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Im Silberlicht bis Nimmermehr - Fidelius

von Teekon

Winterstille lag über dem Dorf. So kalt und klar und dumpf zugleich, wie nur eine Nacht im tiefsten Dezember sein konnte. Der Himmel, schwarz und samtig, gesprenkelt mit unzähligen funkelnden Sternen, manche golden und flackernd, andere silbern bis eisblau, strahlend und pulsierend, erstreckte sich von der ebenen, ruhigen Fläche eines Meeres unter Flaute über eine flache Küste bis hinauf an die kahlen Gipfel der Beacons, deckte die Welt genau so zu wie die endlose Fläche frisch gefallenen Schnees auf den Hügeln und Wiesen gleich hinter der so wohl bekannten Felsformation.

Die Häuser, Cottages und Hütten, Scheunen, Kirche und das Kriegerdenkmal auf dem runden Marktplatz, schlummerten fest, dennoch nicht so friedlich, wie sie gesollt hätten, doch welcher Ort tat das schon dieser Tage des Krieges? Eine Periode zwischen Sonnenuntergang und klirrender Dämmerung wie jede andere auch, angefüllt mit unstetem Schlaf und immer wieder wachem Moment, einem Blick auf den Wecker am Bett, der Vergewisserung, dass es still war vor den gut verschlossenen Türen und dass der Zauberstab in Reichweite lag. Und dann herumdrehen und die Lider schließen und weiter dösen, der Schweiß auf der Stirn versickernd.

Immer noch rührte sich nichts dort draußen. Kein Lüftchen wehte, kein Eichhörnchen huschte von einem Busch zum nächsten, dass glitzernde Eiskristalle stoben und flogen, als habe jemand eine Tischdecke voller Mehlstaub ausgeschlagen. Die kühlen, friedlichsten Stunden der Nacht, weit ab von gut bewachtem Ministerium, von zinnenbewehrtem Hogwarts-Schloss oben in Schottland, machten ihrem Ruf alle Ehre. Und dennoch war etwas anders in dieser Nacht zwischen den Mondphasen. Nicht die schmalste Sichel zeigte sich irgendwo im Zenit über der menschenleeren Wildnis, die Godric's Hollow in der Dunkelheit war.

Es war der perfekte Moment. So finster würde es nicht mehr sein in diesem Jahr, und auch im nächsten erst wieder, wenn ein neuer Winter über das Land hereinbrach, und niemand, keiner von ihnen konnte und wollte so lange warten. Es musste jetzt sein, heute, endlich. Weder Muggel noch Hexe kroch durch die schmalen, unbefestigten Wege und Straßen des hübschen Örtchens, nicht weit von den Ufern des Kanals von Bristol, nicht einmal ein Kniesel ließ sich blicken, so scharf knabberte der Frost an Nasen, Ohren, Fingerspitzen. Fremde Eulen, Krähen oder welche Vögel der Nacht auch immer man ausschicken mochte, um die wichtigsten Stellen im Auge zu behalten, konnten bei so klarem Himmel nicht fliegen, ohne rechtzeitig und weit vor möglicher Erfüllung ihres Spionageauftrags gesehen und entdeckt zu werden.

Und überhaupt: Die eigentliche Tat, das Meisterstück, wegen dessen sie hergekommen waren, was sie alle bald schon von so großen, erdrückenden Sorgen würde befreien können, war längst geschehen. Weit fort von hier initiiert, so viel schwieriger dadurch, aber gleichzeitig auch so viel unauffälliger (und genialer), hatten sie das durchgezogen, jede erdenkliche Steigerung der Sicherheit darin eingeschlossen. Es konnte, nein, es durfte nichts mehr daran schiefgehen. Und dennoch musste dieser Moment noch überstanden werden, geschützt und beobachtet und mit größtmöglicher Vorsicht versehen.

Das mochte verrückt klingen, eigentlich entgegen dieser soeben noch hoch gelobten und dankbar beschworenen Strategie, dass er nicht selbst hier war und den Vorgang mit seinen Argusaugen im Blick behielt. Aber nein, das hatte einen tiefergehenden Sinn, denn Albus Dumbledore leuchtete wie eine Fackel in seiner magischen Energie, und alles wollten sie, alles, aber keinerlei Aufmerksamkeit auf den schmalen Pfad unterhalb der Brücke von Godric's Hollow ziehen, wo sich die letzten Gärten an die von Bergkristall durchsetzen Steine schmiegten, bevor die Straße über die Festwiese rollte und irgendwo in Richtung Cwmtaf verschwand. Und deshalb war er nicht bei der Eskorte, gehörte der Schulleiter und große Meister des Phönixordens nicht zu dieser verstohlenen Truppe in der Nacht.

Weit fort hielt er sich auf, kein Ablenkungsmanöver startend, dass nur wieder Misstrauen gesät hätte und die weniger tumben Exemplare unter ihren Gegnern zum Nachdenken angeregt hätte. Ein ganz normaler Abend in netter Gesellschaft bei einem Grog oder einem Tee, so als wäre heute nichts Besonderes zu erwarten, langweiliges Warten auf einen erneuten Angriff der Zauberer, die sich „die Todesser“ nannten, den nächsten Schlag in einer langen Reihe von Schlachten. Dennoch nervös, dennoch klamm und steif huschten sie an ihre Positionen und spürten dabei die doch eigentlich gar nicht vorhandene Leere dort unter den drei Felsnadeln.

So seltsam, der Anblick. So falsch, so ungewohnt und gleichzeitig vom Unterbewusstsein fast fröhlich, locker flockig akzeptiert, so als grübele das Vorderhirn darüber nach. Da war doch was. Da musste doch was sein. War da nicht immer etwas gewesen, ein Ort, ein Platz, den sie kannten wie das eigene Bett, wie die sprichwörtliche Westentasche? Nicht doch, es wurde ausgeschlagen, lachend, als bekäme man schon leichte Anflüge von Demenz, 'du irrst dich, das war ganz woanders, bestimmt, ganz sicher'. Und das Hin und Her darüber ließ sich nicht so ganz abstellen, wenn der Verstand darauf aus war, doch eben genau deswegen herzukommen, dessen Existenz man im selben Augenblick kichernd beinahe ausschlug.

Für ihn war es besonders schwierig, der er nun, verborgen unter der weiten Kapuze einer pechschwarzen Robe in der Düsternis nicht vorhandener Bäume, exponiert mitten auf der Straße zwischen den tiefen Rinnen der Pferdekarren stand, die sonst so wohl vertraut diesen Weg benutzten. Ungläubig, mit glatter Stirn und harsch verkräuselten Brauen über dem Rand seiner Brille, starrte James Potter irgendwo dort oben in die Luft, wo er das Fenster vermutete, aus dem sonst Gäste über einen hübschen, gut getrimmten Rasen zur Hecke hinaus schauen konnten. Denn da war gar nichts.

Wo sein Zuhause stehen sollte, ein so landestypisch zusammengezimmertes Heim aus Naturstein, englischem Fachwerk und dunklen Dachschindeln, daraus hervorlugend die Schornsteine von Kamin und Herd, mit Sprossenfenstern, wohlig heimelig die Lichter hinter den zugezogenen Vorhängen schimmernd, erstreckte sich eine weite, steile Bergwiese. Zwischen der abgefahrenen Bankette, nun zugedeckt mit watteweichem Schnee, und den hoch aufragenden Felsenklüften in gut 100 Fuß Entfernung, ragten nicht einmal alte Maulwurfshügel aus der ebenen Fläche auf. Kein Strauch, kein Baum, kein gar nichts. Da war weder das niedrige Gartentörchen noch das Rosenspalier zu sehen, und dort, wo die riesige Scheune, vollgestopft mit Fahrzeugen und Gerätschaften, eingerahmt von krüppeligen Kiefern stehen sollte, entdeckte er nichts als gefrorene Pfützen.

Alles, was einmal Potter'sches Eigentum gewesen war, von der selbst im Winter dichten, so hübsch von lebenden, schlanken Ästen verwobenen Hainbuchenhecke bis rauf an die behauenen Konturen des letzten Findlings, war einfach nicht mehr da. Puff. Wie weggeblasen. Es sah nicht aus, als hätte es jemand zerstört, oh nein, keine Trümmer, keine Überreste eines Fundaments oder überhaupt nur die planierte Fläche, auf der einmal Haus und Hof gestanden haben mochten. Als wäre hier niemals irgendetwas gewesen, was Menschenhand geschaffen hatte, mit oder ohne Magie. Und obwohl er wusste, sein Herz mit Bestimmtheit danach schrie, dass er hier geboren und aufgewachsen war, ja, das auch sein kleiner Sohn an diesem Ort das Licht der Welt erblickt hatte, so vermochten James Potters Augen nicht, es zu erkennen.

„Merlins Klobrille,“ flüsterte er ungebührlich, den Kopf fassungslos schüttelnd, und wäre Lily nicht selbst so stumm geschlagen gewesen von diesem Horroranblick, sie hätte ihn erstens geschlagen und zur Ruhe aufgefordert und zweitens die klitzekleinen Öhrchen von Baby Harry zugehalten, dass er sich an eine solche Ausdrucksweise gar nicht erst gewöhnte. Vergebliche Liebesmüh bei einem Vater und einem Patenonkel wie diesen beiden, die da in der gerade einmal sternenbeschienenen Dunkelheit neben ihr in knirschendem Schnee ausharrten.

Die Lippen fest aufeinander gepresst, nickte Sirius Black fest und zog eine Braue grunzend nach oben. „Yup. Erschreckend, nicht wahr?“ bestätigte er den Eindruck, wenn er auch ein bisschen gefasster schien, das Ganze bereits einerseits schon zuvor gesehen und andererseits bereits davon befreit. Denn wo für alle anderen Anwesenden diese entsetzliche Lücke ihres betonierten Weltbildes gänsehauttreibenden Bestand hatte, bis sie davon erlöst worden wären, konnte er bereits wieder sehen, wie sich der gekieste Weg vom Törchen zur Haustür zog, durch seiner Hände Werk schon mit der Schaufel bearbeitet. Sogar einen hübschen Kranz aus wintergrünen Pflanzen, Ilex mit schimmernd roten Früchten daran, hatte er ihnen zwischen die Beschläge gehängt, und damit sah das doch schon sehr anheimelnd aus, obwohl das Potter'sche Anwesen nun viele Monate praktisch unbewohnt gewesen war.

Die Anderen waren außer Hörweite, und dennoch konnten sie den schaudernden Unmut auf den Gesichtern ihrer beiden Freunde sehen, sie ein enormes Bündel aus um den Knirps gewickelten Decken und Roben im Arm, das sie sacht wiegte. Ob Harry wach war oder ob der späten Stunde träumend schlummerte, das war wahrscheinlich selbst für Lily gerade gar nicht zu unterscheiden. Ihr ganzes Gepäck, das hatte Sirius längst hergeholt, und es war eh nicht allzu viel gewesen. Es würde ihnen an nichts mangeln, waren sie erst einmal drinnen, in endgültiger Sicherheit nach so langer Zeit auf der Flucht, von einem Schreckensort zum nächsten, quer durch Britannien. Wo sie überall gewesen waren? In wie vielen Herrenhäusern, schäbigen Mietswohnungen und vergammelten Ruinen sie sich versteckt hatten vor den Schergen des Dunklen Lords? Darüber wollten sie nicht nachdenken und sich auch am liebsten an keine davon erinnern.

Es war fast unglaublich, surreal, nicht zu begreifen, dass die wilde Hatz endlich vorbei sein sollte. Natürlich war dies der perfekte Ort. Es war zuhause! Und im Nachhinein war es reichlich bescheuert, dass man nicht sofort – und sie sagten 'man', damit sie sich nicht selbst ohrfeigen mussten – darauf gekommen war, das Potter'sche Haus in Godric's Hollow selbst zu jenem undurchdringlichen Versteck umzufunktionieren. Hier war alles vertraut, hier war alles vorhanden, was eine junge Familie nicht nur benötigte, um warm, satt und sicher zu sein. Auch die Seele fand hier Ruhe. Und Harry. Aufwachsen konnte er.

Sicherlich, wie es weitergehen sollte, das wussten sie immer noch nicht. Wie denn auch? Dieser kleine, winzige Hosenmatz sollte laut irgendeiner beknackten Prophezeiung, gemacht von einer schrulligen Sumpfhexe mit Brillengläsern so dick wie Flaschenböden, höchstpersönlich derjenige sein, der den so grauenhaft starken, so niederschmetternd skrupellosen Schwarzmagier besiegen würde, dessen selbstgewählten Namen niemand mehr auszusprechen wagte, abgesehen von seinen Eltern und ihren lebensmüden Freunden. Und selbst die erbebten darunter. Er konnte sich nicht mal den Rotz von der Nase wischen. Ja, OK, gut, er hatte bereits bewiesen, dass er kein Squib und damit magisch begabt war, aber doch bloß ein Säugling!

War er so mächtig? War er so großartig und so kraftvoll mit einem Zauberstab, dass er so eine Tat vollbringen konnte? Und wenn ja, wann? Als Jugendlicher? Als erwachsener Mann? Lachhaft, man mochte darüber prusten, wenn man sich das vorstellte. Bis dahin würden Jahre, ach was, Jahrzehnte vergehen. Sollten sie die in der Abgeschiedenheit ihres verzauberten Heims mit ihm verbringen? Könnte er denn je nach Hogwarts, um das zu lernen, was er doch brauchen würde, um Vol … um diesen Soll-er-sich-doch-nennen-wie-er-will zu vernichten? Oder hatte er das gar nicht nötig? Die Worte der Prophezeiung kreisten in den Köpfen, die den vollen Wortlaut kannten, doch keiner davon fand eine Antwort darin. Ihn zeichnen.

Das war jetzt nicht wichtig. Heute Nacht zählte das Hier und Jetzt. Weil es endlich vorbei war, diese grausame Hetze, die mit jedem Tag, den sie länger andauerte, Löcher der Verzweiflung in sie hinein gefressen hatte, und Lily Potter, geborene Evans, stöhnte erleichtert auf, wie sie zu begreifen begann. „Und niemand, der nicht eingeweiht wird, kann es erkennen.“ Keine Frage mehr. Sie wusste es, verstand den Fidelius nun erst so wirklich, wie er war, und ein Lächeln stahl sich auf ihre aufgesprungenen und von der Kälte ganz blauen Lippen, entzündete nach Wochen wieder das Feuer ihrer schauderschönen grünen Augen, wie sie zur Seite blickte und ihr Haar fliegen ließ. James erwiderte den hastigen Blick, und auch ihm rauschten ganze Lawinen aus tonnenschwerem Gestein vom Herzen.

Wie sich ihrer beider Hände, ohne Handschuhe trotz des eisigen Winters, irgendwo da unten zwischen den Schössen ihrer Roben miteinander verbanden und sich die Finger fest, kräftig, fast schon schmerzhaft verwoben, das bekam Sirius durchaus mit. Aber er erwähnte es mit keinem Wort und blieb in seiner Rolle, die heute so wichtig und so gut einstudiert bleiben musste. Er kannte jeden Posten rings um sie herum, dies der letzte, verwundbare Moment, und mit kurzen Kontrollblicken schaute er zu jedem von ihnen auf. Sie bildeten einen Kreis um ihre Schutzbefohlenen und den Zeremonienmeister, ohne zu ahnen, dass auch ihnen nicht getraut wurde, dass auch sie in einem entscheidenden Detail auf Glatteis geführt wurden, wie es sich überall in reinster Naturform zwischen erstarrtem Lehm und klammen Kieseln ausbreitete.

Peter duckte sich unter einen hohen Ginsterbusch, der für die anderen nicht da war. An der Ecke zum obersten Ende des Gartens, genau dort vorn, wo der Pfosten des in der Hecke verschwundenen Zauns in die Erde gerammt war, stützte er sich mit gezücktem Zauberstab in das eigene Knie, die andere Hand auf dem Felsen ausgebreitet, der eine natürliche Barriere und den Abschluss des Grundstücks bildete. Gebannt nahezu stierte er auf die Vier auf dem Weg, die, ohne es zu ahnen, direkt vor dem Gartentörchen standen. Ihm schlug das Herz bis zum Kehlkopf, wie er sich dazu zwang, genau so leer und ohne Beachtung die Liegenschaften zu ignorieren wie seine Freunde und die anderen Mitglieder des Phönixordens es taten. Weil sie es wirklich nicht wahrnahmen. Der pummelige junge Mann schluckte fest und wischte sich über die Stirn.

Ruhten die grau-braunen Augen einen Tick länger auf ihm? Zuckten die Kiefermuskeln, eindringlich, und blitzten die Hornhäute auf? Wenn schon. Es fiel niemandem auf, nicht einmal dem so unruhig den Erlenstab in den Fingern drehenden, schlacksigen Remus in ihren Rücken, schräg die Sichtachse auf die Potters und den Paten. Seine Augen huschten suchend durch die Nacht, behielten vor allem die weite Fläche der Wiesen im Blick, den langen, finsteren Schatten unter der Brücke, und er war froh, dass der Bach überfroren war und nicht im geringsten zu plätschern in der Lage. Mochte es so kalt sein, wie es wollte, die Klauen des Winters so schmerzhaft, wie nur eben möglich, er spürte es nicht. Schweiß aus Angst, Unrast und Sorge, tröpfelte die Wirbelsäule hinunter und lenkte ab.

Ganz ähnlich den letzten Minuten eines spannenden Fußballspiels, nicht so wie beim Quidditch, wo nicht die Uhr, nicht ein bestimmter herbeigesehnter Moment die Auflösung brachte, so fühlte sich das an. Wann endlich vertickten die Sekunden der Nachspielzeit, wann musste man dieses unglaubliche Zerren im Innern nicht mehr ertragen, die Chance darauf, dass der Gegner doch noch ein Tor schoss und damit alles zunichte machte? Nur noch das Geheimnis weitergeben, damit sie eintreten konnten, und es wäre endlich vollbracht. Remus hielt sich davon ab, zu schnauben, bloß kein Geräusch machen, dass irgendwem die Nervosität noch mehr nach oben treiben konnte. Inklusive ihm. „Nun mach schon,“ murmelte er stumm in den dünnen Schal und den eigenen, stoppeligen Bart.

Sirius schob eine Hand in die Innentasche seiner eigenen Robe, deutlich sichtbar von seinem Beobachtungsposten aus, und er erhaschte das Aufblitzen von hellerer Kleidung irgendwo dort hinten, wo sich die nächsten Häuser von Godric's Hollow unterhalb der so scharfen Kurve der Straße in die Terrassenhänge des Dorfes schmiegten. Das musste Emmeline sein, wenn er den Plan richtig im Kopf hatte, und Remus hatte den Plan immer richtig im Kopf. Bis ins letzte Detail. Ihr Haar musste sie zusammengebunden haben, wo er kein blondes Leuchten ausmachen konnte, und rasch trat sie einen Schritt zurück in ihre Deckung. Alles in Ordnung. Nichts Verdächtiges weit und breit.

Sie wiegte ihn ein wenig kräftiger, wie Lily ihr feines „shhh“ flüsterte, und Harry quietschte nur leise ohne besondere Gefühlsregung. Er war wach und doch nicht so recht, öffnete und schloss nur seine tapsigen Fingerchen und schielte unter halb geöffneten Lidern hervor. Still und dunkel und Mami ganz dicht bei ihm. Besänftigt und zufrieden, der winzige Kerl. Dass sie eine Hand ausstreckte, um das zugeschnittene Stück Pergament entgegen zu nehmen, bemerkte er nicht einmal. Einen ähnlichen Streifen entgegen nehmen, wischte sich James die Kapuze von den Ohren, um besser sehen zu können, und noch immer von Unbehagen ob dieser grenzenlosen Leere voraus getrieben, verdrehte er den Nacken, als läge es nur an einem verrutschten Pullover unter der Robe.

„Das Haus der Potters befindet sich genau ...“ Er las es. Und er las es noch einmal. Gedruckt, mit einem Stempel aus versetzbaren Buchstaben, wie sie Kinder zum Spiel gebrauchten, Postamt, Bibliothek, damit man es nicht nur einwandfrei entziffern konnte, ohne den geringsten Fehler, sondern auch, um keinen Anhalt auf den Verfasser zu verraten. Schlau. James musste grinsen. Zu schlau für Black. Das war sicher nicht auf seinem Mist gewachsen. Und er zwinkerte ihm zu, ohne aufzuschauen, Sirius sofort frech und gleichzeitig verlegen bedauernd grinsend. Bedauernd. Weil so etwas nötig war. Der furchtbare Stich des Misstrauens, der sich tiefer und tiefer zwischen die Rippen bohrte. Black seufzte lautlos, nur zu erkennen am Heben seiner breiten Schultern.

Erneut las er es. Wieder und wieder, aus Angst, es würde nicht funktionieren. Wie ein Schleier hob sich für ihn der Fidelius von seinem Elternhaus, von diesem so wundersamen Ort seiner eigenen, endlos glücklichen Kindheit, und wabernd, Schlieren schlagend, wurde all das wieder sicht- und wahrnehmbar. Da waren die zugeschneiten Rabatten. Da glitzerten die hellen Einlagerungen in den Steinen. Da quoll warmes, orangefarbenes Licht durch die Scheiben, und heller, sich überschlagender Rauch sickerte aus dem Schornstein in den sternklaren Himmel. Mit einer Erleichterung, die so leicht und federgleich machte, hatte James Potter das Gefühl, er könne auf der Stelle abheben und schweben, als wäre er ein Heißluftballon, in den endlich genug warme, treibende Luft gepumpt worden war. Und Lily neben ihm tat es ihm gleich.

Sie starrten ihn an, ihren Zufluchtsort, ein Leuchten in den Augen, dass den Beobachtern in den Schatten Schmunzeln auf die vor Kälte versteinerten Gesichter trieb, und wahrscheinlich wären sie dort dümmlich starrend stehen geblieben wie staunende Kinder vor einem Zirkuszelt, hätte Sirius seinem besten Freund nicht sacht einen Ellenbogen in die Seite gebohrt. „Na, geht schon rein,“ forderte er flüsternd auf, wollte die andächtige Stille nicht durchschneiden. Fast wie am Weihnachtsabend, wenn man zum ersten Mal in den wieder geschmückten Salon stolperte, wie zum ersten Mal bezaubert von all den Lichtern und dem Duft und der sagenhaften Atmosphäre.

Einander wieder bei der Hand nehmend, sich kurz glucksend und achselzuckend aus dem Augenwinkel nur anschauend, gingen sie einen Schritt im Gleichtakt vorwärts, den Eindruck nur noch verstärkend, und wie James mit seiner freien Hand nach dem Gatter griff, lösten sich ihre Beschützer aus den Verstecken. Frau und Mann und Kind verschwanden aus ihrem Blickfeld, ließen sie kurz innehalten und irritiert die Augen zusammen kneifen, wie ihre behexten Gemüter das nicht wahrhaben wollten, doch während die Potters eilig, bereits in Sicherheit, auf die so einladende Tür zu liefen, versammelten sie sich alle um Black herum, die nächsten zu sein, die das Geheimnis wissen durften.

Lachhaft war es irgendwie, wo es doch so ernst war und die Gefahr noch nicht komplett ausgeschaltet, ihre vielen im frischen Schnee knarzenden Schuhe und Stiefel eine Unruhe in die doch so friedliche Nacht schlagend, aber sie kamen sich vor wie damals. Wie unten in den Katakomben von Hogwarts, leise, verstohlen, sich treffend in dem enttarnten Geheimgang hinter der Nische, in der ehemals die hässlichste Büste von Slytherin gestanden hatte, die der Soldat jemals von sich zugelassen haben musste. Er reichte die Pergamentfetzen herum, jedem einen, und in einem Drubbel aufeinander, wie bei einer Teambesprechung am Rande eines Rugbyfeldes, murmelten sie es vor sich hin, das Mantra, das sie zu Eingeweihten machte.

Marlene und Emmeline bewegten ihre Lippen fast synchron, kicherten, wie sie es bemerkten, und nur für den Bruchteil eines Sternenglitzerns war da wieder sprühendes Leben in den Augen der ehemaligen Präfektin, ehe es wieder erlosch, zugedeckt vom Schnee des unauslöschbaren Schmerzes, der so sehr zu ihrem Begleiter geworden war. Alice, in dieser Nacht ohne Frank, der bei Neville geblieben war, wie es nun immer einer von ihnen tat – das Kind nicht allein zurücklassen, egal was passierte - , schloss die Lider dabei, wie sie rezitierte, viel vertrauter mit derlei kraftvoller Magie. Und Remus hob das aschfahle Gesicht mit den glühend roten Narben in den Nachthimmel, um zu sehen, wie sich der Zauber verflüchtigte, und ein Lächeln, so begeistert und beeindruckt davon und gleichzeitig so glücklich über die Unversehrtheit eines sicheren Verstecks, kroch ihm dabei in die Züge. Dass Peter keinen Zettel nahm, das sah niemand zwischen dunklen Roben und gezückten Zauberstäben.

„Verbrennt die Scheißdinger!“ befahl Black mit hitzigen roten Flecken im Gesicht, als müsse er ihnen das tatsächlich so eindringlich klarmachen. Noch ehe er ausgesprochen hatte, entflammte bedrucktes Pergament und zerriss sich mit einem Rauschen in Millionen kleiner Fasern, wie es kein Aktenvernichter besser hinbekommen hätte. Das entstehende Vakuum puffte und ploppte, und dann senkte sich wieder Dunkelheit auf ihre Mienen, als auch die letzte Notiz über das Geheimnis der Potters verrauchte. Und endlich mogelte sich Erleichterung in ihre Herzen. Fast zitternd richteten sie sich auf, Seufzen und heiseres, wisperndes Lachen zeugte von Besänftigung dieses so lange gekannten, grauenhaften Gefühls. Endlich vorbei, endlich in Sicherheit.

Sich erneut fest über die Stirn wischend mit einem Ärmel, der so knackig kalt war wie die krispe Luft ringsherum, schüttelte Peter sich. „Puh!“ machte er, fast zu laut, aber sie alle verziehen es ihm und grinsten, hielten sich fest reibend den Nacken oder wärmten in den Fingern die Nasen, während Sirius mit den Augen rollte und fest nach der Schulter des geliebten Pummels griff, um ihn fast grob durch das für sie nun alle sichtbare Tor zu schubsen. Dabei grollte er wie der schwarze Hund, der er gelegentlich war, und von dem sie nichts wussten, Em und Lene und Alice, die drei Mädchen in diesem Kreis, und er schüttelte den Kopf dabei. Das brachte sie alle nur noch mehr zum Lachen.

Hätte jemand zugeschaut, aus irgendeinem der Fenster der umliegenden Häuschen, egal ob Muggel oder Zauberer, er hätte sich bloß gewundert. Denn die Stimmen, leise darauf bedacht, niemanden zu wecken, verstummten so urplötzlich, als habe jemand das Radio ausgeschaltet, und ihre Gestalten, noch leicht gebückt und schleichend, verschwanden in einer glänzenden platten Wand aus gefallenem Schnee und unberührter Natur. Für die Ordensmitglieder aber tat sich eine Welt auf, wie sie ihnen schon verloren geglaubt geschienen hatte.

Saubergemacht hatte der Geheimniswahrer für sie, in Vorbereitung auf ihre Rückkehr und mit Hilfe zumindest eines seiner engsten Freunde, und die Habseligkeiten waren längst verstaut in Kommoden und Schränken der Schlafzimmer oben, alles ordentlich und sauber, und im Kamin brannte ein loderndes Feuerchen, das jedem, der eintrat, einen beinahe schmerzhaften Schub Hitze in die erfrorenen Glieder pumpte, und sie röhrten und jammerten so herzerfrischend davon, dass Lily glockenhell lachte und eine Pirouette vollführte zwischen Herd und Esstisch.

Sie klopften James auf die Schultern, die Jungs, man redete laut und ungezwungen und bewunderte das absolut staub- und keimfreie Werk, das so niemand von Black erwartet hatte. Er grinste nur, merkwürdig reserviert, doch das fiel keinem auf, so frei und kettenlos hüpften die Herzen in der Brust. Jetzt bräuchten sie sich nur noch ganz nach ihrem Geschmack einrichten, James' altes Zimmer aufmöbeln für den schlafenden kleinen Helden da in seiner Wiege, den Garten aufhübschen, wenn der Frühling kam, und in der längst heraufgezogenen Adventszeit für festliche Stimmung sorgen.

Und während der Hausherr, so entspannt wie seit Harrys Geburt vor über vier Monaten nicht mehr, den größten Kessel für Tee aufsetzte, Remus sich fest die Oberschenkel rieb und langgezogen „kalt!“ dabei klapperte, Emmeline dem blöden Black mit einem Schwung aus ihrer Hüfte und den Zähnen auf der Lippe einen heftigen Schubs verpasste, dass Sirius nur so bellend auflachen konnte, plumpste Pete fröhlich grinsend in einen Sessel und Alice kuschelte sich mit Marlene zusammen, um schneller warm zu werden. Und Lily? Die lehnte sich seufzend an die grüne Klöntür, die nach hinten hinaus führte, wie sie sich ihre so wunderbaren, tapferen Freunde betrachtete, und die Spitze ihres Zauberstabs aus herrlich biegsamer Weide, berührte sacht den geflochtenen Kranz im Fenster.

Bunte Lichter schlangen sich um das verwobene Holz, und ein Stern der Hoffnung bildete sich, ohne zu flackern, ohne zu stottern, hell und klar und den Schnee da draußen auf der Wiese verzaubernd, und er leuchtete in die Nacht hinaus und verkündete die baldige Weihnacht. Lily quiekste leiser als eine Maus und zuckte erneut die Achseln, wie sie selig lächelnd die Augen schloss. Zuhause.


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