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Fanfiction

Nach der Schlacht von Hogwarts - Das Bild des Schulleiters

von Krabbentaucher

Am Samstagmorgen wachte Harry mit einem glücklichen Gefühl auf. Er fragte sich, warum es ihm so gut ging. Dann erinnerte er sich an den Vortag – er hatte wieder eine Eule! Außerdem hatte er ein wenig ausgeschlafen und in Kürze würde er mit Ginny zusammen zum Frühstück gehen. Mit diesen freudigen Aussichten sprang er voller Elan aus dem Bett. Ron schlief vermutlich noch, denn die Vorhänge seines Himmelbetts waren zugezogen. Harry sah sich um. Allmählich begann er, sich in seinem neuen Schlafsaal heimisch zu fühlen. Er ergriff seine Kleidung, um sich anzuziehen.
Wenig später betrat er den Gemeinschaftsraum und sah sich um. Lange mußte er nicht suchen, weil einige Gryffindors mit gezückten Kameras bereitstanden und beutegierig zwischen Harry und einem Sessel hin- und hersahen. In diesem Sessel saß Ginny. Sie stand auf und begrüßte ihn: „Morgen, Harry! Und sieh mal – die Aasgeier sind auch schon da!“
„Sehe ich“, grinste Harry.
Beide gaben sich einen kurzen Gutenmorgenkuß. Kameras klickten. Dann waren murrende Kommentare zu hören.
„Tja, Leute, wenn ihr den Preis gewinnen wollt, dann müßt er eben ein bißchen mehr auf dem Quivive sein, von nix kommt nix“, erwiderte Ginny fröhlich.
Als Harry und Ginny Arm in Arm die Große Halle betraten, war sie für einen Samstagmorgen erstaunlich gut gefüllt – und es lagen erstaunlich viele Kameras auf den Tischen.
„Was glauben die eigentlich, was wir während des Frühstücks machen?“ fragte Harry, nachdem beide sich mit dem Rücken zu den anderen drei Tischen vor Hermione an den Gryffindortisch gesetzt hatten, die in der Samstagsausgabe des Tagespropheten las.
„Morgen, ihr beiden“, begrüßte sie Harry und Ginny. „Ron schläft vermutlich noch?“
Harry nickte, und Hermione verdrehte die Augen. Von oben hörte er es rascheln. Ein paar Posteulen kamen hereingeflogen und suchten die Empfänger ihrer Sendungen. Plötzlich spürte Harry an seinem Kopf ein heftiges Geflatter und auf der Schulter Krallen. Nicolas war da. Er hatte keine Post dabei, sondern schmiegte sich sogleich an Harrys Kopf.
„Aha, Nicolas hat Sehnsucht nach dir“, bemerkte Ginny.
„Nicolas? Du hast deine Eule nach mir benannt?“ hörte Harry eine Stimme näherkommen.
Der Hausgeist der Gryffindors schwebte auf ihn zu. Er machte ein besonders stolzes Gesicht. „Das ist eine Ehre für mich, denn es zeigt deine tiefe Verbundenheit mit mir. Bislang wurde keine Eule nach einem der anderen Hausgeister benannt. Das muß ich unbedingt den anderen erzählen, daß Harry Potter...“
Mit diesen Worten entschwebte der Fast Kopflose Nick mit so hoch erhobenem Kopf davon, daß dieser umgekippt wäre, wenn er ihn nicht schnell mit der rechten Hand festgehalten hätte. Hermione sah ihm nach.
„Kunststück“, murmelte sie, „er ist doch einzige Geist mit einem richtigen Namen hier. Ich könnte dreimal eine Hufflepuff sein, ich würde meine Eule wohl kaum 'Fetter Mönch' nennen.“
Sie guckte wieder in ihren Tagespropheten. Für Harry kam auch eine Zustelleule mit der Zeitung. Er zahlte seinen Obulus und schlug die Zeitung auf. Es stand nichts neues drin – nur die üblichen Berichte, daß noch immer zahlreiche Todesser auf der Flucht waren. Außerdem war da eine kleine Meldung über einen Diebstahl in den Drei Besen in Hogsmeade.
„Vermutlich Dung“, murmelte Harry Ginny zu, die mitlas. „Sieh mal, es wurden zwei Hähnchen, ein Brot, Butterbier und eine Flasche Feuerwhisky gestohlen.“
„Seine Geschäfte mit gestohlenen Kesseln laufen wohl nicht richtig“, vermutete Ginny.
Harry war mit seinem Frühstück fertig – was wegen Nicolas einige Zeit gedauert hatte, da er auf Harrys Schulter eingeschlafen war – und blätterte nur noch in seiner Zeitung herum, als Ron endlich erschien.
„Morgen, Schlafmütze“, begrüßte ihn Hermione und gab ihm einen Kuß.
„Morgen, Meckertante“, erwiderte Ron und setzte sich.
Er tat sich gerade Rührei auf, als vor ihm etwas großes braunes auf den Tisch plumpste. Ron seufzte und nahm Errol den Brief ab, den dieser im Schnabel trug. Dann schüttelte Ron den Brief auf.
„Oh“, sagte er, nachdem er ihn gelesen hatte.
„Was ist?“ fragte Hermione.
„Ist von Mum. Es hat einen Flugzeugabsturz gegeben, 229 Tote. Vor Kanada. Ist schon drei Tage her. Puh! Wenn ich dran denke – 229 Tote, das wäre ein gutes Drittel von Hogwarts.“
„Mum sammelt wohl immer noch diese Zeitungsausschnitte“, stellte Ginny fest. „Die könnte doch langsam damit aufhören, ihr seid doch wieder zurück. Und vorerst habt ihr nicht vor zu verreisen.“
„Swissair – gut, daß wir nicht mit dieser Gesellschaft geflogen sind...“, sinnierte Ron.
„Die Swissair gilt als hervorragende Fluggesellschaft“, sagte Harry.
„Eben“, bekräftigte Hermione, „und wenn da sowas passiert – was war das? Brandausbruch während des Fluges? - dann scheint es ein gravierenderes Problem zu sein. Merkwürdig, daß davon nichts im Tagespropheten stand, 229 tote Muggel scheinen ihnen herzlich egal zu sein.“
„Vielleicht sollten die einen Korrespondenten in Muggelangelegenheiten einstellen“, meinte Ginny.
„Kann sein“, sagte Harry. „Kommst du? Sonst sitzen wir hier noch, wenn das Mittagessen aufgetischt wird.“
Beide standen auf und gingen zum Ausgang der Großen Halle. Ginny sagte: „Du bist ja heute Nachmittag mit Luna im Gemeinschaftsraum der Ravenclaws verabredet, nicht?“
Harry nickte. Da hörte er eine Stimme sagen: „Wie – Harry Potter im Gemeinschaftsraum der Ravenclaws?“
Harry drehte sich um. Er sah einen Hufflepuff, den er von irgendwoher kannte. Ihm fiel ein, daß es sich um den Vertrauensschüler der Hufflepuffs handelte. Harry hatte sich im Hogwarts-Expreß nicht für die Namen der Vertrauensschüler interessiert, denn er war davon ausgegangen, daß er die Namen sowieso erfahren würde, wenn er die Einsatzpläne aufstellen würde.
„Ja – und?“ fragte er.
„Du warst doch schon mal im Ravenclaw-Gemeinschaftsraum.“
„Jaah...?“
„Ich finde das ein wenig ungerecht, daß du da zweimal hingehst. Soweit ich mich erinnere, sind zur Schlacht mehr Hufflepuffs als Ravenclaws dagegeblieben.“
Harry war verwirrt. Er konnte nicht einsortieren, worauf der Hufflepuff-Vertrauensschüler hinauswollte.
„Ähm – ich gehe da nur hin, um die Einsatzpläne für euch zu schreiben. Das muß ich mit der Schulsprecherin machen, und das ist nunmal Luna, eine Ravenclaw. Sie hat mich eingeladen.“
„Na schön. Aber dann lade ich dich in den Hufflepuff-Gemeinschaftsraum ein. Du mußt uns ja unseren Einsatzplan geben – dann kannst du bei uns vorbeischauen. Gleiches Recht für alle.“
„Die Gemeinschaftsräume sind eigentlich nur für die jeweiligen Häuser gedacht. Mein erster Besuch bei den Ravenclaws hatte mit dem Kampf gegen Voldemort zu tun. Das war nicht aus Jux und Dollerei.“
„Trotzdem“, sagte der Hufflepuff trotzig. „Wir Hufflepuffs und ihr Gryffindors, wir können doch eigentlich gut miteinander. Also, wie steht es?“
Harry seufzte.
„Na schön. Die Pläne müssen zuerst in das Direktorenbüro gebracht werden, und ein paar Tage später können wir sie dann den Vertrauensschülern geben. Ich denke mal, das mit dem Direktorenbüro wird morgen erledigt. Am Dienstag dürften dann die Pläne genehmigt sein. Um fünf Uhr nachmittags dann?“
„Okay, abgemacht. Ich hole dich ab, damit du reinkommst.“
Der Vertrauensschüler von Hufflepuff zog gerade zufrieden von dannen, da steuerte auch schon ein Mädchen auf Harry zu, das er als Vertrauensschülerin der Slytherins erkannte. Er seufzte erneut. Offenbar hatte das Schicksal gerade diesen Samstagvormittag ausersehen, um ihn nach Strich und Faden zu nerven.
„Ich war schon in eurem Gemeinschaftsraum“, sagte er abwehrend, „als ich mich durch Vielsafttrank in Goyle verwandelt hatte. Außerdem bin ich für Dienstagnachmittag verabredet. Luna wird dir deinen Plan geben.“
Die Vertrauensschülerin der Slytherins gab sich damit nicht zufrieden.
„Ach ja, der große Harry Potter läßt keine Gelegenheit aus, die Gryffindorkarte zu spielen.“
„Was soll das? Soll ich jetzt eine Rundreise durch die Gemeinschaftsräume machen? Wieso sollten ausgerechnet die Slytherins Wert auf meinen Besuch legen? Ich verstehe das nicht.“
Beide maßen einander mit Blicken.
„Sagen wir mal: Prestige“, sagte die Slytherin. „Und was meinst du, was das für einen Eindruck macht, daß Harry Potter jedes Haus offiziell besucht, nur Slytherin nicht. Wäre natürlich verheerend für die, die zurückgekehrt sind, um...“
Genervt fiel ihr Harry ins Wort: „Diese Handvoll? Na schön, damit Ruhe ist: Mittwoch um fünf. Und jetzt möchte ich noch ein wenig meinen Samstag genießen, bevor ich meinen Schulsprecherpflichten nachkommen muß. Danke.“
Harry schnappte Ginny an der Hand und ging mit ihr durch die Eingangshalle zur großen Marmortreppe.

Um kurz vor vier Uhr begab er sich zum Ravenclawturm, nachdem er sich den Tag über – abgesehen vom Mittagessen – mit Ginny in die verschwiegeneren Bereiche von Hogwarts zurückgezogen hatte, die nur wenige Schüler kannten. Er machte sich Gedanken darüber, daß er irgendein Rätsel würde lösen müssen, um in den Gemeinschaftsraum zu gelangen, doch er hatte Glück. Harry war gerade eben vor der Tür angelangt und hatte die Hand ausgestreckt, um anzuklopfen, da öffnete sie sich und ein Ravenclaw kam heraus.
„Nanu? Ach so... geh rein“, sagte dieser und ließ Harry vorbei, der sich kurz bedankte.
Der Gemeinschaftsraum der Ravenclaws machte auf Harry einen noch viel freundlicheren Eindruck als damals im Mai, als er auf der Suche nach dem Diadem der Rovena Ravenclaw hier gewesen war, denn zum einen befand er sich jetzt nicht unter dem Druck einen Horkrux zu finden, zum anderen war Tag. An den Wänden leuchteten die seidenen Banner in Blau und Bronze, während durch die bogenförmigen Fenster die Sonne hereinleuchtete und die Sterne in der Kuppel und auf dem Teppich deutlich hervortreten ließ. Die Statue der Rovena Ravenclaw blickte auf die ganze Szenerie herab. Harrys Vermutung von damals war richtig: Die Aussicht auf die umgebenden Berge war überwältigend.
Im Gemeinschaftsraum war es ganz still geworden, alle hatten sich Harry zugewandt.
„Hallo, Harry, schön, daß du da bist, komm hier rüber an den Tisch“, begrüßte ihn Luna.
„Ja, ähm, hallo“, erwiderte Harry den Gruß.
„Kommst du allein?“ wollte eine Viertklässlerin von ihm wissen.
„Ja, wieso?“
„Nur so.“
Die Viertklässlerin machte ein enttäuschtes Gesicht und legte eine Kamera, die sie im Schoß gehalten hatte, auf den Tisch neben sich. Harry war sofort klar, daß ihre Antwort nicht richtig war. Denn auch zahlreiche andere Ravenclaws legten Kameras entweder auf Tische oder standen auf, um zur Treppe zu gehen, die in die Schlafsäle hochführte. Es war nur zu offensichtlich, daß sie sich Chancen auf ein gutes Harry-und-Ginny-Foto ausgerechnet hatten. Harry vermutete, daß die unverhofften Einladungen in den Hufflepuff- und den Slytheringemeinschaftsraum auf ähnliche Überlegungen zurückzuführen waren. Während sich Harry zu Luna an den Tisch setzte, auf dem schon zwei Tassen, eine Teekanne und etwas Gebäck standen, normalisierte sich das Geschehen im Gemeinschaftsraum. Nach Harrys Eindruck ging es bei den Ravenclaws weniger turbulent zu als bei den Gryffindors, aber er wußte nicht, ob das mit dem Haus, seinem Besuch oder einfach seiner Wahrnehmung zu tun hatte. Jedenfalls wurden er und Luna von ziemlich vielen Ravenclaws umlagert, die scheinbar nichts von Harry verpassen wollten.
„Hier sind die Stundenpläne der Vertrauensschüler, die McGonagall uns gegeben hat“, sagte Luna mit einer Ruhe, als sei die Anwesenheit eines Gryffindors in ihrem Gemeinschaftsraum eine alltägliche Sache.
Harry nahm die Stundenpläne an sich und sah sie durch. Rons Stundenplan kannte er natürlich, denn beide hatten dieselben Fächer belegt. Hermiones Stundenplan hatte er zwar auch schon einmal gesehen, aber für ihn war es trotzdem überraschend, wie voll er war. Das Vertrauensschülerpaar von Ravenclaw bestand aus Paul Clark und Berenice Turner. Harry mußte grinsen, als er ihre Stundenpläne sah, denn sie hatten dieselben Fächer belegt. Wenn dann noch die gemeinsamen Pflichten als Vertrauensschüler hinzukamen, könnte aus den beiden ein Paar werden. Ein Seitenblick sagte ihm jedenfalls, daß sich die beiden nicht unsympathisch waren, denn sie saßen ebenfalls am Tisch und guckten gebannt zu, wie ihre Einsätze festgelegt wurden. Jeder behielt zwar seine Hände bei sich, aber so dicht wie sie zusammensaßen, schienen sie sich ganz gut zu verstehen.
Das Vertrauensschülerpaar aus Hufflepuff wurde aus John Coyne und Jane Corbett gebildet.
„Da können wir nicht einfach die Initialien nehmen, sonst weiß niemand, wer von den beiden gemeint ist“, stellte Luna nüchtern fest.
In Slytherin waren Graham Pritchard und Karen Afford Vertrauensschüler. Immerhin – Harry wußte jetzt, wer ihn da nach dem Frühstück so ruppig eingeladen hatte.

Die Ravenclaws waren angenehme Gastgeber, auch wenn sich die Hoffnungen vieler, daß Harry eventuell Ginny mitgebracht hätte, nicht erfüllt hatten. Er war verwundert darüber, wie schnell es ging, mit der eigentlich immer verträumt wirkenden Luna die Einsatzpläne aufzustellen. Das war innerhalb einer halben Stunde erledigt. Doch die Ravenclaws ließen Harry nicht einfach gehen, und er fühlte sich gut aufgenommen.
„Eigentlich müßtest du so etwas wie ein Ravenclaw ehrenhalber sein“, meinte Paul Clark.
„Wieso?“
„Naja – das berühmte Diadem der Rovena Ravenclaw war seit etwa tausend Jahren verschollen, und du hast es wiedergefunden.“
„Und dabei ist es – ähm – kaputtgegangen.“
„Mit dem Seelenteil von Du weißt schon wem hätten wir es, glaube ich, nicht so gern zurückgehabt“, bemerkte Berenice.
„Jetzt, wo es kaputt ist, kann man es natürlich nicht mehr dazu benutzen, Weisheit zu erlangen“, sagte Luna, „aber wenn wir es wiederherstellen und dabei Lenkpflaumen...“
„Jedenfalls liegen seine Einzelteile jetzt im Schulleiterbüro“, unterbrach Paul Luna eilig, „neben den anderen Gegenständen.“
Luna, die die Unterbrechung unbekümmert hingenommen hatte, sagte: „Sieht so aus, als wäre euer Dings, also das Schwert von Gryffindor, der einzige Gegenstand der vier Gründer, den du heilgelassen hast.“
Harry wußte nicht recht, was er darauf sagen sollte. Es handelte sich mal wieder um eine von Lunas schlichten und nicht zu widerlegenden Feststellungen.

Am nächsten Tag ging Harry zum Büro des Schulleiters. Das Paßwort war ihm in dem Brief mitgeteilt worden, dem er auch seine Pflichten als Schulsprecher entnehmen konnte. Als er vor dem Wasserspeier stand, sagte er: „Hadrianswall“.
Für ihn war es ziemlich offensichtlich, daß McGonagall dieses Paßwort ausgesucht hatte. Der Wasserspeier sprang zur Seite und gab den Weg zur Wendeltreppe frei, auf der Harry nach oben getragen wurde. Oben engekommen klopfte an der dunklen Holztür an und öffnete sie. Niemand war da. Er ging in den runden Raum mit den schlafenden Protraits der verstrorbenen Schulleiter hinein und blieb stehen, die Einsatzliste in der Hand. Vielleicht, so ging es ihm durch den Kopf, hätte ich meinen Besuch doch besser vorher angemeldet. Er ging zum Schreibtisch, nahm dort eine Feder in die Hand und kritzelte eine Nachricht auf ein kleines Notizpergament:

Sehr geehrte Frau Professor McGonagall,

die Liste mit den Vertrauensschülereinsätzen ist fertig. Ich habe Sie nicht angetroffen und lege sie auf den Schreibtisch. Bitte geben Sie Nachricht, wenn die Liste Ihre Zustimmung finden sollte.

Harry Potter

Er legte die Liste daneben auf den Schreibtisch und wollte gerade gehen, als er von einer vertrauten, leisen Stimme angesprochen wurde.
„Sieh an – Potter...“
Harry sah sich um und erkannte auf einem kleineren Bild, das etwas abseits in einer Weise neben einem Bücherschrank aufgehängt war, daß es kaum auffiel, das vertraute fahle, von fettigen Haaren umrahmte hakennasige Gesicht seines früheren Zaubertränkelehrers.
„Der... Auserwählte... gibt sich die Ehre“, fuhr Snape fort.
„Guten Tag, Herr Professor“, erwiderte Harry steif.
Um Snapes Lippen spielte das für ihn typische herablassende Lächeln.
„Daß ich das noch erleben darf – das heißt, 'erleben' ist meiner Situation vielleicht nicht ganz das richtige Wort – , daß Sie mir einen guten Tag wünschen... Ich meine, wir haben zu meinen Lebzeiten immer grußlos miteinander verkehrt.“
„Nun“, sagte Harry, „man wird älter und reifer. Und irgendwann fängt man einfach an, gewisse Konventionen ganz automatisch zu beachten, nicht wahr? Einige tun das jedenfalls.“
Snape hatte die Spitze durchaus bemerkt und hob eine Augenbraue, bevor er weitersprach.
„Als ich Sie das letzte Mal gesehen habe, da bin ich davon ausgegangen, daß Sie mein Schicksal teilen würden. Aber... nunja,... Ihre Neigung, Regeln zu übertreten, hat offenbar dazu geführt, daß Sie sich wieder einmal herausgewunden haben... höchst erstaunlich.“
„Ich habe von Prof. Black schon gehört, daß Sie die Sache so sehen“, schnappte Harry. „Haben Sie nicht auch angekündigt, daß Sie mich durch das Schloß verfolgen wollten, um mich bei meinen Regelbrüchen zu erwischen?“
„Das wird wohl nicht nötig sein“, sagte Snape mit öliger Stimme, „nachdem sich das Kollegium aus den vier Hauslehrern entschlossen hat, den Bock zum Gärtner zu machen.“
Er schwieg und genoß es, Harry beleidigt zu haben. Harry schwieg ebenfalls, um nicht unangemessen patzig zu wirken. Er wußte genau, daß Snape auf das Schulsprecherabzeichen auf seiner Brust anspielte.
„Ich will einen anständigen Abschluß zustandebringen. Schließlich bin ich bereits Mitglied der neugegründeten Aurorenabteilung, wenn auch nur beratend. Und wenn ich Auror werden will...“
Befriedigt sah Harry, daß diese Retourkutsche gesessen hatte. Snape war ein bißchen rot geworden, der spöttische Ausdruck war aus seinem Gesicht verschwunden.
„Ach, Sie gehören schon zur Aurorenabteilung? Na, Sie verschwenden ja keine Zeit.“ Als er sich etwas gefangen hatte, fuhr er fort: „Sicher genießen Sie den Glanz, in dem Sie jetzt strahlen, nicht wahr? Dieser ganze Ruhm, der vermutlich beliebteste Zauberer... Ihr Vater war auch sehr anfällig dafür, damals, als großer Quidditch-Held -“
„Warum sagen Sie das nicht meinem Vater persönlich?“ fauchte Harry, der nun genug hatte. „Sie sind doch tot, oder? Und mein Vater auch, und zwar weil, soweit ich weiß, jemand eine gewisse Prophezeihung an jemand anderen weitergegeben hatte!“
Snapes Gesicht zeigte eine merkwürdige Mischung aus Zorn und Betroffenheit.
„Potter! Ich erlaube Ihnen nicht -“
Doch Harry hörte nicht auf ihn: „Ach ja, ich vergaß: Sie können meinen Vater ja nicht fragen, weil meine Mutter vermutlich bei ihm ist, und dann müßten Sie der Frau gegenübertreten, deren Tod Sie verschuldet haben!“
Er atmete schwer, als sei er eben den Weg vom Gryffindorturm zum Schulleiterbüro gerannt. Snapes Gesicht zeigte eine häßliche dunkle Farbe.
„Potter“, fauchte er, „Sie haben meine Erinnerungen gesehen und, wie ich wohl vergeblich hoffe, auch verstanden. Ich habe jedenfalls keine Lust, es Ihnen zu erklären. Ich bin mir jedenfalls sicher, daß ich Lily mit dem ruhigen Gewissen gegenübergetreten bin, ihren Sohn wieder und wieder beschützt zu haben, wenn er sich wieder und wieder völlig überflüssigerweise in Gefahr gebracht hat. Ihren Sohn, der James Potter so ähnlich ist -“
„Bis auf die Augen“ warf Harry ein.
„Ich weiß genau, was Sie versuchen, aber es wird nicht funktionieren. Der Sohn also, der mir tagtäglich durch seine schlichte Existenz und seine arrogante Art vor Augen geführt hat, wer triumphiert hat. James Potter hatte es immer verstanden, die Mädchen um den Finger zu wickeln und -“
„Sie haben es versaut“, unterbrach ihn Harry. „Sie haben meine Mutter eine Schlammblüterin genannt.“
Snape schwieg kurz, bevor er ruhig weitersprach.
„Wie ich sehe, haben Sie meine Erinnerungen mit genau derselben Sorgfalt angesehen, wie Sie mir im Unterricht zugehört haben. Ich habe Lily am selben Tag um Verzeihung gebeten, und, ganz nebenbei gesagt, ich habe danach keinen Muggelstämmigen mehr Schlammblut genannt.“
„Sind Sie nach Ihrem Tod nun meiner Mutter gegenübergetreten oder nicht?“ fragte Harry etwas ungeduldig.
„Potter, Potter, Potter“, sagte Snape maliziös lächelnd, „selbst für grundlegende Dinge geht Ihnen das Feingefühl ab. Sie reden mit einem Bild, ist Ihnen das noch nicht aufgefallen? Mit einem magischen Bild vielleicht, aber eben nur mit einem Bild. Severus Snape ist tot und kommt auch nicht zurück, um Ihnen irgendetwas zu berichten. Er würde es selbst dann nicht tun, wenn er es könnte. Das Bild von Severus Snape weiß von Severus Snape nicht mehr, als dieser selbst im Augenblick seines Todes wußte. Ist Ihnen dieser Zusammenhang nie aufgegangen?“
Harry mußte zugeben, daß dieser Punkt an Snape ging. Aber so schnell wollte er nicht zurückstecken, nicht jetzt, wo sein alter Widersacher nicht mehr in der Lage war, Gryffindor Punkte abzuziehen und Strafarbeiten zu verteilen.
„Wenn Sie sich etwas mehr Mühe gegeben hätten, dann wären Sie beliebter gewesen und hätten nicht mit Mulciber und Avery herumhängen und nicht die drei Jahre nach Hogwarts damit verbringen müssen, vor Voldemort rumzurutschen und 'danke, Herr' und 'Gnade, Herr' zu winseln.“
Snapes Gesicht wurde wieder rot und Haß trat in seine Augen.
„Reden Sie nicht über etwas, von dem Sie nichts verstehen, Sie undankbarer unreifer Bengel! Und wenn Sie sich vorgenommen haben, mich als nächstes damit zu ärgern, daß ich ganz einsam und allein verscharrt worden bin, dann lassen Sie es sich gesagt sein: Das trifft mich nicht mehr, das weiß ich schon. Minerva hat mir schon gesagt, daß niemand vom Phönixorden da war.“
„Vielleicht niemand vom Phönixorden“, erwiderte Harry.
„Wer sonst? Sie glauben doch nicht, daß einer der Todesser sich die Mühe gemacht hat, zu erscheinen, wo doch ein Ministeriumszauberer meine Beerdigung besorgt hat.“
„Ich“, sagte Harry schlicht.
Snape hatte es die Sprache verschlagen.
„Und Hermione und Ron“, fügte Harry hinzu.
„Sie?“ krächzte Snape, „und Granger und Weasley?“
„Ja“, sagte Harry, „wir hatten einfach das Gefühl, daß es unwürdig gewesen wäre, wenn niemand käme. Und ich habe sogar die Grabrede gehalten.“
Snapes Gesicht war wieder bleich geworden und zeigte einen deutlichen Ausdruck von Schrecken.
„Sie? Sie... haben die Grabrede gehalten? Na, da haben Sie ja ordentlich hinlangen können, eine Leiche gibt schließlich keine Widerworte, nicht wahr?“
„Nein“, sagte Harry, „ich habe Ihre Verdienste gewürdigt und gesagt... Moment, was habe ich gesagt? Daß ich den Helden in Erinnerung behalten will und nicht den Widerling, der Sie zweifellos auch waren.“
Snape sah Harry kurz mit einem unergründlichen Blick an, bevor er antwortete: „Ich weiß nicht, ob ich Ihnen für diese Rede dankbar sein oder Sie dafür hassen soll...“
„Am besten hassen Sie mich dafür“, erwiderte Harry. „Darin haben Sie ja die meiste Übung. Und – ach ja: Ich weiß nicht, ob ich jemals Kinder haben werde. Aber wenn, und wenn es zwei Jungs werden sollten, dann werde ich den älteren James und den jüngeren Severus nennen.“
„Das wagen Sie nicht!“ rief Snape aufgebracht.
Harry lächelte.
„Was wollen Sie dagegen tun?“
„Ich... ich... Sie! Sie! Was für ein arroganter Schnösel Sie...“
„Professor Snape, ich muß jetzt wieder in meinen Gemeinschaftsraum. Sie entschuldigen mich doch sicher. Leben Sie wohl oder was auch immer man als Bild so tut. Aber das mit dem Helden war ernst gemeint.“
Er drehte sich um und schritt zur dunklen Holztür, hinter der sich die Wendeltreppe befand. Bevor er die Tür hinter sich schloß, sah er noch einmal in den Raum und auf das Gemälde mit dem schlafenden Dumbledore. Harry schien es, als habe Dumbledore Mühe, nicht zu lächeln.
„Schlafen Sie gut, Professor Dumbledore“, sagte Harry leise, als er die Bürotür zuzog. Er meinte, ihn leicht glucksen gehört zu haben.

Wenig später saß Harry neben Ginny auf einem Sofa im Gemeinschaftsraum der Gryffindors, während draußen der Regen gegen die Fenster schlug. Mittlerweile störte es sie kaum noch, daß in ihrer Nähe dauernd Leute mit schußbereiten Fotoapparaten herumlungerten und auch einmal auf den Auslöser drückten, wenn Harry mit seiner rechten Hand über die linke Hand von Ginny und dann über ihren Oberschenkel strich. Im Grunde war er für Hermiones Plan dankbar, einen Fototermin mit ausgesuchten Leuten zu machen und damit die Veröffentlichung der anderen Bilder zu verhindern. Küsse waren jetzt zwar auf die verschwiegenen Ecken der Schule beschränkt, aber ansonsten gab es kaum Einschränkungen. Sollten die Mitschüler doch ihre Filme nutzlos verballern.
„So – du hast ihm also gesagt, daß du deinen ältesten Sohn James und deinen jüngeren Sohn Severus nennen würdest?“ forschte Ginny nach. „Meinst du nicht, daß ich da ein Wörtchen mitzureden habe?“
„Ähm – wieso?“ fragte Harry verdutzt und fing sich einen finsteren Blick von Ginny ein.
„Harry James Potter, du bist ein unsensibler Trampel, weißt du das?“
„Was? Ich? Aber ich... warum? Bloß weil ich... Ich verstehe das nicht.“
Ginny stöhnte und verdrehte die Augen. Dann holte sie Luft und sagte: „Ich weiß ja nicht, wie du das siehst, aber ich gehe mal davon aus, daß wir noch eine Weile zusammen bleiben.“
„Davon gehe ich auch aus“, sagte Harry ehrlich verwirrt.
„Tja“, fuhr Ginny fort, „ich habe mal irgendwas darüber gelesen, daß Kinder Väter und Mütter haben.“
„Das habe ich auch gelesen“, brummte Harry.
„Wie sieht das eigentlich aus, wenn man bei Muggeln aufwächst? Erzählen die den Kindern, daß sie der Storch gebracht hat?“
Harry begriff und spürte, daß er verlegen wurde.
„Ähm – in der Grundschule gibt es Aufklärungsunterricht. Wie das zwischen Mann und Frau so läuft und alles... in so ziemlich allen Einzelheiten...“
„Na siehst du“, sagte Ginny aufgeräumt, „dann dürfte dir doch klar sein, wieso ich ein Wörtchen mitzureden habe bei der Sache mit den Söhnen – wo du doch das in allen Einzelheiten weißt.“
Harry spürte, wie sich seine Verlegenheit steigerte und erwiderte: „Ich habe das doch nur gesagt, um Snape oder Snapes Bild oder was zu ärgern. Das war nur dahergesagt. Ich würde niemals einfach so entscheiden, daß – ähm – also, zum Beispiel wir möglicherweise, also rein hypothetisch – ähm – also, Kinder zum Beispiel... und so... und das mit den – ähm – Einzelheiten...“
Er hatte auf einmal den Eindruck, daß es im Gemeinschaftsraum schrecklich heiß und schrecklich voll war. Ginny lächelte ihn schelmisch an.
„Ich hätte ja nichts dagegen, daß wir Kinder bekämen“, setzte sie an.
Harry hoffte inständig, daß die knappe Woche schottisches Hochland genug von seiner australischen Bräune übriggelassen hatte, um die Röte zu überdecken, die ihm ins Gesicht stieg. Er fühlte einen Kloß im Hals.
„Aber eben sehr viel später“, fuhr Ginny unbekümmert fort. „Was allerdings die Einzelheiten angeht, könnte ich mir durchaus vorstellen, daß ich nichts dagegen hätte, wenn...“
Sie blinzelte ihn auffordernd an. Harry schluckte. Er hatte den gegenwärtigen Zustand einfach zu sehr genossen, um sich darüber Gedanken gemacht zu haben, daß diese Situation konkret auf ihm zukam. Zwar waren ihm schon gewisse Dinge in Ginnys und auch in seinem eigenen Verhalten aufgefallen, aber jetzt hatte sie es beinahe direkt angesprochen. Er wußte nicht so recht, was er darauf antworten sollte und rang sich schließlich zu einem „Ähm – ja“ durch.

Der Anfang der Woche verlief so, wie es Harry schon gewöhnt war: Viele Mitschüler brachten Kameras in die Große Halle mit, und im Flur sowie auf dem Pausenhof wurden er und Ginny gierig beäugt. Offenbar hatten die Kamerabesitzer bereits viele Bilder geschossen, auf denen Harry und Ginny Hand in Hand zu sehen waren, und warteten jetzt auf die Gelegenheit, ein echtes Knutschfoto zu machen. Das ging so weit, daß Sprout damit drohen mußte, daß jeder, der während des Unterrichts seine Kamera nicht in seine Tasche aufbewahrte, zur Strafe beim Umtopfen der Alraunen helfen müsse.

Am Dienstag stieg Harry kurz vor fünf Uhr allein die Treppe in den Keller hinunter. Er kam an der Küche vorbei und mußte mit einem Stich im Herzen daran denken, daß er Dobby niemals wieder hier antreffen würde. Weiter hinten im Gang stand der Vertrauensschüler von Hufflepuff, von dem Harry inzwischen wußte, daß er John Coyne hieß, vor einem riesigen Stilleben, das einen großen roten Hummer, mehrere Weintrauben, verschiedene Früchte, eine halbe und eine ganze Melone, sowie einen kunstvollen Nautilusbecher und verschiedene Glasgegenstände zeigte.
„Hallo, Harry. Pünktlich wie die Eisenbahn.“
„Hallo, John. Na, ich hoffe doch, daß meine Verspätung nicht ganz so groß ist.“
„Wieso – ich habe doch gesagt...“
„John, in der Muggelwelt ist die Eisenbahn nicht so besonders pünktlich. Was ist – gehen wir rein?“
John drehte sich um und strich mit dem Finger sanft über eine Tulpe, die Harry zunächst gar nicht aufgefallen war. Sie verwandelte sich in einen Knauf, den John betätigte, und das Gemälde schwang zur Seite.
„Tja, die meisten würden nicht glauben, daß es so ein unwichtiger Gegenstand ist, auf den es ankommt, nicht wahr? Du hättest es doch bestimmt auch zuerst mit dem Hummer und dann mit dem Nautilusbecher versucht, richtig?“ grinste der Hufflepuff und bat Harry in den Gemeinschaftsraum.


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