Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

HP7-Spoiler - Harry Potter und der Blutige Dorn - Ginnys Entscheidung

von annj

Lieben Dank an Emily fürs Feedback *butterbierreich*

Wie ich beim letzten Mal schon angekündigt hatte, habe ich vor drei Monaten mein Studium begonnen. Nebenbei muss ich noch Geld für die Bude verdienen und meine Freizeit leidet ziemlich darunter. Besonders leider auch meine Muse. Und das größtenteils fehlende Feedback tut sein Übriges. Ich werde diese Story trotzdem nicht vernachlässigen. Das könnte ich wohl kaum verantworten *lol*. Wenn ihr mich mit ein wenig Feedback unterstützen könntet, wäre ich euch sehr dankbar.

oooooooooooooooooo

Kapitel 7 – Ginnys Entscheidung

„Fred?“, erklang Hermines Echo, die sich mit der Hand gegen die Stirn fasste, als wäre ihr schwindlig. „Wie... wie ist das möglich?“

„Glaubt mir, das wollt ihr nicht wissen“, entgegnete Fred.

„Aber wieso?“, fragte Ron und fühlte sich mit einem Mal genauso blass, wie Fred aussah. „Wie konntest du das nur tun?“ Scheinbar hatte sich Fred eine andere Reaktion erhofft, denn er sah für einen Moment lang ziemlich verdattert aus. Dabei schwebte er scheinbar unbewusst einige Meter rückwärts und verschwand in dem Kartonstapel. Als er es bemerkte, kam er wieder hervor geschnellt.

„Wie konntest du das nur tun?“, wiederholte Ron, diesmal mit gekränkter Stimme und er hatte einige Mühe, an dem Kloß in seinem Hals vorbei zu reden.

„Was? Zu sterben oder wiederzukommen?“ Fred stemmte die Hände in die Hüfte und Ron bemerkte, wie sehr diese Geste ihn an seine Mutter erinnerte.

„Ein Geist zu werden. Wieso hast du dich dafür entschieden? Wieso tust du so was? Das ist doch...“ Ron fehlten hier die Worte und er begann aufgeregt den schmalen Streifen Fußboden abzulaufen, der ihm zur Verfügung stand. „Das ist doch albern!“

„Albern? Ich?“ Fred gluckste. „Wie kommst du denn auf die Idee?“

„Für den unvorbereiteten Geist ist der Tod nichts weiter als der Beginn eines neuen Abenteuers“, zitierte Hermine und Ron und die Zwillinge sahen sie allesamt mit demselben perplexen Ausdruck an, welcher Hermine einen roten Schimmer auf die Wangen zauberte. „Das... hat Dumbledore gesagt.“

„Ich gebe es ungern zu, aber ich verstehe, was Hermine damit meint. Und sie hat Recht!“, fuhr Ron fort. „Du bist doch überhaupt nicht... wieso kommst du nur... was hat dich...?“ Ihm gingen die Fragestellungen aus und er war kurz davor, sich wütend seine Haare zu raufen als er schließlich seufzte. „Mom und Dad sind wenig begeistert.“

„Vollkommen verständlich“, warf Hermine ein und warf wütende Blicke in die Runde, als George sie vorwurfsvoll anstarrte. „Es ist eine Sache, einen Sohn zu verlieren. Aber es ist eine ganz andere, zu sehen, wie er völlig unberührt neben seinem früheren Leben einfach so dahinexistiert... oder eher nicht-existiert. Du wirst nie wieder einen Weasley Pullover tragen können, Fred. Du wirst nie wieder Hackröllchen essen. Du wirst deine Eltern nie wieder umarmen können.“ Hermines Stimme wurde leiser mit jeder einzelnen Silbe. „Du wirst nie älter werden und du wirst zusehen, wie alle deine Freunde und deine Familie ein Leben haben werden, Kinder bekommen. Und zum Schluss... sterben. Und dann bist du alleine.“

Eine grausame Stille erfüllte den Raum. Irgendwo tickte und knisterte es leise vor sich hin und Hermine scharrte mit gesenktem Kopf auf dem Fußboden.

„Ich weiß, ich weiß“, entgegnete Fred schließlich mit einer kapitulierenden Geste. „Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Es ging... alles so schnell. Wir“ Dabei sah er seinen Zwilling an. „...hatten gerade eine neue Kollektion Blubberblasen für den idealen Badespaß entwickelt und ... während des Kampfes sind mir ständig neue Formeln eingefallen, wie wir sie ... besser machen könnten...“ Noch während Fred redete, wurde auch ihm bewusst, wie seltsam das alles klang und so endete er seine Ausführungen mit einem tiefen Seufzen. „Ich weiß nicht, wie es dazu gekommen ist.“ Er schüttelte den Kopf und begann unruhig erneut auf und ab zu schweben. „Das Letzte, woran ich mich erinnern kann, ist der Kampf und viel Lärm und Geschrei. Und – hoppla – kaum habe ich die Augen geschlossen, befinde ich mich hier im Hinterzimmer des Ladens.“

„Das war vor etwa drei Wochen“, fügte George hinzu. Freds Zwillingsbruder schwankte ständig zwischen einem breiten Grinsen und einem besorgten Ausdruck. Es war ihm deutlich anzusehen, dass die Anwesenheit seines Bruders, wenn auch sehr durchsichtig, ihm mehr als zusagte. Ein bekanntes Glitzern stand in seinen Augen und er musste sich alle Mühe geben, im Angesicht der gespannten Lage nicht ständig freudig auf und ab zu hüpfen.

„Dann hast du dich gar nicht bewusst dazu entschieden, ein Geist zu sein?“, fragte Hermine schließlich.

„Nicht dass ich mich erinnern könnte“, entgegnete Fred.

„Wir hoffen nur, dass Mom und Dad uns irgendwann wieder besuchen kommen. Als wir es ihnen vor zwei Wochen erzählt haben, ist Mom hysterisch in Tränen ausgebrochen und Dad musste sie Seit-an-Seit nach Hause apparieren.“

Ron rollte müde mit den Augen. „Ja, das kann ich mir vorstellen. Sie hat sich sehr seltsam benommen. Und das schon bevor Harry verschwunden ist.“

„Was?“, fragte George überrascht. „Harry ist verschwunden?“

„Oh“, begann Hermine und fasste rasch zusammen, was im Ministerium und anschließend in Griechenland passiert war. Fred und George standen dabei Seite an Seite und Freds Geist sah so aus, als wäre er ein heller Schatten des lebenden Bruders.

„... und dann hat Dad gesagt, er wüsste, mit wem wir über diese Geisterstory reden müssen“, endete Ron die Ausführungen seiner Freundin und warf dabei vielsagende Blicke auf Fred. „Jetzt wissen wir ja, was er damit gemeint hat.“

Einen Moment schwiegen die vier und schließlich räusperte sich Hermine etwas ungeduldig. „Was ist nun mit Harry?“, fragte sie und sah dabei Fred an. „Hast du eine Ahnung, wer der Geist ist, der bei Harry war?“

Fred schüttelte nach einer kurzen Bedenkzeit den Kopf. „Leider nein. Aber es dürfte nicht zu schwer sein, das herauszufinden. Die Geisterwelt ist nicht sonderlich groß. Jeder kennt jeden und nach deiner Beschreibung zu urteilen, ist er ein Geist, der auffällt. Hinzu kommt, dass er, wenn er in der Lage ist, jeden beliebigen Ort aufzusuchen, im Ministerium registriert sein muss.“

„Es gibt eine Registrationspflicht für Geister?“, fragte Ron verblüfft, Fred schüttelte den Kopf.

„Nicht ganz“, entgegnete er. „Es ist uns selbst überlassen, ob wir uns registrieren lassen wollen, oder nicht. Andererseits ist es Voraussetzung dafür, dass wir den Ort verlassen, an dem wir gestorben sind. Spukt ein Geist nur in dem Gemäuer herum, in dem es gestorben ist, dann ist das eben so. Sobald sie sich aber zu anderen Orten bewegen, brauchen sie eine Genehmigung.“ Fred seufzte. „Und ich sage euch, die zu bekommen, ist gar nicht so einfach. Die Geisterbehörde ist nicht gerade eine der schnellsten Abteilungen im Ministerium. Ich warte schon seit Tagen auf eine Bestätigung. Bis dahin darf ich diese Abstellkammer nicht verlassen.“ Mit einem Schlenker seines Armes machte er eine ausladende Geste.

„Aber wie bist du denn hierher gekommen, wenn du in Hogwarts gestorben bist?“, wollte Hermine wissen und erntete dafür betretenes Schweigen.

„Ja, das ist eine vornehmlich gute Frage, Miss Granger“, imitierte Fred Professor McGonagalls Stimme, doch Hermine und Ron lachten nicht. Dies war in der Tat eine berechtigte Frage.

oooooooooooooooooo

„Ich hatte gehofft, diesen Ort nicht so bald erneut betreten zu müssen“, grummelte Ron und trottete leise in seinen nicht vorhandenen Bart murmelnd neben Hermine her.

„Bleibt uns etwas anderes übrig?“, entgegnete sie.

Das Schloss lag verlassen und leer vor ihnen. Kein einziges Licht brannte in den unzähligen Fenstern und selbst Hagrids Hütte begrüßte sie mit vollkommener Dunkelheit. Ein seltsamer Anblick, da sie ihre Schule bisher nur mit Hunderten von Schülern bevölkert gekannt hatten. Normalerweise brannten Laternen auf dem Gelände um Hogwarts herum, doch das neue Schuljahr war noch fast zwei Wochen entfernt. Wo die Lehrer die Sommerferien verbrachten, darüber hatten sich Ron und Hermine nie Gedanken gemacht, doch im Moment sah es fast so aus, als hätten auch sie die Schule verlassen.

„Echt gruselig“, bemerkte Ron mit leiser Stimme, als ob sie etwas Verbotenes taten. „Ich hoffe, die haben Fluffy nicht zum Wachhund umfunktioniert.“

Vorsichtig öffnete er die Eingangspforte und lugte durch einen schmalen Spalt in die Eingangshalle. Eine Handvoll Fackeln erhellte den riesigen Raum nur mäßig und viele der Ecken lagen in undurchdringlichen Schatten. Ihre Schritte hallten laut und hohl, als sie die große Fläche überquerten und sich aufmachten, die Treppen zum Büro der Direktorin zu besteigen. Eine beklemmende Stimmung ergriff sie, als sie einen großen Bogen um einen üppigen Blutfleck machten, der auf dem Fußboden in einem breiten Flurstück prangte.

„Ist das nicht...“, begann Hermine und verstummte rasch.

„Ja“, murrte Ron und lief weiter, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. („Fred.“)

Die meisten Gemälde an den Wänden waren auffallend leer, nur Sir Cadogan, in Begleitung seines fetten Ponys und eines Schwertes, das zu schwer für seine klapprige Gestalt war, begleitete die Beiden während ihres Weges und sprang von Bild zu Bild. Tische, Stühle und zahllose Vasen erlitten einen jähen Tod dank seiner unkoordinierten Trampelpfade und es schepperte laut, als er ein Regal gefüllt mit undefinierbaren Gefäßen umkippte.

„Weichet, weichet, ihr Ungnädigen!“, tönte er laut, doch Ron und Hermine ignorierten ihn.

Sie erreichten den hässlichen Wasserspeier und blickten einander erstaunt an, als das breitflügelige Wesen ohne Vorwarnung einen Satz und somit den Weg zu einer rotierenden Wendeltreppe frei machte, die nach oben glitt.

„Ich komme mir vor, als hätte ich Mist gebaut und wäre dabei, mir meine Strafe abzuholen“, bemerkte Ron und trat als Erster auf die beweglichen Stufen.

Warme Luft schlug ihnen entgegen, als sie die Tür zum Büro öffneten und Hermine prallte gegen Rons Rücken, als dieser überrascht stehen geblieben war.

„Wa...“, begann Hermine und sah über Rons Schulter hinweg in das Büro, das zu ihrem Erstauen hell erleuchtet und mindestens ebenso gut bevölkert war.

„Mister Weasley, Miss Granger“, begrüßte sie Professor McGonagall, die hinter dem Schreibtisch Dumbledores saß und ihre Ellenbogen in erwartungsvoller Haltung auf die Tischplatte gestützt hatte. „Wir haben Ihre Ankunft bereits erwartet“, fügte sie hinzu. Als Ron und Hermine keine Anstalten machten, näher zu treten, fuhr sie fort. „Sie dürfen eintreten. Es wäre sichtlich unbequem, die ganze Zeit zwischen Tür und Angel stehen zu bleiben. Ihr Vater...“ Dabei nickte sie kaum merklich in Rons Richtung. „...hat uns Ihre Ankunft bereits angekündigt.“

Endlich traten die beiden Ankommenden näher und erkannten mit wachsendem Staunen außer der Direktorin noch Hagrid, Madam Pince, Madam Pomfrey und Professor Flitwick, der auf einem unter ihm bedrohlich wankenden Stapel Kissen saß. Sie alle sahen etwas verwirrt aus. Offensichtlich wussten sie selber noch nicht den Grund für ihr spontanes Treffen. Selbst die Direktoren in den Gemälden waren anwesend und anhand ihres Gemurmels und ihren umherwandernden Blicken war zu erkennen, dass auch sie noch nicht darüber in Kenntnis gesetzt worden waren.

„Hagrid“, begrüßte Hermine ihn mit einem halb erfreuten, halb fragendem Unterton. Der Halbriese winkte mit einem schiefen Grinsen und einer bandagierten Hand. Hermine blinzelte überrascht auf und Hagrid erklärte, die Wangen unter seinem Bart rot anlaufend: „Bumerang-Beller... Für das nächste Schuljahr.“

„Bitte setzen Sie sich!“, forderte Professor McGonagall sie schließlich auf und sie strebten zwei Stühle an, die links von ihnen frei waren. „Ich möchte mich ungern zweimal erklären.“ Sie räusperte sich und blickte über ihre Brille hinweg auf die Anwesenden. Eine Geste, die unheimlich an Professor Dumbledore erinnerte und Ron einen Schauer über den Rücken jagte.

„Was...?“, fragte Hermine nun erneut und blickte in die Runde. „Wieso... Was machen Sie hier alle? Geht es um Harry?“

McGonagall machte große Augen und sah Hermine an, als hätte sie auf eine Prüfungsfrage falsch geantwortet. „Aber natürlich geht es um Mr Potter.“

Eine nervöse Unruhe entstand unter den Anwesenden und sie blickten einander noch verwirrter an, als noch zuvor.

„Aber woher...“

„Ich hatte bis vor wenigen Minuten ein Gespräch mit Professor Dumbledore“, unterbrach McGonagall und rückte ungeduldig auf ihrem Stuhl umher. „Er musste leider zu seinem Gespräch mit Minister Shacklebolt zurück, wird uns aber jeden Moment wieder aufsuchen. Wir...“ Sie sah jeden Anwesenden den Bruchteil einer Sekunde lang an. „…wissen alle, warum wir hier sind, denke ich.“

Ron machte Anstalten, seine Hand zu heben, konnte es sich im letzten Moment aber verkneifen, als er Hermine sah, die ihm ein kleines Kopfschütteln zukommen ließ.

„Es tut mir Leid, Sie beide so damit zu überraschen“, sagte McGonagall nun direkt an Hermine und Ron gewandt. „...aber Albus war der Meinung, wir sollten keine Zeit mehr verlieren.“ Sie räusperte sich und begann zu aller Verständlichkeit kurz zusammenzufassen, was sich heute im Ministerium abgespielt hatte. Noch während ihrer letzten Worte erklangen die ersten entsetzten Schreie von Madame Pince. Hagrid brüllte ein empörtes „Das kann doch aber nich' wahr sein!“ und nach einem erschrockenen Kieksen purzelte Professor Flitwick zusammen mit seinen Sitzkissen nach hinten um und machte eine Rückwärtsrolle. Die Medihexe half ihm rasch wieder auf die Beine, hatte ihren Blick aber trotzdem auf die Direktorin gerichtet.

„Hat Albus eine Theorie für dieses Verhalten?“, fragte sie und setzte sich zurück auf ihren Platz.

„Noch nicht, leider, aber er ist sich sicher, dass all das nicht Harrys Absicht gewesen war.“

„Man kann niemanden unabsichtlich foltern und danach töten“, knurrte einer der Direktoren in den Gemälden und Ron hatte nicht wenig Lust, den Rahmen mitsamt Inhalt in das prasselnde Feuer im Kamin zu schmeißen.

„Professor Dumbledore...“, begann Hermine zögerlich. „Professor Dumbledore hat also auch den Geist gesehen?“

„Den Geist?“, fragte Madame Pomfrey und holte hastig aus, um den schwankenden Professor Flitwick erneut auf seinem Stapel Kissen zu stabilisieren, der bei dem Wort „Geist“ erschrocken aufgehorcht hatte.

McGonagall nickte, sah jedoch etwas überrascht zu Hermine. „Woher wissen Sie von dem Geist?“

„Wir haben uns eine Erinnerung Harrys angesehen“, antwortete sie und fasste nun zum dritten Mal innerhalb weniger Stunden zusammen, was sie und Ron im Denkarium gesehen hatten.

„Ich kann nichts anderes tun, als Ihren Beschreibungen beizupflichten“, seufzte die ältere Dame müde, als Hermine, ihre Stimme ein leicht heiseres Kratzen, geendet hatte. „Nach den heutigen Ereignissen sehen wir, das heißt Professor Dumbledore und ich, uns gezwungen, die Sache anders anzugehen.“

„Ich verstehe das alles immer noch nicht“, warf Madame Pince schließlich ein und machte eine angestrengte Grimasse, als sie versuchte, alle Informationen in einen Gesamtkontext zu bekommen.

„Ich denke“, sagte jemand mit ruhiger, gefasster Stimme und alle Köpfe waren plötzlich unverwandt auf das neueste Portrait gerichtet, in dem Albus Dumbledore nun zu sehen war und mit ernstem Blick über die Ränder seiner halbmondförmige Brille blickte. „...dass ich die Sache wohl am ehesten aufklären kann.“ Dumbledore nickte grüßend den Anwesenden entgegen. „Zu Beginn der Ferien stand ich in einem regen Kontakt mit Mr Potter, der während der Zeit die Hütte meiner Familie in Griechenland bewohnte. Mein Bruder hatte es ihm angeboten. Leider musste ich schon kurz nach seinem Einzug feststellen, dass sich im Verhalten Mr Potters Auffälligkeiten fanden. Ich wusste dafür keine Erklärung, beauftragte aber den Hauselfen Lila, ein Auge auf ihn zu werfen. Sie informierte mich regelmäßig über Harry. Bis ich eines Tages in eine Szene hineingeriet, die mich aufs Äußerste beunruhigte. Ich denke, Ms Granger...“ Hermine senkte betreten den Kopf, als alle wieder sie anstarrte, doch Dumbledore redete bereits weiter. „... hat Ihnen allen bereits einen guten Eindruck darüber vermittelt, was an diesem Abend geschehen war. Was sie aber alle wissen sollten: Auch ich habe diesen Geist gesehen.“ Er schwieg einen Moment lang und schien zu überlegen, wie er die nächsten Worte formulieren sollte. „Und zu meinem Bedauern glaube ich zu wissen, um wen genau es sich dabei handelt.“ Wieder herrschte ein beinahe ohrenbetäubendes Schweigen und nur der Stuhl unter Minerva gab ein leises Quietschen von sich.

„Salazar Slytherin“, flüsterte Hermine in die Stille hinein und traurig nickte Dumbledore ihr zu.

Wieder purzelte Flitwick rückwärts den Kissenberg hinunter, doch dieses Mal machte Madame Pomfrey keine Anstalten, ihm zu helfen. Sprachlos blickte sie zwischen Dumbledore und Hermine hin und her.

„Sala... wie kommst du denn darauf?“, fragte Ron entsetzt. „Wieso hast du denn nichts gesagt?“

Hermine duckte ihren Kopf etwas tiefer zwischen ihre Schultern. „Ich wusste es selber nicht, bis ich gerade einen Blick auf den Kamin geworfen habe.“

Sie erhob sich und trat näher zu Dumbledore an den Kamin heran. Der steinerne Kaminsims war verziert mit dem Logo Hogwarts, einem H umrundet von den vier Häusern. Doch waren die Tiere um das H herum, wenn man es näher betrachtete, nicht alleine. Jedes stand neben dem ersten Buchstaben des Nachnamens seiner Gründer. Der Löwe neben einem verschlungenen G, der Dachs hockte mit sich reibenden Pfoten auf einem halb abgeplatzten H, der Adler schwebte mit weit ausgebreiteten Flügeln über einem R und die Schlange wand sich mit zischelnder Zunge um ein breites S.

„Die Brosche“, sagte Hermine, allerdings mehr zu sich selber, um sich die Erinnerung erneut vor Augen zu rufen. „Er trug eine Brosche. Eine Schlange und ein S.“ Mit ihren Fingern fuhr sie die Konturen in dem vom Feuer erwärmten Stein nach und ignorierte das aufgeregte Gebrabbel hinter sich. Ihr Blick ging nach oben und traf auf den des ehemaligen Direktors, dessen Miene unendliches Bedauern ausdrückte.

„Aber wie ist das möglich? Falls Sa... Sa... Slytherin“, stolperte Madame Pince über ihre eigenen Worte.“... ein Geist ist, warum haben wir noch nie etwas von ihm gehört? Er müsste seit Jahrtausenden existieren, ohne dass es jemand mitbekommen hat.“

Erwartungsvoll sahen wieder alle zu Dumbledore. „Genau aus diesem Grund sind Sie alle heute hier“, erklärte er. „Denn genau das gilt es herauszufinden. Irma, ich möchte Sie bitten, in Ihrer Bibliothek nach einer Erklärung zu suchen. Poppy wird Ihnen dabei helfen. Minerva, Sie und Filius werden Nachforschungen in den alten Unterlagen und Archiven Hogwarts suchen. Sie haben auch Zugang zu meinen privaten Büchern. Zu schade, dass all meine Erinnerungen in meinem Portrait keinen Platz gefunden haben. Ich könnte Ihnen womöglich sagen, wo vielleicht etwas zu finden wäre.“ Er seufzte verhalten. „Vielleicht hätte ich stattdessen auf meine Erinnerung an den Sommer '69 in Fort Lauderdale verzichten sollen.“

„Professor, was ist mit uns?“, wollte Hermine wissen. Sie stand noch immer direkt neben dem Feuer und ließ die Hitze über ihre Haut ihr Innerstes erwärmen. Trotzdem huschte ein kalter Schauer über ihren Rücken, ließ ihre Kiefer schmerzhaft aufeinander pressen und sie musste sich dazu zwingen, nicht laut mit den Zähnen zu klappern. „Wir müssen doch auch etwas tun können.“

Dumbledore nickte. „Sie, Mr Weasley und Hagrid werden Harry suchen gehen.“

Hermine schluckte. Sie war sich nicht sicher, ob sie über diese Entscheidung glücklich war. Ihr bester Freund hatte vor wenigen Stunden jemanden umgebracht. Sie wusste, dass er selbst es nicht getan hatte. Unter fremdem Einfluss zu stehen, war eine ziemlich gute Ausrede in dieser Hinsicht. Andererseits glaubte sie nicht daran, dass Harrys Freundschaft ihr und Ron gegenüber etwas daran ändern würde, dass er sie beide vermutlich mit zwei gezielten Avada-Flüchen ohne Weiteres töten könnte.

Sie schüttelte, wütend über ihre eigene Furcht, den Kopf und nickte Ron dann entschlossen zu. Der schnitt eine schiefe Grimasse.

„Albus, was ist mit Hogwarts' Geistern? Sir Nicholas könnte uns womöglich weiterhelfen“, gab McGonagall zu Bedenken.

„Darum werde ich mich kümmern. In wenigen Minuten habe ich ein erneutes Gespräch mit Kingsley. Ich werde mich bemühen, die Registrierung von Fred Weasley ein wenig zu beschleunigen.“

Ein drittes Mal war von Professor Flitwick ein entsetztes Kieksen zu hören und dann ein lautes Poltern.

„Fred Weasley?“, keuchte Madam Pince erblassend auf und hielt sich eine Hand vor den Mund. „Sie wollen damit nicht sagen, dass...“ Sie verstummte und eine Beendigung des Satzes war nicht nötig. Die Anwesenden senkten ihre Köpfe und Dumbledore erklärte mit einer Stimme, die leise Belustigung erahnen ließ: „Jetzt gibt es zumindest eine gute Erklärung, warum Argus den Blutfleck im Flur nicht beseitigen kann.“ Mit diesen Worten trat der Direktor aus seinem Rahmen und die anderen Direktoren nickten bedächtig in ihren eigenen Gemälden.

Betroffenes Schweigen füllte den Raum und erst als McGonagall geräuschvoll ihren Stuhl nach hinten schob, standen alle auf und machten sich auf, die ihnen aufgetragenen Aufgaben zu erfüllen.

„Mr Weasley, Miss Granger, bleiben sie bitte noch einen Moment“, hielt sie die zwei jüngsten zurück und deutete auch dem Halbriesen an, er möge seinen Sitzplatz noch einen Moment lang behalten. „Filius“, der kleine Lehrer für Zauberkunst horchte auf. „Gehen Sie doch schon voraus in Albus' Bibliothek. Ich komme gleich nach.“

Der Phoenix, der die ganze Zeit stumm auf einer Stange hinter Minerva gehockt hatte, gab einen langgezogenen, melodisch klingenden Ton sich und eines der Bücherregale glitt geräuschlos nach vorne, wodurch der Durchgang zu einem weiteren Raum geschaffen wurde. Neugierig beugte sich Hermine etwas zur Seite, um einen Blick ins Innere zu erhaschen. Ein geheimes Archiv von Albus Dumbledore. Es lag ihr auf der Zunge, zu fragen, ob sie irgendwann auch einen Blick auf die zahlreichen Bücher werfen durfte, doch die Worte blieben in ihrem Hals stecken, als sie McGonagalls besorgtem Blick begegnete.

„Professor Dumbledore und ich haben uns auf einige Sicherheitsvorkehrungen geeinigt, bevor wir Sie gehen lassen“, sagte die Lehrerin und bedachte die drei Personen mit strengen Blicken. „Ich verstehe die Lage, in der Sie sich befinden“, begann sie mit einer belehrenden Stimme. „Mr Potter ist ihr Freund. Andererseits müssen Sie sich im Klaren darüber sein, dass seine Taten im Moment unberechenbar sind und nicht in seiner Absicht liegen. Wir haben es mit jemandem... oder etwas zu tun, das fähig ist, einen Mord zu begehen. Und wenn sich ihm jemand in den Weg stellt, wird es nicht vor einem weiteren Mord zurückschrecken.“ Sie machte eine bedeutungsschwere Pause und Hermine konnte sich ein angestrengtes Schlucken nicht verkneifen. „Bitte seien Sie sich bewusst darüber, dass sie mit allen Mitteln versuchen müssen, Mr Potter aufzuhalten!“

„Was?“, dröhnte Hagrid doch ein einziger Blick der Direktorin brachte ihm zum Schweigen.

„Ich rede nicht davon, ihn zu töten. Doch scheuen Sie sich nicht, ihn zur Not mit Gewalt aufzuhalten!“

Wieder entstand eine kleine Pause, in der Ron und Hagrid angestrengt ihre auf den Oberschenkeln verknoteten Fingern starrten. Hermine kaute indessen auf ihrer Unterlippe herum und sah schließlich zu McGonagall.

„Warum wir? Was ist mit den Auroren?“, fragte sie vorsichtig und mit unsicherer Stimme. „Wäre es nicht besser, wenn sie Harry suchen würden?“

„Sie hätten nicht den Hauch einer Ahnung, wo sie anfangen sollen“, erwiderte die ältere Frau mit einem Kopfschütteln. „Und sie würden ganz sicher nicht Halt vor dem Gebrauch eines Unverzeihlichen Fluchs machen, um die Gefahr, die von Mr Potter ausgeht, zu beseitigen.“

Sie öffnete eine Schublade ihres Schreibtisches und legte zwei Spiegel vor sich auf den Tisch.

„Sie wissen, wie sie funktionieren?“, fragte sie und Hermine und Ron nickten. „Dann wissen Sie, wie sie uns erreichen, falls Sie ihn finden.“ Sie legte drei weitere Gegenstände auf den Tisch. Eine Phoenixfeder, eine leere Glasphiole sowie ein Buch mit dem Titel „Zehn Tipps für die Kellerpflege“ von Bernard Britpip.

„Kellerpflege?“, las Ron vor und sah verdutzt auf.

„Das ist eine Art Portschlüssel. Beliebig oft nutzbar und innerhalb weniger Sekunden einsatzbereit. Miss Granger...?“

Die Angesprochene nickte. „Ich weiß, wie es funktioniert.“

„Also gut“, fuhr McGonagall fort, hob die Phiole in die Höhe und sagte mit lauter Stimme. „Sanqua!“ Sie füllte sich sofort mit einer durchsichtigen Flüssigkeit. „Geweihtes Wasser. Angeblich eine Möglichkeit, einen Besessenen zu bekämpfen.“

„Angeblich?“, fragte Ron ungläubig.

„Ich selbst bin nie in der unglücklichen Position gewesen, ein solches Mittel anwenden zu müssen. Daher kann ich Ihnen die genaue Wirkung nicht sagen. Aber ich werde mit Professor Flitwick weitere Recherchen beginnen und Ihnen Bericht erstatten, sobald sich uns etwas Neues erschließt.“

„Uhu“, grunzte Ron wenig überzeugt.

„Was ist mit der Feder?“, wollte Hermine wissen und deutete auf das Objekt.

„Wie Sie wissen, wird Phoenixen besondere, magische Kräfte nachgesagt.“ Sie hielt die Feder in die Luft. „Doch um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, wie genau Ihnen diese Feder behilflich sein soll.“

„Bitte?“, erwiderte Ron entrüstet.

„Professor Dumbledore drückte sich bei dem Vorschlag, Ihnen eine Phoenixfeder mitzugeben, äußerst vage aus. Seine Worte waren „Manchmal benötigt man mehr zum schreiben, als Feder und Tinte“.“ Die Direktorin sah unglücklich aus und es war ihr deutlich anzumerken, dass sie es nicht mochte, im Ungewissen zu stehen. „Mehr kann ich Ihnen leider nicht sagen.“

„Das wird reichen“, entschied Hermine mit einem entschlossen Nicken, stand auf und sammelte die Materialien ein. „Wir sollten zurück zu deinen Eltern gehen, bevor wir uns auf den Weg machen. Gleich morgen früh brechen wir auf.“

Ron machte Anstalten, Einwände zu erheben, konnte jedoch ein Gähnen nicht unterdrücken.

Ein Blick auf die Uhr sagte ihnen, dass es bereits kurz vor Mitternacht war. Der vergangene Tag erschien ihnen länger als die Stunden, die sie nun auf den Beinen waren.

Der Weg zurück in die Haupthalle und über die dunklen Pfade bis hin zum Apparierpunkt verbrachten sie schweigend. Hagrid begleitete sie und verabschiedete sich erst am Zaun, als sich Ron und Hermine auf das Apparieren vorbereiten.

„Na dann bis morg'n“, sagte er und das Letzte, was Ron sah, war, wie der Halbriese seine kräftige Hand zum Winken hob.

oooooooooooooooooo

Ginny Weasley war müde. Ein schwerer Druck schien an ihren Augenlidern zu hängen, doch sie weigerte sich standhaft, dem nachzugeben.

Seit Stunden stand sie am Fenster, starrte hinaus auf den Punkt, an dem Harry vor einigen Wochen verschwunden war. Als würde er jeden Moment dort auftauchen, seine Truhe hinter sich herziehen und ihr sagen, dass es ihm Leid täte. Hastig schüttelte Ginny ihren Kopf über ihr kindisches Wunschdenken. Harry Potter würde hier ganz sicher nicht auftauchen. Er würde ihr auch ganz sicher nicht tief in die Augen schauen, reuevoll seine unendliche Liebe gestehen und sie an der Hand nehmen, um sie nie wieder loszulassen.

Nein, Harry Potter hatte offenbar momentan ganz andere Probleme.

Sie hatte nicht glauben können, was ihr Vater ihr vor wenigen Stunden erzählt hatte. Sie hatte den Kopf geschüttelt und sich gesträubt, auch nur ein einziges Wort davon zu glauben. Doch ihr Vater würde doch keine Witze darüber erzählen, richtig? Er musste doch wissen, wie sehr Harry ihr bedeutete.

Doch dass Harry einen Menschen getötet hatte...?

'Zugegeben einen Slytherin', war ihr erster Gedanke gewesen und sie hatte sich ein hysterisches Lachen nicht verkneifen können, nachdem ihr Vater sie angesehen hatte, als hätte sie gerade angekündigt, dass sie mit ihrem Rennbesen den Laden kehren wollte. Doch es war ein schmerzhaftes Lachen gewesen. Es hatte ihr die Luft zum Atmen genommen und ihren Brustkorb zusammengedrückt.

„Das kann doch aber nicht Harry gewesen sein! Es war doch Notwehr, richtig?“, hatte sie geantwortet, doch nicht der Hauch eines amüsierten Ausdrucks hatte die Miene ihres Vaters verzogen. Und so hatte er ihr alle Einzelheiten erzählt. Hatte ihr von dem Besuch in Griechenland erzählt und wie Ron und Hermine nach Hogwarts gegangen waren, wo sie sich Hilfe von Professor McGonagall erhofften.

Doch jedes Wort der Beruhigung hatte nicht mehr angerichtet, als ihre Gedanken in einen Strudel aus Wut und Verwirrtheit zu schicken, aus dem sie sich seitdem nicht hatte befreien können.

Harry würde doch nicht...

Es war doch so offensichtlich, dass Harry unter fremden Einfluss stand. Sie wusste, wie es sich anfühlte. Wie es war, wenn die eigenen Arme und Beine nicht das taten, was sie sollten. Wenn ihr eigener Körper und sogar ihre Gedanken nicht mehr ihr selbst gehörten. Sie war die Erste, die wußte, was er durchmachte. War sie deswegen nicht die Erste, die ihm helfen könnte? Ja, das war sie, richtig? Sie würde ihm helfen, so wie er es tun würde und bereits getan hatte. Es war an der Zeit, sich zu revanchieren.

Aber was, wenn er nicht besessen war? Was, wenn sie sich alle getäuscht hatten?

Nein! Das war unmöglich.

Sie trat energisch vom Fenster weg und begann auf den zwei Quadratmetern vor ihrem Bett auf und ab zu laufen, wobei sie einen Stapel Papiere von ihrem Schreibtisch fegte. Unzählige Zeitungsausschnitte und Fotos verteilten sich auf dem Fußboden und es raschelte, als sie auf einen der Zettel trat. Sie zog ihren Fuß zurück und bückte sich, um ihn aufzuheben und erstarrte. Es war eine Schokofroschkarte mit der Aufschrift 'Harry Potter, der Junge, der überlebte – zweimal'. Die Karte war leer. Wenn sie sich recht erinnerte, hatte sie Harry noch nie darin gesehen. Es war, als ob er nicht nur aus ihrem Leben verschwand, sondern auch aus ihrer Erinnerung. Als wolle er jegliche Verbindung zu sich kappen. Mit zitternden Händen legte sie die Karte zurück auf die Tischecke und hob die anderen Ausschnitte ebenfalls auf, ohne ihre Gedanken von Harry ablenken zu können.

Es war einfach unmöglich.

Harry nicht. Harry würde ihr seine Jacke geben, wenn ihr kalt war. Würde ihr sein Essen geben, wenn sie hungrig war. Würde sein eigenes Leben geben, um sie zu retten. Genauso jemand war Harry und alle, die etwas anderes behaupteten, hatten Unrecht.

„Genau!“, betonte Ginny laut ihre eigenen Gedankengänge und blieb wieder stehen. „Oh Harry“, seufzte sie und schlurfte zurück zum Fenster. Doch sie machte einen großen Satz rückwärts, als ihr zwei gelbe Augen hinter der Scheibe aus der Dunkelheit entgegen blickten. Ginny zwang sich zur Ruhe und trat näher. Erst nach einigen lauten Atemzügen erkannte Ginny Harrys Eule, die sie das letzte Mal gesehen hatte, als der zusammen mit ihr von ihrem Hof appariert war.

„Hallo... Eule“, begrüßte Ginny sie perplex und öffnete das Fenster, woraufhin der Vogel seine Flügel ausbreitet und mit einem eleganten Hüpfer auf der Kante von Ginnys Schreibtisch landete. „Wie kommst du denn hierher?“

Die Eule zuckte angestrengt mit dem Kopf und plusterte sich einmal kräftig auf, bevor sich ihre Haltung etwas lockerte. Beinahe schläfrig ließ sie den Kopf nach vorne nicken und ihre Augen blinzelten müde in der schummrigen Helligkeit des kleinen Zimmers.

„Du bist doch Harrys Eule, nicht wahr?“, fragte Ginny leise und ließ sich nun mehr neugierig als misstrauisch vor dem Tier auf einen Stuhl sinken. Beiläufig wischte sie einige Schulbücher dabei auf den Boden und beachtete nicht die Bertie Botts Bohnen, die leise unter ihr Bett rollten. Die Eule nickte erneut, putzte sich kurz unter dem Flügel und starrte dann wieder auf die junge Gastgeberin.

Ginny strich ihr gedankenverloren über das Federkleid. „Weißt du, wo er ist? Harry meine ich?“ Eine verrückte Idee begann sich in ihrem Kopf auszubreiten und sie begann nervös mit den Füßen auf und ab zu wippen. „Kannst du mich zu ihm bringen?“

Die Eule schuhute einmal und plusterte sich auf, als wolle sie eine lautstarke Weigerung von sich geben, doch dann beruhigte sie sich wieder und wippte im Gleichtakt mit Ginnys Fuß den Kopf. Es dauerte eine Weile, ehe Ginny begriff, dass die Eule in Wirklichkeit in die Richtung des Stapels deutete, den sie gerade eben zusammen gesammelt hatte. Der oberste Zeitungsausschnitt war eine unsauber abgerissene Ecke des Tagespropheten, der ein zweistöckiges, heruntergekommenes Haus zeigte, über dem hell und seltsam unbeteiligt das schaurige Mal Voldemorts hing. Trotz alles Leids, welches es gebracht hatte, schien es inzwischen kaum mehr zu sein, als die schlechte Karikatur eines vergangenen bösen Übels. Ginny konnte sich nicht daran erinnern, warum sie diesen Artikel überhaupt behalten wollte. Es schien zu diesem Zeitpunkt irgendwie richtig gewesen zu sein. Und jetzt würde es DEN Unterschied bedeuten.

„Danke“, entgegnete Ginny mit einem Nicken und richtete sich auf. Hastig packte sie ein paar Dinge zusammen und steckte ihren Zauberstab in den Bund ihrer Hose.

Eine halbe Stunden später schlich sie auf leisen Sohlen durch das Haus. Ihre Eltern schliefen offensichtlich, denn nicht ein einziger Mucks kam aus ihrem Schlafzimmer. Der Ghul auf dem Dachboden trottete genügsam und leicht hinkend über ihr und verschaffte ihr ein angenehmes Gefühl der Geborgenheit, welches sie mit ihrem Zuhause verband. Sie kannte jede einzelne Diele, wusste genau, wie man knarrende Stellen vermied und so trat sie mit einem letzten Blick auf Harrys Zeiger in der Küche, der noch immer auf 'Verschollen' gerichtete war, aus dem Haus. Die angenehm kühle Nachtluft machte sie sofort wieder munter. Es musste weit nach Mitternacht sein und ein halbvoller Mond sah vom nachtschwarzen Sternenhimmel auf sie hinunter, beleuchtete die Umgebung mit einer kalten Illumination. Doch es war mehr als genug, um zu erkennen, dass in diesem Moment zwei Gestalten auf das Haus zugelaufen kamen.

Sie hielten einander an der Hand und je näher sie kamen, desto mehr konnte Ginny eine Müdigkeit und Zerschlagenheit in ihrer Körperhaltung erkennen. Als würden sie sich beide gegenseitig halb stützen, halb ziehen müssen, um voran zu kommen.

„Ich weiß nicht, ob ich jetzt einfach schlafen gehen kann“, bemerkte einer von Beiden und Ginny erkannte sofort ihren Bruder. Hastig trat sie aus dem Lichtkegel des Mondes und versteckte sich, indem sie einige Schritte weit hinter der Hausecke verschwand. Ihren Ohren hatte sich trotzdem angestrengt auf die beiden Ankömmlinge gerichtet, denn sie hoffte von ihnen vielleicht mehr Information zu erhaschen. Doch Hermines Antwort hörte sie nicht, konnte sich aber denken, was sie sagte, da Ron weiter neben ihr herlief und keine weiteren Einwände von sich gab, bis sie durch die Küche das Haus betraten und somit außer Hörweite waren.

Einige weitere Minuten blieb Ginny in ihrem Versteck, bis sie schließlich im Lauftempo über den Hof huschte und hoffte, dass niemand diesen Augenblick nutzt, um aus dem Fenstern zu schauen. Doch offenbar hatte sie Glück, denn ohne weitere Unterbrechung erreichte sie die Grenze des Grundstücks und somit die Sicherheitsbarriere. Mit dem Rucksack über ihrer Schulter und dem Zeitungsausschnitt in der Hand. Die Spuren, die der Schnabel des Vogels darauf hinterlassen hatte, waren selbst in der Dunkelheit zu erkennen. Sie warf einen letzten Blick darauf und bebte bei dem Gedanken daran, zu dem Haus zu gehen, über dem vor einigen Wochen noch das Zeichen Voldemorts geprangt hatte.

Doch selbst wenn sie Harry dort finden würde, wäre er tatsächlich der Harry, den sie gekannt hatte?

Sie seufzte und schob hastig alle Bedenken beiseite. Vielleicht hätte sie doch Ron und Hermine einweihen sollen? Aber nein, sie wollte alleine mit Harry reden. Er würde ihr schon nichts tun. Danach würde sie sich sofort bei ihren Eltern melden und die ganze Sache würde sich von ganz alleine klären, ganz sicher.

Ein entferntes Dröhnen kündigte die Ankunft des Fahrenden Ritters an und Ginny steckte das Stück Papier in ihre Hosentasche. Der Bus blieb mit quietschenden Reifen vor ihr stehen und sie hörte das laute Rumpeln von Gepäckstücken und Passagieren, die bei dem Bremsmanöver aus ihren Betten und Ablagen stürzten. Eine junge Frau trat auf die Stufen und begrüßte Ginny mit einem gelangweilten „Willkommen im Fahrenden Ritter. Wo möchtest du hin?“

Sie sah Ginny dabei nicht einmal in die Augen und beschäftigte sich stattdessen damit, mit einem öligen Tuch ihren Zauberstab zu polieren, der bei jedem Reiben grüne Funken von sich gab.

Ginny rückte den Rucksack auf ihrer Schulter zurecht und stieg die drei Stufen ins Innere des Busses. Sie drückte der Busschaffnerin einige Münzen in die Hand und antwortete mit fester Stimme: „Spinners End.“

Kapitel 8 - Ginnys Entscheidung und die Konsequenzen

P.S An alle Snape-Fans da draußen: Ja, auch er wird mehr oder weniger eine Rolle spielen werden. Inwiefern kann ich noch nicht sagen, aber nicht umsonst spielt das nächste Kapitel in Spinners End.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Game of Thrones - 4. Staffel
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Die Entschlüsselung der Namen ist gut und schön, aber manchmal habe ich den Eindruck, dass dem zuviel Bedeutung beigemessen wird. Überspitzt gesagt, könnte Malfoy auch Müller-Lüdenscheid heißen, er würde aber dieselbe finstere Figur bleiben.
Klaus Fritz