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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Scharmützel und Schusswechsel

von Teekon

Das Seil schnitt in die Knöchel und die Handgelenke, so fest war es gewunden, und das scheuernde Brennen auf der bloßen Haut ließ sie zusammenzucken, dass sie sofort jegliche Bewegung unterband. Aber so konnte sie nicht sitzen bleiben. Ein Stein bohrte sich irgendwo direkt unter ihr in den Oberschenkel und den Ansatz ihres Hinterns, egal wie dick der Jeansstoff sie davor hätte schützen sollen. Davon schmerzte alles nur noch mehr, und sie musste herumrutschten, um es aushalten zu können. Tränen schossen ihr davon in die Augen, doch sie biss die Zähne zusammen und stand es durch.

Erleichterung machte sich sogleich breit. Fest schluckend, gegen das leichte Würgen ankämpfend, dass dieser abscheuliche Knebel verursachte, entspannte sie sich ein wenig. Keine Ahnung, wie lange sie nun schon hier im Dreck hockten, sie und die beiden anderen Gefangenen in diesem Zelt, aber es war auch eigentlich gleichgültig. Weil jede Minute, jede Sekunde davon unerträglich war. Wie es weitergehen würde? Wann man sie endlich weiter schaffen wollte? Ob das wirklich erstrebenswert war? Nicht den geringsten Schimmer. Und sie ließen keinen Hinweis fallen. Wahrscheinlich wussten diese Typen das selbst nicht.

Ein Silencio hätte doch gereicht. Ein Fesselfluch dazu, das Ganze auf magische Art gelöst, wie es sich gehörte, wie sie es doch so hochtrabend proklamierten, weil sie was Besseres waren. Nein. Körperlich, real. Um ihnen einzubläuen, was mit ihnen geschah. Damit sie ja nicht auf die Idee kamen, so etwas wie Gnade erwarten zu können. Allein das schon wäre Folter gewesen, gegen jeglichen Anstand und jede Konvention. Hätten sie nicht noch andere, eindeutigere Methoden besessen. Am liebsten hätte sie vor Wut gegen irgendetwas getreten, doch das ging nicht, denn ihre Füße waren immer noch wie im Schraubstock aneinander gebunden, und das schmale Tau riss feine Haarwunden.

Die Lider zusammenpressend, einmal, um das Wasser von den Hornhäuten zu kriegen, ihnen diese Genugtuung nicht zu gönnen, dass sie weinte, andererseits, um besser sehen zu können, rang die junge Frau um Fassung. Es gelang ihr, wie so oft. Stark im Innern. Unbrechbar bisher. Sie hatte nicht vor, daran etwas zu ändern. Das Kinn hebend, so weit es ihr in dieser unangenehmen Position möglich war, schaute sie sich erneut verstohlen um.

Es war dunkel, finsterste Nacht draußen, weitab von irgendwelchen Ortschaften oder auch nur einzelnen Gehöften, und sie war sich nicht einmal sicher, wo genau in Großbritannien sie sich befanden. Relativ mild, feucht, es konnte nicht zu weit nördlich sein, und es roch nach der See. Irgendwo an der Küste, wahrscheinlich eher im Osten, doch näher eingrenzen konnte sie es nicht. Schon gar nicht hier drinnen.

Eine einzelne Laterne, schaukelnd im Nordsee-Wind, knarzte dringend ölbedürftig an einem in den Boden gerammten Spieß irgendwo zwischen den anderen Zelten. Ab und zu warf das Schatten auf die Leinwand zu ihrer Linken, wo die Öffnung gelegentlich von einer Böe leicht aufgeschlagen wurde, doch mehr als den gleichen, festgestampften Boden, übersät von verwelkten und verrottenden Blättern (Erle, Birke?), konnte sie dann nicht ausmachen. Jemand patrouillierte zwischen den provisorischen Unterkünften, und manchmal hörte sie den einen von ihnen, den Kleinen, der immer so geduckt schlurfte, missmutig mit sich selbst murmeln.

Mehr war von der Außenwelt nicht wahrzunehmen. Bäume mussten da sein, rauschend in der bewegten Luft, ein Käuzchen mit heiseren, monotonen Rufen. Aber kein Wagen fuhr irgendwo auf einer Straße in der Nähe vorbei, kein Wasser plätscherte und kein Feuer prasselte. Viel zu still und gleichzeitig zu laut, so fuhr der Wind durch die blätterlosen Äste und Zweige. Und die Dunkelheit der Nacht war undurchdringlich mit mondlosem Himmel.

Sich und ihre Sinne zurückziehend in den Innenraum ihres Gefängnisses, konzentrierte sie sich auf ihre Mithäftlinge, zwei Männer, einen direkt vor ihr, den anderen in die Ecke geworfen und von der tieferen Finsternis fast verschluckt. Ihm hatten sie besonders zugesetzt, und sie wusste genau, warum. Muggelgeboren, ein Kind nicht-magischer Eltern, schon fast erwachsen jedoch. Sie erinnerte sich an ihn, kannte sein Gesicht von damals, als er im Tagespropheten gewesen war, Ende ihres vierten Schuljahres. Einer von denen, die Alraunensaft hatten eingeflößt bekommen, um aus ihrer Versteinerung aufgeweckt zu werden. Den Namen längst vergessen, wäre er nicht auch dabei gewesen, Dumbledores Armee. Ob es ihm gut ging? Er bewies es ihr, indem er schnaufte und ein wenig zappelte, die auf dem Rücken aneinander gefesselten Hände trotz des gleichen Schmerzes gegeneinander reibend, und der gepresste Laut von verzweifeltem Zorn war genug.

Damit musste sie sich zufrieden geben, und schon ein bisschen erlöst von der Sorge um sein Wohlergehen, bildeten sich feine Schweißtropfen auf ihrer Stirn, obwohl es alles andere als warm war. Unter der Nase, das Tuch des Knebels direkt darunter, waberte eine sichtbare Wolke ihres Atems. Ende November. Die Adventszeit stand kurz bevor.

Gegenüber, in ganz ähnlicher Position wie sie, hockte der Fremde, immer noch in einer gut geschnittenen Robe aus bestem Loden, eindeutiges Zeichen für gehobene Stellung in der magischen Gesellschaft, und ihm steckten die Unterarme zwischen den Knien, wie er sich, leise brummend, gequetscht wie Justin, murrend, mit dem bartlosen Kinn darauf abstützte. Stoppeln übersäten ein sonst gepflegtes Gesicht, die Muskulatur an seinen Kiefergelenken herausstehend. Oh ja, er teilte die selben Gefühle wie die beiden ehemaligen Hogwarts-Schüler, die mit ihm im Zelt saßen und darauf warteten, was mit ihnen geschehen sollte. Eiskalte und gleichzeitig heiß lodernde Wut.

Die Stirn in unzählige Falten gelegt, eine davon steil auf dem Nasenrücken nach oben ragend, grübelte er, suchte er genauso ratlos und bedrückt nach einem Ausweg, man konnte es förmlich lesen in seiner Miene, obwohl die Schatten darüber fielen und keine Chance dazu ließen, seine Augen zu erkennen. Als spüre er ihren Blick, hob er kurz die Brauen und schielte zu ihr hinüber, und das gleiche erkennend wie sie, würgte er ein Schnauben hervor, dass der ganze Oberkörper mitgehen musste. Sie verstanden einander wortlos.

Nicht die einzigen Gefangenen waren sie hier, in dieser abgeschiedenen Mulde, in die man sie gebracht hatte vor Stunden, vielleicht schon Tagen, das wussten sie alle drei. Ungefähr fünf Zelte mussten es sein, vermutlich in jedem davon drei oder vier Häftlinge – wollte man sie so nennen, eher Geiseln waren sie – also alles in allem gut 15, 20 Personen. Keinem hatte man den Zauberstab gelassen, natürlich nicht. Ob sie die noch bei sich hatten, ihre Bewacher, oder ob sie woanders hingebracht, vielleicht sogar vernichtet worden waren, das wussten sie nicht. Die Vorstellung war grausam, entsetzlich, und am liebsten hätte sie sich wieder ein paar Tränen verkniffen. Ihr Stab. Das war doch wie ein bester Freund. Der einen ausgesucht hatte.

Einen Prozess oder dergleichen, das würden sie nicht bekommen, das war ihnen klar. Wäre sowieso nur eine Farce geworden. Denn was konnte man ihnen schon vorwerfen, was Gesetz und Recht gewesen wäre? Justin hätte „Magie gestohlen“, das würden sie sagen, so wie alle Hexen und Zauberer, deren Eltern nicht-magischen Geblüts waren. So ein eklatanter Unfug, sie musste grunzen und die Schultern heben, und dabei hielt sie ihre Hände ganz ruhig, damit sie sich nicht erneut verletzte.

Aber sie? Was hatte sie gemacht? Oh, das wusste sie selbst genau, sie würde es wieder tun, jederzeit. Vol – de – mort. Konnte man ganz leicht aussprechen, weil es keinerlei Schrecken besaß. Und Arsch – ge – sicht passte so schön dazu. Sie grinste in sich hinein, wo ihr das tatsächlich gerade nicht möglich war. Niemand verbot ihr die Meinung, niemand hielt sie davon ab, für andere einzustehen. Dumbledores Armee! Und früher oder später hatte sie verhaftet werden müssen, darauf hätte Angelina Johnson ihren besten Besen verwettet.

Das so herrliche Gefühl des Triumphs, der trotzige Stolz, den sie soeben noch dabei empfand, wie sie zurückdachte an jenen Moment auf offener Straße (Bamm – das hatte geknallt, wie die beiden Todesser auseinander geflogen waren wie von Seilen gezogen), versickerte im sandig-braunen Boden unter ihr, als laufe Sirup aus, und Kälte, schneidender als die Hanfseile und massiger als die umgebenden Wälle aus aufgeworfener Erde, breitete sich in ihrem Körper aus, erfasste Herz und Seele. Ihr stellten sich die Nackenhaare auf, und sie konnte nichts weiter tun, als sich in sich selbst zu falten und leise zu wimmern.

Dementoren. Ja, sie hatten welche dabei. Zwei waren es, glaubte sie, die wabernden Gestalten in ihren zerlumpten Gewändern gesehen zu haben, als man sie hergeschafft hatte, aneinander gekettet getrieben wie Schlachtvieh. Grauenerregend, der pure Gedanke an sie, und nicht zu wissen, warum sie hier waren, was ihre Aufgabe war und wo sie sich genau herumtrieben, trieb einem entsetzliche Angst zwischen die Schulterblätter. Da draußen war einer von ihnen. Klirrend zog er vorbei, die Luft rings um ihn herum krisp und knackend, als kristallisierten sich Tröpfchen aus Feuchtigkeit zu Eis heraus, ehe er vorbei war und die so viel angenehmere Frische der Nacht zurückkehrte.

Vorsichtig, keuchend, richtete sich die junge Hexe wieder auf und hätte fast grimmig gelacht, wie sie die selbe Bewegung, das gleiche zittrige Senken des Brustkorbs, bei ihrem Gegenüber gespiegelt sehen konnte. Und auch Justin Finch-Fletchley in seiner Ecke entspannte sich augenblicklich, streckte die Beine wieder ein wenig länger aus, um bequemer liegen zu können.

Und dann erschütterte ein Knall die Mulde – Bang! - ein silberhelles Gleißen explodierte förmlich ringsherum und forcierte die Gefangenen dazu, sich heftig nach vorn zu werfen und in Deckung zu gehen, so gut sie nur konnten, und Angelina fiel vornüber und auf die Nase, gleich neben Justins Schuhen. Der Fremde bei ihnen unterdrückte mehr schlecht als recht einen gedämpften Aufschrei, konnte sich jedoch aufrecht halten, und verbarg sein Gesicht in den zu einer Schüssel geformten Händen, um sich vor der plötzlichen Helligkeit zu schützen.

Als wäre tatsächlich ein Sprengsatz hochgegangen, hob ein Tosen an im Lager, stoben die offen hängenden Seiten der Zeltwände nach oben, und für Bruchteile von Sekunden konnte Angelina eine mit einem Mal in Patronus-Flutlicht getauchte Landschaft erkennen. Ein alter Hohlweg, dürre Bäume auf hoch aufgetürmten Wällen zu beiden Seiten, die Wipfel nun knarrend und rauschend hin und her geworfen, wie ein fetter, glücklicher Biber aus schwirrenden Silberfunken durch die aufgebauten Zelte schwamm und dabei einmal um sich selbst herumrollte, den fliehenden Dementor vor sich her treibend.

Mit einem Mal tat das Seil nicht mehr weh. Völlig ignorierend, dass ein feines Rinnsal von sofort gerinnenden Blutstropfen hervorquoll und die Ärmelschösse ihrer Robe benetzte, stemmte sie sich auf die gebundenen Hände und versuchte, sich hochzudrücken. Sie kannte dieses Tier! Sie begriff, was sie sah, auch wenn sie es kaum glauben konnte, und da hörte sie schon von irgendwo da draußen die Stimmen, die dazu gehörten, und trappelnde, rennende Füße der so urplötzlich in die Enge getriebenen Verteidiger.

Die breitschultrige, so bedrohliche Gestalt des Anführers, sprintete mit erhobenem, angewinkeltem Arm von dem nun deutlich sichtbaren, schlammigen Weg herüber, der aus der Mulde heraus führte, doch sein bereits gezückter Zauberstab nützte ihm gar nichts. Von irgendwo hinter ihrem Zelt, aus der Richtung, in der Finch-Fletchley jetzt heftigst strampelnd herumrutschte, flog ein grellrotes Leuchten heran und traf ihn mitten in die Brust, dass er stocksteif wurde und noch im Lauf einfach umkippte wie ein Stein. Der Petrificus totalis saß perfekt, und – bei Bewusstsein, aber unfähig zur kleinsten Bewegung – krachte der so kräftige und gleichzeitig so hagere Mann mit dem weiß-schwarz gescheckten Bart auf den von Blättern bedeckten Hainboden. Nur seine Augen, das eine nun verborgen, huschten noch verständnislos hin und her und suchten nach dem Gegner, der ihn so eiskalt erwischt hatte. Fassungslosigkeit im Blick.

Kampfzauber stoben durch die Nacht, erhellten wie Diskolampen die Umgebung, und Angelina begann, quietschend auf ihrem Hintern herum zu hüpfen, vorwärts und seitlich zugleich, um aus dem Zelt heraus zu kommen und auf sich aufmerksam zu machen. Ihre Intention sofort verstehend, hellte sich das ganze Gesicht des mit ihr gefangenen Mannes auf, und er tat es ihr gleich, seine tiefe Stimme viel lauter und eindrucksvoller, doch durch den Lärm der draußen entbrannten Schlacht waren sie dennoch kaum zu hören.

Es machte nichts, das wurde ihnen klar, noch bevor sie frustriert werden konnten, denn zu dem Jaulen und Knistern von Flüchen und Beschwörungen gesellten sich strauchelnde Füße, unzähliges Klappern von Schuhen und Pantoffeln, und eine Stimme spornte sie an: „Los, hopp hopp, verschwindet hier!“ rief man ihnen zu, das dumpfe Klopfen einer flachen Hand auf Schultern, Oberarmen, Flanken. Eines der Zelte wurde regelrecht umgerissen, kippte auf die Seite und blieb halb in der Luft hängend so schief stehend, nur noch gehalten von dem darunter verborgenen Gestänge.

Das Silber flackerte kurz und erstarb, ließ den Kampfgrund für einen viel zu langen, Herzklopfen verursachenden Moment in einer so unvorbereitet heraufgezogenen Dunkelheit zurück, dass niemand etwas sehen konnte, bevor ein erneuter Patronus-Zauber ausgesprochen wurde und das Licht zurückkehrte. Der kurze Augenschlag, den sie still gesessen hatten, vergaßen die drei Geiseln sofort, und mittlerweile zu ihnen herumgedreht, schaffte es Justin, seinen Knebel auszuspucken. Sein Jubelschrei durchbrach die Stille und brachte Angelina und den Erwachsenen bei ihnen zum Lachen, auch wenn sie dadurch fast erstickten. „Ich wusste, dass ihr kommen würdet!“ brüllte der Muggelgeborene triumphierend, ob die angesprochenen Befreier ihn hörten oder nicht.

Die Lampe krachte um, zerschellte auf einem Kiesel gleich neben dem Kopf ihres Bewachers, der nun panischen Schweiß auf der Stirn hatte und noch immer weder in der Lage war, sich zu rühren, oder überhaupt nur mehr auszumachen als sie aus ihrem Zelt heraus. Was war denn das? Was für ein riesiges Ding stob da durch die Bäume und jagte den verbliebenen Dementor wie ein einfaches, lächerliches kleines Gespenst in Ausbildung quer über den Platz und wieder zurück und schnappte mit begeisterten, silberweißen Kiefern nach seinem wehenden Umhang? Die buschige Rute des Wolfes flog ihm nach wie der Jolly Roger eines Piratenschiffs.

Überall entstand Vakuum, ploppte es, erst vereinzelt, dann immer schneller hintereinander, wie Entfesselte ihr Heil in der Flucht suchten und fort apparierten, sobald sie aus dem engen Bannkreis ihres Lagers heraus fanden, und wo das zunächst den Lärm nur noch ohrenbetäubender machte, nahm die Lautstärke endlich ein wenig ab, je weniger Menschen sich an dem Kampf beteiligten. Ein Kreischen mehr als ein Schrei, und dort hinten fiel der Nächste um, nur gestellt, nicht verwundet, aber außer Gefecht gesetzt, im wahrsten Sinne des Wortes.

Und dann war derjenige da, der zuerst in das Getümmel gesprungen war, um die Gefangenen zu befreien, riss auch die Leinwand ihres Zeltes einfach beiseite und langte in die Dunkelheit darunter, um einen nach dem anderen in das helle Leuchten eines auf Streife befindlichen Patronus zu zerren. „Schneller, meine Damen, keine Müdigkeit vorschützen!“ hörten sie jemanden schnalzen, und längst wusste Angelina, was hier gespielt wurde. Sie rollte mit den Augen und konnte nicht im geringsten böse sein, und Justin und der reiche Zauberer schienen sich an der Titulierung genauso wenig zu stören.

Noch während ihr Mithäftling vorwärts stolperte und beinahe über den Greifer am Boden geflogen wäre, dass er mit Kinn und Nase alles umgepflügt hätte, lösten sich ihre Fesseln in Luft auf unter dem gezückten Zauberstab von über ihr, und die Hexe quietschkreischte los und fiel ihrem Erlöser um den Hals, der sich nicht mal wehren konnte, so überrascht war er. „Fred!“ johlte sie, als hätte er gerade auf dem Quidditch-Feld einen besonders schönen Klatscherweitschlag fabriziert, und knutschte dem Zwilling enthusiastisch einen stürmischen Kuss mitten auf die Lippen, dass er beide Hände zum Ausbalancieren brauchte.

„Whow!“ konnte er nur ausrufen, und sie lachte nur glücklich und gelöst und ihre enorme Erleichterung überspielend, derweil Justin wesentlich gesitteter aus dem einzigen noch stehenden Zelt geduckt heraus trat. Mann, was für ein Chaos. Ringsherum lag alles in Trümmern, keine Kiste mehr auf der anderen, und irgendwo da vorn zuckten die Beine eines Verteidigers unter einer weiteren Plane. Mehr war von dem stets missmutig brummelnden Mann nicht mehr zu erkennen. Recht so.

Offenbar hatten sie alle erwischt. Der Riese hier vorne, der das Wort geführt und die Anweisungen gegeben hatte, dann der einzige der Typen in besseren Klamotten, der genau das vergeblich versucht hatte. Das war dann wohl der obligatorische Todesser in dem ganzen Haufen. Und der Vierte war der Kerl, den Angelina noch hatte fallen sehen, bevor sie hatte aufstehen können, sich jetzt langsam von einem der Weasley-Jungs lösend, der so breit und dreckig grinste wie ein Hafenarbeiter auf Landgang, während sein aus diesem Blickwinkel absolut identischer Bruder mit weit offenem Mund und in die Hüften gestemmten Fäusten da stand und empört diese Szene beglotzte. Zum Schreien, diese Bekloppten, wie immer. Eine Wohltat, sie zu sehen.

Sie strahlte so wunderschön über das ganze Gesicht, wie sie da ihre Hände faltete und den zweiten Zwilling erst gar nicht wahrzunehmen schien, bis ihr Erretter sich auf die Lippe biss und feixte. „Das ist echt nett von dir, Süße, aber,“ grinste er und breitete präsentierend die Arme aus, „ich bin George!“ Und ihr rutschte alles aus den Zügen, und Justin brach in heilloses Lachen aus. Peinlich berührt, schlug Angelina die Hände vor dem Mund zusammen, konnte es aber gar nicht so schlimm finden und musste schon kichern, ein leises „oops“ von sich gebend, gerade deutlich genug, dass der wahre Fred es verstehen konnte.

„Ja, 'oops'!“ zitierte der auch gleich, schnippisch quieksend und den Kopf schüttelnd, noch immer ganz entrüstet dreinschauend. Hallo? Sie war mit ihm zum Winterball gegangen! Ey, ehrlich mal! Wie konnte man sie beide überhaupt verwechseln? George dagegen juckte das nicht die Bohne. Er stand nur da, stolz wie Oscar, und drückte das Rückgrat durch. Das war doch nicht sein Problem, dass Fred so wenig Eindruck bei den Damen hinterließ, dass die ihn nicht wiedererkannten. Also, sowas von!

Fassungslos die Hände gegen seine Oberschenkel fallen lassend, rollte Fred mit den Augen. „Mann, ich bin der mit den zwei Ohren!“ wies er auf den nun so offensichtlichen Unterschied zwischen ihnen beiden hin, wandte sich nach links und rechts und führte seine Vollständigkeit vor, und augenblicklich kroch eine senkrechte Falte auf Angelina Johnsons ebenmäßige Stirn. Dem noch immer vor ihr stehenden George ans Kinn greifend, drehte sie ihn zur Seite, um zum ersten Mal mit dieser Kriegsnarbe konfrontiert zu werden, und halb erschrocken, halb ein wenig schockiert darüber, zog sie den Kopf auf dem Hals zurück. „Merlins Arsch, George!“ fluchte sie laut und konnte es nicht glauben. „Was ist damit passiert?“

Abwinkend zuckte George bereits die Achseln, Justin nun auf seinen Bruder zutretend und ihm die Hand zum Einschlagen reichend. „Gut, dass du die Münze bei dir hattest,“ lobte Fred und klatschte mit ihm ab. „Snape,“ berichtete der Zwilling und blies sich eine rote Haarsträhne aus dem Gesicht. „Sonst hätten wir euch nicht gefunden.“ Ebenfalls davon überzeugt, nickte Finch-Fletchley und war einmal mehr froh darüber, das Ding aus reiner Gewohnheit heraus niemals aus der Hand gegeben zu haben. „Scheiße!“ stellte Angelina zweifelsfrei fest und verwünschte den Lehrer einmal mehr.

Sie merkten es kaum, die vier alten Schulfreunde im Zentrum des Geschehens, dass noch immer ein hechelnd dasitzender, enormer Wolf, zusammengesetzt aus abermillionen Körnchen Sternenstaub, die ganze Szenerie bewachte, Licht und Wärme spendend und die Dementoren fernhaltend. Das Zelt von Nr. 3 herunter ziehend, beugte sich eine weitere Kämpferin mit erhobenem Birkenholz über den Greifer, ehe sie ihn mit einem Locomotor in Richtung Mitte des Lagers schleifte und dazu stieß, und von der anderen Seite, den Patronus sorgsam umrundend, als wolle er auf keinen Fall durch die doch körperlose Gestalt hindurch treten, schloss auch der Letzte in der Runde der Befreier auf.

„Professor Lupin?“ erkannte Justin ihn sofort, den schlanken, großgewachsenen Mann in einem seiner so altbekannten Tweedanzüge, und vor Staunen fielen ihm fast die Augen aus dem Kopf. Selwyn Lyons, der Angsthase, wusste Lupin, wen er da am Knöchel hatte, und sein herrlich schiefes Lächeln, auch seinen ehemaligen Schülern ein vertrauter Anblick, leuchtete in seiner Miene auf, als habe man einen Lichtschalter betätigt. „Remus, Justin,“ korrigierte er und erreichte den jungen Mann. „Einfach nur Remus.“

Als wäre es bloß ein Knopf, der an seiner Robe fehlte, grunzte George und stopfte sich beide Fäuste in die Taschen, dass sein Zauberstab kerzengerade daraus hervor lugte. „Ist nicht so tragisch,“ beruhigte er Angelina, die noch immer kopfschüttelnd auf das schwarze Nichts hinter seiner Schläfe starrte. Wie konnte man ein Schnitzel wie George Fabian Weasley nur dermaßen verunstalten? Dafür hätte Snape auf die Streckbank gehört. Aber dem Zwilling schien es wirklich mittlerweile recht egal zu sein. „Ich konnt' eh nie besonders gut hören,“ grinste er.

Justin Finch-Fletchley war nicht der einzige, der Remus Lupin sofort wiedererkannt hatte, und endlich ebenfalls befreit, richtete sich der dritte Gefangene aus dem Zelt zu voller Größe auf, nicht nur erleichtert, sondern beglückt fast. „Lupin,“ sagte er, seufzte regelrecht und schüttelte den Kopf, kam sich vor wie ein Idiot. Als wenn dieser Mann hier still sitzen würde, wenn Der-dessen-Name-nicht-genannt-wurde und seine Schergen wieder obenauf waren. Zu viele Rechnungen offen. Und gerade ein bisschen davon eingelöst.

Davon gehört, dass der Diplomat verschwunden war, wohl gefangen genommen und verschleppt wie so viele vor ihm, das hatte Remus, aber dass er hier sein würde, bei dieser für Azkaban bestimmten „Ladung“ Menschen, das hatte er nicht gewusst. Umso zufriedener, umso freudiger begrüßte er ihn. „Gilbert,“ sagte Lupin und reichte ihm nicht nur eine, sondern beide Hände, und Mr. Dearborn, Ministerialrat für Verbindung zum Großen Reich auf dem Festland, lachte, wie sie einander doch noch halb umarmten. „Schön, dich wohlauf zu sehen.“

Sie hätten es beide sagen können. Aber es war die Nennung des ersten Namens, die den auf den Blättern liegenden Schrank in seinem Petrificus aufschrecken ließ, sofern das in dieser Situation überhaupt möglich war. Die Augen, das eine sichtbare Auge, weitete sich, und sein Atem wurde abgehackter, doch er konnte nichts tun, wie nun auch die Schnürstiefel mit den bunten Senkeln darin in sein Blickfeld traten. „So, das hätten wir,“ klatschte eine junge Frau in die Hände, und Maitland Barrymore, der ewig griesgrämige Wolf aus seinem Kleinrudel, fiel direkt neben ihm in den Dreck.

Auch ohne sie zu sehen, wusste er, wer das sein musste, erinnerte sich Dragan Scabior gut genug an sie, das so mutige Mädchen, das sich in jener Nacht so tolldreist in ihre Mitte appariert hatte, nur um diesen Mann dort schräg hinter ihm zu sehen, zu wissen, dass er in Ordnung war. Zu verwirrt gewesen damals, den zauseligen, merkwürdigen Lupin zu gern gehabt, um ihn zu verpfeifen oder ihm auch nur irgendeinen Strick daraus zu drehen – vielleicht, weil er sich dasselbe wünschte? Weil er's ihm gegönnt hatte. Und das tat er immer noch. Dieses Gefühl, egal, wie blöd er da gerade lag, wie demütigend einerseits und wie peinlich, so überrumpelt worden zu sein, andererseits, ein seltsam kribbeliges Sehnen ganz tief drin, das kostete er voll aus. Verheiratet. Das hatte er gehört. Welch Vorstellung!

Der Muffliato, den ihm sein ehemaliger Untergebener – Doppelagent, Spion, kein Verräter – auferlegte, bedauerte er fast, aber nicht, weil er belauschen wollte, weil er Informationen wollte, sondern weil er so gern mit allen Sinnen erlebt hätte. Sie vollführte einen langen Schritt über ihn drüber und auf den Mann zu, dessen Ring sie am Finger trug, und dann konnte er sie nicht mehr als nur noch wahrnehmen.

„Wie geht es deiner Familie? Sind alle OK?“ wollte Remus erfahren von Gilbert Dearborn, dem Gryffindor, in dessen Jahrgang er eigentlich hätte sein sollen, und das ging keinen der Jungs hier etwas an. Ganz besonders und vor allem nicht den schlauen Kopf von Scabior. Mit halb geschlossenen Augen schluckte der Diplomat und rieb sich die schmerzenden Handgelenke. „Ja, wir haben rechtzeitig vorgesorgt,“ erklärte er und nickte. „Dennis,“ sprach er von seinem Schwager und besten Freund, „entstammt einer reinblütigen Sippe, um ihn und Serena muss ich mir keine Sorgen machen.“

Ja, ein Meadowes, einer der 24 Clans der alten Zaubererfamilien von England, daran erinnerte Remus sich gut, und Dennis war als Anwalt spezialisiert auf Zivilrecht, so dass er auch weder in die unangenehme Lage derjenigen aus der Strafverfolgung versetzt war, noch allzu oft im Ministerium herumlungern musste. „Ihre beiden Mädchen sind in Hogwarts, aber die kommen schon zurecht.“ Besonders die Ältere, Aza, da hatte Gilbert ebenfalls keine Bedenken, und ein grimmiges Grinsen huschte über sein Gesicht, wie er an seine temperamentvollere Nichte dachte. Keine Ahnung, woher sie die große Klappe hatte.

„Und eure Mutter?“ Nicht mal das hatte Lupin vergessen. Ein Gedächtnis wie ein Elefant. Kein Wunder, dass er acht Outstandings in den NEWTs hingeblättert hatte wie einen Straight Flush. Dianne Dearborn, geborene Moore, aus nicht-magischem Hause. Das zärtliche Lächeln in Gilberts Gesicht beruhigte Remus sofort. „Ist mit meinen,“ und er meinte Frau und Kinder, „bei ihrem Bruder,“ deutete er mit dem Kinn irgendwo nach Südosten, als wäre es gleich um die Ecke. „Royal Army, in Deutschland stationiert.“ In Sicherheit.

Längst hatten die Zwillinge ihre beiden Freunde eingespannt, und gemeinsam mit Tonks pflanzten sie die drei Greifer mit ihrem persönlichen Todesser gegeneinander auf, dass sie Rücken an Rücken saßen, und dabei grollte sie stumm der zerzauste Patronus an. Zum Lachen irgendwie: Ein Werwolf hält die Werwölfe in Schach. „Wir freuen uns über jeden, der dabei sein will und kann,“ fuhr Dora dabei fort, während Fred ein Seil um die Meute spannte, und das musste sie nicht zwei Mal sagen. Justin und Angelina hatten nur zu große Lust, ein paar Schwarzmagiern in den Arsch zu treten.

Gilbert Dearborn würde da nicht zurückstehen. Wenn er auch nicht mehr in die Öffentlichkeit treten konnte, jetzt ebenso eine „Unerwünschte Person“, so hatte er doch genügend Möglichkeiten, dem Ministerium – dieser multiplen Marionette – gehörig in die Suppe zu spucken. Nicht nur für Ma, für Serena, für Tiandra, Salomon und Maeva. Für Doc.

Gemeinsam verschnürten sie die ehemaligen Bewacher zu einem runden Paket, stapelten das Durcheinander um sie herum hübsch ordentlich auf, nahmen ihnen die geraubten Magiebündler ab und verließen die Mulde an der Küste von Maldon, um sich zu verabreden an einem anderen Ort, sich dort wiederzutreffen und die Guerilla-Truppe erneut aufzustocken. Jeder Zauberstab zählte.


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Sie kämmt sich ihr Haar offensichtlich schon sehr, sehr lange nicht mehr.
Jamy Temime, Kostümbildnerin, über Prof. Trelawney