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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Für immer so

von Teekon

Das klitzekleine Cottage war mit einem Mal so voller Leute und so voller Leben, als wäre irgendwo eine Konfettikanone inmitten eines bisher vor Spannung stillen Zirkuszelts losgegangen und hätte den Einzug der Clowns eingeläutet. Verflucht, so mussten sich die Hirten vorgekommen sein auf dem leeren Winterfeld, als urplötzlich der ganze Himmel von einem Horizont zum anderen mit Engelschören vollgestellt gewesen war, die ihr 'Halleluja!' durch die Landschaft schallten.

Krispe Kälte von draußen schaffte es gerade einmal, in winzigen Fingern zwischen all den Leibern und Mänteln und Stiefeln hindurch, hinein zu kriechen und sich bemerkbar zu machen, indem das lustig knisternde Feuerchen ein wenig flackerte, und dann war die Tür auch schon fast wieder zu und sperrte die eisige Nacht wieder aus. Heller wurde es davon nicht, wie sich alle, wild durcheinander sabbelnd und lachend und noch die festen Fäustlinge gegeneinander schlagend, in den kurzen Flur schoben und darin umeinander herum purzelten wie Kartoffeln im Sack. Vorwärts oder rückwärts gelangte dabei niemand, schaffte es nur mal von links nach rechts und wieder zurück, um jeden zu begrüßen. Dabei waren sie jetzt gar nicht so schrecklich viele.

Der Großteil der Familie befand sich nach wie vor im Fuchsbau, wo mehr Platz (und vor allem ausreichend Betten für alle) zur Verfügung stand. Vermutlich wäre auch diese kleine Abkommandierung hier an diesem Abend dort geblieben, wäre er nicht gewesen, und noch immer war sich Ronald nicht ganz sicher, was er von der Aktion halten sollte. Gehörte der Clan nicht zusammen, vor allem und besonders an Weihnachten? Hielt er sie nicht davon ab, vielleicht ein allerletztes Mal alle zusammen zu haben? Und wie war das für Mom, wenn ihr Ältester sich am Heiligen Abend nicht zuhause aufhielt, wie es immer gewesen war?
Aber dann wieder war es vor allem dieses mulmige Gefühl von unsicherer Befangenheit. Sie hätten ihn echt hier allein lassen sollen, er wäre schon zurecht gekommen mit ein bisschen Speck und Spiegeleiern, ehrlich. Nein, sie hatten sich anders entschieden. Waren bei ihm geblieben. Und dabei glaubte er sich dessen gar nicht würdig. Nicht nach dieser Drecksnummer, die er da abgerissen hatte. Zu spät und sowieso müßig. Sie waren hier, sein Bruder und dessen Frau, feierten mit ihm zusammen und hatten sogar Gäste eingeladen.

Und die standen jetzt hier zwischen dem schmalen, steilen Aufgang nach oben zu den Schlafräumen und dem schlauchförmigen, unglaublich gemütlichen Raum, in dem sich der Großteil des täglichen Lebens abspielte. Die Küche zweigte nach vorn ab, erfüllt von einem sagenhaften Duft nach gebratener Gans und saftigem Rotkohl mit Apfelstückchen, Maronen und reicher Specksauce, und Fleur hatte etwas gebacken, das aussah wie ein Holzscheit für den Ofen, nur mit ungefähr fünftausend Mal so vielen Kalorien. Bill hatte was gefaselt davon, dass er das Teil höchstpersönlich „verbrennen“ wolle, und zwar ganz allein, woraufhin sie ihn als 'Glouton' bezeichnet und so glockenhell lachend geschlagen hatte, als wäre sie selbst die Silberschelle am Weihnachtsbaum.

Der stand ganz traditionell in der Ecke hinter dem Kamin, da, wo auch das Klavier sich an die weiß getünchte Wand schmiegte, und wo seine Kerzen noch nicht entzündet waren, schimmerte er nur magisch in beruhigender Dämmerung. Flammenschatten tanzten über die polierten Kugeln aus Gold und Rot, knisternde Strohsterne dazwischen, und Engelsgesichter aus geschnitztem Holz glommen förmlich von der indirekten Beleuchtung aus sattem Gelborange. Festgesteckt auf ausgestreckten Tannenzweigen, schienen die geblasenen Glasvögelchen jeden Moment lossingen zu wollen, Frühling, mitten im tiefsten Winter. Und dicht an den Stamm gekuschelt, zirpte und gurrte Ginnys in Pflege genommener Minimuff Arnold selig vor sich hin.

Das war nicht die einzige Dekoration, die Shell Cottage schmückte dieser Tage. Wo immer sie gekonnt hatten, wie auch nur im entferntesten möglich gewesen, hatten sie verschönert und geschmückt, Girlanden aus aneinander geflochtenen Schleifchen und auf Schnüre aufgezogene Cranbeeren an Holzleisten geschlagen, und überall duftete es nach Immergrün und Zimt. Die Kissenbezüge und Überwurfdecken waren mit weihnachtlichen Motiven bestickt, Nüsse und Zapfen drubbelten sich wie Freunde am Glühweinstand auf dem Tischchen zwischen den Sesseln und der Couch, und in den Sprossenfenstern zum Strand hinunter leuchteten Spitzbögen und warm goldene Laternen.

Im Großen und Ganzen ein perfekter Ort, um das Fest zu begehen, befand Ronald, auch wenn er sich noch immer so merkwürdig fühlte, und obwohl er das Gewissen nicht loswurde, das ihn immer wieder und wieder fragte: 'Wie geht es den beiden wohl? Wo sind sie? Haben sie auch so viel Grund, dankbar zu sein?' Er wusste es nicht. Und er würde es auch nicht herausfinden. Oder zumindest war ihm noch immer keine Idee gekommen, wie er es in Erfahrung bringen könnte. Solange war er an das Wohnzimmer seines großen Bruders gefesselt.

So tief erneut in diesen zwiespältigen Gedanken aus Weihnachtswonne und Kummer verstrickt, hätte er fast nicht bemerkt, wie auch er nun einbezogen wurde, und aus dem Pulk heraus tretend, quietschend vor unerwarteter Wiedersehensfreude und noch fest in einen lilafarbenen Mantel mit abgesetztem Fell gehüllt, entdeckte sie ihn an der Ecke zum Speiseraum. „Ron!“ schrie sie förmlich, hochfrequent wie ein aufgewachter Bilch im Dachgebälk, und auf ihn zu trippelnd, breitete Dora schon die Arme aus, um den jüngsten Weasley-Sohn in eine rippenbrechende Umarmung zu schließen und wiegend zu drücken.

Röchelnd, die Augen fast aus den Höhlen tretend, erwiderte Ron zaghaft und traute sich kaum, ebenso enthusiastisch zu sein, um sie nicht dazu zu bewegen, ihn endgültig zu zerquetschen. Denn bei Merlins Bart, er konnte schwören, das brächte sie fertig. Genug mit ihr erlebt, nicht bloß diesen Höllenritt auf dem Besen von Little Whinging zu Tantchen Muriel. Und dass sie diese ihr so eigene, endlose Freude am Leben und die unbrechbare Fröhlichkeit an den Tag legte, verwunderte ihn nur ein Fingerschnippen lang. Bis er den langen Schatten hinter ihr erkannte.

„Ronald,“ sagte Remus Lupins rauchige Stimme, gelassen und mit dem leisesten Unterton des selben Gefühls, wie seine Frau es gerade noch überschwänglicher präsentiert hatte, während sich Dora schon wieder herumdrehte in der Geschwindigkeit eines Eichhörnchens auf Koffein, um ihre viel zu warmen Wintersachen los zu werden. „Schön, dich wohlauf zu sehen,“ fuhr ihr Gatte fort, griff zwischen ihr und Bill hindurch, der nun rückwärts schwankend versuchte, Platz zu schaffen. Seine Hand, die gestrickten Handschuhe schon ausgezogen, schüttelte sacht, aber fest, Rons Rechte, und der Junge war schrecklich froh, dass es so dunkel war im Erdgeschoss, denn seine Wangen mussten für einen Moment die Farbe von reifen Granatäpfeln annehmen.

Oh Mann. Wie lange war das her, dass er ihn das letzte Mal gesehen hatte, seinen ehemaligen Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste, das Ordensmitglied? Er wusste es genau, fast auf den Tag auszurechnen. Und er erinnerte sich auch noch, als wäre es vor zwei Herzschlägen gewesen, was geschehen war, ehe seine Robe flatternd in dem engen Flur verschwunden war, auf den gesplitterten, schwarz-weißen Fliesen von Grimmauld Place. Geknallt hatte es. Figurativ gesprochen wie tatsächlich. Und hier stand er, blass und bleich, aber aufrecht, wie eh und je, gezeichnet von der kalten Jahreszeit mehr als vom fast zwei Wochen zurückliegenden Vollmond. Und er lächelte ihn an. Nicht komplett frei davon, aber echt und ehrlich. Am liebsten wäre Ron im Erdboden versunken.

„H … hi, Remus,“ stammelte er und erwiderte die Geste des Händeschüttelns fast ein wenig zu heftig, wie er sich vorkam, als wäre er ein Laternenpfahl, den man einen halben Yard zu weit vorn auf den Bordstein gesteckt hatte, und er konnte ihn nur ansehen, indem er immer wieder und wieder hastig die Augen senkte und hob, senkte und hob. Obwohl er gerade wegen dieser Geschichte so durcheinander war, lenkte ihn nur eins zumindest ein bisschen von der Verlegenheit ab, und das war 'Tonks' selbst, die sich aus dem Mantel pellte.

Eine wunderschöne, seidige Bluse aus feengleichem, dünnem Stoff kam darunter zum Vorschein, und das weiche Material konnte weder irgendwas verdecken, noch wollte es das, ganz im Gegenteil. Es spielte ganz wunderbar mit diesem neuen Aspekt ihrer Figur, und es konnte so dunkel sein auf der Diele, wie es wollte. Bill musste einfach gleich abgehackt stottern, als habe er sich tödlich verschluckt, und Fleur schlug nur die Hände vor dem milden Rosé ihres Gesichts zusammen und kreischte auf. Wer das nicht sah, was da mit Dora passierte, der hätte auch den dicken, roten Hintern vom Weihnachtsmann im Kaminschacht persönlich übersehen.

„Merlins Plautze, bist du schwanger?“ brachte William ungebührlich heraus, auf den zart gerundeten Bauch starrend, während sich der dritte Gast augenrollend einen Weg ins Innere des Hauses zwischen ihm und ihr hindurch bahnte. Wahrscheinlich hätte Ron die Steilvorlage nicht liegen gelassen, wie sein Bruder nur so bescheuert sein konnte, ausgerechnet von Wampen zu reden, wenn er eine Frau fragte, ob sie ein Kind kriegte, wäre er nicht selbst so überrascht, erschrocken, geschockt gewesen ob dieses Anblicks. Panisch aufschreien wollte er und konnte nicht, blieb es ihm im Hals stecken, wie er nur zurück springen konnte.

Diesen Gesichtsausdruck kannte sie schon, der war nichts Neues für sie, und so schmunzelte die herbe Schönheit nur und lächelte, und das allein verwirrte den Jungen nur noch mehr. Mit aschfahler Miene, die noch zum Handshake ausgestreckte Rechte jetzt zitternd, dass der Zeigefinger deutete, japste er vor sich hin. „Aber … aber … Sie …,“ mehr bekam er kaum hin, „sehen aus wie ...“ Sie lachte. Nicht irr, nicht schrill, nein, warm und zärtlich, wie sie sich eine brünette Locke aus den Augen wischte. „Wie meine Schwester?“ fragte Andromeda Tonks und zuckte nicht einmal entschuldigend mit den Achseln. „Das höre ich öfter,“ versicherte sie, und dann war sie auch schon im Wohnzimmer und schickte sich an, einen Platz auf der Couch einnehmen zu wollen.

Rons Mund klappte ungläubig zu, hin und her stierend zwischen ihr, ihrem Schwiegersohn und ihrer Tochter, konfrontiert mit drei Seltsamkeiten auf einmal, und eine wäre schon zu viel gewesen für den Teelöffel, den ihm Hermine immer so gern unterstellte. Ja, vielleicht hatte sie recht. Mit sowas war er echt total überfordert.

Klar, er hatte seit Monaten gewusst, in welchen Umständen sich Tonks befand, aber es so deutlich nun vor sich zu sehen, das war schon was ganz anderes. Remus hatte es gesagt – 'sie bekommt ein Baby' – doch wie überflüssig und nichtssagend Worte sein konnten, das erkannte er erst bei diesem Anblick. „Quelle bonheur!“ quietschte Fleur und klatsche in die Hände, bewunderte förmlich die neue Figur der ehemaligen Aurorin, die sich mit langgliedrigen Fingern, den blassblauen Stein an ihrem Ring daran, den Bauch stützte und „im Frühling“ gestand. Mann. Sie glühte von innen heraus, wie eine Sternschnuppe. Davon konnte einem ganz anders werden.

Es war nicht nur sie. Auch er, Remus, strahlte, als habe jemand im Sturm eine Fackel entzündet, die nicht vor hatte, zu verlöschen oder auch nur im geringsten zu flackern. Seine ganze Erscheinung wirkte anders, Ron konnte das nicht recht erklären oder beschreiben, diese Felsnadel in der Brandung, Wasser in der Wüste. Der altbewährte Kniff in seinem Mundwinkel setzte sich als Funkeln in die silbernen Augen fort und zauberte Millionen kleiner Sterne dort hinein. Das kam nicht von den Lichtern auf der Fensterbank, und Ron lief ein merkwürdig gemischter Schauer aus wohliger Wärme und hehrem Staunen das Rückgrat hinunter.

Wie Bill dem alten Lehrer neben sich fest die Flanke klopfte und sich zu ihm beugte, das kriegte er nur halb mit. „Mir würd' der Arsch so auf Grundeis gehen,“ murmelte William zwischen den Zähnen hindurch, tief brummelnd und es die Damen bloß nicht hören lassend, die sich sowieso viel zu sehr freuten und miteinander beschäftigt waren. Dass beide gleichzeitig, Ron an seiner Ecke, Remus gleich neben ihm, grunzten, fiel nicht auf. Mit weiten Augen hielt der Jüngste sich an der Kommode fest und dachte lieber gar nicht erst richtig darüber nach, konnte das Bild, das für eine Sekunde durch seinen Geist rauschte, dennoch nicht verhindern und musste sich deshalb erst recht anlehnen, während Lupin das heftige Erröten mehr schlecht als recht unterdrückte, und mit gerollten Pupillen zugab: „Mein Hintern ist auch ordentlich verfroren,“ und er klopfte sich mit beiden Händen auf den Hosenboden, dass Bill gelöst lachen musste.

Die Mädchen waren bereits durch sie hindurch gewuselt, und auch der Herr des kleinen Hauses an der Küste von Cornwall schickte sich an, zurück in die Wärme vor den Kamin zu wollen, wo Fleur nun Gläser für einen Begrüßungsumtrunk verteilte. Einen wunderbaren Sanddornlikör hatte sich das Paar dazu auserkoren, und der ruhte sämig in seiner satten Farbe in einer kunstvollen Flasche auf dem Sims. Später, nach dem ausgedehnten Dinner, würde es mehr davon geben, und dazu besten, abgelagerten Feuerwhiskey und süffigen Elfenwein, wie sich das gehörte, um die Seele genauso zu pflegen wie das Herz. Aber bis dahin war es noch Zeit, und solange der Verstand noch funktionierte, sollte er genutzt werden.

Seinen Oberarm knapp unter der Schulter mit einer Hand umfassend, zog Remus den früheren Schüler und jetzigen Flüchtling ein Stück weiter in die angenehme Dunkelheit unter dem Treppensturz, wo das immerwährende Rauschen der Wellen, keine 100 Yards entfernt, eindringlicher zu vernehmen war und die Stimmen der fröhlichen Hexen und des Zauberers ein wenig gedämpfter klangen. Noch immer war Ron viel zu konfus, als dass es ihm hätte peinlich werden können. Oh, bitte, kein Gespräch darüber, es war ihm doch so schon so schrecklich ungemütlich zumute, nur daran zurück zu denken, was Harry gesagt hatte und wie entsetzlich grau-grün die tiefen Falten rechts und links von Remus' Nase geworden waren. Wieso ausgerechnet mit ihm? Er konnte echt nichts dafür, wirklich nicht!

Aber so wie Lupin lächelte, verschmitzt schmunzelnd fast, wie er einen Blick über seine eigene Schulter warf und zuschaute, als Fleur, noch immer eine von Doras Händen haltend, bestimmt an Bills hübscher Weste zupfte und mit von dunklem Blut schimmernden Wangen und ihrem entzückenden Akzent „isch will auch!“ verlangte, ging es nicht darum. Nur einen Moment schüttelte Remus das Kinn, um sich auch an andere Dinge zu erinnern, und dann legte er den Kopf auf die Seite und forschte in dem jungen Gesicht voller Weasley'scher Sommersprossen, egal wie dunkel es dort zwischen Küchentür und Garderobe war. „Alles in Ordnung?“ fragte er, und es dauerte, bis Ron die Worte überhaupt wahrnahm.

„Hm?“ machte er, hielt inne und erschauerte regelrecht, als habe er Schneeflocken auf der Jacke und wolle sie zu Boden rieseln lassen, um ins Hier und Jetzt zurück zu finden. „Oh,“ entschuldigte er sich für seine Abwesenheit und spürte selbst schon, wie ihm wieder verlegene Röte unter die Augen schoss, „ja, alles OK.“ So ganz stimmte das nicht, und Lupin erkannte das sofort, das brauchte er nicht zu sagen. Doch er erwähnte es gnädigerweise nicht, ließ dem jungen Mann seine Fassade, und dankbar dafür quälte Ron sich ein Grinsen ab. Dreck. Bill hätte ruhig mal erwähnen können, wer sie heute Abend besuchen kommen würde. Vor Remus konnte man nicht wirklich viel verbergen.

Das Schnattern und Klirren der Gläser im Wohnzimmer war weit entfernt, und eine dumpfe Glocke legte sich über die beiden, so dass sie frei sprechen konnten. „Was ist passiert?“ wunderte sich Lupin nicht eine Sekunde lang laut über das Hiersein des dritten Ausreißers, hatte genauso wenig wie all die anderen Familien- und Ordensmitglieder keinen Schimmer gehabt, dass Ron sich hier in Shell Cottage aufhielt statt irgendwo da draußen mit Harry und Hermine, bei ihrem mysteriösen Auftrag. Allein. In der Kälte. Und Ron war sich nicht sicher, ob er das begrüßen sollte oder nicht. Es war fast so, als hätte er es erwartet, ihn eines Tages getrennt von den anderen zu erwischen, so als wäre jedem klar gewesen, 'Ron kneift', 'Ron macht sich aus dem Staub', 'Ron, dieser alte Schisser'. Und das war ihm nicht nur peinlich, das schmerzte und demütigte einen sich schuldig fühlenden Stolz.

Mit gesenktem Haupt, die Schultern nach vorn geknickt, versenkte er eine Hand in seiner Jeans, und wie er dadurch die auf Hochglanz gebrachten Oxfords unter Remus' besten Hosenbeinen hervor lugen sehen konnte, schämte er sich nur umso mehr. Er hatte nicht mal für den Anlass angemessene Kleider an, wo selbst der bettelarme Werwolf herausgeputzt war. „Wir,“ fing er an und schluckte fest einen Klumpen dieses grässlichen Gefühls hinunter, dass er einen ganz schalen, fauligen Geschmack in den Mund bekam, so als hätte er sich tagelang nicht die Zähne geputzt, und er hoffte, zumindest nicht so zu riechen. „Wir haben uns ordentlich gestritten,“ gab er zu.

Remus sagte keinen Ton, hielt nur weiter mit flacher Hand, die Fingerspitzen sanft gebeugt, seinen Arm fest und beugte sich leicht vor, was kaum nötig war, so groß war Ron mittlerweile selbst geworden. Ein echter Weasley eben, lang und schlacksig wie sein Vater. „Über den Weg, über unser Vorgehen, den nächsten Schritt,“ zuckte er mit den Achseln und spürte dabei einmal mehr die Last dessen, wie nichtig und bescheuert das gewesen war. Und doch so essentiell und wichtiger als alles andere. Und über noch was hatten sie sich gezankt. Aber das wollte er nicht sagen und presste es die Kehle herunter, dass ihm noch einmal derb schlecht wurde. Hermine.

Wie die so silbern aufleuchtenden Regenbogenhäute ihn musterten, vorsichtig, fast so, als würde er damit eine schützende Schicht Lack auftragen können, das konnte Ron nicht sehen, nur irgendwie fühlen. Das hatte Remus immer unglaublich gut fertig gebracht. Unbändiges Talent dazu, andere zu inspirieren, in ihnen zu lesen wie in einem spannenden Roman, ihre Stärken heraus zu filtern und sie so an die Oberfläche zu ziehen, dass selbst der tumbste und herzblindeste Volltrottel sie einfach erkennen musste, um sie endlich anwenden zu können – wie Neville damals, in ihrem dritten Jahr. Es wärmte von Innen heraus genau so wie von außen, und sich ein wenig entspannend, lächelte Ron sogar wieder, wenn auch noch müde und schmerzvoll. Er wünschte, er wäre jetzt bei ihnen. Er konnte nicht.

„Ich schätze, das verdammte Ding hatte mit Schuld dran,“ erkannte er nun erst so recht, und eine Falte wanderte auf seine Stirn dazu, wie er nickte und sich selbst damit entlastete. Es war nicht allein er gewesen, der da solchen Mist gequatscht hatte und so fürchterlich gemeine Sachen hatte ausspucken lassen, die nur halb wahr waren. Ein Spiegelbild von ihm, bekam auch Remus diese Furchen über den Brauen, und er krümmte den Rücken nur noch etwas mehr, um dem jungen Mr. Weasley ins Gesicht schauen zu können. „Dieses Ding?“ wiederholte er, gleichzeitig fragend, was er denn damit meinen könnte, und augenblicklich explodierte ihm wieder förmlich der Kragen, dass die Sommersprossen in der Röte schwammen.

Scheiße und Merlins Kotze! Das hatte er gar nicht sagen wollen. Remus konnte und durfte auch nichts wissen von Horkruxen, das war doch das Geheimnis an der Sache! Auch wenn er das für einen Moment mal wieder hirnrissig fand. Wäre es nicht einfacher, mehrere Trupps nach den Seelenstücken des Lord V suchen zu lassen? „Erm,“ machte er stammelnd und biss sich kauend auf die eigene Lippe, „nichts. Nicht so wichtig, dummes Zeug.“ behauptete er und wusste sofort, dass Lupin ihm nicht glaubte. Und genau wie vorhin noch, bohrte er dennoch nicht weiter. Ein halb verstehendes, halb noch immer neugierig interessiertes Funkeln huschte durch die reflektierenden Augen. „Ah,“ wisperte der ehemalige Professor leise, es ging im Knacken der Holzscheite unter.

Ihn schnell davon ablenken, das war die einzige Lösung, die Ron dafür parat hatte, obwohl er nicht die geringste Ahnung hatte, ob sowas bei dem so gern unterschätzten, aber gewieften Mann funktionierte. „Ich kann nicht zurück,“ platzte er heraus, und erst als es draußen war, wurde ihm bewusst, was er damit eigentlich wirklich gemeint hatte. Er wollte so unbedingt. Und niemals zuvor oder irgendwem anderes hatte er das so explizit preisgegeben. Nicht mal sich selbst gegenüber. Der flehentliche, verzweifelte Ton in diesen vier Worten schwebte regelrecht schneidbar zwischen ihnen, und sofort mischte sich eine dünne Schicht aus Mitleid und Verständnis in Remus' Wissbegier. Er nickte nur schwach, aber nachdrücklich.

„Es geht ihnen gut,“ versicherte Lupin, seine Hand nun leicht reibend am Oberarm des Jungen, und sie beide wussten, dass er das gar nicht wissen konnte. Es half trotzdem irgendwie und beruhigte zumindest genug, um die so plötzlich hochgeschraubte Herzfrequenz wieder sinken zu lassen. „Ja, wahrscheinlich,“ trieb auch das Ron in einen weiteren Zwiespalt. Denn das bedeutete, dass sie ohne ihn zurecht kamen. Ihn nicht brauchten. Weder er, sein bester Freund, noch sie, seine … ja, wie auch immer. „Und es wird werden, hörst du?“ tröstete Remus weiter, wandte sich in der dunklen Diele herum und wechselte auf die Rechte, um sein Gegenüber langsam und bedächtig in Richtung des Zimmers schieben zu können.

Mehr brauchte keiner von beiden zu sagen. Zumindest heute Nacht, am Weihnachtsabend, sollte Ron sich ein wenig zurückziehen von der Kälte und der Angst da draußen vor den Fenstern, hinter den Dünen im Rücken des Hauses, wo der Garten verwunschen unter Raureif und halb vergangenem Schnee lag, feiern und genießen. Dazu trugen Kerzen und Festmahl und Likör genauso bei wie die Gesellschaft.

Sie aßen gemeinsam an der langen Tafel, Knödel zum Rotkohl und jede Menge von dem armen Vogel, dem sie Maronen in den Bauch gestopft hatten, dass der Tisch fast überquoll von Soßenschüsseln und Platten, und es wurde gelacht und geredet, nicht von Krieg und Scharmützeln und verschwundenen Freunden und der ewigen Gefahr, in der sie alle steckten. Von vergangenen Weihnachtsfesten erzählten sie, von damals, als Dora eine rote Kugel im Baum mit einem der wunderschön gestreiften Äpfel vom windgepeitschten Schaukelbaum verwechselt hatte, und sie beschwerte sich lautstark – dabei selbst amüsiert und gröhlend vor Spaß â€“ darüber, dass ausgerechnet diese Story immer wieder aufgewärmt werden musste.

Um sie zu unterstützen, gab Bill also sogleich die Nummer zum Besten, wie Ron von seinen Zwillingsbrüdern in ein Rauchgoldengelkostüm gesteckt worden war und sich ganz oben im Baum wiedergefunden hatte, Merlin sei Dank viel zu klein gewesen, um sich an diese entsetzliche Farce persönlich entsinnen zu können, und so schlug er nur die Hände vor dem Gesicht zusammen und verbarg sich dahinter, greinend und protestierend, aber er kam genauso wenig darum herum. Fleurs Vater, nicht anwesend, kriegte sein Fett weg mit einer langen Nudel, die sich in seinem feinen Bärtchen verfangen hatte, und die er erst bemerkt hatte, als er am nächsten Morgen zum Schneeschippen hatte hinaus gehen wollen. Festgehext von seinen begabten Töchtern.

Silberglöckchen klingelten an den Zweigen, wie die Lichter der Tanne entflammt wurden, den ganzen langen Raum in ein sagenhaftes Gold tauchend, dass die Nacht ausgesperrt wurde und nicht einmal durch die finstersten Ritzen hinein zu kriechen vermochte. Sie versammelten sich davor und darum herum, die Geschenke aufgestapelt um den Stamm, der Eierpunsch nur sein übriges dazu tuend, ihre Stimmung in höchste Gefilde zu schrauben. Ihre Wangen leuchteten, Ron konnte das so gut sehen von seinem Platz auf der Couch aus, in allen Gesichtern, von seinem Bruder über seine brutal schöne Ehefrau zu Tonks mit ihrem anbetungswürdigen Babybauch, dem glücksbeseelt strahlenden baldigen Vater bis zu Andromeda gleich neben ihm, genauso verklärt beobachtend wie er.

Wann sie letztendlich dazu übergegangen waren, ihre Lieder selbst zu singen, sich nicht mehr auf den Magischen Rundfunk verlassend, daran erinnerte er sich selbst viele Jahre und Jahrzehnte später kaum noch. Die Finsternis konnte ihnen nichts anhaben, wenn Remus auf dem Klavier herum klimperte, nur einige wenige Nummern perfekt spielen könnend, Dora auf seinem Schoß sitzend, es nur noch schwieriger machend. Und Bills ihm so vertraute, nun irgendwie rauchigere Basssingstimme, stimmte mit ein in das eigentlich doch als Duett gedachte Stück. Gar nicht möglich war das Fleur, so fürchterlich lachen musste sie, kichern, gibbeln mehr, und sich dabei an Williams Brust festhalten, wo die Westenknöpfe längst geöffnet waren und gegen die Taschenuhr klimperten.

Welch großes Glück. Hatte sie das nicht vorhin selbst noch gesagt? Hey, so schlecht war sein Französisch wohl gar nicht, wenn er das verstanden hatte. Ron ertappte sich dabei, wie er lächeln musste, und als wäre es das Motto des Abends, konnte er sich nicht entscheiden, ob es eher leidend oder freudig zu nennen war. Wieso nicht beides? Es war so schön, diese beiden Paare da zu sehen, sich an einander festhaltend, egal, welcher Horror morgen wieder ihr Leben bestimmen würde, wie sehr sie sich mit Kampf und Zukunft beschäftigen mussten, die so düster war wie der Brunnenschacht zur Hölle. Sie sollten sich einzig und allein am Hochgefühl ihrer Liebe laben, nichts Anderes, genießen dürfen, wie sich Erfüllung anfühlte, so wie die Weichheit unter Remus' Hand auf ihrem Bauch, wo sie seine Finger mit ihren umschlang.

Oh, und er wusste mit einem Mal, was los war, was wirklich, wirklich vor sich ging. Wo Ronald Weasley so gern ein ewiges Kind, ein dummer Schuljunge geblieben wäre, der mit Pfosten Potter über das Quidditchfeld stob, Zauberbonbons schluckte um Löwengebrüll von sich zu geben und jeden im Schach schlug, war es ihm plötzlich aus vollem Herzen klar: Das da, das gab's nur für erwachsene Männer, denen bewusst war, was sie da vom Schicksal geschenkt bekommen hatten. Und das war nicht erschreckend, das ließ nur eine winzige Bitterkeit in aller Süße zurück. Dafür konnte man 'groß' werden. Weil man das auch wollte, weil man auch sein Mädchen so halten wollte. Und er schloss die Augen und stellte es sich vor, und da war kein Schleier mehr dazwischen, keine alberne Eifersucht und kein Streit.

Dass die Frau neben ihm, Andromeda, Tonks' Mama, ganz ähnlich ausschaute, wie sie sich alle Weihnachten ins Gedächtnis rief, die sie jemals unter dem kitschigen Baum in ihrem Haus an der Chaffinch Lane verbracht hatte, allein nun, so schrecklich allein, das bemerkte er nicht. Aber das war auch nicht wichtig, denn er war ganz und gar weit fort, in einer Zeit, die noch kommen wollte, wenn kleine rothaarige Biester um seine Füße stoben und so laut lachten, dass der Kronleuchter von der Decke segeln mochte.

Und während Ron noch träumte, schmiegte sich Fleur ein wenig enger an Bills breite Schultern, dass er das Kinn in ihre Halsbeuge legen konnte, und Dora und Remus wünschten einander leiser und leiser singend, es möge Weihnachten bleiben für den Rest aller Tage und darüber hinaus. Nur, damit es in den Himmel geschrieben stehen bleiben konnte zwischen Sternen, die so hell und so blitzend funkelten wie die Kerzen am Baum: 'Und sie finden das fabelhaft'.


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