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Nach der Schlacht von Hogwarts - Die Qual der Wahl

von Krabbentaucher

Harry hatte das Gefühl, in einem unterirdischen Bau gelandet zu sein. Der Gemeinschaftsraum der Hufflepuffs hatte einen polygonalen Grundriß und trug ein mehrteiliges Gewölbe. Vom Gemeinschaftsraum führten mehrere Tunnels weg – vermutlich zu den Schlafsälen. Überall standen weiche, runde, knuddelige gelbe Sofas mit Tischen davor. An den sorgfältig geglätteten Steinwänden befanden sich gelbe Wandbehänge. In einem großen Kamin prasselte ein munteres Feuer. Man konnte kaum hinaussehen, weil die Bogenfenster ziemlich hoch angebracht waren. Das war kein Wunder, denn der Gemeinschaftsraum der Hufflepuffs befand sich im Keller. Aber die Atmosphäre war warm und einladend. Harry kam der Gedanke, daß sich hier die muggelstämmigen Erstklässler besonders geborgen fühlen mußten, die ziemlich unverhofft in diese für sie fremde Welt geworfen worden waren.
Er wurde von den zahlreichen Hufflepuffs mit einigem Hallo begrüßt und sogleich zu einem Sofa geführt, das an einem Tisch stand, auf dem bereits Tee und Gebäck auf ihn warteten.
„Ich habe hier die Pläne, und dann will ich euch nicht lange belästigen“, sagte Harry und zog zwei Pläne aus seiner Umhangtasche.
„Nein, du belästigst uns nicht, schließlich haben wir dich eingeladen“, erwiderte Jane Corbett, die Vertrauensschülerin, als sie die Pläne entgegennahm und einen an John weiterreichte.
Justin Finch-Fletchley setzte sich Harry gegenüber.
„Es ist ein grandioses Gefühl für mich, wieder hier zu sein. Weißt du, ich mußte mich ja auch verstecken“, sagte Justin.
„Ja, ich find es auch klasse“, bestätigte Harry.
„Hoffentlich kommen die Häuser jetzt etwas näher zusammen“, fuhr Justin fort, „ich meine, in der Schlacht hatte es doch keine Rolle gespielt, wer wo war, oder? Es ging nur darum, Du-weißt-schon-wen zu besiegen, nicht?“
„Ja, aber wenn du ihn bekämpft hast, wieso nennst du ihn nicht Voldemort?“
Die Hufflepuffs in Harry Nähe schraken zusammen.
„Bei dir ist es was anderes“, sagte Jane ehrfürchtig und die anderen nickten.
Harry sah sich um. Dann sagte er: „Mir fällt übrigens auf, daß hier keine Kameras rumliegen. Habt ihr's aufgegeben?“
„Es hat sich schon rumgesprochen, daß du Ginny wohl nicht in die Gemeinschaftsräume mitnimmst“, sagte ein Hufflepuff.
„Und das war Hufflepuffs Becher, den du da aus Gringotts geholt hast?“ fragte eine andere.
„Ähm, ja, war er. Aber wir haben ihn leider beschädigen müssen, sonst wäre Voldemorts Seelenstück noch dringeblieben.“
„Ich glaube, du bist der erste, der die Gegenstände von allen vier Gründern in der Hand hatte“, sagte Justin. „Du hast sie wieder vereinigt. Vielleicht schaffen wir das mit den vier Häusern. Ein bißchen hast du ja schon beigetragen mit der DA.“
„Die DA war Hermiones Idee“, gab Harry zu bedenken.
„Ach, jetzt sei mal nicht kleinlich“, bemerkte ein anderer Hufflepuff. „Ich habe mir erzählen lassen, wie es war, als du unterrichtet hast. Für dich hat die Hauszugehörigkeit überhaupt keine Rolle gespielt.“
„Und das Interview damals in der Fünften, das hat auch reingehauen“, sagte Justin. „Da hast du ja öffentlich gemacht, daß du und Cedric euch darum gestritten habt, dem anderen den Vortritt zu lassen. Das war sehr fair von dir. Ich meine, das mit dem gemeinsamen Sieg, das hast du ja schon gesagt, als du mit Cedric zurückgekehrt bist. Wir Hufflepuffs haben dir das hoch angerechnet. Und auch, daß du immer Cedrics Ehre verteidigt hast.“
„Und ohne dich wäre Cedric wahrscheinlich spurlos verschwunden“, sagte ein anderer Hufflepuff. „obwohl wir es natürlich lieber gehabt hätten, wenn unser Champion allein gewonnen hätte. Sonst waren es ja auch immer die anderen Häuser, die den Ruhm eingeheimst haben.“
Harry widersprach: „Die Slytherins haben vor allem zweifelhaften Ruhm eingeheimst – denkt nur an Voldemort und die Todesser, das waren ganz überwiegend Slytherins. Seht mal, wieviele Hufflepuffs Hogwarts verteidigt haben.“
„Und außerdem wirken wir Hufflepuffs eher im Verborgenen“, sagte eine Schülerin. „Weißt du, von wem viele der Rezepte stammen, die in der Küche verwendet werden?“
Harry war erstaunt: „Doch nicht etwa von Helga Hufflepuff?“
„Doch“, sagte die Schülerin stolz. „Wir holen vielleicht nicht so häufig den Hauspokal und bringen auch sonst nicht ganz so viele berühmte Zauberer hervor, aber immer, wenn es was zu feiern gibt, schlagen sich alle die Bäuche mit Sachen voll, die sich Hufflepuff ausgedacht hat. Auch die Slytherins.“
„Naja, ich denke, jetzt im Frieden sind für den Wiederaufbau weniger Heldenmut oder so gefragt, sondern eher solche Hufflepuff-Eigenschaften wie Gerechtigkeit und Fleiß“, bemerkte Justin. „Und jetzt erzähl uns von Australien.“
Als sich Harry am Abend direkt aus dem Gemeinschaftsraum der Hufflepuffs kommend an den Gryffindortisch niederließ, war er froh, etwas herzhaftes zu essen zu bekommen. Denn die Kekse, die ihm angeboten worden waren, waren besonders lecker – und vor tausend Jahren von Helga Hufflepuff ersonnen worden, wie man ihm versichert hatte – aber auch besonders süß gewesen.

Am folgenden Tag stieg Harry mit einem wesentlich unwohleren Gefühl hinunter zu den Kerkern. Seiner Ansicht nach begab er sich eindeutig in feindliches Territorium. Er ging an dem Klassenraum vorbei, in dem er Zaubertränke hatte. Schließlich bog er um die letzte Ecke und sah auch schon die feuchte Steinwand. Davor standen die beiden Vertrauensschüler von Slytherin. Harry blieb vor ihnen stehen und nickte ihnen knapp zu. Sie erwiderten den Gruß ebenso knapp. Dann drehte sich die Vertrauensschülerin um und sprach zur Wand: „Schlangenträger.“
Eine versteckte steinerne Tür glitt auf und gab den Zugang zum Gemeinschaftsraum der Slytherins frei. Die Vertrauensschülerin ging hindurch, während der Vertrauensschüler Harry mit einer Geste den Vortritt ließ. Der Gemeinschaftsraum sah noch ungefähr so aus, wie Harry ihn von seinem letzten Besuch in seinem zweiten Jahr in Erinnerung hatte: Es handelte sich um ein langgezogenes Verlies mit rohen Steinwänden und grünen Kugellampen an der Decke. Statt knuddeliger Sofas standen hier hohe Lehnstühle. Der Kamin war mit einem kunstvollen Kaminsims ausgestattet. Das Licht, das durch die kleinen Fenster hereinfiel, war grünlich, da sich der Raum unter dem See befand. Aber eine Kleinigkeit war anders: Jemand hatte die Totenschädel weggeräumt. Der gesamte Raum wirkte dadurch weniger bedrohlich. Allerdings vermittelte er auch den Eindruck, nicht fertig zu sein. Harry vermutete, daß sich das Haus Slytherin in einem Wandlungsprozeß befand.
Der Empfang, den ihm die Slytherins bereiteten, unterschied sich deutlich von den beiden anderen Häusern, die er besucht hatte. Jeder im Gemeinschaftsraum stand und war ihm zugewandt. Harry hatte beinahe das Gefühl, sich auf einem Staatsempfang zu befinden. Hätte es sich nicht um ein Haus in Hogwarts gehandelt, Harry hätte gedacht, daß es genauso wie in den Fernsehnachrichten der Muggel gewesen wäre.
„Wir begrüßen nun also unseren Schulsprecher Harry Potter in unserem Gemeinschaftsraum“, sagte der Vertrauensschüler Graham Pritchard ziemlich steif.
„Ähm, ja, ich übergebe nun also euch eure Einsatzpläne“, antwortete Harry und holte zwei Pergamente hervor.
Die beiden Vertrauensschüler nahmen sie entgegen. Harry sah sich unschlüssig um und erwartete, daß seine Gastgeber diese Pflichtübung nunmehr beendeten. Doch Graham Pritchard bot ihm einen Stuhl an, der neben einem Tisch stand. Auf dem Tisch standen einige Flaschen Butterbier und Gläser. Harry hoffte, das die Sache nicht allzu lange dauern würde und setzte sich. Die anderen Slytherins, die die ganze Zeit über schweigend gestanden hatten, ließen sich nun auch nieder. Pritchard schenkte sich und Harry Butterbier ein. Harry dachte kurz an Mad-Eye Moody, der ihm eingeschärft hatte, niemals von jemandem etwas zu trinken anzunehmen, von dem er wußte, daß er sein Feind war. Aber waren die Slytherins nun Feinde?
„Wenn du mir mißtraust, kannst du auch mein Glas haben“, sagte Pritchard etwas ungehalten, als er Harrys Zögern bemerkte.
Harry erwiderte nur: „Nein, danke.“
Dann nahm er einige Schluck Butterbier zu sich. Das Butterbier war in Ordnung.
„Also, ähm, Potter... Harry...“, setzte die Vertrauensschülerin Karen Afford an und stockte.
„Ist egal, ganz wie du willst“, sagte Harry.
„Jedenfalls, weshalb wir dich auch mal hier haben wollten, war“, fuhr sie fort, „daß da etwas ist, worüber wir hier schon seit der Schlacht spekulieren.“
„Nämlich?“
„Es ist so“, half ihr Pritchard, „auf Potterwatch -“
Harry konnte nicht an sich halten und mußte ihn einfach unterbrechen: „Oh – ihr habt Potterwatch gehört?“
„Was? Ja, haben wir. In diesem Interview hast du etwas davon gesagt, daß du einen Splitter von der Seele von Du-weißt-schon-wem in dir getragen hättest. Und Draco hier hat sich erinnert, daß der Sprechende Hut... naja, er hat bei deiner Auswahl wohl ziemlich lange gebraucht, bis er 'Gryffindor' gesagt hat. Und da dachten wir...“
Harry hob die Augenbrauen. Er versuchte, seine Unsicherheit zu überspielen, denn er fühlte sich kalt erwischt.
„Meine Theorie dazu ist“, schaltete sich nun Malfoy ein, „daß der Sprechende Hut eventuell überlegt hat, dich nach Slytherin zu stecken.“
Harry versuchte, Zeit zu gewinnen: „Warum sollte er das überlegt haben?“
„Das liegt doch auf der Hand“, sagte Malfoy. „Der Dunkle Lord war in Slytherin und er war der letzte Nachfahre von Slytherin. Wenn du einen Teil von ihm in dir getragen hast, muß der Sprechende Hut etwas davon gemerkt haben. Und mir ist aufgefallen, daß es bei dir sehr lange gedauert hatte. Also dürfte der Hut überlegt haben, daß du besser nach Slytherin gekommen wärst. Hatte mich übrigens schon im zweiten Jahr gewundert, daß ein Parselmund wie du ein Gryffindor bist.“
Das war logisch. Harry wich aus: „Ich bin jetzt kein Parselmund mehr. Seit der Seelensplitter von Voldemort aus mir raus ist, kann ich kein Parsel mehr sprechen. Und ich vermisse es auch nicht.“
Ein anderer Slytherin schaltete sich ein: „Also, was ist, hat der Sprechende Hut überlegt, dich nach Slytherin zu stecken?“
Es herrschte gespannte Stille. Harry war hin- und hergerissen, was er sagen sollte.
„Was mit dem Sprechenden Hut war, geht nur mich etwas an und sonst niemanden. Dafür bitte ich um Verständnis.“
Einige Slytherins machten ein enttäuschtes Gesicht, aber Malfoys Miene zeigte Triumph.
„Also doch“, stellte er in seiner gedehnten Art fest. „Mehr wollte ich gar nicht hören.“

Harry war froh, daß er sich kurz nach diesem anstrengenden Gespräch abseilen konnte. Es war eine bedrückende Erfahrung, inmitten einer schweigenden Menge zu sitzen, die ihn zu belauern schien. Besonders ärgerte ihn, daß er nicht einfach gelogen und gesagt hatte, der Sprechende Hut habe überlegt, ihn stattdessen nach Hufflepuff oder Ravenclaw zu schicken. Doch nun war es so gut wie raus, was geschehen war. Ob die Slytherins Harry nun zur Hälfte als einen der ihren ansehen würden, wußte er nicht. Aber er hoffte, daß die Slytherins den anderen Häusern gegenüber dichthalten würden, wie sie es immer taten. Andererseits hatten sie in der Vergangenheit keine Gelegenheit ausgelassen, ihn zu ärgern. So ging er mit dem Kopf voller Gedanken zum Abendessen in die Große Halle und versuchte sich damit abzulenken, an die Auswahlspiele für seine Mannschaft am Samstag zu denken.

„Nein, Harry das geht nicht.“
„Wieso nicht?“
„Das ist gegen die Regeln. Wenn du das tust, wird die Mannschaft disqualifiziert.“
Harry saß am Samstagmorgen am Frühstückstisch, und beinahe wäre ihm die Teetasse aus der Hand gefallen. Gerade hatte er Ginny, Ron und Hermione seine neueste Idee vorgestellt: Er wollte die Auswahlspiele dazu nutzen, zwei Mannschaften aufzustellen – eine richtige Mannschaft und eine Mannschaft, die als Trainingspartner fungieren würde und aus der man Ersatzspieler entnehmen könnte, wenn jemand aus der Hauptmannschaft ausfiel.
„Hermione, vielleicht solltest du nicht so... du weißt schon, wenn es um Quiddich geht“, schaltete sich Ginny ein.
„Ginny, hier geht es nicht um Quidditch, sondern um Regeln“, gab Ron zu bedenken, „da ist Hermione unschlagbar.“
Hermione bedachte ihren Freund mit einem giftigen Blick, doch Harry wollte die Sache jetzt geklärt wissen: „Hermione, wieso geht das nicht? Ich meine, das wäre doch eine super Sache, dann könnten wir alle Spielzüge und Strategien wirklichkeitsnah trainieren und hätten immer geübte Ersatzspieler. Letztes Jahr – ähm – letztes Mal habe ich doch auch Ersatzspieler in die Mannschaft nehmen können, wenn – ähm – Not am Mann war.“
Hermione warf ihm einen merkwürdigen Blick zu, der nur allzu deutlich machte, daß sie wie Harry an dessen Nachsitzen bei Snape dachte.
„Harry, das ist vielleicht richtig, aber das ist doch genau der Punkt. Die Hausmannschaft soll spielen – nur gibt es pro Haus eben nur eine Mannschaft! Da hatte es im frühen 19. Jahrhundert mal einen Fall gegeben, als die Mannschaft der Ravenclaws für ein Schuljahr ausgeschlossen wurde, weil sie eine komplette Zweitmannschaft eringerichtet haben. Ist nunmal so.“
Harry seufzte.
„Dann muß ich eben gleich die Augen offenhalten bei den Auswahlspielen, und ich muß mir merken, wer vielleicht als Ersatzspieler in Betracht kommt. Und wie ich die dann trainiere – da wird mir schon was einfallen...“
Hermione bedachte Harry mit einem höchst hermionehaften Blick, den sie während des ganzen Kampfes noch immer nicht verlernt hatte, und sagte: „Harry, du bist Schulsprecher! Du bist ein Vorbild! Du kannst nicht wieder anfangen, Regeln zu brechen.“
Harry hatte schon Luft geholt zu einer Erwiderung, da sprang Ron ein: „Harry will doch keine Regeln brechen – ich glaube, er wird einen Plan aushecken, die Regeln zu umgehen, oder, Harry?“
Harry machte nur „hm“.
„Harry, dein Gesichtsausdruck gefällt mir nicht“, sagte Hermione. „Du siehst so nachdenklich aus. Stell einfach deine Mannschaft zusammen und dann ist es gut.“
„Och, mir gefällt Harrys Gesichtsausdruck ganz gut“, sagte Ginny. „Harry, wenn dir etwas eingefallen ist, dann sag es der Mannschaft und verschweig es Hermione.“
„Hoffentlich gehöre ich dazu, also zur Mannschaft, ich habe ja dieses Problem mit den Nerven“, unkte Ron.
Hermione streichelte ihm durch das Haar und sagte: „Erinner dich doch mal – in Port Hedland hast du Fußball gespielt. Als Torwart. Und obwohl du keine Übung hattest, hast du das meiste gehalten. Und da warst du nur zu Fuß unterwegs und das Tor war viel größer als die Ringe.“
„Hm, wenn du meinst... aber es war nur ein Tor, und es sind drei Ringe...“, murmelte Ron, wirkte aber schon wieder zuversichtlicher.

Im Quidditch-Stadion schien sich das ganze Haus Gryffindor versammelt zu haben. Darüberhinaus waren auch Zaungäste aus anderen Häusern da. Harry sah sich um und sah wie von ihm erwartet drei Kapitänsabzeichen. Die Chefs der gegnerischen Mannschaften waren also auch erschienen. Harry warf einen kurzen Blick auf die Liste. Haufenweise Leute bewarben sich um die Positionen als Hüter, Jäger und Treiber. Harry hatte beschlossen, seine Idee vom letzten Auswahlspiel aufzugreifen und die Anwärter erst einmal gruppenweise in Formation ein paar Runden um das Stadion fliegen zu lassen. Nur paßte er dieses Mal darauf auf, daß er sich nicht wegen Schülern anderer Häuser heiser schreien mußte, weil sie einfach mal mitfliegen wollten. Er stellte Fünfergruppen zusammen und verwies drei Huffelpuffs und sechs Ravenclaws des Platzes. Dann flogen die Gruppen. Es war wie beim letzten Mal: Erstklässler, die am letzten Donnerstag die erste Flugstunde ihres Lebens hinter sich gebracht hatten, Möchtegernfliegerasse, die keinen sauberen Strich fliegen konnten und in der Luft kollidierten, aber auch eine Reihe von ganz passablen bis sehr guten Besenpiloten.
„Zuerst die Hüter!“ rief Harry und blies in seine Trillerpfeife.
Er wollte Rons Nerven nicht allzulange auf die Probe stellen. Ginny machte sich bereit für ihre Strafwürfe. Sie schnappte sich den Quaffel und flog mit ihrem Besen hoch hinauf. Sechs Bewerber gab es, und jeder mußte so viele ihrer fünf Strafwürfe halten wie möglich. Als Harry Ginny fliegen sah, war ihm sofort klar, daß sie auch zur neuen Mannschaft dazugehören würde. Sie schien noch wesentlich besser geworden zu sein als damals in seinem sechsten Jahr. Drei Bewerber hatte sie bereits mit sechs, fünf und drei durchgelassenen Strafwürfen abserviert, als Ron drankam. Harry kreuzte die Finger. Ron ließ sich von Hermione noch einen Kuß geben, dann stieß er sich vom Boden ab. Er schwebte vor dem mittleren Torring und ließ den Besen nervös nach links und nach rechts zittern. Ginny führte den ersten Strafwurf aus: Sie täuschte rechts an und warf links. Doch Ron hatte zunächst nur kurz nach rechts gezuckt, um sich dann nach links zu werfen und den Quaffel zu fangen. Harry hatte den deutlichen Eindruck, daß Ron einige Torwartbewegungen aus dem Muggelfußball adaptierte – und das mit großem Erfolg, trotz der dünnen „Weasley ist unser King“-Gesänge einiger Slytherins. Dadurch, daß er vor dem mittleren Ring hin- und herzappelte, konnte sich Ginny gar nicht richtig auf ihn einstellen. Mit den letzten beiden Würfen versuchte sie besonders finster entschlossen, seine Abwehr zu durchbrechen, aber das klappte einfach nicht. Ron war damit triumphal ins Team zurückgekehrt und wurde am Boden mit einem besonders dicken Schmatzer von Hermione begrüßt.
Während der Auswahl stellte Harry fest, daß eine Sache anders war: Er mußte sich nicht mehr mit den abgelehnten Bewerbern auseinandersetzen. Wer es nicht in die Mannschaft geschafft hatte, räumte ohne Murren das Feld. Harry vermutete, daß er nach der Schlacht um Hogwarts an Autorität gewonnen hatte – insofern war das, was McGonagall ihm vor der Reise nach Australien im Tropfenden Kessel gesagt hatte, nicht von der Hand zu weisen.
Schließlich war die Mannschaft zusammengestellt. Sie entsprach weitgehend Harrys letzter Mannschaft. Im Vorjahr war zwar auch Seamus dabeigewesen, der den Platz von Katie Bell eingenommen hatte, aber nach Deans Rückkehr nach Hogwarts mußte der Gute dem Besseren weichen. Doch auch Seamus war auf Harrys Liste vermerkt wie auch sechs andere Spieler, denn Harry hatte seine Idee von einer Schattenmannschaft nicht vollständig aufgegeben.

Am Montagmorgen saßen sie wieder in der gewohnten Weise am Gryffindortisch: Vor Harry und Hermione lag jeweils der Tagesprophet. Ron lehnte sich an Hermione an und Ginny an Harry, so daß sie mit in die Zeitung gucken konnten. Auf Harrys Schulter schlief zufrieden Nicolas, der vom Fast Kopflosen Nick immer mit einem besonders wohlgefälligen Blick bedacht wurde. Nicolas hatte es sich inzwischen angewöhnt, noch vor allen Eulen herbeizuflattern, um besonders lange Zeit auf seinem Herrn schlafen und sich gelegentlich das Bauchgefieder kraulen lassen zu können. Der Schwung der Posteulen war zwar schon durch, doch plötzlich rauschte ein neuer Schwarm herein. Auch vor Harry landete eine Eule und streckte ihm ein Bein mit einem amtlichen Brief entgegen. Harry nahm es an sich und fragte mehr sich selbst als die anderen: „Nanu? Warum bekomme ich denn sowas? Habe ich was ausgefressen?“
„Wir alle haben das bekommen“, sagte Ron und hielt seinen Umschlag in die Höhe.
„Das werden dann wohl die Wahlbenachrichtungen sein“, vermutete Hermione.
Sie hatte Recht. Harry zog zwei Pergamente aus seinem Umschlag. Auf dem einen stand:

WAHLBENACHRICHTIGUNG

Mr Harry James Potter, Grimmauldplatz zwölf, London,
derzeit: Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei
wird hiermit kundgetan, daß er berechtigt ist, an der Wahl zum Zaubereiminister am

Samstag, dritten Oktober 1998, von neun bis achtzehn Uhr

teilzunehmen. Ihr Wahlbüro befindet sich im Postamt von Hogsmeade. Bringen Sie diese Bescheinigung bitte zur Wahl mit.

Das andere Pergament war wesentlich länger und enthielt zahlreiche Fotos. Es handelte sich um die Liste der Kandidaten, die sich für den Posten des Zaubereiministers zur Wahl stellten. Zwei Personen erkannte Harry sofort: Kingsley Shacklebolt und Cornelius Fudge.
„Fudge versucht noch mal, Minister zu werden?“ fragte Harry ungläubig.
Ron sah sich irritiert seine Liste an und sagte: „Was – nach dem ganzen Mist, den er verbrochen hat?“
Die anderen Kandidaten interessierten Harry nicht. Er las nur die kleinen Informationstexte für Kingsley und Fudge.

Kingsley Shacklebolt – kommissarischer Zaubereiminister seit Mai 1998, davor Auror, untergetaucht während der Herrschaft des Unennbaren Anfang 1998, Anhänger Dumbledores, Mitglied des Ordens des Phönix, Teilnehmer der Schlacht von Hogwarts. Der Kandidat über sich selbst: „Ich strebe die Reorganisation des Zaubereriministeriums mit Beseitigung der Korruption, Verbesserung der Rechte von Randgruppen und der Beziehungen zur Muggelwelt an.“

Cornelius Fudge – Zaubereiminister von 1991 bis 1996, davor Leiter des magischen Unfallkommandos, danach bis 1997 Berater und Kontaktperson zum Premierminister der Muggel, Ruhestand während der Herrschaft des Unnennbaren. Der Kandidat über sich selbst: „Ich bringe meine umfangreiche Regierungserfahrung als Zaubereiminister der ersten Hälfte der neunziger Jahre ein. Bewährtes muß bleiben, ich stehe für Konsolidierung. Wählen Sie Erfahrung!“

Harry zuckte mit den Schultern. Er glaubte nicht, daß irgendjemand mit Verstand den wegen Unfähigkeit geschaßten Exzaubereiminister wählen würde.
„Harry, wir müssen noch etwas machen wegen dieses Fotowettbewerbs“, meldete sich Ginny zu Wort.
Harry blickte zur verzauberten Decke, die einen strahlend blauen Spätsommerhimmel zeigte.
„Gut – dann schlage ich vor, daß wir niemanden ansprechen, sondern in der Pause nach Kräuterkunde einfach mal heftig knutschen, und dann haben wir es hinter uns. Kurz und schmerzlos. Dann kann uns niemand vorwerfen, wir würden irgendwen bevorzugen.“
„Willst du doch niemanden...?“ fragte Ron.
„Ja, wen denn? Nein, möge der Bessere gewinnen“, sagte Harry und Ginny nickte.
Nach Kräuterkunde setzten Harry und Ginny ihr Vorhaben in die Tat um. Harry versuchte nochmal erfolglos, sein Haar zu richten, zog seine Schulrobe glatt und begutachtete die Lichtverhältnisse. Dort hinten in der Ecke neben dem Busch würden er und Ginny gut im Licht stehen, und der Hintergrund wäre auch ideal. Ginny nickte, dann gingen sie hinüber. Eigentlich hatte Harry vorgehabt, nur einen Fotokuß vorzuführen, aber als sich seine Lippen denen von Ginny annäherten, nahm er auch ihren Blumenduft wahr und er vergaß, wo er war und warum. Ihre Lippen legten sich aufeinander, sie umarmten sich sanft, die Welt um sie herum versank in der Bedeutungslosigkeit. Wie hatte Harry das in den letzten zwei Wochen vermißt! Nach einem langen Blick in ihre Augen, die Gesichter Nasenspitze an Nasenspitze, lösten sich die beiden voneinander. Als Harry sich zur Seite drehte, erinnerte er sich wieder, warum er es hier und jetzt mit ihr getan hatte – fünf oder sechs Schüler standen da und nahmen gerade ihre Kameras runter, während mindestens zehn andere dabeistanden und sehr sauer zu sein schienen. Sie hatten keine Kameras dabei.
„So, das war's Freunde, Ende der Vorstellung“, sagte Ginny trocken.
„Ich hatte gar keine Kamera dabei“, beschwerte sich einer der Zuschauer.
„Und ich hatte sie noch gar nicht schußbereit“, maulte ein anderer mit Kamera. „Macht's nochmal!“
„Tja, wer den Preis gewinnen will, muß eben schneller sein. Nachschlag gibt's nicht!“ erwiderte Ginny und zog Harry durch die nörgelnde Meute in das Schloß.
Am nächsten Tag war, wie Harry sich noch erinnerte, Einsendeschluß für die Fotos. Das schien alle Wettbewerbsteilnehmer noch einmal zu beflügeln, denn nach dem Ereignis nach Kräuterkunde gingen viele, wie Hermione auf der Mädchentoilette gehört hatte, davon aus, daß Harry und Ginny nach zwei Wochen der Zurückhaltung die Kontrolle verloren hatten und ihre Vorstellung wiederholen würden. Jeder, der eine Kamera zur Verfügung hatte, trug sie deshalb für den Rest des Tages mit sich herum.

Das war auch noch beim Frühstück am nächsten Tag so. Doch Harry interessierte das nicht besonders, als er mit Ginny die Zeitung las, während sich Nicolas an seinen Kopf gekuschelt hatte und schlief. Auf dem Titelblatt prangte das unverkennbare Bild von Fudge mit seinem Bowler auf dem Kopf, wie er mit besonders väterlicher Miene auf jemanden einredete. Zu seinem Ärger sah Harry, daß es wieder einmal um ihn ging.

STREIT UM POTTER
FUDGE WIRFT SHACKLEBOLT UNLAUTEREN WAHLKAMPF VOR

Cornelius Fudge, ehemaliger Zaubereiminister bis 1996, will es noch einmal wissen und hat sich zur Wahl gestellt. Für seine schlechten Umfragewerte macht er den kommissarischen Zaubereiminister Shacklebolt verantwortlich: „Es ist ungeheuerlich, wie sich Shacklebolt des Jungen, der überlebte, bedient. Offensichtlich glaubt er einen Vorsprung herausarbeiten zu können, indem er ihn bereits jetzt in seine Aurorenabteilung aufgenommen hat. Doch Harry Potter wird sich sicher noch daran erinnern, daß ich es war, der ihm die Brötchen geschmiert hat, nachdem er vor Jahren von zu Hause ausgebüxt war. Harry würde wohl lieber Erfahrung wählen als jemanden, dessen einzige Berührung mit der Politik im Vorzimmer des Muggelpremierministers stattgefunden hat.“
Darauf angesprochen, reagiert Shacklebolt ganz ruhig und weist darauf hin, daß erst das Nichthandeln und die allgegenwärtige Korruption unter Fudge den Wiederaufstieg des Unnennbaren ermöglicht haben. „Was meine Erlebnisse beim Premierminister angeht“, so Shacklebolt, „handelt es sich immerhin um einen Mann, der ein Land mit sechzig Millionen Einwohnern regiert. Fudges unqualifizierte Äußerungen zeigen einmal mehr, wie wenig er von den Dingen versteht, über die er redet. Er will wohl nur Aufmerksamkeit erregen, nachdem er die Pressefreiheit nicht mehr einschränken kann.“

Harry war ehrlich verärgert. Wenn es nicht um Küsse ging, wurde er für die Politik eingespannt. Ganz besonders wurmte ihn, daß ihn ausgerechnet Fudge vor seinen Karren spannen wollte.

„Ganz ruhig, Harry, am dritten Oktober ist alles vorbei“, sagte Ginny, die mitgelesen hatte.
Harrys Geduld wurde in diesen zwei Wochen auf eine harte Probe gestellt. Fudge stellte sich als härtester Gegenkandidat für Shacklebolt heraus. Seine Umfragewerte lagen zwar im Keller und die politischen Kommentare im Tagespropheten wurden immer höhnischer, aber die zunehmend abstrusen Wortmeldungen des ehemaligen Zaubereiministers waren natürlich ein Festessen für die Presse, die immer wieder gern und genüßlich darauf hinwies, daß er sich ausgerechnet auf den berief, dessen Rauswurf aus Hogwarts er einst betrieben hatte.

Der Morgen des ersten Hogsmeade-Wochenendes, zugleich Wahlsamstags, brach mit bewölktem Himmel an. Harry aß rasch sein Frühstück, blätterte schnell die Zeitung durch, stellte fest, daß es im Fotowettbewerb noch immer keine Entscheidung gab und stand schließlich auf. Ginny tat es ihm gleich, auch Ron und Hermione machten sich bereit.
„So, dann wollen wir mal – das wird meine erste Wahl“, sagte Harry und überprüfte noch einmal, ob er seine Wahlbenachrichtigung dabeihatte.
Die vier verließen das Schloß und gingen zum Tor mit den geflügelten Ebern, wo sich schon Mr Filch postiert hatte, um anhand seiner Liste zu kontrollieren, ob die Schüler berechtigt waren, die Schloßgründe zu verlassen. Harry, Ginny, Hermione und Ron stellten sich in die Schlange und warteten, bis sie an der Reihe waren.
„Ron, mach jetzt um Himmels willen keine Bemerkung, sonst hält uns Filch unnötig auf“, flüsterte Hermione ihrem Freund zu.
Ron beschwerte sich: „Was glaubst du eigentlich, was ich...“
„Ich hätte nichts gesagt, wenn ich nicht etwas bestimmtes glauben würde“, erwiderte sie.
Ron schwieg und so kamen alle vier unbehelligt durch das Tor und gingen den Weg nach Hogsmeade hinunter.
„Wir werden als erstes wählen gehen“, schlug Harry vor und die anderen nickten.
Mit raschen Schritten gingen sie am immer noch geschlossenen Scherzartikelladen von Zonko vorbei, ebenso am Honigtopf und an den Drei Besen. Am Ende der Dorfstraße stand das Postamt von Hogsmeade. Es hatte sich bereits eine kleine Schlange gebildet, deren Ende aus der Tür herausguckte. Die vier stellten sich an und warteten. Als Harry so weit vorgerückt war, daß er im Haus stand, vertrieb er sich die Zeit damit, die zahlreichen Eulen zu betrachten, die an den Wänden aufgereiht auf ihren Stangen saßen. Der Postzauberer saß gelangweilt hinter seinem Thresen, denn heute wollten alle Besucher – die Mehrzahl bestand aus den Bewohnern Hogsmeades, die ihre Stimme möglichst vor dem Ansturm der Schüler abgeben wollten – nur an der Wahl teilnehmen. Harry konnte noch nicht sehen, wie das organisiert war. Er konnte nur eine spanische Wand erkennen, die offenbar die Wahlkabine darstellte.
Nach einiger Zeit war Harry endlich an der Reihe. Die Schlange endete an dem Postthresen, wo Harry jetzt erst einen Ministeriumszauberer neben dem Postzauberer sitzen sah. Der Ministeriumszauberer hatte eine List vor sich liegen und nahm Harrys Benachrichtigung entgegen. Als er sie überprüfte, erstarrte er und blickte Harry an.
„Mr Potter... welche -“
„Bitte überprüfen Sie, ob alles in Ordnung ist“, würgte ihn Harry kurzentschlossen ab.
„J-ja, natürlich.“
Der Ministeriumszauberer strich mit einem Geheimnisdetektor über die Benachrichtigung und über Harry, dann gab er ihm ein Pergament.
„Bitte gehen Sie in die Kabine, kreuzen den Kandidaten an, den Sie wählen wollen, falten das Pergament und werfen es dann hier in diese Urne.“
Er wies auf einen silbernen Eimer, dessen Deckel mit einem Schlitz versehen war. Harry nahm das Pergament an sich und ging hinter die spanische Wand. Dort warf er einen Blick auf das Pergament und stellte fest, daß Shacklebolt an erster Stelle aufgeführt war. Harry kreuzte dessen Namen an, faltete das Pergament, verließ die Wahlkabine und warf es in die Urne.
„Bitte gehen Sie jetzt raus, sonst wird es hier zu voll“, sagte der Zauberer.
Harry verließ das Postamt. Bald gesellten sich zunächst Ginny, dann Hermione und schließlich Ron zu ihm.
„Bin mal gespannt, wie es ausgeht“, sagte Hermione. „Ich denke, am Montag wissen wir mehr.“


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