von LovelyLily
Lily zog den Umhang fester um sich, als sie James vor der Küche stehen sah. „Darf es sonst noch etwas sein, Mr. Potter?“ quiekte eine Hauselfe, aber James schüttelte den Kopf und wandte sich zum Gehen, als er die zitternde Lily erblickte. Für einen Augenblick trafen sich ihre Augen. Schmerz, Trauer und Wut war in denen von James erkennbar, doch er wollte es nicht zeigen. „Evans.“ sagte er laut und bestimmt und wollte schon an ihr vorbeigehen. „James warte bitte einen Augenblick.“ Er blieb stehen, jedoch ohne sich dabei umzudrehen. Wie hat sie ihn genannt? James? Nicht Potter? „Was willst du?“ meinte er deshalb etwas abweisender, als James eigentlich wollte.
James Tonfall ließ Lily einen Schritt zurückweichen. „I-Ich wollte...“ „Mich wieder vollschreien? Mich wieder blamieren? Mich... wieder verletzen?“ Die letzten drei Worte waren nur noch von ihm geflüstert, und er war sich nicht einmal sicher, ob Lily sie gehört hatte. Lily hörte den Schmerz aus seiner Stimme, er nahm ihr die Luft zum Atmen. Hatte sie sich so in den Macho James Potter getäuscht? Meinte er es wirklich ernst mit ihr? „Nein James, ich wollte mich bei dir entschuldigen. Für mein Verhalten, ich weiß... ich habe dich verletzt. Es tut mir leid. Nimmst du die Entschuldigung an?“ Das konnte nicht sein. Miss Ach-ich-bin-so-perfekt-Evans entschuldigte sich ihm. Trotzdem hörte James das Zittern in ihrer Stimme, was sicherlich an der Kälte lag. Er konnte sich doch auch einfach umdrehen! Lily einfach in die Arme schließen, sie wärmen. „Ja, ich nehme die Entschuldigung an.“ sagte er, drehte sich um und sah Lily ins Gesicht. Ihre grünen Augen blickten ihn dennoch traurig an. „Danke James.“ antwortete Lily und lächelte ihn zögerlich an. „Mit wem bist du zusammen?“ Schlagartig wandte sie sich von ihm ab, trat an die Küche heran und bestellte einen Tee. „Lily, bitte... Antworte mir.“ „Ich kann nicht.“ flüsterte sie. James blieb der schwache, traurige Unterton in ihrer Stimme nicht verborgen und er wollte endlich wissen, was Lily bedrückte. „Warum nicht?“ Er versuchte ruhig zu klingen, doch er bemerkte zu spät, dass seine Stimme scheinbar wie von selbst aufbrausend klang. „Bitte, hör mich danach zu fragen. Bitte!“ „ Ihr Tee, Miss Evans.“ Die Hauselfe blickte noch einmal über den Küchentresen. „Ah Mr. Potter, Sie sind ja immer noch da. Sie sollten verschwinden, Mr. Filch macht gleich seinen Rundgang und wie mir zu Ohren gekommen ist, bekommen Sie schon regelmäßig Strafarbeiten aufgebrummt. Gute Nacht, Mr. Potter- Miss Evans. “ Die Hauselfe nickte den beiden zum Abschied noch einmal zu, bevor sie wieder in der Küche verschwand.
Lily stand immer noch mit dem Rücken zu James, dennoch hörte sie seine Schritte, die immer näher kamen. „Lily bitte...“ Sie trank den Tee in schnellen Zügen leer, doch er wärmte Lily nicht. James spürte das Beben ihres Körpers, als er sie sanft an den Schultern packte und Lily zu ihm drehte. „James.“ hauchte sie, doch sie spürte, wie sein Gesicht immer näher an ihres rückte. Sein warmer Atmen strich ihr über die Wangen und wärmte sie. Er roch gut, nach Sandelholz und etwas Undefinierbarem.
Nein, sie konnte ihn nicht küssen, sie liebte doch Remus... „Bitte James, lass mich los.“ flehte sie James beinahe schon an, denn seine Lippen waren nur noch Zentimeter von ihren entfernt. „Lily, ich...“ Doch weiter kam er nicht, denn beide hörten schnelle Schritte. Beschützend drückte James Lily an sich, was ihr ein erschrockenes Aufkeuchen entlockte. „Sieh mal einer an, wenn das nicht unser lieber Jamie ist... Du solltest nicht zu später Stunde herumschleichen, schon gar nicht mit diesem wertlosen Schlammblut. Du hast etwas Besseres verdient.“ Bella lachte höhnisch. „Halt die Klappe, Bella. Und nenn Lily nicht Schlammblut.“ giftete James sie an, doch Bella setzte ein zuckersüßes Lächeln auf.
Lily konnte sich unter den schützenden Armen von James nicht bewegen, doch sie war froh, dass er sie warm und sicher festhielt. Dennoch konnte sie die Tränen nicht unterdrücken, als Bella hinzufügte: „Aber, aber James- es stimmt doch. Sie ist nichts wert, unreines Schlammblut besudelt deinen Namen. Gib dich nicht mir ihr ab, du bist reinblütig, dir stehen alle zur Auswahl, auch wegen deinem Aussehen...“ Sie warf James anzügliche Blicke zu, doch er ignorierte sie und hörte Lily an seiner Schulter schluchzen. Ihre roten, langen Haare verdeckten ihr Gesicht, dennoch war James sich sicher, dass sie weinte. Er strich ihr kurz über den Rücken, fuhr sich mit einer Hand durch das Haar, bevor er sich wieder Bella zuwandte: „Verschwinde hier, Bella. Verschwinde, bevor ich mich vergesse!“ brüllte James. „Jamie... Du wirst schon bald merken, dass es besser ist sich von Schlammblütern fernzuhalten.“ säuselte Bella und ging schnellen Schrittes davon.
Vorsichtig drückte James Lily von sich, und sah die Tränen in ihren Augen. „Hör nicht auf sie Lily, du bist mehr wert als alle Slytherins zusammen. Und für mich sowieso.“ Lily jedoch antwortete ihm nicht, gab ihm einen Kuss auf die Wange und ging den dunklen Gang zum Schlafsaal entlang. James seufzte laut auf, was hatte er denn jetzt schon wieder falsch gemacht? Seine Wange brannte förmlich von ihrem Kuss, und er wünschte sich viel mehr davon. Sie hatte ihm nicht gesagt, mit wem sie zusammen war. Dieser Gedanke beschäftigte ihn immer noch, als er die Tür zum Schlafsaal der Jungen aufmachte, wo Sirius, Peter und Remus schon sehnsüchtig auf das Butterbier warteten. „Na endlich.“ knurrte Sirius und nahm einen kräftigen Schluck. „Wo ist Frank?“ fragte James. „Bei Alice.“ antwortete ihm Remus. „Warum hat es so lange gedauert?“ „Unerwarteter Zwischenfall.“ meinte er nur knapp, er hatte keine Lust über die Geschichte mit Lily und Bella zu reden, jedenfalls jetzt noch nicht. Also tat er es Sirius gleich und ertrank seine Gefühle, Sorgen und Fragen nur für einen Abend in Alkohol.
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