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Fanfiction

HP7-Spoiler - Harry Potter und der Blutige Dorn - Der Schlange entgegen

von annj

Disclaimer: siehe erstes Kapitel
A/N: Wow, eine achtmonatige Pause? Das ist auch für mich eine Premiere. Feedback wird gerne genommen und konstruktive Kritik umgehend umgesetzt.

oooooooooooooooooo

Kapitel 9 – Der Schlange entgegen


Mit geschlossenen Augen und barfuß versuchte Ron seit einiger Zeit das Bad im Haus seiner Eltern zu finden. Seine Hand fand schließlich die Klinke der Tür und Ron trat ein, die Arme noch immer vor sich ausgestreckt, um nicht gegen das Waschbecken zu laufen. Es half nichts. Mit einem „Uff“ traf das kühle Becken auf seinen Hüftknochen.

„Hrmlld“, schimpfte er, wobei seine Zunge ursprünglich einen anderen Laut geplant hatte.

Er hatte das Gefühl, nicht mehr als zehn Minuten geschlafen zu haben und der Schlaf machte sein Gehirn noch immer etwas matschig, als hätte er Feuerwhiskey zum Ohrenspülen benutzt. Und der unsanfte Weckruf in Form von Hermine war seinem Zustand ebenfalls nicht sonderlich zuträglich. Wie konnte seine Freundin um diese Uhrzeit schon so fordernd klingen?

„Harry, Kumpel. Das wirst du mir irgendwann büßen“, murmelte er halbherzig und wurde bei dem Gedanken an den heutigen Tag gleich um eine Nuance wacher. Allerdings noch nicht wach genug, um die Augen zu öffnen. Einige Schwall kalten Wassers und einen weiteren, unschönen Fluch später war er endlich in der Lage, sich kritisch im Spiegel zu begutachten. Hätte er es nur nicht getan.

„Ron, beeil dich!“, hörte er Hermine aus dem Flur rufen und er folgte ihr wenige Minuten später in die Küche. Seine Mutter stand bereits am Küchentresen und schmierte einige Brote, während sein Vater und Hermine am Tisch saßen. Ihre Köpfe zuckten hoch, als sie hörten, wie er eintrat.

„Morg'n“, grummelte er und warf einen Blick auf den Stapel fertiger Brote. „Was macht ihr schon auf?“

„Ich lasse euch beide nicht ohne etwas zu essen aus dem Haus“, entschied seine Mutter mit brüchiger Stimme. Sie klang nicht so, als hätte sie viel Schlaf gehabt und ein Blick in das abgekämpfte Gesicht seines Vaters bestätigte Rons Vermutung.

„Wir müssen gleich los, Ron“, bemerkte Hermine und stand hektisch auf. Der Stuhl rutschte mit einem ungewohnt lauten Kratzen über den Fußboden, so dass Molly erschrocken zusammenzuckte.

„T'schuldigung.“

Doch die ältere Frau reagierte nicht und schmierte weiter die Brote, während der fertig Stapel bedenklich zu wanken begann. „Ich sollte mal nach Ginny sehen.“ Doch sie machte keine Anstalten, so bald mit der Zubereitung des Essens aufzuhören.

„Mom?“ Sie sah erst auf, als Ron neben sie getreten und die obersten Stullenpakete vom Stapel nahm. „Ich denke, das sollte reichen.“

Sie nickte, biss sich auf die Lippe und legte das Messer beiseite. „Passt auf euch auf, ja?“, sagte sie mit fester Stimme und umarmte Ron, der hilflos über ihre Schulter hinweg Hermine ansah, die ihrerseits nur mit den Schultern zuckte.

Zwei Minuten später verließen sie das Haus, ausgerüstet mit genug zu essen, um ganz Hogsmeade zu ernähren.

„Das sollte bis heute Mittag reichen“, erklärte Ron und packte sein Frühstück aus. Hermine schüttelte den Kopf, packte die restlichen Stullenpakete in ihre Handtasche und zügig stapften sie den kleinen Hügel nach oben, von dessen Spitze aus sie zu apparieren planten.

„Ich habe überlegt“, begann Hermine und Ron hörte an ihrer Stimme, dass ihre Überlegungen auch die Wahl ihrer kommenden Worte umfasste.

„Das ist nichts Neues“, antwortete Ron und nahm einen weiteren Biss von seiner Stulle.

„Draco!“

Der Bissen blieb genauso abrupt in seinem Hals stecken, wie er stehen und er röchelte, bis Hermine ihm einen beiläufigen Klaps auf den Rücken gab.

„Draco?“, kiekste er überrascht. „Wieso Draco? Wieso denkst du über Draco nach?“

„Ich denke nicht über Draco nach, sondern über das, was er gesagt hat.“ Sie lief weiter, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass Ron nicht in naher Zukunft ersticken würde, und zog die Geschwindigkeit an. „Ich hatte geglaubt, er wolle mich verwirren oder mir einfach einen Streich spielen. Oder dass er einfach das übliche Großmaul war und keine Ahnung hatte, wovon er überhaupt sprach.“ Sie hielt inne. „Aber vielleicht...“

Ron hustete, um das Kratzen in seinem Hals zu beruhigen. „Na was hat er denn nun gesagt? Rückst du damit noch mal raus oder... bekomme ich vorher noch ein Sandwich? Das mit Hackbraten?“

Sie ignorierte ihn.

„Erinnerst du dich, dass Draco zu Harry gesagt hat, dass jemand ihm die Hölle heiß machen würde?“

Ron grübelte einen Moment lang angestrengt nach, um schließlich mit einem verwirrten „Ähm, nein?“ zu antworten.

„Im Zug. Damals auf der Heimfahrt. Als ihr Süßigkeiten geholt habt, ist Draco zu mir gekommen und hat etwas von seiner Tante erzählt.“

„Bellatrix Lestrange?“ Er schüttelte sich angewidert.

„Ja.“ Nur noch wenige Meter trennten sie von der Spitze des Hügels und Ron warf einen sehnsüchtigen Blick auf Hermines Tasche. Er wollte doch nur noch ein Sandwich, bevor sie sich mit Hagrid trafen. Doch seine Freundin hatte eindeutig andere Prioritäten und rückte nur ihre Tasche auf ihrer Schulter zurecht, bevor sie weitersprach. „Er faselte etwas von einer... Blume, glaub ich. Ich muss zugeben, ich habe nicht wirklich zugehört. Ich war damit beschäftigt, nach einem geeigneten Zauberspruch zu suchen, der ihn aus unserem Waggon verbannen würde. Aber in Anbetracht der... Geschehnisse denke ich nicht, dass er über die Pflanzen in Professor Sprouts Gewächshäusern reden wollte.“ Sie blieb endlich stehen, drehte sich zu ihm um und sah ihm fest in die Augen. „Ich denke, wir sollten dieser Spur nachgehen, sobald wir Harry gefunden...“

Ein schriller Schrei durchschnitt die morgendliche Stille und ein Schwarm Vögel stob aus einer nahen Baumkrone, aufgeschreckt von der unerwarteten Störung.

„Das ist meine Mom“, hauchte Ron erschrocken und sein Körper brauchte einen Moment, ehe er den Befehlen seines Kopfes Folge leistete und den Rückweg den Hügel hinab antrat. Aufgeregte Stimmen aus dem Fuchsbau und ein weiterer Schrei, noch verzweifelter, aber um eine Nuance leiser als der vorherige, ließen seine Füße noch schneller werden und laut polternd betrat er die Küche durch den Hintereingang, durch den er erst vor wenigen Minuten das Haus verlassen hatte.

„Mom?“, keuchte er und fand seine Mutter hysterisch vor der Uhr stehen, ihre rechte Hand vor ihren Mund gepresst, während sie sich mit der linken an einer Stuhllehne festhielt. Sein Vater kam die Treppe hinuntergestürzt, sein Gesicht so blass wie der Kragen seines Hemdes.

„Sie liegt in ihrem Bett, richtig?“, flehte seine Mutter ohne ihren Blick von der Uhr abzuwenden. Ron trat näher und die magische Uhr schien ihn von sich stoßen zu wollen, als er den Zeiger seiner kleinen Schwester bemerkte, der aufgeregt zwischen den Punkten 'Verschollen' und 'Verletzt' hin und her zuckte und sich offenbar nicht entscheiden konnte, welche Situation die schwerwiegendere war.

„Ginny?“, wisperte Ron. Das konnte doch nicht sein. Sie lag doch in ihrem Bett. Sie musste doch schlafen. Sie musste doch in ihrem Bett liegen und schlafen. Doch diese Wünsche wurden jäh zerstört, als die verzweifelte Stimme seines Vaters offenbarte: „Sie ist nicht da. Ich kann sie nicht finden.“

oooooooooooooooooo

Ginny Weasley war sich der Ironie ihres Schicksals bewusst. Ihre Eltern würden sie umbringen, sofern sie gefunden wurde, bevor sie hier, am Fuße dieser Treppe, ihren Frieden finden würde. Obwohl im Moment von Frieden nicht die Rede sein konnte.

Schmerzen waren laut. Noch nie zuvor hatte sie so sehr den Drang verspürt, sich ein Kissen auf die Ohren zu legen und die Welt vergessen zu können. Das Blut rauschte in ihren Ohren, dröhnte so laut, dass sie glaubte, den Bass seines Schlages in ihren Zehen spüren zu können. Selbst der Boden unter ihr schien zu zittern. Allerdings könnte das auch daran liegen, dass sie selbst zitterte, als hätte sie eine Fieberpastille zu viel geschluckt. Sie schloss die Augen, wollte dass die Welt einen Moment lang still war, damit sie nachdenken konnte. So sehr sie sich auch wünschte, ihren Eltern nie wieder unter die Augen treten zu können, so sehr benötigte sie ihre Hilfe gerade in diesem Moment.

„Mom, es tut mir leid“, wisperte sie und wollte verärgert die Tränen aus ihren Augen wischen. Doch nur der Gedanke daran, ihre Hand zu bewegen, ließ überschäumende Wellen aus heißem Schmerz durch ihre Extremitäten schießen. Sie stöhnte und biss sich hart auf die Lippen, um weitere Geräuschquellen zu vermeiden. Mit aller Kraft kniff sie ihre Augen zusammen um die hartnäckigen Tränen zurückzudrängen. Es gelang ihr erstaunlich schnell und sie ging dazu über, sich auf ihre Atmung zu konzentrieren, die schnell und viel zu flach ging. Einen Atemzug lang, dann noch einen und eine ganze Menge Atemzüge später war sie soweit ihre Augen wieder zu öffnen und eine rasche Inventur ihrer Befindlichkeiten zu machen. Was am meisten schmerzte war eindeutig der Kopf, dicht gefolgt von der rechten Schulter und ihrem Brustkorb. Ihre Beine schienen überraschend unverletzt, doch an ein Aufrichten oder gar Aufstehen war nicht zu denken. Sie rollte nur ihren Kopf zur Seite, als der Flur sich zu drehen begann und ihr Bewusstsein drohte, mit einem ganz eigenen Nox ihre Lichter auszulöschen.

Trotzdem hatte sich die Anstrengung gelohnt. Erleichtert stellte sie fest, dass ihr Zauberstab nur wenige Zentimeter von ihre linken Hand entfernt auf dem Fußboden lag. Doch hätten die wenigen Zentimeter genauso ein Kilometer sein können und der erste hilflose Versuch, nach ihm zu greifen, resultierte prompt in einem raschen Versinken in die Bewusstlosigkeit.

Als sie das nächste zu sich kam, spürte sie ihren trockenen Hals, noch bevor sie richtig wach geworden war. Das Schlucken wurde zu einem anstrengenden Unterfangen und sie war lächerlich stolz auf die Tatsache, dass sie einen Hustenanfall souverän unterdrückt hatte. Ihr Herz tat einen weiteren stolzen Hüpfer, als sie bemerkte, dass ihre Hand nun direkt auf ihrem Zauberstab lag.

Vorsichtig leckte sie ihre Lippen um sie etwas anzufeuchten. Erneut traten ihr Tränen der Anstrengung und die Augen und eine Hitzewelle stieg in ihr auf, trieb Schweißperlen auf ihre Stirn.

Zwar schien ihr linker Arm unverletzt, doch ihn zu heben veranlasste ihren gesamten Oberkörper dazu, unkontrolliert zu zittern. Doch jetzt oder nie. Wenn sie auch noch einen weiteren Versuch brauchen würde, hätte sie womöglich weder die Kraft noch den inneren Antrieb. Also holte sie einmal tief Luft, versuchte die Proteste ihres Körpers zu ignorieren und streckte ihren Arm mitsamt Zauberstab vor sich aus. Einen Schlenker, einen exakten Stich nach vorne – genauso wie Harry es ihr beigebracht hatte – und die Worte verließen ihren Mund in einem halb erstickten Seufzen.

„Expecto Patronum!“

Jetzt konnte sie nur noch hoffen, dass ihr Patronus den Weg zu ihren Eltern finden würde. Müde sah sie aus den Augenwinkeln, wie die schimmernde Stute durch die Wand hindurch davonjagte.

Wann sie erneut das Bewusstsein verloren hatte, daran konnte sie sich nicht mehr erinnern. Doch als sie das nächste Mal ihre Augen aufschlug, durchströmte sie eine Erleichterung, die sie in dieser Form wohl noch nie gespürt hatte – gleich gefolgt von unendlicher Reue als sie in das Gesicht ihrer Mutter sah, die sich über sie gebeugt hatte und versuchte, ihre bebenden Lippen im Zaum zu halten.

„Ginevra Molly Weasley!“, begann sie und Ginny zuckte zusammen. „Wenn du nicht... Wenn ich dich... Wenn wir dich nicht...“ Unfähig auch nur einen Satz zu Ende zu bringen schüttelte ihre Mutter den Kopf und wiederholte stattdessen erneut das einzige, was sie zustande brachte. „Ginevra Molly Weasley!“

Ginny sank noch etwas tiefer in die Matratze unter ihr und stellte erleichtert fest, dass sie sich in einem Zimmer im Sankt Mungo befand – und das in einem überraschend schmerzfreien Zustand. Also für den Fall, dass ihre Mutter sie auf der Stelle umbrachte, bestand noch immer Hoffnung, dass jemand sie wiederbelebte.

„Mom.“ Zögerlich testete sie die genaue Laune ihrer Mutter, indem sie ein schiefes Lächeln andeutete. „Ihr habt mich gefunden.“

„Natürlich haben wir dich gefunden“, entgegnete Molly Weasley und schniefte. „Nur ein paar Minuten später...“ Ihre Mutter hielt inne und wand sich vom Bett ab.

„Wir können von Glück reden, dass wir dich noch rechtzeitig gefunden haben“, sagte eine weitere Stimme und Ginny erkannte ihren Vater, der soeben das Zimmer betrat. „Der Patronus schien etwas wackelig auf den Beinen, als er uns erreichte.“

Ginny nickte. „Dad? Es tut mir leid.“

Es entstand ein erdrückendes Schweigen, während Molly Weasley um ihre Fassung kämpfte und ein großes Taschentuch aus ihrer Handtasche kramte.

„Ich hatte geglaubt...“

„Du brauchst dich nicht zu verteidigen“, unterbrach ihr Vater sie ziemlich harsch und sein Gesicht wurde sofort zu einer entschuldigenden Grimasse. „Aber du musst verstehen, dass das, was du getan hast, sehr dumm war.“

Ihre Mutter gab eine atemloses Hicksen von sich und schnaubte laut trompetend in das Tuch.

„Ich weiß. Es tut mir leid“, wiederholte Ginny und hatte das Gefühl, diese Worte noch für den Rest ihres Lebens bekräftigen zu müssen. Doch ein anderer Gedanke verdrängte sofort alles andere. „Harry?“

Arthur schüttelte traurig den Kopf. „Wissen wir nicht.“ Nachdem er seiner Frau beruhigend auf die Schulter geklopft hatte, kam er näher und setzte sich auf die Bettkante. „Ich vermute, dass du ihn gefunden hast?“

„Ja“, erwiderte Ginny. „Und er war Harry. Mein... der echte Harry.“ Sie setzte einen flehenden Blick auf, hoffte, dass ihre Eltern ihr glaubten.

„Harry hat dich die Treppe runtergestoßen?“, hakte ihre Mutter nach, ihre Stimme nun etwas weniger weich.

„Ja, aber...“ Ginny schluckte. „DAS war er nicht. Nicht wirklich. Jemand hatte ihn in seiner Gewalt. Und er hat mir erzählt, dass er bei vollem Bewusstsein ist, wenn er...“

„Salazar Slytherin“, unterbrach ihr Vater sie wieder und ihre Mutter zuckte zusammen, hickste erneut und spielte nervös mit dem sauberen Zipfel ihres Taschentuchs.

„Ich... ich weiß“, brachte Ginny hervor und hätte beinahe über den verdutzten Gesichtsausdruck ihres Vaters gelacht. „Ich meine, ich war mir nicht sicher, aber ich hatte mir so etwas schon gedacht.“

„Woher?“

Sie richtete sich etwas auf und ihre Mutter begann prompt, ihr ein Kissen in den Rücken zu stopfen, damit sie etwas bequemer saß. Doch bevor sie beginnen konnte mit ihren Erklärung, fiel ihr siedendheiß ein, dass etwas fehlte.

„Das Buch“, platzte es auch ihr hervor. „Ich hatte ein Notizbuch in der Innentasche meines Umhanges.“

„Keine Sorge“, beruhigte ihr Vater sie sofort. „Ron und Hermine haben es.“

„Ron und Hermine? Wo sind sie?“ Ginny sah sich um, als ob sich noch jemand im Zimmer versteckt haben könnte.

„In Hogwarts. Und sie haben das Buch mitgenommen.“

Ginny nickte und ließ sich zurück in die Kissen sinken. „Gut.“

oooooooooooooooooo


„Nicht gut“, quäkte Ron und Hermine warf ihm über den Rand des Buches hinweg einen bösen Blick zu.

„Ganz Ihrer Meinung“, warf McGonagall ein und erhob sich von ihrem Schreibtischstuhl, um näher an den Kamin zu treten. Gedankenverloren blieb sie davor stehen und starrte in den Holzstapel. Ein Feuer brannte nicht, dafür war es zu warm, und das fehlende Knistern der Flammen ließ das Büro der Direktorin seltsam kalt und leer erscheinen. „Allerdings ist jede Antwort, die wir auf unsere Fragen erhalten, und so dunkel sie die Zukunft auch malt, ein Schritt zur Lösung.“

„Ich verstehe aber die Antworten noch nicht“, bemerkte Ron beinahe reumütig, doch McGonagall ignorierte ihn.

„Und Sie sagen, das Notizbuch gehörte Professor Snape?“

Hermine nickte. „Ja. Ginny...“ Sie warf einen Blick zu Ron. „Ginny hatte es von dort. Harry hat sich im Haus von Professor Snape versteckt, war jedoch nicht mehr da, als wir Ginny dort... fanden.“

„Ich verstehe.“ Sie lief zurück an ihren Schreibtisch und in diesem Moment rumpelte es in einer kleinen Box auf der Tischoberfläche. Sie öffnete den Deckel und zog einen verschlossenen Briefumschlag daraus hervor. Er qualmte noch leicht als sie ihn aufriss und überflog, was auf dem Kärtchen stand. „Mr Weasley? Diese Nachricht ist von Ihrem Vater. Ihrer Schwester geht es gut. Sie ist vor einigen Minuten aufgewacht.“

Ron sackte erleichtert auf seinem Stuhl zusammen. „Danke, Professor McGonagall.“

Sie winkte ab, legte den Brief beiseite und lehnte ihre Hände vor sich auf den Tisch, die Handflächen aufeinander gepresst in einer Geste, die Professor Dumbledore einst ebenso beherrscht hatte, wie sie jetzt. „Der Mythos der Blutenden Rose“, sagte sie halb in Gedanken und ihre Miene wurde noch einen Tick säuerlicher, als es ohnehin der Fall war.

Hermine nutzte die Pause, um ihren eigenen Gedanken laut auszusprechen. „Ich habe noch nie etwas über diesen Mythos gehört, Professor.“

McGonagall nickte. „Leider geben Severus' Aufzeichnung im Bezug auf eben diesen Mythos nicht genug Aufschluss. Doch mit der Information, die wir haben, können wir unsere Recherche gezielter vorantreiben. Ich werde umgehend Poppy und Filius über all das unterrichten.“ Sie lehnte sich zurück. „Was ich über diesen Mythos weiß, ist nicht viel. Es ist weniger ein Mythos, der die Welt der Zauberer betrifft als einer, der in der Geisterwelt sehr bekannt ist. Angeblich ist es das einzige Artefakt, das in der Lage, ist einen Geist zu töten.“

„Wie? Wie soll das gehen? Geister sind doch schon tot. Und ist „Rose“ metaphorisch gemeint? Oder ist es eine echte Rose?“, warf Hermine aufgeregt ein und Ron sah anhand der Art und Weise, wie sie ihre Augen zusammenkniff, dass sie etwas beschäftigte. Etwas anderes, als das, was sie gerade besprachen.

„Das sind Fragen, für deren Antworten Sie sich wohl noch etwas gedulden müssen. Ich schlage vor, Sie machen sich auf den Weg zu Hagrid. Wir werden sofort Kontakt mit Ihnen aufnehmen, sobald wir mehr wissen.“ Dabei deutete sie mit einem Kopfnicken auf den Handspiegel, der auf dem Tisch lag und dessen Kopie in Hermines Tasche auf seinen Einsatz wartete.

„Ja, Professor“, antwortete Hermine pflichtbewusst und die zwei ehemaligen Schüler erhoben sich von ihren Stühlen.

„Wie werden Sie vorgehen, Miss Granger?“, fragte McGonagall, bevor sie sie aus der Tür entließ.

„Ehrlich gesagt weiß ich es noch nicht“, antwortete die Angesprochene. „Aber ich weiß, wo wir wir mit der Suche beginnen.“

McGonagall nickte und ließ sie durch die Tür auf die Treppe hinaus, die sich prompt in Bewegung setzte, als Hermine und Ron ihre Füße auf die Stufen setzten. Über das kratzende Knarren der Abfahrt hinweg murmelte Ron: „Wo?“

„Was wo?“

Sie traten auf den Gang hinaus, wo auf der gegenüberliegenden Seite Sir Cadogan offensichtlich auf sie gewartet hatte. Doch überrascht von ihrem plötzlichen Auftreten stand der tollpatschige Ritter so schnell auf, dass er sein fettes Pony erschreckte, welches mit einem panischen Wiehern davon galoppierte.

„Bleib stehen, du treuloses Ungetüm!“, schimpfte Sir Cadogan und rannte ihm hinter, so schnell es seine Rüstung und sein Schwert es zuließen.

„Wo du die Suche beginnen willst?“, fuhr Ron schließlich fort, als der klappernde Lärmpegel endlich nachgelassen hatte.

„Draco Malfoy.“

„Was?“, rief Ron aus und blieb vor lauter Schreck stehen.

„Verstehst du denn nicht?“ Hermine sah ihn nicht an, während sie mit forschen Schritten in Richtung der Eingangshalle hastete. „Die Rose, die Blume? Klingelt es da bei dir? Draco hat Bescheid gewusst“, begann sie nun endlich zu erzählen und Ron musste eine kurze Strecke joggen, um zu ihr aufzuholen. „Aber warum hat er uns davon erzählt?“

Dieses Mal stiegen sie über den Blutfleck hinweg, ohne ihn weiter zu beachten.

Rons Gedanken überschlugen sich und eine Idee war unwahrscheinlicher als die nächste. Trotzdem sprach er aus, was ihm in den Sinn kam. „Vielleicht hat er es nicht mit Absicht ausgeplaudert? Ich meine, wir kennen ihn als jemanden, der mit seinen Plänen gerne groß angibt.“

„Nein!“ Hermine schüttelte bestimmt den Kopf. „Dafür war er zu nervös. Er wusste genau, was er tat, als er mir davon erzählte. Zumal er scheinbar direkt darauf gewartet hatte, es mir zu erzählen, solange ich allein war. Wärt ihr dagewesen, ihr hättet ihn auf direktem Weg auf den Mond gezaubert.“ Sie schnalzte missbilligend mit der Zunge.

Ron nickte bestätigend und antwortete mit einem vehementen: „Darauf kannst du einen lassen!“

„Ron! Das ist widerlich!“

oooooooooooooooooo

Absolute Stille war in Malfoy Manor kein ungewöhnlicher Zustand. Dracos Mutter hatte in der Stille immer Stolz und Erhabenheit gefunden. Aus diesem Grund sprach man in diesem Haus erst, wenn man eine Frage gestellt bekam. Und genauso wie ihr Ehemann hatte Narcissa Malfoy auch nur dann Fragen gestellt, wenn es etwas Wichtiges zu besprechen gab. Während der gemeinsamen Essen war nichts lauter als das Kratzen des Bestecks auf dem Geschirr. Wörter waren ausgegangen, genauso wie alles andere, an das Draco sich einst geklammert hatte, als wäre er ein Ertrinkender mit einem Rettungsring inmitten eines wütenden Ozeans aus Angst und Gewalt. Wie lange schon hatte er niemanden mehr in den leeren Fluren ihres Zuhauses gesehen? Es mussten Wochen sein.

Nur die Hauselfen waren ihm und seinen Eltern geblieben, doch selbst die schienen hinter dem Rücken ihrer Herren zu flüstern und mit dem Finger zu zeigen.

„Braucht Ihr noch etwas, mein Herr?“, fragte der Hauself, der Draco soeben das Frühstück gebracht hatte. Das Stimmchen des kleinen Wesen klang zittrig, doch das lag wohl eher an dessen hohem Alter, nicht an der Ehrfurcht, die er seinem Herren zu zollen hatte.

„Nein, geh!“, verlangte Draco, ohne seinen Blick aus dem Fenster abzuwenden. In den Händen hielt er den aktuellen Tagespropheten, soeben gedruckt und noch eingehüllt in den Geruch frischer Tinte. Ein Blick auf die Titelstory und Draco war der Appetit auf sein Frühstück vergangen.

„Idiot!“, raunte er, nachdem er spürte, dass der Hauself fort appariert war. „So ein verdammter Idiot!“

Erneut hob er die Zeitung in Augenhöhe, überflog den Artikel und hätte beinahe laut aufgelacht bei den wahnwitzigen Spekulationen, die Rita Kimmkorn aus der Luft zu picken schien, als wären es Glühwürmchen, nach denen man nur in vollkommener Dunkelheit greifen konnte. Sie alle hatten doch keine Ahnung, keinen blassen Schimmer. Womöglich war der Krieg, den sie über den Dunklen Lord gewonnen hatten, erst der Anfang gewesen. Und das, obwohl Draco dieses arrogante Schlammblut gewarnt hatte. Er hatte ihr von der Rose erzählt, doch an ihrem verdutzten Gesichtsausdruck hatte er erkannt, dass ihre Gedanken in diesem Moment wohl eher um die Frage kreisten, mit welchem Zauberspruch sie ihn am schnellsten auf den Mond hexen konnte. Dumme Gans!

Seine Zähne knirschten, als er seine Kiefer hart aufeinander presste und die verfluchte Zeitung von sich warf.

Aber das hat dieser dumme Kerl sich selber zuzuschreiben.


Wer war er denn schon, dass er jetzt plötzlich Reue spüren sollte? Bisher war er ganz gut ohne zurecht gekommen und er plante ganz sicher nicht, jetzt damit anzufangen. Reue war für Schwächlinge, für all die Hufflepuffs und Ravenclaws und ganz besonders für die Gryffindors, die dort draußen auf die Zeitung starrten und sich wunderten, was in ihren neuen Wunderknaben gefahren war. Oder besser gesagt: Wer.

Nur er, Draco Malfoy, wusste Bescheid. Er, eine Handvoll Todesser und natürlich sein Vater. Wer sonst hätte ihm davon erzählen können? Warum genau sein Vater ihm davon erzählt hatte, war ihm bis heute nicht klar gewesen. Doch wahrscheinlich war es derselbe Grund, aus dem er selbst Hermine gegenübergetreten war, um ihr ein Geheimnis zu offenbaren, das für immer hätte im Dunkeln bleiben sollen.

Er lief auf sein Bett zu, ließ sich auf dessen Kante nieder und starrte auf den zerfledderten Tagespropheten hinab. Das größte Bild zeigte Harry, wie er wieder und wieder auf der Bühne stand, seinen Kopf neigte ... und verschwand.

„Draco?“

Durch die geschlossen Zimmertür drang die Stimme seiner Mutter und so wie er sie kannte, stand sie bereits seit einigen Minuten an dieser Stelle, unsicher ob sie ihrem Sohn gegenübertreten wollte oder nicht.

„Darf ich eintreten?“, fragte sie zaghaft und Draco wünschte sich, er könne sie wegschicken, genauso wie die Hauselfen. Doch er tat es nicht.

„Komm rein!“, forderte er sie mit heiserer Stimme auf und schluckte hastig den Kloß in seinem Hals hinunter.

Narcissa Malfoy trat ein, das Kinn stolz in die Luft gereckt, trotz oder vielleicht gerade wegen der letzten Wochen. Doch als ihr Blick den ihres Sohnes traf, neigte sich ihr Kinn einige Zentimeter. „Dein Vater möchte mit dir sprechen“, informierte sie ihn und er war bereits im Begriff aufzuspringen und der Bitte seines Vaters Folge zu leisten, als er von ihr zurückgehalten wurde.

„Draco?“ Ihre Stimme klang verzweifelt. Hatten sie das nicht schon alles hinter sich? Geduldig wartete er darauf, dass sie weitersprach.

„Ich weiß, dass es um diesen Jungen geht.“

„Potter“, spuckte Draco den Namen aus, als wären es madige Früchte in einem Kuchen.

„Ja.“ Sie ließ sich neben ihm auf dem Bett nieder, starrte zuerst auf die Zeitung auf dem Boden, dann aus dem Fenster, Körperhaltung von Mutter und Sohn wie bizarre Spiegelbilder. „Was auch immer passiert...“

„Ich werde tun, was auch immer Vater von mir verlangt“, seufzte Draco bitter und spürte den altbekannten Klumpen in seiner Brust, der einst geglüht hatte vor Verlangen nach seines Vaters Anerkennung.

„Ich weiß, dass du das tun wirst, Draco.“ Sie räusperte sich. „Aber ich habe bereits mit deinem Vater gesprochen. Er hat Nachricht erhalten von Silvesta Lestrange.“

„Und?“

„Er hat sich dazu entschlossen, das Ministerium darüber zu informieren.“

Nach außen hin zeigte der blonde Junge keine Regung außer einem beinahe trägen Blinzeln. „Warum erzählst du mir das?“

Aus den Augenwinkeln sah er, wie seine Mutter ihren Blick senkte und ganz angetan die Hände in ihrem Schoß knetete.

„Ich möchte wissen, was du möchtest.“

Wie sollte Draco diese Frage beantworten? Er war es leid, ständig eine Richtung gewiesen zu bekommen, in die er sich am Ende stets allein hatte durchschlagen müssen. Und nun auf einmal wurde er gefragt, was ER wollte?

„Woher soll ich auf einmal wissen, was ich will?“ Seine Worte klangen weinerlicher, als er sie hatte klingen lassen wollen. „Bisher sind alle ganz wunderbar klar gekommen, ohne dass meine Meinung dabei von Bedeutung war.“

„Draco!“ Er war aufgestanden, bewegte sich zur Tür und blieb auch nicht stehen, während die teils beleidigte, teils verletzte Stimme seiner Mutter seinen Namen hinter ihm rief.

Mit forschen Schritten trat er auf den Gang und wünschte sich nichts weiter als ein oder zwei Hauselfen, die er aus dem Weg treten konnte. Doch auf dem Weg zum Arbeitszimmers traf er auf keine Seele, weder Mensch noch Elf. Seine Schritte hallten nicht in den Gängen, dafür waren die Teppiche zu dick. Dick und flauschig und pompös. Beinahe wünschte er sich das Stampfen seiner Schritt her, nur um zu hören, dass er tatsächlich hier war. Dass es in diesem Haus tatsächlich noch Geräusche gab, die nicht zum klappernden Besteck während der gemeinsamen Essen gehörten.

Die Tür zum Zimmer seines Vater war einen Spalt weit geöffnet, doch er klopfte trotzdem an und wartete, bis er mit einem schroffen „Komm rein!“ hinein gebeten wurde. Er trat ein und lief mit großen Schritten auf den Schreibtisch zu, hinter dem sein Vater in einem hohen Lehnsessel saß, die rechte Hand auf seinen Gehstock gestützt, während die linke seinen Kopf hielt, als ob er ihn nicht mehr ohne Hilfe aufrecht halten konnte.

Draco räusperte sich nach einigen Sekunden. „Du wolltest mit mir sprechen?“

Im ersten Augenblick reagierte der weißhaarige Mann nicht und Draco glaubte er fast, er hätte sich die Einladung eingebildet, doch dann nahm er seine Hand runter, drehte seinen Kopf und sah seinen Sohn an, als hätte er ihn hier nicht erwartet.

„Draco“, begann er und ließ nun den Rest seines Körpers folgen, indem er den Sessel in Richtung des Schreibtisches wendete. „Du erinnerst dich an Silvesta Lestrange?“

Draco nickte. „Bellatrix' Onkel.“

Sein Vater nickte und machte eine Pause, schien mit seinen Gedanken überall zu sein, nur nicht hier, in diesem Raum, mit seinem Sohn. Als die Pause länger zu werden drohte, fragte Draco nach. „Was ist mit ihm?“

„Sein Versuch in das Haus von Bellatrix einzudringen, ist gescheitert.“

„Ich weiß“, unterbrach Draco ungeduldig. Warum war er hier? Doch nicht, um sich von seinem Vater Neuigkeiten anzuhören, die schon seit Wochen keine mehr waren. „Es stand in der Zeitung.“

Sein Vater fixierte ihn das erste Mal während dieses Gesprächs mit einem festen Blick und Draco gab sich alle Mühe, nicht unter ihm zusammenzuschrumpfen.

„Sie werden es erneut versuchen. Heute Nacht. Und sie werden diesmal nicht alleine sein.“

Diese Aussage ließ Draco aufhorchen.

„Ich habe soeben eine Nachricht von Silvesta erhalten.“ Ohne weiteren Kommentar hielt er seinem Sohn einen geöffneten Brief entgegen, dessen gebrochenes Siegel die Enden des Pergaments schwer machte.

Hastig überflog Draco den Dreizeiler und spürte, wie seine Finger sich in das Papier krallten und jeden Moment Löcher hinein drückten.

„Sind sie sicher, dass er es tatsächlich ist?“, fragte er und gab sich Mühe, seine Stimme so unbeteiligt wie möglich klingen zu lassen.

Sein Vater nickte kaum sichtbar. „Ja, keine Frage“, fügte her hinzu und murmelte weiter: „Potter. Wieso ausgerechnet Potter?“

Draco wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Es war wohl ohnehin mehr eine rhetorische Frage gewesen, denn Lucius wusste ganz genau, warum es ausgerechnet Potter war. Niemand anders in diesem Lande, ja auf diesem gesamten Planeten, hatte eine solch starke Verbindung zu dem grausamsten Zauberer dieser Generation gehabt wie Harry „Ich rette die Welt und bemitleide mich dafür“ Potter. Also schluckte er rasch ein ungläubiges Schnauben und tarnte es als Räuspern.

Sein Vater starrte angestrengt auf einen Punkt irgendwo hinter ihm und nach einigen Sekunden begann Draco ungeduldig von einem Fuß auf den anderen zu treten.

„Mutter hat gesagt, du wirst das Ministerium darüber informieren.“ Keine Frage, mehr eine Feststellung. Und sofort hatte er die ungeteilte Aufmerksamkeit seines Vaters wieder. Dieser kniff argwöhnisch die Augen zusammen.

„Ich habe deiner Mutter gesagt, sie soll dich nur zu mir schicken...,“ rügte er mit strenger Stimme. „... und dir nicht von Dingen erzählen, von denen sie ohnehin keine Ahnung hat.“ Draco zuckte mit den Schultern, was seinen Vater normalerweise in seiner Wut nur angestachelt hätte

Normalerweise.

Aber normalerweise gab es in diesem Haushalt schon lange nicht mehr.

Die Anhörung der Familie Malfoy war für den 21ten September diesen Jahres geplant und eigentlich hätte Lucius Malfoy darüber lachen müssen. Denn Malfoys gingen nicht zu Anhörungen. Sie waren reinblütige Zauberer mit tadellosem Stammbaum. Trotzdem schien sein Vater jeglichen Willen verloren zu haben, diesem lächerlichen Gesetz des Zaubererministeriums auch nur ansatzweise entgegenzutreten. 'Als wäre er...', dachte Draco. 'Als wäre er derjenige, der seine Persönlichkeit verloren hatte, nicht Potter.'

Doch die Erinnerung an den Zeitungsartikel lehrte Draco eines Besseren und er schluckte seinen Gedanken hinunter wie einen bitteren Trank, von dem hoffte, dass er ihn nicht sofort wieder ausspuckte.

Harry Potter gab es nicht mehr.

Seltsam, wie dieser spezielle Gedankengang ihm einen Stich versah, den jeder andere Mensch wohl als Bedauern identifiziert hätte. Doch für Draco war er neu, nicht einsortierbar und im Grunde auch vollkommen irrelevant.

„Sie hat es mir aber erzählt“, sagte Draco trocken und hoffte, eine Reaktion seines Vaters zu bekommen. Irgendetwas, das nicht aus Schweigen bestand oder diesem abwesenden Blick. Doch der winkte nur beiläufig und tat die Tatsache ab.

„Dann weißt du auch, was ich von dir wissen will?“

„Was ich davon halte“, antwortete Draco gelangweilt und verfiel sofort in ein stoisches Schweigen.

Die Stille zwischen ihnen wurde unerträglich. Schweiß perlte Dracos Rücken hinunter allein bei dem Gedanken daran, seinem Vater seine Meinung offenbaren zu müssen. Noch nicht einmal sich selbst gestand er sie sich ein.

„Ja“, sagte sein Vater schließlich, lehnte sich in seinen Sessel zurück und kniff abermals seine Augen zusammen, dieses Mal allerdings in gespannter Erwartung. Draco wartete darauf, dass sein Vater zu einem herrischen Vortrag zum Thema „Fassade bewahren“ ansetzte und zog vorsorglich bemüht unbeteiligt die Schultern in die Höhe. Doch wieder wurde er enttäuscht. Es blieb still.

„Ich weiß es nicht“, gestand er schließlich ein, als er die unangenehme Stille nicht mehr ertragen konnte und als sein Vater auch weiterhin schwieg, fuhr er ungehalten fort. „Was willst du hören? Dass ich mich für eine Stelle im Ministerium bewerbe und plötzlich mit Hundewelpen und Squibs schmuse?“ Er stieß kraftvoll die Luft aus seinen Lungen. „Ich habe Harry Potter gewarnt, so wie du es wohl erwartet hattest.“ Die hochgezogene Augenbraue seines Vaters war genug Bestätigung für diese Vermutung. „Damit sollte unser Zutun dieser Situation genügen.“

Es klopfte an der Tür und als Draco sich umsah, erkannte er denselben Hauselfen, der ihm vor einer halben Stunde das Essen gebracht hatte.

„Mein Herr?“ Das kleine Wesen verneigte sich hastig, bis seine Nase beinahe auf den Boden stieß. Und obwohl es am ganzen Leib zitterte, trat es noch einen Schritt auf den großen Schreibtisch zu, aus den Augenwinkeln immer wieder zu Draco blinzelnd. So als wüsste er, dass der blonde Junge nur kurz vorher den Drang verspürt hatte, einen der Hauselfen mit einem Fußtritt durch die Luft zu schießen wie einen alten Schuh. „Es befinden sich zwei Personen an der Pforte“, erklärte der Hauself. „Ein Mann und eine Frau...“ Das Wesen räusperte sich und seine Stimme wurde noch fiepsiger. Es war in diesem Haushalt nicht unüblich, für das Überbringen schlechter Nachrichten bestraft zu werden. „... und außerdem ein Riese.“

Lucius Malfoys Miene verhärtete sich sofort und Draco widerstand dem Drang, einen Schritt nach hinten zu machen. Wäre ja noch schöner, wenn er mehr Angst vor seinem Vater hatte, als dieser verdammte Hauself. Wie angewurzelt blieb er stehen und wartete auf Antwort. Doch statt einer solchen wandte sich der ältere Mann mit finsterem Ausdruck an Draco. „Damit hast du wohl die Antwort auf deine Hoffnung, dieser Situation genüge getan zu haben, mein Sohn.“

Mit diesen Worten winkte er seinen Sohn und den Hauself aus dem Arbeitszimmer und bevor Draco die schwere Mahagonitür hinter sich schloss, sah er, wie sein Vater erneut den Sessel Richtung Fenster drehte und in nachdenklicher Haltung seine Hände vor sich zusammenlegte.


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Im Buch wird sie als hässliche Kröte beschrieben. Als man mir dann sagte: ,Du wärst toll in der Rolle‘, antwortete ich: ,Herzlichen Dank!‘ Aber natürlich habe ich mich gefreut, als man mich darum bat, denn die Rolle ist ein echtes Juwel, es ist einfach traumhaft, in dieser Welt mitmischen zu dürfen … ganz abgesehen davon, dass ich in der Achtung meiner zwölfjährigen Tochter deutlich gestiegen bin.
Imelda Staunton