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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Radio Caroline

von Teekon

In roten und gelben Streifen, wie ein gerade gewachster Oldtimer in der Waschstraße, so glänzend, hingen die dicken, runden Äpfel in den dürren Zweigen und wiegten sich im frischen Wind, dass die schmalen, dunkelgrünen Blätter ringsherum nur so rauschten. Die Schaukel hüpfte davon wie ein ungestümes Kind an ihren abgegriffenen Hanfseilen, und eine Rotte frecher Haussperlinge stob aus dem darunter gekuschelten Gebüsch hervor, um schimpfend und juchzend in einer ausladenden Schleife aus dem Garten heraus zu fliegen.

Der Ahornbaum, der sich mit jeder Böe vom gegenüberliegenden Grundstück über das Mäuerchen bog, erstrahlte schon in wunderschönstem Rotorange, als wäre er einer von Hagrids prallsten Kürbissen. Gelb und braun gesellte sich dazu in den kleinen Parzellen rechts und links davon, die Äste alle geschmückt mit reifenden Früchten und dichten Büscheln von Eicheln und Bucheckern und Nüssen. Haselgestrüppe färbten sich dunkelrot, und der Rasen, den die Familie so ganz unenglisch wenig pflegte, konnte sich noch nicht entscheiden, ob er noch vom Sommer verdorrt oder schon vom Herbst verwelkend ausschauen wollte, so ungekämmt und struppig kam er daher.

Sie hatten ein Netz über den Teich gespannt, um das zu fallen beginnende Laub aufzufangen und von seiner nun düster-grünen Oberfläche fernzuhalten. Wie ein Pfuhl im Moor schaute er aus, kleine Kolben mit noch daran fest sitzenden Fusseln von Windsamen besetzt. Und manchmal spiegelte sich darin ein winziger Ausschnitt eines blass blauen und von dünnen Schleierwolken überzogenen Himmels, den die Sonne schon bald mit ihrem Gesicht beehren würde. Noch aber verbarg sie sich hinter den Giebeln der Reihenhäuser und hinter den Schornsteinen und Dachgauben und letzten vergehenden Schwaden aus feinem Nebel.

Dicke Tautropfen hingen in den Gräsern und an den fransig feinen Blüten der Bartblumen in den hängenden Kübeln an der Terrasse, die in leuchtendes Pink übergehenden Beeren von Topfmyrte strahlten um die Wette, doch die Pflastersteine trockneten bereits unter den ersten wärmenden Lichtstrahlen, wie sich langsam der Tag erhob über Südost-London, über Penge, dem einstigen Dorf mitten in der großen Stadt.

Seufzen, das in Gähnen überging, so stand Dora 'Tonks' Lupin in der offenen Tür zur Veranda hinaus und reckte sich lang und ausgiebig. Ihr rutschte das einfache dunkelgraue Blusenhemd mit den breiten schwarzen Streifen darin über den Bauchnabel hoch, doch sie fror kein bisschen, obwohl die Nächte schon sehr kühl geworden waren und es dauerte, bis die Herbstsonne das alles wieder aufgewärmt hatte da draußen. Wenn man gerade erst aus dem Bett gekrabbelt war, wo es herrlich warm und mollig gewesen war, tat so ein bisschen Morgenluft aber auch ehrlich sehr gut.

Noch war sie nicht einmal im Bad gewesen, hatte sich noch nicht bewusst für eine Frisur entschieden, und so waren es die nun so oft getragenen brünetten Wellen, eine Mischung aus Ma und Pop sozusagen, die ihr auf die Schultern fielen und voller Elan hochsprangen, wie sie umständlich ihre Arme einknickte und wieder herunter führte, um sich die Hände in die Hüften zu stemmen. Einen Gürtel brauchte sie nicht mehr, trug die abgewetzten grauen Röhrenjeans direkt auf dem Knochen. Man konnte es nicht deuten, wenn man es nicht wusste, aber da war nun schon eine kleine Wölbung unter ihrem Nabel, gerade groß genug, um von einer kräftigen Hand sanft gestützt werden zu können. Naja, oder einfach so, als habe sie eine fürchterlich volle Blase.

Kurz in einer eklatanten Mixtur aus Grinsen und Lächeln die Mundwinkel verziehend, dass ihre Zähne sichtbar wurden, bemerkte sie das selbst, ehe sie sich von den wunderbar kitzelnden Sonnenstrahlen über dem Garten ihrer Eltern verabschiedete und die Terrassentür zumindest anzog. Noch ein wenig Stoßlüften, das wäre sicher nicht verkehrt. Es roch so unglaublich gut nach berstendem Obst und reichem Boden, vermischt mit dem süßen Vergehen der Sommerpracht. Das musste man einfach genießen.

Obwohl der Tag noch so jung war, ging es schon geschäftig zu im Hause Tonks. Da hockte Ma summend am Couchtisch und faltete mit Hilfe ihres Zauberstabs aus gemaserter Schwarznuss einen ganzen Berg an Wäsche, während Pop unter dem hellen Strahler in der Ecke fleißig werkelte. Genug zu tun gab es für ihn noch immer, doch längst ging er nur noch im Schutze der Dunkelheit und niemals mehr allein in die Werkstatt, um das Material zu holen, für dessen Lagerung im Hause kein Platz war. Mochte sein, dass er nicht mehr offen in der Winkelgasse arbeiten konnte, aber er hatte Stammkunden, viele davon.

Ja, sicherlich, die meisten davon trauten sich nicht, ihm in der Öffentlichkeit zu zunicken oder ihn gar zu grüßen, aus Angst vor Repressalien. Heimlich jedoch, da schanzten sie ihm noch immer Aufträge zu, ließen ihre Hauselfen herbeischaffen, was repariert werden musste, schickten Eulen mit ihren Vorstellungen von einer neuen Kommode fürs Schlafzimmer oder einem hübschen Gehäuse für ihren Empfänger. Somit hatte er wenigstens noch sein Auskommen. Und so sehr schimpfte Mrs. Tonks gar nicht mehr über das allabendliche Chaos und den ganzen Dreck aus Hobeln und Spänen.

Das bedeutete immerhin, dass sie abends auch noch etwas zu tun hatte, wo sie schon nicht mehr den Papierkram hatte. 'Tonks magische Möbel' war immerhin eine Art Familienunternehmen gewesen, er der Meister, sie die Sekretärin, denn Andromeda hatte sich immer um die Bücher gekümmert, Rechnungen geschrieben, Bestellungen gemacht, die Inventur im Auge gehabt. Für derlei Dinge hatte Ted weder ein Händchen noch ein Köpfchen, und damit waren sie all die Jahre gut gefahren. Nun aber interessierte sich niemand mehr für korrekte Zahlen, denn was Ted Tonks hier tat, so hübsch die Drechselarbeit an den Füßen eines Esstisches auch ausschauen mochte, war längst kein eingetragener Betrieb mehr. Kaum drei Monate her, die stille Machtübernahme, und schon so viel verändert.

Ihn liebevoll betrachtend von ihrem Posten aus, lächelte Dora sanft und wischte sich eine Strähne aus dem Gesicht, während die Finger der linken Hand gestreckt in der Gesäßtasche ihrer Jeans verschwanden. So sorgfältig ging er seinem heißgeliebten Handwerk nach dort hinten in der Ecke, eine Brille auf der dicken Nasenspitze und konzentriert, dass man in jeder Bewegung, jedem Streicheln des weichen Holzes seine Passion dafür erkennen konnte. Aber sie wusste genau, die kaum sichtbaren Runzeln auf seiner Stirn zu deuten. Unglücklich und besorgt. Armer alter Pop. Seufzend, dieses Mal leise und mit wenig merklichem Heben ihres Brustkorbs verbunden, wandte Dora sich ab und versuchte, sich wieder dem klaren Oktobermorgen zu zuwenden.

Nur aus dem Augenwinkel warf ihre Mutter ihr einen grüßenden Blick zu, noch immer ein Liedchen auf den Lippen, genau wie früher, als sie noch klein gewesen und wie ein flinkes Wiesel, ein echter kleiner Wirbelwind, ein Tomboy, wie er im Buche stand, quer zwischen Sesseln und Sofa hindurch gerannt war mit einem Riesenradau. Fast hatten beide Frauen vor Augen, wie das bald wieder so sein würde, das Haus voller Steckenpferde und Rennbesen und Autos und herumfliegender Bilderbücher. Und darüber irgendwie einander näher gekommen als jemals zuvor. Dora liebte das, plötzlich genauso ein Kind ihrer Mutter zu sein wie das ihres Vaters.

Zu ihrer Linken, der Rahmen zur Küche immer offen und von keiner Tür versperrt, hockte das neuste Mitglied dieser Familie am abgeräumten und von seiner Decke befreiten Tisch, so weit darüber gebeugt, dass die klitzekleine kahle Stelle an seinem Oberkopf wie eine Insel zwischen den Schultern hervorlugte. Remus hatte einen Teil ihrer beider Listen und Karten vor sich ausgebreitet, stierte nun schon eine Weile tatenlos darauf, und seine Augen huschten hierhin und dorthin, um Muster zu erkennen, Zeitpläne zu erstellen und Ordnung in das Chaos zu bringen. So richtig sinnvoll war das nicht, aber immerhin bedeutete es Beschäftigung mit dem derzeitigen Problem, und das war besser als der krampfhafte Versuch, sich abzulenken.

Das konnte sie viel einfacher als er. Wie wunderbar ein solches Talent war, das erkannte Dora eigentlich erst, seit sie ihn hatte, und noch viel mehr in letzter Zeit. Ergänzung eben, Perfektion in der Dualität, und das festigte und beruhigte, ohne den eigenen Charakter zu verwässern und zu verändern. Immer noch pur sie selbst und doch so viel mehr daran geworden.

Ihre zweite Hand auch noch in der Hosentasche platzierend, schlenderte sie hinüber zu ihm, der er auf einem alten Federkiel herumkaute und gelegentlich damit gegen seine Schläfe trommelte. Nein, keine Ideen derzeit, wie man die Schwierigkeit überwinden konnte. Seit gut fünf Wochen waren die Kids jetzt wieder in Hogwarts, und außer einigen wenigen Informationsbrocken, die man als Insider verpackt in Briefen hatte übermitteln können, waren sie einer stetigen und hilfreichen Konversation in keinster Weise näher gekommen. Das betraf allerdings auch den kleinen Kreis von Widerständlern außerhalb der Mauern von Hogwarts. Und für die war die ganze Geschichte noch ein bisschen pressierlicher.

Grillen aus Speckstein hatten sie damals benutzt, von Dumbledore ersonnen und hergestellt, die in verschiedenen Frequenzen und Stärken hatten zirpen können, eine Art Codesystem, das Kämpfer an die Front rief und ihnen während einer Schlacht, egal welchen Ausmaßes, Befehle übermitteln konnten wie die einer Kriegstrommel oder einer römischen Fanfare. Die Jugendlichen in der Schule verwendeten von Hermine verzauberte Galleonen mit Zahlendrehern, für die man ebenfalls zumindest Grundkenntnisse in der Entschlüsselung brauchte. Und Muggel hatten Morsen, Enigma und Windtalking. Im Moment hatten Voldemorts Gegner nicht viel. Nur denken, den Namen, nicht aussprechen!

Die Grübelfalten auf seiner Stirn wohlweislich kennend, ignorierte Dora sie dennoch und echote unwillkürlich das Summen ihrer Mutter, wie sie an ihn herantrat und beide Hände auf seine Schultern legte, um sie zärtlich, aber kräftig unter Stoff und Hosenträgern zu massieren. Augenblicklich entspannte er sich ein wenig und kehrte aus seinen Gedanken in den schönen Morgen zurück, wie er mit zwei Fingern nur nach ihren griff und den bärtigen Kiefer dagegen schmiegte. „Hallo, Sonnenschein,“ begrüßte er sie rauchig, so kurz nach Vollmond noch immer gezeichnet von einer gefährlichen Nacht im Moor.

Noch immer melodisch trillernd, lehnte sie sich vor und klappte ihren schlanken Körper regelrecht ein, um ihm mit Stubsnase und Lippen durch den Nacken zu wischen, dass ihm sämtliche Haare auf den Wirbeln zu Berge standen in wohligem Schauer. „Guten Morgen,“ säuselte sie und lugte an seinem Ohr vorbei auf die altbekannten Zeichnungen und Ansammlungen von Orten und Namen. „Bist du schon weiter gekommen?“ wollte sie wissen.

Müde ein bisschen, aber nicht so fürchterlich erschlagen wie noch vor wenigen Wochen, zuckte Remus die Achseln und schüttelte vorsichtig den Kopf. „Nicht wirklich,“ bettete er in einen Ausatmer und bohrte den linken Zeigefinger unter den Namen von Fenrir Greyback auf dem Pergament, den Kiel wie ein Schiffchen unter die anderen Glieder gewoben. Das System mit den Greifern. Dieses System.

„Mach eine Pause,“ schlug Tonks vor, selbst noch viel zu sehr schlaftrunken, um jetzt großartige Ideen ausgraben zu können. Noch immer seinen Oberarm berührend, umrundete sie den Tisch und fixierte ihre Konzentration bereits auf den Vorratsschrank gleich neben der Spüle. „Gibt's hier noch irgendwas Essbares?“ Ihre Eltern und auch ihr Ehemann hatten bereits gefrühstückt, während sie noch in den Federn gelegen hatte, wahrscheinlich sogar noch in der Dämmerung des heraufziehenden Morgens, der sich da draußen gerade so herrlich Oktober-herbstlich entfaltete. Einer ihrer Lieblingsmonate, keine Ahnung, wieso.

Remus nahm den Ratschlag gerne an, warf das Schreibgerät von sich und drückte sich etwas von der Tischkante ab, lächelnd, wie er auf die Schranktür deutete, die sie bereits aufzuziehen begann. „Da unter der Glocke,“ riet er ihr nachzusehen, aber die hatte sie schon längst entdeckt. Mit zwei Fingern hob sie die Abdeckung ab, und sofort schossen ihre Brauen nach oben. Perfekt. Eine kleine Zusammenstellung von Obst, ein Schüsselchen Joghurt und Apfelkompott frisch vom eigenen Baum, und daneben ein großer Krug Kürbissaft.

Mit einem Male richtig flink bereitete Dora sich ihr eigenes kleines Mahl, scherte sich nicht darum, ob die Todesser auf dem Papier einen Rand bekamen oder plattgedrückt wurden, und Remus kümmerte es auch nicht, der sich zurücklehnte und die Arme hinter dem Kopf verschränkte, um ihr dabei zu zusehen. Nicht, dass sie nicht schon immer gefressen hatte, als wäre sie hier der Wolf. Schon damals, auf James' und Lilys Hochzeit, war der Teller eines 5jährigen Mädchens genauso hoch aufgetürmt voll gewesen wie der ihres Vaters oder der von Raupe Pete, aber im Moment … Am liebsten hätte er dümmlich gegrinst und einen widerlich klischeehaften Witz gerissen, aber das verbot er sich lieber und rieb sich statt dessen mit der ganzen Hand Nase, Lippen und Kinn, als müsse er ein Gähnen verbergen. Mit sowas riskierte man fiese blaue Flecken.

Schwungvoll raffte sie ihre so Black'sche Haarkrause zusammen und band sie in einen Pferdeschwanz, damit ihr beim Frühstück keine Locke ins Essen fiel, und dann summte sie bereits wieder vor sich hin und widmete sich voll und ganz der Nahrungsaufnahme. Nur eins fehlte noch an einem so herrlichen Morgen, entschied Dora und angelte, ohne hinzusehen, nach der Fensterbank rechts von ihr, während sie sich gleichzeitig ihm gegenüber niederließ. Remus konnte ihr dabei nur ganz fasziniert zuschauen.

Das Knöpfchen an dem kleinen, knallorangefarbenen (und damit zur Kücheneinrichtung passenden) Plastikkasten drehend, führte sie erst ein Knacken, dann ein stetig lauter werdendes Rauschen herbei, ehe die Interferenzen ringsherum durchbrochen wurden, und ein weiterer Muggelgegenstand in diesem gemischten Haushalt tat seinen Dienst. Nicht nur das Licht war hier elektrisch, oh nein. Sogar einen kleinen Kühlschrank besaß Ted Tonks, in dem er seine Vorräte an schnödem Bier aufbewahrte, das Andromeda niemals anrührte. Und das war auch definitiv keine Zauberermusik, was da aus dem Radio schallte.

Oh ja, sie hatte recht. Genau das hatte noch gefehlt. Sich genießerisch, fast träumerisch nur noch mehr und weiter in seinen Stuhl flezend, schloss Remus die Augen und fing automatisch an, mit dem Knie zu wippen. Keine Weird Sisters, aber auch kein Nirvana (und darüber war man vor allem im Wohnzimmer mehr als froh) war das, was gerade Ginny immer besonders gern lautstark über die Wiesen unter dem Wieselkopf schallen ließ, sondern fast schon zu fröhliche Lebenslust im Jive-Schritt.

Er konnte gar nicht anders. Mochte die Oktobersonne da draußen noch so hell und golden sein, wie sie wollte, hinter seinen Augenlidern tanzten silbern-bunte Quadrate im Kreis, reflektiert und umher geworfen von einer sich stetig drehenden Discokugel. Genauso gut hätte er 17 sein können, auf dem wackeligen Stuhl sitzen auf dem Balkon, eingekeilt zwischen Hauswand und Geländer, oder angelehnt am feuchten Beton auf den Stufen zum 'Den Man's', wenn man mal kurz Luft schnappen musste von der stickigen, heißen Luft auf der Tanzfläche. Schlaghosen und Glitzerglamour, psychedelische Muster und lange Kragen auf runden Revers, Plateauschuhe und Eggchairs. 'Burn, baby, burn'.

Ohne es zu merken, fing er an, mit den Fingern des Arms zu schnippsen, den er sich mit der Speiche gegen die Stirn gelehnt hatte. Keine zwei Takte später klapperten die Schuhsohlen auf dem gefliesten Boden, längst den Grundschritt imitierend, wie eingebrannt in das Gehirn, als wäre es so natürlich und alltäglich wie Joggen oder Radfahren. Dass Dora mit dem Schaufeln aufhören musste und ihn wie von unten her anstarrte mit dem vollen Löffel in der Hand, den Mund noch offen, das bekam er gar nicht mit, konnte er auch nicht, so gefangen in einer sich körperlich bemerkbar machenden Erinnerung, wie nur Musik sie heraufbeschwören konnte.

Die Wirbel zuckten, wie es die Eltern vor so vielen Jahren erschreckt hatte bei ihren Kindern, er konnte gar nichts dagegen machen und wollte auch nicht. Und dann machte er die Augen auf und sah sie da sitzen, ein ungläubiges, zum Grinsen unfähiges Erstaunen im Gesicht, das ihn augenblicklich zum Lachen brachte. Was starrte die denn so blöd? Das war Disco, Mädchen, Disco! Sirius hätte jetzt die Ray Bans gelupft und sie mit hochgezogener Braue genauso angestarrt: 'Na, was? Steh auf, oder bist du zu süß zum Tanzen?'

Schneller als sie es begreifen konnte oder er selbst es sich überhaupt hätte verbieten können, tat er genau das, was sein Freund von ihm verlangt hätte da unten zwischen den kleinen Sitzgruppen und der Theke, griff nach ihrer Hand und zog sie hoch, dass Dora nur entsetzt kreischen, aber keinen Ton dagegen sagen konnte. Nicht mal ein „nein, nein, nein, ich kann nicht tanzen!“ kam dabei heraus. Nie Gesellschaftstänze gelernt, den obligatorischen Hexenkurs gekonnt umschifft und lieber Pogen und Mashen und Bangen geübt in irgendwelchen Bühnengräben, aber das brauchte sie nicht. Weil er es konnte.

Egal ob einfacher Dreischritt, Trennung, Link oder komplizierte Figuren, selbst Throwaway und Spin beherrschte er blind, nicht vergessen nach Gründungsball und unzähligen Samstagen nachts da draußen in Soho. Wie er sie zum Handwechsel drehte, musste sie hysterisch lachen und weckte damit endgültig ihre Mutter auf, die sich mit gerunzelter Stirn von ihrem Sessel erhob und um die Ecke geschlichen kam, um sich das anzusehen. Am liebsten hätte Andromeda ebenso lauthals und gelöst losgebrüllt wie ihre Tochter da in seinem Arm, die gar keine andere Chance hatte, als mitzugehen.

„Ted! Ted, komm her!“ wisperte sie und winkte ihm heftig zu, dass er da hinten doch mal dieses blöde Stuhlbein loslassen und sich das betrachten solle, und so eindringlich war sie dabei, dass er ihr Folge leistete, während Dora nur kreischend vor Vergnügen „Remus!“ in eine Silbe zog. Keine Ahnung gehabt, dass er sowas konnte. Kein spießiger Zauberer in Cordhosen und Tweedanzug, nein, ein ausgelassener Junge der 70er Jahre in all ihrer Aufbruchsstimmung und lebensfroher Tanzwut. Ted glotzte wie ein Frosch im Angesicht eines Weißstorches, und Andromeda gibbelte und kicherte wie das kleine Kullerchen in irgendeiner Nische zwischen den Klassenräumen von Hogwarts.

Das war Sirius' Lieblingsband gewesen, oh ja, erst recht seit diesem Film, der ihn zu so mancher Aufmachung inspiriert hatte. Die hohen Falsett-Stimmen, der mitreißende Rhythmus, einfach jeder Song ein Treffer. Für einen Moment musste er erneut die Augen schließen, während er sie im 'Spanish' aus- und wieder eindrehte, und sie waren nicht mehr in der Küche, sondern auf von unten beleuchtetem Parkett im Spotlight, sie im wirbelnden Kleid, er in seinem Bordeauxanzug. Oh ja. 'More than a woman'. Und Drom und Ted konnten sich nur im Türrahmen aneinander festhalten und daran zurückdenken, wie sie ganz ähnlich miteinander getanzt hatten, damals, selbst schon junge Eltern.

„Ja, so muss das sein, wisst ihr noch?“ spulte der DJ ab über das Ausblenden der Musik hinweg, wie er schon im Hintergrund die nächste Platte fertig machte. Man konnte die Nadeln hören, wie sie auf dem Vinyl knackten, das Schwirren der schwarzen Scheiben, aber Remus hörte nicht auf, die Füße über den Boden fliegen zu lassen, und Dora hatte nicht das Bedürfnis, ihn dazu zu bringen. „Hier spricht euer Nigel Harris und das sind die Trammps,“ kündigte sich der nächste Song an, „und ihr hört Radio Caroline!“

Zwei, drei Schritte mehr, und das Paar blieb wie angewurzelt stehen, einander noch bei beiden Händen gefasst wie ein mittelalterlicher Minnesänger und seine Angebetete, die Köpfe keinen Finger breit von einander entfernt, wie Tonks und Remus einander in die Augen starrten. „Radio Caroline!“ flüsterte er bloß, und sie musste nichts erklärt bekommen, um ihn zu verstehen, ihm aus dem Gesicht zu lesen, was er dachte. Wie aus der Pistole geschossen, im selben Atemzug und so synchron wie zwei Schwäne in der Balz, murmelte die beiden: „Piratensender!“

1964. Von der Zensur unbeeinflusst. Stundenweise Musik für junge Leute, unangetastet von der Regierung und damit unter der Flagge der Freiheit. Radio Caroline. Fast augenblicklich schalteten die Verschwörer, ohne die herrliche Musik dabei zu unterbrechen, ließen Harris einfach weiter über den Äther dröhnen, was ihm gerade gefiel, ansteckenden Boogie-Woogie-Sound. Stayin' alive. Und gleichzeitig stürmten sie los, die Finger noch immer ineinander verdreht.

„Jeder hat einen Empfänger,“ blubberte Dora los, ganz hibbelig und aufgekratzt mit der freien Hand schlackernd, wie sie auf und ab zu springen begann. Ja, es gab in ganz Britannien nicht eine Zaubererfamilie, die nicht an den magischen Rundfunk angeschlossen war, wo nicht eines dieser Geräte stand seit den Zeiten vom großen, Grindelwald'schen Krieg, als die Muggel ihnen die Idee eingepflanzt hatten (auch wenn das in der Geschichtsschreibung der Hexerei etwas anders dargestellt wurde), Gustav Siegfried 1 und Calais nur Beispiele davon. Gegenpropaganda in die Welt hinaus tragen, dorthin bringen, wo Ohren die Wahrheit hören wollen.

„Und niemand kann nachweisen, was man gehört hat und was nicht,“ fuhr Remus fort, seine Augen nun auch schon glühend vor Begeisterung, und man konnte zusehen, wie es hinter der Stirn zu arbeiten begann, technische Zeichnungen sich mit magischer Planung verquickten, so wie er es so viele Male zuvor getan hatte für Gebäude und Blaupausen. Es war perfekt. Einfach die ideale Lösung!

Wie er sich noch über die Lippen leckte, die Pupillen hin und her streifend, ohne überhaupt noch irgendetwas wahrzunehmen, schnalzte Dora schon mit der Zunge. „Die Zwillinge könnten ein paar Geräte besorgen,“ fiel ihr ein, wie wenig es auffiel, wenn die Besitzer eines Scherzartikelladens größere Mengen an Waren bestellten. Zum Ausprobieren, zum Experimentieren, brauchten sie ein paar davon, Sender wie Empfänger. So schwierig konnte das Prinzip nicht sein. Und wenn, und zur allergrößten Not, gab es da einen ehemaligen Offizier, der auf Gedeih und Verderb auf das Funktionieren eines Funkgerätes angewiesen gewesen war in der schier endlosen Wüste von Nordafrika.

Aufgeweckt von ihrem Ausruf, schon den Schweiß des Ehrgeizes auf der Stirn, nickte Remus und leckte sich die Lippen, wie er sich aufrichtete und zum offenen Rahmen zum Wohnzimmer hinüber starrte, als hätte er die ganze Zeit gewusst, dass sie dort waren, sie aber jetzt erst wahrgenommen.

Noch immer standen Doras Eltern dort, Andromeda in Teds Arm gebettet, wie sie den beiden beim Tanzen zugesehen hatten, doch sie kapierten nicht das geringste von dem, was diese zwei so seltsam schön verbundenen Menschen da plapperten. Und erst recht nicht, wozu das alles gut sein sollte. „Ted,“ wendete Remus sich direkt an seinen kaum älteren Schwiegervater, deutete mit dem Finger auf ihn, dass der gemütliche Bär ganz große Augen bekam und mit einer Hand auf sich selbst zeigte, als wolle er 'ich?!' fragen. „Ich brauche dein Werkzeug.“

Mit einem triumphierenden Aufschrei machte Dora einen kerzengeraden Satz und klatschte in die Hände voller Tatendrang, und dann stürmten sie beide los und machten sich ans Werk. Zurück blieben ihre verdutzten Eltern, die einander nur fragend mit geschürzten Lippen anschauten und die Achseln zuckten. Keine Ahnung, was die da vorhatten und was das Theater sollte. Quieksend beschloss Andromeda, dass es an diesem so fantastischen Oktobermorgen völlig egal war, und Ted grinste nur und stimmte ihr zu, sie beschwingt zum Tanz ausdrehend mit über dem Kopf erhobener Hand.

Wie die Sonne über die Dächer hinaus kam und den Garten mit ihrem goldenen Licht flutete, dass tausende von glitzernden Tautropfen mit einem Mal wie die Spiegelchen einer Discokugel reflektierten und zu lebenden Diamanten wurden, lachte sie genauso süß und glücksstrahlend und angefüllt mit lauter Liebe wie ihre Tochter.


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Als ich das Buch las, sah ich es sofort vor mir. Für mich war klar, wie der Film aussehen würde.
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