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Fanfiction

Nach der Schlacht von Hogwarts - Koalas, Hochhäuser und Autos

von Krabbentaucher

Hermione führte einige Telefongespräche, dann verkündete sie: „Wir haben Glück – da ist ein Hostel in der gleichen Preisklasse wie das in Sydney. Es gibt dort auch wieder Vierbettzimmer, und sie holen einen am Bahnhof ab. Ich – ähm – habe schon zugesagt und – ähm – Ihr habt doch nichts dagegen...?“
„Hermione, du bist klasse“, sagte Ron und drückte ihr einen Kuß auf die Wange, „vielleicht solltest du nach Hogwarts ein Reiseunternehmen aufmachen.“
Harry war letztlich nur froh, daß die Übernachtungsfrage geklärt war, denn nach der langen Zugfahrt war er müde. Auch Dudley machte keinen munteren Eindruck. Hermione war die Stelle vor dem Bahnhof mitgeteilt worden, wo sie sich einfinden sollten, um auf den Kleinbus des Hostels zu warten. Als sie sich an der beschriebenen Stelle eingefunden hatten, sahen sie, daß sie nicht die einzigen Gäste waren, die an diesem Abend mit dem Zug angekommen waren. Drei weitere Rucksacktouristen warteten ebenfalls auf den Kleinbus. Kurz darauf hielt auch schon ein weißer Mitsubishi-Bus und sie stiegen ein.
Das Hostel lag auf der anderen Seite des Brisbane River erhöht am Hang eines Hügels. Es handelte sich um ein etwas kolonial wirkendes Haus, was hauptsächlich mit den umlaufenden Balkons zusammenhing. Wie sich aber herausstellte, hatten nur diejenigen eine Balkontüre, die eines der teureren Zimmer genommen hatten, während die Vier- bis Achtbettzimmer zum Hof hinaus orientiert waren. Das Zimmer von Harry, Hermione, Ron und Dudley war zweckmäßig mit zwei Etagenbetten eingerichtet. Im Hotel ging es weniger farbenfroh zu wie in dem in Sydney, die Wände waren weiß und die Teppiche dunkelblau. Eine Besonderheit hielt jedoch der Hof bereit: Dort befand sich ein Salzwasserpool.
Doch das war Harry egal: Er wollte zu Bett gehen. Zuvor begab er sich jedoch noch einmal vor die Eingangstür, nachdem alle ihre Betten bezogen und ihre Nachtsachen ausgepackt hatten. Er genoß den Blick hinüber auf die Hänge jenseits des Flusses, wo die Hochhäuser von Brisbane aufragten und in der Dunkelheit strahlten. Die Rezeptionistin hatte zwar etwas vom aufregenden Nachtleben von Brisbane, dem kostenlosen Shuttlebus und der rund um die Uhr geöffneten Rezeption gesagt, aber nach mehr als zwölf Stunden Zugfahrt war weder Harry noch einem anderen aus seiner kleinen Reisegruppe nach Halligalli zumute. „Wir werden allmählich alt und verantwortungsbewußt“, kommentierte Ron das ganze.

Am nächsten Morgen fühlte sich Harry ausgeschlafen, obwohl es noch früh war. Das war kein Wunder, denn er und die drei anderen waren recht zeitig zu Bett gegangen. Dudley saß auf seinem Bett, guckte auf seine Uhr, rechnete umständlich und stellte fest, daß es zu Hause kurz vor zehn Uhr abends war. Dann holte er sein Mobiltelefon hervor und tippte eine lange Nummer ein. Er wartete, bis jemand abhob und sprach dann: „Hallo, hier ist Dudley... ja, Mom, mir geht es gut... Wir sind jetzt in Brisbane, seit gestern abend... wir haben hier jetzt Morgen.... Wie bitte?... Ja, wir kommen so einigermaßen voran, wir haben rausgefunden, daß Hermiones Eltern sich nach ihrer Ankunft – ach, das interessiert dich nicht so... Ich – was? Ich kann doch nicht ständig anrufen – bloß weil Rons Vater dauernd... ach was... na gut, dann melde ich mich, bevor wir woanders hinfahren... aber bis Montag bleiben wir auf jeden Fall in Brisbane. Ja, ich dich auch – ciao!“
Dudley drückte auf eine Taste.
„Dein Vater scheint dauernd bei uns zu Hause anzurufen“, sagte er an Ron gewandt. „Ich bin jetzt so verblieben, daß ich jeden Ortswechsel ankündige.“
„Tjaah“, sagte Harry versonnen, „ich hatte ihm damals erklärt, wie man ein Telefon benutzt...“
„Scheint aber nicht jedem Freude zu bereiten“, feixte Ron.

Nach dem Frühstück gingen sie zurück in ihr Zimmer, um ihre Betten zu machen, bevor sie sich Brisbane anschauen würden. Ron ging voran und blieb erstarrt stehen. Harry setzte gerade an zu fragen: „Was ist denn -“, da sah er es auch: Eine riesige, fette, braune Spinne saß in der Zimmerecke über einem der Etagenbetten. Mit bleichem Gesicht tastete sich Ron rückwärts aus dem Zimmer und stieß im Flur mit Hermione zusammen.
„Was ist denn los, Ron?“ fragte sie.
„Spi-Spi-Spinne!“ japste Ron. „Riesig groß!“
Harry war ihm gefolgt. Er wußte, daß Ron vor Spinnen eine gerade irrationale Angst hatte – wenngleich sie in manchen Fällen durchaus begründet war. Harry dachte dabei an Aragog und seine Nachkommen. Allerdings machte die Spinne im Zimmer einen etwas friedlicheren Eindruck.
„Naja, die ist wirklich verdammt groß, die Spinne“, sagte Harry, „wir müssen halt sehen, daß wir sie loswerden.“
„Eine Spinne?“ fragte ein junger Mann mit einem harten Akzent, der offensichtlich gerade in der Gemeinschaftsdusche geduscht hatte, denn seine Haare waren naß und er trug nichts als ein Badetuch um die Hüften. „Ich gucke mal.“
Er ging in das Zimmer und kam dann zurück.
„Ah ja, das ist eine Huntsman-Spinne. Harmlos. Der Biß verursacht eine Schwellung und Schmerz, aber die Spinne ist nicht aggressiv. Ich erledige das, ich muß mir nur was anziehen.“
Er ging weg. Ron lehnte ziemlich steif neben an der Wand im Flur. Dann kam der Hotelgast zurück, fertig angekleidet, aber immer noch mit nassen Haaren. Er trug eine Plastikbox in der Hand. Damit ging er ins Zimmer, Harry folgte ihm. Der Hotelgast kletterte auf das obere Bett – es handelte sich um das Bett von Ron – und hielt die offene Plastikbox unter die Spinne. Dann tippte er sie an, so daß sie sich fallen ließ. Sofort nachdem sie in der Box gelandet war, schloß er den Deckel darüber und kletterte wieder vom Bett herunter. Mit erhobener Box ging er auf den Flur, wo Ron noch ein wenig weißer wurde.
„Wie ich schon sagte: Huntsman-Spinne“, dozierte der junge Mann, er mochte knapp zehn Jahre älter sein als Harry, ungerührt. „Gehört zu den Krabbenspinnen. Das Besondere ist, daß die auch seitwärts laufen können, daher der Name. Die größte Spinne überhaupt ist übrigens eine Krabbenspinne aus Laos. Wurde aber zufällig in Deutschland entdeckt. Da lag nämlich ein eingelegtes Exemplar im Magazin eines Museums, und bislang hatte man nur einfach nicht nachgemessen. Ähm -“, er unterbrach sich und nahm die Box ein wenig runter, nachdem ihm Rons panischer Blick aufgefallen war. „Also, die Huntsman ist hier extrem verbreitet, also gewöhnt euch schon mal dran.“
Ron stöhnte.
„Und ihr solltet immer in eure Schuhe gucken, bevor ihr reinschlüpft – es könnte sich dort eine Rotrückenspinne eingenistet haben, das ist die australische Ausgabe der Schwarzen Witwe. Ziemlich klein und sehr giftig. Und dann gibt es in Sydney noch die Trichternetzspinne, auch sehr giftig, richtig groß, sehr aggressiv und kommt angeblich nur nördlich des Hafens vor – aber da lachen die Hühner.“
„Interessierst du dich für Spinnen?“ erkundigte sich Hermione.
„Ich bin Biologe. Aber ein Kollege an der Uni hatte mal eine Vogelspinne. Als sie gestorben ist, hat er sie in Formalin eingelegt. Jetzt steht sie auf seinem Schreibtisch. Sie hieß Wuschi.“
Als der junge Mann weggegangen war, löste sich Ron aus seiner Starre und murmelte: „Wie war der denn drauf?“

Kurz vor zehn Uhr standen Harry, Hermione, Ron und Dudley am Fähranleger in der Nähe des Kulturzentrums an der Südseite des Brisbane River. Praktischerweise war der Anleger vom Hostel aus in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen. Sie hatten beschlossen, mit einem Schiff zu einem Tierpark außerhalb Brisbanes namens „Lone Pine“ zu fahren. Dudley war es, der an der Rezeption ein Faltblatt dieses Parks entdeckt hatte. Mit einem entschlossenen Das-will-ich-unbedingt-machen-Gesicht, das Harry nur zu gut kannte und von dem er wußte, daß es Ärger bedeutete, wenn man dem Wunsch Dudleys nicht nachkam, hatte Dudley verkündet, daß er diesen Park besuchen wolle. Hermione hatte daraufhin festgestellt, daß es in diesem Park Koalas gab sowie Känguruhs und andere australische Tiere.
„Prima“, hatte Ron verkündet, „jetzt sind wir schon in Australien, und bisher haben wir Känguruhs nur auf dem Logo von Qantas gesehen. Ich will da auch hin.“
Hermione stimmte zu, weil sie es auf die niedlichen Koalas abgesehen hatte. So war es beschlossene Sache: Der Park sollte es sein. Die Personenfähre, die sie bestiegen, war ziemlich klein und machte einen gepflegten, aber doch musealen Eindruck – die „MV Mirimar“ war schon über sechzig Jahre alt. Aber sie würde sie innerhalb einer sehr guten Stunde direkt zum Park bringen. Um zehn Uhr legte das Schiffchen ab und tuckerte den Fluß hinauf nach Südwesten durch die zahlreichen Biegungen, in denen er sich durch Brisbane schlängelte. Das Stadtzentrum mit seinen Hochhäusern ließen sie hinter sich, dann zogen alte Bauten aus der Kolonialzeit an ihnen vorbei. Um viertel nach elf legte die Fähre endlich im Stadtteil Fig Tree Pocket an, von wo es nicht mehr weit zum Parkeingang war.
„Ich war noch nie in einem Tierpark“, sagte Ron aufgeregt, als sie durch den Eingang gegangen waren.
„Ich schon“, sagte Dudley, verstummte aber sofort wieder und warf einen schnellen Blick auf Harry.
Harry wußte auch, warum. Er selbst war auch schon einmal in einem Tierpark gewesen. Das war sieben Jahre her, nämlich an Dudleys elftem Geburtstag. Es hätte der schönste Tag in Harrys Leben im Ligusterweg werden können, wenn es nicht zu dieser Geschichte mit der Abgottschlange gekommen wäre.
Besonders viel Zeit blieb nicht, denn die Fähre sollte schon um halb zwei zurückkommen. So gingen die vier durch die Eukalyptusbäume hindurch, in denen sie auch bald einige Koalas schlafen sahen. Sie kamen an einen Durchgang, an dem mehrere Leute warteten.
„Was ist da los?“ fragte Harry.
Dudley war vorausgegangen und erklärte: „Da kann man einen Koala auf den Arm nehmen, das kostet aber extra.“
Sie stellten sich an und kamen schließlich an die Reihe. Jeder Koala mußte nur etwa eine halbe Stunde Dienst schieben, dann wurde er ausgewechselt. Auch durfte immer nur ein Besucher hinter die Absperrung treten. Als Harry dran war, bat ihn der Tierpfleger, die Hände vor sich auszustrecken und ineinanderzulegen wie zum Gebet. Dann setzte er einen Koala darauf und legte dessen Arme auf Harrys Schultern. Der Koala schien sich nicht daran zu stören und machte einen schläfrigen Eindruck. Er mümmelte zufrieden an einem Eukalyptuszweig. Harry fand, daß das Tier ein wenig wie ein Hustenbonbon roch. Es war an Menschen gewöhnt worden und ließ sich streicheln. Der Koala fühlte sich genauso flauschig an wie er aussah.
Man konnte sich auch etwas Futter kaufen, um Känguruhs und Wallabies zu füttern. Harry konnte zunächst den Unterschied zwischen ihnen nicht erkennen, bis ihm ein Wärter erklärte, daß Wallabies kleiner sind, ein gestreiftes Gesicht und einen zierlicheren Schwanz haben. Die Tiere stellten sich als verwöhnt heraus. Es genügte nicht, das Futter in die Hand zu legen, man mußte es ihnen richtig unter die Nase halten. Überfüttert waren sie jedoch nicht, denn sie fraßen durchaus mit Appetit. Sowohl Wallabies als auch Känguruhs zeigten keine Scheu und ließen sich gerne streicheln.
Zu den Attraktionen des Parks gehörte ein Schwarm grün-bunter Regenbogenloris, die mit einer Art Weizenpampe gefüttert wurden und an der Futterstelle wie eine Wolke einfielen. Dabei setzten sie sich nicht nur auf die Futterschalen, sondern auch auf die Köpfe und Schultern der umherstehenden Parkbesucher.
Die knapp zwei Stunden, die sich Harry, Hermione, Ron und Dudley für den Park Zeit genommen hatten, vergingen wie ihm Fluge. Als sie wieder an Bord der Fähre saßen, die sie zurück ins Zentrum Brisbanes brachte, waren sie sich einig, daß sich der Besuch gelohnt hatte. Harry fand das Koala-Knuddeln am schönsten, auch wenn Hermione die Besorgnis anmeldete, ob es für die Tiere nicht zuviel Streß bedeutete.
Nachdem sie am Kulturzentrum ausgestiegen waren, gingen Harry, Hermione, Ron und Dudley zum Rathaus, von dessen Uhrenturm aus sie die Stadt bewunderten. Harry fand es bemerkenswert, daß sich am Südufer des Brisbane River mitten in der Großstadt ein Sandstrand bestand. Da die Temperatur am Nachmittag auf mehr als zwanzig Grad gestiegen war, überlegte er, ob er seine neuerworbenen Badesachen einweihen sollte. Als Hermione ihm jedoch eine Passage aus dem Reiseführer vorlas, daß sich auch gelegentlich Bullenhaie im Fluß herumtreiben und auch schon mal Boote angreifen, nahm er von dieser Idee Abstand.

Am nächsten Tag stand die Fortsetzung der Suche nach Mrs und Mr Granger im Vordergrund. Es war Montag, und Hermione führte ihre Mannen in die Mary Street. Nummer hundertsechzig war eines der Hochhäuser, die die Innenstadt Brisbanes dominierten. Sie gingen hinein und betraten einen Aufzug. Hermione drückte den Knopf für das 19. Stockwerk.
„Mrs Monica Wendell... und Mr...“, murmelte der Angestellte der Zahnmedizinischen Behörde von Queensland, als er die Namen in den Computer tippte.
„Entschuldigung“ unterbrach ihn Hermione. „Mrs Monica Wilkins und Mr Wendell Wilkings.“
„Ah ja...“
Der Angestellte tippte die korrigierten Namen ein und wartete. Mit einem Seitenblick auf Ron stellte Harry fest, daß dieser sich offensichtlich an die Muggelwelt und ihre Gerätschaften gewöhnt hatte. Jedenfalls nahm Ron den Computer als selbstverständlich hin. Das war in dem Reisebüro in Ottery St Catchpole anders gewesen.
„Ich habe hier mehrere Treffer“, sagte der Angestellte.
Harry, Hermione und Ron richteten sich auf, während Dudley ziemlich teilnahmslos Löcher in die Luft starrte.
„Ich habe hier eine Monica Wilkins in Cairns, das ist oben im Norden. Dann einen Wendell Wilkins in Surfers Paradise, das ist ein Teil der Gold Coast. Und noch einen Wendell Wilkins in Varsity Lake, auch Gold Coast. Dann haben wir hier noch eine Monica Wilkins in Mackay, das liegt auf halbem Weg nach Cairns.“
Hermione seufzte. Sie wußte offensichtlich nicht, was davon zu halten war. Sie hatte immerhin nur zwei Eltern und nicht vier. Außerdem praktizierten alle vier Kandidaten an völlig unterschiedlichen Orten. Das konnte entweder bedeuten, daß sich ihre Eltern geschieden hatten, daß nur ein Elternteil den Beruf ausübte oder daß es sich in keinem Fall um ihre Eltern handelte.
„Könnten Sie vielleicht Ihre Suche nach den Anmeldedaten eingrenzen? Mrs und Mr Wilkins sind vor einem Jahr ins Land gekommen.“
„Ja, warten Sie.“
Der Angestellte tippte wieder etwas in seinen Computer.
„Da bleiben nur die beiden in Gold Coast, Mr Wilkins in Surfers Paradise und Mr Wilkins in Varsity Lake. Der eine hat im August 1997 angefangen, der andere im September 1997. Die anderen waren erheblich früher dran, zum Teil schon Jahre.“
Offenbar einer plötztlichen Eingebung folgend, platzte Ron dazwischen: „Könnten Sie vielleicht auch nach allen Wilkins' gucken, die seit Juli in Queensland angefangen haben? Ich meine, vielleicht sind unsere Wilkins' schon wieder weitergezogen?“
Hermione sah Ron zuerst irritiert und dann dankbar an. Sie sagte zu dem Angestellten: „Oh ja, bitte!“
Der Angestellte brummte unwillig und traktierte seinen Computer erneut.
„Da habe ich nur zwei: Mrs Monica Wilkins und Mr Wendell Wilkins. Aber das ist interessant: Sie waren an der selben Adresse tätig, haben zur selben Zeit angefangen und sich zur selben Zeit abgemeldet. Vielleicht sind sie das ja. Waren vom ersten August bis zum 15. September 1997 hier registriert.“
Der Angestellte tippte noch einmal auf der Tastatur herum und starrte auf den Bildschirm.
„Hier habe ich noch etwas: Unter derselben Adresse sind Mr und Mrs Powell registriert, und zwar schon seit etwa fünfzehn Jahren. Und seit wenigen Jahren haben wir da auch noch Mr und Mrs Skippen. Das ist in Coolangatta, ganz am Südende von South Coast. Sieht ein wenig nach Vertretung aus.“

Als sie wieder draußen vor der Tür standen, sah Harry Hermione an. Sie schwankte zwischen Skepsis und Euphorie.
„Ist doch toll, Hermione“, munterte Ron sie auf und gab ihr einen kurzen Kuß, der von einem längeren gefolgt wurde. „Jetzt haben wir Anhaltspunkte. Wir müssen einfach nachsehen und nachfragen und vielleicht stehen wir morgen schon deinen Eltern gegenüber – wenn es nicht die sind, die im September schon wieder weitergezogen sind.“
Hermione lächelte schwach.
„Weißt du, ich finde, dieser kurze Job in Coolangatta sieht genau wie das aus, was man so macht, wenn man ganz frisch eingewandert ist. Außerdem paßt das alles: Zur selben Zeit am selben Ort angefangen, zur selben Zeit aufgehört, und offensichtlich ein Paar. Wieviele Wilkins' kennst du, die beide Zahnärzte sind?“
„Hm, ja, hast schon recht“, murmelte Ron. „Aber wenn sie es waren, dann können doch diese Mrs und Mr – ähm – sagen, wo die hin sind. Und sie können anhand der Fotos sehen, ob es deine Eltern waren.“
„Du hast Fotos?“ fragte Harry Hermione.
„Ja“, sagte sie so erstaunt, als habe Harry eine längst beantwortete Frage gestellt.
„Davon wußte ich doch nichts“, verteidigte er sich deshalb.
„Hermione hatte mir die Fotos gezeigt, als du in Sachen Gerechtigkeit für die Zaubererwelt unterwegs warst“, erläuterte Ron.
„Gut“, sagte Hermione. „Ich schlage vor, wir fangen gleich morgen an, die einzelnen Adressen aufzusuchen. Am besten der Reihe nach, also die am einfachsten zu erreichende zuerst.“
„Steht in deinem Buch auch etwas über Autovermieter?“ meldete sich Dudley unvermittelt.
Harry sah ihn verständnislos an.
„Dazu muß man einen Führerschein haben, Dudley“, wies er seinen Cousin zurecht.
„Ich habe doch einen, schon vergessen?“ sagte Hermione.
„Ich auch“, bemerkte Dudley.
Harry war erstaunt. Dann erinnerte er sich, daß Dudley schon Ende Juni seinen 18. Geburtstag feiern konnte. Offenbar hatte er die Fahrprüfung geschafft.
„Gratuliere, Big D!“ sagte er ehrlich erfreut.
Dudley nahm die Gratulation dankbar, aber im übrigen wortlos entgegen.
„Vielleicht sollten wir erstmal gucken, ob wir überhaupt ein Auto brauchen“, sagte Ron. „Ich meine, das kann man doch alles auch mit Appararieren machen, oder? Da müssen wir doch kein Geld für ein Mietauto ausgeben. Wir kaufen einfach eine Landkarte und fertig.“
Hermione zog ein nachdenkliches Gesicht.
„Hm. Da ist was dran. Aber wenn wir auftauchen und mit den Leuten reden, dann ist es vielleicht besser, daß wir irgendwoher kommen, wenn ihr versteht, was ich meine. Also nicht in der Art, daß wir mal eben aus Brisbane rüberappariert sind.“
„Wir können ja zuerst eine Landkarte kaufen“, schlug Harry vor, „die brauche wir in jedem Fall.“

Gegen Mittag saßen sie in einem Straßencafé und brüteten über einer Straßenkarte. Da auch die Eisenbahnstrecken mit den Bahnhöfen eingetragen waren, konnten sie sehen, daß jedenfalls mit der Bahn nichts zu gewinnen war: Die Strecke verlief nicht in Küstennähe, während alle in Frage kommenden Orte direkt am Meer lagen.
„Gut, Eisenbahn ist also nicht“, stellte Hermione fest. „Und bevor wir gucken, ob es dort irgendwelche Busse gibt... Also lautet die Frage: Auto oder Apparieren?“
„Ich denke, du hast gesagt...?“ fragte Ron.
„Jaah, habe ich“, erwiderte Hermione. „Ist vielleicht besser.“
„Dann bauchen wir jetzt einen Autovermieter“, sagte Dudley.
„Einen billigen“, ergänzte Ron.
„Einen, der uns überhaupt ein Auto vermietet. Wir sind beide blutige Fahranfänger, Dudley und ich. Und wir sind gerade mal 18 Jahre alt.“
Sie beschlossen, zum Hostel zurückzukehren, um in der unermeßlichen Faltblattfundgrube dort nach Mietwagenunternehmen zu suchen. Harry nahm Dudley an der Hand, dann apparierten sie. Tatsächlich fanden sich an der Rezeption einige Werbeblättchen für Mietautos, aber noch besser war, daß der Rezeptionist es als seine Aufgabe ansah, ihnen ein Mietauto zu organisieren. Er rief nacheinander die verschiedenen Unternehmen an. Als er fertig war, sagte er: „Die meisten vermieten Autos nur an Personen ab 21 Jahren. Und sie müssen mindestens seit zwei Jahren den Führerschein haben. Die anderen vermieten zwar auch an Fahranfänger unter 21, und sie sind auch billiger, aber ihr solltet euch die Autos genau angucken, Leute. Außerdem kann es sein, daß nicht alle Versicherungen im Preis inbegriffen sind. Dann muß man die extra bezahlen.“
„Uff, das wird ein lustiger Nachmittag“, sagte Harry.
„Naja, wir können die Sache dadurch beschleunigen, daß wir zu den Adressen apparieren“, schlug Ron vor.
Dudley sah alles andere als begeistert aus – ihm gefiel das Apparieren noch weniger als Harry.
„Ich hole noch schnell einen... etwas“, murmelte er und verschwand.
Harry und die anderen sahen ihm verwundert hinterher. Dann tauchte Dudley wieder auf und hielt einen Zettel in der Hand.
„Zeig mal her“, bat ihn Harry.
Als er den Zettel entgegennahm, erkannte er Onkel Vernons Handschrift. Ron und Hermione lehnten sich neugierig herüber. Harry konnte auf dem Zettel folgendes lesen:

Auto mieten

- Preise vergleichen (gucken, was inbegriffen ist, Freikilometer beachten!)
- Kaskoversicherung möglichst ohne Selbstbeteiligung dazunehmen
- Auto genau angucken, ob mangelfrei
- Auto genau untersuchen, kleinste Schäden im Vertrag notieren

Harry sah zu Dudley auf.
„Hat Dad mir mitgegeben; er meinte, das ich das brauchen würde, wenn ich ein Auto miete“, sagte Dudley achselzuckend.
„Kennt der sich aus?“ fragte Ron.
„Ich mag zwar Onkel Vernon nicht besonders, aber wenn es um solche geschäftlichen Sachen geht, würde ich ihm eher vertrauen als irgendwem sonst“, erwiderte Harry.
„Dann laßt uns mal auf die Socken machen“, sagte Ron.
Sie apparierten von einem Autovermieter zum anderen. Der eine vermietete nach Dudleys Einschätzung einen veritablen Schrottplatz, der andere wollte dann doch nicht an unter Einundzwanzigjährige vermieten.
„Doch, wir vermieten auch an Führerscheinneulinge“, sagte schließlich der junge Mann hinter dem Thresen einer kleinen Autovermietung, „aber nur mit einer Vollkaskoversicherung ohne Selbstbeteiligung.“
„Können wir die Autos mal sehen?“ fragte Harry.
„Klar, folgt mir.“
Sie gingen hinaus auf den Hof.
„Ähm -“, sagte Harry, als er sechs große weiße Autos sah, „das sind ja ziemliche Schlachtschiffe, geht es nicht etwas billiger?“
„Oh, keine Sorge“, sagte der Vermieter, „der Mietpreis unterscheidet sich nicht so stark. Die kleinen Autos sind auch nicht unbedingt billiger. Wir haben die hier relativ billig reinbekommen, weil das Auslaufmodelle sind. Es sind Ford EL Falcon 4.0, also die mit dem Sechszylinder. Da findet man übrigens selbst im entlegensten Busch Ersatzteile für.“
„Und der Verbrauch?“ fragte Hermione.
„Man merkt, daß ihr aus Europa kommt“, grinste der Vermieter, „hier ist der Sprit ziemlich billig, ohne Auto kommt man ja auch nicht weit.“
Harry und Dudley untersuchten das Auto. Zwar verstand Harry nicht halb so viel wie Dudley von Autos, dessen Kenntnisse auch nicht gerade glänzend waren, aber Mängel schienen die Fahrzeuge nicht zu haben. Sie waren nur ein wenig zerkratzt, speziell an den vorderen Ecken.
„Dieser Plastikschirm oben über der Windschutzscheibe ist ja witzig“, fand Harry.
„Ist nunmal ein sonniges Land“, sagte der Vermieter.
Sie wurden sich einig, das Auto anzumieten.
„Gut, dann darf ich um die Kreditkarte bitten“, sagte der Vermieter.
Harry und Hermione schauten einander alarmiert an, während Ron verständnislos guckte. Doch Dudley zog mit der größten Selbstverständlichkeit eine Plastikkarte hervor. Ron beobachtete den Zahlvorgang interessiert und setzte gerade an: „Wie geht...?“
„Ron, ich erklär dir das nachher“, flüsterte ihm Hermione zu.
Dann gingen sie wieder hinaus auf den Hof und umrundeten einen der Falcon erneut. Jede kleine Schramme wurde notiert. Dann setzte sich Dudley hinter das Steuer und der Vermieter sagte: „Ich erkläre mal die Besonderheiten -“
Danach wiederholte sich diese Prozedur mit Hermione. Ron saß auf dem Beifahrersitz und sog wiederum die neuen Informationen aus der Muggelwelt in sich auf. Harry wunderte sich ein wenig darüber, denn immerhin hatte Ron schon einmal für mehrere Stunden hinter dem Steuer eines Ford Anglia gesessen. Aber vermutlich war es etwas anderes, ein verhextes Auto zu fliegen, als ein normales Auto zu fahren. Außerdem lagen zwischen den Fahrzeugen etwa drei Jahrzehnte Entwicklungsgeschichte.
Dann setzte sich Dudley wieder ans Steuer. Hermione und Ron setzten sich auf die Rückbank, so daß für Harry der Beifahrersitz blieb. Er war ein wenig unruhig, denn er traute seinem Cousin nicht wirklich zu, ein Auto zu steuern. Doch es zeigte sich, daß Dudley keine Probleme hatte. Offenbar hatten sich Onkel Vernons Autofahrergene vererbt.
„Wie fährt er sich?“ wollte Hermione von hinten wissen, während sie die Rons Hand hielt.
Harry wußte nicht, ob sie nur Ron beruhigen wollte, oder ob es sich das übliche Händchenhalten von Paaren handelte.
„Ganz gut“, antwortete Dudley, „ungefähr so wie Daddys Scorpio.“
Harry, dem aufgefallen war, daß Dudley nur vor dem Anfahren den Schalthebel angefaßt hatte und danach nicht mehr, sagte: „Der hat Automatik, nicht wahr?“
„Ja.“
„Wie fährt man sowas denn? Ich meine, normalerweise hat man doch rechts Gas, in der Mitte Bremse und links Kupplung, und dann muß man immer schalten – richtig?“
„Der hier hat nur Gas und Bremse, und man tritt einfach aufs Gas und den Rest macht die Automatik.“
„Harry, woher weißt du denn, wie man Autos fährt?“ wollte Ron wissen, um sich gleich darauf zu korrigieren: „Ach ja, entschuldige, du bist ja bei Muggeln aufgewachsen.“
„Und du müßtest es doch auch wissen, Ron, erinnerst du dich an euren Anglia?“ erwiderte Harry und drehte sich um.
Amüsiert stellte fest, daß Rons Ohren rot geworden waren.
„Naja“, sagte er, „das ist ja wohl nicht ganz dasselbe, oder? Da gab es diesen Knopf und dann mußte man sich nur wünschen, daß er vorwärts flog, und dann brauchte man nur noch am Steuer zu drehen.“
„Jedenfalls“, schaltete sich Hermione ein, „haben wir das Auto jetzt bis Freitagnachmittag, dann müssen wir ihn zurückgeben. Hoffentlich sind wir dann schon einen Schritt weiter.“

Am nächsten Vormittag bestiegen sie den Ford Falcon erneut. Vor dem Frühstück hatte Dudley zu Hause angerufen und mitgeteilt, daß man eine heiße Spur in Gold Coast habe, man aber vorerst in Brisbane bleiben werde. Er setzte sich wieder hinter das Steuer, aber dieses Mal setzte sich Hermione auf den Beifahrersitz. So war es abgemacht, denn es sollte ihre Aufgabe sein, die Karte zu lesen und den Weg zu weisen. Harry und Ron nahmen auf dem Rücksitz Platz. Dudley ließ den Motor an, stellte den Wählhebel auf D und ließ das große Auto anrollen. Dann gab er Gas und sie fuhren los. Unterwegs auf dem Highway eins Richtung Süden sprach Harry an, was ihn schon seit dem Tag zuvor beschäftigt hatte: „Wie wollen wir das denn genau machen? Ich meine, wir können doch nicht einfach in die Praxis reinspazieren und sagen: 'Guten Tag, können wir mal eben Dr Wilkins ins Gesicht gehen, wir wollen nämlich wissen, ob es in Wahrheit Dr Granger ist' – ich meine, das müssen wir doch anders machen.“
Kurzes Schweigen breitete sich im Auto aus.
„Da hast du recht“, sagte Hermione schließlich.
„Wir könnten uns auf die Lauer legen und warten, bis er das Haus verläßt“, schlug Ron vor.
„Und uns gegenseitig wachhalten, damit niemand vor Langeweile einschläft“, ergänzte Harry ironisch.
„Außerdem wissen wir ja nicht, wer von den Leuten dann Dr Wilkins ist, schließlich kann es ja sein, daß es nicht mein Vater ist“, gab Hermione zu bedenken.
„Tja, also doch reingehen“, sagte Ron, „aber was täuschen wir vor?“
„Daß wir Patienten sind“, meinte Harry.
„Ich laß mir aber nicht in den Zähnen rumbohren!“ protestierte Ron. „Wenn es ein Problem gibt, dann gehe ich zu Mrs Pomfrey oder ins St Mungo's.“
„Die Idee ist aber gut“, sagte Hermione. „Das kann ich ja machen, den Patienten spielen. Erstens weiß ich am besten, wie meine Eltern aussehen. Zweitens sind meine Zähne erstklassig, da wird dann nichts gebohrt. Und wenn es doch nötig sein sollte – warum nicht?“
Gleichmäßig gleitend fuhr das Auto nach Süden. Die Sonne stieg höher, so daß Harry sein Sweatshirt auszog.
„Paß auf, Dudley, in Helensvale mußt du runterfahren und dann auf die Nummer zwei, das ist der Gold Coast Highway“, sagte Hermione.
„Guck mal, hier fahren wir sogar an Labrador vorbei“, bemerkte Ron etwas später amüsiert, als sie ein entsprechendes Hinweisschild passiert hatten.
„Werd nicht albern, Ron“, sagte Hermione in einem verärgerten Tonfall, den sie immer annahm, wenn sie sich gerade auf etwas konzentrierte und abgelenkt wurde. „So, jetzt müssen wir aufpassen... Nein, erstmal weiter geradeaus, Dudley. Da muß gleich auf der linken Seite eine Lagune oder so etwas ähnliches kommen.“
Harry peilte neugierig durch die Windschutzscheibe. Die Lagune tauchte tatsächlich auf. Geradeaus ragten Hochhäuser auf. In den unteren Stockwerken waren offenbar Läden untergebracht, jedenfalls ließ das die knallige Werbung vermuten. Zwischendrin standen immer wieder Palmen, die dem ganzen ein subtropisches Flair verliehen.
„So, gleich müssen wir nach rechts, Dudley“, verkündete Hermione. „Die Adresse liegt auf der Chevron-Insel. Moment... Palm Avenue, Cypresse Avenue, die nächste ist es dann, Dudley und dann über die Brücke und noch etwas geradeaus.“


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