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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Der Imperius-Detektor

von Teekon

Das feine, schwirrende Klingeln in der tiefen Tasche seiner verborgenen Anzughose erschreckte ihn jedes Mal wieder. Er konnte nichts dagegen machen. Dabei sollte er sich längst daran gewöhnt haben, dachte Kingsley Shacklebolt und seufzte so leise, dass niemand um ihn herum es hören konnte. Die schwarze Robe, streng geschnitten, wölbte sich über seiner Brust, wie er ausatmete dazu, doch in der Enge des Fahrstuhls konnte man das als einen Ausbruch von Platzangst werten. Viel zu viele Leute in dem schmalen Gefährt.

Wer von ihnen die Warnung ausgelöst hatte, das konnte er so gar nicht richtig erfassen, aber im Endeffekt war das auch egal. Wichtig war, dass es immer dann funktionierte, wenn er allein mit jemandem war, wenn Vieraugengespräche anstanden. Von unschätzbarem Wert, dieser Detektor, und eigentlich der einzige Grund, wieso der Auror nicht längst genau das getan hatte, was Tonks und Arthur bereits in Angriff genommen hatten: Hinschmeißen. Weil viel zu gefährlich sonst dieser Job, und doch so unerlässlich, um wenigstens irgendwie noch Kontakt zum Ministerium zu halten.

Sorgen machen musste er sich eigentlich wenig, nicht bekannt seine Verbindung zum Orden des Phönix oder auch nur zu irgendeinem der mittlerweile enttarnten Sympathisanten von Dumbledores Kampagne. Shacklebolt, das war ein Name, den kannte jedes Zaubererkind, zumindest die, in deren Familien man das reine Blut schätzte, denn sie gehörten zu den berüchtigten 24 Clans, und auch das brachte ihm ein Stück mehr Sicherheit. Auch wenn die britische Imperialzeit westafrikanisches Blut so offensichtlich in seine Stammlinie gebracht hatte. Auch darauf war Kingsley stolz.

Und dennoch vorsichtig sein, sich gut überlegen, mit wem er in der Öffentlichkeit sprach, was er von sich gab und wem er den Rücken zukehrte. Und gerade deshalb war er unendlich dankbar für dieses Kleinod, das ihm so zuverlässig mitteilte, dass ein Imperius in der Luft lag. Die Hand in der Tasche versenkend, um das winzige Metallgehäuse fest zu umschließen und damit das Vibrieren zu unterdrücken, richtete sich Shacklebolt zu voller Größe auf und verschaffte sich allein dadurch schon etwas mehr Platz.

„Level Acht: Atrium,“ leierte die körperlose Stimme herunter, die den ehemals vorhandenen Liftboy ersetzt hatte, und regelrecht vorwärts geschoben von der ganzen Meute, schwamm Kingsley einfach mit dem Strom. Seine Arbeit hier war für heute getan, sowieso nur noch selten in dem so still gewordenen Großraumbüro anzutreffen, denn sein Auftrag – schütze den Muggelminister – galt immer noch. Ob jemand einfach vergessen hatte, ihn zurückzupfeifen, oder ob es zum Plan dazu gehörte, das wusste er nicht.

Es trat Ruhe ein unter seinen zusammengeballten Fingern, und der großgewachsene, stattliche Mann in seinen bis zu den Spitzen der Oxfords reichenden Aurorenrobe, ließ den Detektor los und griff sich statt dessen an die Revers. Fast Stolzieren konnte man den Schritt nennen, den er an den Tag legte, wie er an der Rezeption vorbei flanierte und die neue Statue umrundete, die an die Stelle des goldenen Brunnens mit den Hauselfen und Kentauren getreten war. Und obwohl er seinen Blick darauf richtete, die glühende Schrift auf dem Sockel eingebrannt in die Netzhaut - „Magie ist Macht“ - sah er das so grauenerregende Ungetüm nicht wirklich an. Weil es entsetzlich war wie die bewegten Bilder von marschierenden Braunhemden.

Nur noch den langen Gang hinunter, gesäumt von all den Kaminen, die nach draußen führten, einen davon, irgendwo mittig, anvisieren, und dann wäre er wieder an der Oberfläche unter der wärmenden Sonne, die dieses widerliche Gefühl von eisiger Kälte vertreiben konnte. Auch wenn es im Innern brodelte. Wie der zweite Fahrstuhl hinter ihm aufging, das Gitter zurückgeschoben wurde und weitere trappelnde Füße daraus hervorquollen, das bekam er gar nicht mehr so recht mit, so fixiert darauf, dieses verrottete Gemäuer endlich zu verlassen.

Laut und klappernd auf dem gefliesten Boden, musste ihn der Laufschritt jedoch zumindest aufhorchen lassen, aber erst das gerufene Wort, „Kingsley!“, riss ihn aus seinen Gedanken. Nicht einmal stehen blieb er, so überrascht von der Nennung seines Vornamens, und es war ein zweiter Appell nötig, um das zu erreichen. Wie angewurzelt stoppte er ab, drehte sich in einer einzigen fließenden Bewegung herum und hob die Braue so steil nach oben, sie wäre mit seinem Haaransatz verschmolzen. Hätte er Kopfhaar besessen. Unwillkürlich strich er sich mit der flachen Hand über den kahlen Schädel ohne die so gewohnte Kopfbedeckung des Durag.

„Kingsley,“ bat der junge Mann, der ihm gefolgt war, nun wesentlich leiser, aber keineswegs ruhiger, und obwohl keine 100 Yards zurückgelegt worden waren, keuchte er asthmatisch, als habe er gerade die Nachricht von Marathon nach Athen getragen. Nur noch irritierter betrachtete Shacklebolt ihn und sagte kein Wort, ehe er ihn nicht tatsächlich erreicht hatte und japsend vor ihm zum Stehen kam. „Kingsley, hast du einen Moment?“

Percival Weasley stützte sich in das eigene Knie, um zu Atem zu kommen, und sein zweiter Arm streckte sich bereits aus, um den Zipfel der Robe an Shacklebolts Ellbogen zu erhaschen. Gehetzt sah er aus, blass in dem weißlich strahlenden Licht, das von der hohen Decke auf ihn herab fiel, und dem Auroren gefiel dieses Bild überhaupt nicht. Gelassen bleibend nach außen hin, warf er nur einen verstohlenen Blick unter halb geschlossenen Lidern hindurch, doch niemand schien sich für die beiden Ministeriumsangestellten zu interessieren, wo überall Grüppchen und Einzelpersonen geschäftig hin und her wuselten wie Ameisen in einem frisch aufgeworfenen Nest.

Flehentlich. Seine Augen waren flehentlich, und sich vergewissernd, huschte Kingsleys Hand noch einmal hinunter in die Tasche seiner Hose, die zu dem Anzug eines Bodyguards im Dienste der Regierung des Vereinten Königreiches von Großbritannien und Nordirland gehörte. Stille. Erleichterung. Winzige Perlen aus Schweiß sickerten ihm auf die Haut, und er rollte mit den Augen gen Himmel, als wolle er sich bedanken. Und dann widmete er sich dem so aufgewühlten jungen Herrn, dessen Finger sich regelrecht in den Stoff krallten, als wolle er ihn auf keinen Fall gehen lassen, selbst wenn er die Frage vehement verneinen würde.

Nur mit einem sanften Kopfnicken bestätigte Shacklebolt aus seiner deutlich erhabeneren Position heraus, dass er ein Ohr erübrigen konnte, und schon ein wenig beruhigter richtete sich Percy wieder auf und lächelte schwach. Ein Problem weniger. An diesen Mann heran zu kommen, war schwieriger als um kurz vor elf Uhr noch einen vernünftigen Bagel in der Kantine abzukriegen. Und das war ein sehr untertriebener Vergleich. Seine Brüder hätten das besser hinbekommen, da war er sich absolut sicher. Jetzt an sie zu denken, machte sein Anliegen nur noch dringender. „Wir müssen reden,“ wisperte er gegen den betriebsamen Lärm des Atriums an.

Reden. Das war hier, an diesem Ort, nicht möglich. Nicht, wenn es um irgendetwas anderes ging als das Wetter, die immer noch reihenweise auftretenden Regengüsse in den neu verteilten Amtszimmern oder einem Loch im eigenen Strumpf. Erst recht nicht, wenn so viel panische Furcht auf den Hornhäuten des Gesprächspartners stand. Als würden ihm gleich die Knie wegbrechen. Kingsley Shacklebolts kräftige braune Hand packte Percys Oberarm, fest und stützend, doch im selben Moment darauf bedacht, dass keiner der vielen Zauberer, nicht eine der Hexen um sie herum, die Schärfe darin erkennen konnte.

Seine immerfort bestehende Eleganz, die stolze Erhabenheit eines Löwen in der Savanne, die der Auror stets ausstrahlte, half enorm, wie er den jungen Mann regelrecht hochzog und schon halb in Bewegung setzte. „Warum gehen wir nicht gemeinsam zum Mittagstisch?“ schlug er vor und bugsierte einen höchst beglückten Schreiber in die Richtung, die er sowieso vorgesehen hatte: Auf die Kamine zu. Eine unglaubliche Idee. Raus hier, aus ihrer aller Reichweite und in offenes Gelände, fort von so vielen neugierigen Ohren und Augen. „Ja,“ hauchte Mr. Weasley regelrecht und ließ sich nicht nur mitziehen, sondern entwickelte rasch eigene Initiative. So viel glaubwürdiger.

Die Sonne tat wirklich gut, das sahen sie beide so, wie sie sich innerhalb kürzester Zeit auf einer Terrasse oberhalb des Victoria Embankments wiederfanden, die Themse glitzernd im Vormittagslicht, und die frische, nach letztem vergehendem Sommer duftende Luft half, den Kopf frei zu kriegen und sich zu entspannen. Ein lauer Wind wehte einem um die Nase, scheuchte die unbequeme Enge des unterirdisch gelegenen Ministeriums fort und befreite Schultern und Herz. Schon viel gelöster konnte Percy eine unauffällige Körperhaltung einnehmen.

Umgeben von lauter Muggeln, Touristen einerseits, Einheimischer zum Lunch auf der anderen Seite, die sich fröhlich unterhielten und mit dem Geschirr klapperten, konnten sie dieses gewünschte Gespräch bestreiten. Einander gegenüber saßen sie an einem der vielen kleinen, runden Tische, die Roben abgelegt und über die Rückenlehnen ihrer Stühle geworfen, so warm war es zwischen dem Watergate Walk und dem breiten Grünstreifen, der zum Pier herunter führte. Fast wie ganz normale, typische Londoner Geschäftsmänner schauten sie aus in ihren Anzügen, gepflegt mit farblich abgesetzter Krawatte und Weste.

Mit den Unterarmen auf der Tischplatte, neben sich ein gefülltes Glas, lehnte Percy sich nach vorn, um trotz des guten und sicheren Terrains keine Silbe nach außen dringen zu lassen. Mit den Knöcheln unter dem Tisch über Kreuz, faltete Kingsley die eigenen Hände und hörte ihm aufmerksam zu, niemals auch nur für Sekunden die Umgebung aus dem Blick verlierend. Sie konnten nicht 100%ig geschützt sein, und das wussten sie beide.

Die für seine Familie so charakteristischen, flammend roten Haare klebten trotz des bisher regenfreien Tages an Percys Schläfen, und die deutlich sichtbaren Ringe schlecht durchgemachter Nacht zeichneten sich unter seinen Unterlidern ab. „Ich habe etwas erfahren,“ begann er endlich, stierte eindringlich zu dem Auroren auf. 'Belauscht' hatte er nicht sagen wollen. Aber es hätte gestimmt. Das war nicht von Bedeutung. Er hatte es mitbekommen, und es war nicht für seine Ohren bestimmt gewesen.

Ungerührt, nicht einen Muskel in seiner Miene verziehend, lauschte Kingsley nur weiter. „Sie haben,“ wen er damit meinte, brauchte er nicht zu erwähnen, „sie haben seinen,“ und hier stockte er, um fest zu schlucken, dass ihm der Adamsapfel sichtbar über den straff geschnürten Kragen sprang, eine schauernde Gänsehaut so heftig über den ganzen Körper rauschend, dass er sie sich abschütteln musste und sogar Shacklebolts Nasenflügel sich blähten bei dem Gedanken daran, wessen Namen er da nicht über die Lippen brachte und nicht bringen sollte. „Sie haben seinen Namen mit einem Tabu belegt!“

Ein Zucken fuhr durch Mundwinkel und Augenrand des Auroren, das Rückgrat surrte in geradere Position, doch noch erwiderte er nichts. Ein Tabu. Eine magische Fessel, eine Klammer, die nicht daran hinderte, das Wort auszusprechen, doch das jedes Mal, wenn es geschah, eine Alarmglocke auslöste. Und wer am anderen Ende dieser Leitung saß, wusste sofort, wo und wen er zu suchen hatte. Die innere Unruhe, die davon bereits ausgelöst wurde, drang nicht im geringsten nach außen.

Genau das war es, was Percy nur noch mehr quälte. Hastig flogen seine Augäpfel hin und her, forschten in Shacklebolts Gesicht, doch er konnte nichts entdecken. Macht ihn das gar nicht nervös? Begriff er denn nicht? „Verstehst du, Kingsley?“ musste er es verbal herausfordern, musste er wissen, ob der Bekannte seines Vaters, mit dem er seit Weihnachten kein Wort gewechselt hatte, den Ernst der Lage tatsächlich nicht sah.

„Sie wissen genau, dass nur die, die gegen ihn kämpfen, seinen Namen aussprechen, sie wissen das!“ verdeutlichte er ihm, hektisch die Stimme, rau und heiser werdend, wie er sich herabsenkte, und am liebsten hätte er nach den Händen seines Gegenübers gegriffen, doch das ging nicht. Eine Kellnerin schlenderte mit vollem Tablett zwischen den bei einander sitzenden Gästen hindurch und beugte sich zu ihnen herunter mit einladendem Lächeln im Gesicht. „Ein Darjeeling für Sie?“ flötete sie und schien gar nicht zu bemerken, wie angespannt die beiden Banker sich anstarrten.

Sich aus der steifen Haltung lösend, holte der etwas ältere Farbige Atem und wandte sich ihr zu, ohne den Oberkörper zu drehen. „Für mich, danke sehr,“ bestätigte er und wartete ab, bis sie, fast knicksend, das Getränk neben dem Saft des jungen Mannes abgestellt hatte. Erst als das Mädchen zwischen den aufgestellten Blumentöpfen voller hängender, roséfarben-violetter Rispen von Purpurglöckchen hindurch verschwunden war, fiel er wieder fast in sich zusammen und nutzte die breiten Schultern, um ihnen noch mehr Sichtschutz zu geben. „Und aus welchem Grund sagst du mir das, Percival?“

Natürlich musste er sich das fragen. Nach alldem, was in den vergangenen zwei Jahren gewesen war. Percival Weasley war seiner Familie abtrünnig geworden, diesem sagenhaften Haufen von geist- und kopflosen Wahnsinnigen, die so realitätsfremd einem Schreckgespenst nachgejagt waren, das sich mittlerweile als quicklebendig und mit messerscharfen Zähnen bewaffnet entpuppt hatte. Er mochte nicht daran denken, in welcher Gefahr sie sich jederzeit befanden, in die sie sich halsbrecherisch und ohne Rücksicht auf Verluste jederzeit hinein katapultieren. In der sie – auch durch diese Sache – untergehen mochten.

Fest musste er schlucken, erneut, dass ihm kein Tropfen salzigen Wassers entkam, damit niemand sah, dass es um mehr ging als um ein versautes Aktiengeschäft an der Börse. „Weil ich weiß,“ presste er hervor, und man konnte dennoch hören, wie belegt die Stimme davon wurde, „dass sie keine Angst davor haben.“ Und dass sie es als Privileg, als Provokation, als ihre Pflicht ansehen würden, den Namen auch zu sagen. Voldemort. Vol – de – mort. Und dann würden sie sie kriegen. Das durfte niemals geschehen.

Noch immer änderte sich nichts an dem Ausdruck in Shacklebolts wie gemeißeltem Gesicht. Nur die harten Muskelknoten an seinem Kieferwinkel stachen hervor, wie er ihn mit einer hochgezogenen Braue betrachtete. Als stünde er vor einem Terrarium im Zoo und beobachte eine still dasitzende Vogelspinne. Kaum auszuhalten für den Ministeriumssekretär. Wieso sagte er nichts? Wieso tat er nichts? Warum glotzte er ihn nur an und rührte sich nicht? „Bitte, Kingsley,“ versuchte er es noch einmal.

„Ich weiß, dass du Kontakt zu Vater hast, ich weiß es!“ zischte er jetzt energisch, durch fest aufeinander gepresste Zähne gedrückt, und einmal mehr huschten seine Augen nach rechts und nach links und wieder zurück, dass auch niemand, der auch nur annähernd einem Zauberer glich, etwas davon mitbekam. „Du musst es ihnen sagen, bitte, du m....“ Weiter kam er nicht, denn Kingsley zuckte zusammen und griff sich nahezu erschrocken an die Hüfte, sich so prompt aufsetzend, dass der Tisch über die gepflasterte Terrasse schrammte.

Schräg hinter Percy, in dessen totem Winkel, war der gemächlich schlurfende Mann erschienen, die Treppe vom Park am Flussufer herauf, und Mr. Weasley hatte ihn von dort aus nicht sehen können. Nah genug jedoch für den Radius des kleinen Gerätes in Shacklebolts Hose war er gekommen, und auch ohne den Detektor hätte der Auror gewusst, dass dieser sein ehemaliger Kollege und Untergebener längst nicht mehr Herr des eigenen Willens war. Denn er hatte bereits am Boden gelegen, als der mächtige Schatten sich auf das Ministerium gesenkt hatte.

„Ich empfehle die Parpadelle,“ sagte Kingsley so laut und so aus dem Zusammenhang gerissen, nach seiner Teetasse angelnd, dass Percy Hitze in den Kopf schoss und er sich augenblicklich aufrichtete und die Menükarte förmlich an sich riss. Er hatte begriffen. Um die Bedrohung zu erkennen, musste er ihn nicht erst sehen, Ulrik Savage, der sie beide dort an ihrem Platz entdeckte und auf sie zusteuerte. Ob er sie gezielt gesucht hatte, oder ob er zufällig auf sie gestoßen war, das konnte keiner von beiden erahnen.

Sich den dritten, bisher verwaisten Stuhl an ihrem Tisch heranziehend, fragte er nicht einmal, ob er sich dazusetzen dürfe. „Mahlzeit,“ brummte der Auror, hochgeschlossen in seiner vorgeschriebenen Robe, und er zog unangenehm penetrant die Nase hoch, während Shacklebolt einen tiefen Schluck seines brüllend heißen Getränks zu sich nahm. Wortlos nickte der Vorgesetzte ihm nur zu, sah überhaupt keine Veranlassung zum Austausch besonderer Höflichkeiten. Percy räusperte sich leise und murmelte sein „Guten Tag“.

„Lange nicht geseh'n,“ fiel es Savage auf, wie selten der Leiter seines Trupps nun in den eigenen Reihen gesichtet wurde, aber seit Tonks, Williamson und Proudfoot nicht mehr zur Arbeit erschienen, war ein leerer Stuhl mehr oder weniger fast schon egal. Sicherlich wusste er wie jeder andere auch, dass Shacklebolt einen Spezialauftrag hatte. „Sind immer noch beim Muggelminister?“ vermutete er deshalb auch folgerichtig.

Seinen Tee absetzend, die Beine übereinander schlagend, dass er sich ein wenig von ihm distanzieren konnte, nickte Kingsley nur deutlich. „Das ist richtig,“ ergänzte er die Bestätigung, derweil Percy nur wie gebannt die Mittagskarte rauf und runter las und wieder von vorn anfing, um möglichst beschäftigt zu wirken. Er kannte Savage nicht. Es gab keinen Grund, sich mit ihm zu unterhalten. „Und?“ fragte Ulrik grinsend. „Spannend?“

Ein leises, knurrendes Geräusch entkam dem Aurorenführer, und er zuckte die Achseln. „Anstrengend,“ blieb er so nah wie es ging bei der Wahrheit und winkte mit einer Hand die Kellnerin heran, die geschickt zwischen den Gästen hindurch Slalom lief. Man hätte schwören können, sie schwebe. „Ein Wunsch, Sir?“ trällerte sie noch immer lebhaft, und er bestellte rasch für sich und seinen jungen Begleiter die Tagessuppe, damit unmissverständlich klar machend, dass er Savage nicht zu seiner Party zählte. Noch nie besonders gut miteinander ausgekommen.

„Und was kann ich für Sie tun, Sir?“ wandte sie sich also einzeln an den nun dazu gestoßenen Herrn in dem merkwürdigen Mantel, doch der schielte nur abschätzig aus dem Augenwinkel zu ihr herüber und hob eine abwehrende Hand. „Nah!“ machte er mehr als dass er sprach, und sofort war sie wieder auf und davon. Dabei ließ sie sich nicht anmerken, wie ungehörig sie das Verhalten des Gastes empfunden hatte. Sie war vielleicht bloß die Bedienung, aber das hieß noch lange nicht, dass jeder blöde Arsch aus dem Finanzdistrikt seine schlechte Laune an ihr auslassen durfte. Erst außer Hörweite, gab sie ein angezicktes, schnippisches Quieksen von sich. So ein arroganter Pavian!

Sein Grinsen wieder aufsetzend, lehnte Savage sich zurück und stopfte sich einen Daumennagel zwischen die Zähne. „Die Gören?“ vermutete er und zwinkerte, als könne er damit verraten, was er wirklich hatte sagen wollen. Muggelbastarde. „Hm,“ machte Shacklebolt und wog das Kinn so austariert hin und her, es war kaum zu erkennen. „Auch,“ hielt er sich bedeckt über seinen Auftrag, und weil auch das seiner Art entsprach und der Mission angemessen erschien, ging Ulrik nicht weiter darauf ein.

Nur ein wenig grunzend, hob er die Achseln, als die Kellnerin zurückkehrte und zwei herrlich dampfende Terrinen auf ihrem Tablett balancierte. Die wunderbar rote Tomatencreme darin duftete ganz fabelhaft, und am liebsten hätte Percy laut geseufzt. Doch noch immer verbarg er sich halb hinter dem Speiseplan und duckte sich weg von Shacklebolts ungehobeltem Kollegen. Der nahm es ihm ab, stöhnte theatralisch und stemmte sich aus dem Sessel, dass er ihnen beinahe das Mittagessen versaut hätte. Nur die rasche Reaktion des Mädchens – ein Schlenker, ihm auszuweichen – rettete die Suppe.

„Na, allzu lange müssen Sie's nicht mehr aushalten,“ gab Ulrik Savage sicherlich nur halb aus Versehen sein Wissen preis, Informationen, die jemand wie er nicht hätte haben dürfen. Schon im Gehen, während die Schüsseln abgeladen wurden und Tassen und Löffel aneinander klimperten, schien er sich an etwas zu erinnern, und mit erhobenem Finger beugte er sich rückwärts. „Bevor ich's vergess',“ wandte er sich seinem Vorgesetzten zu, ignorierte Percy geflissentlich, „Robards wollt' Sie sehen, unter vier Augen.“ Und damit machte er sich davon und latschte genau so enthusiastisch die Stufen wieder hinunter, wie er sie zuvor erklommen hatte. Und das Surren in Kingsleys Tasche verstummte.

Unter vier Augen. Sie beide wussten, was damit gemeint war, was das bedeutete. Über den Rand der Menükarte und quer durch den ungebrochen aufsteigenden Wasserdampf über den Terrinen, starrten Weasley und Shacklebolt einander an, brauchten es nicht anzusprechen. Für Kingsley war damit der Weg vorgezeichnet. Und obwohl er vorhin noch abweisend ihm gegenüber geblieben war nach all dem, was Percival sich geleistet hatte in seiner Verblendung von Ordnung und Macht, konnte er dennoch nicht anders.

Nach dem Löffel greifend, die Serviette ausschlagend und sie auf seinem Schoß ausbreitend, senkte Kingsley die Stimme, dieses Mal nicht scharf, sondern weich und sanft, wie er fast privat wurde: „Gibt es jemanden, der dir nahe steht?“ Nicht eine Sekunde lang fasste es Percy so auf, wie es klang. Er erkundigte sich nicht nach seinem Leben außerhalb der Arbeit, wie zwei alte Freunde, die einander ewig nicht gesehen hatten und einander auf den neusten Stand bringen wollten. Ebenfalls wie abgespult mit dem Essen beginnend, schluckte er heftig und spürte das Metall des Bestecks gegen den unscheinbaren Freundschaftsring klirren.

„Ja,“ wisperte er und hielt inne, um das Schmuckstück vorsichtig zu drehen, es auf der Haut zu spüren. Audreys Ring. Und er dachte an das hübsche Gesicht, wie sie sich eine Strähne aus den Augen wischte und so unermesslich schön und unaufdringlich auflachte. 'Du bist so ein Dummkopf, Percy Weasley'. Und dann lief sie davon, durch das Spalier aus Rosen, einer Elfe gleich, so unwirklich und von dieser Welt losgelöst, wie er in ihr verankert war. Ihm schlug das Herz bis an den Mundboden, wie sich in seinem Geist eine hässliche Wolke über den verwunschenen Garten von Hadspen senkte.

Und Kingsley Shacklebolt lehnte sich über Tisch und Suppe, ein raues Kratzen aus dem Kehlkopf nun dabei. „Dann hol' sie ab und sag' niemandem, wohin ihr geht,“ empfahl er nicht, sondern befahl er mit all seiner Auroren-Autorität. „Verschwindet von der Bildfläche.“ Auch wenn er das geahnt hatte, wenn auch seine eigene Idee ihm soeben das gleiche geraten hatte, so bohrten diese Worte sich doch so endgültig in seine Seele, dass ihm sämtliche Farbe aus dem Gesicht sickerte, als habe jemand einen Stöpsel aus einer Badewanne gezogen. „Aber,“ protestierte er nur noch schwach und quieksig, „meine Sachen ...“

Sein Gegenüber wischte das alles weg mit einer bestimmten Handbewegung. „Nichts, was dort unten liegen könnte, ist das Risiko wert.“ Und er hatte recht. Und Percy Weasley nickte stumm und starrte in seine Tomatencreme, auf der hilflos, ankerlos, steuerlos, eine weiße Kappe aus Sahne, gekrönt mit Petersilie, über die Oberfläche glitt.


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