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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Zwischenwelten

von Teekon

Die See war ruhig und glatt, lag unter dem Mond wie in einer endlosen, flachen Schüssel, wie Wasser auf einem Teller, und nur dort, wo in winzigen Gischtsimsen die Wellen auf den Strand trafen, erklang ihr gleichförmiges, immer wiederkehrendes Rauschen. Vor und zurück zog sie sich, lief auf die Sandbänke und ließ sie wieder zurück, wie sie vorgefunden worden waren. Feine Körnchen, so dicht aneinander geschmiegt, als wollten sie einander Wärme spenden. Nur das ewige Spiel zeichnete sie mit runden Formen, so als wollten sich die Wogen darin verewigen und abbilden.

Oberhalb der Brandung breiteten sich zu beiden Seiten endlos die Strände aus, weich geschwungen die Küste hinauf und hinunter, bis sie irgendwo auf die schroffen Felsen trafen und sich mit ihnen vereinten. Doch in der Dunkelheit war davon nichts zu erkennen. Nur die höher und höher aufragenden Dünen, je weiter man sich vom Meer entfernte. Wollweiß und sanft erhoben sie sich, eine um die andere, sacht gekrönt von raschelndem Strandhafer, der sich im stetigen Wind vorsichtig wiegte. Selbst die Luft war still in dieser Nacht.

Nicht wie sonst pfiff der Sturm vom Atlantik herüber um Giebel und Schornstein, verwehte den Sand und trieb ihn stechend über die baumlose Fläche, nein. Heute war es friedlich, heulte keine verfangene Böe in den Balken, und nur das Murmeln von Wasser und Welle wurde hinauf getragen zwischen die Dünen, wo sich die Heide an den Boden hielt und sich vor dem Winter schützte. Mützchen aus beinahe schon weggetautem und erneut angefrorenem Schnee betupften die mit Zweigen und Blättern bedeckten Stauden, und Reif glitzerte silbern wie frisch gegossener Stahl an den Ästchen der Hamamelis, die sich unter das Häuschen duckten.

Die konnte er nicht sehen von hier aus, wusste nur zu gut, dass sie da waren. Klar und knisternd waberte die Luft zu ihm herein, so frisch, als hätte man sie gewaschen und zum Trocknen auf die Leine gehangen, trotz Dezember, trotz der eisigen Kälte. Er musste die Lungen bis in den hintersten Winkel damit füllen, obwohl auch die herrliche Mischung drinnen bei ihm nicht schlecht war. Nur ein wenig die Hitze aus dem Raum vertreiben, damit man darin überhaupt schlafen konnte.

Das waren Sterne da oben, hehr und unberührt, glitzernd und ohne Trübung, jeder in seiner eigenen Intensität und Farbe. Manche waren eher golden, andere heller, weiß und kühl, doch keiner, das wusste er auch ohne Astronomie-Unterricht, glühte heißer als die blauen, die drei Brüder in ihrer so geometrisch perfekten Reihe. Der Gürtel des Orion mit dem alles überstrahlenden Sirius ganz in ihrer Nähe. Er verstand schon, wieso Harry den so gerne gesucht und so furchtbar vermisst hatte am Sommerhimmel, als sie noch gemeinsam vor dem Zelt in irgendwelchen Wäldern gehockt hatten.

Jetzt war er allein, beobachtete das Firmament für sich, wie es da über ihm hinzog in seiner unnachahmlichen Samtzeichnung. Dieses satte Blau, wie mit Schwarz besprenkelt, dass es tiefer und dunkler wirkte, und dabei doch niemals in Finsternis gezogen. Immer blieb das Glänzen dahinter, als könne man hindurch sehen durch einen Schleier und jenseits davon erkennen, wohin der Gerade Weg führte, wohin alle einmal gehen sollten, um sich in frühlingshellem Sonnengelb wiederzufinden auf von grünem Gras bewachsenen Wolken. Er seufzte und konnte nicht fassen, solche Gedanken überhaupt haben zu können.

Auf der anderen Seite blieb nur noch ein kleines Lichtchen, heruntergebrannten Kaminfeuers, die Scheite nur noch leise knackend und gelegentlich in verdunkelnder Glut knisternd. Die Kerzen waren längst verloschen, die Laternendochte herunter gedreht, und der ganze hintere Teil seines heutigen Schlafgemaches, der Übergang zu Küche, Diele und engem Treppenhaus, lag in angenehmem Schatten, so als wäre nichts davon vorhanden. Noch immer duftete es verführerisch nach den Überresten des festlichen Mahls, vermischt mit der lebenden Tanne zu seiner Rechten und der heimeligen Wärme eines gut geheizten Heims.

Um zu schlafen war das einfach zu viel. Davon würde er genauso Kopfschmerzen bekommen wie von zu viel Denken, und gemeinsam mit Sanddornlikör und Feuerwhiskey wäre das unvermeidlich. Aber das wollte er nicht. Die Frische von draußen, die tat gut, die fühlte sich wunderbar an, auch wenn er davon eine saftige Gänsehaut auf den Unterarmen hatte, die aus dem Pyjama heraus lugten. Machte nichts. Es war einfach unbeschreiblich herrlich, hier zu sitzen, zwischen den Welten, im wahrsten Sinne des Wortes.

Ronald Weasley hockte auf einem der mit gestreiftem Stoff bespannten Sessel seines Bruders, hatte ihn herangerückt bis an die geschmückte Fensterbank und die darin stehende Komposition aus Stechpalmzweigen mit leuchtenden roten Beeren und Barbarazweigen sorgsam beiseite gestellt, damit er sich über die Lehne beugen und den Kopf durch das geöffnete Fenster strecken konnte. Angelehnt und mit dem Haken befestigt, hatte er es zum Stoßlüften aufgepflanzt, und auf der einen Seite regelrecht zugedeckt von weihnachtlichem Duft, von der anderen sanft gekühlt von Cornwalls einmaligem Reizklima, atmete er sich die Sorgen und den Brummschädel aus dem Körper.

Es war ein grandioser Abend gewesen, das konnte er nicht leugnen und wollte es auch nicht. Natürlich nicht das selbe wie daheim, umgeben von seiner kompletten, immens großen Familie und damit auch von Mom und Dad und seinen bescheuerten Brüdern, die ihn sowieso nur ärgern und aufziehen würden, und dazu Ginny mit ihrem Lokomotiven-Temperament, mit gestrickten Pullovern als Geschenke. Wehmut. Aber ganz ehrlich? Wenn Ginevra gewusst hätte, wo er sich heute aufhielt, dass er nicht bei ihm war und auf ihn aufpasste, wie er es versprochen hatte, sie wäre ihm ins Gesicht gesprungen und hätte ihm die Augen ausgekratzt und die Nase abgebissen. Ganz zu schweigen davon, was sie auf magischem Wege mit ihm angestellt hätte.

Ron grinste sehnsüchtig, wie er daran dachte, und er warf einen raschen Blick zu dem schlafenden Minimuff hinüber, der es sich zwischen zwei fluffigen Decken bequem gemacht hatte auf einem Schreibtischstuhl mit Armlehnen, da hinten in der Ecke am Klavier. Wenigstens konnte das rosafarbene Knuddelmonster nicht petzen. Und solange Ginny so bekloppt war, wieder nach Hogwarts zurückkehren zu wollen, trotz ihrer unangenehmen Begegnung mit Snapes Zorn, nachdem sie und die anderen das Schwert zu stehlen versucht hatten, würde der kleine Kerl sowieso nicht zu ihr in den Fuchsbau gehen. Hier hatte er Stabilität und Ruhe und definitiv keine Gnome.

Und dennoch. Luft durch die Nase hinaus schiebend, dass sich eine weiße Wolke vor seinem Gesicht bildete und dank der absoluten Flaute nicht einmal hinfort gerissen wurde, kreuzte Ron die Arme auf der Rückenlehne und legte sein Kinn darauf ab. Er wünschte, er wäre wirklich dort draußen bei ihnen. Obwohl er wusste, dass sein Weihnachten damit längst nicht so behütet, satt, zufrieden und irgendwie beseelt ausgefallen wäre wie hier im Shell Cottage, mit zwei eklatant verknallten Pärchen vor den Augen. Das war fast schlimmer gewesen als im Gemeinschaftsraum, wenn lauter Teenager hormongesteuert aufeinander losgelassen wurden.

Doch ein bisschen amüsiert, musste er grunzen und mit den Augen rollen. Sagte der Richtige. Nicht mal ganz ein Jahr war es her, dass er selbst dazu gehört hatte. Rumknutschen mit Lavender Brown, bis die Lippen bluten und die Zunge übersät ist mit lauter geplatzten Papillen. Ouch. Und er musste wieder einmal zugeben, die Nummer war im Nachhinein ganz schön peinlich gewesen. Und eigentlich nicht im geringsten so cool, wie es ihm damals vorgekommen war. 'Damals'. Merlin, er redete ja schon, als wär' er Teufel noch mal wie alt. Keine 18, und schon ein alter Sack? Ach was. Nicht mal richtig den Kinderschuhen entwachsen. Das hatte nicht mal der Krieg geschafft.

Sie froren bestimmt, wo immer sie waren. Weils in dem Zelt immer irgendwie gezogen hatte. Schon im September hatte er jede Nacht das Gefühl gehabt, ihm würde gleich sein Hintern abfallen. Und wieso sie nicht in der Lage gewesen waren, es sich ordentlich warm zu hexen da drin, das wusste sonst wer. Offenbar nicht mal Hermine. An sie allein zu denken, nicht als aneinander gewachsene Einheit mit Harry, das machte das Ganze nur noch unangenehmer. Kein Weihnachtsbaum, keine Gans, kein komischer französischer Holzscheitkuchen. Nicht mal ein richtiges Bett mit Daunendecke und Matratze.

Gut, die würde er zumindest heute Nacht auch nicht haben, denn er schlief auf der Couch, ausnahmsweise, solange die Gäste blieben. Es war wirklich zu spät und mindestens Remus auch zu angeheitert gewesen, um noch nach Hause zurück zu kehren, irgendwo in den Süden Londons, auch wenn es sich nur um Apparieren als Reisemethode handelte. Und außerdem war es doch toll, noch ein gemeinsames Weihnachtsfrühstück zu genießen, wenn schon der traditionelle Spaziergang ausfallen musste. Shell Cottage mochte sich unter einem Fidelius befinden, die umgebenden Dünen und die Heidetäler in ihrem Herzen allerdings nicht. Und Tinworth war nicht weit genug weg, um sich komplett von der Außenwelt zu verbergen.

Andromeda, Tonks' Mutter – er fand es immer noch merkwürdig, sie nicht 'Mrs. Tonks' zu nennen oder bei ihrem Anblick nicht in panisches Kreischen zu verfallen – übernachtete heute in seinem Raum, den er normalerweise belegte, seit er hierher zu seinem Bruder und dessen Gattin geflohen war, dem einzigen Ort, an dem er sich zu verstecken getraut hatte. Ma kam hier nicht her, da war immer noch so ein wenig die Abneigung einerseits, andererseits wollte sie auch kein Szenario heraufbeschwören, in dem sie und die Schwiegertochter sich über unterschiedliche Haushaltsführung in die Haare kriegten. Und auch Dad blieb dieser Tage lieber zuhause. So war er hier sicher. Denn auch seinen Eltern wollte er sein Versagen nicht eingestehen.

Versagt. Ja, so kam Ron sich vor dabei, und das Gefühl war zum Speien. Er hatte sicherlich schon einiges an Mist verzapft in seinem jungen Leben, das konnte er echt nicht anders behaupten, aber diese Aktion war definitiv der Tiefpunkt gewesen. Und obwohl es mittlerweile Wochen her war, kam er nicht wirklich damit zurecht oder konnte irgendwo anders hin schauen. Immer blieb ihm das im Weg. Denn das war die einzige Option, Schluss, Aus, Basta: Er musste zurück zu ihnen. Und wenn es das Letzte war, was er tat. OK, das wäre dann doch ziemlich dämlich.

Trotzdem. Er gehörte dazu. Und sie brauchten ihn, ganz bestimmt, irgendwie. Und wenn nicht, war das auch schnurzpiepscheißegal, denn er brauchte sie. Harry und Hermine, die waren seine Freunde, viel mehr als das, auch viel mehr als seine Geschwister und Eltern, und dabei waren die so fest in ihm verwurzelt, dass Ronald hätte heulen können, dachte er nur daran, einer von ihnen könnte den winzigsten Schaden nehmen. Und heulen, das war immerhin was, das machte er nicht mehr, seit er seinen Fuß über die Schwelle von Hogwarts gesetzt hatte, richtig?

Aber das, was sie schützte vor der Verfolgung, das verweigerte ihm auch die Rückkehr zu ihnen. Und dabei hätte er ihnen so viele wichtige Neuigkeiten zu bringen. Sie hatten keinen Empfänger, das wusste er ganz genau, hatte Hermine zwar an eine Menge Zeug gedacht, daran jedoch sicherlich nicht. Und selbst wenn, woher sollten sie wissen, wann sie einschalten mussten? Und das Passwort, immer aktuell geändert, kannten sie auch nicht. Es wäre von unschätzbarem Wert für die Zwei gewesen. Vor allem, weil es den Zweck erfüllte, der ihm zugedacht gewesen war: Es brachte Hoffnung.

Die war mehr von Nöten, hatte man einen grässlichen Horcrux um den Hals, der den Geist vergiftete und die Seele befleckte, böse Gedanken in den Schädel trieb und unheilvolle Träume heraufbeschwor. Selbst jetzt, in dieser so geborgenen Wärme und Heimeligkeit des Cottage am Strand, erschauderte er voll Ekel und Grauen, wie er sich daran zurück erinnerte, das kalte Metall im Nacken, das schwere Medaillon auf der Brust. So musste sich Frodo gefühlt haben mit dem Ring um den Hals, wenn das Auge nach ihm suchte. Er grinste. Geiler Vergleich. Und mindestens genauso wahr.

Ob sie einen Weg gefunden hatten, das Ding zu vernichten? Würde man davon etwas merken würde Vol … das lieber nicht denken … es spüren? Aus irgendeinem Grund war ihm voll bewusst, dass es noch nicht geschehen war, dass dieses fürchterliche Artefakt sich noch immer in ihrer beider Mitte befand. Und er wünschte sich, er hoffte inständig und betete sogar dafür, es möge keinen Keil zwischen sie zu treiben in der Lage sein. Selbst wenn das bedeutete, dass sie sich dafür so nahe kommen mussten wie diese beiden himmlischen Paare, die er heute hatte beobachten dürfen.

Für einen Moment piekste ihm eine heiße Messerspitze davon zwischen die Rippen, genau dort, wo ihm das Herz gegen den Brustkorb tickerte, und Ron zischte und rieb sich das weg. Eklig, wie das zwickte, so grausam und sorgenvoll, so ähnlich, wie man sich fühlte, wenn man irgendwas total Wichtiges hatte erledigen wollen und sich jetzt, kurz vor Abgabetermin, beim besten Willen nicht entsinnen konnte, was das eigentlich gewesen war. Nur, dass davon die ganze Zukunft abhing. Das Gerät in der Brusttasche seines Pyjamas, das er immer bei sich trug und selbst im Schlaf nicht ablegte, klapperte gegen seinen Schwertfortsatz, und unwillkürlich fingerte Ron es heraus und begann, damit herum zu spielen.

Da war kein Licht, das er an und aus knipsen könnte mit dem Deluminator, den Dumbledore ihm vermacht hatte, und deshalb ließ er die Kappe geschlossen, streichelte nur mit Daumen und Zeigefinger über die wunderschön verarbeiteten Einzelteile, das fettige Flecken darauf entstanden und sofort wieder fortgewischt wurden. Es war eigentlich nicht so wichtig, dass er keine Ahnung hatte, wozu das Teil gut war und was ausgerechnet er damit wollte. Vielleicht reichte es ihm einfach, dass es schön war, und dass es für ihn bestimmt gewesen war, dass der gute alte Professor auch ihn einfach mal bedacht hatte, wo er für andere so oft unterging neben seinem besten Freund, dem großen, dem berühmten, dem berüchtigten Jungen, der überlebt hatte.

Wenn die alle gewusst hätten, was für ne ängstliche, maulwurfblinde, tollpatschige Flasche Potter wirklich war. Er grunzte erneut und musste grinsen, völlig ohne Schadenfreude, ohne Neid und ohne Überheblichkeit. Weils gut so war. Weil Harry genau so, mit all seinen behämmerten Unzulänglichkeiten, seinem unverständlicherweise stetig zwischen Arroganz und Minderwertigkeit schlingernden Selbstbewusstsein, genau richtig war. Er würde ihn niemals anders haben wollen. Ein weiterer Grund, unbedingt zu ihm zurück finden zu müssen. Der baute alleine, selbst mit Hermines Hilfe, sonst einfach viel zu leicht und viel zu schnell Scheiße.

So tief in seinen Erinnerungen gefangen an Streiche und Blödsinn auf ihrem Turmzimmer, Dean, Seamus und Neville dabei, nahm er kaum wahr, wie über ihm das kleine Gaubenfenster geöffnet wurde. Die Stimmen blieben leise, zunächst nicht zu verstehen, und Ron lächelte nur und rollte mit den Augen, wie er gewahr wurde, nicht mehr richtig allein zu sein mit der herrlichen Nachtluft. Waren das Bill und Fleur, die da so kicherten und brummelten? Nein, es waren Lupin und Tonks, und er biss sich auf die Lippe, sobald er das begriff. Seltsam, nicht wahr? Doch eigentlich so überhaupt nicht. Es war unschlagbar, sie so erleben zu dürfen, wo er immer so reserviert war in der Öffentlichkeit.

Es gab keinen Grund, sich zurück zu ziehen. Sie taten nur, was er tat, tankten Sauerstoff und bewunderten die Sterne, und er kam sich vor wie in einer Lehrstunde und gleichzeitig so gar nicht, wenn Remus' rauer Bariton erklärte, aus welcher Richtung die Geminiden kommen müssten und dass ihr Jahreshöhepunkt längst überschritten sei. „Süden ist … da!“ behauptete er, ohne dass von dort unten ersichtlich gewesen wäre, in welche Ecke er tatsächlich deutete. Nur ihr Prusten und das feine Klatschen von Händchen auf Handrücken, das war deutlich genug.

„Als wenn du das noch wüsstest, so beschwippst, wie du bist,“ sprach Tonks ihm jegliches Urteilsvermögen ab, und Ron musste breit grinsen und sich selbst eine Hand vor den Mund halten, um nicht laut loszulachen. Oh ja, der war nicht mal die Treppe gerade hoch gekommen. „Beschwippst?“ beschwerte Lupin sich hörbar. „Ich bin nicht beschwippst,“ und am liebsten hätte nicht nur sie das vehement dementiert, hätte er sie nicht expliziter korrigiert: „Ich bin sturzbetrunken.“ Sie lachte wie ein plätschernder Wasserfall und wurde rüde unterbrochen dabei, und Ron musste sich nicht extra vorstellen, wie man das machte. Er seufzte lautlos und lehnte sich in seinem Sessel zurück, um nicht allzu viel davon mitkriegen zu müssen.

Und da war dieses Gefühl wieder, dieses erhebende Sehnen und gleichzeitig nagender Hunger beinahe. Das war ihm den ganzen Abend immer wieder passiert, dass sich das an ihn heran schlich und plötzlich da war, und er war sich bei jedem Mal unsicher gewesen, ob er sich das wünschte oder es lieber ganz weit weg scheuchen wollte. Nicht, weil es überhaupt da war, sondern, weil es eine Richtung hatte, und das nicht erst seit gestern.

Er war echt ein totaler Arschkopf. Mindestens so belämmert wie Barnabas beim Versuch, Trollen das Ballett beibringen zu wollen. Das war doch schon gewesen mit 13, 14 Jahren, spätestens aber in der Vierten zu diesem unsäglichen Winterball. Merlins Fußpilz, Krum hatte sich seine Fansympathien nicht verscherzt, weil er einen Schnatz gefressen hatte. Und McLaggen war nicht nur ein Rieseneumel, weil er so ein überheblicher Lackaffe war. Jetzt konnte er's doch wirklich einfach mal sagen, oder? Nicht mal laut, er war doch ganz allein und mit sich selbst beschäftigt, es war niemand hier, der sehen konnte, wie er rot wurde. Und was war so furchtbar daran, einfach mal die Wahrheit zu akzeptieren?

Dass er Hals über Sommersprossen in Hermine Jean Granger verliebt war. Nicht bloß Hoppla-hopp verknallt. Keine doofe Schwärmerei und keine Knutschgelüste und nichts dergleichen. Verliebt. Schon immer gewesen. Vielleicht auch schon mit elf, mit Dreck auf der Nase im Hogwarts Express. Nur da eben nicht geschnallt, weil er viel zu jung dafür gewesen war. Aber mit 17, da konnte man doch echt endlich mal zugeben, wie die Dinge standen, oder? Ihm wurde trotzdem davon ganz heiß, so als wäre der Kamin noch einmal voll entflammt und er säße direkt vor dem Funkenfänger. Sich an den Kragen fassend, musste Ron wieder für vermehrte Zufuhr eisiger, krisper Nachtluft sorgen.

Aber so war's nunmal. Er wollte, was die da oben hatten. Lachen und auskitzeln, ganz allein, nur sie beide, und sich dabei nicht unbehaglich fühlen. Flüstern, wispern im Dunkeln, sich necken, ohne böse aufeinander zu werden (meistens, jedenfalls). Und ja, auch das andere, was die sicherlich auch noch tun würden. Er musste ihre Worte nicht verstehen, den Tonfall darin, die kleinen Gesten sehen, die Körpersprache, um das zu erkennen. Die Augen schließend, versuchte er krampfhaft, diesen wonnigen Schauer zu überstehen, doch hinter den geschlossenen Bildern sah er viel zu viel, und dabei trug sie ihre wirschen Locken offen, und sie hatten diese winzigen abstehenden Wirbelchen, wie immer, wenn sie noch feucht vom Nebel waren. Dann mochte er sie am liebsten.

Ron entspannte sich, ohne es recht zu merken, rutschte gegen die Rückenlehne des Sessels und legte seine Schläfe dagegen ab, noch immer die Augen geschlossen, und so blieben sie, und erst, als Fleur am Morgen herunter kam, um Tee aufzusetzen, zog sie das Fenster zu und deckte ihren jüngsten Schwager mit einer Wolldecke zu, wie er träumte und sich wünschte, ein bisschen mehr wie sein großer Bruder sein zu können. Der tapfere William, der sich getraut hatte, das hübscheste Mädchen auf dem Platz anzusprechen. Und dabei wollte er doch bloß mehr sein als nur ihr bescheuerter, rothaariger Freund Ron Weasley.


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