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Fanfiction

Green Eyes - Green Eyes

von Asphodel

Das Wasser des Flusses, der sich durch das nördliche England schlängelte, war durch die abendlichen Regenfälle auf einen Höchststand angestiegen und trug unruhig die verstreuten Abfälle davon. Selbst die von Unkraut gesäumten Ufer wirkten wie rein gewaschen. Dies konnte die hagere Gestalt, die in diesem Augenblick außerhalb des anliegenden Dorfes wie aus dem Nichts aufgetaucht war, allerdings nicht täuschen. Die Fabrikabgase hatten jahrzehntelang Zeit gehabt, sich in Natur, Bauten und selbst in Haut und Haare der Anwohner zu fressen. Als Severus Snape tief einatmete, erwartete er daher gar nicht erst, in den Genuss von klarer Luft zu kommen. Die Feuchtigkeit der windstillen Nacht beschwerte den schwarzen Stoff seines Reiseumhanges.

Während er zornig die labyrinthartigen Gassen durcheilte, hob er seine Hand mit dem Zauberstab in die Höhe. Sekunden später sprang ein silbriges Wesen aus dessen Spitze hervor, entfaltete seine riesigen Flügel und flog rauschend fort. Severus verfluchte stumm die Tatsache, dass es nicht möglich war, mit einem Patronus wüste Beleidigungen zu versenden. Über diesen Boten ging die volle Schlagkraft einer Schimpftirade verloren und erreichte den Empfänger nur als seelenloses Echo. Aberforth hätte besser auf Potter acht geben müssen. Der blöde Bengel stürzte sich zusammen mit seinen ebenfalls ahnungslosen Freunden von einer gefährlichen Situation in die nächste. Er vermochte nicht nachzuvollziehen, woher die leichtsinnigen Gören ihre Zuversicht nahmen, denn überragende magische Fähigkeiten konnten unmöglich der ausschlaggebende Faktor für ihre Entscheidung gewesen sein.

Severus hoffte, dass Potters Alleingang dem Phönixorden nicht zum Nachteil gereichen würde. Sein erster Auftrag seit der Flucht aus Hogwarts hatte darin bestanden, die in Askaban sitzenden Todesser zu befreien. Snape hatte sich erleichtert dieser Aufgabe angenommen, denn eine solche Aktion würde kein großes Problem darstellen, nun, da die Dementoren sich dem Dunklen Lord zugewandt hatten. Sein Vorhaben, den Verlust von Menschenleben zu vermeiden, war jedoch durch die Anwesenheit von Potter verkompliziert worden. Die überraschende Begegnung mit dem Blag hätte ihn fast aus dem Konzept gebracht und er bemerkte verärgert, dass er immer noch die Nachwirkungen spürte. Diese quälenden Empfindungen, die der Blick in seine grünen Augen ausgelöst hatte!

Honey you are a rock,
upon which I stand
And I come here to talk,
I hope you understand

'Ich habe jetzt keine Zeit für solche Spielchen!', dachte er und rieb sich genervt seine rechte Schläfe. Dieses Gestein war schon längst in unerreichbare Gewässer versenkt worden und würde auch dort ruhen. Er weigerte sich, zu gestatten, dass es ihn zu sich in die Untiefen zog. Er schloss die Augen und versuchte den Aufruhr in seinem Kopf unter Kontrolle zu bekommen und sich sachlich auf die Geschehnisse im Gefängnis zu konzentrieren, die dringlicher waren. Severus war mit einer fünfköpfigen Mannschaft, bestehend aus den üblichen tumben Trotteln, unbemerkt nach Askaban gelangt und hatte den Großteil der inhaftierten Todesser ihren Zellen und Wärtern entwunden, als plötzlich die drei Halbwüchsigen auftauchten und Alarm schlugen. Es war Severus gelungen, seine Mission trotz allem erfolgreich auszuführen. Problematisch war lediglich, dass Potter seine dumme Angewohnheit vom Juni fortgesetzt und ihn verfolgt hatte, um ihn mit einem Fluch niederzustrecken; dadurch hatte er sich Severus praktisch ausgeliefert. Wie er dem Dunklen Lord in wenigen Stunden überzeugend darlegen sollte, dass es in seinem eigenen Interesse wäre, dass der Auserwählte frei herumlief und sich nicht als kleines Paket verschnürt vor seinen Füßen befand, machte ihm nun schwer zu schaffen.

Zudem hatte Malfoy etwas von dem höchst interessanten Gespräch zwischen dem stinkenden kleinen Schmalspurganoven Fletcher und Potter mitbekommen, wie Severus feststellen musste, als dieser gerade nach Hause apparieren wollte und vorher noch eine spöttische Bemerkung losließ. Er wurde selbstverständlich sofort mit einem Gedächtniszauber belegt, allerdings war Snape noch nie der Typ gewesen, der sich illusorischer Hoffnungen hingab. Er zog es vor, auf alle vorstellbaren Entwicklungen bestmöglich vorbereitet zu sein. Überraschungen mochte er nicht wirklich. Der Dunkle Lord war ein ausgezeichneter Legilimentiker und ging ohne Rücksicht auf die geistige Unversehrtheit seiner Untergebenen - 'oder Opfer', wie Severus öfters dachte - vor und würde die vertuschte Erinnerung in Malfoys Gedächtnis finden können, wenn er denn wollte. Dafür würde er allerdings erst Verdacht schöpfen und sich auf die Suche nach Ungereimtheiten begeben müssen. Bei den unvorstellbar vielen Gedanken, Emotionen und Erinnerungen, die sich in die Gehirne der Menschen eingegraben hatten, war es unmöglich, durch Zufall auf etwas Kompromittierendes zu stoßen. Severus hatte auf jeden Fall alle Fertigkeiten bei dem Gedächtniszauber angewandt, die er besaß. Malfoy wirkte bei ihrem Auseinandergehen auch nicht seltsam oder auffällig. Zumindest nicht seltsamer als gewöhnlich. Severus fragte sich ungläubig, warum Potter nicht den Muffliato-Zauber verwendet hatte, um zu verhindern, dass sein aufschlussreiches Geplänkel über Slytherinerbstücke und goldene Medaillons überhört wurde. Er hatte schließlich ein Jahr Zeit gehabt, auf diesen Zauber zu stoßen, während er mit Hilfe seiner Rezepturen im Zaubertrankunterricht schummelte und die von ihm entwickelten Zaubersprüche hinterrücks an Nichtsahnenden ausprobierte. Sein Vater wäre stolz auf ihn gewesen, dass er diese Familientradition weiterführte. Verächtlich kräuselten sich für einige Sekunden Severus' Lippen.

Er hatte mittlerweile fast sein Haus am Ende der Straße erreicht und bemerkte aus den Augenwinkeln heraus die Anwesenheit von ein paar glühenden Augen, die ihn misstrauisch anstarrten und deren Besitzerin eine der Nachbarskatzen war. Severus bedauerte es aus tiefstem Herzen, dass er sich nicht um ein vertrauensvolleres Verhältnis zu sämtlichen Katzen in der Umgebung bemüht hatte. Trotz der Ereignisse im Juni und der augenscheinlich kaltblütigen Ermordung von Albus Dumbledore, wodurch seine Loyalität für den Dunklen Lord endgültig geklärt sein sollte, hatte dieser darauf bestanden, dass Snape seinen Assistenten behalten durfte. Er konnte es nicht ertragen, dass Dumbledores Opfer möglicherweise umsonst gewesen war und überzeugte sich vorerst davon, dass er mit Pettigrews Anwesenheit nur geplagt werden sollte.

Ihre Lordschaft liebte solche perfiden Quälereien. Somit war sein Haus wieder mit demselben kriecherischen Ungeziefer verseucht wie im Jahr zuvor und weder Rattengift noch listig ausgelegte Mäusefallen waren eine Option. Das Schauspiel einer lächerlichen Farce wurde von allen Beteiligten tapfer weiter geführt. Severus gab vor, nicht zu ahnen, dass Pettigrew ihn überwachen und nervlich aufreiben sollte. Der Dunkle Lord beteuerte, ihm nur aus der Güte seines Herzens heraus, einen Gehilfen zur Verfügung gestellt zu haben und Wurmschwanz buckelte nutzlos durch Spinners End. Aber Snape wusste genau, dass sein Meister wusste, dass er alles wusste. Er würde sich durch keine verdächtige Reaktion Pettigrew gegenüber verraten, obwohl dessen bloße Anwesenheit sprichwörtlich an seinen Nerven nagte. Der Abscheu diesem Verräter und charakterlichen Schwächling gegenüber war beinahe unerträglich, und doch musste er unbeteiligt wirken. Was er getan hatte, ließ sich nicht einfach so vergessen! Wie konnte das Wissen um die Tat dieses Feiglings und deren katastrophale Konsequenzen nicht tief in Severus' Herzen wüten? Als er ihr zum letzen Mal in die hellgrünen Augen sah, war bereits jegliches Leben in ihnen erloschen.

The green eyes,
Yeah the spotlight
Shines upon you
And how could anybody deny you

„Ich muss dich aber verleugnen!“, stieß er unkontrolliert hervor. Ihr Andenken blieb doch trotzdem vorhanden, es war nur verborgen und für niemanden zugänglich, solange er noch die Kraft dafür hatte. Er musste sich dringend am Riemen reißen, denn solche Art von Narretei konnte er sich zum derzeitigen Zeitpunkt einfach nicht erlauben. In wenigen Stunden würde er das Dunkles Mal auf seinem linken Unterarm brennen spüren und musste sich dann auf den Weg zum Dunklen Lord machen, um seine Sicht der Dinge darzulegen und zu berichten, was in Askaban geschehen war. Zum Glück hatte er noch Zeit, sich ein wenig zu sammeln, da er immer erst als Letzter verhört wurde, damit etwaige Ungereimtheiten durchschaut und gegen ihn ausspielt werden konnten. Alte Gewohnheiten starben bekanntlich einen zähen Tod.

Verblüfft bemerkte Severus, dass er bereits seit längerer Zeit vor seiner Haustür stand. Er schüttelte seine Grübeleien krampfhaft von sich, schloss resigniert die Tür auf und begrüßte seinen Flur leise mit den nicht überzeugend klingenden, unausgesprochenen Worten: 'Trautes Heim, Glück allein!'. Erfreut stellte er fest, dass ihm gedämpfte Schnarchgeräusche aus dem Wohnzimmer ins Ohr drangen. Der einzige Zustand, in dem er Wurmschwanz ertragen konnte, war, wenn dieser tief und fest schlief und ihn nicht belästigte. Nachdem Snape seinen klammen Reiseumhang abgelegt und mit Hilfe eines Zauberspruchs getrocknet hatte, ging er in die Küche, um sich einen schwarzen Tee zu machen, der ihn wach halten sollte, bis sich der vertraute Ruf des Todessermals bemerkbar machen würde. Er vergeudete wertvolle Augenblicke seines Lebens auf der Suche nach einer sauberen Tasse. Die Küche hatte die Hausratte während seiner Abwesenheit fachmännisch in Trümmer zerlegt. Darum würde er sich kümmern, wenn er seinen Termin beim Dunklen Lord wahrgenommen, überlebt und etwas geschlafen hatte.

Bevor er sich mit dumpf leuchtendem Zauberstab in sein Wohnzimmer, das eher die Bezeichnung Bibliothek verdient hatte, begab, ließ er sich kühlendes Wasser über seine Pulsadern laufen, um sein erhitztes Gemüt abzukühlen. Severus schlich durch das Wohnzimmer, um in sein hinter den Buchregalen verstecktes Zaubertranklabor zu gelangen. Sofort fiel ihm auch hier das Zerstörungswerk Pettigrews ins Auge. Es zog sich eine Spur von undefinierbaren klumpenartigen Krümeln von der Küche bis zu dem Platz, der von seinem Mitbewohner in Beschlag genommen war. Dort lag besagter Störenfried auch gerade und sägte ganze Wälder ab in seinen Träumen. Er hat die Krumen wohl verstreut, um sich orientieren zu können und sich nicht zu verlaufen, zuzutrauen wäre es dem Dummkopf sicherlich. Er spürte bei dem Anblick dieser verhassten Gestalt mörderischen Ekel und beeilte sich, in sein Laboratorium zu kommen, um sich beim Brauen eines Zaubertrankes, den er in ein paar Stunden dringend benötigen würde, ein wenig zu entspannen und seine aufgewühlte Gefühls- und Gedankenwelt in Ordnung zu bringen.

I came here with a load
And it feels so much lighter
Now I met you
And honey you should know
That I could never go on without you
Green eyes

Genervt rieb er sich über die Nasenwurzel und versuchte seine störenden Überlegungen in die unzugänglichsten Winkel seines Gehirns zu stoßen und zum Verklingen zu bringen. Zwangsgedanken in Lyrikform waren ein ungutes Zeichen und verstimmten ihn besonders, da sie sehr widerspenstig waren. Besonders diejenigen mit grünen Augen und deren Besitzerinnen als Thema. Zudem fühlte er sich durch die Erinnerung an sie (er würde sie nicht mal in seinen eigenen Gedanken beim Namen nennen) meistens nicht besser, sondern nur am Boden zerstört und bedrückter als zuvor. Er nahm sich vor, weniger Poesie zu lesen und sich mehr auf Sachbücher zu konzentrieren, deren Inhalt sich nicht für solchen tückischen Nervenstress zweckentfremden ließ, der seine Okklumentikfähigkeiten zu untergraben drohte. Er schloss die Tür fest hinter sich zu, um nicht doch der versuchenden Verlockung zu erliegen, endlich eine praktische Verwendung für seine Laborratte zu finden. Es gab unzählig viele Tränke, bei deren Herstellung man diverser Teile von Nagetieren bedurfte und Severus kannte die überwiegende Anzahl von ihnen auswendig.

Er begab sich zu seinem Arbeitstisch, auf dem er neben seinem bereits kurz vor der Vollendung stehenden Trank eine goldene Schwanzfeder Fawkes' liegen sah, die er wie hypnotisiert mehrere Minuten anstarrte. Also musste sein Patronus mit der wichtigen Nachricht angekommen sein. Konzentriert begutachtete er den Zustand der erkalteten Flüssigkeit im Kessel und brachte diese mit geübter Hand zum Kochen, bis Bläschen zur bläulich-grünen Oberfläche stiegen.

Honey you are the sea
Upon which I float
And I came here to talk
I think you should know

„Ich ersticke!“, rief Severus keuchend aus und hatte unmittelbar darauf das peinliche Gefühl, ein lächerlicher Idiot zu sein. Er durfte sich einfach nicht von diesen Empfindungen überschwemmen lassen und seine Schwäche dem Dunklen Lord darbieten, die dieser erneut ausnutzen würde. Diese Heimsuchung von ihr gefährdete alle sein Pläne und sein Leben. Es waren nur traurige Erinnerungen und die hatten keinen Einfluss auf ihn, wenn er es nicht zulassen würde. Seine Künste in Okklumentik waren hier gefragt. Er war nur so angeschlagen, da er auf Potter getroffen war und von ihm den Vorwurf entgegen geschrieen bekommen hatte, seine Eltern auf dem Gewissen zu haben. Und dann waren da noch diese hasserfüllten Augen. Sie waren genau wie ihre, auch wenn sie ihn nie so angesehen hatte. Von seinen schlechten Träume abgesehen, in denen sie ihn verfolgte und ihm kreischend Rache schwor. Wie eine Furie.

Severus musste sich zwingen, nicht zu rabiat durch den Zaubertrank zu rühren, während er in viertelstündlichen Abständen zerriebene Blätter eines Adiantum Farns hinzufügte. Natürlich hatte Potter Recht, das wusste Severus nur zu genau. Er hatte nicht nur die Prophezeiung weitergegeben und den Dunklen Lord dadurch auf die Potters gehetzt, er hatte auch auf jämmerliche Weise beim Rettungsversuch versagt. Er gäbe alles dafür, seine Fehler auszumerzen zu können. Es war alles seine Schuld! Er konnte sich nicht vorstellen, dass irgendjemand auf dieser Welt ihren Tod mehr bereute als er. Aber was nutzte es ihm, sich mit der Vergangenheit überhaupt zu beschäftigen? Dadurch änderte sich nichts an seiner derzeitigen Situation. Severus träufelte zum Abschluss 5 ml Milchsaft vom Schlafmohn hinzu, rührte achtmal entgegen dem Uhrzeigersinn und löschte das Feuer, damit der Trank abkühlen konnte. Er war erleichtert, dass er ihn noch rechtzeitig fertig gestellt hatte. Er würde seiner bedürfen, wenn er zurückkam. 'Falls du zurückkommst…', mischte sich eine ungefragte Stimme in seinem Kopf ein. Vielen Dank für diese hilfreiche Bemerkung! Wenn ihn das nicht motivieren würde, dann wusste er auch nicht weiter. Lange konnte es nicht mehr dauern, bis er gerufen wurde, denn er stellte erstaunt fest, dass er seit fast einer Stunde in seinem Labor war. 'Wie die Zeit doch verfliegt, wenn man sich amüsiert.', sinnierte er verbittert, woraufhin seine Mundwinkel zitternd versuchten, sich zu heben, allerdings auf halbem Wege den Kampf gegen die Schwerkraft verloren.

That green eyes
You're the one that I wanted to find
And anyone who tried to deny you,
Must be out of their minds

Severus griff nach seiner Tasse mit dem Tee, den er bisher noch nicht angerührt hatte und trank deren lauwarmen Inhalt in einem Zug leer. Dabei genoss er das angenehme Gefühl, das die Flüssigkeit in seiner trockenen Kehle hinterließ und das dankbare Gluckern seines Magens. Warum machte er bloß einen solchen Aufstand? Es war zu ihrer aller Vorteil, dass Harry ihn hasste und am liebsten an seine Gurgel springen wollte. Hoffentlich hielt dieser Zustand länger an. Es verlief in dieser Hinsicht alles genau nach Plan und der Dunkle Lord würde eine unangenehme Überraschung erleben, auf die ihn kein Blick in Harrys widerstandslosen Geist vorbereiten konnte. Dieser Augenblick würde Severus ein wahres Vergnügen sein und war das Ziel, dessen Verwirklichung er fast die Hälfte seines gesamten Lebens gewidmet hatte.

Bevor er sein Labor verließ, füllte er einige Tropfen des Zaubertrankes in eine kleine Ampulle und schloss den kostbaren Inhalt fest in seiner Faust ein. Im Wohnzimmer bemerkte er, was er bei seiner Bestandsaufnahme bisher übersehen hatte. Seine Bücher waren vollkommen durcheinander geraten, da Wurmschwanz in den Regalen herumspioniert hatte. Den Schaden begutachtend, trat er entnervt näher. Severus wusste nicht, was das sollte. Das Ungeziefer hatte wohl kaum verzweifelt nach Lesestoff gesucht. Glaubte dieser Aushilfsschnüffler wirklich, dass er dort wichtige Informationen so einfach zugänglich aufbewahren würde? Als er sich immer noch fassungslos über diese beleidigende Andeutung ärgerte, spürte er das vertraute Brennen seines Dunklen Mals und zuckte unmerklich zusammen. „Gutes Timing.“, murmelte er und beeilte sich, seinen Reiseumhang anzuziehen und den Zaubertrank in der Innentasche seiner Robe verschwinden zu lassen. Entschlossen rauschte er nach draußen, schloss die Haustür hinter sich, sah sich nach unerwünschten Augenzeugen um und verschwand von einer Sekunde auf die nächste.

Das Mal ermöglichte nicht nur die Kommunikation zwischen den Todessern und dem Dunklen Lord, sondern führte Erstere auch immer zu ihrem Meister, ohne dass sie wussten, wo er sich gerade befand. Dieser war sehr darauf bedacht, seinen Aufenthaltsort häufig zu wechseln und verriet ihn nie seinen Anhängern, so dass sie ihn nicht gewollt oder durch Zwang ans Messer liefern konnten. Severus folgte einfach den Schmerzen, die ihm den richtigen Weg wiesen. Er befand sich in einem klinikartigen Gebäudetrakt, dessen helle Beleuchtung ihn blinzeln ließ. Er fragte sich nebenbei, was dies für ein Lichtzauber wäre, da er solche Helligkeit nur von elektrischem Licht kannte. Als er, den Wachen zunickend, eine rötlich-braune Tür aufstieß und sich dem Dunklen Lord gegenüber sah, stellte er fest, dass hier ebenfalls dieses weiße Licht alles durchdrang und die groteske Abscheulichkeit seines Meisters unvorteilhaft hervorhob. Snape spürte, wie sich die unnatürlich roten Augen auf ihn hefteten und in sein Innerstes drangen. Er fühlte sich nackt, bloß und ausgeliefert unter diesen Blicken. Seinen Stolz hinunterschluckend, ließ er sich auf ein Knie nieder und neigte zum Zeichen der Ehrerbietung leicht den Kopf. Die Szene wirkte wie das Bildnis eines Knappen, der auf seinen Ritterschlag wartete. Oder auf seine Enthauptung…

Because I came here with a load
And it feels so much lighter since I met you
Honey you should know,
That I could never go on without you

Nach einer guten halben Stunde war das Verhör zu Ende und Severus, der ohne Beanstandung fortgeschickt worden war, beeilte sich, angeschlagen wie er war, nach Spinners End zurückzukehren. Dem Dunklen Lord schienen bei Malfoy keine Merkwürdigkeiten aufgefallen zu sein und er glaubte Snapes Versicherung, dass Harry lediglich mit Fletcher ein Hühnchen zu rupfen hatte aufgrund der entwendeten Erbstücke seines geliebten Paten. Das war fast zu gut gelaufen. Auch darüber, dass ihm Harry trotz der guten Gelegenheit nicht ausgeliefert worden war, verriet er nicht das geringste Zeichen der Verärgerung. Das kam davon, wenn man sich so bereitwillig davon überzeugen ließ, dass seine Gegner kein ernsthaftes Problem darstellten und man sie unterschätzte. Severus konzentrierte sich darauf, seine wackeligen Knie und seine vor Schmerz verkrampften Hände wieder in seinen Einflussbereich zu bringen. Sein Kopf fühlte sich an, wie eine Universitätsbibliothek aussehen musste, in der ein übellauniger Orang-Utan losgelassen worden war. Er war dankbar dafür, dass er sich nicht direkt auf seine Fußmatte übergeben musste, vor allem da gerade eine ältere Dame aus der Nachbarschaft vorbeiging und demonstrativ die Straßenseite wechselte. 'Es ist mir ein wahres Vergnügen, meine reizenden Nachbarn mit Gesprächsstoff zu versorgen', dachte er verächtlich und trank den Inhalt der Zaubertrankampulle, bevor er sich ins Haus begab.

Wurmschwanz war auf der Jagd nach Futter und Severus entschloss sich, ebenfalls ein wenig zu essen, bevor er schlafen ging. Zuversichtlich öffnete er den Küchenschrank nahe des Fensters, um sich einen seiner geliebten Doppelkekse mit Schokoladenfüllung zu gönnen. Er fand alles leer geräumt vor und brauchte nicht länger über die Beschaffenheit der Krümel nachzudenken. Hinter sich hörte er das unruhige Scharren Pettigrews, der gerade anfing, die Frage zu stellen, ob er denn etwas suchte. „Offensichtlich!“, unterbrach ihn Snape schnarrend und warf ihm einen bösartigen Blick zu, dem dieser auszuweichen versuchte. Er ließ so unauffällig wie möglich eiskaltes Wasser über seine immer noch pochenden und angespannten Hände fließen. „Diesen Schweinestall werde ich gesäubert vorfinden, wenn ich in ein paar Stunden aufstehe!“, zischte er seinem Hausgast zu und verzog sich ins Wohnzimmer, um seine Bücher zu ordnen, während er auf das Einsetzen der Zaubertrankwirkung wartete. Er freute sich auf einen tiefen und traumlosen Schlaf.

Green eyes, green eyes

Honey you are a rock
Upon which I stand

Der stete Druck von Wassermassen zermürbt jedes Gestein. Ihn, der wie aus Stein sein musste, würde er letztendlich befreien und nicht zerstören.

Song: Green Eyes
Interpret: Coldplay

Nickname: Asphodel


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