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Fanfiction

Schuldig - Teil II

von synkona

11.03.1998; ca. drei Wochen später


Noch verschlafen saß Harry am Tisch und versuchte die Müdigkeit mit einer Tasse Kaffee zu vertreiben. Ihm gegenüber rührte Hermine Zucker in ihren Tee. Ron gähnte lehnte sich zurück und gähnte herzhaft.

„Sonst noch jemand, der sich genauso müde fühlt wie gestern Abend?“, fragte Ron.
Harry nickte nur und Hermine murmelte etwas vor sich hin, das er nicht verstehen konnte.

„Ich schätze wir sind reif für einen schönen Urlaub“, meinte Ron nun und bekam einen ganz verträumten Blick. „Stellt euch vor, wie liegen irgendwo am Strand, unendlich weit weg von hier und lassen uns von schönen Frauen in kurzen Röcken verwöhnen …“

„Ron!“

„Oder schönen Männern“, fügte Ron mit einem Seitenblick auf Hermine zu, die ihn aufgebracht anstarrte, ehe sie sich wieder ihrem Tee zuwandte.

„Vom Prinzip her hast du ja Recht“, meinte sie leise. „Aber so schnell macht keiner von uns Urlaub, fürchte ich.“

Da konnte Harry ihr nur zustimmen. Immer noch waren sie auf der Jagd und sie kamen einfach nicht weiter. Zwei Horkruxe gab es noch, irgendwo dort draußen und alles, was sie hatten, waren ein paar vage Hinweise, die ihnen weitere, durchwachte Nächte bescheren würden. Harry hatte das Gefühl, er könnte momentan problemlos ein paar Tage durchschlafen.

„Wisst ihr was?“, sagte Harry und nippte an seinem Kaffee. „Wenn wir das hier überstanden haben … falls wir es überstehen … dann machen wir tatsächlich Urlaub. Was meint ihr? Nur wir drei.“

Hermine lächelte und nickte langsam.
„Das ist ein Wort“, erwiderte sie.

„Wir müssen uns darauf die Hand geben“, entschied Ron und streckte seinen Arm in die Tischmitte. Harry, Ron und Hermine legten ihre Hände übereinander.

„Dann ist es abgemacht“, erklärte Ron zufrieden. „Ein schöner Urlaub in südlichen Gefilden …“

„Wer hat gesagt, dass wir nach Süden gehen?“, warf Hermine ein, erntete dafür aber nur einen undankbaren Blick. Sie seufzte und widmete sich dann der aktuellen Ausgabe des Tagespropheten, die bislang ungelesen neben ihrem Tee gelegen hatte.

Ihr Gesicht verschwand hinter der Zeitung, während sie mit der freien Hand die Tasse an ihre Lippen setzte. Eine Weile las sie schweigend, dann ertönten gurgelnde Geräusche hinter dem Tagespropheten, ehe Hermine die Ausgabe auf den Tisch warf und laut hustend ihren Tee beiseite stellte, an dem sie sich verschluckt haben musste.

„Hermine? Alles in Ordnung bei dir?“, fragte Harry.

„Mir … geht es gut“, sagte Hermine nach einem weiteren Hustenanfall und schüttelte dann ungläubig den Kopf. „Ich kann das einfach nicht fassen …“

„Worum geht's?“

Hermine deutete auf den Tagespropheten, den Harry gleich in die Hand nahm. Ron beugte sich zu ihm herĂĽber, um mitzulesen. Auf den ersten Blick war Harry klar, was Hermine gemeint hatte. Und es verschlug ihm fĂĽr einen Moment die Sprache. Die Schlagzeile stand fett gedruckt ganz oben auf der Seite.

Draco Malfoy unschuldig.

Draco Malfoy, dem erst vor mehreren Wochen eine Mitschuld an dem Abbott-Mord zur Last gelegt worden war, ist nach neuen Zeugenberichten unschuldig. Die Abteilung für Magische Strafverfolgung gab gestern Abend …

Weiter kam Harry nicht, denn Ron riss ihm die Zeitung aus der Hand und Harry fühlte sich zu schwach, um sich dagegen zu wehren. Es wäre auch gar nicht mehr nötig gewesen. Er hatte schon genug gelesen.
Mit einem Mal hatte er das GefĂĽhl, keine Luft mehr zu bekommen.

„Das kann doch nicht sein!“, beschwerte sich Ron und warf den Tagespropheten energisch auf den Tisch zurück. „Malfoy ist ein Verbrecher!“

„Das wissen wir, Ron“, erwiderte Hermine sanft. „Aber scheinbar hat er diesen Mord nicht …“

„Das ist doch alles gelogen!“, ereiferte sich Ron. „Da haben Malfoys Todesserfreunde mit Sicherheit ihre Finger im Spiel!“

„Selbst wenn es so wäre, können wir nichts dagegen tun. Wir haben andere Sorgen“, sagte Hermine mit fester Stimme.

„Aber … was sagst du denn dazu, Harry?“

Harry hob den Kopf und sah Ron an, ohne ihm zu antworten. In seinem Kopf drehte sich alles, da war es schwer einen klaren Gedanken zu fassen.
„Mir … mir geht es nicht gut“, stammelte Harry schließlich und stand langsam auf. „Ich werd' mal raus gehen … frische Luft schnappen …“

Langsam durchquerte er die Wirtsstube des Tropfenden Kessel und trat auf den leeren und kahlen Hof dahinter. Einzelne Unkrautpflänzchen kämpften sich ihren Weg durch das graue Gestein, aber das war auch schon das einzige Anzeichen von etwas Lebendigem. Es war still hier, vollkommen ruhig. Harry ging ein paar Schritte und lehnte sich mit dem Rücken an die hohe Mauer, hinter der sich die Winkelgasse verbarg.

Die kühle Luft half ihm ein wenig, den Kopf frei zu bekommen. Seine Gedanken kreisten um den Artikel, um Draco Malfoy. Er hatte nicht mehr oft an Draco gedacht, nachdem er Askaban nach ihrem Gespräch vor ein paar Wochen verlassen hatte. Für ihn war die Sache damals erledigt gewesen. Heute sah das schon wieder anders aus.

Der Tagesprophet rief die Unterhaltung wieder in Harrys Gedächtnis zurück. Es spielt keine Rolle, ob du mir jetzt glaubst, hatte Draco gesagt, solange du es dann tust, wenn es darauf ankommt.
Irgendwie war es verrĂĽckt. Wenn das stimmte, was in dem Artikel geschrieben stand, dann hatte Draco die Wahrheit gesagt. Und wenn das der Fall war, stimmte es dann auch, dass er Hilfe brauchte? Aber wozu noch, schlieĂźlich war seine Unschuld schon erwiesen.

Harry schüttelte den Kopf. Es brachte ihm gar nichts, hier herum zu stehen und sich den Kopf zu zerbrechen. Es gab genau zwei Möglichkeiten: Entweder er überließ Draco sich selbst oder er machte sich ein zweites Mal auf den Weg nach Askaban. Es kam ganz darauf an, wie sehr er die Antworten auf seine unausgesprochenen Fragen wollte.

* * *

Askaban

Nervös drehte Harry seinen Zauberstab zwischen den Fingern, während er in dem dunklen Eingangsbereich Askabans darauf wartete, empfangen zu werden. Wie bei seinem vorherigen Besuch war es Rhymes, der schließlich herbeigeeilt kam und eine Entschuldigung murmelte. Scheinbar war das Zauberergefängnis seit dem Verlust der Dementoren unterbesetzt.

„Mr Potter!“, rief Rhymes erfreut, als er Harry erkannte. „Welch eine Freude, Sie wieder zu sehen!“

„Die Freude ist ganz meinerseits“, sagte Harry und reichte dem Wärter seinen Zauberstab.

„Ich will mit Draco Malfoy sprechen“

„Ah“, machte Rhymes. „Der gute Malfoy … da haben Sie sich wohl mächtig getäuscht, was den angeht, he? Ich meine, der ist doch tatsächlich unschuldig! Und ich wette, dass der bald wieder auf freiem Fuß steht, sobald die vom Ministerium …“

„Mr Rhymes!“, unterbrach Harry, der keine Lust auf weitschweifige Vorträge des Gefängniswärters hatte. „Ich will nur mit ihm reden. Und zwar sofort.“

„Was immer Sie wünschen, Sir. Sie kennen den Weg bereits.“

Pflichtbewusst begleitete Rhymes Harry zu dem Besucherraum und versprach, Draco herbeizuholen.
Harry setzte sich in den Stuhl und seufzte. Er hasste diesen Raum.

Genau wie bei seinem vorherigen Besuch begleiteten zwei Männer den Gefangenen zu seinem Stuhl. Dracos Augen weiteten sich überrascht, als er Harry sah und er behielt ihn fest im Blick, während die Wachen in den Stuhl drückten und sich daran machten, ihm die Ketten anzulegen.

„Das ist nicht nötig“, unterbrach Harry ihr Vorgehen. „Lassen Sie das. Bitte.“
Erstaunt sahen die Männer ihn an.

„Sie wollen nicht, dass wir …“

„Er ist unschuldig, oder?“, meinte Harry. „Das ist schon in Ordnung, ich komme klar.“

Die Männer zögerten einen Moment, doch sie wurden ganz offensichtlich nicht fürs Denken bezahlt und verließen den Raum, ohne Draco die Fesseln anzulegen.

„Da sind Sie sich ganz sicher?“, fragte Rhymes noch einmal nach.

Harry nickte.
„Wenn Sie uns allein lassen würden, Mr Rhymes?“

„Sie wissen sicher, was Sie tun“, bemerkte Rhymes, ehe auch er den Besucherraum verließ.

Es wurde still, nachdem er gegangen war. Harry wartete darauf, dass Draco das Wort ergriff, ganz egal, was er zu sagen hatte.

„Keine Angst vor mir?“, fragte Draco schließlich und hob demonstrativ die freien Hände in die Luft. „Ich könnte dich erwürgen und die da draußen würden es erst merken, wenn's zu spät ist …“

Harry erwiderte nichts. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und lächelte in sich hinein. Dieses Mal würde er geduldiger sein.

„Ah, ich sehe schon. Unser Herr Potter ist heute wohl nicht sehr gesprächig … Aber du wirst mir doch sicher verraten, womit ich die Ehre deines Besuchs verdient habe?“

In Dracos Augen lag ein seltsames Glitzern, dessen Bedeutung Harry gerne ergründet hätte. Er sah etwas mitgenommen aus, fast noch mehr, als bei ihrem letzten Treffen, aber immerhin war auch schon wieder Zeit vergangen.

„Ich habe Zeitung gelesen“, erklärte Harry schließlich. „Und da stand drin, dass manche wohl glauben, du wärst unschuldig.“

„Tatsächlich?“ Draco tat überrascht. „Da frage ich mich doch, ob sie damit Recht haben …“

„Geht mir ähnlich. Ich hatte gehofft, du könntest mir da weiterhelfen.“

Ein Lächeln umspielte Dracos Lippen, als er antwortete.
„Zufällig kann ich das. Erinnerst du dich daran, was ich dir beim letzten Mal gesagt habe? Nun, ich denke, ich bleibe dabei.“

„Du hast es also wirklich nicht getan“, stellte Harry fest. Ein wenig unsicher war er immer noch, was diese Sache anging. Aber er war durchaus bereit, zuzuhören.

„Genial kombiniert, Potter“, entgegnete Draco. „Und … bist du hier, weil du es dir anders überlegt hast?“

Er hatte die Arme lässig auf die Lehnen seines Stuhles gelegt und sich weit zurückgelehnt, als wäre das ein ganz alltägliches Gespräch zwischen Freunden.
Harry runzelte irritiert die Stirn.

„Ob du gekommen bist, um mir zu helfen“, präzisierte Draco. Du erinnerst dich? Ich hatte dich mal um so was gebeten.“

„Nein“ Harry schüttelte langsam den Kopf. „Eigentlich wollte ich nur mit dir reden.“

Harry konnte sich keinen Grund denken, warum Draco ihn noch immer um Hilfe bat, nun, da seine Unschuld offensichtlich erwiesen war. Aber vielleicht war es auch nur ein Spiel, in dem Draco testen wollte, wie weit Harry bereit war zu gehen. Nicht besonders weit, so viel stand fest.

„Reden …“, wiederholte Draco. „Kann ich denn wenigstens annehmen, dass wir in unserer Beziehung mittlerweile weit genug sind, als das du mir vertraust?“

Harry schnaubte verächtlich. Aus Dracos Mund klangen diese Worte irgendwie nicht richtig. Er war sich nicht einmal sicher, ob sein ehemaliger Mitschüler überhaupt wusste, was Vertrauen war, wenn er davon ausging, dass man es sich so leicht verdienen konnte.

„Ganz sicher nicht. Weißt du Malfoy, ich glaube nicht einmal, dass du unschuldig bist. Okay, vielleicht hast du mit dem Abbott-Mord nichts zu tun … aber ich bin mir sicher, dass es da etwas anderes gibt. Ich nehm' dir dein Unschulds-Getue nicht ab, damit das klar ist.“

„Deutlich genug“, kommentierte Draco, lächelte aber immer noch. „Du vertraust mir also genau so wenig wie dem Dunklen Lord selbst, hm? Na dann frage ich mich doch, warum du hier sein könntest?“

Auffordernd sah er Harry an, der den Blick zögernd erwiderte. Dracos Gesicht war schmutzig und er trug dunkle Ringe unter den Augen, als hätte er seit Tagen nicht richtig geschlafen. Er war dünner geworden und die dunkle Gefängniskleidung, die die Insassen trugen, schmeichelte ihm nicht gerade. Dennoch waren seine Augen so voller Leben, dass man meinen könnte, der Gefängnisaufenthalt würde zwar an seinem Körper zehren, ihm aber keineswegs aufs Gemüt schlagen.

„Ich bin einfach nur neugierig“, antwortete Harry wahrheitsgemäß. „Es gibt da eine Frage, die mich seit unserem letzten Treffen beschäftigt … Warum ich? Warum hast du mir diesen Brief geschrieben? Hast du keine Freunde, dass du dich schon an deine Feinde wenden musst?“

„Sind wir denn wirklich Feinde?“, stellte Draco die Gegenfrage und beugte sich ein Stück nach vorne.

„Wie kommst du darauf, dass es nicht so wäre? Oder hat dir jemand einen Vergesslichkeitstrank eingetrichtert?“

„Ob Freund oder Feind … was deine Frage angeht: Ich hatte wohl keine andere Wahl. Oder denkst du wirklich, du hättest jemals diesen Brief erhalten, wenn ich eine gehabt hätte?“ Draco schüttelte den Kopf und ließ sich wieder zurückfallen. „Niemand sonst, Potter. Niemand auf dieser ganzen verdammten Welt könnte mir … ähm … in der entsprechenden Situation, sollte sie eintreten und das wird sie zweifelsohne, wirkungsvoll genug beistehen, um meinen Ansprüchen gerecht zu werden. Wenn du verstehst, was ich meine.“

Eigentlich verstand Harry nicht ein Wort von dem, was sein Gegenüber da von sich gab. Für ihn fehlte da jeglicher Zusammenhang. Vielleicht war es nur ein einziges Puzzlestück, das fehlte, um das Rätsel zu lösen. Aber es fehlte. Und so lange es das tat, ging Harry diese Geheimnistuerei tierisch auf die Nerven.

„Ich hab keine Ahnung, von was du da redest“, meinte Harry. „Aber irgendwann wird meine Geduld am Ende sein und dann werde ich diesen Raum verlassen. Ich weiß nicht, warum es dir so schwer fällt, einfach mit der Wahrheit rauszurücken. Oder gibt es die gar nicht und das alles ist nichts als eine große Lüge?“
Harry streckte seine Arme zur Seite aus und umfasste den Raum in einer ausladenden Geste. „Wenn du etwas zu sagen hast, schlage ich vor, du tust es gleich.“

Gelassen kratzte sich Draco am Kinn und sah Harry direkt an. Ein amüsiertes Lächeln lag auf seinen Lippen, als hätte er gerade jede Menge Spaß.

„So ungeduldig, Potter? Tz, tz … dabei müsstest du doch nur ein bisschen Geduld aufbringen. Nur ein ganz klein wenig.“ Draco schnalzte missbilligend mit der Zunge. „Die Sache ist doch recht kompliziert und gut Ding will Weile haben, richtig? Wenn du nur etwas warten würdest, dann kommen die Antworten dir irgendwann einfach zugeflogen …“

„Antworten sind nicht das einzige, das hier gleich fliegen wird“, entgegnete Harry zähneknirschend. Seine guten Vorsätze, dieses Mal ruhig zu bleiben und sich nicht provozieren zu lassen, hatten sich soeben in Luft aufgelöst.

Energisch sprang er von seinem Besucherstuhl auf. Mit wenigen, eiligen Schritten war er bei Draco angekommen und packte ihn ohne zu zögern an den Schultern, um ihn hochzureißen. Er krallte seine Finger in Dracos Hemd fest, zog ihn von seinem Stuhl fort und drückte ihn hart gegen die steinerne Wand.

Draco schien leicht überrascht über den plötzlichen Angriff. Er blinzelte verwirrt, als er auf Harry hinab sah.

„Potter!“, knurrte er. „Du tust mir weh!“

„Genau das ist meine Absicht!“

Harry beugte sich so weit nach vorne, dass sein Gesicht nur noch Zentimeter weit von Dracos entfernt war. Er konnte schon Dracos Atem auf seiner Haut spüren, roch den Schweiß und den Schmutz, der sich in der ungewaschenen Gefängniskleidung festgesetzt hatte.

„Ich will Antworten!“, forderte Harry, doch Draco schwieg beharrlich.
Er unternahm nicht einmal den Versuch, sich aus Harrys Griff zu befreien.

Stattdessen umfasste er Harrys Unterarm beinahe schon sanft mit seiner Hand.
Die Berührung löste ein seltsames Kribbeln in Harrys Magen aus, das er sich kaum erklärem konnte - und vielleicht auch gar nicht wollte. Langsam, ganz langsam, neigte Draco seinen Kopf nach vorne, bis seine Lippen dicht an Harrys rechtem Ohr waren.
Harry konnte sich nicht mehr bewegen, nicht mehr reden, nicht einmal denken. Irgendetwas war in ihm erwacht. Etwas, von dessen Existenz er bislang nichts gewusst hatte. Es verwirrte ihn, verängstigte ihn und es faszinierte ihn.

„Wir sind uns sehr ähnlich“, flüsterte Draco ihm mit sanfter Stimme ins Ohr. „Auch wenn du es vielleicht noch nicht sehen kannst … Wir hätten wirklich Freunde sein können. Sogar mehr als das.“

Wie paralysiert stand Harry da, unfähig etwas wahrzunehmen, dass nicht Draco war. Alles an ihm schien plötzlich ganz anders, so als ob …

„Nein!“, schrie Harry, riss seinen Arm los und stolperte zurück. Er bildete sich das nur ein, nichts von alledem war wirklich. Das konnte es gar nicht!
Schwer atmend machte er einen weiteren Schritt zurĂĽck, die Augen fest auf Draco gerichtet, der langsam auf ihn zuging.

Noch ein Stück weiter hinten spürte Harry plötzlich die Wand in seinem Rücken. Von hier aus kam er nicht weiter. Dieser Raum kam ihm mit einem Mal noch sehr viel kleiner vor, als er es ohnehin schon war und mit jedem Schritt, den Draco auf ihn zumachte, schien er noch weiter zu schrumpfen.

Harry wollte laut schreien, wegrennen und zugleich genau dort bleiben, wo er war. Ein Teil von ihm hätte sich gerne in Luft aufgelöst, ein anderer wollte Draco entgegen gehen. Harry wusste beim besten Willen nicht, welcher Teil ihm besser gefiel.

Er hielt die Luft an, als Draco sich vorbeugte und ihm erneut so nah kam, dass er ihn problemlos hätte berühren können. Er müsste nur seine Hand ausstrecken, nur ein winziges Stück weit. Es wäre ganz einfach. Aber er bewegte sich keinen Millimeter weit.

„Du willst es wirklich wissen?“, fragte Draco leise und legte seinen Kopf schief. „Du willst wirklich wissen, was in der Nacht geschehen ist, als die Abbotts starben?“
Er lächelte, als er Harry eine Hand an die Wange legte. Harry zuckte unwillkürlich zusammen. Nach wenigen Augenblicken ließ Draco wieder von ihm ab. Er wandte Harry den Rücken zu und setzte sich gelassen in seinen Stuhl zurück.

Harry blieb mit dem Rücken an der Wand stehen, beide Hände gegen den kühlen Stein gepresst und wagte es nicht, sich zu bewegen.

„Ich werde es dir erzählen“, verkündete Draco so ruhig, als wäre gar nichts geschehen.

Harry holte tief Luft und stieĂź sich von der Wand ab, um sich ebenfalls wieder in den Stuhl fallen zu lassen. Einen kurzen Moment lang schloss er die Augen, dann sah er Draco an und nickte kraftlos.
In seinem Kopf drehte sich alles. Die zahlreichen Zusammenstöße, die er mit Draco in Hogwarts gehabt hatte, wenn sie sich gegenseitig Beleidigungen an den Kopf geworfen hatten - all das hatte ihn nie so sehr aus der Fassung bringen können wie das gerade eben. Es war vollkommen verrückt. Als ob sich alles auf den Kopf gestellt hätte und nichts mehr wirklich wäre.

„Du siehst etwas blass aus, Potter. Sicher, dass es dir gut geht?“, fragte Draco grinsend.

„Sicher“, sagte Harry und war überrascht, dass seine Stimme noch funktionierte. Er hatte fast das Gegenteil erwartet. „Du wolltest mir etwas erzählen.“

„Richtig“ Draco nickte. „Die ganze Geschichte, sonst verstehst du die Hälfte wieder nicht und nervst mich mit deinen blöden Fragen … Also muss ich wohl am Anfang beginnen. Lass mich nachdenken … ich würde sagen, dass war kurz vor Anfang unseres sechsten Schuljahres. Ich bin zu einem Todesser geworden. Und eines kannst du mir glauben: Ich war verdammt stolz darauf!“

„Was?!“, unterbrach Harry.

„Du wolltest die Wahrheit, richtig?“, fragte Draco und seufzte. „Dann lass sie mich erzählen. Wäre nett, wenn du mich ausreden ließest.“

„Okay“ Harry nickte und versuchte sich zu entspannen und sich auf Dracos Geschichte zu konzentrieren.

„Ich komm aus anderen Familienverhältnissen wie du“, fuhr Draco fort. „Es war eine Ehre so jung wie ich war und immer noch bin in die Reihen der Todesser aufgenommen zu werden. Und für genau das habe ich es anfangs gehalten. Der Dunkle Lord hatte mich ausgewählt. Aber irgendwann habe ich dann gemerkt, wie es wirklich war.“

Für einen kurzen Moment schloss Draco die Augen, als drohte die bloße Erinnerung ihn zu überwältigen.

„Es wurde schlimmer“, sagte er leise. „Niemand hatte je vor, mir einen Gefallen zu tun, ganz im Gegenteil. Ich denke, der Dunkle Lord hat es getan, um meine Familie für die Fehler zu strafen, die mein Vater seiner Ansicht nach begangen hat. Und was soll ich sagen … es ist ihm gelungen. Mein Vater war in Askaban, viel zu lange und als er zurückkam war er unausstehlich. Das hat meine Mutter wahnsinnig gemacht. Es wird nie wieder so sein wie früher. Kennst du dieses Gefühl, Potter? Wenn du einmal geglaubt hast, alles zu haben und es dann verlierst. Du siehst ja selbst, wo mich das hingebracht hat.“

„Was erwartest du?“, flüsterte Harry. „Das ich dich bemitleide?“

„Nein“ Draco schaute auf und Harry war erstaunt, in seinen Augen Tränen glitzern zu sehen. Es war nicht mehr der Draco Malfoy, den er einmal gekannt hatte. Womöglich hatte die ganze Geschichte ihn tatsächlich verändert - genau wie er es über seine Eltern sagte. „Ich brauche kein Mitleid, Potter. Deswegen erzähle ich dir das nicht. Ich tue es, weil ich am Ende jemanden brauche, der mir helfen kann.“

Die Situation war so ungewohnt, dass Harry gar nicht wusste, wie er damit umgehen sollte. Er versuchte es einfach, indem er sich auf die Antworten konzentrierte, die er haben wollte. Über den Rest konnte er sich später immer noch sorgen.

„Was ist mit den Abbotts?“, fragte er daher nach. „Was ist damals passiert? Du warst da, richtig?“

„Ja“, erwiderte Draco zögernd und beinahe bedauernd. „Der Dunkle Lord hat mich mit den anderen hingeschickt. Ich war da, um zu morden, genau wie meine Begleiter. Er wollte die Abbotts tot sehen, sie waren Gegner und eine einflussreiche Zaubererfamilie, auch wenn sie nicht so aktiv gegen ihn gekämpft haben, wie andere. Nicht, dass du das falsch verstehst - ich habe keinen von ihnen getötet. Als ich da war, konnte ich es nicht. Du kanntest Hannah Abbott und ich tat es auch. Ich hab, glaube ich, nie wirklich mit ihr gesprochen, aber ich kannte sie. Ich war allein mit ihr in dem Raum und hätte sie töten sollen.“

Draco biss sich auf die Unterlippe und sah Harry an. Eine einzelne Träne lief seine Wange hinab und er schüttelte den Kopf.

„Sie hat mich angesehen und ich war wie gelähmt. Es war wie damals … auf dem Astronomieturm, als Dumbledore gestorben ist. Du weißt es wahrscheinlich nicht, aber ich war da.“

Draco senkte den Kopf. Entgegen dem was Draco glaubte, erinnerte Harry sich genau an diese Nacht. Er war dort gewesen, paralysiert und verborgen unter seinem Tarnumhang. Doch er erwähnte nichts davon, um Draco nicht zu unterbrechen.

„Dumbledore hat damals Dinge gesagt, die ich … nicht vergessen kann. Er hat mir gesagt, ich wäre kein Mörder. Vielleicht hatte er Recht.“

„Du hast sie also nicht getötet.“

„Ich hab nur da gestanden“, bestätigte Draco. „Und mich gefragt, was ich da eigentlich tue.“

„Sie ist trotzdem tot“, entgegnete Harry.

„Das ist sie. Ich war nicht allein da, Potter. Ich habe mich an diesem Tag dazu entschieden, niemandem das Leben zu nehmen. Die anderen, die da waren, haben auch schon vorher gemordet. Die kennen keine Skrupel.“

„Du willst nicht töten, ja?“, meinte Harry leicht verärgert. „Und du denkst, das macht dich zu einem besseren Menschen? Wenn du Hannah nicht umbringen wolltest, warum hast du nicht versucht, sie zu retten?“

„Ganz ehrlich? Ich hab drüber nachgedacht, aber nicht lange. Was hätte das für einen Sinn gehabt? Wir wären beide gestorben, verstehst du? Hätte das irgendjemandem geholfen? Manche Dinge sind einfach so. Wir leben in einer grausamen Welt, das müsstest sogar du schon mitgekriegt haben.“

Harry presste die Lippen fest aufeinander. Was Draco sagte, mochte stimmen, aber er wollte solche Worte nicht hören. Er wollte lieber dafür kämpfen, etwas zu verändern.

„Ist das deine Geschichte?“, fragte Harry schließlich, um wieder auf ein anderes Thema zu kommen.

„Bis dahin. Es geht noch weiter“, erwiderte Draco. „Selbst wenn man nichts tut, gibt es Konsequenzen. Das Leben ist ungerecht.“

„Und du redest in Rätseln“

„Tue ich das?“ Dracos Mundwinkel zuckten. „Die treuen Todesser halten zusammen und die haben was gegen Leute, die Befehle ihres Meisters missachten. Sie haben mich an den Dunklen Lord verraten. Ich bin ein Verräter.“ Draco sah Harry an und lächelte. „Verstehst du es jetzt?“

Harry schluckte hart. Es war seltsam, aber er glaubte Draco wirklich. Vielleicht lag es an seiner veränderten Art, mit ihm zu sprechen, die ihn glaubhafter machte, vielleicht war er einfach nur überzeugend.
Aber nur die Geschichte zu glauben, bedeutet noch lange nicht, dass er auch verstehen konnte. Oder gar vertrauen.

„Wenn ich dir glauben würde“, fragte Harry leise. „Was würdest du von mir erwarten?“

„Schön, dass du dich dazu entschieden hast, mir zu glauben.“

Draco erhob sich halb und beugte sich nach vorne, indem er die Hände auf der Tischpatte abstützte.

„Kannst du es dir denn nicht denken?“, fragte er eindringlich. „Es war kein Zufall, dass ich entlastet wurde. Wahrscheinlich werde ich freigelassen und zurück in die ungerechte Welt geschickt. Hast du auch nur die geringste Ahnung, was dann passieren wird? Sie erwarten mich, irgendwo da draußen. Sie warten nur auf den Moment, in dem ich aus diesem Loch herauskomme und ihnen direkt in die Arme laufe. Der Dunkle Lord macht kurzen Prozess mit Verrätern.“

Die Worte setzten sich in Harrys Kopf fest und er begann langsam zu verstehen. Das Puzzle setzte sich Stück für Stück zusammen, bis er glaubte, das Bild dahinter erkennen zu können.

„Voldemort ist hinter dir her“, sagte er. Und wenn Draco frei war, stand er ganz oben auf der Abschussliste.

„So langsam hast du verstanden, worum es geht“, stellte Draco zufrieden fest und ließ sich zurück in seinen Stuhl sinken.

„Für dich, ja“, bestätigte Harry. Aber ein letztes Puzzleteil fehlte immer noch. „Aber ich welche Rolle kommt mir dabei zu?“

„Auch ohne die Dementoren ist Askaban eine sichere Festung“, erklärte Draco. „Nicht uneinnehmbar, aber scheinbar ist der Dunkle Lord der Ansicht, dass es sich nicht lohnt, nur hier einzufallen, um mich umzulegen. Wie gesagt, es ging ihm nie um mich. Schätze, er mochte mich nie besonders. Auf der anderen Seite … wahrscheinlich mag er überhaupt niemanden. Ich muss hier bleiben. Das hier ist kein Luxuspalast, ganz im Gegenteil - es ist ein stinkendes, verdrecktes Loch, aber es ist sicher. Und so lange ich hier bin, bin ich das auch.“ Draco machte eine Pause und suchte Harrys Blick. „Wirst du mir helfen?“

Harry wusste nicht, was er antworten sollte. Bis heute hatte er geglaubt, ein genaues Bild von Draco zu haben, das so unerschütterlich war wie die Grundmauern von Hogwarts. Dieses Bild war in sich zusammengefallen und es entstand nur allmählich ein neues. Heute hatte er einfach zu viel erfahren, um alles schon ganz begreifen zu können. Er hätte nie gedacht, dass sich in so kurzer Zeit, so vieles ändern könnte.

„Ich muss darüber nachdenken“, sagte Harry schließlich und versuchte angestrengt, einen klaren Kopf zu bekommen. Er wusste, dass es ihm nicht gelingen würde, nicht heute. Was er brauchte, war Zeit.

„Um ehrlich zu sein, ich hab nicht viel Zeit“, gestand Draco. „Und so ungern ich das auch zugebe: Ich brauche dich.“

Schon wieder war Harry sprachlos. Sein GegenĂĽber steckte scheinbar voller Ăśberraschungen. Dabei fragte er sich, worauf genau sich dessen letzte drei Worte wohl beziehen mochten, verwarf den Gedanken aber schnell wieder. Tatsache war, dass Draco nicht gelogen hatte, dass er unschuldig war und dass er Hilfe brauchte. Und obwohl Harry nicht dazu bereit war, zu vertrauen, wollte er es darauf ankommen lassen.

„Gut“, antwortete er nach einiger Zeit. „Ich werde versuchen, dir zu helfen. Zumindest, solange du nichts verlangst, dass unmöglich wäre.“

„Oh, nur keine Angst“, erwiderte Draco mit einem amüsierten Lächeln. „Eigentlich ist es ganz einfach. Du musst nur ins Ministerium gehen, dir irgendeinen Auror raussuchen und ihn von meiner Schuld überzeugen. Sag' ihm irgendetwas … sei kreativ, er wird dir schon glauben. Immerhin bist du Harry Potter.“

„Ich soll was?!“, stieß Harry fassungslos hervor. „Du willst, dass ich …“

„Hast du wirklich so ein Kurzzeitgedächtnis? Wenn ich noch ne Weile hier bleibe, wird mich niemand so schnell umlegen. Ich hänge sehr an meinem Leben, auch wenn das bedeutet, dass ich es vorerst hier verbringe.“

„Ich soll dich anklagen, damit du hier bleiben kannst.“

„Tja Potter, ist es nicht das, was du immer gewollt hast? Du hast jetzt die ultimative Gelegenheit, mich hinter Gitter zu bringen. Das sollte dich doch freuen.“

„Du hast Recht“, bestätigte Harry zögernd und zwang sich zu einem Lächeln. „Ich wollte dich nach Askaban bringen.“

„Dann hast du jetzt deine Chance“, meinte Draco und blickte zu Boden. „Obwohl ich hoffe, dass es nicht immer so sein wird.“

Harry runzelte die Stirn, ging aber nicht auf Dracos letzte Worte ein.

„Ich werde es tun“, versprach er und nickte bekräftigend.

„Da bin ich aber froh“ Draco hob den Kopf wieder und lächelte. Sogar sein Lächeln hatte angefangen sich zu verändern. Es wirkte aufrichtiger. Vielleicht war es auch nur Harry, der begonnen hatte, es anders zu sehen. Er konnte es nicht genau sagen.

„Irgendwann wird es vorbei sein“, fuhr Draco fort. „Wenn der Dunkle Lord tot ist, falls das in den nächsten Jahren mal der Fall sein sollte, dann kann ich wohl wieder hier raus. Ich werde jemanden brauchen, der überzeugend meine Unschuld beweisen kann.“

„Was denn?“, sagte Harry und musste gegen seinen Willen lachen. „Du willst, dass ich jetzt deine Schuld beweise, um sich später einmal selbst wieder zu entlasten?!“

„Klingt unlogisch, hm? Aber ja, genau so hab ich mir das gedacht.“

„Du bist vollkommen übergeschnappt, Malfoy“, erklärte Harry und stand auf, dieses Mal, um zu gehen. Er hatte alles erfahren, was es zu wissen gab. „Aber wenn Voldemort tot ist und wir beide noch am leben, dann ließe sich das vielleicht einrichten.“

Er ging zur TĂĽr hinĂĽber, als Draco sich ebenfalls erhob. Bevor er anklopfen konnte, hatte Draco sein Handgelenk umfasst und hielt ihn zurĂĽck.

„Ich wünsch dir Glück“, meinte er. „Und ich hoffe, du gewinnst deinen Krieg … nicht nur, damit du mir hier raus helfen kannst … Harry.“

Ohne dass er es wirklich wollte, legte sich ein Lächeln auf Harrys Lippen. Er drehte sich nicht zu Draco herum, als er antwortete.

„Eigentlich will ich dich gar nicht mehr hinter Gitter bringen … Draco.“

Dann streckte er seine freie Hand aus und klopfte an die TĂĽr.

* * *

Am Abend des gleichen Tages.

Harry holte tief Luft, bevor er an die Tür von Kingsley Shacklebolts Büro klopfte. Er hatte lange darüber nachgedacht, was er wohl sagen könnte, um Draco schuldig aussehen zu lassen und war zu dem erneuten Schluss gekommen, dass es nichts brachte, sich den Kopf zu zerbrechen.

„Herein“, ertönte eine Stimme von drinnen. Harry riss die Tür auf und trat in den Raum. Kingsley saß hinter einem großen Schreibtisch, über einen Stapel Papier gebeugt und schaute kurz auf, als sein Gast eintrat.

Seine Augen weiteten sich vor Erstaunen, als er Harry erkannte. Eilig schon er den Papierkram beiseite und stand auf, um Harry mit einem kräftigen Händedruck zu begrüßen.

„Harry! Wie geht es dir?“, fragte er sofort, ließ Harry aber keine Gelegenheit, die Frage zu beantworten. Was führt dich her? Wir haben lange nichts von dir gehört … Wo warst du die ganze Zeit?“

„Ich …“ Harry entzog sich dem Griff des Aurors und lächelte gequält. „Das sind eine Menge Fragen auf einmal …“

„Oh ja und ich erwarte auf jede einzelne von ihnen eine Antwort.“

„Ich hatte viel zu tun“, erklärte Harry ausweichend. Das war immerhin nicht gelogen. „Aber mir geht es gut.“

„Es freut mich, das zu hören. Setz dich.“ Kingsley deutete auf einen freien Stuhl vor seinem Schreibtisch und Harry folgte der Aufforderung bereitwillig.

„Warum bist du hier?“

Kingsley ließ sich wieder in seinen eigenen Stuhl fallen und faltete seine Hände zusammen.

„Ich muss mit Ihnen reden. Es geht um Draco Malfoy.“
Harry hatte entschieden, dass es das Beste wäre, gleich zum Punkt zu kommen. Umso schneller würde er es hinter sich haben.

„Malfoy?“, wiederholte Kingsley überrascht und bedeutet Harry mit einer knappen Handbewegung, weiter zu reden.

„Es ist wegen der Aufhebung der Anklage“, fuhr Harry fort. „Diese neuen Beweise, die da aufgetaucht sind. Falls Sie wirklich vorhaben, Malfoy laufen zu lassen, dann würde ich Sie gerne darum bitten, noch einmal darüber nachzudenken. In meinen Augen ist er schuldig.“

Es fĂĽhlte sich komisch an, diese Worte zu sprechen, als ob er gegen seine eigenen Prinzipien verstoĂźen wĂĽrde.

„Malfoy ist entlastet worden“, meinte Kingsley erstaunt. „Und zwar durch jemanden, der den Mord an alles Mitgliedern der Familie Abbott gestanden hat.“

„Darum geht es nicht“, widersprach Harry. „Es geht nicht nur darum, was er getan hat oder getan haben könnte, es geht darum, was er ist. Er ist ein Todesser, Mr Shacklebolt, da bin ich mir ziemlich sicher! Und Sie können nicht einfach einen Todesser auf freien Fuß setzen. Wenn er jetzt noch nicht gemordet hat, dann wird er es vielleicht noch tun.“

Kingsley nickte langsam.
„Ja, diese Überlegungen sind mir auch schon durch den Kopf gegangen“, gab er zu. „In den meisten Fällen ist es nur leider schwer nachzuweisen, ob wir wirklich einen Todesser gefangen haben. Bei dem Großteil der Verdächtigen gehen wir auf Nummer Sicher. Bei Malfoy allerdings … Er ist einfach noch so jung, da scheinen einige von uns gewillt, ein Auge zuzudrücken.

„Aber Sie nicht?“, fragte Harry. So wie er Kingsley einschätzte, konnte er die Antwort vorausahnen.

„Nein“, erwiderte der Auror und bestätigte damit Harrys Vermutung. „Aber mir fehlen die Beweise. Mir haben die Beweise gefehlt. Wenn du dir sicher bist und wenn du aussagen würdest …“

„Das würde ich“, bestätigte Harry mit fester Stimme.

„Gut“, erklärte Kingsley. „Wenn der neue Ankläger Harry Potter heißt, können wir sicher dafür sorgen, dass Malfoy bleibt, wo er hingehört.“

Harry nickte langsam und zwang sich zu einem Lächeln. Mit einem Mal fühlte er sich selbst wie der Schuldige.




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Ich war völlig panisch. Meine Eltern tanzen beide sehr gut, haben mir das aber anscheinend nicht vererbt. Alle Kids hatten etwa drei Wochen Zeit, um die Tänze einzuüben, aber weil ich so viele andere Szenen drehen musste, blieben mir nur ganze vier Tage. Sobald ich die Schritte halbwegs kapiert hatte, kam ich völlig aus dem Takt. Zum Glück soll Harry gar kein toller Tänzer sein.
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