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Fanfiction

Nach der Schlacht von Hogwarts - Der alte Trott beginnt

von Krabbentaucher

Nach dem Aufwachen mußte sich Harry zunächst einmal orientieren, wo er war. Es war ziemlich viel Betrieb um ihn herum. Für einen Augenblick vermutete er, daß er im Schlafsaal eines australischen Hostels lag, aber dann fiel ihm ein, daß er bereits einen ziemlich langen Rückflug hinter sich hatte. Dann hatte er sich soweit gesammelt, daß er den Schlafsaal im Gryffindor-Turm erkannte. Ein Schlafsaal, nicht sein Schlafsaal. Sechs lange Jahre hatte er ganz oben im Turmhelm geschlafen. Jetzt würde er sich erst einmal umgewöhnen müssen. Immerhin: Er hatte mit dem Schlaf in dieser Nacht keinerlei Probleme. Das wunderte Harry nicht, denn auf der Australienreise hatte er genug Gelegenheit gehabt, sich ständig wechselnden Schlafgelegenheiten anzupassen – Schlafsäle nur mit seinem Cousin und seinen Freunden oder auch mit Fremden, Sitze im Zug oder Jumbo Jet, das Zimmer bei Hermiones Eltern... - da kam einiges zusammen.
„Morgen, Harry“, gähnte Ron.
„Morgen Ron.“
Harry stand auf und zog sich an. Die Zimmergenossen taten dasselbe oder waren sogar schon damit fertig. Harry atmete durch. Das geregelte Schülerleben hatte ihn wieder. Die Campingtour im letzten Schuljahr war vielleicht nicht die reine Freude gewesen, aber sie hatte einen Hauch von Freiheit und Abenteuer. Harry wartete noch ab, bis Ron seine Schuhe zugebunden hatte, dann gingen sie gemeinsam die paar Stufen in den Gemeinschaftsraum hinunter. Dort wartete Ginny. Harry gab ihr einen Gutenmorgenkuß, den sie prompt erwiderte. Dann stiegen sie durch das Portraitloch, wobei Harry darauf achtete, daß er Ginny nicht behilflich war. Er wußte, daß Ginny allzu gentlemanhaftes Verhalten auf die Palme brachte. Sie gingen an Schülergruppen anderer Häuser vorbei, die auf Harry zeigten und tuschelten, in die Große Halle. Ein Blick an die Decke verriet Harry, daß es sich nicht lohnte rauszugehen. Der Himmel war bleigrau, und offenbar regnete es.
Harry tat sich gerade an einem Würstchen gütlich, als die Eulen mit der Post hereinschwebten und die Schüler mit Wasser besprühten.
„E-Mails wären irgendwie trockener“, bemerkte Ron.
Hermione wechselte mit Harry einen Blick, und beide mußten grinsen. Dudleys Computerlehrgang bei Hermiones Eltern war nur kurz gewesen, hatte aber bei Ron einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ihn hatte vor allem der Gedanke fasziniert, daß ein Brief per E-Mail nicht einmal Sekunden für einen Weg um die halbe Welt brauchte, während eine Eule wenigstens eine Woche unterwegs gewesen wäre.
„Harry, für dich sind zwei Eulen angekommen“, bemerkte Ron und schreckte Harry aus seinen Gedanken.
Tatsächlich – eine der Eulen hatte den Tagespropheten gebracht und streckte nun ihr linkes Bein mit dem Lederbeutel aus, damit Harry fünf Knuts reinsteckte. Die andere Eule hatte einen Brief ohne Umschlag im Schnabel. Harry bezahlte die Zustelleule und nahm der anderen Eule den Brief ab. Als die Eulen davongeflattert waren, schüttelte er mit einem kräftigen Ruck das Pergament auf.
„Wer schreibt denn?“ wollte Ginny wissen.
„Hagrid“, antwortete Harry und ließ die anderen mitlesen.

Lieber Harry,

wenn Du Zeit hast, könntest Du mich am Freitagnachmittag besuchen, so wie früher. Sagen wir, so etwa um vier Uhr? Ich habe da ein Tier aufgepäppelt, das ich dir zeigen will. Hermione und Ron sind herzlich eingeladen. Und Ginny natürlich auch. Sag mir kurz Bescheid, ob Du kannst.

Viele Grüße, Hagrid

Harry sah auf. Ron und Hermione wirkten sehr angespannt.
„Er hat ein Tier aufgepäppelt, das er uns zeigen will?“ wiederholte Ron geqäult.
Hermione sog scharf Luft ein und sagte: „Wenn er sich wieder einen Drachen angelacht hat, dann...“
„Vielleicht hat ihm eine Acromantula leidgetan, die sich während der Schlacht verletzt hat“, murmelte Harry dumpf.
„Macht euch nicht in die Hose, so schlimm wird's schon nicht sein“, sagte Ginny zuversichtlich.
Harry wünschte, er könnte Ginnys Optimismus teilen, aber er kannte Hagrid zu gut, um zu ignorieren, daß er seine eigenen Auffassungen von geeigneten Haustieren hatte. Harry butterte einen Toast, strich Orangenmarmelade darauf und schob ihn sich in den Mund. Dann griff er zur Zeitung. Schon der Blick auf das Titelblatt ließ ihn stocken. Er war mal wieder das Aufmacherthema. Ein großes Foto war abgedruckt, auf dem er im vorderen Cockpit einer Tiger Moth saß und herauswinkte. Außerdem waren zwei sehr viel kleinere Fotos vorhanden, die Hermione und Ron in einer ähnlichen Position zeigten. Ganz klein war sogar Dudley abgebildet. Harry wandte sich dem Text zu.

AUSERWÄHLTER BESUCHT MYSTISCHEN FELS

Harry Potter (18), der Junge, der überlebte, Besieger des Unnennbaren, ist inzwischen aus Australien zurück und dürfte jetzt wieder Hogwarts besuchen, wo er sein letztes Schuljahr nachholt. Wie wir berichtet haben, wurde Potter vor wenigen Tagen mit seiner Freundin Ginevra Weasley (17) in der Winkelgasse gesehen.
In Australien hatte sich Potter rar gemacht. Er war Ende Juli nur kurz in der magischen Gemeinschaft von Perth erschienen, um dann wieder auf rätselhafte Weise unterzutauchen (wir berichteten). Wo hatte er danach gesteckt? Das haben sich unsere Leser gefragt, und heute können wir eine Antwort darauf geben. Harry Potter hat wenige Tage vor seiner Rückkehr den selbst bei den Muggeln weltberühmten Ayers Rock besucht.
Ein australischer Zauberer und dessen Cousin, ein Spuib, haben ihn dort getroffen. Der Squib hat Potter auf einen Rundflug in einem Muggelflugzeug um Ayers Rock eingeladen – unsere Bilder ziegen, was für ein klappriges Gerät das war. Der Auserwählte demonstrierte damit wieder einmal seine Unerschrockenheit und seinen Mut. Seine Freunde, Ronald Weasley und Hermione Granger (beide 18), taten es ihm sogleich nach und forderten das Schicksal ebenfalls durch einen Flug in dieser abenteuerlichen Konstruktion, deren Flugfähigkeit sich einem Zauberer nicht gerade aufdrängt, heraus. Schließlich traute sich auch noch Dudley Dursley (18), Muggel und Potters Cousin, einen Rundflug zu unternehmen.
Doch wo waren Potter und seine Begleiter, nachdem sie Perth verlassen hatten? Wie wir berichtet hatten, wollte er dort einen Portschlüssel beantragen, hat es dann aber doch nicht getan. Wir haben durch aufwendige Recherchen in Erfahrung gebracht, daß der Auserwählte zunächst in Port Hetland und in Broom an der australischen Nordwestküste war. Was er dort getan hat, steht noch nicht fest, aber nach einigen dieser Zeitung vorliegenden Informationen hat er die Eltern der muggelstämmigen Hermione Granger ausfindig gemacht.

„Tja – das wird jetzt natürlich auch Mum gelesen haben“, sagte Ginny nüchtern. „Und wenn sie das Bild sieht...“
„Hör bloß auf, hoffentlich schickt sie mir keinen Heuler“, brummte Ron.
Harry störte etwas anderes: „Es ist doch mal wieder typisch, was? Jetzt habe ich Deine Eltern gefunden, Hermione, und ich soll auch noch als erster geflogen sein. Dabei warst du doch der erste, Ron -“
„Laß mich bitte da raus, ich bin schon froh, daß das nicht in der Zeitung steht.“
„Und seht mal hier“, mischte sich Hermione ein, „die haben sich nicht einmal die Mühe gemacht, Port Hedland und Broome richtig zu schreiben.“
Harry wandte sich wieder seinem Frühstücksteller zu und teilte seine Zeitung mit Ginny, während Hermione dasselbe mit Ron tat. Harry las gerade eine Ankündigung der Nimbus Broom Company, mit dem neuen Modell 2010 den Feuerblitz im nächsten Frühjahr überflügeln zu wollen, als Ginny murmelte: „Auch das noch.“
„Was?“ fragte Harry, und auch Hermione und Ron blickten auf.
Ginny schob Harry die Zeitung zu und sagte: „Lies selbst.“ Und an Hermione und Ron gewandt, fügte sie hinzu: „Seite vier, oben links, das Kästchen.“
Harry nahm die Zeitung und las:

FOTOWETTBEWERB

Der Tagesprophet prämiert die besten Fotos, die Harry Potter und Ginevra Weasley in einer möglichst romantischen Situation zeigen. Für den ersten Platz zahlen wir 25 Galleonen, für den zweiten Platz zwanzig Galleonen und für den dritten Platz 15 Galleonen. Einsendeschluß ist der fünfzehnte September. Die Fotos bitten wir zu senden an: Tagesprophet, zu Händen Rita Skeeter, London. Die Einsender sind mit einer Veröffentlichung ihrer Fotos in dieser Zeitung einverstanden.

Harry las sich die Ausschreibung noch zweimal durch, dann knallte er wütend die Zeitung auf den Tisch.
„Das gibt's doch nicht! Wißt ihr, was das heißt? Zwei Wochen lang werden wir mit Kameras belagert! Zwei Wochen können wir uns nicht frei bewegen!“
Er atmete schwer. Er fühlte sich wieder einmal öffentlich zum Abschuß freigegeben.
„Das ist der Preis des Ruhms“, bemerkte Ron.
„Ach ja? Dann erzähle ich mal dem Tagesprophet, was du alles gemacht hast, und dann sind sie alle hinter dir her – was meinst du, wie du dich dann fühlst.“
„Mann, beruhige dich, war nur Spaß“, sagte Ron ganz perplex. „Im Radiointerview haben wir doch schon alles gesagt. Und glaub mir, ich verstehe, daß du sauer bist.“
„Es ist wirklich eine Unverschämtheit“, stimmte Hermione zu.
„Also, die kriegen kein einziges Knutschbild, nicht mal ein Händchenhaltenbild“, fauchte Harry entschlossen.
Ginny war dagegen: „Was – du willst bloß wegen so einer blöden Zeitungsgeschichte...?“
„Ginny, überleg mal, die bringen das bestimmt auf der Titelseite. Wenn die schon so einen schlichten Rundflug um einen Felsen auf der anderen Seite der Welt wichtiger finden als die Wahl des Zaubereiministers in einem Monat?“
Hermione dachte nach.
„Harry, du wirst es nicht verhindern können. Wenn es keine guten – wie hast du es genannt? - Knutsch- und Händchenhaltenbilder gibt, dann gibt es eben schlechte Bilder. Vielleicht solltest du es einfach über dich ergehen lassen und dann suchst du dir ein paar sympathische Leute aus, denen du den Sieg gönnst, und läßt dich mit Ginny richtig schön und romantisch aufnehmen. So kannst du steuern, was in die Zeitung kommt. Du mußt echt lernen, wie man mit den Medien umgeht. Ich meine, du siehst doch auch Muggelfernsehen und das alles, guck doch mal, wie da manipuliert wird. Von den Muggeln kann man in dieser Beziehung echt noch was lernen.“
Harry rührte mißmutig in seinem inzwischen kalt gewordenen Tee herum. Dann brummte er: „Colin würde ich das machen lassen, der hatte wenigstens Übung darin. Aber der ist ja leider tot.“
„Harry, jetzt schmoll hier nicht rum“, rief ihn Ginny zur Ordnung, „es sind ja zwei Wochen, dann kannst du ja mal sehen, wer hier alles mit Fotoapparat rumrennt.“

McGonagall ging am Tisch entlang und unterbrach sämtliche Gespräche, indem sie die Stundenpläne verteilte. Harry nahm seinen in die Hand.
„Aha, heute habe ich erstmal eine Freistunde, dann Verwandlung, dann wieder Freistunde, dann ist Mittagessen, und am Nachmittag gibt es Verteidigung gegen die dunklen Künste.“
„Hermione hat nicht so viele Freistunden“, sagte Ron, nachdem er den Hals gereckt und bei seiner Freundin in den Stundenplan geguckt hatte.
„Morgen Zauberkunst, Freistunde, Verwandlung, Mittagessen, Kräuterkunde – vielleicht sehen wir ja Neville“, las Harry vor und fuhr dann fort: „Übermorgen, also am Freitag, haben wir nur noch Zaubertränke. Und dann werden wir mal sehen, was für ein Monster Hagrid da wieder mal gesundgepflegt hat. Aber eins sage ich euch: Wenn es ein Knallrümpfiger Kröter ist, dann machen wir es auf die australische Tour.“
„Rauf auf den Grill!“ rief Ron.
„Genau!“ bestätigte Harry und widmete sich wieder seinem Stundenplan. „Am Montag habe ich nur Kräuterkunde am Vormittag und ich kann sogar ein bißchen ausschlafen. Am Dienstag gleich in der Früh Verteidigung gegen die dunklen Künste – wow, sogar als Doppelstunde! Dann Freistunde und dann Zauberkunst. Und am Nachmittag Zaubetränke. Nur fünf Fächer, aber die halten einen doch auf Trab. Wie sieht es bei dir aus, Ginny?“
„Dasselbe wie du, aber ich habe auch noch Muggelkunde.“
„Du hast Muggelkunde? Ich dachte, nur dein Vater...?“
Ginny schnaubte verärgert.
„Glaubst du, ich habe nicht gesehen, daß neunzig Prozent der Welt nichtmagisch sind? Ich habe schon seit der dritten Klasse Muggelkunde. Und ich finde es echt traurig, daß Prof. Burbage nicht mehr am Leben ist.“
„Leute, ich muß los, Arithmantik“, verkündete Hermione und stand auf.
Auch Harry, Ginny und Ron erhoben sich. Sie wollten gemeinsam mit Hermione in den Gryffindorturm gehen, um ihre Bücher für den Unterricht zu holen. Anders als Hermione konnten sie allerdings noch ein wenig entspannen. Bevor Harry die Große Halle verließ, sah er sich jedoch noch einmal zum Lehrertisch um und sah Hagrid dort sein Frühstück beenden. Er machte kehrt und ging zu ihm hin.
„Hagrid? Guten Morgen.“
„Oh, moin, Harry!“
„Alles klar wegen übermorgen. Was ist es denn für ein Tier?“
„Wird nich' verraten!“

Harry beschloß, seine Freistunde nicht mit irgendwelchen Sorgen wegen Hagrids Monsterfimmel zu vergeuden. Was kommen würde, würde ohnedies kommen. Im Gemeinschaftsraum nahm Harry das Lehrbuch für Verwandlung zur Hand. Ron sah ihn erstaunt an:
„Hat dich Hermione mit irgendetwas angesteckt?“
„Ron, ich bin hier, weil ich meinen Abschluß machen und Auror werden will, und da brauche ich in allen fünf Fächern hier mindestens ein E. Weißt du, von Abenteuern und Albernheiten habe ich genug, dazu habe ich einfach zu viel erlebt.“
„Hermione muß wirklich...“
„Ron, beantworte mir mal eine Frage: Warum bist du hier? Nur, um mit Hermione zusammensein zu können, oder weil du eventuell vorhast, nach der Arbeit in Georges Laden mal Auror zu werden?“
Ron sah Harry verwundert an. Beide schwiegen, und Harry wandte sich wieder dem Lehrbuch zu. Aus den Augenwinkeln sah Harry, wie es in Ron arbeitete. Er beschloß, es dabei zu belassen und nicht weiterzubohren.

Als Harry nach seiner Freistunde im Klassenraum für Verwandlung saß, fand er, daß es doch ein merkwürdiges Gefühl war, wieder in der Schulbank zu sitzen, Zauberstab, Lehrbuch, Pergament und Feder vor sich, artig wartend auf das, was Prof. McGonagall sagen würde. Jene Prof. McGonagall, die ihm in jener Nacht freie Hand gelassen hatte, die ihm mit ihrer Entscheidung, die Schule zu verteidigen, den Rücken freigehalten hatte im vollen Vertrauen darauf, daß das, was Harry auch immer erledigen wollte, richtig und wichtig war, und die ihm nun wieder als gestrenge Lehrerin wie eh und je gegenüberstand. Der einzige Unterschied zu früher war, daß er nicht mehr Ron und Hermione neben sich sitzen hatte, sondern Ginny.
„Guten Morgen“, begrüßte McGonagall die Klasse. „Sie werden am Ende dieses Schuljahres ihre UTZe ablegen und damit ihre Schullaufbahn beenden. Was auch immer sie auf dem Zeugnis vorzuweisen haben, wird Sie über ein gutes Stück ihres Lebensweges begleiten und bestimmen, was sie machen können und wovon sie dauerhaft ausgeschlossen sein werden.“
Sie ließ die Augen durch die Klasse schweifen.
„Strengen Sie sich also an, denn eine weitere Chance, eine gute Note in Verwandlung zu erlangen, haben Sie nicht. Das Pensum ist in diesem Jahr besonders anspruchsvoll, und Sie müssen damit rechnen, daß gerade der Stoff des siebten Jahres geprüft werden wird. Denn er ist letztlich die Quintessenz dessen, was Sie seit der ersten Klasse hier – hoffentlich – gelernt haben. Stoff des siebten Jahres – das heißt vor allem zweierlei: Wir werden das Gebiet der menschlichen Verwandlung abschließen, und wir werden die Verwandlung in Tiere in Angriff nehmen. Natürlich können wir hier nur die Grundzüge lernen. Wer zum Beispiel die Aurorenlaufbahn anstrebt, wird in seiner weiteren Ausbildung noch sehr viel darüber lernen müssen.“
Sie sah Harry direkt an, blickte dann aber wieder in die Klasse.
„Kann mir jemand ein konkretes Beispiel nennen für eine Verwandlung in einer Tier? Ich meine keine Animagi.“
Harry meldete sich.
„Ja bitte, Potter?“
„Ähm, während des Trimagischen Turniers vor dreieinhalb Jahren hat sich Viktor Krum in einen Hai verwandelt, um im See... also... um im See im Rahmen einer Aufgabe jemanden zu retten. Allerdings war die Verwandlung nicht vollständig.“
„Richtig, Potter, fünf Punkte für Gryffindor. Wie Sie also sehen, ist die Verwandlung in einer Tier keine magische Spielerei zum eigenen Vergnügen, sondern kann einen bestimmten Zweck erfüllen.“
Harry sah sich verstohlen um. Hermione blickte betreten auf die Tischplatte ihres Pultes nieder, während Ron mit roten Ohren aus dem Fenster starrte.
„Zum anderen“, nahm McGonagall ihren Faden wieder auf, „werden wir lernen, Dinge aus dem Nichts heraufzubeschwören. Auch dazu haben wir bereits Vorarbeiten in der Vergangenheit geleistet, indem wir uns mit dem Verschwindezauber beschäftigt haben. Wozu brauchen wir das Heraufbeschwören von Gegenständen?“
Hermione hatte ihren Finger oben, noch bevor McGonagall ihre Frage zuende formuliert hatte.
„Man kann Bahren heraufbeschwören, um Verletzte zu bergen. Oder man kann Sitze heraufbeschwören, um – naja – zu sitzen.“
„Ja, sehr gut, fünf Punkte für Sie.“
Den Rest der Stunde verbrachten sie mit praktischer Arbeit. McGonagall war der Meinung, daß es guttat, wenn die Schüler nach den Ferien einige Übungen aus dem letzten Jahr wiederholten und demonstrierten, daß sie darin noch fit waren. Harry hatte keine Schwierigkeiten, sich die Augenbrauen gelb und dann wieder schwarz zu färben. Das war nicht überraschend, denn das war Stoff aus der Mitte des sechsten Jahres. Erstaunt war Harry aber, daß er es auch ohne weiteres schaffte, sich einen Bart an- und wieder abzuzaubern. Offenbar hatte es doch etwas gebracht, in den vergangenen Jahren bei McGonagall Unterricht gehabt zu haben.
„Potter und Lovegood, würden Sie bitte eben mal nach vorne kommen?“ fragte McGonagall am Ende der Stunde, als Harry schon seine Sachen zusammengepackt hatte und hinausgehen wollte.
Er ging nach vorne, gefolgt von Luna. Er hatte gut in der Stunde mitgearbeitet, war nicht undiszipliniert gewesen, und außerdem wollte McGonagall auch Luna sprechen. Also stand wohl kein Ärger ins Haus, sondern es galt etwas zu besprechen, was mit dem Schulsprecheramt zu tun hatte.
„Lovegood und Potter, ich wollte Sie daran erinnern, daß es zu Ihren Pflichten gehört, innerhalb der ersten Woche die Einsätze der Vertrauensschüler zu planen. Ich habe hier die Stundenpläne aller Vertrauensschüler und schlage vor, daß Sie sich an einem der nächsten Nachmittage oder Abende zusammensetzen und die Pläne für die Aufsichtsdienste ausarbeiten.“
Luna nahm die Pläne entgegen, warf einen mäßig interessierten Blick darauf und sagte dann an Harry gewandt: „Wir könnten uns bei mir treffen. Im Ravenclaw-Gemeinschaftsraum, meine ich.“
Harry war perplex.
„Aber – ich bin ein Gryffindor, da kann ich doch nicht in den Ravenclaw-Gemeinschaftsraum...“
„Wieso, da warst du doch schon mal?“ fragte Luna ehrlich verwundert.
„Naja, das war eine andere Situation, aber jetzt darf ich doch sicher nicht...?“
Er blickte McGonagall an, die dem Dialog mit ungläubigem Gesicht gefolgt war.
„Nun, Potter, wenn ich es recht bedenke, gibt es keine Schulregel, die es verbietet, den Gemeinschaftsraum eines anderen Hauses zu betreten.“ Und mit etwas entschiedenerer Stimme fuhr sie fort: „Man ist wohl davon ausgegangen, daß Schüler eines Hauses ganz selbstverständlich nicht in den Bereich eines anderen Hauses gehen. Ich kann mir also kaum vorstellen, daß...“
„Gut“, sagte Luna fröhlich, „dann ist es abgemacht. Wann treffen wir uns?“
Harry war verdattert. Für Luna schien das alles überhaupt kein Problem zu sein. McGonagall machte ein Gesicht, als habe im Tagespropheten gestanden, daß es in Wirklichkeit keine Magie gebe.
„Was werden denn die anderen Ravenclaws sagen?“ gab Harry zu bedenken.
„Oh – ja, die sollte ich vielleicht fragen, ob sie etwas dagegen hätten, wenn du ein zweites Mal zu uns in den Turm kommst. Ich sage dir dann morgen Bescheid“, sagte Luna gelassen, drehte sich um und verließ den Klassenraum. Harry und McGonagall guckten sich erstaunt an. Dann zuckte McGonagall die Achseln und fragte: „Potter, da ist noch etwas. Wann gedenken Sie die Auswahlspiele durchzuführen?“
„Ähm, in der zweiten Woche, habe ich gedacht, am besten am Samstag.“
„Gut. Dann behalte ich solange die Liste, damit sich noch ein paar Talente eintragen können. Sie können sie dann einige Tage vor den Auswahlspielen bei mir abholen.“

Nach dem Mittagessen saß Harry mit gespannter Erwartung im Klassenzimmer, wo Verteidigung gegen die dunklen Künste unterrichtet wurde. Sein Verhältnis zu diesem Fach war zwiespältig. Einerseits war es sein Lieblingsgebiet, andererseits war die Qualität der Lehrer gerade in diesem Fach äußerst durchwachsen gewesen. Da war zunächst der nett erscheinende Quirell, der jedoch Voldemort in sich aufgenommen hatte, danach kam der unheilbar unfähige und selbstverliebte Lockhart. Lupin war eindeutig Harrys Lieblingslehrer gewesen. Der vermeintliche Mad-Eye Moody war in Wahrheit der Todesser Crouch junior, bei dem die Schüler aber immerhin vieles gelernt hatten. Auf ihn folgte die nicht nur inkompetente, sondern geradezu bösartige Umbridge, und schließlich durfte sich Harry mit dem sadistischen Snape abquälen.
„Guten Tag“, begrüßte der neue Lehrer Prof. Williamson die Klasse.
Sein Blick blieb kurz an Harry hängen.
„Nun – ich habe die Aufgabe, Sie auf ihren UTZ in Verteidigung gegen die dunklen Künste vorzubereiten. Das ist eine zwiespältige Sache. Ich komme aus der Praxis und weiß, daß die Anforderungen im Examen andere sind als im richtigen Leben da draußen. Einer meiner Vorgänger, oder sagen wir besser: eine Vorgängerin von mir hat ihren Unterricht ausschließlich auf die Prüfungen ausgerichtet.“
Er holte kurz Luft und gönnte sich ein kurzes Grinsen.
„Ich will über niemanden schlecht reden, auch wenn er oder sie seinen oder ihren Lebensmittelpunkt nach Askaban verlegt hat, aber...“, er machte eine Kunstpause, in der einige Schüler anfingen zu giggeln, „jedenfalls war Dolores Umbridge im Ministerium nicht sonderlich beliebt, nicht einmal bei denen, die der Ministeriumslinie bis zuletzt gefolgt sind.“
Harry betrachtete kurz den Rücken seiner rechten Hand.
„Es sind immer noch viele Todesser auf der Flucht, und wir glauben nicht, daß die meisten von ihnen das Land verlassen haben, dazu sind ihre Fremdsprachenkenntnisse zu schwach. Außerdem hat die Herrschaft Dessen, dessen Namen nicht genannt werden darf, eine ganze Menge Dementoren hinterlassen, und da fängt das Problem an. Wir werden natürlich ungesagte Zauber üben und anwenden. Wir werden uns übungshalber duellieren.“
Freudige Erregung machte sich breit. Diese Ankündigung versprach einen wesentlich interessanteren Unterricht als Umbridges theoriezentrierte Veranstaltung.
„Was setzt man gegen Dementoren ein? Potter weiß das ganz sicher. Wer noch?“
Harry hatte seine Hand gehoben, senkte sie aber wieder, als ihm klar wurde, daß Williamson ihn nicht aufrufen würde. Nahezu die ganze Klasse hatte ihre Finger oben. Als sich Harry umsah, fiel ihm auf, daß ein Schüler fehlte, der mit ihm Verteidigung gegen die dunklen Künste belegt hatte: Draco Malfoy. Harry vermutete, daß Malfoy gewisse Fächer nicht mehr belegen durfte. Es war natürlich naheliegend, daß ein ehemaliger Todesser nicht für Verteidigung gegen die dunklen Künste zugelassen wurde.
„Der Patronuszauber“, sagte eine Schülerin aus Ravenclaw.
„Richtig. Fünf Punkte. Der Patronuszauber ist weit fortgeschrittene Magie und wird von den meisten Zauberern nicht beherrscht. Deshalb wird er in Hogwarts normalerweise nicht gelehrt. Wie ich aber weiß, sind einige unter euch trotzdem in der Lage, einen Patronus hervorzubringen, manche sogar einen gestaltlichen. Es hat sich nun schon herumgesprochen, daß das damit zusammenhängt, daß die meisten von euch Mitglieder von Dumbledores Armee sind.“
Harry meldete sich.
„Waren, Sir. Nach der Schlacht haben wir uns nach den Begräbnissen von Fred Weasley und Colin Creevey aufgelöst. Jedenfalls“, fügte Harry hinzu als er erstauntes Gemurmel hinter sich hörte, „ist das mein Gefühl. Ich meine, es gibt ja wohl keinen Grund, noch so eine Kampforganisation an der Schule aufrechtzuerhalten, oder?“
Ein Hufflepuff-Schüler meldete sich und sagte: „Ich bin im letzten Jahr zur DA gekommen, aber einen gestaltlichen Patronus kriegen nur die zustande, die schon zwei Jahre länger dabei waren. Wir anderen schaffen nicht mehr als silbernen Rauch oder so. Nichts gegen Neville, Ginny und Luna, die waren klasse, aber uns fehlte eben Harry Potter.“
Harry versuchte, sich ein wenig klein zu machen in seiner Bank. Ginny flüsterte ihm zu: „Das stimmt. Wir haben es zwar auch mit Unterrichten versucht, aber du warst einfach der beste Lehrer für so einen schwierigen Zauber.“
„Nun gut“, sagte Williamson, „wir werden uns außer der Reihe auf jeden Fall mit dem Patronus beschäftigen. Im Examen wird er zwar nicht gefordert, aber für ein paar Bonuspunkte ist er immer gut. Und bei den ganzen Dementoren, die draußen rumschweben, wäre es besser, so etwas zu beherrschen.“

Nach der Stunde setzte sich Harry sogleich im Gemeinschaftsraum nieder, um seine Hausaufgaben zu erledigen. Ron setzte sich verwirrt daneben, während Hermione einen gnädig-zustimmenden Gesichtsausdruck zeigte. Ginny setzte sich neben Harry und holte ebenfalls ihre Hausaufgaben heraus. Ron tat es ihnen schließlich, wenn auch widerstrebend, gleich, da sich niemand mit ihm unterhalten wollte. Hin und wieder sah sich Harry um und stellte fest, daß einige Gryffindors hin und wieder herüberspähten. Überhaupt hatte er sich den ganzen Tag über beobachtet gefühlt. Er führte das auf das Preisausschreiben des Tagespropheten zurück. Allerdings hatte niemand eine Kamera auf Harry und Ginny gerichtet, was damit zusammenhängen könnte, daß die beiden nicht geknutscht hatten.

Am nächsten Morgen wurde Harry klar, warum er und seine Freundin weitgehend in Ruhe gelassen worden waren: Überdurchschnittlich viele Posteulen ließen sich mit kleinen Päckchen zwischen den Cornflakesschüsseln und Toastständern nieder. Harry reckte den Hals und sah, daß viele der Päckchen Fotokameras enthielten. Er wandte sich zu Ginny um, die gequält zurücklächelte.
„Nur zwei Wochen“, sagte sie leise.
Harry nahm den Tagespropheten zur Hand und glaubte, seine Stimmung könnte nicht noch schlechter werden. Doch er hatte sich geirrt, wie er feststellen mußte, als er auf Seite drei einen Artikel las.

INTERVIEW MIT DER POTTER-BIOGRAFIN

Im letzten Jahr hatte Rita Skeeter die Zaubererwelt überrascht, als sie nur vier Wochen nach Dumbledores Tod mitgeteilt hatte, seine Biografie fertiggestellt zu haben. Seit Skeeter in unserer Zeitung die Serie über das Leben des Harry Potter veröffentlicht hat, fragen sich die Zauberer, wann denn die Biografie des Auserwählten erscheinen wird.
„Im Grund ist schon alles fertig“, teilt Skeeter lächelnd mit, nachdem sie mich in ihrem schönen Heim empfangen hat. „Trotzdem ist mit einer Veröffentlichung nicht vor Anfang November zu rechnen.“
Das dürfte viele Leser überraschen, denn die Dumbledore-Biografie war im letzten Jahr schon im September erschienen, also etwa ein Vierteljahr nach Dumbledores Tod. Während der greise Leiter von Hogwarts immerhin 115 Jahre alt geworden war, kommen bei Harry Potter nur 18 Jahre zusammen.
„Ja, aber es sind 18 prallgefüllte Jahre!“ ruft die berühmte Journalistin begeistert. „Überlegen Sie mal: Schon im Alter von einem Jahr hat er Du-weißt-schon-wen besiegt, im Alter von elf Jahren hat er den Stein der Weisen gerettet, und dann ging es Jahr für Jahr so weiter. Dumbledore mag 115 Jahre alt geworden sein – aber war sein Leben so bewegt wie das von Harry? Nein, Dumbledore hat allenfalls seine Auszeichnungen gezählt, die er häufig dem Umstand verdankte, daß er die Ideen anderer als erster publizierte und als seine ausgab.“
Aber warum dauert es noch so lange, bis die Potter-Biografie endlich vorliegt? Angeblich ist im Grunde alles schon fertig?
Skeeter bremst: „Gemach, gemach! Harry ist im letzten Jahr viel herumgereist. Zuerst mußte ich die Orte aufsuchen, an denen er im Kampf gegen Den, dessen Name nicht genannt werden darf, gewesen war, also in Godric's Hollow, Shell Cottage, Gringotts, Malfoy Manor. Das war zum Teil sehr erschütternd, etwa als ich vor dem Grab seiner Eltern stand. Aber ich bin auch auf nur sehr eingeschränkte Kooperationsbereitschaft gestoßen. Shell Cottage, das Haus von William und Fleur Weasley an der Küste von Cornwall bei Tiltworth, war mit einem Zauber belegt, so daß ich das Grundstück nicht betreten konnte, obwohl die beiden nach Frankreich verreist waren. Auch mit Malfoy Manor hatte ich Probleme. Und die Dursleys haben mich bei meinem zweiten Besuch einfach rausgeschmissen.“
Und was fehlt jetzt noch?
„Australien natürlich!“ rief Skeeter unternehmungslustig aus. „Was ist denn von dieser fast zweimonatigen Reise bekannt? Harry ist im Flugzeug nach Sydney, dann in Perth und schließlich bei Ayers Rock gesichtet worden. Seit neuestem ist bekannt, daß er in Port Hedland und in Broome war. Ihm ist es gelungen, die Muggeleltern seiner Mitkämpferin zu finden. Wo sind sie und wer sind sie? Das sind doch Fragen, die beantwortet werden müssen. Und diesen Fragen werde ich nachspüren.“
Kein Zweifel: Die Leser dürfen sich auf einen literarischen Leckerbissen freuen, und sicher wird die Biografie bei vielen im Weihnachtsstrumpf stecken.

Harry faltete die Zeitung zusammen und murmelte gereizt: „Laßt uns die Woche hinter uns bringen und dann sehen, was Hagrid morgen für uns hat.“


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