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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Tapetum lucidum

von Teekon

Achtung! Es existiert ein Kapitel 273a! Zu finden - wie immer - bei meinen anderen Fanfictions!


Auf Zehenspitzen tappste er über die Auslegeware, sorgsam darauf bedacht, nicht mit dem Zauberstab an die Klinke zu stoßen und davon ein helles, klingelndes Geräusch entstehen zu lassen, wie er bereits mit einer Hand danach griff und die Tür lautlos zuzog. Extra noch gestern Abend geölt. Und er verharrte auf dem Absatz, ein gleißender, schmaler Neumond durch das Erkerfenster in seinem Rücken einen langen Schatten die Treppe hinunter werfend. Nichts rührte sich. Es war still und friedlich im Haus.

Nur das Ticken der Standuhr auf der Kommode unten im Salon, wo der Rahmen dazu die meiste Zeit unverschlossen blieb, begleitete ihn, wie er sich aus der kurzen Starre löste und hinter die enorme Vase mit dem Trockenstrauß langte. Den dahinter abgestellten, gut gefüllten Rucksack zog er quälend langsam nach vorn, auch damit ja keinen Ton verlauten zu lassen. Und dann schlüpfte er rasch ins Badezimmer und mauerte sich dort drinnen ein, ganz normal, ganz unverfänglich. Niemand machte sich Gedanken, wenn jemand nachts mal kurz zur Toilette das Bett verließ.

Kurz nach vier Uhr war es, hatte ihm sein Wecker noch verraten dort drinnen auf dem Nachttischchen. Die richtige Zeit. Dann, wenn der ganze Vorort schlief. Einschließlich seiner Familie. Sich hastig aus dem Pyjama pellend, hüpfte er förmlich auf einem Bein, und bei seiner Körpermasse war es nahezu eine Meisterleistung, dass davon nicht die Zimmerdecke unter ihm schwankte. Das wäre nicht gut, da würden sie ihn hören. Ob sie einen festen oder einen leichten Schlaf hatten dieser Tage, das wusste er nicht.

In Windeseile war er umgezogen, aus dem Nachtgewand in derbe Hosen aus der Werkstatt gewechselt, ein schwerer Troier, der Reißverschluss zugezogen, über den Kopf geworfen. So konnte man hinaus gehen in die finstere Kälte des späten Novembers, Totensonntag voraus, und morgen schon würden die Menschen zu den Friedhöfen strömen, um Kränze niederzulegen, um ihrer Verstorbenen zu gedenken, das Ende des Kirchenjahres zu zelebrieren. Feiern konnte man das nicht nennen.

Mom und Dad mussten in diesem Jahr auf ihn verzichten. Sein Bruder würde das erledigen, es war schon in Ordnung, sie würden es ihm verzeihen, da war er sich sicher. Auch wenn er es immer von ihnen hatte fernhalten wollen, so hatten sie es doch spätestens verstanden und durchschaut, als das Mädchen weinend auf ihrem Sofa, hier, keine 20 Yards von ihm entfernt, ein Stockwerk tiefer, den Verlust ihrer Kindheit betrauert hatte. Denn sie konnte nicht nach Hause zurück, hatte keine liebenden Eltern mehr, die auf sie warteten, sich auf sie freuten, sie wiedersehen wollten.Weil sie ihn liebte, und weil sie bei ihm sein würde, für immer.

Kurz blieb er stehen, aufrecht, damit er die Lungen bis in den hintersten Winkel mit dem Duft von Zahnpasta und feuchten Fliesen füllen konnte, wie er daran zurückdachte. Immer stolz gewesen, nie minderwertig gefühlt, auch damals nicht. Aber dass er nie Angst gehabt hätte, dass er nie dieses mulmige Beißen gespürt hätte, das ihm Verachtung und Geringschätzung um die Ohren schlug, das konnte Ted Tonks nicht behaupten. Denn ja, er war nunmal das Kind von Muggeln, von nicht-magischen Menschen, und das hätte er auch niemals anders haben wollen. Weil sie fantastische Eltern gewesen waren.

In seiner Welt jedoch, da war es ein Makel gewesen, den er nie ganz hatte vergessen können. In der Schule Freunde gehabt, Anerkennung ob seiner großartigen Leistungen im Besensport, kein schlechter Schüler und deshalb auch von den Lehrern mit Wohlwollen betrachtet, waren da doch immer genügend Leute gewesen, die ihn tagtäglich daran erinnert hatten. Nicht so wichtig, nichts, worüber man sich den Kopf zerbrechen oder wovon man sich seine unerschütterliche gute Laune verderben lassen musste. Bis zu dem Tag, an dem sich sein Herz ausgesucht hatte, an Andromeda Blacks Handgelenk baumeln zu wollen.

Keine Chance, nicht die geringste, eine solch umwerfende Schönheit für sich zu gewinnen, hatte er sich eingeräumt. Selbst wenn sie nicht aus dem reinblütigsten und am meisten darauf pochenden Clan der gesamten britischen Inseln stammen würde. Aber dadurch erst recht. Und Mann, hatte er da falsch gelegen. Noch immer ein Wunder für ihn, noch immer der unumstößliche Beweis dafür, so grundfest wie die Form des Planeten, dass Liebe immer siegte, dass es keine größere Magie geben konnte von hier bis zu den unendlichen Weiten des Universums und dessen unvorstellbarer Grenzen. Und wenn ihre Eltern das noch tausendmal leugnen wollten. Er hatte Cygnus Blacks leichenblasse Miene gesehen; ihm konnte er nicht erzählen, er habe sein Mädchen, das Kind, das auf seinem Schoß gelacht hatte vor seligem Glück, nicht in jedem zittrigen Schlag seines schwächer werdenden Herzens vermisst, bevor es ihn ins Grab gebracht hatte, so viele Jahre nun schon her. Auch wenn er seiner geliebten Drom niemals davon berichtet hatte. Und es sicherlich niemals tun würde.

Weil es ihr weh getan hätte. Und das war etwas, das brachte Ted nicht fertig, nicht mit voller Absicht, nicht, wenn es nicht unbedingt notwendig war. So wie heute Nacht. Den nun ein wenig leichter gewordenen Rucksack erneut aufhebend, öffnete er die Tür und lugte daraus hervor, wollte sicher sein und sicher gehen, niemanden aufgeschreckt zu haben. Doch es rührte sich nichts auf dem kurzen, dunklen Flur, der nach links herum zu Gästezimmer und Abstellkammer in der Dachschräge führte. Vor ihm lag die enge, steile Treppe, und er drückte sich hinaus und schlich Stufe um Stufe abwärts.

Hier kannte er jeden Tritt, jede Diele und den Handlauf des Geländers so gut wie seine eigene Nase, über die er sich kurz wischte, ehe er um den Absatz herum trat in den Schlauch, der durch das Haus bis zur Küche verlief. Auch dort war alles still, die Gardinen nicht einmal zugezogen und die so kontrastreichen Fliesen aus den 70er Jahren vom Mondlicht glitzernd beschienen. Voll war ihre Garderobe immer gewesen, er konnte sich kaum an die Zeiten erinnern, in denen das nicht so gewesen war. Vor Doras Geburt musste das so gewesen sein, eine kleine Weile lang. Seit das Mädchen ihre Klamotten selbst kaufte, ein Ding der Unmöglichkeit. Sie hatte zumindest diesen Zug einer echten Prinzessin besessen: Mäntel! Jacken! Schuhe! Mehr!

Es fiel ihm dennoch nicht schwer, genau das Kleidungsstück heraus zu suchen, das er anzuziehen gedachte, und mit geübten Fingern in der Dunkelheit, befreite Ted Tonks einen ganz gewöhnlichen, aber herrlich warmen Lodenmantel, den er von seinem Vater geerbt und jeden Winter seines Lebens voller gedenkender Liebe und heimeliger Dankbarkeit übergestreift hatte. Egal, wie pikiert oder erstaunt man ihn dafür anstarrte, wenn er damit durch die Winkelgasse zu seiner versteckt gelegenen Werkstatt gestiefelt war. Besser, keine allzu zauberische Robe zu tragen auf diesem seinem geplanten Weg.

Ihn anzuziehen, den Mantel, dazu kam er nicht. Die Reflexion in dem langen Spiegel, gleich links zwischen den mit unzähligen von Doras und Droms Ausgehkleidern behängten Haken und der im Schatten liegenden Haustür, entdeckte er sich, sah sich an und musste mit den Händen am Kragen des gestrickten Pullovers innehalten. Und seufzen. Er sah furchtbar aus. Vielleicht lag es an der spärlichen Beleuchtung, er wusste es nicht, aber sein Unterbewusstsein schrie ihn förmlich an. Es war die Erwartung von Frost und Einsamkeit und Heimatlosigkeit da draußen, das Fehlen des Rückzugsortes und die ständig wachsende Angst vor dem nächsten Tag. Es ging nicht anders.

„Ted?“ Als hätte ihm jemand ein glühendes Eisen ohne Vorwarnung in den Nacken gepresst, schoss ihm diese Hitze hinauf und hinunter, das Rückgrat entlang und mitten in die Schaltzentrale seines Gehirns. Er hatte ihn nicht gehört, er hatte ihn nicht gesehen, nicht mal mit sechstem Sinn erahnt, dass jemand so nah bei war. In Gedanken versunken, sich noch innerlich vorbereitend, als hätte er das nicht die gesamten vergangenen Wochen getan, war ihm seine so vertraute Umgebung nicht mehr aufgefallen.

Erst jetzt erkannte er den sanften, flackernden Schein einer einzelnen Kerze, der aus dem Salon hinüber auf den Läufer auf der Diele fiel, nun verdeckt und fast verborgen durch die schlanke, groß gewachsene Gestalt, die sich halb in den Türrahmen lehnte. „Remus, du bist das,“ hauchte Ted erleichtert und griff sich ans Brustbein, wie er zusammen sackte und feine, perlende Schweißtropfen auf seine Stirn und Schläfen sprossen. Dass er ihn erschreckt hatte, das brauchte er nicht zu erwähnen. Das war so offensichtlich wie ein schwarzes Schaf inmitten einer weißen Herde. „Ich wusste nicht, dass du so spät noch ...“

Auf gewesen. Ja, das war er oft in der Nacht, das war weder für Remus neu noch für die schlafende Frau, die er im Bett zurück gelassen hatte. Sie kannte das genau so, wusste, dass er wieder da sein würde, noch ehe die Sonne sich zeigte, und war es auch fahl und spät wie in dieser Jahreszeit. Das belastete keinen von beiden. Im Oberteil seines eigenen Schlafanzuges, eine seiner verwaschenen Hosen darüber gezogen und auf Strümpfen, stand sein kaum jüngerer Schwiegersohn mit den Händen in den Taschen da und musterte ihn mit forschendem Blick, ohne dafür Licht machen zu müssen oder nur zu wollen. Für Bruchteile von Momenten hätte Ted schwören können, dass seine Augen in der tiefen Finsternis glühten wie Tripelspiegel. Tapetum lucidum.

Er konnte es nicht vor ihm verbergen. Viel zu offen, seine Aufmachung, viel zu deutlich, was er vorhaben musste. Niemand stromerte in derartiger Bekleidung nachts durch sein eigenes Haus, schon gar nicht mit Gepäck. Und hätte das noch nicht ausgereicht, so war es noch gar nicht so lange her, dass Remus ganz ähnlich in diesem Flur gehuscht war, um sich genauso klammheimlich davon zu stehlen wie ein Dieb in der Nacht. Auch wenn er sie gar nicht richtig erkennen konnte ohne die Hilfe einer Lampe, wusste Ted, wie sich jetzt lang ausgezogene Falten auf seiner Stirn ausbreiten würden, und nur sacht in der Hüfte einknickend, bestätigte ihm Lupin, dass er begriff.

„Komm, Ted,“ sagte er dennoch, als wäre das hier ein ganz normales Zusammentreffen zur Nachmittagszeit zwischen zwei Familienmitgliedern, und er richtete sich ein Stück auf und schwang den Brustkorb zur Seite, um Platz zu schaffen. „Trink eine Tasse Tee mit mir.“ Und Ted, obwohl eigentlich widerwillig, eigentlich ganz anderes im Sinn, sackte in den Schultern in sich zusammen und nickte, hängte den Mantel zurück an die Garderobe und schlurfte in schweren Wanderstiefeln, egal wie schmutzig die gerade waren, hinter ihm her.

Remus blieb, wo er war, bis sein Schwiegervater sich an ihm vorbei ins Wohnzimmer gezwängt hatte, ehe er die Stellung aufgab und ihm folgte. Tatsächlich hatte er eine ganze Kanne aufgebrüht. Dampfend, einladend, ragte das Porzellan zwischen dem dazugehörigen Gedeck und einem Döschen mit gebrochenem Kandis auf, gleich auf dem Beistellhocker zwischen dem erloschenen Kamin und dem Sessel, auf dem Remus wohl einige Zeit verbracht hatte. Bücher stapelten sich auf dem Kaffeetisch, ein paar thematisch gut geordnete Nachschlagewerke und Anleitungen, deren Nutzen Ted nicht genug interessierte in diesem Moment, um darauf einzugehen. Außerdem schien ihn anderes abgelenkt zu haben. Aufgeschlagen noch, lag ein dünnes, in Leder geschlagenes Album mit der Falz auf der Armlehne.

Mit einer simplen Geste gebot ihm Remus, sich zu setzen, und obwohl er es vorgeschlagen hatte, bot er ihm keine Tasse an. Das erwartete Ted auch nicht. Denn sie wussten beide, dass es hier nicht um ein nettes Pläuschchen ging. Merkwürdig, oder? Nahezu lächerlich. Er schämte sich. Ja, das war heiße, üble Scham, die ihm da in die Magengrube hieb, so wie damals bei der Sache mit den gestohlenen Küchlein im Gemeinschaftsraum mit den gelben Türen, so wie auf der Treppe dort vorn, als ihm bewusst geworden war, welch grauenhafte Qual er seiner kleinen Tochter und diesem, ihrem Geliebten, bereitet hatte. Dabei war er es doch gewesen, der genauso davongelaufen war. Hatte er das Recht, ihm diese Empfindung zuzufügen? Durfte er das, auch wenn er es vielleicht nicht böswillig tat? Ja. Das durfte er. Weil er zurückgekommen war. Und weil er, wie schon im Juli, diese seltsam aufrechte Würde ausstrahlte.

Beide Männer ließen sich nieder, langsam, angespannt und gleichzeitig ohne einen Hauch von Herausforderung zwischen ihnen. Remus klagte nicht an. Er sagte kein Wort, hockte nur da mit sorgenvoller Miene, die Augen weiter forschend in Gesicht und Körperhaltung seines Gegenübers. Das war kaum auszuhalten. Der Raum war angenehm kühl, so ohne das wärmende Feuer, dennoch schwitzte Ted ungeheuerlich, und das lag nicht an seiner für kalte Winternächte gemachten Kleidung.

Und dann konnte er die Stille nicht mehr ertragen, das sachte Rauschen der einzelnen Flamme, deren beruhigendes Licht auf Remus' Wangen tanzte und geometrische Schatten hinter seine Nase und die Brauenwülste warf, als ziehe sie seinen Schädel lang und länger, dass ein zwielichtiges Abbild davon auf der Wand zwischen Flur- und Küchentür entstand. Als stünde dort ein geducktes Tier, wartend, lauernd, träge und müde und keine Bedrohung. Nicht in dieser Konstellation. Es platzte dennoch aus ihm heraus, geflüstert: „Remus, ich muss das tun,“ betonte er das Prädikat, gepresst und eindringlich.

Der Schwiegersohn antwortete nicht. Er bewegte sich nicht mal. Nur seine Augen fixierten ihn weiterhin. „Wenn ich bleibe, bin ich eine ewige Gefahr für sie,“ spulte er nur weiter, warf sich auf dem Sofa regelrecht nach vorn und stützte sich auf die eigenen Knie, klammerte den anderen Mann aus dieser Rechnung so unwillkürlich aus, doch nicht, weil er nicht dazu gehörte. Weil er in ihm einen Soldaten sah und darüber vergaß, dass sie, dass sein Mädchen, selbst ein Krieger war. „Und ich kann das nicht länger sein.“

Kein Wort. Remus schnitt ihm nicht den Redeschwall ab oder setzte auch nur irgendwie zu einer Erwiderung an. Er saß da, die Hände auf den Armlehnen, dass er das Fotoalbum unter der Rechten berührte, aufgepflanzt wie auf einem Thron und gleichzeitig ineinander gesunken. Nicht einmal blinzeln tat er. Ted konnte damit nicht umgehen. Wie vorbereitet, wie aufgeschrieben, ratterte er seine Argumentation herunter, die er sich selbst zurecht gelegt hatte, um diesen Schritt zu wagen.

„Diese ewigen Razzien, sie kommen jetzt fast täglich,“ musste er ihn eigentlich nicht erinnern, wie oft nun diese wechselnden Trupps von angeblichen Ministeriumsangestellten hier aufkreuzten, „weil ich noch immer nicht registriert bin.“ Und am liebsten hätte er ausgespuckt, wie diese Welle von kurz aufwallendem Zorn in ihm hochschwappte. Er würde das nicht tun, niemals. Er war kein Stück Vieh, er war kein Krimineller und er war kein williger Hauself, der sich freudestrahlend in den Tod oder noch Schlimmeres in Azkaban schicken ließ. Seine Faust auf der Sofalehne ballte sich, bis die Knöchel weiß hervortraten und sich sofort wieder färbten, wie er sie entspannte.

„Und Drom hält das nicht mehr aus.“ Seine Stimme zerfloss in einer Mischung aus Agonie und Liebe, wie er an ihre so wundervollen, immer so stahlharte Seele zur Schau stellende Augen dachte, die schwammen vor Kummer, wann immer sie erneut log, 'er ist nicht zuhause', wieder und wieder. Sie würde das nicht mehr lange durchstehen, zu wissen, dass sie ihn irgendwann doch finden würden, wie er sich verbarg in seinem eigenen Haus, so gut es eben ging, nicht mehr auf die Straße, nicht mal mehr in den Garten gehen konnte. Weil er sie gefährdete. Sie und …

Heftig schüttelte der ältere Zauberer den Kopf und kniff die Augen zusammen, um das Bild abzuschütteln. Mitgefangen, mitgehangen. Niemals durften sie entlarvt werden als solche, die einen Muggelgeborenen versteckt hatten, nein. Und wenn sie herausfanden, dass Dora schwanger war, wie konnten sie dann noch sicher sein? „Sie dürfen von eurem Baby nichts wissen!“ Und seine Worte wurden genauso rauchig und kratzend und knurrend heiser, wie er es diese vergangenen Monate des Morgens gehört hatte, wenn Remus zerschunden und geschwächt durch die Hintertür hereinkroch.

Sein Gegenüber schwieg. Schaute ihn an. Die Veränderung in seiner Mimik, Verständnis, Mitleid, die konnte Ted nicht sofort sehen in der kaum belichteten Stube, und das leise Flackern der Kerze erleichterte ihm das nicht. Es war nicht richtig. Es war kein guter Weg, es führte zu nichts weiter als noch mehr Angst und unendlicher Sorge um ihn, sein Wohlbefinden, um alles, was je wichtig gewesen war. Davon abhalten sollte man ihn, musste man ihn, ein Versteck suchen, das besser geeignet war und dann weitersehen, statt Hals über Kopf und ohne denselben davon zu rennen, mitten im aufziehenden Winter.

„Ted,“ sagte Remus und atmete aus, und der Mann, der seine Frau auf den Knien geschaukelt hatte, der ihr den ersten Rennbesen heimlich hinter dem Rücken ihrer Mutter auf einem Muggelfußballfeld geschenkt hatte, wurde steif wie ein Brett, die Wirbelsäule durchgedrückt, und dennoch blieb er in die Defensive gepresst, wie er von unten zu ihm aufsah. Kein Seufzer entkam dem Jüngeren. Er stemmte sich hoch und beugte sich vor, keine Tischbreite mehr zwischen ihnen, und endlich konnte Theodor Tonks die Augenwinkel erkennen, die ohne Zorn, ohne Anschuldigung, in liebevollem Gram in Falten lagen. „Geh nicht einfach so.“

Im ersten Augenblick begriff er nicht. Das war kein 'red' nicht solchen Schwachsinn', kein 'Feigling', kein 'jämmerlicher Schwächling'. Es war nicht mal der leise Versuch, ihn von seinem Vorhaben abzubringen, obwohl die Ablehnung dessen, die Zustimmung zu seinem solchen Plan verweigert, deutlich in sein Gesicht geschrieben stand. „Wenn du gehst,“ erläuterte Remus ihm seinen Gedanken, so schmerzlich gelernt aus eigenen, nicht lang zurückliegenden Fehlern, „dann verabschiede dich von ihnen.“ Und Ted verstand ihn endlich.

Er ließ ihm seinen Willen. Er drängte ihn nicht in andere Richtung, auch wenn er noch so sehr eine andere bevorzugte. Wie erleichternd das war, wie viel einfacher das alles machte, auch das Eingeständnis zuzulassen, dass die eigene Entscheidung vielleicht nicht die beste war, das war unermesslich für Ted, und er hatte das Gefühl, jemand träte neben ihn, wenn er einen seiner riesigen Vitrinenschränke schulterte, nähme ihm die Hälfte dieser Last ab und teile die Verantwortung mit ihm. War das nicht genau das, was man sich wünschte, gab man sein Mädchen in andere Hände? 'Das bin ich', hatte er gesagt in der Kirche. Und mit einem Mal wusste er, wie sehr er es auch so gemeint hatte.

Wie Remus vor ihm saß, die Ellbogen in die Sehne über dem Knie gedrückt, die langgliedrigen Hände flach zusammengelegt, dass sich die Fingerspitzen auf der Nasenwurzel trafen, konnte er nicht anders. Mit einem einzigen Ruck sprang er förmlich von der Couch und schlang den einen Arm um die breiten Schultern des jüngeren Mannes, nicht wie ein Schwiegervater, sondern wie ein Freund, genau so, wie es James und Pete und Sirius getan hätten vor so vielen endlos weit fort getriebenen Jahren im Turmzimmer von Gryffindor, das Ted Tonks niemals gesehen hatte.

Die Tränen, die ihm fließen wollten, die verbarg er, die schluckte er runter, so gut er konnte, aber ein feines Schluchzen entkam ihm dennoch irgendwo da oben an Remus' Schlüsselbein, wie die Geste erwidert wurde und Lupin die Augen schloss. „Remus,“ quetschte Ted da hinein, den Kopf schüttelnd ob seiner eigenen Verwunderung, wie sehr sich das Blatt doch gewendet hatte in so kurzer Zeit. Hatten sie nicht gerade noch da vorn in der Küche gesessen, er und Drom, und sich darüber beraten, was sie nun tun wollten, um ihr Mädchen von diesem armen Schlucker loszueisen? Und jetzt? „Ich bin so froh, dass sie dich gefunden hat!“

Fast musste Remus davon lachen, ein kleiner Funke in seiner Brust, und er murmelte laut denkend in seinen Bart, „und ich erst“, mehr als dass er es hätte aussprechen wollen. Und wo es in seinem Kopf das Stolpern war, als sie sich in ihren eigenen Schuhen verhakt hatte und in seine Arme gefallen war, zwischen dem stinkigen Porträt ihrer entfernten Tante und dem grusligen abgesägten Trollbein-Schirmständer auf der anderen Seite, kletterten für Ted andere Erinnerungen an die Oberfläche.

'Können wir Remus mal besuchen?' Das Stimmchen eines kleinen Mädchens, auf der Anrichte sitzend mit baumelnden Füßchen in Sandalen und einem gestreiften Shirt für Jungs, abgeschnittene Jeans voller Dreckflecken und die brünetten Haare zu Zöpfen geflochten. Das Kind mit seinem untrüglichen Sinn hatte es längst gewusst, wohin es gehörte. 'Ich glaub', sie ist ein bisschen verknallt', hatte Drom geflötet an seinem Ohr, während er noch versucht hatte, ihr zu erklären, dass sie den netten Herrn im champagnerfarbenen Cut eigentlich gar nicht so gut kannten.

Ihre Anklage, so dunkelviolett verfärbt die heißen Wangen, wie sie im gleichen Raum gesessen hatte auf einem Stuhl, so ganz anders als sonst, wenn sie stritten, wenn sie wütend war, das würde er nie vergessen, Andromeda zerschlagen. 'Wie konntest du?' hatte sie ihn angeschrien, so schrill ihre sonst so kräftige Stimme, 'wie konntest du das nur zulassen?' Noch immer im Anzug, so lächerlich dazu die Stoffturnschuhe mit der charakteristischen Schnürung, hatte er die Arme ausgebreitet und sie angefleht, ihn zu verstehen. 'Sie liebt ihn, Drom, sie liebt ihn so!' Und wie sie eingebrochen war mit so viel Mutterstolz in den Augen, angesichts eines unbewegten Fotos ohne jegliche Magie, nur wegen dieses Anblicks. Sie in ihrem Kleid, lebendiger Feenglanz, und er mit dem verklärten Blick des von Gotteshand berührten.

Als er fort gewesen war, verschwunden, auf der Suche nach dem Jungen und seinen Freunden, in selbstmörderischer Absicht aus ihrer aller Reichweite. Es waren nicht suchende Augen und zerrende Hände, die ihn zurückgebracht hatten. Und wie Drom es ihm gesagt hatte, so herrlich verschmitzt und gespielt empört, so als führe sie noch immer die gleiche Rede, dabei die Augen so strahlend in der selben Vorfreude wie bei ihrer eigenen Erfahrung dieser Art. 'Deine Tochter hat's geschafft, Ted,' hatte sie getadelt, als wäre Dora 15 und ginge noch zur Schule, 'hat sich einen verlotterten Kerl ohne Zukunft angelacht und sich schwängern lassen, und jetzt haben wir den Salat!' Niemand hätte dabei so schön lachen können, so glockenhell und elfengleich, wie sie es getan hatte. 'Unser Baby bekommt ein Kind!'

Sich von einander lösend, schauten sich die beiden Männer kurz in die Augen, nicht mehr, brauchten das auch nicht. Das Einverständnis zwischen ihnen war so komplett in diesem Moment, wie es niemals zuvor aufgekommen war. Sie mussten nichts mehr sagen und konnten auch nicht. Egal, was Ted Tonks noch vor wenigen Minuten vorgehabt hatte, es ging nicht mehr so einfach, und er würde diesen Rat befolgen. Nur für den Fall, dass er nie wieder Gelegenheit haben sollte, seine Mädchen anzuschauen, seine Mädchen festzuhalten, ihnen zu sagen, wie dankbar er dafür war, sie zu haben. Wie sehr er sie liebte.

„Pop?“ kam dieses fragende Geräusch aus der Küche, die Dunkelheit in dem angrenzenden Zimmer viel zu intensiv, als dass man sie hätte sehen können, wie sie aus dem ehemaligen Jugendzimmer herüber geschlichen war auf nackten Zehen, nur in eines von Remus' alten Hemden gehüllt. Sie stand da, die Schulter in den Rahmen gelehnt, und rieb sich fest mit einer ganzen Faust, im viel zu langen Ärmel steckend, das eine Auge, schlaftrunken. Wie lange sie schon gelauscht hatte? Keiner von ihnen wusste es. „Wo gehst du hin?“

Zu gut gezielt. Er war immer noch da, ihr sechster Sinn, das Gespür, diese unheimliche Gabe, die man als Kind nur kannte, und die verloren ging, wenn man erwachsen wurde, wenn man das zuließ. Ted musste lächeln, traurig und beschämt, wie er sie von dort unten her anschaute und seine Arme ausbreitete. „Mein Engel,“ begrüßte er seine Tochter und winkte sie zu sich heran, um zu beichten, um zu gestehen, Huckleberry, Smee, Tweedledee.

Als er endlich die schiefen Stufen seines Heims hinunter stieg und den kurzen Vorgarten querte, um auf den Bürgersteig zu gelangen, war die Nacht schon so weit fortgeschritten, dass erste Lichter in den Fenstern brannten, rechts die Straße rauf, links hinunter. Sie standen auf der Schwelle, zu dritt, obwohl es dafür eigentlich zu eng war, doch so fest aneinander geschmiegt in ihren Nachtgewändern, der Mann dazwischen mit ausgebeulter Hose, passten sie hinein. Frierend, zitternd, ihre so hübschen Wangen grau und voller getrockneter Tränen. Er seufzte und hob die Hand, „du passt mir auf sie auf, ja?“, und das kräftige Nicken reichte ihm aus.

Sie konnten es ihm von den Lippen ablesen, stumm, ehe er einen Kuss auf seine Fingerspitzen drückte und ihn zu ihnen hinüber warf, und dann drehte sich Ted Tonks auf den Absätzen seiner Wanderschuhe und disapparierte. Und auf der obersten Stufe blieb seine Familie zurück.


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