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Fanfiction

Nach der Schlacht von Hogwarts - Waltzing Matilda

von Krabbentaucher

Eigentlich war der Besuch im Pika Wiya Krankenhaus kein Mißerfolg, dachte Harry. Es war eher eine Bestätigung, daß sie die Spur von Hermiones Eltern nicht verloren hatten. Aber obwohl sich vor der Abreise niemand Illusionen darüber gemacht hatte, daß es eine langwierige Suche werden würde, waren alle doch ziemlich genervt. Insgeheim war Harry froh, daß er Dudley mitgenommen hatte, denn dieser sorgte mit seiner gelegentlich etwas unbeteiligt wirkenden Art dafür, daß sich die anderen nicht so auf die Nerven gingen. Dudley war tatsächlich so etwas wie ein Puffer.
Sie gingen durch Port Augusta und stellten fest, daß es hier nicht allzuviel zu sehen gab. Immerhin hatte es aufgehört zu regnen, aber es war noch immer bedeckt und kalt. Port Augusta schien vor allem eine Stadt zum Durchfahren zu sein. Es gab bemerkenswert viele Road Trains – riesige Sattelschlepper, die bis zu zwei Anhänger zogen. Auch die Bahnlinie hatte einiges zu bieten: Hin und wieder fuhr ein extrem langer Güterzug vorbei, der von zwei mächtigen, sechsachsigen Dieselloks gezogen wurde. Ein Güterzug hatte Container geladen, und zwar jeweils zwei aufeinandergestapelt. Abgesehen davon war in dem Städtchen jedoch nicht viel los. Das Meer war auch nicht sehr attraktiv, was vor allem mit dem Wetter zusammenhing.
Eigentlich schlugen sie nur nutzlos die Zeit tot. Erst am Abend fiel Hermione ein, daß sie sich eigentlich um die Weiterreise nach Perth hätten kümmern sollen, aber das Tief war so ausgeprägt gewesen, daß niemand daran gedacht hatte. Das hatten sie bislang noch nicht gehabt: Nur eine Nacht bleiben und dann schon wieder weiterreisen. Am Abend gingen die vier deshalb noch frustrierter zurück ins Hostel, wo sie in einem Sechsbettzimmer untergebracht waren. Die letzte Nacht hatten die vier ihr Zimmer für sich allein, doch zwei zusätzliche Rucksäcke verrieten ihnen, daß es diese Nacht nicht dabei bleiben würde.
Sehr spät am Abend lernten sie ihre neuen Zimmergenossen kurz kennen. Es handelte sich um ein Pärchen in den Mittzwanzigern, dessen weibliche Hälfte etwa schulterlange braune Haare hatte, während die männliche Hälfte dunkelblond war.
„Hi!“ sagten sie kurz und fingen an, in ihren Rucksäcken zu kramen und Waschzeug herauszuholen.
„Hi“, erwiderten Harry, Hermione und Ron den Gruß, während Dudley gar nichts sagte.
Dann verschwand das Pärchen auch schon wieder, um sich vermutlich die Zähne zu putzen. Kurz darauf war es wieder da und verstaute das Waschzeug in den Rucksäcken. Offenbar wollten beide schlafen gehen. Harry war das recht, denn er und seine Reisekameraden hatten dasselbe vor. Er sah, daß der junge Mann sich bis auf die Unterhose auszog und dann ins Bett kletterte. Seine Freundin ließ immerhin noch ihr T-Shirt an. Harry hatte gerade seinen Pyjama ergriffen und hielt inne. Ron tat es ihm gleich. Sie wechselten kurz einen Blick. Harry kam es plötzlich sehr uncool und unpassend für einen Rucksacktourist vor, sich derart altmodisch zur Nacht umzuziehen. Er zog sich ebenfalls bis auf die Unterhose aus und kletterte dann in sein Bett. Ron machte es ihm nach. Dudley hatte sich ohne sich um die anderen zu kümmern seinen Pyjama angezogen, während Hermione wie auch sonst ihr Nachthemd trug.
In dieser Nacht schlief Harry schlecht. Er war es nicht gewohnt, halbnackt zu schlafen, und als er zum vierten Mal aufwachte, schwor er sich, die künftigen Nächte nur noch im Pyjama zu verbringen und sich um Coolness keine Gedanken zu machen. Außerdem merkte er wieder einmal, daß in Australien im Juli Winter war. Das Zimmer war eher schwach geheizt, so daß Harry es besonders spürte, wenn irgendein Körperteil nicht von der Decke bedeckt war.

Ein wenig schien Harry aber doch geschlafen zu haben, denn als er aufwachte, waren alle anderen schon wach und das Pärchen schon nicht mehr im Zimmer.
„Aufstehen, Schlafmütze, wir wollen gleich frühstücken und danach ein Reisebüro suchen“, sagte Ron.
Wenig später betraten sie den Frühstücksraum und setzten sich an einen Tisch. Kurz darauf kam auch das Pärchen herein und steuerte auf ihren Tisch zu.
„Können wir uns dazusetzen?“ fragte der junge Mann.
Hermione nickte, die anderen hielten sich an ihren Kaffeepötten fest.
„Ähm“, machte der junge Mann, während seine Freundin gar nichts von sich gab, um dann fortzufahren: „Also, ich bin Arne, Arne Scholz aus Deutschland. Und das hier ist meine Freundin Anneke Zöllner. Wo kommt ihr her?“
„Aus Britannien“, antwortete Hermione.
„Aha – dann seid ihr Poms, wie die Aussies sagen“, stellte Arne fest.
„Poms?“
„So nennen die Aussies Engländer.“
„Ähm – aha. Also, ich bin Hermione Granger und das hier ist Ron Weasley, der dort ist Harry Potter und hier haben wir Dudley Dursley. Wir reisen halt so rum. Wir waren in Sydney, in Brisbane, an der Gold Coast, kurz in Adelaide und jetzt sind wir hier.“
Harry kaute auf seinem Schinken herum und schaute sich die beiden Deutschen an. Während der junge Mann ganz unbekümmert mit Hermione sprach, betrachtete das Mädchen nicht nur Hermione, sondern auch die anderen ziemlich genau. Harry vermutete, daß sie es nicht mochte, wenn sich ihr Freund mit einem anderen Mädchen unterhielt.
„Wir reisen auch herum“, setzte dieser das Gespräch fort, während Harry das Gefühl bekam, nun ins Fadenkreuz seiner Freundin geraten zu sein, „ich studiere Geologie, und da gucken wir uns natürlich die geologisch interessanten Dinge an. Ich denke, daß ich meine Diplomarbeit über Australien schreibe. Australien ist ja der älteste Kontinent der Welt, und die McDonnellkette zum Beispiel ist das älteste Gebirge. Die Berge waren mal zehntausend Meter hoch, aber jetzt sind nur noch maximal tausendfünfhundert übriggeblieben. Die Flinderskette ist übrigens auch extrem alt, die ist hier gleich um die Ecke. Ihr solltet euch unbedingt mal den Wilpena Pound angucken, sieht aus wie ein Krater, ist aber keiner. Da waren wir schon, wir haben für die ganze Australienreise ein Auto gemietet, morgen fahren wir nach Alice Springs zur McDonnellkette. Also, ich fahre, Anneke hat nämlich keinen Führerschein.“
„Wir – ähm – gucken nach einer Möglichkeit, nach Perth zu kommen“, sagte Hermione. „Ohne Auto. Mieten ist uns zu teuer.“
„Oh – Perth! Soll eine sehr schöne Stadt sein. Auf dem Weg dahin gibt es übrigens eine interessante Gegend: Die Nullarbor-Ebene. Vielleicht solltet ihr mit dem Zug fahren, dann könnt ihr sie besser sehen.“
„Die Nullarbor-Ebene? Ist das so ein Name aus der Aborigine-Sprache?“
„Nein, das kommt aus dem Lateinischen – nullus arbor, also kein Baum. Die Ebene besteht aus porösem Kalkstein. So porös, daß das Regenwasser sofort versickert. Deshalb wachsen dort nur kleine Sträucher. Dort gibt es übrigens auch eine der berühmtesten Eisenbahnstrecken der Welt. Die hat nämlich das längste gerade Streckenstück überhaupt. Mehr als vierhundert Kilometer oder so. Überlege auch schon, ob wir das machen, dann müßten wir allerdings das Auto mitnehmen, das wird ziemlich teuer.“
Harry schaltete sich ein: „Ich wäre dafür, daß wir dieses Mal den Zug nehmen. Wenn das so eine berühmte Strecke ist und wir mal in Australien sind, dann ärgern wir uns nachher, wenn wir es nicht gemacht haben. Und Perth läuft uns ja nicht weg.“
Hermione machte ein etwas säuerliches Gesicht und murmelte: „Denk an die Kosten, Harry.“
Harry wußte, daß es Hermione nicht um die Kosten, sondern um den Zeitaufwand ging, aber vor den beiden Fremden wollte sie nicht offen reden.
„Und es ist wahrscheinlich ziemlich langwierig und langweilig“, setzte sie hinzu, wohl um ihr Anliegen zu verdeutlichen.
„Naja“, mischte sich Arne ein, „viele Leute fahren da einfach mit, weil es eine berühmte Sache ist. Es gibt übrigens auch eine einigermaßen billige Art, mitzufahren, nämlich im Großraumwagen. Ist natürlich nur etwas für die Hartgesottenen und Märtyrer, aber ich glaube, da ist die Stimmung besser als im Schlafwagenbereich, wo die ganzen Rentner sind.“
„Pfff“, machte Harry, „wir haben einen Langstreckenflug hinter uns, nach dem engen Flugzeug kann uns nichts mehr schrecken. Hermione, gib Dir einen Ruck, das ist einfach ein Muß.“
Hermione seufzte.
„Na schön, wir können ja mal fragen, ob überhaupt noch etwas frei ist für uns. Aber ich will nicht ewig warten. Sonst fliegen wir.“
Harry beendete sein Frühstück und stand auf. Die anderen folgten. Auch das Pärchen hatte etwas aus den Rucksäcken zu holen und ging ebenfalls ins Zimmer. Dudley bummelte etwas und Ron und Hermione kabbelten wieder wegen irgendetwas miteinander, während Harry das Zimmer schon wieder verließ, um auf die anderen vor dem Hostel zu warten. So stand er allein vor dem Hostel. Er lehnte an der Wand, als die Freundin von Arne auf ihn zutrat.
„Ähm“, sagte sie. „Du bist Harry... Potter?“
„Ähm – ja?“
„Ähm...“
Die Unterhielt verlief nach Harrys Eindruck etwas schleppend.
„Ich, ähm“, sagte die junge Frau etwas verlegen, „ich, ähm, mein Englisch ist schlecht.“
„Och, geht doch“, antwortete Harry aufmunternd.
„Mein Freund ist besser in Englisch.“
„Ah ja.“
Anneke schien noch einmal Anlauf zu nehmen zur entscheidenden Hürde.
„Muggel lernen besser Englisch.“
Hätte Harry nicht an der Wand gelehnt, dann hätte er das Gleichgewicht verloren. Er war seit seinem Start in London keiner Hexe mehr begegnet, wenn er von Hermione absah. Schon der Squib im Qantas-Jumbo hatte ihn erstaunt.
„Du bist eine Hexe?“ fragte er.
„Du bist wirklich Harry Potter?“ hakte sie nach, starrte auf seine Stirnnarbe und fügte hinzu: „Wow!“
Harry merkte, daß er verlegen wurde. Er haßte diese Situationen, denn er hatte auch nach Jahren keine Strategie entwickelt, damit umzugehen, daß er berühmt war. Das betraf besonders die jetzige Lage, in der er nicht damit gerechnet hatte, erkannt zu werden.
„Ähm, ja“, sagte er nur lahm und kämpfte dagegen an, rot zu werden.
„Ich mit Harry Potter in einem Zimmer“, sagte sie.
„Ähm, ja“, wiederholte Harry und fragte, um von sich abzulenken: „Weiß Dein Freund, daß Du eine Hexe bist?“
„N-nein“, antwortete sie unsicher und suchte nach Worten. „Ich liebe ihn. Hexen sind nicht angesehen, denke ich.“
Harry hob die Augenbrauen und sagte: „Du mußt es ihm irgendwann sagen.“
„Ich – ich weiß nicht, wann...“, antwortete sie. „Kannst du es mir sagen?“
„Da kann ich dir nicht helfen. Du kennst ihn. Meine Freundin ist eine Hexe, ich habe also keine Erfahrung, wann es der richtige Zeitpunkt ist, einem Muggel zu sagen, was los ist. Paß auf, daß Arne sich nicht belogen fühlt. Das könnte er, wenn du es ihm zu spät sagst.“
„Deine Freundin – das ist... ähm... Ginny Weasley? Wo ist sie?“
Harry war erstaunt.
„Woher...?“
„Im Zauberspiegel gelesen. Unsere Zeitung.“
„Haben die die Story vom Tagespropheten gekauft?“
„Weiß nicht. War von Rita Skeeter. Dudley ist Muggel?“
„Ähm – ja“, sagte Harry.
Er bedauerte, daß Anneke so mäßig Englisch und er selbst gar keine Fremdsprache sprach. Dadurch gab es kaum eine Möglichkeit, sich richtig zu unterhalten. Deshalb versuchte er es so: „Hör zu: Ich bin einfach nur Harry, ja? Einfach nur Harry, von dem du nie zuvor etwas gehört hast, ja? Sonst denkt dein Freund vielleicht, daß du dich an mich ranmachen willst. Also: Einfach nur Harry, ja? Hast Du verstanden?“
Sie nickte. Da kamen auch schon Hermione, Ron und Dudley aus dem Haus. Harry verabschiedete sich mit einem Kopfnicken von Anneke und folgte ihnen.
Auf dem Weg zum Reisebüro erzählte Harry den anderen, daß das Mädchen, mit dem sie das Zimmer teilten, eine Hexe war. Sie diskutierten darüber, wann der beste Zeitpunkt ist, einem Muggel reinen Wein einzuschenken, bis sie ihr Ziel erreicht hatten und das Reisebüro betraten.
„Ja, das ist der Indian Pacific“, sagte der Reisekaufmann, „heute Abend fährt sogar einer nach Perth, aber ich vermute, daß der schon voll ist. Moment... ja! Aber auf dem nächsten ist noch was frei, der würde am Sonntagabend abfahren. Da ist noch in allen drei Klassen etwas frei: First Class, Holiday Class und Coach Class. Die Coach Class ist die billigste, da schläft man aber nicht im Bett, sondern hat nur einen Sitz. Die Holiday Class ist fast dreimal so teuer wie die Coach Class, und in beiden Fällen ist das Essen nicht inbegriffen. Das muß extra bezahlt werden. Alles inklusive ist nur in der First Class.“
„Wie teuer wäre denn ein Flug von Adelaide nach Perth?“ fragte Hermione, worüber sich Harry ziemlich ärgerte, glaubte er doch, er habe sich durchgesetzt.
„Ungefähr so viel wie die Fahrt mit dem Indian Pacific in der Coach Class.“
„Hermione, laß uns das machen“, quengelte Harry. „Ich will auch mal merken, wie groß Australien ist, das spürt man im Flugzeug nicht.“
Hermione ließ sich breitschlagen, und so buchten sie vier Plätze im Indian Pacific nach Perth für Sonntagabend.

Den weiteren Tag verbrachten sie mit Sightseeing, was eine recht kurze Angelegenheit war. Harry fand das Wadlata Outback Center ganz interessant, wo es um die Geschichte der Entdeckung des australischen Hinterlandes ging. Hermione nahm einige Broschüren mit, denn sie hatte Arnes Hinweis auf die Sehenswürdigkeiten in der Flinderskette nicht vergessen – und die lag in Appariernähe. Am Abend saßen sie wieder mit dem deutschen Pärchen zusammen. Annecke bestand darauf, zusammen mit den drei berühmten Zauberern und dem berühmten Muggel, der in der Berichterstattung auch eine Rolle gespielt hatte, abgelichtet zu werden. Harry ahnte schon, daß sie unter ihren magischen Freunden vor allem das Bild herumreichen würde, auf dem sie mit ihm allein abgebildet war. Da das Pärchen erst am nächsten Tag aufbrechen wollte, wurde nichts aus Harrys Vorsatz, kleidungsmäßig nicht mehr von seinen Schlafgewohnheiten abzuweichen. Er fand, daß es merkwürdig ausgesehen hätte, wenn er in nun einen Pyjama tragen würde, während er es in der Nacht zuvor nicht getan hatte. Das führte zu einer weiteren eher schlecht durchschlafenen Nacht.
Am nächsten Tag apparierten Harry mit Dudley sowie Hermione und Ron in die Flinderskette zum berühmten Wilpena Pound. Es handelte sich um ein weites, längliches Tal, das den Eindruck eines Kraters vermittelte. Das Wetter hatte sich erholt, der Himmel war beinahe wolkenlos. Sie gönnten sich sogar einen Aufstieg zum St Mary's Peak, dem höchsten Gipfel in dieser Gegend. Zwar hätten sie auch apparieren können, aber Harry hatte der sportliche Ehrgeiz gepackt, einen Berg auch mal zu besteigen. Es stellte sich als anstrengende Wanderung heraus, die Dudley erstaunlicherweise am besten bewältigte. Sein Boxtraining hatte zweifellos nicht nur zum Muskelaufbau geführt, sondern allgemein zu einer hervorragenden Kondition.
Am nächsten Tag, einem Samstag, apparierten sie erneut in die Flinderskette, dieses Mal jedoch in den Arkaroola Naturpark mit seinen hochaufragenden Granitgipfeln und tiefen Schluchten. Durch das Apparieren konnten sie viel sehen, ohne lange wandern zu müssen. Allerdings fühlte sich Harry am Abend etwas schwindelig.
Den Sonntag verbrachten sie damit, sich zu langweilen. Sie hatten am Vormittag ihre Sachen gepackt und ausgecheckt. Es war erstaunlich, wie schnell sich der Inhalt ihrer Rucksäcke seit Dienstag im Zimmer verteilt hatte. Das Gepäck wurde im Bahnhof eingeschlossen. Am Freitag hatten sie reichlich Proviant für die Zugfahrt eingekauft. Harry hatte in Hermiones Reiseführer gelesen, daß man von einem alten Wasserturm aus die Aussicht auf Port Augusta genießen könne, und so schlugen sie damit etwas Zeit tot.

Am späten Abend gingen sie nach Einbruch der Dunkelheit zum Bahnhof. Harry war überrascht, nur einen Bahnsteig mit zwei Gleisen zu sehen, von denen eines vor dem Bahnhofsgebäude endete und einen unbenutzten Eindruck machte. Im Bahnhof erfuhren die vier zu ihrem Erstaunen, daß sie ihr Gepäck einchecken mußten. Die Folge war ein hektisches Gewühle in den Rucksäcke, um die Sachen in die Tagesrucksäcke umzuschichten, die sie für die nächsten zwei Nächte brauchen würden. Dann stellten sie sich auf den Bahnsteig.
Pünktlich gegen halb elf hörte Harry das Signalhorn des Zuges, und bald tauchte auch das Licht von zwei dicht beieinanderliegenden Scheinwerfern auf, das sich auf den Schienen spiegelte. Die orangefarbene Front einer mächtigen Diesellok erschien im Schein der Bahnsteigbeleuchtung. Die Diesellok sah so aus wie die, die Harry schon vor den elend langen Güterzügen gesehen hatte: Ein riesiges, schwarzes Fahrzeug auf zwei dreiachsigen Drehgestellen mit orangefarbenem Führerhaus am vorderen Ende und eine Art Balkon um den reinen Maschinenteil herum. Die Dampflok des Hogwarts Expreß sah geradezu niedlich im Vergleich dazu aus. Auf dem Haken hatte die Lok einen langen Zug aus silbernen Waggons mit Wellblechbeplankung. Mit einem Quietschen kam der Zug zum Stillstand. Schaffner stiegen aus, um sich um die wenigen Passagiere zu kümmern, die in Port Augusta zustiegen. Hermione ließ sich von einer Zugbegleiterin zeigen, wo die Wagen für die Couch Class zu finden waren. Sie stieg ein, die drei Jungen folgten ihr. Soweit Harry in der künstlichen Beleuchtung zu erkennen konnte, war die Innenverkleidung von graublauer Farbe. Die Sitze waren ebenfalls graublau, allerdings viel dunkler gehalten und mit einem schwarzen Muster versehen, das man in den achtziger Jahren in einigen Bussen antreffen konnte. Es gab jeweils zwei Sitze auf jeder Seite. Einige waren vis-á-vis angeordnet, andere in einer Richtung hintereinander. Hermione hatte eine Vierersitzgruppe ausgemacht, die noch frei war. Dort legten sie ihre Sachen ab und gingen noch einmal raus. Der Zug sollte erst um elf Uhr abfahren. Harry ging ein wenig vor dem Waggon auf und ab, denn er vermutete, daß er erst am übernächsten Tag wieder festen Boden spüren würde. Dann gellte ein Pfiff, sie stiegen wieder ein und der Zug rollte an. Im Waggon wurde das Licht gelöscht und Harry versuchte, Schlaf zu finden. Das war nicht einfach, obwohl der Zug relativ ruhig fuhr. Aber es war nicht ganz seine Sache, im Sitzen zu schlafen. Insgeheim wünschte er sich Prof. Trelawney herbei mit ihren schweren Ölen, aber er durfte sich nach außen nicht beklagen, denn die anderen hatten die Zugfahrt seinetwegen auf sich genommen.

Als Harry am nächsten Morgen aufwachte – er hatte keineswegs durchgeschlafen und war deshalb nicht besonders ausgeruht –, ließ er das Rollo ein Stückchen hoch und bemerkte, daß der Zug in einem Bahnhof stand. „Tarcoola“ las er auf dem Bahnsteigschild, das sich langsam nach hinten zu bewegen begann. Der Zug war wieder angefahren. Harry schlug in einem der Prospekte nach, die auslagen und las, daß sich in Tarcoola die Strecken des Indian Pacific in Richtung Perth und des Ghan in Richtung Alice Springs teilten. Andere Rollos waren hochgeschnappt und allmählich kam Leben in den Waggon. Harry streckte sich. Dudley tat es ihm gleich und blinzelte ihn an.
„Morgen“, brummte er.
„Morgen“, erwiderte Harry und ließ das Rollo endgültig hochschnappen.
Ron und Hermione wachten auf und murmelten jeweils ihre Morgengrüße.
Harry ging in den Waschraum. Erfreut stellte er fest, daß es an Bord auch eine Dusche gab. Diese würde er bei Gelegenheit nutzen. Als er mit seiner Morgentoilette fertig war, wartete er zunächst auf die anderen, dann gingen sie in den Speisewagen für die billigere Klasse, um etwas zu frühstücken. Draußen zog eine trockene Gegend mit Sträuchern und sehr wenig schütterem Gras vorbei. Die Erde war leicht rötlich. Harry erinnerte sich, so etwas ähnliches aus dem Flugzeug gesehen zu haben. Jetzt hatte er das Outback direkt vor der Nase, statt aus zwölftausend Metern Höhe darauf hinunterzuspähen. Die Landschaft war eher flach, aber Harry genoß den Ausblick auf diese fremdartige Landschaft. Sieht aus wie die Gegend, in der sie „Mad Max“ gedreht haben, dachte er. Hinter ihm im Speisewagen saßen zwei Neuseeländer, die einander offenbar Informationen aus einem Reiseführer vorlasen.
„Nördlich von hier haben die Engländer einige ihrer Atombombentests veranstaltet“, sagte gerade der eine zum anderen. „Naja, nicht ganz von hier – kommt aber bald. Das waren die Emu Fields und Maralinga in der südlichen Viktoriawüste. Die Aborigines hatten die Warnschilder nicht verstanden und den Atompilz bestaunt, selbst als schon die schwarze Wolke kam. Naja – viele sind gestorben.“
Harry guckte peinlich berührt in seine Tasse. Ron und Hermione waren mit sich beschäftigt und Dudley sah aus dem Fenster. Harry überlegte, daß es vermutlich keine schwarzmagische Erfindung geben dürfte, deren Schrecken an die Atombombe heranreichen würde.
Zurück im Großraumwagen schaute Harry fasziniert aus dem Fenster und betrachtete das großartige Nichts draußen. Nach einiger Zeit verschwanden auch die letzten Erhebungen. Völlig eben und nur mit wenigen kümmerlichen Sträuchern bewachsen breitete sich die Nullarborebene aus. Dann verkündete eine Lautsprecherstimme, daß man nun die mit 478 Kilometern längste schnurgerade Eisenbahnstrecke der Welt befahre. Harry sah auch keinen Grund, Kurven zu bauen. Die Ebene war völlig flach.
Gegen Mittag wurde der Zug langsamer, und die Lautsprecherstimme teilte mit, daß man nun in Cook halte und zum Auftanken der Lokomotive einen etwa einstündigen Aufenthalt mache – es gebe auch ein Gasthaus im Ort, der ausschließlich wegen der Eisenbahn für die Eisenbahner gebaut worden war. Der Zug bremste ab und kam vor einer dünnen Ansiedlung von Häusern zum Stehen, die kaum als Ort bezeichnet werden konnte. Harry, Hermione, Ron und Dudley stiegen aus.
Es war knapp über zwanzig Grad warm. Allerdings war es windig, so daß Harry sein Sweatshirt nicht auszog. Zuerst ging er gefolgt von den anderen nach vorne zur Lokomotive, weil er sich unter einer Tankstelle für Eisenbahnen nichts vorstellen konnte. Aug' in Aug' mit der Maschine fand er diese noch beeindruckender als im Bahnhof von Port Augusta, weil kein Bahnsteig vorhanden war, der ihre volle Größe verdeckte. Die Tankstelle selbst bestand allerdings nur als einigen Rohren, die zwischen den Gleisen aus dem Boden ragten. Dudley bat Harry, ein Foto von sich und der Lokomotive im Hintergrund zu schießen. Danach stellte sich ein Bahnarbeiter für Fotografendienste für alle vier zur Verfügung. Schließlich wurde ihnen sogar gestattet, den Umlauf der Lokomotive zu besteigen und dort fotografiert zu werden. Der Bahnarbeiter erklärte noch, daß es sich bei der Maschine um eine dieselelektrische NR-Class-Lok handelte.
„Dieselelektrisch?“ fragte Ron, als sie in den Ort gingen. „Dad würde bestimmt fragen, wo der Stecker ist oder ob das Ding auf Batterie läuft.“
„Dieselelektrisch heißt, daß der Dieselmotor einen Elektrogenerator antreibt. Der erzeugt den Strom für die Elektromotoren, mit denen das Ding angetrieben wird“, erläuterte Dudley. „Haben wir mal in der Schule durchgenommen.“
„Oh – Du hast mal in der Schule aufgepaßt?“ stichelte Harry.
„Stell Dir vor.“
Cook selbst stellte sich als äußerst staubige Angelegenheit heraus. Der Ort bestand aus wenigen Häusern direkt an der Bahnstrecke. Dahinter verlief parallel zur Eisenbahn etwas unbefestigtes, das für eine Straße zu breit und für einen Platz zu lang war. Hier lagen weitere Häuser, die allesamt verlassen waren. Hinter dieser Häuserreihe fanden sich noch einige einzelne Häuser mit freiem Blick über die Einöde. Bewohnt schien nur der Pub zu sein, wobei die Bewohner hinter der Theke standen und die Fahrgäste bewirteten.
„Bis letztes Jahr haben hier noch vierzig Leute gewohnt“, erklärte die Wirtin, „dann hat Great Southern die Linie übernommen und jetzt gibt es keinen Personalwechsel mehr. Früher sind die Schaffner nur von Adelaide beziehungsweise Perth nach Cook gefahren und haben sich hier abgelöst. Ist nicht mehr. Und das Tanken macht das Zugpersonal auch selbst.“
„Ist das hier nicht arg einsam?“ erkundigte sich Ron.
„Och nö, hier hält ja viermal die Woche der Zug mit Fahrgästen.“

Nach einer guten Stunde setzte der Zug die Fahrt fort, und Harry, Hermione, Ron und Dudley nahmen im Speisewagen ein einfaches Mittagessen ein. Dann setzten sie sich wieder in ihren Großraumwagen. Harry war von der Landschaft immer noch fasziniert, aber Dudley nörgelte als erster, daß es nach Stunden immer noch dieselbe flache Ebene sei. Ron war auf höchst ungesagte Weise mit Hermione beschäftigt, und es war auf den ersten Blick klar, daß beiden die Landschaft völlig egal war. Als Dudley sich erhob und verkündete, er wolle mal sehen, was sonst so los sei im Zug, folgte ihm Ron allerdings.
„Beeindruckend, nicht wahr?“ sagte Hermione zu Harry.
„Hm?“
„Ich sagte: Beeindruckend, nicht wahr?“
„Hm – ja. Da merkt man mal, wie groß Australien ist.“
Beide sahen noch eine Weile schweigend aus dem Fenster, bis Hermione schließlich aufstand und verkündete, sie wolle nachsehen, wo Ron und Dudley so lange steckten. Harry streckte sich und folgte ihr.

Ron und Dudley hatten in einer Art Gemeinschaftswagen Anschluß an andere Reisende gefunden, die dort eine Art Spontanparty feierten. Ein junger Australier hatte eine Gitarre dabei und spielte, während die anderen sangen – aktuelle Songs und traditionelle australische Lieder wie „G'day“.
„Hallo Hermione“, begrüßte Ron seine Freundin und stellte sein Dosenbier beiseite, um sie zu umarmen.
„Wir wollten gerade dieses 'Waltzing Matilda' lernen“, erklärte Dudley Harry und hielt einen Zettel mit einem Liedtext hoch. „Ist wohl die inoffizielle australische Hymne, hat hier einer gesagt.“
Harry schaute interessiert auf den Zettel und sagte: „Ja, ich kann mich erinnern, daß uns Hermione das auf der Fahrt von Sydney nach Brissie auch gesagt hat.“
„Oh.“
„Alles mal herhören!“ rief der Australier mit der Gitarre. „In 'Waltzing Matilda' gibt es eine Reihe von australischen Ausdrücken, die die meisten von euch nicht kennen. Ich erkläre vor jeder Strophe, was gemeint ist. Also -“, er räusperte sich, „- 'Waltzing Matilda' hat nichts mit Tanzen oder einem Mädchen zu tun, sondern heißt, daß man mit Sack und Pack auf Wanderschaft ist. Waltzing kommt wohl aus dem Deutschen und bedeutet so viel wie wandern, habe ich mal gehört. Matilda ist das Bündel, in dem man seine Sachen hat. Angeblich kommt das auch aus dem Deutschen. Andere sagen auch, daß die Wanderarbeiter an ihren Treffpunkten miteinander getanzt haben und daß einer immer den weiblichen Part ersetzen mußte, weil nicht so viele Frauen da waren. So – ein Swagman ist ein Wanderarbeiter. Kommt von swag, das ist eine alte Decke, in die man sich nachts eingehüllt hat und in der man seine Sachen mit sich herumgetragen hat. Ein Billabong ist ein tiefes Wasserloch im Outback, ein Coolibah Tree ist ein Eukalyptusbaum und ein Billy ist ein Blechtopf, in dem man unterwegs Wasser gekocht hat.“
Dann sangen sie die erste Strophe:

Once a jolly swagman camped by a billabong,
Under the shade of a coolibah tree,
And he sang as he watched and waited 'til his billy boiled:
„Who'll come a-Waltzing Matilda with me?“
Waltzing Matilda, Waltzing Matilda
„Who'll come a-Waltzing Matilda with me?“
And he sang as he watched an waited 'til his billy boiled:
„Who'll come a-Waltzing Matilda with me?“

Harry fand die Melodie sehr unterhaltsam. Allerdings konnte er sich nicht recht entscheiden, ob sie eher traurig oder fröhlich sein sollte.
„Die zweite Strophe, Leute“, sagte der Gitarrespieler, „paßt auf. Ein Jumbuck ist ein Schaf und Tucker ist Essen. Eine Tucker Bag ist also ein Provantbeutel. Los geht's!“

Down came a jumbuck to drink at the billabong,
Up jumped the swagman and grapped him with glee,
And he sang as he stowed that jumbuck in his tucker bag:
„You'll come a-Waltzing Matilda with me!“
Waltzing Matilda, Waltzing Matilda,
„You'll come a-Waltzing Matilda with me!“
And he sang as he stowed that jumbuck in his tucker bag:
„You'll come a-Waltzing Matilda with me!“

„Die nächste Strophe!“ rief der Australier. „Ein Squatter ist ein Großgrundbesitzer, ein Thoroughbred ist ein Pferderasse und ein Trooper ist ein Polizist, also quasi der natürliche Feind eines Wanderarbeiters, der ein fremdes Schaf in seinen Proviantbeutel gestopft hat.“

Up rode a squatter, mounted on his thoroughbred,
Up rode the troopers, one, two, three,
„With that jolly jumbuck that you've got in your tucker bag,
You'll come a-Waltzing Matilda with me!“
„Waltzing Matilda, Waltzing Matilda,
You'll come a-Waltzing Matilda with me!
With that jolly jumbuck that you've got in your tucker bag,
You'll come a-Waltzing Matilda with me!“

„In der letzten Strophe gibt es keine Besonderheiten, gleich weitermachen.“

Up jumped the swaggy and sprang into the billabong,
„You'll never take me alive“, said he,
And his ghost may be heard as you're passing by that billabong:
„Who'll come a-Waltzing Matilda with me?“
Waltzing Matilda, Waltzing Matilda
„Who'll come a-Waltzing Matilda with me?“
And his ghost may be heard as you're passing by that billabong:
„Who'll come a-Waltzing Matilda with me?“

Bald schmetterte der ganze Waggon das Lied, das zwei Jahrzehnte zuvor beinahe die offizielle Nationalhymne von Australien geworden wäre. Die Zeit verging in dieser fröhlichen Runde wie im Fluge. Am späten Nachmittag wurde der Zug langsamer und hielt schließlich. Harry guckte aus dem Fenster. Auf der einen Seite des Zuges sah er nichts als die Nullarbor-Ebene, auf der anderen Seite stand ein Bahnhofsgebäude und eine Handvoll Häuser. Der Zug setzte sich wieder in Bewegung, und die Lautsprecherstimme informierte darüber, daß man gerade eben einen Stop eingelegt habe, um Post und Lebensmittel für die einzigen beiden Bewohner des Ortes Forrest auszuliefern.
Die Sonne stand schon tief über dem Horizont, als sich die Lautsprecherstimme erneut meldete. Sie verkündete, daß in Kürze eine leichte Rechtskurve komme und der 478 Kilometer lange schnurgerade Streckenabschnitt damit durchfahren sei. Harry merkte, daß sich der Zug leicht seitwärts bewegte, aber im großen und ganzen ging es geradeaus weiter. Es wurde dunkel, und Hermione erinnerte sich, daß sie ja einen großen Proviant in Port Augusta eingekauft hatten und im Großraumwagen zu Abend essen könnten.


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