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Fanfiction

Nach der Schlacht von Hogwarts - Noch einmal im Ligusterweg Nummer vier

von Krabbentaucher

Zum Ausklang des Abends setzten sich die Bewohner des Fuchsbaus ins Wohnzimmer.
„Ich glaube, Mum hat gar nicht mitbekommen, daß du Vertrauensschüler geworden bist, Harry“, raunte ihm Ron zu.
„Wieso, sie hatte doch auch am Küchentisch im Grimmauldplatz gesessen?“ flüsterte Harry zurück.
„Sie hat das wohl nicht so bemerkt. Anderenfalls hätte sie einen Heidenaufstand gemacht. Erinnerst du dich? Die Vertrauensschüler-Party damals?“
„Ja, aber du bist ja auch ihr Sohn und der werweißwievielte Vertrauensschüler in der Familie. Das war doch etwas anderes.“
„Aber du bist doch so etwas wie ein Sohn für Mum. Und im Prinzip“, Ron gönnte sich ein Grinsen, das nach einem Backstein schrie, „jetzt auch der Schwiegersohn.“
Harry überging diese Bemerkung. Seine Erfahrung mit Cho hatte ihn gelehrt, daß Teenager-Beziehungen nicht unbedingt eine tragfähige Angelegenheit waren, weswegen er die Angelegenheit mit Ginny ruhig angehen wollte.
„Ron, könntest du die Sache bitte auch vor deiner Mum geheimhalten? Ich will hier keinen Aufwand deswegen. Sag auch Hermione Bescheid.“
Die Bitte kam keine Sekunde zu früh: George kam zur Wohnzimmertür herein.
„George! Du kommst ja doch!“ rief Mrs Weasley erfreut.
„Ja, ich habe gedacht, ich bräuchte länger mit der Abrechnung, aber heute ging's schnell. Ich wollte nicht verpassen, was unsere Globetrotter von Australien zu berichten haben.“
„Das haben wir im wesentlichen schon beim Essen erledigt“, sagte Mrs Weasley, „aber vom Essen ist noch etwas da. Du müßtest es nur eben warmmachen.“
„Okay, danke, Mum.“
George verschwand wieder, um kurz darauf mit einem dampfenden Teller zurückzukehren.
„Im Aufwärmen bin ich ganz große Klasse“, feixte er.
„Du solltest dir angewöhnen, selbst richtig zu kochen, wenn du schon in einer eigenen Wohnung wohnst“, sagte Mrs Weasley.
Das Wohnzimmer des Fuchsbaus war wieder einmal gerammelt voll. George mümmelte vor sich hin und betrachtete die Landkarte mit den Ergänzungen, die beim Abendessen hinzugekommen waren. Harry berichtete von seinen Erfahrungen am Uluru. Das alles schien ihm zeitlich schon wieder so weit weg zu sein wie räumlich.
„Ich denke, da hast du weise gehandelt, Harry“, sagte Mr Weasley. „Wir Zauberer neigen ja sehr dazu, alle anderen für dumm zu halten und keine Rücksichten zu nehmen. Das ist auch ein Grund, weshalb so viele von uns Du-weißt-schon-wen unterstützt haben. Von irgendwoher mußte das ja kommen. Wer weiß, wozu das gut ist, daß du die magischen Stätten der Ureinwohner respektiert hast. Und wenn es nur dazu beiträgt, das Bild der Ureinwohner von den weißen Zauberern etwas zu verbessern.“
Hermione übernahm es, vom Ende der Reise zu berichten, indem sie erzählte, daß die vier auf dem Fernsehturm gefahren waren. Harry war erleichtert, daß der Rundflug in dem alten stoffbespannten Doppeldecker mit Holzpropeller und knatterndem Motor nicht zur Sprache gekommen war, denn dann hätte es sicher Probleme mit Mrs Weasley gegeben. Diese sah bereits einigermaßen finster drein, als Hermione von dem ruhigen und ziemlich langen Heimflug berichtete. Als Hermione geendet hatte, griff Mrs Weasley auf ein Beistelltischchen und hielt zwei Zeitungsartikel in der Hand. Am Schriftbild der Schlagzeilen konnte Harry erkennen, daß die Artikel aus einer Muggelzeitung ausgeschnitten worden waren.
„So, Kinder, ich habe hier auch etwas für euch! Das habe ich gesammelt.“
Mr Weasley verdrehte die Augen und George stöhnte leise.
„Ist was, junger Mann?“ fauchte sie ihn an.
George kaute noch den letzten Bissen seines Abendessens und sagte schnell mit halbvollem Mund: „N-nein, n-nichts! Ich habe nur 'hm' gemacht, weil das Essen so lecker ist.“
Ron nahm die beiden Zeitungsausschnitte entgegen, die von Mrs Weasley mit dem Datum des Erscheinens der jeweiligen Ausgabe versehen worden waren. Harry und Hermione rückten näher heran und lasen die Artikel gemeinsam. Danach war am 27. Juli eine englische Catalina bei der Wasserung in der Nähe von Southampton gesunken, wobei vier der 18 Insassen zu Tode gekommen waren. Abgebildet war ein ziemlich altes, weißes Flugzeug mit Bootsrumpf. Der andere Artikel betraf einen Zusammenstoß zwischen einem kleinen Verkehrsflugzeug und einem Sportflugzeug vor der Westküste Nordfrankreichs am dreißigsten Juli. Danach sah es so aus, daß beide Flugzeuge das Kreuzfahrtschiff „SS Norway“ angeflogen hatten, um darüber zu kreisen. Im Verkehrsflugzeug, einer Beech 1900D, waren alle 14 Menschen gestorben, in der Cessna der einzige Insasse.
„Da habt ihr's!“ triumphierte Mrs Weasley. „Insgesamt 19 Tote! Drei Flugzeuge! Was sagt ihr jetzt?“
„Ähm – Mrs Weasley, das hier ist aber ein Oldtimer, und außerdem sind wir nicht mit Wasserflugzeugen geflogen“, sagte Harry.
„Und außerdem ist das andere ein Sportflugzeug, und mit einer Beech sind wir auch nicht geflogen“, ergänzte Ron, der während der Reise genau Buch geführt hatte.
„Trotzdem -“, beharrte Mrs Weasley.
„Womit seid ihr denn geflogen?“ fragte Mr Weasley neugierig und ergriff das Buch, das ihm Harry vor zwei Monaten mitgebracht hatte. Ron war erfreut über die Ablenkung von dem leidigen Absturzthema. Er holte seinen Zettel hervor und reichte ihn Harry, damit er ihn weitergab. Harry guckte kurz auf den Zettel und las:

London – Bangkok: Boeing 747-400 (Qantas)
Bangkok – Sydney: Boeing 747-400 (Qantas)
Brisbane – Adelaide: Boeing 737-300 (Ansett)
Perth – Port Hedland: Fokker 100 (Skywest)
Broome – Alice Springs: Fokker 50 (Ansett)
Uluru + Kata Tjuta: de Havilland DH 82 Tiger Moth
Alice Springs – Sydney: Boeing 737-300 (Ansett)
Sydney – Bangkok: Boeing 747-400 (Qantas)
Bangkok – London: Boeing 747-400 (Qantas)

Harry gab den Zettel an Mrs Weasley weiter. Die studierte ihn sorgfältig und zischte dann Ron an: „Junger Mann, waren wir uns nicht einig, daß ihr nur mit Qantas fliegt, wenn überhaupt geflogen werden muß? Weil die noch keine Toten hatten? Haben wir das nicht gesagt?“
Ron begehrte auf: „Wir haben gesagt, daß wir mit Qantas nach Australien fliegen, und das haben wir getan!“
„Und was ist das hier? Bei Uluru und Kata Tjuta? Was ist das überhaupt?“
Harry wies zaghaft darauf hin, daß er schon gesagt habe, daß es sich dabei um Ayers Rock und die Olgas handele. Das besänftigte Mrs Weasley nicht.
„Also – von wo nach wo seid ihr geflogen und war das notwendig?“
„Das war ein Rundflug und der war notwendig“, sagte Ron trotzig.
„Die Tiger Moth – ähm – die war speziell für Rundflüge“, erklärte Harry und hoffte, daß dieser alte Doppeldecker in dem Flugzeugbuch nicht enthalten war.
Mrs Weasley hatte sich Mr Weasleys Buch geschnappt und guckte gemeinsam mit ihm nach, um welche Flugzeuge es sich handelte. Bei ihr spielte kein Interesse an Flugzeugen eine Rolle, sondern allein die Möglichkeit, Ron bei irgendetwas unverantwortbar Gefährlichem überführen zu können. Zu Harrys Erleichterung war die Tiger Moth tatsächlich nicht im Buch aufgeführt. Allerdings hatte es die Fokker 50 schwer, Gnade vor Mrs Weasleys Augen zu finden, während die anderen Flugzeuge erwachsen genug aussahen.
„Sieht aber komisch aus“, bemerkte sie.
„Ist aber ein bewährtes Flugzeug“, sagte Mr Weasley und tippte auf den Text. „Außerdem passen bis zu 58 Passagiere rein, also ist es ein großes Flugzeug.“
Nun – 58 Personen war für Zauberer eine große Anzahl. Da Mrs Weasley bei den anderen Flugzeugen nicht nachsah, wieviele Passagiere dort mitfliegen konnten, nahm sie es murrend hin, daß auch die Fokker 50 akzeptabel war.
„Oh Dad, ich habe was für dich auf dem Rückflug gekauft!“ rief Ron, sprang auf, lief hinaus und kam kurz darauf mit der länglichen Schachtel zurück.
„Ron! Das ist ja wunderbar!“ rief Mr Weasley entzückt, während er den knapp dreißig Zentimeter langen Jumbo auspackte und zusammen mit Ron die Flügel und die Höhenflossen ansteckte.
Schließlich stand das Modell auf seinem Fuß auf dem Wohnzimmertisch, feindselig beäugt von Mrs Weasley. Doch Mr Weasley war fasziniert. Und er erinnerte sich an seine Bitte: „Ron, hast du zufällig in Erfahrung gebracht, warum die Dinger in der Luft bleiben? Es war schon immer mein Herzenswunsch, das zu wissen.“
„Ja, habe ich“, sagte Ron und auch George rückte interessiert heran.
Ron nahm das Modell vom Tisch und erklärte anhand des Flügels den Bernoulli-Effekt. Dabei wurde er von Hermione unterstützt, die sich die Feinheiten und Zusammenhänge besser gemerkt hatte. Ron war enttäuscht, daß das Modell keine beweglichen Teile aufwies, denn so konnte er das Prinzip der Start- und Landeklappen nur theoretisch erklären. Mr Weasley erinnerte sich aber, daß er sich beim Durchblättern des Buches schon gefragt hatte, warum auf einigen Bildern die Flügel so ausgefranst aussahen und nahm es wieder zur Hand.
„Jedenfalls“, faßte Ron zusammen, „fliegt ein Flugzeug nur, wenn es sich mit einer bestimmten Mindestgeschwindigkeit vorwärts bewegt. Und dafür sind die Triebwerke da.“
„Und wie funktionieren die?“ wollte Mr Weasley wissen.
„Ähm – das weiß ich nicht. Alte Flugzeuge haben jedenfalls so Motoren wie die Autos.“
„Mr Weasley, wenn Sie es wirklich wissen wollen, können sie ja mal in einer Buchhandlung der Muggel nachsehen. Vielleicht haben die ja ein Buch darüber“, schlug Hermione vor.
Mr Weasley nickte und drehte das Modell hin und her. Dabei murmelte er: „Soso. Strömung... Unterdruck und Überdruck... Das ist also alles.“ Er peilte über das Winglet des rechten Flügels zum Rumpf. „Muß man aber drauf kommen. Wirklich schlau, die Muggel.“
Mrs Weasley sah skeptisch aus.
„Also sehe ich das richtig – wenn diese Muggelgeräte zu langsam fliegen, dann stürzen sie ab?“
„Hm. So ist das wohl“, murmelte Harry.
„Aber von den Abstürzen in der Zeitung ist kein einziger darauf zurückzuführen“, sagte Hermione schnell. „Also ist das eine sichere Methode. Ich habe mich die ganze Zeit über sicher gefühlt.“
„Ich mich auch“, bekräftigte Ron nicht ganz wahrheitsgemäß, denn beim ersten Start hatte er sich an Hermione festkrallen müssen.
Das Modell wanderte von Hand zu Hand. Selbst Percy war interessiert. Harry befürchtete schon, daß Mr Weasley ernüchtert war, weil sich die Lösung seines Lieblingsrätsels als so simpel herausgestellt hatte, doch dieser sah ganz fröhlich aus.
„Schatz“, sagte er zu seiner Frau, „wenn es jemals wieder die Notwendigkeit geben sollte, sich über eine Frage zu identifizieren, dann können wir die Sache mit dem Fliegen nicht mehr nehmen.“

Am nächsten Tag blätterte Harry ein wenig in seinen Schulbüchern, argwöhnisch beäugt von Ron.
„Hast du sonst nicht gemacht, was?“
„Hm. Doch, vor dem ersten Hogwartsjahr. Und dann während der Ferien vor dem dritten Jahr. Dann aber vor allem wegen der Hausaufgaben. Komisches Gefühl, wieder zur Schule zu gehen und Schulbücher in der Hand zu haben.“
Harry blätterte weiter.
„Weißt du, Ron, das ist wirklich ein komisches Gefühl. Vor einem Jahr, na gut, vor mehr als einem Jahr habe ich gedacht, es ist aus mit der Schule. Ich hatte nichts vor mir gesehen als Voldemort... und... naja... ich habe damit gerechnet, zu sterben.“
Ron guckte etwas betreten.
„Also, wir, also Hermione und ich, wir haben auch damit gerechnet, daß es gefährlich wird. Hermione hat ja sogar gesagt, daß auch sie... Naja, lassen wir das. Du-weißt-schon-wer ist ja jetzt erledigt.“
Harry blickte auf und sah seinen Freund an.
„Verrat mir mal eins, Ron. Warum sagst du eigentlich immer noch 'Du-weißt-schon-wer'? Dieser Zauber auf dem Namen Voldemort ist doch gebrochen, als er gestorben ist.“
Ginny, die die ganze Zeit daneben gesessen und Harry den Rücken gestreichelt hatte, hielt inne.
„Du verlangst doch jetzt nicht von mir, seinen Namen zu nennen, oder?“ fragte Ron. „Alle sagen 'Du-weißt-schon-wer'! Es ist einfach zu unheimlich, seinen Namen zu nennen, ich hätte das Gefühl, daß ich ihn herausfordern würde und... ähm...“
Harry legte das Schulbuch beseite und richtete sich auf.
„Ron – du hattest ihn doch herausgefordert, erinnerst du dich nicht? Schon damals, als wir verhindert haben, daß er den Stein der Weisen kriegt. Und du hast eines seiner Seelenstücke zerstört, wie würdest du das nennen? Eine freundschaftliche Unterhaltung? Und als ich angeblich tot war und du meine, naja, Leiche gesehen hast und als alles aus zu sein schien und hoffnungslos, da hast du dich direkt vor ihm zu mir bekannt. Und du hast auch dann noch gegen die Todesser gekämpft. War das vielleicht keine Herausforderung, hä?“
Ron zuckte mit den Schultern.
„Außerdem“, setzte Harry nach, „hast du ihn schon beim Namen genannt.“
„Was – echt? Da... da wurde ich aber wahrscheinlich... irgendwie... überredet oder du hast mich gebeten, das zu tun und ich habe mich breitschlagen lassen oder...“
„Nein, Ron. Aus freien Stücken. Damals, kurz nachdem wir Zuflucht im Grimmauldplatz Nummer zwölf genommen haben. In der Küche war das. Ich weiß nicht mehr, in welchem Zusammenhang, aber du bist mit dem Namen 'Voldemort' herausgeplatzt.“
Ron sah Harry beeindruckt an.
„Echt jetzt?“
Harry riß der Geduldsfaden: „Ja, verdammt noch mal! Ich erinnere mich genau! Das war, Moment, das war...“ Harry strengte sein Erinnerungsvermögen an. „Ich hab's! Das war, als Remus in der Küche war. Da hast du es irgendwie beiläufig gesagt. Ich weiß nur nicht mehr, was genau du gesagt hast.“
Ron dachte nach.
„Also?“ fragte Harry fordernd. „Los, gib dir 'nen Ruck. Du hast gegen ihn gekämpft, ihm die Stirn geboten, da wirst du doch mit diesem lächerlichen Namen zurechtkommen!“
Er wartete. Plötzlich sagte Ginny neben ihm: „V-Voldemort.“ Sie schüttelte sich. Dann wiederholte sie: „V-Voldemort. Voldemort. Voldemort.“
Harry drehte sich zu ihr um, zog sie heran und gab ihr zur Belohnung einen langen Kuß.
„Du bist wunderbar, Ginny.“
Ron hatte rote Ohren bekommen. Er atmete schwer und schloß die Augen. Dann sagte er ganz schnell: „Voldemortvoldemortvoldemort!“
Danach keuchte er, als sei er den ganzen Weg von Ottery St Catchpole zum Fuchsbau gerannt.
„Oh Mann, ich hoffe, daß das meine letzte Heldentat war, die von mir in dieser Sache verlangt wird.“
„Gewöhn dich einfach dran, dann ist es nicht weiter schwierig. Er war schrecklich, aber die Sache muß benannt werden. Sonst wird es verdrängt und dann kommt wieder so einer.“

Um kurz vor drei Uhr verließen Harry, Ginny, Hermione und Ron den Fuchsbau und apparierten vom Garten aus vor das Haus der Dursleys. Harry hatte Ginny an die Hand genommen, um sie zu leiten. Nun stand er wieder einmal vor dem Haus, das er 13 Monaten verlassen hatte, um es niemals wiederzusehen. Gemessen daran war er seither ziemlich häufig hier gewesen. Er sah auf die Uhr. Noch drei Minuten. Noch zwei Minuten. Ginny, Hermione und Ron sahen ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Noch eine Minute. Dann war es drei Uhr.
„Los, Leute, mir nach“, sagte Harry und ging den Weg durch den Vorgarten zur Haustür von Nummer vier.
Nachdem er geschellt hatte, mußte er nicht lange warten. Onkel Vernon riß die Tür auf und mußterte die vier Besucher von Kopf bis Fuß.
„Nanu? Vier? Ich dachte, mit dir wären es nur drei, Bursche. Diese Herm... ähm... jedenfalls, dieses Grangermädchen, dann dieser Ron...“
„Kein Problem, Mr Dursley“, sagte Ginny mit ruhiger und freundlicher Stimme. „Ich kann auch so lange vor der Tür warten. Ich...“
„Bloß das nicht“, schnappte Onkel Vernon und ruckte mit dem Kopf nach innen. „Reinkommen.“
Die vier gingen durch die Haustür in die Diele. Onkel Vernon sah schnell die Straße rauf und runter, dann schloß er schnell und geräuschvoll die Tür. Tante Petunia steckte ihren Kopf aus der Küche und verschwand sofort wieder. Onkel Vernon sah auf die Uhr.
„Also, um fünf wollen wir Tee trinken.“ Dann ergänzte er, um jedes Mißverständnis zu vermeiden: „Ihr wollt doch sicher rechtzeitig zurück sein bei diesen... Leuten, um Tee zu trinken, nicht wahr? Also seht zu, daß das hier nicht zu lange dauert.“
Er wandte sich um und ging in das Wohnzimmer. Harry wunderte sich zunächst, daß sein Onkel gleich vier Zauberer allein und unbeaufsichtigt in der Diele stehenließ, aber dann nahm er auf der Treppe seinen Cousin wahr.
„Ähm – hallo“, sagte er.
„Hallo, Big D!“ rief Harry und Hermione sowie Ron schlossen sich an. Harry nahm Ginny an seine Seite. „Das hier ist Ginny Weasley, meine Freundin. Ich weiß nicht, ob ich sie dir schon offiziell vorgestellt habe. Du hast sie jedenfalls schon im Flughafen gesehen.“
Ginny streckte lächelnd die Hand aus, Dudley nahm sie zögernd, dann schüttelte er sie.
„Was ist, Big D? Fotos etwa schon entwickelt?“ fragte Ron.
„Computer läuft schon“, antwortete Dudley, um auf Rons fragenden Blick zu erläutern: „Das war eine Digitalkamera. Die schließe ich einfach am Computer an und fertig. Und dann kann ich die Bilder ausdrucken. Habe zum Geburtstag einen Fotodrucker bekommen.“
„Was – so schnell geht das?“ fragte Ron begeistert. „Das ist ja Zauberei.“
„Nö. Kommt rauf.“
Sie folgten Dudley in das Obergeschoß. Ginny und Hermione ließen sich von Harry sein ehemaliges Zimmer zeigen. Auch Ron streckte seinen Kopf herein.
„Als ich es das letzte Mal gesehen habe, war hier – ähm – mehr los“, bemerkte er.
Harry grinste: „Sieht jetzt ungewohnt kahl aus, wo ich nicht mehr hier wohne, was?“
Ginny sah sich um, während Hermione aus dem Fenster auf die Straße guckte.
„Wenn dich die Dursleys besser behandelt hätten, dann hättest du es hier wahrscheinlich richtig schön gehabt, nicht?“ bemerkte Hermione.
„Das Zimmer ist jedenfalls besser als meins“, sagte Ron.
„Ähm – wir sollten jetzt in Dudleys Zimmer gehen und die Bilder angucken. Ihr habt ja Onkel Vernon gehört. Wenn wir um fünf immer noch da sind, springt er im Dreieck.“
Harry führte seine Freunde hinüber in Dudleys Zimmer, in dem sein Cousin schon am Computertisch saß. Vor allem Ginny sah sich fasziniert um, denn es war ihr erster Aufenthalt in einem Muggelhaus. Sie starrte Dudleys mächtige Stereoanlage mit den riesigen Boxen an. Dann wandte sie ihren Blick dem Computer zu und beäugte die einzelnen Geräte, die vor sich hinsummten und -rauschten. Dudley war sogar ungewohnt fürsorglich gewesen und hatte zwei zusätzliche Stühle in sein Zimmer gestellt. Zwei Stühle standen ohnedies darin: Einer für den Schreibtisch und einer für den Computertisch. Da Ginny nicht eingeplant war und noch einen Stuhl brauchte, ging Harry rüber in sein ehemaliges Zimmer und holte den Schreibtischstuhl. Dann gruppierten sich alle vier um Dudley herum.
„Ich rufe jetzt die Bilder auf“, kündigte er an.
„Mit 'accio'?“ witzelte Ron und wurde von Hermione in die Seite geknufft.

Auf dem Bildschirm erschien das erste Bild. Es war offenbar auf dem Flug nach Australien aufgenommen worden, als Harry es endlich geschafft hatte, Schlaf zu finden. Es zeigte ihn, wie er im mit zusammengerolltem Sweatshirt am Kopf an der Wand des Jumbo-Jet lehnte und schlief. Neben ihm saßen Ron Hermione, hatten sich aneinandergelehnt und taten das gleiche.
„Niedlich“, befand Ginny.
Dudley klickte von Foto zu Foto. Zwischendurch druckte er mit dem Fotodrucker Abzüge aus. Ginny war hingerissen von dieser schnellen Art, mit der Muggel am Ende der neunziger Jahre Fotos herzustellen in der Lage waren, auch wenn sich diese nicht bewegen konnten. Sie sah Bilder der Oper in Sydney, der Hafenbrücke und von den vier Reisenden jeweils vor diesen Sehenswürdigkeiten.
„Niieeedlich!“ rief Ginny erneut. „Nein, wie ist das süß!“
Sie waren bei den Bildern aus dem Lone Pine Tierpark bei Brisbane angelangt, auf denen Harry zu sehen war, wie er einen hellgrauen Koala im Arm hielt.
„Die sind doch bestimmt total kuschelig, oder?“ fragte Ginny.
„Ähm – ja, schon“, sagte Harry, „aber sie haben sehr scharfe Krallen. Weißt du, die müssen ja auf die Bäume klettern können. Deswegen wurden wir ja angewiesen, die Koalas zuerst am Hinterteil abzustützen. Dann müssen die sich nicht an einem festkrallen.“
„Ich hätte auch gerne so ein Bärchen auf dem Arm gehabt.“
„Das sind keine Bären“, belehrte sie Hermione. „Das sind Beuteltiere. Die Bezeichnung 'Koalabär' ist auf ein Mißverständnis zurückzuführen.“
„Ja, danke, Frau Professor“, schnappte Ginny.
„Weißt du, woran ich gedacht habe, als ich den Koala im Arm hatte?“ fing Harry an. „An dich. Was hätte ich drum gegeben, wenn ich dich im Arm gehabt hätte, Ginny. Du bist schließlich viel knuddeliger als so ein Beutelbär.“
„Aber ich habe auch Krallen“, sagte Ginny, umarmte Harry und gab ihm einen Kuß.
Von der Gold Coast hatte Dudley keine Aufnahme gemacht, dafür aber von dem weißen Ford Falcon, den sie gemietet hatten.
„Mach mal 'nen Abzug davon, Dad interessiert das bestimmt“, sagte Ron.
„Warum interessiert der sich für'n australisches Auto?“ fragte Dudley.
„Der interessiert sich für Muggelzeug, egal, was es ist.“
Vor Harry zogen die Erinnerungen vorbei, als er die weiteren Bilder sah: Die alte Straßenbahn bei regnerischem Wetter in Adelaide, die Road Trains in Port Augusta, der Wilpena Pound in der Flinderskette.
„Und was ist das?“ fragte Ginny. „Da ist ja nichts.“
Das Bild zeigte Büsche auf ausgedörrtem Boden und in Bildmitte einen schurgeraden Horizont. Die Büsche ganz vorne ließen ganz leichte Bewegungsschlieren erkennen.
„Das war die Extrawurst für Harry“, erläuterte Ron. „Der wollte das Nichts sehen. Und das haben wir dann auch getan – stundenlang. Fast den ganzen Tag lang, um genau zu sein.“
„Das ist die berühmte Nullarborebene, und da fahren wir mit dem berühmten Indian Pacific durch, das muß man getan haben, wenn man nach Perth will“, brummte Harry leicht verärgert.
Viele Fotos später beschloß Harry, das Bild von der Fokker 100 nur Mr Weasley in einem unbeobachteten Augenblick zu zeigen, denn mit den Leuten als Größenmaßstab davor sah das Flugzeug viel kleiner aus als im Buch. Die nächsten Bilder brachten in Harry schmerzhafte Erinnerungen, nämlich die an seinen kräftigen Sonnenbrand hervor. Sie zeigten ihn nur mit Turnschuhen und Turnhose bekleidet auf dem Fußballplatz von Port Hedland während einer Spielpause und war offenbar vom Spielfeldrand aus aufgenommen worden, wo einige Bäume Schatten spendeten. Auf diesem Sportplatz hatte er sich den Sonnenbrand eingefangen. Ginny schaute aufmerksam hin.
„Weißt du was, Harry? Ich habe dich noch nie nackt gesehen.“
„Ich bin da nicht nackt.“
„Man sieht jedenfalls, daß an dir nicht viel dran ist. Vielleicht solltest du mehr Kraftsport machen, so wie Dudley“, blieb Ginny unerbittlich.
„Ich will kein Schwergewichtsboxer werden.“
„Oh – und was haben wir da?“
Von Dudleys Bildschirm sah Harry finster sein Ebenbild entgegen. Die Bilder hatte Dudley seinerzeit im Hostel aufgenommen, als sich der Sonnenbrand in voller Pracht entwickelt hatte. Die Bildserie ließ die Stadien erkennen: Die geröteten Schultern und dann die sich abpellende oberste Hautschicht. Dudley war Harry damals mächtig auf die Nerven gegangen, weil er ihn von vorn und von hinten fotografiert hatte.
„Ähm – gut. Dudley, kannst du jetzt bitte weiterklicken, ja?“ brummte Harry.
„Ach, das waren wohl die Fotos, die uns vorenthalten wolltest?“ bemerkte Ginny spitz. „Dudley, druck mal alle Nacktfotos aus.“
Harry schnappte nach Luft. Er fand diese Situation aus mehreren Gründen unerquicklich. Zum einen paßte die Begriff „Nacktfotos“ überhaupt nicht und war völlig übertrieben, zum anderen verband Harry mit ihnen Erinnerungen an eine schmerzhafte Zeit mit gestörtem Schlaf. Außerdem fühlte er seinen Körper zur Schau gestellt, auch wenn das nur auf Fotos stattfand. Mit finsterer Miene sah er zu, wie Ginny das, was sie als „Nacktfotos“ bezeichnet hatte, von Dudley in Empfang nahm und gut verstaute. Die nächsten Bilder fanden wieder Harrys Interesse, denn es zeigte die Umladestation im Hafen von Port Hedland und den Krokodilpark in Broome. Als auch ein paar Aufnahmen von Harry am Strand beim Beach-Volleyball erschienen, sagte er nur ganz gelassen: „Da habe ich mich dann richtig eingekremt. Also keine Chance auf weitere Sonnenbrandbilder.“
Ginny zuckte mit den Achseln. Dann kamen die Bilder, auf die Harry am sehnlichsten gewartet hatte: Die geheimnisvolle Welt der Bungle Bungles und der Uluru-Kata Tjuta-Nationalpark. Insgeheim beglückwünschte sich Harry dazu, daß sie erst gegen Ende der Reise an diesen Orten waren, denn man merkte den Fotos an, daß Dudley immer besser geworden war. Nicht wenige Bilder waren von ansprechender Qualität, auch wenn sie meistens nicht an die Fotos in den Reiseprospekten herankamen. Dudley hatte sogar daran gedacht, die Kamera auf den Rundflug mit dem Doppeldecker mitzunehmen und faszinierende Luftaufnahmen von Uluru und Kata Tjuta zu schießen. Allerdings hatte Dudley auch daran gedacht, Harry, Ron und Hermione jeweils vor ihren Rundflügen abzulichten. Gesamtaufnahmen der Tiger Moth fehlten nicht.
„Diese Bilder pack am besten mal zu denen von den anderen Flugzeugen“, riet Ginny Harry, als er seine Abzüge entgegennahm. „Wenn Mum sieht, womit ihr da geflogen seid, kriegt sie zuerst einen Herzkasper und dann einen Wutanfall. Oh Mann – ich will auch mit sowas fliegen!“
Harry dachte mit Unbehagen daran, daß er ja auch von diesem Zauberer, dem Verwandten des Squib, fotografiert worden war und der Squib bei seinem nächsten Einsatz nach Großbritannien die Bilder an den Tagespropheten verkaufen würde. Er konnte nur hoffen, daß sich das noch ein paar Tage bis nach dem ersten September hinziehen würde, denn der Tagesprophet, allen voran Rita Skeeter, würde die Fotos sicher nicht als für eine Veröffentlichung zu uninteressant einstufen.

Es war kurz vor fünf, als Dudley endlich seinen Computer ausschaltete. Harry tippte auf seine Uhr und sagte: „Leute, wir müssen sehen, daß wir uns vom Acker machen, sonst kriegen wir Ärger.“
Er bedankte sich bei Dudley. Dann gingen alle die Treppe hinunter. Onkel Vernon hatte sie offenbar gehört, denn als Harry gerade eben seinen Fuß auf den Boden der Diele setzte, kam er aus dem Wohnzimmer heraus, sah auf seine Uhr und grunzte. Da kein weiterer Kommentar folgte, vermutete Harry, daß es ein zufriedenes Grunzen gewesen sein mußte.
„Also, Onkel Vernon – wir gehen dann. Schönen Fünfuhrtee noch“, sagte Harry und wollte die Haustür öffnen.
Onkel Vernon hob den Kopf und sah ihn finster an. Dann ließ er seinen Blick über die anderen jungen Zauberer schweifen und fauchte: „He! Bursche! Sag diesen Leuten, also den Typen deiner Sippe da, daß sie uns in Ruhe lassen sollen.“
Harry war erstaunt.
„Wieso – ist denn nach Rita Skeeter von der Zeitung noch jemand hier gewesen?“
„Beinahe jeden zweiten Tag klingeln hier deine Leute! Unmöglich angezogen natürlich. Was das nur für einen Eindruck macht, man muß sich ja schämen vor den Nachbarn. Die unterstehen sich doch tatsächlich, zu fragen, ob sie das Haus besichtigen wollen! Und wenn wir 'nein' sagen, dann verstehen die das offenbar nicht richtig. Sie sagen unverständliches Zeug – von wegen: 'Dann wenigstens ins Zimmer von Harry Potter.' Also, wenn du schon berühmt bist, dann könntest du doch wenigstens...“
„Hast du sie denn rausgeschmissen? Wenn nicht, dann brauchst du dich auch nicht zu wundern, wenn sie dir die Bude einrennen.“
„Natürlich habe ich sie rausgeschmissen!“ schnaubte Onkel Vernon, dessen Stirnader deutlich hervorgetreten war.
„Hör mal, Onkel Vernon“, sagte Harry und zwang sich zur Ruhe, „mit diesen Leuten mußt du schon selbst klarkommen. Wenn sich rumspricht, daß sie von dir schlecht behandelt werden, dann werden sie die Lust verlieren.“
„Ein paar wollten sogar Autogramme von uns“, grummelte Onkel Vernon vor sich hin, „und die Nachbarn haben auch schon Bemerkungen gemacht, daß wir ein Anziehungspunkt für Alternative zu sein scheinen. Ich seh's noch kommen, daß ich bei den Torys eintreten muß, damit wir nicht noch in die linke Ecke gestellt werden.“
Harry wußte, was in Onkel Vernon vorging. Es gab eine Menge Dinge, die für seinen Onkel und seine Tante nicht erwünscht waren. Dazu gehörten zu allererst natürlich Zauberer und alles, was dazugehörte. Aber sicher gehörten auch alle Personenkreise dazu, die sich politisch oder gesellschaftlich links von der konservativen Partei bewegten – und eigentlich gehörte der liberale Flügel dieser Partei auch schon dazu. Wenn Onkel Vernon nicht alle Politiker in Bausch und Bogen als Betrüger, Vollidioten und Windbeutel eingestuft hätte, dann wäre er längst der konservativen Partei beigetreten. Jedenfalls war seine Panik deutlich durchzuhören, daß er mit Leuten in Verbindung gebracht werden könnte, die in welcher Form und zu welchem Grad auch immer vom üblichen Bild abweichen könnten. Schon Harry war den Nachbarn ein Dorn im Auge gewesen, auch wenn er nichts für den unmöglichen Aufzug konnte, in dem er seinerzeit durch Little Whinging laufen mußte.
„Ähm – also, ich kann ja mal das Ministerium anschreiben und darauf hinweisen, daß durch das Verhalten der Leute -“, Harry machte eine Kunstpause, „- von meiner Sorte -“, er machte wieder eine Kunstpause, „- durch ihr Verhalten das Geheimhaltungsabkommen gefährden. Sonst wüßte ich nicht, was ich für euch tun könnte.“
„Wär' ja besser als nichts“, brummte Onkel Vernon.
Harry hatte gerade noch Zeit, sich mit einem Handzeichen von Dudley zu verabschieden, dann krachte die Haustür auch schon mit einer Deutlichkeit ins Schloß, die keinen Zweifel aufkommen ließ, wie willkommen Onkel Vernon dieses Treffen mit Dudley war.


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