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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Pentagramm

von Teekon

Einer nach dem anderen fiel förmlich aus der breiten Öffnung des gemauerten Kamins heraus und in den so wohl bekannten, abgedunkelten Speisesaal unter der Erde hinein. Funzlig, schläfrig, schlummerte der rundbogig angelegte Raum mit der endlosen Mahagoni-Tafel darin, die Stühle angeschoben, und die ruhig flackernden Kerzen in den Leuchtern an Decke und Wänden schraubten nicht einmal das Licht herauf, blieben warm und gedimmt, als wollten sie besänftigen und entspannen. So recht greifen konnte es nicht sofort. Nicht nach einem solch entsetzlichen Abend.

Peter erschien zuerst, stolperte regelrecht vorwärts mit hektischen Flecken in einem Gesicht, so bleich wie das einer Moorleiche, und sein Fuß verhakte sich im ausgefransten Teppich, dass er beinahe fiel. Keine Ahnung, wie er das schaffte, erhaschte nicht einmal eine Stuhllehne, um sich daran herum zu reißen, doch er schlenkerte mit dem vollen Gewicht aus und katapultierte sich in einen Sessel rechts um die Ecke, vorwärts, mit der spitzen Nase voran zwischen Kissen und Rücken des Möbelstücks, und dort brach er zusammen und schluchzte hochfrequenter als der Jagdschrei einer Fledermaus.

Direkt auf den Fersen folgte ihm Sturgis Podmore, der Älteste heute Nacht, und er vollführte nur wenige Trippelschritte, ehe er abrupt stoppte und links um den Sims herum schritt, um aus dem Weg zu sein. Mit einem Arm, angewinkelt, so als wehre er selbst gerade noch eine geführte Schlagwaffe gegen sich ab, stützte er sich über der eigenen Stirn gegen das so hübsche, dunkelrote Mauerwerk, und seine Brust hob und senkte sich wie ein Blasebalg, wie er sich mit der freien Hand durch das Gesicht wischte, die darüber rinnenden Silberspuren rasch verwischend. Niemand sollte die sehen, erst recht nicht das Mädchen.

Ebenso kurz nur holte Remus Lupin mit seinen langen Beinen aus, um gleich dort vorn zwischen Wand und Stuhllehnen stehen zu bleiben und sich nach vorn zu beugen, beide Hände in die eigenen Knie gestützt, so als müsse er sich auf der Stelle übergeben. Die Arme pressten die Beine förmlich nach innen, hielten die ganze Figur damit zusammen und aufrecht, verhinderten ein endgültiges Zusammenbrechen des mondblassen Mannes mit den gramverzerrten Zügen. Auch er konnte kaum zu Atem kommen.

Wie eine lotrechte Felsnadel dagegen, starr und steif und aufrecht wie ein Baum, trat Sirius Black in einer einzigen geschmeidigen Laufbewegung aus dem lodernden, kalten Flohfeuer heraus, die Augen hart geradeaus, und seine Locken flogen, wie er schwungvoll den Zauberstab in der Revers-Tasche versenkte, während sich die drei anderen jungen Männer noch immer an ihren Hölzern festhielten, zum Sprung, zum Kampf sofort bereit, selbst in diesem so absolut sicher geglaubten Haus. Fast im gleichen Momentum drehte er sich schon herum, als habe er gewusst, was auf ihn zukam.

Sie stürzte ihm entgegen. Das war kein Gehen, kein Rennen, es war ein Satz ohne aufzutreten, so flog das Mädchen aus dem Kamin, auch wenn sie nicht hatte wissen können, in welcher Konstellation sie sich wiederfinden würde. Kein Wort kam über ihre Lippen, nur ein ersticktes Aufheulen, ein Wehklagen, als habe Isis den aufgeschnittenen Baum ein zweites Mal gesehen. Direkt in die wartend geöffneten Arme ließ sie sich fallen, die Sirius bereitwillig über den schmalen Schultern schloss, dass sie ihre so tapfer getragene Fassade der Stärke und Gefasstheit endlich einreißen und laut zu weinen beginnen konnte. „Em,“ sagte er bloß, und in seiner Stimme schwang nur ein entferntes Echo von eigenem, kummervollem Leiden mit.

Emmeline Vance hörte nicht mehr auf. Sie hörte Frank nicht, der als Nachhut zuletzt in Dumbledores Keller in Godric's Hollow erschien, interessierte sich nicht für das augenblickliche Verlöschen des knisternden Feuers. Um sie herum standen die Jungs, die Männer, ihre Kampfgefährten, mit denen sie sich nun Jahre schon die Schlachtfelder teilte, sich selbst schärfender Manganstahl, genauso hart und schön und mattgolden schimmernd. Ihr blondes Haar, immer noch so lang wie zu Schulzeiten, zu einem Bauernzopf geflochten, fiel stumpf geworden auf ihre Hüfte über der Robe, wie sie sich nur an ihm festhielt und dem Gefühl der schockierten Verzweiflung hingab.

So mussten die Menschen reagiert haben, die zuerst durch die Stacheldrahtzäune geblickt hatten, fuhr es Remus durch den Kopf in seiner Ecke am Übergang zum in tieferer Dunkelheit liegenden Kopf des Zimmers. Nur über die Schulter warf er einen kurzen Blick zu ihnen hinüber, konnte sich das sanfte Lächeln nicht verkneifen, das sich ihm auf die Lippen stahl für einen winzigen Augenaufschlag der Zeit. Ja, vielleicht war das möglich. Ein schöner Gedanke. Und er wandte sich wieder herum, um seine überstrapazierte Muskulatur zu entspannen, und senkte die Augen zu seinen fleckigen Schuhen. Blut darauf.

Auch wenn er gar nicht hinsah, erinnerte sich Remus sein Leben lang an diese einfach nur verstreichenden Minuten, waren es wahrscheinlich mehr als zu einer Stunde reichen, dort unten zwischen Kamin und Speisetafel, und er hätte schwören können, sie alle exakt so in ein Modell stellen zu können, wie sie tatsächlich gewesen waren. Sturge an der tragenden Säule, blinzelnd immer wieder das Gesicht der Decke zugewandt, als könne er durch sie und das gesamte Cottage hindurch die aufziehenden Frühlingssterne zählen. Frank, der es nicht fertig brachte, seinen Zauberstab aus Hainbuchenholz einzustecken, mit aller Macht an dem Glauben festhaltend, Magie mache alles heil. Peter, der erst wimmernd, bald stumm, mit bebender Lippe in seinen Sessel gekauert blieb. Und Sirius, der Emmeline tröstete, so gut es eben nur ging.

Wann und wie Black es fertig brachte, das fassungslos schluchzende Bündel in seinem Arm in Richtung einer Ottomane zu dirigieren und sie gar dazu verleitete, sich zu setzen, das wusste Remus allerdings nicht. Ems Gesicht war bis zu den Ohrläppchen in Sirius' Halsbeuge verborgen, und das blieb sie auch, rührte sie sich nicht mehr aus der Umarmung, die ihr jetzt nur den nötigen Halt geben konnte, um nicht völlig zu zerschmettern wie eine Tasse aus feinstem japanischem Porzellan, die grob vom Teetischchen geschubst worden war.

Freundinnen geworden, mehr noch als bereits auf der Schule, wo sie doch ein paar Jahrgänge über ihr gewesen war, hatten sich Em und Marlene ein Büro geteilt, in der gleichen Abteilung des Ministeriums beschäftigt, seit die Brigade von 1978 in die Arbeitswelt aufgebrochen war. Schon in Gryffindor gemeinsam viel unternommen, das kleine blonde Mädchen und die damalige Präfektin, in einer Projektgruppe zusammen, die sich um die jahreszeitlichen Dekorationen im Gemeinschaftsraum gekümmert hatte. Und in ihrer Eigenschaft als ungebundene „Junghühner“, eingefleischte unabhängige Frauen der modernen Zeiten, wie sie Seite an Seite frech gegrinst hatten, waren sie eine Entente in ihren festen Reihen gewesen. Gewesen. Denn Marlene McKinnon war tot.

Sie war nicht einfach bloß tot. Die junge Frau, die so rücksichtslos geworden war im vergangenen Jahr, die so selbstmörderisch in Gefechte zog, egal wo sie einen von denen vermutete, die sie so heiß gesucht hatte, lag gebrochen und verstümmelt auf dem kreisrunden Perser im Salon ihrer Eltern, Kopf, Arme und Beine ausgestreckt wie die fünf Zacken eines Sterns, eines Pentagramms. Was man damit hatte sagen wollen, war es nicht genug gewesen? Nein. An jedem Ende davon, gekrümmten Fingern, versengten Schuhspitzen, wie hingeworfen, hatte sie die anderen gefunden.

Emmeline war die erste gewesen, die über die Schwelle getreten war. Nachschauen, ob alles OK war, sich wundernd, wieso die so pflichtbewusste Kollegin nicht zur Arbeit und auch nicht zum sonst üblichen Treffpunkt erschienen war. Als denke sie in diesem Moment daran zurück, spürte Sirius ihre Schultern, ihren Brustkorb, wie sie feinschlägig zitterten und sie am Atmen hinderten, ehe sie wieder zurückfiel in eine oxymoronische Mischung aus Katatonie und Raptus. Anstatt sie zur Ruhe aufzufordern, anstatt sie zu mäßigen, streichelte er nicht zu fest, nicht zu zaghaft, den Oberarm unter seinen Händen und schlug die eigenen Stimmbänder im Kehlkopf summend an, dass es sich auf ihre Schläfe übertrug.

Keinem von ihnen wollten die Bilder aus dem Kopf. Ein Exempel statuiert an ihr, an ihrer ganzen Familie, waren sie alle nicht mehr, nur noch stumme, glotzende Leichen mit offenen Augen, und niemand musste es mehr wiederholen in jenem so heimeligen Keller voller Geborgenheit. „Was ist das da um seinen Hals?“ hatte Sturge rau gewispert, sich herunter gebeugt, eine Spur nur, aus Angst, er könne etwas berühren, könne ihn berühren, den so grausam entstellten Jungen, gerade mal beginnend, seiner Kindheit zu entwachsen. Blacks Augen wurden nicht matt, oh nein. Sie wurden klar und glänzend, poliert wie Pistolenkugeln.

Erwürgt. Mit bloßen Händen erwürgt, zugesehen, wie das Licht in den Fenstern einer Kinderseele verlosch, und es genossen. Dafür brauchte man das Gesicht nicht zu sehen, die kräftigen Finger noch um seinen schlanken Hals geschlungen. Matthew war nicht von Zauberei ermordet worden. Schäbig, schmutzig, kalt und bestialisch hatten sie ihn umgebracht. Und nicht nur ihn. Der Ausdruck in Marlenes Zügen verhieß es: Sie war genauso blutig gestorben wie der, den sie geliebt und zu rächen versucht hatte.

Die Vorstellung von der Szenerie, die sich in McKinnons so hübscher Stadtvilla abgespielt haben musste, war nicht zu ertragen, für keinen von ihnen, die sie schon so viele Grausamkeiten erlebt hatten. Wie damals im Haus der Zwillinge, wie bei Benjamin Fenwick und all den vielen anderen, die sie nun schon verloren hatten, ringsherum nur zerstörtes Mobiliar und zerschlagenes Leben. Und wieder einmal eine Familie komplett ausgelöscht, Vater, Mutter und ihre drei Kinder, und das erbarmungslose Zeichen der Todesser, das Dunkle Mal, schwebte in giftigem Grün züngelnd und kreischend über ihnen, sichtbar für jedermann.

„Sie hat es herausgefordert.“ Wer von ihnen diese Worte flüsterte, das wusste hinterher keiner von ihnen mehr so genau. Vielleicht sogar man selbst? Im Kopf konnte es sich in jeder ihrer Stimmen wiedergeben, sogar in der von denen, die nicht da gewesen waren, die später in einer ihrer so beklommen und klein gewordenen Sitzungen darüber gesprochen hatten, die McGonagall, Moody, wer auch immer. Weil es stimmte. Und niemand würde darauf etwas sagen, weil sie alle wussten, dass es nicht als Vorwurf gemeint war. Marlene hatte keinen in ihren Schmerz hinein ziehen wollen, nicht einmal mit Emmeline hatte sie jemals darüber gesprochen seit dem Tag, an dem sie Fabian und Gideon zu Grabe getragen hatten, wie sie es nun mit ihr tun mussten. Aber den Todessern, dem perversen Schwein von Missgeburt, dem sie folgten, denen war das egal gewesen. „Strafe“ kam über alle.

Em beruhigte sich. Sie war eben immer noch die selbe, eisenfeste Schönheit, die sie schon als Kind ausgestrahlt hatte, die sie schon in einem eisblauen Kleid am Abend des Gründungsballs gewesen war. Einen tiefen Atemzug nehmend, dehnte sich ihre Robe aus, wie sie sich aufsetzte und sich die letzten Tränen aus dem Gesicht wischte, rigoros und dennoch gezeichnet von einer Trauer, die sie wohl für immer in ihrem Herzen tragen würde. Die Wunden, das Blut, die schrecklichen Verletzungen der fünf McKinnons, die konnte sie überwinden, damit konnte sie umgehen. Alles andere musste sich eben fügen. Mit der Zeit.

Die winzigen Strähnchen aus blinkendem Gold, die aus ihrer Frisur gefallen waren, flogen auf, wie sie den Kopf schüttelte und erst nur aus dem Augenwinkel, dann ganz geradeaus und ehrlich lächelnd zu Sirius auf schaute. „Es geht schon, danke,“ beschenkte sie ihn für seine Ritterlichkeit mit einem Augenaufschlag, und viel mehr noch dankbar war sie ihm dafür, dass er eben nicht wie so oft und wohlbekannt aus der Rolle fiel. Er schloss nur für einen Moment die Lider und nickte, ließ sie aber nicht los. Dafür nicht.

Sie verließen das Haus gemeinsam, und über einen ganz anderen Ausgang, bahnten sich ihren Weg über die schöne Wendeltreppe aus dem gleichen, glänzenden Mahagoni, aus dem auch Stühle und Tafel gedrechselt worden waren. Dumbledore war nicht hier. Er war im Schloss, in Hogwarts, viele hundert Meilen weit fort, und dort beschützte er die Kinder der Zauberer von Großbritannien und Irland, die Zukunft ihrer aller Welt. Still lag sein von den Eltern geerbtes Cottage deshalb, tickte nur die uralte Standuhr auf der Diele, die blauen und weißen Kacheln bis zu einer Bordüre auf Augenhöhe ziehend. Alle Türen blieben geschlossen, konnte und wollte auch keiner von ihnen einen Blick werfen auf die privaten Räumlichkeiten.

Wahrscheinlich sah es auch niemand, wie sie durch die Vordertür hinaus traten in einen schmalen Vorgarten, so früh im Jahr noch durchzogen von winterlichem Trübsinn, während gleichzeitig die ersten zarten Pflänzchen ihre Köpfe durch saftig grünes Gras reckten. Ein Hauch von Lenz lag in der Luft, wehte feinen Duft von baldig aufkeimendem Leben an ihre Nasen heran, doch noch kroch der Wind klamm und kühl unter ihrer Kleider, dass sie fröstelten.

Längst war aus Peter ein in sich zusammengesunkener Klumpen geworden, wie schlecht aufgegangener Hefeteig. Den Schädel mit den fussligen Haaren duckte er so gekonnt zwischen die Schultern, selbst der Sensenmann persönlich mit seinem gut geschliffenen Gerät hätte ihn nicht erwischt. Fast hätte Remus grimmig gelacht, doch danach war seinem Herzen noch immer nicht zumute. Ein schwirrender, rotierender Strudel aus schlammig sprudelndem Wasser verbarg sich irgendwo zwischen den Rippen in seiner Brust, und es war ihm nicht möglich, ihn zu deuten, zu entwirren, in dem Gemenge aus Trümmern und fortgespültem Gestein darin die Zeichen zu lesen. Er presste die Kiefer aufeinander und zwang sich, voraus zu schauen. Ja. Peter würden sie sicher weniger und weniger oft sehen.

Dicht bei einander stehend, verharrten die jungen Mitglieder des Phönixordens, noch immer zwischen Straße und Hauseingang, wo sie sich sicher fühlten vor feindlichen Blicken, selbst hier im so idyllischen Godric's Hollow nicht mehr unbeobachtet. Auch wenn die Todesser dank des Zaubers das Heim der Potters nicht sehen konnten, hieß das noch lange nicht, dass sie nicht dennoch herkamen und auf eine Chance lauerten.

Als habe er den selben Gedanken gehabt, schnaubte Black, beide Fäuste in den tiefen Taschen seiner schwarzen Hosen geballt. „Ich weiß gar nicht, wie ich's James und Lily beibringen soll,“ übernahm er diese so unangenehme Aufgabe dennoch ohne zu zögern oder überhaupt nur etwas Anderes in Erwägung zu ziehen. Sturge nickte, und Frank auch, der ihm auf die Schultern klopfte, anerkennend und ermutigend. Niemand musste es sagen.'Du musst aber'. Verschweigen unmöglich. Remus seufzte unhörbar. Oh, er wünschte, er könnte ihn begleiten.

Keine Worte des Abschieds. Nicht heute Abend. Angst, es könnten wirklich die letzten sein? Einfach nicht angebracht. Mit einem Schritt auf den Rasen umrundeten die beiden Älteren die Gruppe der Schulfreunde, und Longbottom und Podmore verließen die Sicherheit des Dumbledore'schen Anwesens. Ein letzter Gruß, mehr ein Salutieren, und Frank löste sich in Luft auf, gefolgt von Sturgis. Herzlicher, doch genauso knapp und karg, verabschiedete sich Emmeline für die Nacht, und sie war froh, nach Hause gehen zu können, nicht allein sein zu müssen in der langen Dunkelheit bis zum Morgengrauen. Von Remus und Sirius holte sie sich eine kurze Umarmung, einen festen Drücker, wuschelte Pete durchs Haar und war fort.

Potters Zimmergenossen blieben zurück. Wie so oft. Sich zum Gehen aufzuraffen, einander zu verlassen, einmal mehr in stiller, zornig-aufgelöster Agonie, das brachten sie nicht fertig. Die Unruhe in Moonys schwankenden Bewegungen, hin und her und wieder zurück, die war kaum wahrzunehmen und dennoch offensichtlich. Dagegen der Kleinste starr wie ein Kaninchen, wie ein Kiesel im Fluss, der darauf wartete, von den Fluten mitgerissen zu werden. Und Black, aufrecht, selbst das Kinn zum Himmel gereckt, die Sterne absuchend nach denen, die er am liebsten mochte. Nach seinem Kometen.

So wenige nur noch. So sehr zusammengeschrumpft war ihre eingeschworene Gemeinschaft. Sie fielen einer nach dem anderen, und nichts und niemand konnte das aufhalten. Weil die Gemeinde der Zauberer rings um sie herum nichts tat, weil das Ministerium sich nicht durchsetzen konnte, die Verteidigungsstrategien versagten. Längst ein ganzes Land in Angst und Schrecken. Verzweiflung durchscheinender als der bald aufziehende Frühling. Und sie spürten sie alle in den Knochen, egal, wie sehr sie sich dagegen zu wehren versuchten. Darüber redeten sie nicht, aber das mussten sie auch nicht.

Es gab nichts zu sagen zu dem, was heute geschehen, was sie heute hatten erleben und erfahren müssen. Noch immer winzige Splitter bunt geschliffenen Glases aus dem Oberlicht im Salon staken in ihren Schuhsohlen, bohrten sich gleichsam in die Seele. Und stumm, doch lauter als der Ruf einer Eule in der Nacht, stand die Frage zwischen ihnen: Wann wird es einer von uns sein?

Er konnte es wohl nicht mehr aushalten, wenn ihm auch nicht danach zumute war, irgendwo anders zu sein als bei ihnen, aber Peter quiekste und warf ihnen beiden einen hastigen, hellen Blick aus seinen wasserblauen Augen zu, wie ihm Schweiß auf die Stirn schoss vom Gedanken an seine Mutter, und dann machte er sich aus dem Staub, fast rennend. Einmal mehr blieben Lupin und Black zurück zwischen Hecke und Rasen.

Sirius grunzte leise und zuckte die Achseln im Selbstgespräch, ehe sein Kinn in Richtung der sich windenden Straße, immer den Hügel hinauf deutete. Nicht einmal die Hände befreite er dafür. „Ich geh' rauf,“ bestätigte er Remus' Vermutung, und der so schlacksige, dünner und dünner werdende Verteidigungskünstler, der so viele Jahre gegenüber von ihm geschlafen und geträumt hatte, senkte die Augen in die Dunkelheit, den Nacken beugend, wie er leise nickte. „Ja.“ Weniger als ein Hauch. In seinem so ungewohnten Pullover, gestrickt und übersät mit öligen Flecken, schickte er sich an, das Grundstück ebenfalls zu verlassen.

War es das? Die ungewöhnliche Kleidung? Nein, es war das, was nicht da war. Keine hitzige Röte am Hals. Kein rasch gesprochenes 'ich begleite dich'. Er wollte nicht mitkommen. Sirius stutzte, und Remus bemerkte es nur nicht, weil er sich bereits zum Gehen gewandt hatte. Die dichten, schwarzen Brauen schoben sich ineinander und verwoben sich unter dem lockigen Stirnhaar zu düsteren Schlangen. Nicht dabei sein, wenn Lily erfuhr, auf welch entsetzliche Weise ihre Freundin den Tod gefunden hatte? Nicht für sie tun, was er immer getan hatte? Kein Reim darauf möglich und gleichzeitig zu viele. James. Harry. Die Zeit. Die Taten.

Der gleiche Strudel aus zu wenig und zu viel, und hätten sie davon gewusst, wie es in ihnen beiden in diesem Moment aussah und in so vielen, die noch folgten, sie hätten zusammen die Welt gerettet. Ihre gemeinsame Welt.

Aber Remus apparierte zu einem vereinbarten Treffpunkt, an dem ihm Bainhrydghe Fryssington einen breitschultrigen Leidensgenossen mit Namen Scabior vorstellte, um zusammen zu nächtlicher Schufterei zu schleichen, während Sirius Black den Hügel erklomm, umschwebt von schmerzenden Nachtalben aus Verrat und Misstrauen.


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