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Fanfiction

Nach der Schlacht von Hogwarts - Kein Portschlüssel in Perth

von Krabbentaucher

Der Zug verlangsamte erneut seine Fahrt.
„Guten Abend, meine Damen und Herren“, tönte es aus dem Lautsprecher. „es ist jetzt sechs nach sieben, bitte stellen Sie ihre Uhren um.“ Harry schaute auf seine Uhr, die sechs nach halb neun Uhr anzeigte und drehte am Knopf. „Wir halten jetzt in Kalgoorlie, der Goldgräberstadt. Um zwanzig vor elf setzen wir unsere Fahrt fort. Diejenigen, die die Rundfahrt gebucht haben, finden sich bitte rechts vor dem Bahnhofsgebäude ein. Wir wünschen einen angenehmen Aufenthalt.“
„Na schön“, sagte Hermione, „dann nehmen wir unseren Proviant eben mit.“
Der Zug hielt und die Passagiere stiegen aus. Harry, Hermione, Ron und Dudley gingen durch die Straßen. Es wurde jetzt Nacht. Zahlreiche Häuser hatten die Zeit des Goldrauschs konserviert. Die öffentlichen Gebäude waren prächtig, aber auch die Hotels und andere Häuser zeigten den Wohlstand ihrer Bauherren. Auffällig waren die Veranden, die die Straßenfronten der Häuser beherrschten. Die vier suchten sich eine Bank und machten sich über ihr Abendessen her, das allerdings in den Tagen seit Samstag nicht besser geworden war. Die Sandwiches waren etwas pappig, sogar noch pappiger, als sie normalerweise sind. Es wurde allerdings ziemlich schnell ziemlich kühl, so daß sie sich bald nach dem Essen auf den Weg zurück zum Zug machten.
Um zwanzig vor elf Uhr setzte sich der blecherne Lindwurm in Bewegung, und Harry versuchte, sich auf eine weitere im Sitzen verbrachte Nacht einzurichten.

Harry wachte früh am nächsten Morgen auf. Er wunderte sich zunächst, warum er relativ bequem geschlafen hatte und stellte dann fest, daß er mit dem Kopf an Dudleys Schulter lehnte, dessen Kopf wiederum von Harrys Kopf gestützt wurde. Das war wesentlich besser als in der letzten Nacht, als er versucht hatte, sich mit seinem zusammengerollten Sweatshirt ein Kissen zu machen und sich an die Wand des Waggons zu lehnen, denn das hatte ihm einen etwas verspannten Hals eingebracht. Als Harry sich regte, wachte auch Dudley auf.
„Morgen“, begrüßte ihn Harry.
„Morgen.“
„Dudley, ich gehe jetzt schnell duschen bevor der Ansturm einsetzt. Wir sind in drei Stunden in Perth und da will ich frisch sein.“
„Hmja... mach ich auch gleich...“
Als Harry vom Duschen zurückkehrte, waren auch Hermione und Ron aufgewacht.
„Morgen, ich war gerade duschen.“
„Gute Idee“, sagte Hermione, „wenn wir heute in die Zahnmedizinische Behörde gehen, sollten wir einen guten Eindruck machen. Wo ist Dudley?“
„Vermutlich auch duschen.“
„Gleich zur Zahnmedizinischen Behörde?“ fragte Ron. „Leute, wir haben gerade mal eine lange Eisenbahnfahrt hinter uns. Muß das wirklich sein?“
„Ja, Ron, das muß sein!“ schnappte Hermione. „Eben weil die Fahrt so lang war. Da haben wir viel Zeit verloren, und die müssen wir aufholen.“
„Ist ja gut...“
„Wir müssen eine Unterkunft finden“, bemerkte Harry. „Eine Unterkunft mit einer Waschmaschine. Wir sind jetzt drei Wochen unterwegs und meine Unterwäsche und meine T-Shirts gehen zur Neige. Gerade eben habe ich mich noch mal frisch angezogen, aber in meinem großen Rucksack da vorne im Gepäckwagen ist nur noch Schmutzwäsche.“
„Ja, ist gut, wir gehen erst zu dieser Behörde und suchen dann eine Unterkunft. Das hängt davon ab, wo meine Eltern sind.“
Während Hermione und Ron zu den Duschen gingen, bediente sich Harry aus dem Proviantbeutel und summte dabei den Refrain von „Waltzing Matilda“. Er betrachtete die Landschaft, die vor dem Fenster vorbeizog. Sie hatte sich grundlegend geändert. Statt einer unfruchtbaren, rötlich-gräulichen Ebene sah Harry Hügel mit grünen Feldern. Hin und wieder zogen einige wenige Häuser vorbei, so daß die Gegend im Vergleich zur Nullarbor-Ebene geradezu übervölkert wirkte. Dann kam Dudley zurück, setzte sich neben Harry und fing ebenfalls an, zu frühstücken.
„Ich muß Wäsche waschen“, bemerkte er.
„Ich auch“, sagte Harry.
Schließlich tauchten auch Ron und Hermione auf und nahmen sich ebenfalls etwas zu essen.
„Wir müssen zusehen, daß wir das alles aufessen“, sagte sie. „Nach Westaustralien darf man kein Essen einführen, da geht kurz vor der Ankunft jemand durch den Zug und sammelt alles ein.“
„Warum das?“ fragte Ron.
„Weil die hier einige Krankheiten nicht haben, die es im östlichen Australien gibt. Hier soll nichts eingeschleppt werden. Also haltet euch ran.“
Gegen halb neun Uhr hielt der Zug kurz an und fuhr dann weiter. Kurz darauf betrat ein Mann den Großraumwagen und verkündete, daß er von der westaustralischen Gesundheitsbehörde komme und nun darum bitte, die Essensvorräte vorzuzeigen, die die Reisenden mit sich führten. Leider dürfe nichts eingeführt werden und das Essen müsse abgegeben werden. Er ging durch den Gang, und sein großer Plastiksack füllte sich zusehends. Hermione warf die übriggebliebenen, besonders pappigen Sandwiches hinein. Harry hätte beinahe gefragt, ob die Sandwiches überhaupt unter die Quarantänevorschriften fielen, denn Essen konnte man sie nicht mehr nennen.
„Meine Damen und Herren“, meldete sich die vertraute Lautsprecherstimme, „wir nähern uns East Perth, dem Ende unserer Reise. Wir werden pünktlich um zehn nach neun ankommen und hoffen, daß Ihnen die Reise gefallen hat. Wir würden uns freuen, sie wieder an Bord eines unserer Züge willkommen heißen zu können. G'day!“
Der Zug rollte inzwischen durch Vororte mit kleineren Bahnhöfen. Schließlich hielt er in einem kleinen Bahnhof.
„So“, sagte Harry, „wo sind wir? Sieht nicht gerade wie der Hauptbahnhof aus, nicht wahr?“
„Im Hauptbahnhof gibt es nur Kapspurgleise“, sagte Hermione, „habe ich in dem Begleitheft im Zug gelesen. Der Indian Pacific fährt auf Regelspur. Wir müssen mit dem Vorortzug in die Innenstadt fahren.“
Ron machte ein übertrieben nachdenkliches Gesicht und sagte: „Hm. Wie würden Zauberer das jetzt wohl machen?“
„Ist ja gut, Ron, wir können auch apparieren“, erwiderte Hermione.
„Aber nicht vom Bahnsteig aus“, sagte Harry, „hier ist zu viel los.“
Sie verließen den Bahnhof, suchten sich ein stilles Plätzchen und apparierten zum Hauptbahnhof. Dort schlossen sie ihr Gepäck ein, und Hermione guckte nach, wo die Zahnmedizinische Behörde von Westaustralien zu finden war.
„Also: Rheola Street Nummer 15, zweite Etage, in West Perth“, stellte Hermione fest. „Fertig zum apparieren?“
Harry und Ron nickten, während Dudley sein Lieber-nicht-Gesicht aufsetzte. Ron und Hermione verschwanden, Harry ergriff Dudleys Hand und drehte sich.

Die Rheola Street war eine kurze und breite, jedoch verkehrsarme Seitenstraße mit Häusern verschiedener Größe. Nummer 15 war ein kleines Hochhaus und zugleich das größte Gebäude in der Straße. Hermione führte ihre Reisegruppe an und betrat das Gebäude. Sie gingen die Treppe hoch in die zweite Etage und versammelten sich – Harry zählte nach und stellte fest, daß es das vierte Mal war – vor dem Schreibtisch einer Angestellten. Hermione trug ihre Bitte vor, und die Angestellte hackte die Angaben in den Computer.
„Mal sehen... Monica Wilkins... und Wendell Wilkins... Tja, da gibt es einige. Oben in Broome, dann hier in der Nähe in Fremantle und sogar hier in Perth und in den Vororten... Wie waren noch die Daten, wann, sagten Sie sollen die beiden hierher gekommen sein?“
„So etwa Anfang des Jahres. Keinesfalls vor dem 31. Dezember 1997. Also ab erstem Januar oder später.“
„Hm...“
Die Angestellte las die Daten durch. Dann guckte sie auf den Zettel, den ihr Hermione hingelegt hatte und auf dem die Geburtsdaten standen.
„Bingo!“ sagte sie schließlich.
„Ja?“ fragte Hermione aufgeregt.
„Ich habe sie. Definitiv. Hier: Bei den Fliegenden Ärzten, Royal Flying Doctor Service, RFDS, seit dem 15. Januar. Daten stimmen überein.“
„Und bis wann?“ fragte Hermione, und Harry sah, wie sie die Finger im Schoß kreuzte.
„Wieso bis wann? Die sind immer noch registriert.“
Hermione strahlte. Dann hakte sie nach: „Und wo sind sie?“
„Wie ich schon sagte: Bei den Fliegenden Ärzten. Wo genau sie eingesetzt werden, das weiß ich allerdings nicht. Westaustralien ist schließlich groß. Alles, was ich sagen kann, ist, daß der RFDS seine Hauptstelle hier in Perth hat – vielleicht wohnen Mrs und Mr Wilkins auch in Perth, wer weiß? Sie müßten halt mal beim RFDS anfragen. Es könnte natürlich auch sein, daß die beiden in ganz Australien eingesetzt werden. Meines Wissens hat der RFDS nicht viele Zahnärzte.“
„Also – zu den Fliegenden Ärzten müßte ich... müßten wir dann gehen?“
„Ja, ich gebe Ihnen die Adresse, Moment.“

Hermione wäre die Stufen zum Ausgang beinahe hinuntergetanzt. Auf der Straße strahlte sie noch immer.
„Endlich! Endlich, endlich, endlich hat unsere Suche ein Ende! Naja, fast, jetzt müssen wir eben noch bei den Fliegenden Ärzten nachfragen...“
„Was sind denn fliegende Ärzte?“ fragte Ron.
„Das Ärzte, die mit dem Flugzeug ins Outback fliegen, weil es dort keine Krankenhäuser oder Arztpraxen gibt“, erläuterte Harry. „Wenn was passiert ist, zum Beispiel, wenn es auf einer Farm einen Unfall gegeben hat, dann fliegen die Ärzte hin und landen in der Nähe der Farm und behandeln die Verletzten oder bringen sie in das nächste Krankenhaus.“
„Hm. Und das machen die Muggel nur hier? Oder auch bei uns?“
„Nur hier. Oder auch in Afrika. Jedenfalls dort, wo wenig Leute wohnen. In Europa gibt es genug Krankenhäuser“, sagte Harry.
„Tja, wenn das nun Zauberer wären, könnten sie apparieren.“
„Könnten sie nicht, Ron“, schaltete sich Hermione ein. „Du weißt doch, warum wir in letzter Zeit mit Zügen und Flugzeugen reisen. Die Strecken sind einfach zu weit. Man sollte möglichst nicht über Strecken von mehr als tausend Kilometern apparieren, das ist zu gefährlich. Und zu anstrengend, vor allem für Verletzte und Kranke.“
„Ist ja gut. Wohin müssen wir also gehen?“
„Warte mal... Von wegen hier in Perth. Die Basis ist in Jandakot. Scheint aber in der Nähe von Perth zu sein. Eagle Drive Nummer drei, am dortigen Flugplatz. Also – wie sieht's aus? Noch mal apparieren?“
„Ja, los, bevor die Spur kalt wird“, grinste Ron.
Harry schnappte sich wieder Dudleys Arm und apparierte zum Jandakot-Flugplatz. Kurz darauf tauchten auch Hermione und Ron auf. Sie standen vor dem Verwaltungsgebäude des Flugplatzes mit dem Tower.
„Der ist aber klein“, sagte Ron.
„Der ist auch nicht für Verkehrsflugzeuge“, belehrte ihn Hermione. „Dafür ist er sogar richtig groß. Jetzt muß ich aber herausfinden, wo die Fliegenden Ärzte sind. Nummer drei... Ich sehe hier keine Hausnummer. Am besten frage ich mal da drin, wartet so lange.“
Sie verschwand im Gebäude. Kurz darauf tauchte sie wieder auf.
„Da entlang“, sagte sie.
Der RFDS hatte sich in zwei ziemlich großen Gebäudeblöcken mit weißer Wellblechverkleidung niedergelassen. Davor standen mehrere schöne große Bäume. Harry, Hermione, Ron und Dudley betraten das linke Gebäude, dessen große Fenster im Erdgeschoß darauf hindeuteten, daß sich hier die Büros befanden. Hermione fragte sich durch, indem sie wie üblich sagte, sie suche Auswanderer beziehungsweise Einwanderer, die gute Freunde der Familie seien und denen sie einen Besuch abstatten wollte.
„Kommen Sie bitte mit“, sagte eine Angestellte und führte die vier in ihr Büro.
„So, diese Bekannten, die Sie suchen, arbeiten bei uns?“
„Ja“, sagte Hermione. „Mrs und Mr Wilkins. Sie sind Zahnärzte. Müßten seit 15. Januar bei Ihnen arbeiten.“
„Tja, warten Sie mal...“
Die Angestellte stand auf, ging zu einer Registratur hinüber und zog eine Schublade auf. Dort zog sie erst einen, dann einen zweiten Ordner hervor. Harry war inzwischen so sehr daran gewöhnt, daß die Angestellten auf die Frage nach Hermiones Eltern im Computer nachsahen, daß ihm diese altmodische Art der Informationsbeschaffung ungewöhnlich vorkam. Auch Ron guckte ganz irritiert, was bei einem reinblütigen Zauberer etwas heißen will. Die Angestellte setzte sich wieder und klappte die Akten auf.
„So, hier habe ich die beiden. Ja, die arbeiten für uns. Allerdings sind sie nicht hier stationiert, sondern oben in Port Hedland. Keine Ahnung, warum die ausgerechnet dort sind, aber... naja.“
Hermiones Gesicht zeigte eine kuriose Mischung aus Begeisterung und Enttäuschung.
„Ähm – vielleicht – ähm – gibt es hier vielleicht schon Zahnärzte beim RFDS, und sie sind deshalb nach Port Hedland gezogen? Oder ist Port Hedland besonders schön?“
„Das wohl nicht“, erwiderte die Angestellte. „Port Hedland ist einfach ein Hafen für die Bergbaugesellschaften drumrum, ansonsten ist da nicht viel los. Und einen Zahnärzteüberschuß haben wir auch nicht. Mrs und Mr Wilkins sind die einzigen Zahnärzte im ganzen westlichen Einsatzgebiet.“
„Warum so wenige? Wie groß ist das Gebiet?“ fragte Harry.
„Im Prinzip ganz Westaustralien. Sie müssen aber bedenken, daß wir uns in erster Linie nicht mit Zahnmedizin befassen, sondern mit akuten Fällen – Herzinfarkte, Blinddarmentzündungen, verschleppte Krankheiten, die plötzlich zu Notfällen werden und Unfälle natürlich. Manchmal sind auch zahnärztliche Sachen dabei, aber das ist meistens nicht akut. Außerdem machen die Zahnärzte ihre Runden über die Farmen und gucken den Kindern in den Mund und informieren über Mundhygiene. Da reichen zwei Zahnärzte für Westaustralien.“
„Und das läuft dann von Port Hedland aus?“ fragte Ron.
„Das ist im Prinzip egal. Aber Moment... Ich sehe gerade, ja natürlich, die beiden sind Poms, dann müssen sie Einwandererpunkte sammeln. Das geht auch, indem man im Outback oder zumindest an Orten wohnt, die nicht so die Nummer eins sind, was die Beliebtheit angeht.“
„Liegt immerhin am Meer“, sagte Ron.
„Tja“, lachte die Angestellte auf, „nur hat man nichts davon! Das Meer ist voller widerlicher Viecher, Würfelquallen, Haie und so weiter. Ich würde dort nicht baden.“
„Also – Port Hedland“, faßt Hermione das Gespräch zusammen. „Könnten Sie uns die Adresse geben?“

Hermione hatte das Gebäude kaum verlassen, da machte sie auch schon einen Luftsprung.
„Wir haben sie! Endlich haben wir sie! Endlich keine Sache, wo man uns sagt, daß wir mal da oder dort nachfragen sollen.“
„Gut – dann müssen wir nach Port Hedland. Wie kommen wir dorthin? Apparieren?“ fragte Ron.
Hermione schlug im Reiseführer nach.
„Nein – zu weit. Das sind so etwa tausendzweihundert Kilometer.“
„Da fährt doch hoffentlich kein Zug hin?“ fragte Dudley, worüber sich Harry mächtig ärgerte, der das als Anspielung auf seinen Wunsch auffaßte, die Nullarbor-Ebene per Eisenbahn zu durchfahren.
„Soweit ich sehe: Nein“, antwortete Hermione.
„Kein Zug und kein Apparieren. Das gefällt mir“, sagte Dudley und Harry hätte ihm am liebsten einen Schweigezauber aufgehalst.
„Zuerst suchen wir uns etwas zum Übernachten“, schlug Ron vor. „Die Zugfahrt fand ich interessant, echt, aber nach zwei Tagen im Sitzen brauche ich einfach die Aussicht, in der nächsten Nacht ausgestreckt liegen zu können.“
„Und Wäsche waschen müssen wir auch“, ergänzte Harry, „ich zumindest.“
Hermione seufzte und sagte: „Na gut. Dann apparieren wir zurück zum Hauptbahnhof. Dort gibt es bestimmt eine Touristeninformation mit Übernachtungsnachweisen. Aber dann versuchen wir in einem Reisebüro einen Flug zu kriegen. Es ist schließlich erst später Vormittag.“

Das Hostel, das Hermione ausgegraben hatte, war in einem alten weißen Haus mit umlaufenden Terrassen untergebracht. Im Vierbettzimmer standen tatsächlich vier Einzelbetten statt der üblichen Doppelbetten. Dafür wurde kein kostenloser Fahrservice angeboten, aber das störte Harry nicht – schließlich war es schneller, zu apparieren.
„Und jetzt einen Flug buchen“, sagte Hermione.
„Sag mal, gibt es hier nicht eine magische Gemeinschaft oder so? Ich meine, Perth ist ziemlich groß. Dann könnten wir per Portschlüssel reisen“, meinte Ron.
„Portschlüssel?“ fragte Dudley.
Harry erläuterte es ihm: „Das ist ein Gegenstand, der so verzaubert ist, daß er dich zu einer bestimmten Zeit an einen bestimmten Ort bringt. Schneller als ein Flugzeug, auch wenn es die Concorde wäre.“
„Fühlt man sich da auch so wie zusammengepreßt?“
„Ähm, nein, aber man hat das Gefühl, als ob man an einem Haken vom Bauchnabel her nach vorn gezogen wird. Und dann fliegt man scheinbar durch einen Farbwirbel. Und, ähm...“
Harry sah, daß Dudley ein ablehnendes Gesicht zog und ahnte, daß er einen Portschlüssel nicht ernsthaft als Alternative zum Flugzeug in Betracht zog. Hermione blätterte in ihrem magischen Reiseführer und verkündete: „Ja, hier gibt es eine kleine Gasse, sind aber wohl nur ein paar Häuser. Da können wir ja mal hingehen. Liegt in der Innenstadt.“
Sie apparierten in die Muggelstraße, von der die magische Gasse abzweigen sollte. Sie war gesäumt von imposanten viktorianischen Gebäuden. Hermione sah sich um.
„Wartet... ja, da!“
Sie zeigte auf ein Torhaus mit Tudorbogen, dessen Tor verschlossen war.
„Ähm – ich muß doch nicht mit...?“ fragte Dudley.
Während Ron und Hermione ihn etwas verständnislos ansahen, wußte Harry genau, was sich in Dudley abspielte. Er mochte zwar in die drei Zauberer Vertrauen gefaßt haben, mit denen er unterwegs war, aber sich in eine größere Menge Zauberer zu begeben kam nicht in Frage. Offenbar hatte Dudley die Erfahrung im Zaubereiministerium völlig gereicht. Harry sagte deshalb: „Ja, ist vielleicht besser, wenn du dich hier in irgendein Café setzt. Wir kommen dann und holen dich ab, wenn wir alles erledigt haben.“
Dudley nickte kurz und strebte dem Café zu, das am nächsten lag. Harry sah ihm hinterher, dann wandte er sich dem Tor zu. Er wußte nicht, wie man in die magische Straße hineinkam, aber er vertraute auf Hermione und ihren magischen Reiseführer. Sie trat auf das Tor zu, zückte ihren Zauberstab und tippte gegen den mittleren Beschlag des rechten Torflügels. Dann nickte sie den anderen zu und sagte leise: „Das ist jetzt wie beim Gleis neundreiviertel.“
Dann ging sie durch das geschlossene Tor und verschwand. Ron und Harry folgten. Der Anblick, der sich ihnen bot, war bei weitem nicht so beeindruckend wie in der Winkelgasse. Das Sträßchen war eine Sackgasse. An jeder Seite standen drei Häuser. Ein weiteres Haus schloß die Straße nach hinten ab. Ansonsten sah es aber aus wie in einer englischen Kleinstadt. Hermione sah sich suchend um.
„Wo ist denn hier etwas, wo man sich einen Portschlüssel besorgen kann? Das ist eine Apotheke, dort ist ein Buchladen, da haben wir einen Quidditchladen – das wäre doch was für euch beide, nicht wahr? Dort ist eine Gaststätte, vielleicht fragen wir da einfach mal nach.“
Harry und Ron nickten, denn wenn Hermione so in Fahrt war, war es unklug, sie mit Unterbrechungen zu irritieren. Außerdem wußte Harry selbst nicht, wo sie sonst noch hätten fragen können. Hermione steuerte auf den Pub zu, hielt dann aber inne und bog nach rechts zur Apotheke ab.
„Ich glaube, wir sollten uns ein wenig um unsere Reiseapotheke kümmern. Ein bißchen Diptam kann nicht schaden.“
„Hermione“, sagte Harry, „ich will dich nicht ärgern, aber dazu braucht man doch Geld, also ich meine, um in der Apotheke einzukaufen. Ich habe nur Muggelgeld dabei, und ich glaube nicht, daß die hier Australiendollar nehmen.“
„Oh, ich habe einige Galleonen durch die Sicherheitsschleuse und den Zoll bekommen. Inn meinem Portemonnaie, zwischen den anderen Münzen. Viel ist es nicht, aber ich denke, es wird reichen.“
Hermione betrat die Apotheke, während Harry und Ron draußen blieben und sich umsahen.
„Komisch, nicht?“ bemerkte Ron. „Das erste Mal seit drei Wochen wieder in der magischen Welt. Vom Apparieren abgesehen, habe ich seither kein einziges Mal gezaubert.“
„Vergiß den Deluminator nicht.“
„Mit dem Zauberstab, meine ich. Und Lichter an- und ausmachen zählt ja nicht wirklich. Wenn ich dran denke, wie mich diese ganzen Sachen in der Muggelwelt immer irritiert haben... Jetzt scheint mir das ganz normal zu sein.“
Hermione kam aus der Apotheke zurück.
„Hm. Das war ziemlich teuer... Laßt uns jetzt im Pub nachfragen.“
Ron nahm Hermione an der Hand. Beide gingen voran, Harry folgte ihnen. Sie betraten den Pub, der sich nicht von britischen Pubs unterschied – wenn man davon absah, daß das Publikum Umhänge trug und auf den Tischen oder Stühlen Spitzhüte abgestellt waren. Harry war zuerst irritiert, denn er hatte sich an das etwas lockerere Leben in Australien gewöhnt und war nicht darauf gefaßt, daß die Zauberer hier derart traditionell waren. Außerdem hatte er seit seinem Aufbruch von Grimmauldplatz zwölf vor drei Wochen niemanden in typischer Zaubereraufmachung gesehen. Er selbst kam sich in seinen Muggelsachen ziemlich deplatziert vor. Das schienen die Gäste genauso zu sehen. Sie musterten die drei Neuankömmlinge kritisch. Hermione ließ sich nicht bange machen und ging zum Wirt an die Theke.
„Ja bitte?“ fragte er. „Wie kommen Sie hierher? Ich dachte, daß Muggel -“
„Könnten Sie uns bitte sagen, wo wir einen Portschlüssel anmelden können?“ unterbrach ihn Hermione so betont liebenswürdig, daß es beinah aggressiv klang.
„Sie sind also... nun gut...“
„Wir kommen aus England und sind gerade in Australien unterwegs“, erläuterte Hermione honigsüß lächelnd. „Und wir würden gerne weiterkommen.“
„Also, Portschlüssel“, setzte der Wirt an. „Es gibt hier eine lokale Zweigstelle des Zaubereiministeriums, weil Melbourne für schnelle Eulenpost einfach zu weit weg ist. Also, am besten...“
Er stockte plötzlich. Er hatte die drei englischen Touristen der Reihe nach einzeln angesehen und war schließlich an Harrys Stirnnarbe hängengeblieben.
„H-h-h-harry P-p-potter...!“ rief er und ergänzte: „Dann sind Sie H-hermione Granger und Ronald Weasley – die drei, die den, dessen Namen nicht genannt werden darf, bekämpft haben.“ Er keuchte. „Welch' eine Ehre.“
Im Pub war es zwar ohnedies ruhig, weil alle die Neuankömmlinge musterten, aber jetzt trat völlige Stille ein. Dann brach der Sturm los. Jeder wollte den drei berühmten Helden die Hände schütteln. „Es ist mir eine Ehre“ - „Das Gerücht lief ja schon eine Weile um, aber ich habe es nicht geglaubt“ - „Das glaubt mir zu Hause niemand“ - das war das, was Harry im allgemeinen Durcheinander verstand. Der Lärm legte sich allemählich wieder und einige Gäste kehrten gerade zu ihren Plätzen zurück, da wurde die Tür aufgestoßen und ein atemloser Mann von etwa vierzig Jahren kam herein, der sich seinen Umhang eher nachlässig übergeworfen hatte.
„Stellt euch vor, Leute, wen ich draußen in einem Café auf der Muggelstraße gesehen habe!“ rief er. „So einen großen blonden jungen Mann – und der sah haargenau aus wie der Muggel, bei dem Harry Potter gewohnt hat. Wißt ihr – der im Tagespropheten abgebildet war. Vielleicht ist das Gerücht ja doch wahr, daß Harry in Potter hier in Australien ist!“
Offenbar hatte er sich mehr Wirkung von seinem Auftritt versprochen, denn er sah sich enttäuscht um. Einer der Zauberer im Pub zeigte mit seinem Daumen in Harrys Richtung. Der Neuankömmling guckte Harry zunächst verständnislos an, dann klappte ihm die Kinnlade herunter.
„H-h-harry P-p-potter!“ würgte er hervor und stürzte auf Harry zu, um ihm die Hand zu schütteln. „Das Gerücht läuft schon seit knapp drei Wochen um, angeblich wurden Sie in einem Muggelflugzeug gesehen.“
„Ähm – jaah...“, stammelte Harry.
Er ärgerte sich wieder einmal über sich selbst und darüber, daß er nicht in der Lage war, mit Situationen wie dieser umzugehen – zumal er dieses Mal hätte vorbereitet sein können.
„Geben Sie mir ein Autogramm!“ rief eine Hexe.
„Mir auch!“ rief ein Zauberer.
Andere schlossen sich den Rufen an.
„Alle in einer Reihe aufstellen, dann kommen alle dran und bekommen ein Autorgramm von Harry Potter, Ronald Weasley und Hermione Granger!“ kommandierte ein großer Zauberer mit dunkelbraunem Vollbart.
„Ruhe bitte! Bitte Ruhe!“ rief Harry.
Sofort wurde es still.
„Es tut mir leid, aber ich gebe keine Autogramme. Ich habe noch nie welche gegeben. Und ich werde nicht damit anfangen – das ist doch albern!“
„Dann vielleicht die beiden anderen -“
„Ähm – wir auch nicht“, sagte Ron etwas zögernd.
Harry wußte, wie gern Ron Autogramme von sich verteilen würde. Die Hexen und Zauberer im Pub machten enttäuschte Gesichter.
„Dann vielleicht der Muggel, wenn wir ihn draußen noch kriegen“, meinte einer, „ein Autogramm von Dudley Dursley dürfte auch noch gut und gern zwei Galleonen wert sein.“
Harry sah alarmiert Hermione und Ron an, die ebenso beunruhigt wirkten.
„Ähm – wir gehen dann wieder, haben noch viel zu erledigen“, sagte Harry.
„Aber... der Portschlüssel?“ fragte Hermione unschlüssig.
„Ich – ähm – fliege, glaube ich, lieber mit dem Flugzeug, ist lustiger“, erwiderte Harry und bewegte sich so zielstrebig zur Tür, daß Hermione und Ron folgen mußten.
Draußen in der Gasse hatte noch niemand mitbekommen, welcher berühmte Zauberer im Pub gewesen war. Es war niemand mehr unterwegs, denn es hatte angefangen, leicht zu regnen. Harry strebte zum Torhaus und tippte mit dem Zauberstab auf den mittleren Eisenbeschlag. Dann ging er durch den Torflügel hindurch. Hermione und Ron kamen hinterher.
„Harry“, sagte Hermione, die etwas außer Atem war, „wieso willst du auf unbedingt...?“
„Hermione, hast du gesehen, was da los war? Ich wette, in wenigen Tagen weiß das halbe magische Australien, daß wir hier sind. Und wenn wir einen Portschlüssel nach Port Hedland anmelden, wissen doch alle sofort, wo wir als nächstes sind. Wir werden keine ruhige Minute mehr haben. Und denk mal an Dudley – wenn sogar ein Autogramm von ihm zwei Galleonen bringt... Ich will nicht, daß er von Zauberern belagert wird. Vor allem überleg mal, wie das für deine Eltern werden würde: Gerade aus dem Verwirrungszauber oder was du da angewandt hast aufgewacht und schon lungern um ihr Haus Heerscharen von komischen Typen herum. Nein – da kannst du sagen was du willst, da fliege ich lieber auf Muggelweise, bekomme mein Airline-Essen und keiner weiß, wohin wir reisen.“
Hermione sah Harry kurz in die Augen, dann nickte sie.
„Ich verstehe, was du meinst. Kommt, laßt uns ein Reisebüro suchen.“
„Und ich hole schon mal den großen blonden Muggel, bei dem Harry Potter gelebt hat, und dessen Autogramm mindestens zwei Galleonen bringt“, sagte Ron grinsend, „er sitzt wohl in diesem Café, nicht wahr?“

„Da habe ich ja noch mal Schwein gehabt“, sagte Dudley, nachdem Harry ihm von der Begebenheit im Pub und davon berichtet hatte, daß einige Zauberer drauf und dran waren, sich ein Autogramm von dem „großen blonden Muggel“ zu besorgen.
„Das kannst du wohl sagen“, bestätigte Harry.
„Tja – der Portschlüssel ist ja nun gestorben“, resümierte Ron. „zum Apparieren ist Port Hedland zu weit, Besen haben wir nicht, Thestrale haben wir nicht zur Hand, und außerdem würden wir sie nicht sehen...“
„Ist ja gut, Ron, ich weiß: Flugzeug. An denen hast du ja inzwischen sowieso einen Narren gefressen, wie dein Vater. Und im übrigen werden wir Thestrale inzwischen sehen können, überleg nur mal, wen wir alles sterben gesehen haben im Kampf gegen Voldemort“, sagte Hermione.
„Ich glaube, ich muß mir langsam mal notieren, womit ich schon geflogen bin. Dad bringt mich um, wenn ich ihm das nicht sagen kann.“
„Da fällt mir ein: Solltest du nicht für ihn herausfinden, warum Flugzeuge fliegen?“ fragte Harry.
„Jaah, schon, aber wir haben ja noch Zeit.“

Das Buchen des Fluges war fast schon Routine. Es gab nur das Problem, daß in der laufenden Woche keine günstigen Plätze mehr zu haben waren und alle Flüge mindestens dreihundertfünfzig australische Dollar kosteten. Erst am Montag bestand die Möglichkeit, mit einem Sondertarif nach Port Hedland zu fliegen.
„So“, sagte der Reisekaufmann, als er die Tickets aushändigte, „Skywest, Montag, den fünften August, Abflug um fünf vor fünf am Nachmittag.“
„Vielen Dank“ sagte Hermione, nahm die Tickets entgegen und verteilte sie an Ron, Harry und Dudley.
Draußen vor dem Reisebüro seufzte sie.
„Mit dem Portschlüssel wären wir wahrscheinlich morgen schon da. Ist schon gut, Harry, ich verstehe das ja. Aber so verlieren wir eine knappe Woche. Und die Zeit ist so knapp.“
„Hast du Angst, daß deine Eltern in der Zwischenzeit wieder umziehen?“ fragte Ron.
„Nein, es ist nur... ach, gut.“
„Morgen hat Harry Geburtstag“, schaltete sich zu Harrys Überraschung Dudley ein.
„Ähm – schon gut, Dudley“, sagte er.
„Ja, genau, was machen wir da?“ fragte Ron.


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Wir haben immer schon gespürt, dass sich zwischen Ron und Hermine etwas entwickelt, obwohl ich und Emma uns dessen nicht bewusst waren. Doch in diesem Film gestehen beide sich das ein. Als Hermine mit Viktor Krum auf dem Weihnachtsball erscheint, kapiert Ron endlich, dass er etwas für sie empfindet.
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