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Fanfiction

HP7-Spoiler - Harry Potter und der Blutige Dorn - Besuch um Mitternacht

von annj

A/N: Disclaimer das Ãœbliche. Siehe Kapitel 1.
@Emily Green: Schön, dass du noch dabei bist und dass es dir gefällt. Jap, Harry ist also verflucht. War ja nicht so schwer zu erraten *lol*.
@oOLittleOo: Du bist echt nah dran, nicht schlecht. Vermutlich wird dir dieses Kapitel auch einige Anhaltspunkte bieten, um wen genau es sich dabei handelt, der da die Zügel in der Hand hält *kicher*.

oooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo

In dieser Nacht hatte Harry schlecht geschlafen. Und auch die Nächte darauf waren gefüllt mit seltsamen Träumen, an die sich Harry am Morgen danach selten erinnern konnte. Fremde Gesichter und unbekannte Orte, wie die Träume eines anderen, die sich klammheimlich in Harrys Schlaf geschlichen hatten. Hin und wieder bekam er Besuch von Dumbledore, dem er, soweit er sich erinnern konnte, jeden seiner Träume erzählte. Der alte Mann nickte meist und sagte ihm, dass es vermutlich Harrys Unterbewusstsein war, welches ihm nach sieben Jahren sagen wollte, dass es sich nicht so schnell an ein Leben ohne endlose Angst und Anspannung gewöhnen würde.

Das Einzige, was Harry wiederholt vor Augen trat, war die Rose. Blutrot und betörend duftend. Dumbledore hörte sich jede seiner Sorgen an und nur ein einziges Zwinkern in dem runzligen Gesicht, schaffte es, dass Harry sich besser fühlte.

Nachdem Lila die Geländer der Veranda repariert hatte, verbrachte Harry den Großteil seiner Tage in dem Schaukelstuhl mit dem Blick auf das Meer. Er hatte einige Bücher, die er hatte lesen wollen, doch meist nickte er schon nach wenigen Minuten gelangweilt ein. Und je mehr er schlief, desto träger wurde er.

Der Juli ging langsam auf sein Ende zu und es war der erste Tag, der nicht mit strahlendem Sonnenschein begonnen hatte. Dunkle, turmhohe Wolken hatten schon am frühen Morgen den Horizont bewandert und waren im Laufe des Vormittags immer näher gekommen. Die Wellen des Meeres rasten mit voller Wucht gegen die glitschigen Felsen und riesige Wasserfontänen, die Harry aus sicherer Entfernung betrachtete, schossen in die Höhe.

Der Himmel hatte sich in der letzten Stunde beinahe vollkommen zugezogen und man spürte am Knistern der Luft, wie sich ein Unwetter anbahnte. Zu dem salzigen Geruch des Meeres mischte sich der Duft von frischer, reinigender Gewitterluft, die die Hitze vertrieb und all den Schmutz und Staub der Wochen wegschwemmen würde.

Harry lehnte mit den Ellenbogen auf dem obersten Geländerbalken und hatte die Augen geschlossen. Sog tief die Luft und ließ die ersten Tropfen des ankommenden Regens sein Gesicht benetzen. Nach einigen Minuten drehte er sich um und setzte sich an den kleinen Tisch, auf dem ein Haufen Briefe gestapelt lag. Nur festgehalten von einer halbvollen Tasse Tee, hatten sich die Ecken der Pergamente im Wind aufgestellt und raschelten aufgeregt auf und ab. Es waren Briefe von Hermine und Ron, Hagrid und einige sogar von Mr und Mrs Weasley. Nur wenige Tage nachdem Harry den Fuchsbau verlassen hatte, waren Ron, Ginny und ihre Eltern zusammen mit Hermine zu den Seychellen aufgebrochen. Percy hatte es sogar geschafft, einige Tage frei zu bekommen und war ihnen auf die Trauminseln gefolgt. Ein Foto zeigte Mr und Mrs Weasley vor einer kleinen Hütte stehend. Hermine stand neben ihnen und schüttelte die ganze Zeit ihren Kopf über Rons kindische Versuche, Percy eine Krabbe in den Hemdkragen zu stecken. Ginny war ebenfalls auf dem Foto, weigerte sich aber, in Harrys Richtung zu schauen. Diese Sache würde er in naher Zukunft mit ihr bereden müssen. Es war nicht so, als wolle er nicht mit ihr zusammen sein. Es war eher... er wusste es selbst nicht. Denn jeder Gedanke an sie war begleitet von einem unmissverständlichen Verlangen und tiefer Sehnsucht.

Ein weiteres Foto zeigte Ron und Hermine, die am Strand saßen, große Gläser mit Zitronenlimonade in den Händen. Eine dicke Schicht Creme bedeckte Rons Nase und er versuchte sie hinter seinem Glas zu verstecken. Hermine strahlte auf diesem Bild bis über beide Ohren. Ihr Strandtuch, das sie sich um den Körper gewickelt hatte, wehte leicht im Wind und im Hintergrund taten es ihm große Palmen gleich.

Die Briefe hatte Harry inzwischen Dutzende Mal gelesen, sodass sie beinahe abgegriffen wirkten. Sie erzählten von den seltsamen Sitten und Bräuchen der Einwohner und Ron ließ sich in blumiger Sprache über das angeblich ungenießbare Essen aus. Hermine hingegen schwärmte seitenweise über das klare Wasser, die vielen Tiere und über die Tatsache, dass die Bungalowanlage ganz ohne Hauselfen funktionierte, obwohl sie von Zauberern betrieben wurde.

Der letzte Brief war erst vor zwei Tagen gekommen und war von einem großen, exotischen Papagei ausgeliefert worden, der Harry an die Briefe von Sirius erinnerte, die er einst erhalten hatte, als dieser untertauchen musste. Er war in Rons krakeliger Handschrift geschrieben, da Hermine, dieser Meinung war zumindest Ron, viel zu aufgeregt war um auch nur eine Feder zu halten, geschweige denn mit ihr zu schreiben.

Er nahm zum zehnten Mal an diesem Morgen den Brief zur Hand und las die Worte durch.

Hey Harry,

ich wünschte, du wärst hier. Dann könnten wir Hermine gemeinsam mit einer Ganzkörperklammer ruhig stellen. Alleine habe ich es bereits versucht. Sie steht nicht lang genug still, um ein Ziel abzugeben. Sie benimmt sich, als würde sie einer ganzen Horde von Todessern gegenüber treten müssen und nicht ihren Eltern.

Mom und Dad packen auch gerade alles zusammen. Morgen muss Dad wieder arbeiten. Ein Arbeitskollege von ihm hat eine Eule geschickt, die hier nach vielen Stunden Flug mit einem Hitzschlag angekommen ist und bewusstlos in unserem Frühstück gelandet ist. Irgendjemand findet es total lustig die Gullertöpfe...

Hier hatte Hermine fein säuberlich das Wort durchgestrichen und das Wort Gullideckel darüber geschrieben.

... der Muggel aus London in Treibsand zu verwandeln. Stell dir das mal vor, Harry! Ginny findet das irgendwie weniger komisch und motzt mich ständig an, ich solle doch auf einem Gummideckel stehen bleiben. Die ist echt seltsam drauf.

Morgen machen wir uns also auf nach Australien. Ich schreibe dir, sobald ich kann... und was Ordentliches zu essen bekommen habe.

Glaubst du, die Australier wissen wie man Fish'n Chips macht?

Grüße

Ron

P.S. George hat sich kaum gemeldet außer einer total kryptischen Nachricht, dass er mit Mom und Dad reden muss, wenn sie wieder da sind. Ich habe das Gefühl, er heckt was aus.

Seitdem wartete Harry auf Nachricht.

Er hatte sich an diesem Morgen an den Tisch gesetzt mit der festen Absicht, Ginny einen Brief zu schreiben. Feder und Tintenfass standen unangetastet neben den Briefen und Harry fühlte sich seltsam schuldig, dass er es einfach nicht schaffte, seine Gefühle auf Papier zu bekommen.

„Soll Lila Tee machen?“

Erschrocken setzte sich Harry auf und sah Lila an, die ihren Kopf durch die Tür auf die Terrasse steckte.

„Nein Danke, Lila“, antwortete Harry und wandte sich wieder seinen Briefen zu. Der Wind pfiff nun immer kräftiger und Harry begann zehn Minuten später die Pergamente einzusammeln und reinzubringen.

Grau-schwarze Wolken bedeckten inzwischen den Himmel und in der Ferne war das tiefe Grollen eines Gewitters bereits zu hören. Harry verstaute die Briefe auf seinem Nachttisch und ging zurück in die Küche, um nach etwas Essbarem zu suchen. Das Mittagessen hatte er bereits ausfallen lassen.

„Lila?“, fragte er in die Küche, doch der kleine Hauself war nirgends zu sehen. Sie hatte vermutlich wieder irgendetwas vergessen und war nun in der nahen Stadt, um es zu besorgen. Lustlos nahm sich Harry einen Apfel aus der Obstschale und setzte sich wieder auf sein Bett, das Gesicht dem Fenster zugewandt. Blitze durchschnitten den Himmel in einiger Ferne und dicke Regentropfen platschten gegen die Fensterscheiben. Er hatte seinen Apfel inzwischen aufgegessen, war jedoch noch zu träge den Rest zum Mülleimer in der Küche zu bringen. Reglos saß er auf der Bettkante und schreckte erst auf, als etwas Hartes gegen das Fenster trommelte. Seine Eule hatte einen schwer aussehenden Brief an ihrer Kralle und hastig riss Harry das Fenster auf, um sie hinein zu lassen. Sie schuhute in einem Ton, der ihr Missfallen darüber ausdrückte, dass ihre Federn vollkommen durchnässt waren. Trotzdem hielt sie still, als Harry ihr den Brief abnahm.

„Danke... Eule“, sagte er und zog die Stirn in Falten. „Ich sollte langsam einen Namen für dich finden, was?“

Das Tier sah aus, als würde sie heftig nicken und Harry fuhr fort. „Tut mir Leid, dass du hier ein wenig unterfordert bist.“

Tatsächliche hatte er die Eule bisher nur selten benutzt. Zwei Briefe an Hagrid, einen an Ron und Hermine und einen, sehr unwilligen, an das Ministerium mit dem knappen Inhalt, dass er zu dem Empfang erscheinen würde. Sehr unfreiwillig!

„Ein Brief aus Australien“, stellte Harry überrascht fest und sah seine Eule beeindruckt an. „Bist du den ganzen Weg dahin geflogen?“

Doch die leuchtend-grünen Augen des Tieres zuckten zu dem Brief und als Harry ihn umdrehte, war ein offizieller Stempel mit dem Zeichen des Internationalen Post-Transport-Flohnetzes darauf zu sehen. Briefe aus weiter Entfernung konnten per Flohpulver zu offiziellen Verteilerposten geschickte werden. Von da aus war es für die einheimischen Eulen kein Problem mehr, sie zu verteilen.

„Woher wusstest du, dass ich Post bekomme?“, fragte Harry eher uninteressiert, denn er hatte den Brief bereits aufgerissen und überflog die krakelige Schrift seines besten Freundes.

Hey Harry,

Fish'n Chips hier sind die Hölle. Wie können die das Zeug nur essen?

Harry fühlte ein Lächeln sein Gesicht erhellen. Es gab doch nichts besseres, als Rons Geplapper, um seine Laune zu heben.

Wir sind vor zwei Tagen in Australien angekommen. Und ich kann dir sagen, Kumpel, die Zauberer hier haben alle einen Knall. Außer dass sie alle einen Zauberstab besitzen, haben die nichts mit uns gemeinsam. Ich meine, wer kommt auf die Idee, Tauben zum Verteilen der Post zu benutzen? Spinner, alles Spinner sag ich dir.

Wir sind in Hobart angekommen, der größten Zauberergemeinde in Australien. Das liegt auf Tassmischen Insel... oder so. Hier gibt’s sogar sowas Ähnliches wie die Winkelgasse. Nur heißt sie hier Malboro-Lane. Komischer Name. Naja, wie auch immer. Hier haben wir uns erstmal in einem kleinen Hotel einquartiert. Hermine war vollkommen aufgelöst. Sie wollte doch tatsächlich einen kleinen Teint-Illusionszauber aussprechen, um sich den Leuten hier anzupassen (sie schimpft seit Tagen, dass sie auf den Seychellen nicht genug Farbe abbekommen hat und ich kann dir sagen, hier sehen alle aus, als würden sie im Backofen schlafen), und hatte ihren Zauberstab dabei in der linken Hand. Es sah echt genial aus, da sie aus Versehen nur ihren rechten Arm verzaubert hatte. Es hat Stunden gedauert, ehe wir uns wieder auf die Straße trauen konnten.

Gestern haben wir uns dann auf die Suche nach ihren Eltern gemacht. Da wir nicht einmal wussten, in welcher Stadt sie waren, mussten wir uns blöderweise an das Zaubereiministerium wenden. Hermine hatte gehofft, sie über Magiespuren zu finden, die der Gedächtniszauber vor einem Jahr hinterlassen hatte.

Merlin sei dank haben wir sie sogar gefunden. Echt mal, ich könnte hier keine Wochen verbringen. Das Essen ist katastrophal! Und heiß ist es auch. Das Wetter, nicht das Essen.

Wusstest du, dass man sogar hier deinen Namen kennt? Zugegeben, einige halten dich für ein Mitglied der Twitching Tweasels, einer Rockband, aber die meisten haben das Geschehen in England doch ziemlich genau verfolgt. Hermine hat gemeint, die australische Zauberergemeinschaft ist nicht einmal halb so groß wie unsere in England. Und dabei ist das Land hier um einiges größer. Aber weil hier nie etwas passiert, suchen die sich Informationen aus aller Welt, um überhaupt was zu erleben. Idioten! Die sollten gefälligst froh sein, so ein ruhiges Leben zu führen.

Unbemerkt hatten sich Harrys Finger um das Pergament verkrampft und er holte einmal tief Luft, um sich wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Auf jeden Fall hatten wir gestern Abend ihre Eltern ausfindig gemacht und haben sie gleich heute früh aufgesucht. Sie haben eine Zahnarztpraxis in Brisbane. Barbarisch! Ich musste Hermine in das Wartezimmer schieben und sie hat kein einziges Wort rausgekriegt. Natürlich hat ihre Mutter gleich gedacht, sie hätte Zahnschmerzen und hat sie im Wartezimmer warten lassen. Hermine war nicht einmal so aufgeregt, als sie ihre letzten Prüfungsergebnis bekommen hat. Irgendwann wurde sie rein gerufen und ich habe draußen gewartet.

Ein paar Minuten später kam sie ziemlich geknickt wieder raus. Sie hatte damals scheinbar ordentliche Arbeit geleistet. Der Gedächtniszauber ist sehr stark und kann nicht so einfach aufgehoben werden. Ich befürchte, wir sitzen hier noch eine ganze Weile fest.

Liebe Grüße von Hermine. Sie will dir morgen wieder schreiben, sobald sie wieder eine Feder in der rechten Hand halten kann.

Ron

Er las den Brief mehrere Male durch, bevor er ihn schließlich zu den anderen auf den Nachttisch legte.

Außer einer kleinen Lampe brannte kein Licht und so kniff Harry geblendet die Augen zusammen, als ein besonders greller Blitz den Raum erhellte. Das Weiß stand in scharfem Kontrast mit dem sonst so weichen Tageslicht der Mittelmeersonne. Weiße Punkte tanzten vor Harrys Augen und müde rieb er sie.

Seine Eule hatte sich auf dem Pfosten seines Bettes niedergelassen und beobachtete ihn aus intelligenten Augen.

„Hm, was hältst du von Norbert?“, fragte Harry, während er sich auf dem Bett lang machte und die Arme unter seinem Kopf verschränkte. Die Eule schüttelte sich, so dass die Regentropfen, die noch immer ihr Federkleid benetzte durch die Luft flogen, und Harry grinste. „Wenn du wirklich Feuer spucken könntest, dann wäre der Name mehr als passend“, erzählte Harry weiter. „Aber das wäre etwas zu einfach.“

Er überlegte weiter, doch ein Geräusch wie das Knarren des Parketts im Wohnzimmer ließ ihn mit einem Mal aufrecht in seinem Bett sitzen. Außer seiner brennenden Nachttischlampe war es dunkel im Haus und nur die sporadischen Blitze von draußen erhellten das gemütliche Wohnzimmer. Leise trat er dort ein und erkannte nichts weiter als die Umrisse der klobigen Couch.

„Professor Dumbledore?“, fragte er vorsichtig. Doch die einzige Antwort bestand aus einem lauten Rumpeln und einem sekundenlangen Lichtblitz. Doch der genügte, damit Harry sehen konnte, dass das Gemälde leer war. Nervös durchsuchte er jedes Zimmer nach der Quelle des Geräusches, konnte jedoch nichts Verdächtiges finden. Bis er das Wohnzimmer betrat und in das milchig graue Gesicht eines halb durchsichtigen Geistes blickte. Mit einem erstickten Schrei machte er einen Schritt nach hinten und stolperte dabei gegen die Kante eines Sekretärs, der neben dem Torbogen zum Flur stand. Seine Finger umschlangen seinen Zauberstab, der im Hosenbund seiner Jeans steckte.

„Hallo Harry.“ Der Mund des Geistes bewegte sich und seine kalte Stimme übertönte sogar das sich entfernende Gewitter. „Nett, dich mal persönlich kennen zu lernen. Ich habe schon viel von dir gehört.“ Der Geist schwebte näher und seine Gestalt leuchtete in der Dunkelheit wie ein blütenweißes Bettlaken. „Es ist sehr unhöflich, seinen Gast nicht willkommen zu heißen, Harry.“

Harry hatte sich mit dem Rücken gegen die Wand gepresst und versuchte seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen. 'Nur ein Geist, ein Geist kann mir nichts anhaben', dachte er und war froh, als er innerhalb von Sekunden seine Fassung wieder erlangt hatte. Angestrengt kniff er die Augen zusammen und versuchte möglichst viel von dem ungebetenen Gast zu erkennen. Es war ein Mann, mindestens 40, schätzte Harry. Er trug einen schmalen Umhang, der auf einer Schulter, auf der Harry nach einem kurzen Blick nicht mehr als ein Gewirr aus Knoten und Windungen ausmachen konnte, mit einer großen Brosche zusammengehalten wurde. Der Umhang verdeckte seine gesamte rechte Körperhälfte. Über seinem Hemd trug er einen eng geschnittenen Gehrock und Rüschen fielen ihm vom Kinn bis hinunter zum Bauch, wo ein lederner Gürtel die edle Kleidung zusammen hielt. Seine Beine waren bedeckt von einer einfachen Hose, dessen Hosenbeine auf Wadenhöhe mit Bändern festgezurrt waren. Darunter trug er helle Strümpfe und seltsam geformte Halbstiefel mit einer sehr instabil aussehenden Spitze.

„Wer sind Sie?“, fragte Harry schließlich. „Und was machen Sie in meinem Wohnzimmer?“

„Oh“, rief der Geist in gespielter Überraschung aus. „Das ist aber keine Art, einen Gast in seinem Haus zu begrüßen, Mr Potter. Das wurde Ihnen doch bestimmt nicht so in Hogwarts beigebracht, richtig?“

„Woher wissen Sie, dass ich in Hogwarts war?“

„Na, das ist schließlich nicht schwer zu erahnen. Außerdem war ich selbst einmal dort tätig.“

„Tatsächlich?“, fragte Harry, allerdings ohne tatsächliches Interesse. Der Geist begann im Wohnzimmer auf und ab zu schweben und Harry ließ sich auf dem Stuhl, den er gerade fast umgeworfen hätte, nieder, ohne den Geist aus den Augen zu lassen.

„Ja, das ist jedoch schon viele, viele Jahre her,“ erwiderte der Geist mit lang gezogener Stimme. „Ich bin hier, um zu sehen, wie es Ihnen geht. Sie scheinen ja wirklich unheimlich viel... Spaß zu haben.“ Bei diesen Worten sah er sich mit missbilligender Miene um.

„Ich will wirklich nicht unhöflich sein, Sir“, sagte Harry mit schneidender Stimme, die ausdrückte, dass er sehr wohl unhöflich sein wollte, und stand wieder auf. „Aber ich denke, das geht Sie überhaupt nichts an.“

„Nicht so stürmisch, mein Junge. Wir sind doch gerade dabei, uns kennen zu lernen. Und es ist ja nicht so, als ob Sie anderweitig Besuch erwarteten.“

Harry verschlug es erneut die Sprache und vorsichtig wich er von seinem Platz am Schreibtisch davon, um dem Geist zu folgen.

„Ich muss ganz ehrlich zugeben, ich war neugierig auf Sie, Mr Potter. Ich habe schon so viel von Ihnen gehört, von Ihren... Heldentaten.“ Ein zynischer Unterton mischte sich in die arrogante Stimme.

„Wer sind Sie?“, wiederholte Harry nun mit fester Stimme und zog seinen Zauberstab aus dem Hosenbund, so dass der ungebetene Besucher ihn sehen konnte.

„Was willst du damit denn machen?“, fragte der Geist herausfordernd. „Mich wegpusten?“

Obwohl Harry genau wusste, dass er einem Geist nichts anhaben konnte, senkte er nicht seinen ausgestreckten Arm.

„Ich habe es satt“, begann Harry und spürte unbändige Wut in sich aufsteigen. „Ich habe es satt, ständig Anlaufpunkt für verrückte Tiere und Geister zu sein. Ich habe es satt, in den Spiegel sehen zu müssen und einen Fremden darin zu finden.“ Seine Worte rangen laut und harsch in der Dunkelheit. „Ich habe es verdammt noch mal satt, dass ich mir nie sicher sein kann, ob ich gerade träume oder wache.“

Der Geist hatte sich scheinbar unbeeindruckt von Harrys Ausbruch an den Kaminsims gewandt und begann, die dort stehenden Skulpturen zu betrachten. Seine weißen Finger griffen nach einer Schale mit alten Zitronenbonbons und hoben sie in die Höhe.

„Schon gut, schon gut“ Der Geist hob nach kurzer Zeit beschwichtigend die Hand und zuckte mit den Schultern. Langsam und bedächtig schwebte er näher zu Harry, immer näher, bis Harry eine Kälte auf seiner Haut spürte, die von dem Geist zu kommen schien.

„Ich hatte so viel mehr von dir erwartet, Harry“, zischte er und Harry blickte ihm dabei genau in die Augen. Sie waren schwarz. Schwärzer als die Nacht um ihn herum. „Aber ich denke, das werden wir schon noch aus dir heraus kitzeln.“ Und erst jetzt bemerkte Harry den Gestank. Ein Gestank nach Verwesung und Tod, nach Grauen und unendlicher Nacht. Nach Dunkelheit. Starr vor Entsetzen ging sein Blick auf die Brosche des Umhanges und seine Augen weiteten sich, als er darauf einen stechend grünen Buchstaben erkannte, umschlungen von einer sich windenden Schlange. S.

Etwas Kaltes schien sein Herz zu umklammern. Und als er seinen Blick nach unten senkte, sah er die durchsichtige Hand des Geistes in seiner Brust verschwinden. Und sie drückte fester... und fester... und ein Schmerz, stärker als jeder Crucio, erfasste sein Inneres. Feuer und Eis und Wind und Wasser. Wie ein einzigartiges Chaos Infernale, das Körper und Geist mit sich davon trug. Gewitterblitze begleiteten seine Agonie, doch er wusste nicht, ob sie von draußen kamen, oder ob sein Verstand sie produzierte.

Und mit einem atemlosen Schrei wachte er auf und fand sich sitzend auf seinem Bett. Seine rechte Hand hielt seinen Zauberstab umklammert und die linke hatte er sich gegen die Brust gepresst. Noch immer schossen schmerzhafte Wellen durch seinen Körper und die Angst, die er mit geschlossenen Augen verspürt hatte, wollte nicht weichen.

„Was...“, zischte er mit zusammengebissenen Zähnen. „geht hier vor?“

Die Sonne zwängte sich durch die schmalen Schlitze zwischen den zugezogenen Vorhänge und schnitt gelbe Risse in das Dämmerlicht. Staubkrümel tanzten in den Strahlen, auf und ab. Und mit dem unerklärlichen Drang, irgendetwas zu zerstören, begann Harry systematisch, die Vorhänge von den Stangen zu reißen und ließ das grelle Licht eines wunderschönen Morgens durch die Fenster stürzen. Ein befreiendes Gefühl erfüllte ihn, als die erste Stange mit einem dumpfen Knall auf dem Boden aufschlug. Die nächste Gardine folgte rasch und dann die nächste. Alles was ihm zwischen die Finger kam, riss er an sich, um es voller Wut von sich zu stoßen. Seine Finger schmerzten und seine Augen brannten von den Tränen, die er nicht zu weinen gewagt hatte. Sein Kiefer war wie festgewachsen und seinen Atem ließ er schnell und flach durch seine Nase strömen.

Eine ekelerregende Freude erfüllte ihn, als er das Chaos betrachtete, das er angerichtet hatte. Eine Fensterscheibe war zertrümmert. Der dicke, samtene Stoff der Vorhänge hing teilweise in Fetzen an den Fenstern oder bedeckte den Boden. In seiner Raserei hatte er die Nachttischlampe umgeworfen und die Briefe, die er gestern fein säuberlich zusammengefaltet und neben seinem Bett platziert hatte, waren im gesamten Zimmer verteilt, einige davon waren kaum mehr als Konfetti-große Schnipsel.

Seine Beine knickten unter ihm ein und er ließ sich auf den Boden fallen, trommelte wütend mit den Fäusten auf dem Teppich und bemerkte dabei nicht, wie seine Eule durch das eingeschlagene Fenster geflogen kam und sich auf dem Bettpfosten niederließ. Ihre Augen blinzelten in unmissverständlicher Verwunderung über den Ausbruch ihres Herrn und sie schüttelte sich.

Minuten später hatte sich Harry soweit unter Kontrolle, dass er die Augen öffnete. Noch immer auf wackeligen Beinen ließ er den verwüsteten Raum hinter sich.

„Guten Morgen, Harry“, drang eine Stimme an sein Ohr und beinahe glaubte Harry, sich erneut dem Geist gegenüber zu finden. Doch es war nur Dumbledore, der ruhig und gelassen in seinem Portrait saß und auf Harry hinab sah.

„Professor Dumbledore“, sagte Harry erstaunt, wischte sich mit dem Ärmel seines Schlafanzuges über die Augen und war froh, die Tür zum Schlafzimmer hinter sich geschlossen zu haben. Es würde bestimmt keinen guten Eindruck machen, wenn Dumbledore bemerkte, dass er dessen Einrichtung demolierte. „Was machen Sie denn hier?“ Selbst in seinen Ohren klang seine Stimme seltsam hoch und unheimlich schuldig.

„Ich wollte nur sehen, wie es dir geht, Harry. Und wollte dir alles Gute zu deinem achtzehnten Geburtstag wünschen.“ Die Mundwinkel des Alten zuckten verdächtig, als Harry ihn vollkommen entgeistert ansah.

„Geburtstag?“

„Ja, Harry, dein Geburtstag. Ich hätte dir vielleicht einen Kalender schenken sollen“, fügte Dumbledore, nun mit einem breiten Grinsen, zu. „Aber ich hoffe, dein Geschenk wird dir trotz deiner Ignoranz gegenüber deines besonderen Tages Freude bereiten.“

„Ich habe vollkommen vergessen... Ich habe meinen Geburtstag vergessen?“ Harry ließ sich müde in einen Sessel fallen.

„Offensichtlich“, lachte Dumbledore, wurde jedoch schnell wieder ernst, als er Harry Gesichtsausdruck bemerkte. „Ich vermute, du hast schlecht geträumt.“

Harry sah auf und sein Blick fiel auf den Kaminsims, wo die alte Schale mit den Zitronenbonbons stand. Hatte der Geist sie nicht in der Hand gehalten? Doch, genau daran konnte Harry sich erinnern. Es musste also ein Traum gewesen sein, nicht wahr? Geister können nicht in ihre Umwelt eingreifen, sie können sie noch nicht einmal berühren, geschweige denn hoch heben und durch die Gegend tragen.

„Träume? Ja, klar. Träume.“ Er kicherte hysterisch, rieb sich seine noch immer schmerzende Brust und verstummte, in Gedanken versunken. Erst das Räuspern seines ehemaligen Direktors holte ihn wieder aus seiner Abwesenheit heraus.

„Möchtest du dein Geschenk nicht öffnen?“, fragte Dumbledore und wies mit einem Kopfnicken auf eine in buntes Papier gewickelte Schachtel.

„Oh“, sagte Harry und wurde, trotz seiner Niedergeschlagenheit neugierig. Die kleine Schachtel war nicht groß, kaum größer als seine Faust. Doch Harry hatte genug in der Welt der Zauberer gelernt, sich davon nicht beirren zu lassen. Mit einem ausreichend starken Reducio hätte sogar Hagrid in die Schachtel gepasst. Bei dem Gedanken hatte Harry den Halbriesen vor Augen, wie dieser aus einer großen Torte sprang. Den Gedanken schob er hastig beiseite bevor er in lautes Gelächter ausbrach. Er war demnach auch nicht sonderlich überrascht, als er die Schleife öffnete und der Inhalt mit einem reißenden Geräusch innerhalb von Sekunden zu einem hüfthohen Gebilde anwuchs und den Schreibtisch unter sich mit einem lauten Knacken entzweite.

Leises Gelächter kam von Dumbledore, der sich offenbar diebisch über den erschrockenen Ausdruck in Harrys Gesicht freute. „Jetzt passt der Tisch ganz wunderbar zu dem Mobiliar im Schlafzimmer, nicht wahr?“

Harry duckte sich voller Schuldgefühle und blinzelte zu dem ehemaligen Direktor hinauf. Doch der schüttelte nur den Kopf und sagte schmunzelnd: „Ich gebe zu, ich empfand es immer als wunderbar befreiend, mein Umfeld in seine Einzelteile zu zerlegen. Du warst mir darin ein eindrucksvolles Vorbild.“

Harry lächelte schief und zuckte mit den Schultern, bevor er sich wieder dem Gebilde vor sich zuwandte.

„Ihr Denkarium?“ Harry starrte auf das leere Steinbassin und blinzelte wie eine Eule. „Sie schenken mir Ihr Denkarium? Ist das nicht... unheimlich wertvoll?“

„Natürlich. Aber was hat dieses Argument damit zu tun, dass ich es dir schenken will?“, sagte Dumbledore.

„Ähm, es ist nur. Wäre es nicht viel besser bei Professor McGonagall aufgehoben? Sie kann es bestimmt besser gebrauchen als ich.“

Dumbledore schüttelte den Kopf und kicherte in seine Faust. „Minerva hat das Gedächtnis eines Hippogreifs und ihre Gedanken sind strukturierter, als es mein Sockenfach jemals hätte sein können. Sie kommt ganz wunderbar ohne Denkarium aus.“

„Wow, Professor. Ich weiß nicht so recht, was ich sagen soll.“

„Bevor mein heroischer Tod mich ereilte war es üblich, Danke zu sagen.“

Nun lächelte auch Harry vorsichtig und strich mit seinem Finger an der Steinkante entlang. Er kannte das Denkarium nur im gefüllten Zustand, wenn ein durchsichtiger Brei aus Silberfäden in der Schale herum irrte wie Fische in einem Aquarium. Doch momentan sah es leer und beinahe trostlos aus. „Professor, wo sind all Ihre Gedanken?“, fragte Harry deswegen. „Sind sie... mit Ihnen verschwunden?“

„Nein, Harry. Minerva hat sie gut aufgehoben ihrem Büro verstaut. Es ist ja dafür gedacht, dass du deine Gedanken ordnest, und dich nicht bei denen anderer aufhältst.“

Harry nickte, ohne Dumbledore dabei anzublicken. „Wie funktioniert es?“ Er nahm seinen Zauberstab zur Hand und starrte auf die Spitze, als würde sein Gedanken von alleine darauf überspringen.

„Du musst den Gedanken fest halten, ihn dir vor Augen führen. Alles andere passiert von ganz alleine.“

Harry schloss seine Augen und dachte ganz fest an das erste, was ihm einfiel: Ihre Flucht aus Gringotts auf einem blinden Drachen. Er spürte ein angenehmes Kribbeln in der Schläfe und als er seine Augen öffnete, hing ein weißlicher Faden daran, der wie Dampf in der Luft herum waberte. Langsam senkte er seinen Zauberstab und ließ die Erinnerung in die Schale gleiten, die sofort eine sich bewegende kleine Pfütze auf dem steinernen Boden bildete. Etliche Sekunden starrte er darauf und nur langsam wurde ihm bewusst, was er alles mit diesem Geschenk tun konnte. Er konnte sich seinen Sieg über Voldemort immer und immer wieder ansehen. Oder Sirius besuchen, damals in der Höhle. Er würde Norbert wiedersehen können, Hedwig, Fred, Tonks oder Remus. Doch so schnell die Euphorie darüber gekommen war, so schnell verpuffte sie auch wieder. Ähnlich zart und flüchtig wie der silberne Faden in der Schale. Wozu all das?

„Erinnerungen sind bitter-süß, Harry. Sie können dir Dinge zeigen, die du einst hattest, aber womöglich nie wieder haben wirst“, sagte Dumbledore ernst und Harry sah ihn wütend an.

„Wieso schenken Sie mir so etwas? Sie sollten doch der Erste sein, der versteht, wie viel ich verloren habe“, erwiderte Harry mit lauter Stimme. „Wozu nützt es mir, wenn es mir nichts von alledem zurückbringen kann? Damit ich immer wieder daran erinnert werde, welchen Preis ich für Menschen bezahlt habe, dich ich nicht kenne und die mich nicht kennen?“

Mit diesen Worten stürmte Harry aus dem Zimmer und bemerkte nicht, wie Dumbledore besorgt seinen wütenden Abgang verfolgte und dann nachdenklich aus seinem Gemälde verschwand.

Harry wusste, er sollte sich eigentlich schuldig fühlen. Unbedacht und vollkommen kindisch hatte er seinen Frust bei seinem früheren Direktor ausgelassen. Und das, nachdem der ihm ein unglaublich wertvolles Geschenk gemacht hatte. Mit lauten Schritten durchquerte Harry die Küche – dabei überrannte er beinahe Lila, die soeben einen Korb mit frischen Lebensmitteln in einen Schrank sortierte - und trat auf die Veranda. Die Sonne schien, als habe es nie ein Unwetter gegeben. Der Rasen neben dem Haus war braun und trocken, wie eh und jeh. Hartnäckiges Unkraut rankte sich entlang des Fundaments und ein erfrischender Wind zerzauste ihm die Haare. Mit geschlossenen Augen holte Harry tief Luft und blieb einen Moment lang einfach ruhig stehen, versuchte seine Wut mit tiefen Atemzügen zu bändigen. Es gelang ihm nach kurzer Zeit, doch erneut zog ein stechender Schmerz durch sein Brust und er spürte ein hysterisches Lachen in ihm aufsteigen, das nicht sein eigenes war.

„Was passiert hier?“, fragte er, den Tränen nahe, als er sich wieder gefangen hatte. „Was passiert mit mir?“

oooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo

Den Rest des Tages hatte Harry schlechte Laune. Er bekam mehrere Brief und Päckchen. Das erste war von einer beigefarbenen Eule gebracht worden, war von Hagrid und enthielt neben einer Karte, die unangenehm nach Bubotubler-Eiter roch (Harry hatte sie vorsichtshalber nur mit Fingerspitzen berührt), noch ein großes Sondersortiment der lautesten Süßigkeiten aus dem Honigtopf: Knall-Kau-Kracher, Klingel-Kügelchen und lange Zuckerstangen, die laut anfingen kreativ zu schimpfen, wenn man daran leckte.

Das nächste Paket kam von Ron und Hermine, in dem er ein Einband mit der Überschrift „Zauberhafte Orte in Down Under“ und eine Auswahl von australischen Lebensmitteln fand. Ron hatte es sich offenbar zum Ziel gemacht, Harry von seiner Theorie zu überzeugen, dass das australische Essen dafür gedacht war, dass die Menschen schlank blieben. Als Harry einen Blick auf das eingeschweißte Stück Rosinenkuchen warf, konnte er dem nur beipflichten. Weiterhin fand er in dem Paket ein Buch über Quidditch-Taktiken des berühmten, australischen Suchers Wilbur Downfall, der die meisten seiner Schnatzfänge dadurch geschafft hatte, dass er sich kopfüber vom Besen und auf den Schnatz gestürzt hatte. Leider starb er während seines vierten Nationalspiels, als er nicht darauf geachtete hatte, einen Schwebezauber vor seinem Aufprall anzuwenden. Harry schnaubte amüsiert und hoffte, dass Ron von ihm nicht erwartete, dass er die Taktiken tatsächlich ausprobierte.

Das letzte Paket kam erst gegen Abend und enthielt eine längliche Schachtel, nicht länger als Harrys Zauberstab, und eine Karte, die Harry zuerst öffnete. Sie war von Mr und Mrs Weasley.

Lieber Harry,

wir haben etwas länger gebraucht, um dein Geschenk zu verschicken. Das tut uns Leid, aber Arthur hatte in den letzten zwei Tagen auf Arbeit sehr viel zu tun. Ron hat dir bestimmt schon davon erzählt. Er schien es für sehr amüsant zu halten, doch die Muggel, deren Gedächtnis Arthur manipulieren mussten, waren vollkommen hysterisch. Eine junge Frau musste mit ansehen, wie ihr Sohn bis zu den Hüften in einem Gulli verschwunden war, ehe jemand zu Hilfe eilte.

Harry stellte sich vor, wie Molly Weasley bei diesen Worten mit böser Miene mit dem Kopf schüttelte und musste trotz der Ernsthaftigkeit lachen.

Auf jeden Fall haben wir daher nicht viel Zeit gehabt, dein Geschenk abzuholen. Aber ich denke, es kommt noch pünktlich. Die Fern-Eule scheint sehr kompetent zu sein.

Tatsächlich war das Päckchen von einem Monster von einer Eule gekommen. Obwohl sie riesig und genauso hoch wie breit war, war die graugescheckte Eule in einem eleganten Sinkflug auf dem Tisch neben Harry auf der Veranda gelandet. Nach nur wenigen Minuten Erholung und einige Eulenkeksen war sie erneut gestartet, da sie noch weitere Briefe verteilen musste, die wie ein skurriler Blumenstrauß an ihre Kralle hingen.

Ich hoffe, dass dir das Geschenk genauso viel bedeutet, wie uns, Harry. Er ist uns sehr wichtig, dass du verstehst, dass du wie ein Sohn für uns bist. Du bist immer bei uns willkommen Harry. Immer!

An dieser Stelle war der Brief leicht gewellt, als wäre es dort nass gewesen und danach wieder getrocknet. Mit einem Kloß im Hals las Harry die letzten Zeilen.

Das Original hängt bei uns. Doch wir wollten es dir nicht vorenthalten, deswegen hat Arthur einen Kopie-Zauber angewandt, der nur für kurze Zeit anhält. Aber du wirst verstehen, wenn du das Geschenk öffnest.

In Liebe

Molly und Arthur


Harry tat, wie ihm geheißen und nahm die Schachtel aus der Verpackung. Sie war mit dunklem, fuselfreiem Samt überzogen und ein goldener Rand markierte die Kanten, an denen man sie öffnen konnte. Es erschien Harry ungewohnt, etwas so Edles von den Weasleys zu bekommen, die kaum Geld hatten, um sich Schulbücher für alle Kinder zu leisten. Seine Hände zitterten erstaunlicherweise, als er den Deckel nach oben klappte und mit weit aufgerissenen Augen auf das schmale Etwas starrte, dass er eingebettet in noch mehr schwarzem Samt vorfand. Es war der Zeiger einer Uhr, die er sehr gut kannte. 'Harry' stand in senkrechter, schnörkeliger auf dem goldenen Arm. Tränen der Rührung liefen ihm über die Wange, als er mit dem Finger über das kühle Metall strich und sich vorstellte, worauf das Original in der Weasley-Küche wohl gerade zeigte. Auf Urlaub? Vermutlich.

Mehrere Minuten konnte er nichts anderes tun, als auf das Geschenk zu starren und zu überlegen, ob er schon jemals etwas so Wertvolles in den Händen halte. Liebevoll nahm er es schließlich heraus und hielt es vor sich in die Luft.

Wie viel Zeit vergangen war, wusste er nicht, doch irgendwann trieb ihn der Hunger ins Haus. Schon das Frühstück hatte er ausfallen lassen und die Mittagszeit war auch schon seit geraumer Zeit verstrichen.

Hastig machte er sich ein Sandwich und stellte das benutzte Geschirr in die Spüle, wo eine Bürste sofort damit begann, es zu säubern. Bevor Harry ins Wohnzimmer trat, holte er tief Luft, doch seine Nervosität war überflüssig. Dumbledores Gemälde war leer. Jetzt, nachdem er seine Wut wieder etwas unter Kontrolle hatte, war es ihm unangenehm, ja sogar peinlich und als er Dumbledore nicht antraf, wünschte er sich fast, der alte Mann wäre dort, damit er sich bei ihm entschuldigen konnte. Doch Dumbledore kam nicht.

Bis in die frühen Abendstunden verharrte Harry im Wohnzimmer, ein Buch auf seinen Knien, dass er aus lauter Langeweile alle halbe Stunde weiterblätterte. Zwischendurch hatte er sich dazu durchgerungen, das Chaos im Schlafzimmer zu beseitigen. Dank des 'Reparo'-Zaubers war das in weniger als einer Stunde erledigt. Als es schließlich dunkel wurde, wollte Harry seine Geschenke von der Terrasse holen, doch der Kopie-Zauber für den Zeiger war inzwischen verschwunden. Traurig faltete Harry den dazugehörigen Brief zusammen und legte ihn zu den anderen Geschenken. Noch nie zuvor, noch nicht einmal bei den Dursleys, hatte er sich so einsam gefühlt.

TBC

Im nächsten Kapitel verlassen wir das "langweilige"Cottage und begeben uns auf eine Reise nach London, wo Harry seinen Orden entgegennehmen wird... notgedrungen. Leider findet er mehr, als er erwartet hat. Oder besser gesagt, jemand findet ihn...


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