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Fanfiction

Nach der Schlacht von Hogwarts - Weihnachten zu Hause

von Krabbentaucher

„Ach, Mum, wann hörst du endlich damit auf?“
Ron guckte entnervt auf den Küchentisch, wo Mrs Weasley zwei Zeitungsartikel aus dem Sidmouth Herald ausgebreitet hatte. Harry hatte sich in Hogwarts schon gewundert, daß Mrs Weasley in letzter Zeit keinen ihrer Flugzeugabsturzartikel geschickt hatte, aber jetzt, nachdem er, Ron, Ginny und Hermione am Tag vor Heiligabend im Fuchsbau angekommen waren, konnte sie es kaum erwarten, ihnen die Ereignisse der letzten zwei Monate unter die Nase zu reiben.
„Das könnt ihr ruhig zur Kenntnis nehmen, alle vier!“
„Aber ich bin doch noch gar nicht mit Muggelflugzeugen geflogen!“ protestierte Ginny.
Mrs Weasley schnaubte nur und wandte sich wieder den Vorbereitungen für das Mittagessen zu. Harry sah sich die Artikel an. Ein Propellerflugzeug war Ende November auf einer Kanalinsel während eines Testfluges im Spiralflug abgestürzt, wobei beide Piloten ums Leben kamen. Und in Thailand hatte es 146 Tote gegeben, weil ein Airbus von Thai Airways beim dritten Landeversuch in eine Gummiplantage gekracht war.
„In Thailand seid ihr doch zwischengelandet, nicht wahr?“ erläuterte Mrs Weasley, warum sie so aufgebracht war. „Und das Ding ist in Bangkok gestartet, da seid ihr doch auch gestartet, oder?“
Sie drehte sich wieder um, stemmte die Hände in die Gegend, die bei schlankeren Frauen die Hüften wären und faßte Harry und die anderen wie gestellte Missetäter ins Auge.
„Mum“, seufzte Ron, „es ist jetzt ziemlich lange her -“
„Etwa vier Monate“, sprang ihm Hermione mit dem Ergebnis einer Rechenoperation bei.
„Ja, vier Monate“, setzte Ron seine Ausführungen fort, „daß wir zurückgekommen sind. Und seither sind wir nur auf dem Besen geflogen. Also – was soll das alles? Das nervt, und außerdem interessiert es irgendwann nicht mehr.“

Nach dem Mittagessen ging Harry in den Garten hinaus. Ginny folgte ihm.
„Warte, Harry, ich komme mit!“
„So interessant wird Exeter nicht sein, ich wollte dort nur noch etwas besorgen.“
„Ich komme trotzdem mit.“
Einen unangenehmen Augenblick später standen beide in einer Seitenstraße, die von alten Häusern gesäumt war.
„Und nun? Was hast du vor?“ wollte Ginny wissen.
„Ich wollte noch ein Geschenk für deinen Vater besorgen. Dazu muß ich in eine Buchhandlung gehen.“
„Warum sind wir nicht einfach zu Flourish & Blotts appariert? In die Winkelgasse nach London?“ fragte Ginny.
„Wirst du schon sehen“, beschied ihr Harry.
Sie verließen die Seitenstraße und liefen durch Exeter. Bald schon hatten sie die Kathedrale erreicht.
„So“, meinte Harry, „meistens gibt es in der Gegend von solchen Gebäuden eine Buchhandlung...“
Er sah sich um und ging los. Ginny folgte. Tatsächlich hatte er Glück: Drei Straßen weiter fand er eine recht große Buchhandlung.
„Eine Muggelbuchhandlung?“ fragte Ginny, doch dann fiel bei ihr der Sickel. „Ach so, ja, wenn es für Dad ist...“
Es war das erste Mal seit mehr als sieben Jahren, daß Harry wieder in einer Buchhandlung stand, die Tante Petunia als „normal“ bezeichnen würde. Im Gegensatz zu Flourish & Blotts wirkte alles wesentlich aufgeräumter und geschäftsmäßiger. Die Bücher hatten von Ausnahmen abgesehen ungefähr die gleiche Größe, und von den Umschlägen zwinkerte niemand die Kunden an. Im ersten Obergeschoß stand Harry vor dem Regal, das er gesucht hatte.
„Luftfahrt“, las Ginny und grinste. „Das du dir das traust, wo das doch Mum so auf die Palme bringt...“
Harry lächelte Ginny an und begann dann zu stöbern. Ein Buch zeigte auf schwarzem Einband ein brennendes Verkehrsflugzeug. „Luftfahrtkatastrophen“ las Harry und wollte es wieder zurückstellen.
„Zeig mal her“, sagte Ginny und nahm ihm das Buch aus der Hand.
Harry suchte weiter. Schließlich fand er, was er gesucht hatte. „Luftfahrzeugtechnik“ stand auf dem Einband. Harry schlug das Buch auf. Das war genau richtig für Mr Weasley, dachte er. Das Buch enthielt zahlreiche erläuternde, allerdings nicht animierte Zeichnungen von Flügeln, Triebwerken, ganzen Flugzeugen und so weiter. Das war es. Damit würde Mr Weasley seine Fragen beantwortet bekommen. Harry wollte mit dem Buch zur Kasse gehen, stellte aber fest, daß Ginny noch immer im Katastrophenbuch las.
„Wollen wir dann gehen? Ich habe gefunden, was ich gesucht habe.“
Ginny riß sich von ihrer Lektüre los und wirkte noch etwas benommen.
„W-was? Ach ja...“
Dann zeigte sie auf das Buch, das Harry in der Hand hielt und setzte hinzu: „Gute Idee übrigens. Das ist genau das richtige. Warum sind wir nicht schon früher drauf gekommen?“
Harry wollte Ginny behilflich sein und das Katastrophenbuch ins Regal zurückstellen, da umklammerte sie das Buch fester.
„Harry, ich glaube, das schenke ich Mum. Ist alles gut erklärt. Da kann man lesen, warum die Flugzeuge abgestürzt sind und welche Lehren die Muggel draus gezogen haben. Leihst du mir Muggelgeld?“
Harry sah Ginny mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Du – du willst doch nicht im Ernst deiner Mutter ein Buch über Flugzeugabstürze zu Weihnachten schenken, oder?“
„Doch“, erwiderte Ginny schnippisch. „Wenn es ihr so einen großen Spaß macht – bitteschön. Krieg ich jetzt das Muggelgeld? Ich kann es dir auch gleich in Galleonen zurückgeben.“
„Ach, laß mal, das mache ich schon -“
„Nein, wenn ich es Mum schenken will, muß es auch von mir kommen.“
Harry zahlte für beide Bücher an der Kasse jeweils 15 Pfund. Draußen vor dem Geschäft zückte Ginny ihren Goldbeutel, der, wie bei den Weasleys üblich, recht schlaff herunterhing.
„Also?“ fragte sie herausfordernd. „Wieviel?“
„So etwa drei Galleonen, würde ich sagen“, murmelte Harry.
Sie wollten gerade zurückapparieren, da fiel ihm ein, daß er Dudley noch anrufen könnte. Er fand eine Telefonzelle, die von Ginny neugierig beäugt wurde, und wählte die Nummer der Dursleys. Harry hatte Glück: Dudley war nicht nur zu Hause, sondern nahm auch gleich den Hörer ab. Er war überrascht, Harry zu sprechen. Dudley erzählte, daß er mit seinen Eltern am nächsten Montag nach London fahren werde. Weil Harry sich am selben Tag in London aufhalten würde, verabredeten sie sich für den Nachmittag in einem Café, das Dudley von früheren Einkaufstouren kannte.

Am nächsten Tag war Heiligabend. Wie schon zwei Jahre zuvor – im Vorjahr waren Harry, Hermione und Ron aus bekannten Gründen verhindert gewesen – stand das Weihnachtsradiokonzert mit Mrs Weasleys Lieblingssängerin, Celestina Warbeck, auf dem Plan. Diese Dame war zwar nicht unbedingt Harrys Fall, aber er war taktvoll genug, Mrs Weasleys Wunsch zu respektieren. Fleur und Bill glänzten durch Abwesenheit. Sie feierten Weihnachten bei Fleurs Eltern in Frankreich, und Harry konnte den Verdacht nicht vollständig niederkämpfen, daß die beiden, das weihnachtliche Funkkonzert vor Augen, sich dort selbst eingeladen hatten. Dafür war Percy da, der seinen letzten Weihnachtsbesuch im Fuchsbau nicht in bester Erinnerung hatte und nun versuchte, so freundlich wie nie zu sein, als würde er einen erneuten Pastinakenpüréeangriff befürchten. Auch George war da, der sich für die ganzen Feiertage bis Neujahr im Fuchsbau einquartiert hatte. Es dürfte wohl so gewesen sein, daß er gerade um diese Zeit Freds Abwesenheit besonders schmerzhaft spürte und er es in seiner Wohnung über dem Laden nicht aushielt. Allein Hermione war rundum guter Stimmung, da sie im Dorf gewesen war und vom dortigen Postamt aus am späten Nachmittag mit ihren Eltern in Australien telefoniert hatte.
„Es geht ihnen gut“, berichtete sie. „In Australien ist jetzt Sommer. In Port Hedland haben sie mittags 35 Grad, aber es regnet ab und zu, dann aber kräftig. Ist ja in den Tropen Regenzeit. Das heißt, die Regenzeit beginnt gerade. Leider gibt es immer wieder leichtsinnige Schwimmer. Erst vorgestern mußte einer gerettet werden, der von einer Würfelqualle erwischt wurde. Und an der Westküste haben sie jetzt wieder Angst vor Waldbränden. Bei der Hitze dort, die ist natürlich in Sydney nicht so schlimm wie an der Nordküste, bei der Hitze jedenfalls sind die Bäume ausgetrocknet, und Eukalyptusbäume haben ja soviel Öl, da reicht ein Funke. Oh – und Harry, sie haben mir auch von Skeeter erzählt.“
Harry sah überrascht auf.
„Und?“
„Sie hat wohl halb Port Hedland umgegraben. Also, eines muß man dieser Frau lassen: Sie ist gründlich. Sie hat nämlich gewußt, daß meine Eltern Zahnärzte sind. Und so hat sie nicht einfach nach Leuten gefragt, die Granger heißen, sondern sie hat nach Briten gesucht, die kürzlich angekommen waren und die Zahnärzte sind.“
Ron machte ein neugieriges Gesicht und sagte: „Aber die Skeeter hat doch geschrieben, daß sie nicht fündig geworden ist, oder? Wie sind deine Eltern dann entkommen?“
„Och, sie hat nicht so gründlich gearbeitet wie wir, Ron“, sagte Hermione selbstzufrieden. „Außerdem hat dein Vater sie vorgewarnt, das hat prima geklappt. Dad meint übrigens, daß dein Vater so viel Routine im Telefonieren bekommen hat, daß man am Ende kaum gemerkt hat, daß er ein Zauberer ist. Wie auch immer – Skeeter ist in der Basis der Fliegenden Ärzte aufgeschlagen, als mein Vater gerade da war. Zum Glück war meine Mutter unterwegs, sie sieht mir ja ziemlich ähnlich, da hätte die Skeeter bestimmt etwas gemerkt. Jedenfalls hat sie ihn gefragt, ob er auch Briten kenne, die Granger hießen und Zahnärzte in Port Hedland seien. Und er hat gesagt: 'Nein, wir sind die einzigen britischen Zahnärzte, heißen aber Wilkins.' Dann hat sich Skeeter wohl noch erkundigt, ob er eine Tochter hätte, aber mein Vater hat verneint. Danach ist sie wieder abgezischt.“
Wenig später bat Mrs Weasley die Gesellschaft in das Wohnzimmer, damit alle rechtzeitig zum Beginn des Weihnachtskonzerts anwesend waren und niemand störte, indem er verspätet eintrat. Harry sah auf den Weihnachtsbaum und mußte sich daran erinnern, daß dieser bei seinem letzten Weihnachtsbesuch von einem Gartengnom bekrönt worden war, den er, Ron, Fred und George geschockt, golden angemalt, in ein Tutu gezwängt und mit Flügeln versehen hatten. Ein Seitenblick auf George verriet Harry, daß dieser sich ebenfalls daran erinnerte, denn er zog ein säuerliches Gesicht. Jetzt trug der Weihnachtsbaum an seiner Spitze nur den klassischen fünfeckigen goldenen Stern. Mrs Weasley schaltete das Radio ein und bat um Ruhe.
„Meine Damen und Herren, wir begrüßen Sie recht herzlich zu unserem diesjährigen Weihnachtskonzert mit der beliebten singenden Hexe Celestina Warbeck“, verkündete die Stimme aus dem Radio.
Aus dem Hintergrund war Beifall zu hören. George flüsterte Harry zu: „Interesse an einer Runde Zauberschnippschnapp? So als eine Art Fred-Gedächtnis-Zauberschnippschnapp während dieser – ähm – Sendung?“
Harry warf einen schnellen Seitenblick auf Mrs Weasley.
„Ich glaube, das lassen wir mal besser“, erwiderte Harry und wies mit dem Daumen unauffällig in ihre Richtung.
Harry behielt Recht. George hatte Ron und Ginny zum Mitmachen überredet, und das Spiel war derart laut, daß es unmöglich zu ignorieren war. Aus dem Radio trällerte Warbeck:

„Oh komm und rühr du meinen Kessel,
bist du einer, der's richtig macht,
koch' ich dir heiße, starke Liebe,
die dich warm hält heute Nacht.“

Im Hintergrund war deutlich George zu hören, wie er schimpfte: „Ich fasse es nicht! Meine kleine Schwester hat mich doch tatsächlich...“
„Jetzt ist aber Schluß dahinten!“ rief Mrs Weasley verärgert. „Laßt das sofort bleiben! Können wir nicht ein einziges Mal als Familie zusammensitzen und ein Funkkonzert hören?“
George und die anderen setzten sich wieder in die Runde, und Harry konnte ihn etwas ähnliches wie „im Magischen Ohrwurm gibt's jetzt bestimmt was anständiges“ murmeln hören. Während Warbecks Schmachtgesang durch das Wohnzimmer schwappte, hing jeder seinen Gedanken nach. Harry mußte nicht nur an Fred denken, sondern auch an Remus, der bei den letzten gemeinsamen Weihnachten auch da gewesen war. Nach Celestina Warbecks letztem, langgezogenem und hohem Ton und nach dem Schlußapplaus schenkte Mr Weasley noch Eierflip als Schlummertrunk aus, bevor alle ins Bett gingen.

Als Harry am Weihnachtstag aufwachte, inspizierte Ron schon seinen Strumpf.
„Nicht so große Ausbeute wie vor zwei Jahren“, murmelte er.
Harry grinste.
„Das könnte natürlich damit zusammenhängen, daß wir alle erwachsen sind, Ron.“
Ron machte ein verwirrtes Gesicht.
„Ach jaah – erwachsen – ehrlich gesagt, kann ich mich noch nicht so recht an den Gedanken gewöhnen... Aber richtig, wenn man volljährig ist, ist man auch erwachsen...“
„Hm. Sollte man jedenfalls sein“, sagte Harry.
Er wunderte sich ein wenig darüber, daß Ron die Sache so sah, denn immerhin hatte dieser ein gutes Stück Verantwortung im Kampf gegen Voldemort getragen. Andererseits war ihm Harry immer voraus, was die persönliche Reife anging. Er hatte zu Hause niemanden gehabt, auf den er sich stützen konnte, von ihm wurde erwartet, daß er Entscheidungen traf, sei es als Anführer der DA, sei es in der Schlacht von Hogwarts. Sicher war auch sein vorübergehender Tod oder was auch immer ihn da ereilt hatte nicht folgenlos geblieben. Und auch nach dem Sieg über Voldemort mußte er seine Dinge allein regeln – etwa was das Haus anging. Außerdem fragte sich Harry, ob Ron mit Hermione schon so weit war wie Harry mit Ginny – immerhin würde er in wenigen Tagen einen Verhütungstrank anrühren müssen.
„Los, pack Deine Geschenke aus!“ rief Ron fröhlich und fügte hinzu: „Danke für das Besenpflegeset! So eins wollte ich haben, seit ich das gesehen habe, das Hermione dir geschenkt hat.“
Harry holte die Geschenke aus seinem Strumpf. Ganz oben fand er eine Karte von Kreacher:

Kreacher hat eine besondere Siruptorte gebacken, aber er hat Bedenken, daß sie im Strumpf zerdrückt wird. Also wird er die Torte servieren, wenn der Meister mit Ginny Weasley ins Haus kommt.

Harry war froh, daß er daran gedacht hatte, Kreacher ein Geschenk zu schicken. Er hatte ihm ein besonders prachtvolles kleines Tischtuch geschickt, das wesentlich festlicher als das Geschirrtuch aussah, Kreacher sonst immer trug. Hermione hatte Harry natürlich ein Buch geschenkt – interessanterweise ein Repetitorium mit dem Titel „UTZ-Wissen Zaubertränke“. Von Ginny hatte er ein neues Spickoskop bekommen. Er hoffte zwar, daß er es nie würde einsetzen müssen, aber er fand es trotzdem beruhigend zu wissen, daß seine Ausrüstung gegen schwarze Magier wieder komplett war.
Etwas später trafen sich alle am Frühstückstisch. Mr Weasley reagierte enthusiastisch auf das Geschenk von Harry.
„Wunderbar, einfach wunderbar! Endlich erhalte ich Antworten auf alle meine Fragen und vielleicht sogar noch darüber hinaus!“
Er schlug das Buch auf.
„Das sieht aber kompliziert aus...“, meinte er und mußte von seiner Frau mit Nachdruck daran erinnert werden, daß man jetzt frühstücken wolle.
Mrs Weasley wiederum war wegen des Geschenks von Ginny irritiert.
„Nun – da du diese ganzen Artikel über Flugzeugabstürze sammelst, habe ich gedacht, daß dich das Thema interessiert“, sagte Ginny trocken, „und in dem Buch gibt es nicht nur haufenweise Abstürze, sondern da stehen auch die Ursachen drin. Das ist bei deinen Artikeln ja nicht der Fall.“
Mrs Weasleys etwas säuerlicher Gesichtsausdruck ließ Harry hoffen, daß sie die Artikelsammelei in Zukunft lassen würde.
Beim Mittagessen trugen alle ihre neuen Weasleypullover. George sah geistesabwesend sein Kartoffelpürrée an und murmelte: „Erinnerst du dich, Perce? Sowas ähnliches haben Fred und ich mal als Munition eingesetzt...“
„Ähm, ja, kann schon sein“, sagte Percy und wirkte noch steifer als sonst.
„He! Ich hatte mich auch beteiligt!“ stellte Ginny sicher, daß ihr Anteil an dem Geschehen nicht unterging.
Später am Weihnachtstag kam Andromeda Tonks mit Ted zu Besuch. Harry fand es faszinierend zu sehen, daß der kleine Wurm, dem er noch im Sommer die Windeln gewechselt hatte, immerhin schon stehen konnte. Teds Haare zeigten einen seltsamen Violettschimmer.
„Wie seid ihr denn hierhergekommen?“ fragte Harry.
„Apparariert“, sagte Andromeda. „Man sollte es mit so kleinen Kindern nicht allzu häufig machen, aber man kann es hin und wieder tun. Nur im ersten halben Jahr sollte man es völlig unterlassen.“

Zwei Tage später apparierten Harry und Ginny am späten Nachmittag zum Grimmauldplatz. Mrs Weasley hatte nichts besonderes daran gefunden, daß Ginny mit Harry über Nacht am Grimmauldplatz zwölf übernachten wollte, denn in diesem großen Haus gab es viele Schlafzimmer, und bisher hatten die beiden immer getrennt voneinander geschlafen. Außerdem hatte Harry erläutert, daß Mr Groinedvault und Mr Fuse recht früh am Vormittag kommen wollten, so daß er im Grimmauldplatz übernachten müsse. Er hatte sehr sorgfältig gepackt und alle erforderlichen Zutaten für den Verhütungstrank eingesteckt. Dabei hatte er darauf geachtet, daß weder Ron noch Hermione ihm beim Packen zusehen konnten. So erschienen Harry und Ginny wohlgerüstet auf dem verwahrlosten Rasenstückchen vor dem Haus. Sie gingen darauf zu, und es erschien zwischen den Nummern elf und dreizehn. Mit dem Zauberstab tippte Harry die Tür an. Innen hörte er die Schlösser klacken, dann schwang sie auf.
„Der Meister ist mit seiner Gefährtin zurück“, krächzte Kreacher erfreut und verbeugte sich tief.
Er trug das aufwendig gearbeitete Tischtuch.
„Kreacher, du hast wirklich gut auf das Haus aufgepaßt“, sagte Harry, als er sich umsah.
„Vielen Dank, Meister“, antwortete der Hauself.
Er hatte tatsächlich eine Siruptorte zustandegebracht, die sich von den üblichen deutlich abhob. Harry mußte anerkennen, daß Kreacher sich mit diesem Geschenk mehr Mühe gemacht hatte als mit dem Geschenk zwei Jahre zuvor, das aus einem Paket mit Maden bestand.
„Mr Groinedvault und der Muggel kommen morgen Vormittag?“ erkundigte sich der Elf.
„Ja.“
„Meint der Herr wirklich, daß es notwendig ist, einen Muggel in das alte und fürnehme Haus Black einzulassen?“ erkundigte sich Kreacher mit einem leicht gequälten Gesichtsausdruck.
„Ja“, sagte Harry mit Nachdruck. „Voldemort hat auch die Muggel bekämpft, und Herr Regulus ist gestorben, damit das aufhört. Außerdem finde ich keinen Zauberer, der mit einer Elektroinstallation fertigwerden würde. Aber du kannst dir schon einmal Gedanken darüber machen, was mit dem Bild von Mrs Black geschehen soll. Es ist nämlich nicht sehr schön, wenn sie meine Besucher anschreit. Wenn Mr Groinedvault einen Weg findet, das Bild von der Wand zu entfernen, dann wird sie auch dort wegkommen. Möchtest Du sie ihm Zimmer haben? Aber ich vermute, sie wäre dir zu laut, oder?“
Kreacher sah Harry prüfend an.
„Wird der Meister nachfragen, ob es auch einen Weg gibt, die Bilder von den Motorrädern und den halbnackten Muggelmädchen zu entfernen?“
Jetzt war es an Harry, Kreacher prüfend anzusehen. Er wußte, daß Mrs Black für Kreacher ein wunder Punkt sein würde, und er ahnte, daß Kreacher über Sirius' Zimmerdekoration ebenso entsetzt war wie weiland die gesamte Familie Black. Harry mußte allerdings zugeben, daß Sirius' Zimmer derzeit eigentlich nicht nutzbar war. Er hatte zwar vor dem Eindringen ins Zaubereiministerium darin geschlafen, aber genaugenommen entsprach die Kombination aus Motorrädern und Pinups auch nicht seinem Geschmack.
„Ich habe kein gesteigertes Interesse an Motorrad- und Bikinimädchenpostern“, antwortete er.
Kreachers Miene hellte sich auf.
„Hör zu, Kreacher“, setzte Harry an, „ich weiß, wie du zu dem Bild von Mrs Black stehst. Und ich weiß, daß ich als Hausherr allein bestimmen könnte, was mit welchen Bildern passiert. Aber ich sehe ein, daß du in diesem Haus lebst und wesentlich länger gelebt hast als ich. Außerdem hast du dir damit sehr große Mühe gegeben. Ich schlage dir ein Abkommen zwischen uns vor: Du bist einverstanden, daß das Bild verschwindet, ich bin einverstanden, daß Sirius' Poster verschwinden.“
„Ein Abkommen – wie zwischen gleich und gleich?“ hakte Kreacher nach.
„Ein Abkommen zwischen gleich und gleich“, bestätigte Harry.
Kreacher reichte seine Hand, Harry schlug ein. Er war erleichtert. Jetzt mußte Mr Groinedvault nur noch in der Lage sein, den Dauerklebefluch aufzuheben. Kreacher seinerseits wirkte merkwürdig stolz. Ein Abkommen mit seinem Herrn geschlossen zu haben, schien seinem Selbstwertgefühl gut getan zu haben.

Nach dem Abendessen begann Harry, den Verhütungstrank zu brauen. Er war in der Tat nicht kompliziert und eigentlich etwas für die vierte Klasse. Harry wunderte sich daher, wieso er nicht im Unterricht behandelt worden war – wieso das ganze Thema in der Schule kein Thema war. Immerhin war er in der Muggelschule seinerzeit vollständig darüber aufgeklärt worden, woher die kleinen Kinder kommen und wie man mit Muggelmethoden verhütet, daß es passiert. Er meinte daher, alles über das zu wissen, was ihn in dieser Nacht erwartete. Aber genau das machte ihn nervös. Doch er mußte diesen Gedanken beseite schieben, um sich auf den Trank zu konzentrieren.
„Sieht gut aus“, bemerkte Ginny, die die ganze Zeit das Werden des Tranks kritisch beobachtet hatte. „Hellrosa Färbung und ein Duft nach gebackenen Maronen.“
Harry erhöhte noch einmal die Temperatur des Feuers auf dem Herd, wo er den Trank kochte, und sah auf die Uhr. Nach genau drei Minuten nahm er den Topf herunter und stellte ihn auf den großen Tisch.
„Wir müssen ihn beide einnehmen“, erklärte Harry nach einem Blick in das Rezept. „Und wir müssen auf die Zeiten achten. Der Trank muß in den ersten vier Stunden nach Fertigstellung getrunken werden und wirkt dann noch einmal vier Stunden.“
„Das dürfte kein Problem sein“, sagte Ginny.
Inzwischen war Kreacher in die Küche gekommen.
„Kreacher wollte gerade beginnen – oh!“
Der Hauself schnupperte und sah das Rezept in Harrys Hand. Seine Augen begannen zu leuchten.
„Kreacher wollte gerade die beiden Schlafzimmer bereitmachen, aber wie Kreacher sieht, wird wohl nur das Schlafzimmer vom Meister benötigt. Endlich wird der Meister den letzten Schritt machen. Wie lange ist es her, seit in diesem Haus der Akt zwischen zwei Magiern stattgefunden hat? Kreacher ist glücklich, daß Meister Harry diesen Schritt tut.“
Harry merkte, wie er rot geworden war. Eigentlich hatte er als nächstes vorgehabt, sich zu überlegen, wie er die Sache vor Kreacher geheimhalten sollte. Das hatte sich nun erledigt.
„Ähm – Kreacher? Die Sache hier bleibt aber unter uns, ja?“
Kreacher verbeugte sich.
„Kreacher ist der Hauself des berühmten Harry Potter und wahrt alle seine Geheimnisse. Niemand wird von Kreacher erfahren, daß der Herr diese Nacht mit Mrs Weasley -“
„Ja, danke, das genügt, denke ich“, sagte Harry schnell, dem die Situation schon beinahe körperliche Qualen bereitete. „Du wirst nicht an der Tür lauschen oder so? Ja? Ich möchte nämlich nicht, daß -“
Kreacher machte ein beinahe entsetztes Gesicht.
„Kreacher wird auch die Intimität des Meisters wahren und natürlich nicht lauschen. Sobald sich der Meister und seine Geliebte zurückziehen, wird Kreacher auf sein Zimmer gehen, die Tür schließen und erst wieder herauskommen, um das Frühstück zuzubereiten. Um neun Uhr will der Herr frühstücken?“
„Ja, Kreacher“, murmelte Harry verlegen.

Der Zaubertrank hatte erstaunlich gut geschmeckt – ein wenig wie ein Vanilleshake. Harry ging mit weichen Knien hinter Ginny her auf sein Zimmer. Es war schon um Mitternacht.
Harry war die ganze Situation peinlich, denn er war noch in der Gegenwart einer anderen Person völlig nackt gewesen und er hatte auch nie ein völlig unbekleidetes Mädchen gesehen. Als er endlich mit Ginny unter der Bettdecke lag, fühlte er sich schon wieder geborgener. Ginny sah ihn an.
„Du bist so irrsinnig schüchtern und rücksichtsvoll“, sagte sie leise. „Das mag ich an dir. Also, daß du rücksichtsvoll bist.“
„Ähm -“, sagte Harry, wußte dann aber nicht weiter.
Sie streichelten sich, kuschelten sich aneinander und küßten sich. Harrys Nervosität verflog und er fühlte sich glücklicher als zuvor. Er spürte, wie er sich völlig entspannte und den Liebkosungen hingab. Auf dem Nachttisch tickte der alte Wecker, den Harry vor seinem ersten Hogwartsjahr repariert hatte, daneben lag seine Brille. Er brauchte sie nicht, denn er war Ginny auch so nah genug, deren schönes Gesicht von der Nachttischlampe beschienen wurde. Er genoß das Kuscheln und schloß die Augen.

Als der Wecker klingelte, war es draußen schon hell. Noch etwas verwirrt, schlug Harry den Wecker aus, testete nach seiner Brille und setzte sie auf. Dabei fiel ihm zunächst auf, daß seine Arme nackt waren. Sofort danach bemerkte er, daß er entgegen seiner sonstigen Schlafgewohnheit völlig unbekleidet im Bett lag. Außerdem rührte sich jemand direkt neben ihm. Er erkannte Ginny, die sich reckte und streckte. Da fiel es Harry wieder ein: Am Abend zuvor waren er und Ginny gemeinsam ins Bett gegangen und hatten jetzt ihre erste gemeinsame Nacht miteinander verbracht.
„Guten Morgen, du Königstiger!“ sagte Ginny und grinste ihn an.
„Guten Morgen“, erwiderte Harry.
Er küßte sie auf die Nase und sie erwiderte den Kuß. Dabei versuchte er, sich zu erinnern. Sicher, er hatte den Verhütungstrank gebraut, beide hatten ihn getrunken, sie waren zusammen nackt unter die Decke geschlüpft – und dann? Harry erinnerte sich nur noch, daß sie sich gegenseitig gestreichelt hatten, nachdem er den Wecker gestellt und seine Brille abgelegt hatte. Aber es wollte ihm einfach nicht in den Kopf, was danach geschehen war. Wieso hatte ihn Ginny „Königstiger“ genannt? War er so gut gewesen? Aber wieso wußte er nichts davon? War das eine Nebenwirkung des Verhütungstranks? Harry war sich jedenfalls sicher, daß gestern vollkommen nüchtern war, ein Filmriß also ausschied.
„Nun, Ginny, wie geht's dir?“ fragte Harry vorsichtig, weil er sich nicht die Blöße geben wollte zuzugeben, daß er sich an nichts erinnerte.
„Och, ganz gut soweit. Und du? Gut geschlafen?“ erwiderte Ginny noch immer grinsend.
Harry hatte wirklich gut geschlafen. Das war ungewöhnlich, denn er trug nachts sonst immer einen Pyjama, und in Australien hatte er festgestellt, daß er unbekleidet nicht durchschlafen konnte. Er vermutete, daß das anders war, wenn Ginny neben ihm lag.
„Jaah“, sagte er deshalb.
Ginny sah ihn an.
„Das glaube ich dir“, sagte sie schließlich. „Du warst wohl ziemlich müde.“
Harry konnte diese Bemerkung nicht einordnen.
„Tatsächlich?“
„Ja“, sagte Ginny. „Und weißt du, daß du echt süß bist?“
„Ach ja?“
„Ja.“
Ginny wirkte jetzt ein wenig ungeduldig. Dann fragte sie: „Erinnerst du dich eigentlich an gestern abend?“
Harry merkte, wie er verlegen wurde. Er murmelte: „Naja, doch, also, wir haben uns gestreichelt, und es war total schön – also, ich fand es schön...“
„Und dann?“
„Ähm -“
Ginny richtete sich auf, so daß die Decke an ihr etwas herabrutschte und ihre Brüste freigab – nach Harrys Meinung ein äußerst erfreulicher Anblick, wenn Ginny ihn nicht so streng angeguckt hätte.
„Harry, du bist eingeschlafen“, stellte sie nüchtern fest.
Harry war bestürzt.
„Ich – ich bin eingeschlafen? Dann haben wir gar nicht – ähm – ?“
Ginny schüttelte den Kopf.
„Wir sind immer noch unschuldig wie die Kinder.“
„Aber warum hast du mich nicht aufgeweckt? Ich hätte nichts dagegen gehabt, ehrlich.“
Ginny lächelte.
„Weißt du, wie du auf einmal so still und friedlich dagelegen hast, da fand ich dich so niedlich, daß ich dich nicht aufwecken wollte. Und da habe ich einfach die Nachttischlampe ausgemacht und bin auch eingeschlafen.“
Harry wünschte sich vor Scham, die Matratze möge ihn verschlucken. Da war er endlich so weit gewesen, so nah und so intensiv wie nie mit Ginny zusammenzusein, und dann hatte er die Gelegenheit einfach verschlafen.
„Vielleicht können wir jetzt noch -?“ stammelte er hilflos, doch Ginny schüttelte den Kopf.
„Der Trank dauert zu lange, und wir müssen noch frühstücken, bevor die Handwerker kommen.“

Harry war Ginny dankbar, daß sie ihn nicht allzusehr mit den Ereignissen der letzten Nacht aufzog. Kreacher dagegen war völlig bestürzt.
„Der Meister hat seine erste gemeinsame Nacht mit Miss Weasley nicht mit der Vereinigung krönen können? Oh – armer Meister Harry, der sich doch so sehr danach gesehnt hat und dessen Wunsch unerfüllt geblieben ist. Aber vielleicht könnte der Meister in der nächsten Nacht einen neuen Versuch...?“
Harry schüttelte den Kopf.
„Nein, Kreacher, wir werden spätestens heute Abend im Fuchsbau zurückerwartet, und vorher will ich noch meinen Cousin treffen.“
Mit Verschwörermiene trat Kreacher an Harry heran.
„Kreacher wird auch dieses Geheimnis des Meisters bewahren. Meister Harry braucht sich keine Sorgen machen, daß das jemals herauskommen könnte, daß er...“
„Ähm – danke, Kreacher“, murmelte Harry unangenehm berührt, während Ginny laut loslachte. „Ich denke, gleich kommen die Handwerker“, fügte er hinzu, um das Thema zu wechseln.


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Ich war bei MTV in New York und es war tierisch kalt draußen. Sie brachten mich rüber ans Fenster und da stand dieses Mädchen, das nichts außer ein Harry-Potter-Handtuch trug und ein Schild in der Hand hielt, auf dem stand 'Nichts kommt zwischen mich und Harry Potter!'. Es war toll. Sie ist eine Legende.
Daniel Radcliffe