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Fanfiction

Nach der Schlacht von Hogwarts - Ein Haus taucht auf

von Krabbentaucher

Harry erschien auf dem heruntergekommenen Rasenstück mitten auf dem Grimmauldplatz. Er ging auf sein Haus zu, das zwischen den Häusern mit den Nummern elf und dreizehn erschien und ziemlich schäbig aussah. Harry nahm seinen Zauberstab hervor und tippte gegen die Tür. Die Schlösser schnappten auf und die Haustür konnte geöffnet werden. Harry betrat das Haus und sah sich um. Er stellte wieder einmal fest, daß nach Kreachers Renovierungsarbeit die Eingangshalle deutlich gewonnen hatte. Und tatsächlich stand der alte Hauself vor Harry.
„Kreacher begrüßt den Meister“, sagte er leise mit einem kurzen Blick über die Schulter die Treppe hinauf zu den Vorhängen, hinter denen sich das Bild der Mrs Black verbarg. „Der Meister hat geschrieben, daß er sich nur eine Kleinigkeit zum Mittagessen ausbittet?“
„Ja, danke, Kreacher.“
Harry ließ sich von seinem Hauselfen die Jacke abnehmen und ging in den Salon, wo er seine Notizpergamente mit den Schutzzaubern und Aufhebungszaubern auf dem großen Tisch ausbreitete. Er stützte seine Arme auf den Tisch und sah sich seine Aufzeichnungen an, die er während des Gesprächs mit Flitwick angefertigt hatte. Gewiß, das war eine Menge Arbeit, aber das Hauptproblem blieb der Fideliuszauber von Dumbledore. Harry überlegte sich, daß er erst einmal die anderen Schutzzauber aufheben und nach dem Mittagessen den Fideliuszauber in Angriff nehmen würde. Er sortierte die Gegenzauber danach, ob er das Haus dazu verlassen mußte oder sie drinnen aussprechen konnte.
Zunächst kümmerte er sich um die Zauber, für die er das Haus verlassen mußte. Denn jetzt am Vormittag war es ruhig draußen auf dem Grimmauldplatz – vermutlich befanden sich die Muggel entweder an ihren Arbeitsstellen oder auf dem Weg in den Osterurlaub. Harry ging die Treppe hinunter, nahm seine Jacke, sagte Kreacher Bescheid, was er vorhatte, öffnete die Haustür und trat hinaus. Er ging zu dem verwilderten Rasenstück hinüber und dachte, daß er das Gras wohl selbst werde schneiden müssen, wenn sich die Stadtverwaltung nicht darum kümmere. Dann stellte er sich auf und holte erneut den Zauberstab hervor. Nach einem sorgfältigen Blick nach links und rechts begann er, mit verschiedenen Zauberstabbewegungen und gemurmelten Zauberformeln einen Schutzzauber nach dem anderen aufzuheben.
„Finite contramuggellum...., abdeo contrasensum..., absolvo occulto...“
Es dauerte einige Zeit, bis er mit allen Zaubern fertig war, die er durchführen wollte. Denn immer wieder mußte er sich vergewissern, daß niemand zusah. Hin und wieder fuhr ein Auto vorbei oder es kam jemand von der U-Bahn-Station oder ging dort hin. Dann mußte sich Harry jedes Mal erneut konzentrieren, denn bei den meisten Zaubersprüchen mußte er einen bestimmten Gedanken fassen. Schließlich waren dann aber mit einer Ausnahme alle Zauber aufgehoben, die nur von außen aufgehoben werden konnten. Diese Ausnahme bildete ein Zauber, der Muggel davon abhielt, mit Personen im Haus Kontakt aufnehmen oder sich dem Haus auch nur auf weniger als zwei Meter nähern zu wollen. Harry wollte es Kreacher nicht zumuten, in den nächsten drei Monaten mit Muggeln konfrontiert zu werden, die irgendetwas wollten.
Zurück im Haus setzte Harry sein Programm fort und hob unter anderem den Unortbarkeitszauber auf, wofür man sich zwingend in dem unortbaren Gebiet aufhalten mußte.
„Finite incantatem obtectum“, sagte er, dachte dabei an eine Landkarte und schwang den Zauberstab in einem Dreieck.
Als er mit allen Zaubern fertig war, fühlte er sich rechtschaffen müde. Zwar hatte er nicht körperlich gearbeitet, aber die ständige Konzentration hatte doch Mühe gekostet. Er ließ sich auf dem Sofa nieder und starrte geistesabwesend aus dem Fenster, bis Kreacher erschien und sagte: „Es ist angerichtet, Meister.“

Es war, wie Harry es gewünscht hatte, nur ein leichtes Mittagessen. Trotzdem fühlte er sich ein wenig müde und zog sich auf das Sofa im Salon zurück, nachdem er alles aufgegessen und Kreacher für seine Kochkünste gelobt hatte. Das schwierigste Stück Arbeit lag jetzt unmittelbar vor ihm. Er hätte es gerne noch ein wenig vor sich hergeschoben, aber er wußte, daß er noch an diesem Tag damit fertig werden mußte, um an diesem oder am nächsten Tag an den Reaktionen der Muggel abzulesen, ob der Aufhebungszauber funktioniert hat.
Nachdem sich Harry ausgeruht hatte, rief er Kreacher zu sich.
„Ja, Herr?“ fragte Kreacher mit einer tiefen Verbeugung. „Wünscht Meister Harry, etwas Tee zu sich zu nehmen? Und darf Kreacher dem Herrn Gebäck dazu reichen?“
„Ähm, nein danke, Kreacher. Da ist etwas, das ich wissen muß, um den Fideliuszauber aufzuheben. Und ich hoffe, daß du mir helfen kannst.“
„Kreacher ist dem Herrn zu Diensten und wird ihm alles berichten, was mit dem ehrwürdigen Haus der Blacks zusammenhängt, das der Herr so würdig wiederherrichten läßt, auch wenn es bei Mrs Black auf Unverständnis gestoßen wäre, Muggelkabel einzubauen.“
Harry überging das. Er war schon froh, daß Kreacher den Besuch von Mr Fuse relativ gleichmütig hingenommen hatte.
„Kreacher, ich muß wissen, was sich zugetragen hat, als Sirius in das Haus zurückgekehrt ist und was Dumbledore hier getan oder mit Sirius besprochen hat. Sag es mir bitte.“
Er wußte, daß das ein wunder Punkt bei Kreacher war. Deshalb hatte sich entschieden, die Frage als Befehl zu formulieren, wenn auch als freundlich verpackten.
„Als Herr Sirius in das Haus seiner Ahnen zurückkehrte, das er fast zwei Jahrzehnte zuvor treulos verlassen hatte, nachdem er das Herz seiner Mutter gebrochen hatte, während Herr Regulus -“, begann Kreacher.
„Ist gut, Kreacher, diesen Teil kannst du überspringen“, unterbrach ihn Harry.
Kreacher verbeugte sich.
„Kreacher weiß um die rätselhafte Bindung, die zwischen Meister Harry und Herrn Sirius geherrscht hat.“
„Gut, weiter.“
„Herr Sirius kehrte also zurück und wurde von Prof. Dumbldore begleitet. Kreacher war überrascht, jemanden zu sehen, denn er hatte zwölf Jahre allein im Haus gelebt und nur die Gesellschaft der Bilder derer gehabt, die die edelsten Abkömmlinge der Familie Black waren.“
Harry brummte unwillig, zwang sich aber, nichts zu erwidern.
„Herr Sirius zeigte das Haus Prof. Dumbledore und machte es schlecht. Er sagte, er wolle nicht hierhin zurückkehren, er habe niemals zurückkehren wollen. Prof. Dumbledore sprach einen Zauber und stellte fest, welche Schutzzauber auf dem Haus lagen und sagte, das Haus sei geeignet, das Hauptquartier der Verschwörung gegen den Dunklen Lord zu sein. Er sagte, das Haus müsse bewohnbar gemacht werden. Oh, wie war Kreacher niedergeschlagen, als er auch noch erfahren mußte, daß Herr Sirius hier einziehen sollte. Herr Sirius war aufsässig wie damals schon und sagte, daß er sich nicht in diesem Haus verkriechen wolle, aber Prof. Dumbledore hat ihn zurechtgewiesen. Er hat bestimmt, daß Herr Sirius das Haus nicht verlassen solle.“
„Hm, ja, und was wurde im einzelnen zwischen Sirius und Dumbledore gesprochen?“ hakte Harry nach, der sich wünschte, das Denkarium zu haben, damit er die entscheidenden Augenblicke selbst miterleben konnte. Aber dem war nicht so. Deshalb mußte er sich auf das verlassen, was Kreacher ihm berichtete.
„Herr Sirius war aufsässig und ungezogen, wie es immer seine Art war“, erzählte Kreacher, und Harry schloß kurz die Augen. „Prof. Dumbledore hat ihm gesagt: 'Du mußt in diesem Haus bleiben. Wir können es uns nicht leisten, wenn du draußen erkannt wirst.' Aber Herr Sirius war uneinsichtig: 'Ich bin ein ungemeldeter Animagus. Ich kann als Hund gehen.' Doch Prof. Dumbledore hat gesagt: 'Dank Peter Pettigrew wissen alle Todesser davon. Du wirst auch als Hund erkannt werden. Du mußt im Haus bleiben. Glaube nicht, daß das ein unwichtige Aufgabe wäre – der Orden braucht ein Hauptquartier, und ein besseres als dieses gibt es nicht. Es muß hergerichtet werden. Es muß immer besetzt sein, falls mal was ist. Das mußt du machen.' Doch Herr Sirius blieb bockig: 'Ich will nicht im verhaßten Haus meiner Eltern festsitzen! Ich will kämpfen!' Oh, wie traurig wäre die edle Mrs Black gewesen, wenn sie das gehört hätte!“
Harry versuchte, Kreacher dazu zu bringen, beim Thema zu bleiben: „Mach weiter, was haben die beiden noch geredet?“
Kreacher sammelte sich und fuhr fort: „Herr Sirius war ungezogen und unersättlich. Er wollte Bedingungen stellen. Er sagte: 'Ich bin der Pate von Harry. Harry soll dann auch hier leben, dann muß er nicht mehr bei Onkel und Tante bleiben, die er sowieso nicht mag. Lily hatte mir mal von ihrer Schwester erzählt.' Doch Prof. Dumbledore hat nur geseufzt. 'Ich weiß, daß Harry bei den Dursleys unglücklich ist. Aber es ist nicht zu ändern, er ist dort in den Ferien am sichersten aufgehoben. Es liegt ein besonderer Zauber auf dem Haus.' Herr Sirius wollte es nicht einsehen und hat gesagt: 'Auf diesem Haus wird auch bald ein besonderer Zauber liegen, und hier findet niemand Harry. Wir könnten so viele Sachen machen.' Prof. Dumbledore hat ihm gesagt, daß der Zauber auf dem Haus des Onkels und der Tante des Meisters nicht so schnell brechen könne wie der auf dem altehrwürdigen und gar fürnehmen Hause Black. Und er sei auch viel wirksamer. Dann hat Herr Sirius vorgeschlagen, er könne mit seinem Motorrad herumfliegen, und er könne Touren mit dem Meister unternehmen. Und er fragte, wo das Motorrad überhaupt sei, da er es einem Mann geliehen habe, an dessen Namen sich Kreacher nicht mehr erinnert, und der damals den Meister von seinen Eltern abgeholt und zu Onkel und Tante gebracht hat.“
Harry bekam ein flaues Gefühl im Magen. Er erinnerte sich an Hagrid, wie er mit dem Motorrad im Garten stand und ihm sagte, beim letzten Mal habe er Harry mit der Hand tragen können.
„Weiter“, sagte er tonlos.
Kreacher verbeugte sich.
„Prof. Dumbledore sagte, das Motorrad befinde sich in Hogwarts an einem geheimen Ort, und er fände nicht, daß das eine gute Idee sei, da die Leidenschaft des Herrn Sirius für diese Art der unverständlichen Muggelgerätschaften im Zaubereiministerium bekannt sein dürfte. Immer wieder hat Herr Sirius von seinem Motorrad geredet, und daß er mit dem Meister damit herumfliegen wolle.“
Harry starrte auf seine Hände, die er in seinem Schoß gefaltet hatte. Er dachte nach.
„Hm“, machte er. „Sag mal, Kreacher“, fügte er hinzu, „hat Dumbledore irgendetwas gesagt, bevor er den Fideliuszauber ausgesprochen hat? Was haben die beiden miteinander besprochen? Irgendetwas, das damit zu tun hat, daß Sirius in der Lage sein soll, den Zauber zu lösen, sollte Dumbledore sterben?“
Nun war es an Kreacher, nachzudenken. Schließlich sagte er: „Herr Sirius hat gar nicht darüber nachgedacht. Und er hat auch nicht gefragt. Er hat nur gesagt: 'Ich war froh, als ich aus dem Haus meiner Eltern verschwunden bin, und ich werde auch wieder froh sein, wenn ich hier abhauen kann, wenn alles vorbei ist.' Sich selbst überlassen wollte er das Haus, er, der der geliebten Herrin das Herz gebrochen hat.“
„Ja, aber hat Dumbledore irgendetwas gesagt?“ drängte Harry.
„Wenn Kreacher nachdenkt... Ja, er hat etwas gesagt. Er hat gesagt, er denke das, was für Herrn Sirius offenbar wichtig ist.“
„Aha, und was war das?“
„Das hat Prof. Dumbledore nicht gesagt.“
Kreacher sah Harry mit einem Ausdruck an, der verriet, daß es ihm ehrlich leidtat, daß er seinem Herrn nicht besser helfen konnte. Harry sagte: „Danke, Kreacher.“
„Kreacher fängt schon einmal an, das Abendessen vorzubereiten“, sagte der alte Hauself und ging aus dem Zimmer.

Harry drehte sich auf dem Sofa im Salon so, daß er nun darauf lag. Er verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und dachte nach. Ihm kam die Liste in den Sinn, die Hermione aufgestellt hatte. Sicher – das Motorrad war auf der Liste enthalten. Aber war das so einfach? Eine so simple Lösung sah Dumbledore nicht ähnlich. Oder war er es selbst, also ein Gedanke an Harry? Immerhin hätte Harry nicht nur für Sirius sein Leben riskiert, sondern umgekehrt Sirius auch für Harry. Oder ein Kampf? Das hielt Harry für eher unwahrscheinlich. Denn die Frage der Aufhebung des Fideliuszaubers stellte sich erst nach dem Sieg über Voldemort und die Todesser. Das brachte Harry auf eine Spur: Wenn der Orden den Sieg davongetragen hätte und Sirius am Leben geblieben wäre – wie wäre es dann weitergegangen? Harry hätte nicht mehr bei den Dursleys leben müssen, sei es, daß die Notwendigkeit des Schutzes nicht mehr bestand, sei es, daß Harry volljährig geworden wäre. Aber da gab es einen Haken: Hatte nicht Dumbledore seinen Tod geplant? War Harry nicht ausersehen, sich von Voldemort töten zu lassen? Dann könnte Dumbledore an Sirius gedacht haben, wie er an Harrys Grab stand. Doch halt. Da war Dumbledores Triumph in den Augen gewesen, als Harry nach dem Trimagischen Turnier berichtet hatte, daß Voldemort sein Blut genommen hatte, um seinen Körper zurückzugewinnen. Dumbledore hat nicht den Tod, sondern das Überleben von Harry geplant! Erleichtert entspannte sich Harry. Er konnte in die schon eingeschlagene Richtung weiterdenken. In seinen Gedanken kreisten immer wieder das Motorrad und er selbst herum. Hatte Sirius nicht so begeistert davon geredet, mit Harry auf dem Motorrad durch die Gegend zu fliegen? Stand nicht das Motorrad nicht in einem engen Zusammenhang mit Harrys Rettung aus dem Haus in Godric's Hollow? Das war es: Dumbledore hat an Sirius gedacht, wie er mit Harry auf dem Sozius über das Land brauste.
Harry richtete sich auf. Er war überzeugt, den Schlüssel gefunden zu haben. Trotzdem freute ihn das nicht wirklich, denn mit diesem Gedanken war die schmerzliche Erinnerung verbunden, daß Sirius tot war. Das, was sich Sirius erträumt hatte, war genaugenommen auch Harrys Traum. Und dieser Traum würde niemals wahr werden. Er lehnte sich zurück und starrte an die Decke. Nach einiger Zeit sagte er sich, daß er sich zusammenreißen müsse. Er stand auf und überlegte. Den Gedanken mit ihm und Sirius auf dem Motorrad würde er als erstes ausprobieren, aber auch die Gedanken an einen Kampf, an einen Kampf um Harrys Leben, sogar an Harrys Grab mußten ausprobiert werden. Und er würde auch Hermiones Liste abarbeiten.
Harry zog seinen Zauberstab hervor und las sicherheitshalber noch einmal seine Notizen vom Gespräch mit Flitwick durch. Dann trabte er die Treppe hinunter, öffnete die Haustür und trat ins Freie. Er sah nach links und rechts. Auf der anderen Seite des Grimmauldplatzes fuhr ein Auto vorbei, dann noch eins. Danach herrschte wieder Ruhe. Harry überquerte die Fahrbahn zum verwilderten Rasenstück in der Mitte des Platzes. Dort stellte er sich so auf, daß er das Haus sehen konnte. Denn es hatte aufgrund des Fideliuszaubers die Eigenschaft, ab einer bestimmten Entfernung zu verschwinden. Harry sah sich noch einmal um. Nun näherte sich von der anderen Seite ein Auto und fuhr zwischen ihm und dem Haus vorbei. Endlich war Harry allein. Er hob den Zauberstab und rief sich in Erinnerung, wie er hier kurz nach seinem 15. Geburtstag in der Nacht mit seiner Leibgarde gelandet war. Mad-Eye Moody hatte ihm ein Pergament gezeigt, auf dem in Dumbledores, enger Handschrift stand: „Das Hauptquartier des Phönixordens befindet sich am Grimmauldplatz Nummer zwölf, London.“ Dann hatte Moody ihm das Pergament wieder aus der Hand genommen und vernichtet. Nachdem er an das gedacht hatte, was auf dem Pergament zu lesen gewesen war, war das Haus erschienen. Während Harry sich daran erinnerte, vollführte er die komplizierte Bewegung mit dem Zauberstab, die er bei Flitwick einstudiert hatte, und sagte: „Levo arcanum.“
Von rechts hörte er ein Geräusch. Vier Jungen kamen auf Fahrrädern herangeradelt. Schnell steckte Harry seinen Zauberstab weg. Die Jungen sahen zwar kurz zu ihm hinüber, hielten aber nicht an, sondern fuhren weiter. Harry eilte schnell zum Haus hinüber und ging hinein.
Nachdem er wieder im Salon stand, schaute er noch einmal auf das Notizpergament, stellte sich in der Mitte des Raumes auf, erinnerte sich an Dumbledore, wie er an seinem Schreibtisch saß, die Fingerkuppen seiner beiden Hände aneinandergelegt. Harry streckte den Zauberstab aus, beschrieb damit eine leichte, waagerechte Schlangenlinie und sagte: „Finite incantatem fidelii.“
Das wäre soweit geschafft, dachte Harry. Nun kam der schwierige Teil. Er legte die Liste mit möglichen Gedanken auf dem Tisch zurecht. Dann fiel ihm etwas ein und er rief: „Kreacher!“
Mit einem Knacken erschien der Hauself vor Harry und verbeugte sich.
„Der Herr hat gerufen?“
„Kreacher, ich bräuchte deine Hilfe, sofern du dich von deinen augenblicklichen Aufgaben loseisen kannst.“
Kreacher verbeugte sich wieder und sagte: „Wenn ich eben noch den Braten vorbereiten und in den Ofen schieben dürfte, damit er in zwei Stunden fertig ist?“
„Kein Problem, Kreacher. Melde dich wieder, wenn du so weit bist.“
Der Elf verschwand, und Harry trat an den Tisch, wo er sich mit den Händen aufstützte und sich alle Pergamente noch einmal ansah. Nach einiger Zeit erschien Kreacher erneut und verbeugte sich.
„Kreacher ist bereit, Meister Harry.“
„Kreacher, hör zu. Du müßtest ans Fenster gehen und gucken, ob die Leute draußen irgendwie erkennen lassen, daß sie das Haus hier sehen können. Ich werde jetzt einen Zauber mehrfach aussprechen und hoffe, daß einer der Versuche erfolgreich ist.“
Kreacher verbeugte sich, richtete sich wieder auf und gab zu bedenken: „Meister, ist es denn klug, die Muggel das Haus sehen zu lassen? Sie könnten versuchen, hier herein zu gelangen.“
„Kein Problem, Kreacher, ich habe nicht alle Schutzzauber aufgehoben. Einen einfachen Muggelabwehrzauber habe ich aufrecht erhalten. Wenn ein Muggel sich dem Haus nähert, wird ihm irgendetwas einfallen, das er ganz dringend erledigen muß.“
Kreacher nickte kurz und ging zum Fenster. Harry hob den Zauberstab. Dann dachte er daran, wie er nicht mit Hagrid, sondern mit Sirius auf dem Motorrad über die südenglische Landschaft fliegt. Dabei versuchte er, den Stich, der ihm dieser Gedanke versetzte, beiseite zu schieben. Er drehte sich mit ausgestrecktem Zauberstab um seine eigene Achse und sagte: „Abdeo arcanum omnibus.“
Harry sah zu Kreacher hinüber, der weiterhin aus dem Fenster spähte. Nun ergriff Harry die Liste und legte sie wieder weg. Er stellte sich erneut auf, drehte sich mit ausgestrecktem Zauberstab um sich selbst, dachte an Sirius allein auf dem Motorrad und sagte: „Abdeo arcanum omnibus.“
Dieser Vorgang widerholte sich wieder und wieder. Harry dachte an sich, wie er gemeinsam mit Sirius in der Küche am Tisch sitzen würde, wie Sirius ihn in seiner Menschengestalt zum Gleis neundreiviertel begleitet, um ihn zu verabschieden, wie Sirius in einem Kampf wegen Harry und dann auch für sich allein verwickelt, an Sirius an Harrys Grab. Dann kamen die einfachereren Gedanken: Nur an das Motorrad, aber auch an den Phönixorden, vor allem an die Mitglieder, die nach Harrys Einschätzung Sirius besonders nahe gestanden haben. Er befürchtete schon, einen Drehwurm zu bekommen, da hörte er plötzlich Kreachers Ochsenfroschstimme: „Die Muggel scheinen etwas zu bemerken.“
Schnell wie der Blitz stand Harry neben seinem Hauselfen am Fenster und spähte hinaus. Draußen stand ein Paar in mittleren Jahren zusammen und sah herüber. Es konnte auch Zufall gewesen sein, dachte Harry. Doch dann wies der Mann erst auf das Haus links von Nummer zwölf, dann auf Nummer zwölf und schließlich auf Nummer dreizehn. Die Frau schüttelte den Kopf in der Wiese, als ob sie ihn klar bekommen wollte. Der Mann zuckte mit den Schultern, nahm die Frau am Arm, und beide gingen weiter. Harry überlegte. Die beiden kamen offenbar aus der Gegend. Die hier ansässigen Muggel hatten sich schon an die Kuriosität gewöhnt, daß Nummer elf neben Nummer dreizehn stand. Jetzt aber war die fehlende Nummer zwölf aufgetaucht.
„Kreacher, sind das die ersten, die etwas gemerkt hatten?“ fragte Harry, der etwas erstaunt war, daß sein letzter Versuch etwas damit zu tun hatte.
Er hatte während dieses Versuchs an mehrere Butterbierflaschen auf dem Tisch in der Küche gedacht. Das war eine Idee von Ron, die weder von Harry noch von Hermione besonders ernst genommen worden war.
„Das sind die ersten, die hergeschaut haben“, sagte Kreacher. „Vorher sind die Muggel entweder in ihren Maschinen vorbeigefahren, oder sie sind auf der anderen Seite des Platzes gegangen. Einer ist in merkwürdigen bunten Sachen vor dem Haus vorbeigelaufen, ohne Notiz zu nehmen.“
Harry schmunzelte. Das war sicher ein Freizeitsportler.
„Hm, dann kann es also sein, daß einer meiner früheren Versuche den Zauber schon aufgehoben hat, aber keine geeigneten Muggel in der Nähe waren“, dachte er laut.
„Das wird es sein, Meister Harry.“
„Gut. Danke, das war's, Kreacher, du warst mir eine große Hilfe.“
Kreacher verbeugte sich und verschwand wieder.

Draußen begann die Abenddämmerung. Harry hatte beschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen, ob er wirklich Erfolg gehabt hatte. Er lehnte am Zaun vor Nummer zwölf und tat so, als würde er mit einem Mobiltelefon telefonieren. Nach einigem Warten tauchten zwei junge Mädchen auf. Weil Harry direkt an Nummer zwölf lehnte, fiel ihr Blick erst auf ihn, dann auf das Haus. Die eine stieß die andere an.
„Sag mal, war da nicht immer eine Lücke?“ fragte sie ihre Begleiterin.
Die schüttelte den Kopf und erwiderte: „Nein, da stand immer ein Haus neben dem anderen.“
„Das meine ich nicht. Die Hausnummern! Das ging doch neun, zehn, elf, dreizehn. Die zwölf fehlte. Und jetzt ist sie da.“
Harry tat so, als würde er das Gespräch beenden und das Telefon in die Jackentasche stecken.
„Was ist?“ fragte er.
„Ich habe gerade zu meiner Freundin gesagt, daß die Nummer vorher nicht da war“, antwortete die, die zuerst gesprochen hatte.
„Jetzt erinnere ich mich auch“, sagte die andere, „da war immer ein Fehler drin. Ob nun Nummer elf oder zwölf oder neun oder was fehlte, weiß ich nicht. Vielleicht war das woanders?“
Harry tat, als sei er erstaunt und drehte sich nach Nummer zwölf um. Als er sich wieder den Mädchen zugewandt hatte, sagte er: „Mir ist nichts komisches aufgefallen. Die Nummer zwölf ist ja offensichtlich da. Und die soll gefehlt haben? Vielleicht war es wirklich woanders.“
Das Mädchen, das die Veränderung zuerst bemerkt hatte, schüttelte den Kopf und erwiderte: „Nein, das war die Nummer zwölf. Ich weiß noch, daß wir zu Hause am Tisch darüber gesprochen haben: 'Warum macht niemand was mit der Nummer zwölf, die am Grimmauldplatz fehlt?' hat Mum immer gesagt.“
Harry zuckte mit den Schultern.
„Vielleicht hat jetzt endlich jemand mal was gemacht.“
Das andere Mädchen nickte.
„Das wird's sein. Komm, gehen wir weiter, so wichtig ist das ja nicht mit der blöden Hausnummer.“
„Oder“, sagte Harry, von Kühnheit gepackt, „oder das Haus war verzaubert und ist jetzt wieder aufgetaucht.“
Das erste Mädchen lächelte schief, sagte nur „ha-ha“ und ging mit ihrer Freundin weiter. Harry blieb in guter Stimmung zurück. Das war der Beweis, daß er den komplizierten Fideliuszauber von Dumbledore aufgehoben hatte. Inzwischen wurde es schon dunkel. Er ging auf die andere Seite des Grimmauldplatzes, also dorthin, von wo aus das Haus sonst nicht mehr sichtbar war. Doch jetzt war es immer noch in seiner ganzen vergangenen Pracht und Herrlichkeit zu sehen. Glücklicherweise war es nicht so heruntergekommen, daß es zwischen den anderen abgewirtschafteten Gebäuden auffiel. So würden sich die Muggel viel leichter dran gewöhnen können. Harry kehrte in das Haus zurück.
„Schuhe ausziehen und Hände waschen, Meister Harry, das Abendessen ist angerichtet“, lautete wie üblich Kreachers Bitte zu Tisch.
„Ja, danke, Kreacher“, erwiderte Harry und tat, wie ihm geheißen.

Recht zufrieden mit sich selbst apparierte er am nächsten Morgen nach dem Frühstück vor das Tor mit den geflügelten Ebern, das auf die Ländereien von Hogwarts führte. Er ging durch das Tor durch und betrat schließlich die Eingangshalle des Schlosses. Dort traf er auf Ginny, die ihn stürmisch begrüßte.
„Schade, daß ich jetzt keine Kamera dabei habe“, hörte Harry eine schleppende, schnarrende Stimme sagen.
Er löste sich von Ginny und sah Malfoy, der mit Goyle und zwei anderen Slytherins in der Nähe stand und die beiden spöttisch anschaute.
„Und schade, daß der Wettbewerb vorbei ist“, sagte einer der beiden Slytherins, der Harry nicht namentlich bekannt war.
„Einfach widerlich, wie die beiden sich aneinander festgesaugt haben“, ergänzte der andere Slytherin.
„Wo kommst du überhaupt her, Potter? Hat es dir in den Ferien nicht gefallen?“ erkundigte sich Malfoy.
Harry erwiderte seinen Blick und sagte ruhig: „Ich mußte mich ein wenig um mein Haus kümmern. Aber jetzt bleibe ich in der Schule und passe auf dich auf.“
Malfoy hob eine Augenbraue, sagte aber nichts. Goyle stand weiterhin mit einem Gesichtsausdruck da, der nicht verriet, ob er einfach den Sinn der Unterhaltung nicht mitbekommen hatte, oder ob er sich einfach nicht für das alles interessierte. Dafür übernahm einer beiden anderen Slytherins die Initiative: „Er ist bestimmt traurig, daß er seine Freundin nicht mitnehmen durfte. Eine Nacht allein im Haus! Oder wie der Dichter sagt: Verlockend ist der äuß're Schein, der Weise dringet tiefer ein.“
Während der andere Slytherin sich lachend auf den Schenkel schlug, zischte Malfoy: „Laß diese niveaulosen Sprüche! Sieh erstmal zu, daß du selbst eine Freundin an Land kriegst.“
Der Slytherin, der sich auf den Schenkel geschlagen hatte, straffte sich und sagte verächtlich zu seinem Kumpel, wobei er mit dem Daumen auf Malfoy wies: „Der zieht wohl wieder die Ich-gehöre-inzwischen-zu-den-Guten-und-beweise-es-auch-Show ab.“
Der andere Slytherin grinste: „Nee, eher eigene Betroffenheit – hast du nicht mitbekommen, daß er in einer dunklen Ecke unseres Gemeinschaft mit Astoria rumgemacht hat – du weißt: Astoria Greengrass, die eine Klasse unter uns ist?“

Wenig später saßen Harry und Ginny bei Hermione und Ron im Gemeinschaftsraum – in dem der Gryffindors, natürlich.
„Was? Malfoy hat 'ne Freundin? Welche gibt sich denn mit dem ab?“ ereiferte sich Ron.
Harrys Bericht von seinen Aufhebungszaubern war durch dieses Stückchen Klatsch völlig in den Hintergrund getreten. Hermione dachte nach.
„Greengrass, Greengrass... Das müßte die jüngere Schwester von Daphne Greengrass sein. Das war die Slytherin-Schülerin, mit der zusammen ich meine praktische Prüfung in Zauberkunst für die ZAGs hatte. Mit Goyle und Anthony.“
Ron sah sie erstaunt an.
„Hermione, gibt es zufällig etwas, das du dir nicht merkst?“
„Wieso?“
„Ich wüßte nicht mehr, mit wem zusammen ich in was praktisch geprüft wurde, ich war einfach zu sehr mit der Prüfung selbst beschäftigt.“
„Ron, bloß weil du dich nicht für das interessierst, was in deiner Umgebung vor sich geht, muß nicht jeder andere auch so gleichgültig sein.“
„Ich bin nicht gleichgültig, ich konzentriere mich nur auf das wesentliche.“
„Auf Klatsch zum Beispiel, etwa mit wem Malfoy geht.“
„Das ist kein Klatsch, sondern – ähm – naja, kein Klatsch eben.“
„Sehr schlagfertig.“
„Ich kann mir einfach niemanden vorstellen, der mit diesem Schleimbeutel gehen will. Und außerdem: Sind wir nicht langsam in einem Alter, wo man nicht mehr sagt, daß man mit jemanden geht? Da sagt man doch -“
„Ron, wieso sollte Malfoy nicht auch mal die Liebe finden?“
„Weil er gar nicht weiß, was das ist. Er denkt doch immer nur an Macht und Geld und Reichtum... Genau! Das ist es! Diese Astra -“
„Astoria“, verbesserte Ginny trocken.
„- diese Astoria ist hinter seinem Geld her. Das ist es“, schloß Ron.
„Und du willst ihn vor ihrem gierigen Griff retten?“ fragte Harry und versuchte dabei, so ernst wie nur irgend möglich zu wirken.
„Ich habe schon seinem Kumpel Goyle das Leben gerettet, das reicht“, erwiderte Ron.
Hermione seufzte. Ginnys Hand fand Harrys, und sie zog ihn zu einem Kuß zu sich heran.
„Was Malfoy kann, können wir schon lange“, flüsterte sie.
„Ja, und jetzt in den Ferien werden wir -“, flüsterte Harry zurück, wurde jedoch von Hermione unterbrochen.
„Gar nichts werdet ihr“, sagte sie mit einem besonders hermionehaften Blick. „In knapp drei Monaten kommen die Prüfungen für die UTZe. Ich habe für euch doch schon die Pläne vorbereitet. An die Arbeit!“
Ginny löste sich von Harry, verdrehte die Augen so, daß es Hermione nicht sah und zuckte mit den Schultern.
„Es ist eben Hermione“, murmelte Harry und stand auf, um seine Schulsachen aus dem Schlafsaal zu holen.
Ron folgte ihm.
„Können wir mal eben auf der Karte gucken, was Malfoy und diese Greengrass so treiben?“
„Na schön“, sagte Harry und zog das Pergament hervor.
Dann tippte er es mit dem Zauberstab an und murmelte den Zauberspruch. Der Grundriß der einzelnen Etagen des Schlosses erschien. Sie suchten Malfoy und fanden seinen Punkt. Er war allein. Harry wollte die Karte schon löschen, doch Ron suchte nach Astoria Greendgrass.
„Ist nicht drauf“, stellte er schließlich fest.
„Vielleicht ist sie in den Osterferien nach Hause gefahren. Es hocken ja nicht alle Slytherin-Eltern in Askaban“, sagte Harry und löschte die Karte.
„Übrigens, das mit den Aufhebungszaubern an deinem Haus...“, begann Ron.
„Ja?“
„Naja, was du da erzählt hast von den beiden Muggelmädchen – so viel Kaltschnäuzigkeit kriegst auch nur du hin. 'Verzaubert und wieder aufgetaucht'...“, fuhr Ron fort und lachte. „Du solltest dir mal überlegen, ob du nicht besser im Ministerium etwas mit Muggelbeziehungen machst, du bist da echt gut drin.“


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