefarbenes Feuerlicht fiel durch eng aneinander geschmiegte Butzenscheiben in engem Kreis auf die Landschaft hinaus, wo die getünchten Flächen zwischen den schwarzen Fachwerkbalken regelrecht in den Schnee übergingen. Gemauerte Schornsteinessen ragten an den Außenwänden empor, und heller Rauch quoll ungebändigt daraus hervor, überschlug sich wie geblasene Rauchringe und zog langsam gen Zenit, die wenigen Wolken darüber hinweg ziehend. Dort drinnen musste man nicht frieren, konnte man den langen Abend genießen bei einem Tee und einem guten Buch, hatte man Zeit dazu.

Unter dem von Schindeln gedeckten Spitzdach staute sich die angenehm aufgewärmte Luft des Kamins, das Tragwerk im Schatten, tanzend die züngelnden Flammen darauf und darin. Heimelig war es dort, in der als Salon dienenden Haupthalle des Anwesens, die ursprüngliche Form mitsamt den schweren Eichenholzbohlen makellos erhalten. Ein gusseiserner Leuchter hing genau mittig, die Kerzenstumpen darauf nun jedoch erloschen, um die gemütliche Dunkelheit nicht zu zerstören. Dunkelrote Vorhänge waren vor die meisten Fenster gezogen, bis auf das eine, das über den Bach hinaus lugte, und auch seine Augen schweiften erneut dorthin, um erst recht zu genießen, wie gut es hier drinnen war.

Es hätte ein Museum sein können, eine Ausstellung über elisabethanische Lebensweise, mit all den geschnitzten Hochstühlen und den edlen Stoffen, geklöppelte Spitze und fallendes Brokat, doch hier hatte stets reges Leben geherrscht, seit der Erbauung von Hütten aus Naturstein und Fletts hoch oben in den ausladenden Kronen der Eichen. Als noch Langbogen und Zauberstab Seite an Seite gegen Ohneland gekämpft hatten. In diesem Gemäuer würde das niemals vergessen werden. Umso schmerzhafter, jetzt so oft darin allein zu sein. Nicht heute Abend.

Einen tiefen Atemzug nehmend, inhalierte Kingsley Shacklebolt den wundersamen Duft von Holz und Politur, süßem Feuer und von den Balken hängenden Bündeln magischer Kräuter. Es erinnerte ihn an Kindertage, als sie alle gemeinsam hier gelebt hatten, und in einer Nacht wie dieser hätten sie dort auf den Dielen gehockt auf den Fellen und hätten Zauberschnapp gespielt oder herumgealbert. Lange her. So endlos lange. Die Luft laut seufzend wieder aus den Lungen entlassend, rollte er den stattlichen Kopf herum, träge und dennoch stolz wie ein Leopard in der Savanne, um sich abzuwenden von der Nostalgie in Herz und Kopf.

„Ich weiß nicht, wie lange ich noch hier bleiben werden kann,“ fuhr er in ihrem Gespräch fort, schwenkte vorsichtig den roten Wein in einem hohen Glas mit Morano-grünem Fuß, sein Blick noch immer nicht recht zurück findend zu seinen Freunden auf der Ottomane und den dazu gehörigen Ohrensesseln. Sich nach vorn lehnend, stützte Charles die Ellbogen auf die eigenen Knie und nickte gewichtig. Er, genau wie sein Vater neben ihm, verstand den Schmerz, den Kingsley zu verstecken versuchte. Shacklebolt Hall House in Edwinstowe, Nottinghamshire, war der Stammsitz der Sippe gewesen seit 1190 nach Christus.

Er brauchte es nicht zu verbalisieren, tat es trotzdem, wie er daran dachte. Kein Vierteljahr war es her, seit er sich nicht mehr im Ministerium blicken lassen konnte, seit er es provoziert, das Tabu ausgesprochen hatte. In die Ecke hatten sie ihn treiben wollen. Und ihn nicht festnehmen können. Am liebsten hätte er grimmig gelacht oder zumindest geprustet. Als wäre irgendeiner von ihnen dazu in der Lage. „Das Netz zieht sich immer enger.“ Sie alle wussten das, die sie hier bei ihm waren zu dieser Lagebesprechung, und ihre Augen, ihre Gesichter, bestätigten ihn darin nur umso mehr, wie Schatten und Licht mit ihren Mienen spielten.

Noch am ehesten entspannt sitzend, hob Remus Lupin das Kinn in Arthurs Richtung. „Wohin werdet ihr gehen?“ fragte er, noch bevor der Vater von sechs Söhnen und einer Tochter hatte aussprechen können, dass er ein ganz ähnliches, beklemmendes Gefühl mit sich herum trug wie der frühere Aurorenführer, der nun ein Flüchtling war wie sie alle. Dora rückte ein wenig näher zu ihm auf, obwohl die Kühle der Winternacht nicht durch den winzigsten Spalt in das urige Haus einzudringen vermochte. Wie alle Anwesenden war sie nun angemessen gekleidet, trug ein wollenes Strickkleid über warmen Hosen, der ausladende Kragen wie mehrfach um ihren Hals geschlungen.

Lächelnd, das Unbehagen und den Widerwillen darin nicht verbergen könnend, schaute Arthur wie von unten her auf, die Haltung seines Zweitältesten widerspiegelnd. Über den dunklen Rand seiner Hornbrille hinweg lugend, winkte er ab, als sprächen sie über einen lang geplanten und herbei gesehnten Umzug. „Sobald es nötig ist, können wir zu Tante Muriel,“ legte er seine Pläne offen, unterstützt durch Charlies Nicken. „Wir haben seit Wochen Vorräte dorthin geschafft,“ erklärte der Drachenbändiger, und sein Vater schloss: „Sie hat Platz genug für uns alle; das Haus ist sowieso viel zu groß für sie.“ Zustimmung ernteten sie von allen Seiten.

„Wir bleiben erstmal bei meiner Mutter,“ brachte Tonks vor, einen Arm um ihren Gatten gelegt, der diese Geste sofort erwiderte. Es war nun offensichtlich, wieso sie an die dunklen Löcher nicht mehr denken konnte, die Kingsley längst vor Augen schwebten, wenn er an seine eigene nahe Zukunft dachte. Zu verstecken war es nicht mehr. „Ich bin sowieso erstmal außer Gefecht,“ grinste sie dabei, dieser so neue, herrlich zuckersüße Kniff als Grübchen in ihrer Wange stets dabei, wie sie ihren Bauch stützte mit einer Hand, und die Männer rings um sie herum konnten nicht anders, als halb amüsiert, halb errötend vor Ehrfurcht, zu lächeln. „Im wahrsten Sinne des Wortes,“ ergänzte ihr ehemaliger Vorgesetzter und toastete ihr von seinem Platz am Fenster aus zu.

Zähne wurden gezeigt, offener und fast anzüglich, und Charles schüttelte kichernd den Kopf, während Dora sich schmollend an ihrem Kürbissaftglas festhielt und Remus ein wenig verlegen die Augen senkte. Der Hausherr nippte an seinem Wein, ein einmütiges „Cheers!“ durch den Saal gehend, und nur Arthur konnte ermessen, was in den beiden vorging, die sich auf dem Sofa niedergelassen hatten. War es damals nicht bei ihm genauso gewesen? Wie hatten seine Eltern ihn gescholten, Molly und ihn, in solchen Zeiten noch mehr Kinder in die Welt zu setzen. Ronald erst, dann auch noch Ginevra. War es darauf angekommen? Nein. Sie waren die besten Entscheidungen seines Lebens gewesen, befand er still für sich und trank darauf noch einen tiefen Schluck Elfenwassers.

Nein, mit Kampf und Schlacht war nun endgültig Schluss für Nymphadora Lupin, ihre Schwangerschaft, so lange unter Verschluss gehalten, nun zu weit fortgeschritten, um ganze Nächte hinter irgendwelchen Sträuchern zu hocken in Schlamm und gefrorenem Matsch, um Greifern aufzulauern und Dementoren in den nicht vorhandenen, schleimigen Arsch zu treten. Nicht mehr wenig genug, eine zu verlockende Zielscheibe. Und überhaupt. Jetzt galt es, aus dem Hintergrund die Fäden zu ziehen und Remus die Drecksarbeit zu überlassen. Auch wenn ihr das noch so stank. Unvernünftig vielleicht oft gewesen, halsbrecherisch nahezu in der Ausführung ihres geliebten Jobs. Aber Dinge änderten sich eben. Ein bisschen erwachsener geworden. Kaum zu fassen. Charles musterte sie nur stolz von der Seite, seine durchgeknallte Klassenkameradin, die ihm so viele Male im Quidditch ordentlich den Schädel poliert hatte mit ihren riskanten Flugmanövern.

Zurückkehrend zu ihrem derzeitigen Hauptproblem, runzelte Kingsley die Stirn, und erneut glitten seine glasig gewordenen Augen durch den so wohl vertrauten Saal mit schimmernden Kupferkesseln auf langen Regalen, Werkbank und Apothekerschrank voller Utensilien und Zutaten in ständiger Reichweite. Dort hinten schraubte sich die gebeizte Treppe in das niedrige Obergeschoss mit den überhängenden Erkern, und fast unscheinbar zweigte eine massive Eichentür mit kunstvoll geschmiedeten Scharnieren hinter dem Kamin ab, führte zum ursprünglichsten Teil des Anwesens, dem Turm im normannischen Stil, in dem Kingsley noch heute seine Nächte verbrachte.

„Ich werde in den nächsten Tagen zu den anderen stoßen,“ beschloss er erneut, als müsse er sich dazu selbst Mut zusprechen, und fröstelnd, so als hätte jemand die Fenster alle gleichzeitig aufgestoßen und flirrendes Eis in das Innere des Gebäudes getrieben, zog er die Hausrobe enger um die eigenen Schultern. „Auch wenn mir der Komfort meines Heimes sehr fehlen wird.“ Beinahe hätten sie darüber wieder gegrinst, genossen sie doch gerade selbst die so gemütliche Eleganz des antiken Gemäuers. Nicht leicht, das zurück zu lassen, schon gar nicht in dieser Jahreszeit und erst recht nicht, wenn man wusste, wo 'die anderen' sich zumeist aufhielten. Lewisham? Tower Hamlets? Hübsche Gegenden.

Erneut seufzend, bereits voller Heimweh und Wehmut, hob Kingsley den Kopf und starrte für einen Moment an die von Balken durchzogene Decke der Galerie. „Shacklebolt Hall House weiß, sich selbst genügend zu verteidigen,“ und er klopfte aufbauend mit der flachen Hand auf die Armlehne unter seinem Ärmel, „dennoch ist es am sichersten, wenn es keinen Grund gibt, es anzugreifen.“ Und er wollte nicht den geringsten Schaden daran riskieren. Seit Plantagenet hatte immer ein Shacklebolt hier gelebt. Er wollte nicht der Letzte gewesen sein. Doch wenn er unbedingt musste, so wollte er zumindest wissen, dass sich das Fachwerk, die Schindeln, das Mühlrad und die Kaminesse, sich an jeden Einzelnen von ihnen erinnern würden.

Es war gut, sie alle weit weg vom Zugriff des Ministeriums zu wissen, einigermaßen sichere Zufluchtsorte zu haben, auch wenn diese weniger und weniger wurden mit jeder neuen Möglichkeit, die von den Todessern innerhalb der politischen Hierarchie entdeckt und ausgenutzt wurde. Sie vergaßen das nicht. „Wir können uns nicht ewig verstecken,“ erinnerte die rauchige Stimme des Remus Lupin, so leise gewispert, dass nur die Heiserkeit, das kratzende Geräusch auf seinem Kehlkopfinneren, die Worte überhaupt bis zu ihren Ohren trug. Selbst diese Drohung verdunkelte das weitläufige Zimmer nicht. Noch immer war es friedlich und still, nur das Knistern von Glut und das feine Zirpen des Bartvogels auf seiner Stange untermalten den Moment.

Für den Augenblick schaute keiner den anderen an, nickten sie jeder für sich, ehe die Köpfe fast gleichzeitig gehoben wurden und sich die Blicke wieder trafen. Was er damit gemeint hatte, musste nicht extra erklärt werden. Früher oder später würden sie alle gefunden werden, egal, wie viele „Unerwünschte“ sie bereits aus ihren Klauen befreit und dem Untergrund hinzu gefügt hatten. Eine kleine, mucksmäuschenstille Armee, bestehend aus alten Freunden und jungen Leuten, jede und jeder von ihnen ein Stein in der neu aufgezogenen Mauer, und obwohl er wusste, es noch spürte in jedem Knochen, wie leicht ein solches Bollwerk eingerissen werden konnte, so sehr fühlte Remus – wie damals – die feste Burg um sich herum. Und wie einfach es davon wurde, tapfer zu sein. Was ist dein Vater? - Kein Nichts!

„Ein Grund mehr, alle auf das Unvermeidliche vorzubereiten,“ gab Tonks ihren Senf dazu, ihr wellenförmig springendes Haar in sattem Karamellbrünett auf ihren Schultern tanzend, so heftig bewegte sie sich davon, und ihre zierliche Hand umklammerte den Birkenstab umso fester, entschlossener. In diesem kleinen Kreis waren sie sich absolut einig. Es war vielleicht nicht in Ordnung, es von Molly fernzuhalten, den Kids in der Schule oben in Schottland so wenig wie möglich davon preiszugeben, doch so musste es sein. Denn 'das Unvermeidliche', was sie da ansprach, die furchtlose Kriegerin, das war die heiße Phase eines noch brodelnden Krieges ohne Front. Eine Schlacht musste entbrennen. Die Frage war nur wo und wann.

Mit den Augen rollend, nicht, weil er zweifelte, sondern weil er es nicht erwarten konnte, keine Lust und keine Nerven mehr hatte, im Schützengraben zu liegen wie vor Verdun, zuckte Charles mit den Achseln. „Und damit hängt alles an unseren drei Grazien irgendwo dort draußen,“ deutete sein Kinn aus dem einzigen Fenster, an dem die Vorhänge nicht zugezogen waren, hinaus in die winterliche Weite von Großbritannien, sofort die Erinnerung an die drei Teenager heraufbeschwörend vor ihrer aller Augen. Ron, der rothaarige Schlacks mit dem so oft dümmlichen Gesichtsausdruck. Hermine, mit einem Funkeln, als wolle sie mit Büchern werfen. Und Harry, die narbige Stirn und die runde Nickelbrille, so weich und kindlich die Wangen noch immer. Und nur Remus erinnerte sich daran, wer auch niemals erwachsenen Ausdruck hatte bekommen können. Dürfen.

Es war eine Wohltat gewesen, Ronald zu sehen an jenem nun schon so fernen Weihnachtstag, und Remus und Dora verloren kein Wort darüber, auch wenn Arthur mittlerweile davon erfahren hatte. Kerngesund, seine Zersplinterung längst gut verheilt, ein bisschen dünner als früher, aber wohlauf und kein bisschen hoffnungslos, im Gegenteil. Alles, was er gewollt hatte, war, zu seinen beiden Freunden zurückzukehren. Zu beenden, was sie – offenbar erfolgreich – begonnen hatten. 'Das Ding' hatte er gesagt. 'Das Ding'. Und nun war er wieder fort, hatte geschafft, was er sich gewünscht hatte, und das stimmte sie alle froh und half, die Verzweiflung zurück zu drängen.

„Irgendeine Ahnung mittlerweile, was sie bei Lovegood wollten?“ erkundigte sich Kingsley, als wären Remus' Gedanken laut ausgesprochen worden. 'Das Ding'. Es flotierten so viele Ideen durch sein Bewusstsein, dass Lupin keine davon greifen konnte. Und jede einzelne war gleichermaßen entsetzlich wie erhebend, denn sie alle konnten die Lösung sein, die eine Waffe, die sie endgültig vom grausamen Warlock befreien mochte. 'Das Ding'. Grübelnd vermischten sich die horizontalen mit den steilen Falten über seinen Brauen und der Nasenwurzel, und Dora streichelte ihm unwillkürlich eine Strähne grau-melierten Haares aus der Schläfe, genau lesen könnend in seinem Gesicht. Und sie wusste, er würde nichts davon aussprechen.

„Er wird zu gut bewacht, um an ihn heranzukommen,“ nahm Arthur den Wind aus den Segeln, verriet damit, dass er es versucht hatte, er oder einer seiner lebensmüden Kinder – vermutlich Freorge. Keiner war sich sicher, ob das zu begrüßen war oder zu fürchten, genau so wie noch im Sommer, als es unmöglich gewesen war, Harry zu irgendeinem Zugeständnis zu bewegen. Nein, nicht den geringsten Hinweis hatte er damals gegeben. Das bedeutete, ihm nicht helfen zu können, weder mit Taten noch mit Informationen. Aber es hieß auch, die Verantwortung nicht auf die Schultern laden zu müssen. Das gleiche Gefühl galt noch immer. 'Das Ding'. Sie suchten irgendwas. Und Xenophilius Lovegood wusste möglicherweise, was das war. Sie konnten ihn nicht fragen.

Sein Weinglas abstellend, richtete Shacklebolt sich auf in seinem klassischen Ohrensessel und rümpfte die Nase, halb merkwürdig amüsiert, halb besorgt wie ein Feldherr, der auf sein Glück vertrauen muss. „Wir können also weiterhin nur hoffen, der Belagerung standhalten zu können,“ und er zog den historischen Vergleich heran, „und dass unsere King's German Legion genauso rechtzeitig eintrifft wie in Waterloo.“ Darüber hätten die Eingeweihten fast lauthals gelacht, taten es aber gesitteter, kichernd förmlich, Remus mit einer Hand quer über dem Mund, seinen Bart malträtierend, Arthur und Charles bei einander einschlagend, als wären sie nicht Vater und Sohn, sondern Brüder, und Tonks grinste so breit, wie es nur eine Black konnte. „Ich schätze, du spielst auf die Nummer an, die Dearborn anleiern will?“ vermutete sie, und anerkennend zog Shacklebolt zwei salutierende Finger von seiner Stirn.

In Geschichte aufgepasst. Bei Binns. Das musste man auch erstmal hinbekommen. Bewundernd pfeifend, ironisch und trotzdem ernst gemeint, stach Remus seiner Frau kitzelnd in die Seite, dass sie kreischen musste und in Gelächter ausbrach, und die anderen anwesenden Männer schmunzelten. Ob Gilbert das hinbekommen würde, was er vorhatte? Sie wussten es nicht, hatten nicht einmal eine Ahnung, wie groß die Chancen dafür standen, so wenig vernetzt waren die einzelnen Abteilungen des Ministeriums immer gewesen, geheimniskrämerische Eigenbrödler jede Profession darin, dass die rechte Hand nicht wusste, was die Linke tat. Und das war weit untertrieben. Daumen und Kleinfinger mochten gegeneinander arbeiten, ohne es auch nur zu ahnen.

Schnaubend griff Kingsley erneut nach seinem Wein und hielt ihn sich so nah an die Augen, dass seine Nase darin verschwand und ein nebliger Schatten seines Atems auf dem Glas erschien. „Nur ein weiterer Punkt auf der Liste,“ murmelte er, und sie gingen nicht weiter darauf ein, einander nur verstohlene Blicke voller Zuneigung zu der stattlichen Erscheinung des Zauberers zuwerfend. An dem, was er ändern würde, hätte er die Chance dazu.

Das Schweigen zwischen ihnen war nicht unangenehm. Shacklebolt Hall House war ein wundervoller Platz, ein Heim, wie es schöner kaum sein konnte, auf einer Stufe mit dem Fuchsbau der Weasleys, dem Cottage der Potters in Godric's Hollow, dem verwunschenen Backsteinhaus in der Monkshood Alley, ganz am Ende eines Zaubererdorfes in Yorkshire. Edwinstowe war eine weitere dieser Siedlungen, wo Muggel neben Hexen lebten, manche von ihnen wissentlich, seit hunderten von Jahren Nachbarn, Seite an Seite, und Kingsley wusste, dass gegenüber, dort vorn am anderen Ufer des schmalen Bachs, sich Menschen um sein Wohlergehen sorgten und nicht wussten, ob sie ihn, ob sie irgendeinen seines Clans, jemals wiedersehen würden.

Das Schönste war immer das Licht gewesen hier drin. Egal, ob morgens die ersten Strahlen der Sonne weißgolden durch die Sprossen brachen, ob die Ausrichtung der langen Seite gen Süden angenehme Düsternis im Sommer kühlte, oder so wie nun, erfüllt vom Duft der Jahreszeit und so herrlich orangefeuerwarm mit sich wiegenden Schatten in ungezählten Ecken und Nischen, gebildet vom Grundriss, von den vielen Anbauten, vom Mobiliar, da konnte er sich nicht entscheiden. Zuhause. Altertümlich und dennoch niemals verstaubt. Als wäre die Zeit auf zärtlichste Weise stehen geblieben zwischen den Turmzimmern und der gemauerten Küche. Shackelbolt Hall House. Ein angemessener Stammsitz für eine altehrwürdige Zauberersippe.

Sie würden Kontakt zu einander halten. Sie würden ihr Netzwerk weiter ausbauen und sicherstellen, dass jeder wusste, was er oder sie zu tun hatte, dass sie alle dabei sein konnten, wenn es so weit war und sie den Ausfall wagen würden. Hoffentlich, eine Frage von Timing nun, das sie nicht beeinflussen konnten, das vom Schicksal bestimmt werden musste und damit ihrer aller Zukunft, war dann auch Harry so weit. Mit was auch immer er plante. 'Das Ding'.

Die Stille unterbrechend, die kommende Flucht vor Augen nur noch einmal mehr auf das Gemüt drückend, schüttelte Kingsley sich aus seinen Gedanken und deutete über seine Schulter. „Charles,“ bat er, halb fragend, und der junge Mr. Weasley mit dem Händchen für gefährliches Getier, machte ein kleines Geräusch. „Würdest du dich um Minona kümmern, während ich außer Haus bin?“ Auf Nennung ihres Namens hin, tschilpte die hübsche Bartvogel-Dame mit der gelben Stirn auf, und sie sah aus, als hätte sie nichts gegen ein kleines Abenteuer einzuwenden. Charlie grinste und zeigte eine zustimmende Geste, und damit war alles geklärt, bevor Shacklebolt endgültig untertauchen würde.

Lange saßen sie dort in dem geschichtsträchtigen Gebäude, so herrlich die Januarnacht mit glitzerndem Schnee unterm Mondlicht, davon angestrahlte Wolken langsam über den Himmel ziehend. Als wäre es bloß ein Winter im Frieden, und Freunde tranken zusammen und flüsterten leise miteinander und hielten sich aneinander fest, selbst die, die einander nicht berührten. Vielleicht ein letztes Mal beisammen.


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Ich tanze sehr gern und gerade die Walzerproben haben viel Spaß gemacht, aber interessanterweise wollte Mike gar nicht, dass wir die Tänze perfekt beherrschen. Er wollte vielmehr unsere Unsicherheit bei den Tanzschritten ins Bild bringen.
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