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Fanfiction

Nach der Schlacht von Hogwarts - Nachforschung in Sydney

von Krabbentaucher

Sie standen auf dem Vorplatz des Zentralbahnhofs von Sydney. Während Harry herzhaft gähnte und sich fragte, wann er endlich in die Horizontale käme, guckte sich Hermione suchend um. Dann murmelte sie: „Hier gibt es offenbar keinen Auskunftsschalter für Unterkünfte.“
Sie bückte sich und holte einen sehr dicken Reiseführer aus den Tiefen ihres Rucksacks hervor und fing an, darin zu blättern. Dann hielt sie inne und las aufmerksam, was da stand.
„So, hier sind ein paar günstige Unterkünfte für Rucksacktouristen aufgeführt. Wenn ich das richtig sehe, dann sind viele private kleine Hotels billiger als die Jugendherberge und – oh! Hier gibt es sogar ein Kings Cross! Zwar ohne Apostroph, aber...“
„Wo?“ fragte Harry, der aus seinem Dämmerzustand aufgeschreckt war.
„Hier, Harry. Kings Cross ist ein Stadtteil in Sydney, da gibt es viele Budget-Hostels. Und es scheint wohl die Partygegend zu sein.“
Harry war zu müde, um darauf etwas zu sagen oder auch nur etwas dazu zu meinen. Den anderen schien es auch so zu gehen, der Jetlag hatte sie voll erwischt. Hermione gähnte und las die Liste durch.
„Wir müssen da einfach anrufen. Wo ist denn hier ein Telefon?“
Sie guckte sich um. Doch Dudley machte eine Bewegung und hielt kurz darauf ein Mobiltelefon in der Hand.
„Hier“, sagte er, tippte eine vierstellige Zahl ein und reichte es Hermione.
„Oh – danke.“
Sie wählte eine Nummer und sprach mit irgendwem. Harry war zu müde, um sich dafür zu interessieren und schaute mit glasigen Augen Ron an, der ein wenig munterer zu sein schien. Das wunderte Harry nicht, denn er war vermutlich derjenige mit dem ungünstigsten Platz für so einen langen Flug und dem am wenigsten erholsamen Schlaf. Doch dann bekam er durch eine Bewegung Rons mit, daß Hermione offenbar das Wort an ihre Reisekameraden richtete.
„Hört zu, Leute. Hier ist ein Hostel, mitten in Kings Cross, Bett für 19 Australiendollar pro Nacht – die haben auch Vierbettzimmer, da können wir zusammenbleiben. Und sie holen uns kostenlos vom Bahnhof ab. Wäre das nichts? Sagt mal!“
Harry nickte. Abgeholt zu werden entsprach in seinem Zustand genau seiner Interessenlage. Ron sagte „Okay“, Dudley steuerte ein „Einverstanden“ bei.
Nach ein paar weiteren Worten mit ihrem Gesprächspartner verkündete Hermione, daß sie an der Straße warten sollten, weil ein Kleinbus käme. Harry sah auf die Uhr. Es war inzwischen halb acht Uhr morgens.
„Wie spät haben wir es eigentlich zu Hause?“ fragte er.
„Wir sind zehn Stunden voraus“, verkündete Dudley. „Dad hatte es mir erzählt, bevor wir losgeflogen sind“, erläuterte Dudley achselzuckend.
Hermione fing mit einem gemurmelten „ich werde mal nachsehen“ an, in ihrem Reiseführer zu blättern. Ron sagte leise: „Hermione glaubt etwas nur, wenn sie es in einem Buch gelesen hat.“
Hermione warf ihm einen strengen Blick zu, sagte dann aber: „Stimmt – zehn Stunden.“
Harry war nicht überrascht. Dudley mochte zwar hin und wieder wie ein Riesenbaby wirken, aber er war in manchen Dingen äußerst präzise und zuverlässig. Dazu gehörte alles, was mit der Uhrzeit und dem Kalender zusammenhing. Offenbar hatte das mit der Zeit zu tun, als Dudley noch ein passionierter Fernsehjunkie war – eine Zeit, die Ende 1997 abrupt geendet hatte, als er mit Hestia Jones und Dädalus Diggel mitgegangen war.

Hermione gab Dudley das Mobiltelefon zurück. Ron beäugte es neugierig.
„Das kann also alles, was man von einem Fetelon bei der Post aus auch machen kann?“ fragte er.
Dudley nickte.
„Zeig mal her“, fuhr Ron fort und ließ sich das Telefon von Dudley geben. „Wow – so klein, man kann es mit sich rumtragen... Also, dann braucht man auch keine Strippen, nicht? Dann könnte man... Dann könnten wir, also ich meine, die Zauberer, auch so etwas haben oder kaufen, oder?“
Dudley wußte mit diesen Worten offenbar nichts anzufangen und zuckte nur mit den Schultern. Ron war aber nicht zu bremsen.
„Die Muggel haben da wirklich was ganz tolles erfunden. Ich meine – die Eulenpost ist der Muggelpost vielleicht überlegen, aber wenn ich mir das da so angucke... Und wenn ich mir überlege, wie das mit dem Jumbojet so war... Umso lächerlicher kommt mir das vor, was damals im Atrium des Ministeriums herumgestanden hatte, ihr wißt schon, diese Skulptur im Brunnen. Am Ende laufen die Muggel eines Tages noch auf dem Mond herum.“
„Da waren sie schon“, bemerkte Hermione trocken. „1969 zum ersten Mal. Apollo elf.“
„Was?“ sagte Ron. „Das ist ja – wow! Aber womit? Mit einer dieser Raketen?“
„Ja“, antwortete Hermione, „mit der Saturn fünf.“
Bevor sie das Thema vertiefen konnten, nahm Dudley das Telefon wieder an sich. Er wählte eine Nummer.
„Wen rufst Du an, Big D?“ wollte Harry wissen.
„Zuhause“, sagte Dudley kurz und hielt das Telefon ans Ohr.
„Richtig, er wollte ja bei Deiner Tante und Deinem Onkel Bescheid sagen, wenn wir gut gelandet sind“, sagte Hermione. „Es ist jetzt in England halb zehn abends durch. Gestern Abend übrigens.“
Im Ligusterweg war scheinbar jemand an den Apparat gegangen, denn Dudley fing an zu sprechen: „Ja, hallo, hier ist Dudley... ja, ist ja gut... wir sind gut gelandet, stehen jetzt am Bahnhof in Sydney und werden gleich zu einem Hotel abgeholt, so eine Jugendherberge wohl. Weiß ich jetzt nicht, wie das heißt, Hermione hat das organisiert... Alles in Ordnung bei euch?... Ach ja?... Hm. Dann könnt ihr ja beim nächsten Anruf sagen, daß ich angerufen habe und alles okay ist... Hier ist es jetzt halb acht durch, also morgens... Ja, ich melde mich dann wieder – Tschüß!“
Dudley schaltete das Mobiltelefon aus und verstaute es in seiner Lederjacke.
„Deine Eltern haben wohl schon angerufen“, sagte er an Ron gewandt, „Zweimal schon, Mom und Dad sind echt nicht glücklich.“

Etwa zwanzig Minuten später hatten sie im Hotel eingecheckt und waren auf dem Weg in ihr Zimmer. Harry fand dieses Hotel für Rucksacktouristen ungewohnt bunt, und das hatte schon angefangen, als sie davor gestanden hatten: Die mit Ausnahme des Erdgeschosses fensterlose Frontfassade war gelb gestrichen. Oben links stand der Name des Hotels in roten und blauen Buchstaben, vor der Fassade waren die Flaggen verschiedener Länder gespannt. Die gestreiften Markisen vor den großen Fenstern des Erdgeschosses vermittelten ein freundliches Bild. Auch das Innere war bunt: Die Wände des Frühstücksraums waren quietschgelb gestrichen, die Rahmen der Türen, Fenster und der Durchreiche zur Küche blau. Der bunte Eindruck setzte sich fort, als sie das Zimmer betraten. Die beiden Doppelbetten hatten blaue Metallrohrgestelle und dunkelrote Bezüge, der Teppich war dunkelrot, die Wände weiß, aber die Bodenleiste setzte genauso einen gelben Akzent wie Tür- und Fensterrahmen. Eigenartig waren auch die schließfachartigen Schränke – wenn man sie denn so nennen wollte – mit gelben Türen.
„Wo willst du schlafen, Hermione?“ fragte Ron seine Freundin.
„Am liebsten unten, dann muß ich nicht so klettern, aber wenn du willst, kannst du auch...“
„Ich schlaf dann oben, kein Problem.“
Harry sah Dudley an. Dudley war zwar nicht mehr fett, sondern muskulös, aber es war doch ziemlich viel von ihm vorhanden.
„Ich würde es vorziehen, wenn du unten schlafen würdest, Dudley“, sagte Harry.
Dudley zuckte die Schultern.
„Okay“, sagte er nur.
Sehnsüchtig starrte Harry das Bett an. Er hatte, das wurde vielleicht noch nicht erwähnt, von allen am schlechtesten geschlafen. Außerdem war es in Britannien und seiner inneren Uhr nach inzwischen halb zehn abends. Er gähnte und war froh, daß er sein Bett zuerst ersteigen müßte, denn sonst hätte er sich gleich fallen gelassen und wäre nicht wieder aufgestanden. Damit hätte er sich sicher erheblichen Ärger mit Hermione eingehandelt. Dudley dagegen war schon wieder munter, denn er hatte noch ein Ausstattungsdetail des Zimmers entdeckt: Ein Fernsehgerät.
„So, Leute, wir müssen los!“ rief Hermione.
„Wohin?“ fragte Ron, der es etwas besser als Harry schaffte, Tatendurst zu mimen.
„Erst mal zur Rezeption“, sagte Hermione, „dort habe ich gesehen, daß die auch Ferienjobs vermitteln. Ich denke mal, die können uns Hinweise geben, an wen wir uns wenden könnten.“

„Zahnärzte? Zulassungsvoraussetzungen für Zahnärzte?“ fragte der junge Rezeptionist und blickte erstaunt in jedes der vier Gesichter. Dann blätterte er in den Anmeldeblättern, die er noch nicht weggelegt hatte. „Geht das in England inzwischen so schnell mit dem Studium?“
„Ähm, nein, wir sind keine Zahnärzte“, korrigierte Hermione den falschen Eindruck, den ihre Frage erweckt hatte. „Wir suchen nach... Bekannten..., die nach Australien ausgewandert sind. Bekannte... meiner Eltern... und die haben mich gebeten, mal nachzugucken, weil sie lange nichts mehr von ihnen gehört haben. Deshalb die Frage.“
„Aha“, sagte der Rezeptionist. „Tja, ich kann wenig dazu sagen. Zahnärzte sind ja eher ein Spezialgebiet. Aber wir haben Kontakt zu zahlreichen Agenturen, vielleicht können die weiterhelfen.“ Er überlegte kurz und fügte dann an: „Ich rufe einfach mal eine an.“
Er telefonierte zweimal. Dann wandte er sich wieder an die vier: „Also, man hat mir gesagt, daß Zahnärzte sich bei der Zahnmedizinischen Behörde des jeweiligen Bundesstaates zu melden haben, wenn sie einwandern. Hier in Sydney wäre das die Zahnmedizinische Behörde für Neusüdwales. Mehr konnte man mir nicht sagen, aber ich suche euch mal die Adresse raus. Keine Sorge, Kumpels.“

Wie sich herausstellte, handelte es sich um ein Bürohaus in der Foveaux Street, zwei Blocks westlich des Zentralbahnhofs. Sie mußten in die dritte Etage hochfahren und saßen schließlich vor einem Schreibtisch einer Angestellten, die den ungewohnten Andrang argwöhnisch beäugte.
„Mrs Monica Wilkins... und Mr Wendell Wilkins...“, murmelte sie, als sie nach Hermiones Erläuterung die Namen in ihre Computersystem eingab. „Wann, sagten Sie, sollen die beiden ungefähr hier angekommen sein?“
„Ähm – Juli 1997“, sagte Hermione.
Die Angestellte gab auch dieses Datum ein und klickte mit der Maus irgendetwas an. Dann wandte sie sich wieder ihren Besuchern zu und erläuterte: „Es ist nämlich so: Wer im Ausland sein zahnmedizinisches Examen absolviert hat, muß normalerweise vor einer unserer Kommissionen eine Prüfung ablegen. Eine Ausnahme gibt es unter anderem für Zahnärzte aus dem Vereinigten Königreich. Die müssen hier nur ihre Abschlußzeugnisse und Diplome vorlegen – und eventuelle Bescheinigungen über Zusatzausbildungen. Wer hier praktizieren will, muß sich auch anmelden. Ah -“
Auf dem Bildschirm schien eine Information aufgetaucht zu sein.
„Da haben wir es“, sagte die Angestellte. „Monica und Wendell Wilkins. Sonstige Daten stimmen überein. Qualifikation nachgewiesen am 26. Juli 1997.“
Harry spürte, wie sie alle erleichtert waren, daß sich ein Anfangserfolg so schnell eingestellt hatte. Selbst Dudley ließ sich anstecken. Am meisten freute sich Hermione. Die Angestellte hackte wieder auf ihrer Tastatur herum.
„Mehr habe ich aber auch nicht. Sie haben hier nur ihre Qualifikation nachgewiesen. Offenbar hatten sie noch keinen Job, als sie angekommen sind. Jedenfalls habe ich hier keine Registrierung.“
„Und das heißt?“ fragte Hermione, deren Hochstimmung wieder etwas gedämpft war.
„Das heißt, daß sie in Neusüdwales keine Praxis aufgemacht haben. Mehr läßt sich leider nicht sagen.“
„Und in einem anderen Bundesstaat?“ fragte Ron.
„Das kann ich nicht sagen, das muß die dortige Zahnmedizinische Behörde wissen. Außerdem ist nicht gesagt, daß die beiden überhaupt als Zahnärzte arbeiten. Einwanderer arbeiten manchmal in ganz anderen Jobs, wenn sie ankommen. Es geht da wohl um irgendwelche Punkte.“
„Punkte? Was für Punkte?“ hakte Ron nach.
„Oh – ich bin hier geboren, wissen Sie, mit dem allgemeinen Einwanderungsrecht kenne ich mich nicht aus. Und mit Arbeitserlaubnissen und so weiter auch nicht. Ich müßte mal sehen, ob ich da später etwas herausfinden kann. Keine Sorge, Leute.“
„Naja, jedenfalls vielen Dank, Sie haben uns schon wesentlich weitergeholfen“, sagte Hermione.
Auch die anderen verabschiedeten sich. Draußen auf der Straße diskutierten sie das Ergebnis ihrer Suche.
„Schade, daß sie nicht sagen konnte, wo meine Eltern arbeiten“, sagte Hermione.
„Och, so schlecht war das doch gar nicht“, sagte Ron unbekümmert. „Wir wissen, daß Deine Eltern in Australien als Zahnärzte arbeiten wollten, sonst hätten sie ihre Qualifikation nicht nachgewiesen. Und wir wissen, daß sie nicht in Neusüdwales sind. Das sind schon ziemlich viele Antworten, wenn man bedenkt, daß wir vor -“, er schaute auf seine Uhr, „- etwa fünf Stunden aus dem Flugzeug gestiegen sind.“
„Ron, wir wissen nicht, daß meine Eltern nicht in Neusüdwales sind“, sagte Hermione, „wir wissen nur, daß sie hier nicht als Zahnärzte praktizieren. Vielleicht sind sie – Erntehelfer oder so etwas. Dann wäre es kein Wunder, wenn sie nicht registriert sind. Und dann haben wir ein mächtiges Problem.“
„Ach komm“, erwiderte Ron, „wenn sie auf 'nen Apfelpflückerjob scharf gewesen wären, dann hätten sie nicht ihre Zahnarztzeugnisse bei dieser Behörde vorgelegt, oder?“
„Es kommt ja nicht drauf an, ob sie auf etwas scharf gewesen sind. Du hast doch die Angestellte gehört: Da gibt es irgendein Punktesystem, und viele Leute machen einfach irgendwelche Jobs. Das ist ja kein Wunschkonzert hier.“
„Trotzdem: Du hast mir doch mal erzählt, was Zahnärzte sind. Das sind doch keine – ähm – das sind doch nicht irgendwelche Leute. Die müssen doch gesuchter sein als Apfelpflücker zum Beispiel.“
„Aber wenn sie sich entschlossen haben, was ganz anderes zu machen und zum Beispiel auf einer Krokodilfarm zu arbeiten?“
„Ach ja, und dafür braucht man 'nen Nachweis, daß man Zahnarzt ist?“
„Nein, aber sie könnten für alle Fälle den Nachweis erbracht haben, oder sie hatten zunächst vor, als Zahnärzte zu arbeiten und haben dann irgendwas anderes angefangen, weil sie es nunmal wollten.“
„Na schön“, entschied Ron etwas ungeduldig, „wir klappern die Zahnärzte ab und die Krokodilfarmen, dann kann nichts schiefgehen. Wahrscheinlich arbeiten sie als Krokodilzahnärzte, genug von den Dingern haben diese Viecher ja im Maul.“
„So lustig ist das nicht, Ron“, sagte Hermione, die ein Lachen unterdrückt hatte, „Es kann alles mögliche passiert sein in den letzten elf/zwölf Monaten. Wenn sie irgendwo im Outback leben und Rinder züchten...“
Ron rollte ein wenig mit den Augen.
„Ja, sie könnten aber auch...“
Die beiden kabbelten sich noch ein wenig, aber Harrys Aufmerksamkeit ließ nach. Er war zufrieden, daß sie überhaupt ein Lebenszeichen von Mrs und Mr Granger alias Wilkins gefunden haben. Doch Hermione ließ nicht locker: „Wir gehen erst mal zu einer der Agenturen und fragen mal, was es mit dem Punktesystem auf sich hat. Ich habe mir ein paar Adressen vom Schwarzen Brett in dem Hotel aufgeschrieben.“
„Aber die hat doch gesagt: 'Keine Sorge, Leute'. Vielleicht fragen wir sie später nochmal. Nicht, daß die jetzt nachguckt, und dann kommen wir nicht“, meldete sich Harry zu Wort, der nicht die geringste Lust hatte, weiter in irgendwelchen Büros herumzusitzen.
„Harry, ich habe in meinem Reiseführer gelesen, daß diese 'Keine Sorge, Kumpel'-Mentalität nicht nur Ausdruck australischer Unbekümmertheit ist, sondern auch einfach Oberflächlichkeit. Da darf man sich nicht drauf verlassen. Die macht längst was anderes, seit wir aus ihrem Büro raus sind.“

Eine Stunde später saßen sie erneut vor einem Schreibtisch – dieses Mal in einer Arbeitsagentur. Es hatte eine Weile gedauert, bis Hermione ihr Anliegen erläutert hatte, denn der Angestellte war es gewohnt, daß vor seinem Schreibtisch nur Leute saßen, die nach Australien einwandern oder während ihrer Ferien hier arbeiten wollten. Eigentlich gehörte es nicht zu seinem Job, Fragen von Touristen zu beantworten, die nicht ausdrücklich etwas mit einer konkreten Arbeitsaufnahme zu tun hatten. Aber in wenigen Minuten wollte er in die Mittagspause gehen, und die vier Jugendlichen vor ihm machten nicht den Eindruck, daß sie sich mit einem schlichten „kein Problem, ich rufe euch später noch mal an“ abspeisen ließen. So war der Mitarbeiter zu dem Schluß gekommen, daß es schneller ging, wenn er ihnen das sagte, was sie wissen wollten.
„Also, das Punktesystem“, begann er. „Da sind zunächst mal Schlüsselkriterien, bei denen es eine Maximalpunktzahl gibt, von der dann Punkte abgezogen werden. Das Alter zum Beispiel. Wer nicht älter als 29 Jahre alt ist, erhält die Maximalpunktzahl, wer älter ist, je nach zusätzlichen Jahren weniger. Dann muß man versuchen, das anderweitig auszugleichen, bei der Qualifikation zum Beispiel.“
„Wie sieht es – hm – etwa mit Zahnärzten aus?“ fragte Hermione.
„Mit Zahnärzten?“
„Ja, nur mal so als Beispiel.“
„Ziemlich gut – Zahnärzte sind hier eher ein Mangelberuf. Es ist zwar nicht so, daß die Jobs hier auf der Straße liegen, aber wer als Zahnarzt hierher kommt und ein wenig flexibel ist, der hat gute Chancen, schnell irgendwo unterzukommen. Habe selbst vor zwei Wochen einen vermittelt.“
„Hier in Sydney?“ fragte Hermione hoffnungsvoll, obwohl sich Harry sicher war, daß es sich bei diesem Zahnarzt nicht um Mr Granger handelte.
„Nein, Gold Coast. Oben in Queensland, 'n Stück südlich von Brisbie – ähm, Brisbane. Da gibt es im Gesundheitsbereich ziemlich viele offene Stellen. Kein Wunder bei den ganzen alten Leutchen, die dorthin ziehen. Soll ich mit dem Punktesystem fortfahren?“
„Oh ja, bitte“, sagte Hermione, „das mit den Zahnärzten war ja nur ein Beispiel.“
„Also, man kann auch Punkte machen. Und zwar indem man unbeliebte Jobs erledigt, Erntehelfer etwa. Ist ein Knochenjob. Oder irgendwelche Jobs draußen im Outback. Da ist ziemlich wenig los. Die Touristen lieben das ja, aber wohnen will dort kaum jemand. Also gibt das richtig viele Punkte.“
„Warum muß man Punkte sammeln? Ich meine: Drin ist doch drin, oder?“ schaltete sich Dudley ein, der scheinbar doch nicht so teilnahmslos dagesessen hatte, wie es für Harry den Anschein hatte.
„Nee, drin ist eben nicht drin. Man muß sehen, daß man genug Punkte zusammenkriegt für eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung. Sonst hangelt man sich nur von Jahresvisum zu Jahresvisum.“

Wieder standen sie draußen vor der Straße, wieder diskutierten sie die Ausbeute an Informationen.
„Habe ich es doch gleich gesagt“, sagte Ron. „Deine Eltern sind als Zahnärzte gesucht – jedenfalls mehr denn als Krokodilzüchter. Also verfolgen wir am besten die Zahnärztespur.“
„Ron, ich habe doch schon gesagt: Was ist, wenn sie mal was anderes machen wollen, was typisch australisches?“
„Dann hätten sie nicht ihre Zeugnisse vorgelegt.“
„Soweit waren wir eben doch schon. Aber ich meine, daß wenn...“
„Hermione, du kennst deine Eltern am besten von uns allen. Wie sind die so gestrickt? Sind sie scharf auf ein Abenteuer? Oder soll bei ihnen alles in geordneten Bahnen laufen?“
Hermione seufzte und überlegte.
„Nein, sie werden immer versuchen, möglichst qualifiziert zu arbeiten. Sie sind ja immer sehr dahinterher, daß man eine gute Ausbildung macht und dann auch einen entsprechenden Job findet.“
„Tja, du bist eben ganz die Tochter deiner Eltern“, murmelte Ron leise, doch Hermione hatte es gehört und gab ihm einen halb scherzhaften Klaps auf den Hinterkopf.
„Schön“, sagte Harry, der durch seine Übermüdung immer nörgeliger wurde, „können wir uns jetzt vielleicht ausruhen? Alle gehen in die Mittagspause und ich will endlich mal Ruhe haben.“
„Ich habe Hunger“, meldete sich Dudley.
„Ich auch“, unterstützte ihn Ron.
„Gut, dann machen wir jetzt Mittag“, sagte Hermione. „Im Hotel gibt es eine Küche für Rucksacktouristen. Wir gehen in einen Supermarkt, kaufen was und kochen dann. Das ist billiger als essen zu gehen. Und danach rufe ich mal die Zahnmedizinischen Behörden der anderen Bundesstaaten an. Glücklicherweise habe ich die Liste bekommen.“

Aus Harrys, Dudleys und Hermiones Sicht war der Supermarkt nur ein Supermarkt, wie es ihn in Großbritannien auch viele gab. Für Ron war er eine neue Erfahrung. Er amüsierte sich ein wenig über die Einkaufswagen, ihn faszinierten die automatischen Glastüren und er war erstaunt über die Warenvielfalt. Außerdem hatte er noch nie Scannerkassen gesehen. Er hielt sich aber zurück, um nicht allzusehr aufzufallen. Harry vermutete, daß die ganze Reise für Ron eine einzige große Muggelkundestunde werden würde, und das war seiner Ansicht nach auch gut so. Immerhin hatte Ron in Bangkok das Flugzeug mit einer größeren Selbstverständlichkeit betreten und sich auch sichtlich heimischer gefühlt als es in London der Fall gewesen war. Einige Zeit später standen sie in der Küche des Hotels und bruzzelten sich ein Fertiggericht. Das hieß vor allem, daß sich Hermione und Harry die Arbeit am Herd teilten, während Ron und Dudley hungrig zusahen. Immerhin: Das Essen führte dazu, daß die Lebensgeister ein wenig zu Harry zurückkehrten. So konnte er dem schon angebrochenen Nachmittag wesentlich besser gerüstet entgegensehen. Ron hatte sich im Laufe der Zeit an die Muggelumgebung gewöhnt und bewegte sich weniger befangen als zuvor.
Zunächst suchten sie eine Telefonzelle. Dudley hatte Hermione zwar sein Mobiltelefon angeboten, aber das hatte sie mit dem Hinweis abgelehnt, das Telefonieren sei aus der Telefonzelle billiger. Nach kurzer Zeit hatten sie eine gefunden. Hermione führte die Gespräche, während Harry, Ron und Dudley an der offenen Tür standen. Sie rief bei den zuständigen Behörden von Victoria, Queensland, Südaustralien, Westaustralien, dem Nordterritorium und schließlich sogar des Hauptstadtbezirks Canberra und von Tasmanien an.
„Fehlschlag“, sagte sie schließlich entmutigt zu den anderen. „In Queensland, Canberra, Victoria und Tasmanien läuft nur der Anrufbeantworter, nachdem ich außerhalb der Geschäftszeiten angerufen habe. Die haben nur bis vier Uhr auf.“
Harry sah auf die Uhr. Es war halb fünf. Sie hatten sich mit dem Mittagessen ziemlich viel Zeit gelassen, außerdem hatte es etwas gedauert, bis sie es eingekauft und zubereitet hatten.
„Die anderen konnten mir nichts sagen. Vielleicht wollten sie am Telefon keine Auskunft erteilen, oder sie hatten nur keine Lust zu suchen“, fuhr sie fort. „Wir müssen uns morgen was neues einfallen lassen, jetzt schließt halb Australien – zumindest unsere Hälfte hier.“
Harry war natürlich nicht erfreut, daß Hermione nicht weitergekommen war, aber fand, daß sie genug getan hatten an ihrem ersten Tag.

Sie beschlossen, am Abend das kostenlose Barbecue wahrzunehmen, das vom Hotel wie an jedem Mittwoch angeboten wurde. Ganz kostenlos war es allerdings nicht – man mußte ein Getränk kaufen, dann war es kostenlos. So erhob sich die Frage, was sie bis dahin unternehmen wollten.
„Wir sind ja ganz nah an der Oper von Sydney“, sagte Hermione, „die ist doch berühmt, kann man auf jedem Australienplakat sehen. Wir müßten nur durch den Botanischen Garten gehen, der ist nicht weit.“
„Ach komm, Hermione, wir sind schon seit werweißwielange auf den Beinen, und es ist schon später Nachmittag und zu Hause ist es mitten in der Nacht und ich bin müde und ich habe keine Lust mehr“, nörgelte Harry. „Laßt uns in den Botanischen Garten gehen und uns unter einen Baum legen.“
Hermione sah die anderen an, die aber auch keine Anstalten machten, Partei für sie zu ergreifen.
„Na schön“, sagte sie, „dann gehen wir eben in den Botanischen Garten. Vielleicht kommen wir ja morgen dazu, die Oper anzuschauen. Und vielleicht machen sie dort auch Führungen.“

Am Abend wurde es wieder richtig kühl. Am Tage war die Temperatur ganz angenehm gewesen, wenn auch nicht warm. Immerhin war Winter auf der Südhalbkugel, aber es hatte sich angefühlt wie ein schöner englischer Herbsttag. Die Sydneysider schienen das nicht ganz so zu sehen, denn viele liefen in Mänteln und Schals herum. Europäische Touristen erkannte man daran, daß sie Pullover oder leichte Jacken trugen.
Um den großen Grill hatten sich inzwischen viele Leute eingefunden, die den Tag über in Sydney unterwegs gewesen waren. Im Hotel war es jetzt auch viel lebendiger. Harry, Hermione, Ron und Dudley hatten jeder ein Getränk gekauft und konnten damit kostenlos beim Barbecue zulangen. Harry hatte sich ausgerechnet, daß zu Hause der Morgen anbrach, jedenfalls fühlte er sich schon munterer. Das konnte natürlich auch damit zusammenhängen, daß er im Park unter einem besonders knorrigen Baum eingeschlafen war.
„Die Australier grillen sehr gern“, hörte er einen Kanadier seinem Reisegefährten erklären, „die werfen alles auf den Grill, was nicht bei drei auf den Bäumen ist.“
Auch Ron hatte es gehört und beugte sich zu Harry vor: „Erinnerst du dich, wie Malfoy, dieses Frettchen, mal gefragt hat, wozu Hagrids Knallrümpfige Kröter gut sein sollen?“
„Ja“, sagte Harry, „Hermione hatte doch gesagt, daß sie vielleicht irgendeine heilende Substanz absondern, nicht?“
„Das habe ich nur gesagt, um Malfoy den Wind aus den Segeln zu nehmen“, erinnerte ihn Hermione, die zugehört hatte, während sie ein Rippchen verspeiste.
„Knallrümpfige Kröter?“ fragte Dudley.
„Das war eine Spezialzüchtung von Hagrid“, erläuterte Harry, „du erinnerst dich sicher – der riesenhafte Typ, der damals in der Hütte im Meer quasi mit der Tür ins Haus gefallen ist.“
Dudley war unangenehm berührt.
„Den vergesse ich ganz bestimmt nicht. Ich meine, warum hat er mir eigentlich ein Schweineschwänzchen verpaßt? Ich hatte doch nichts getan.“
„Das spielt jetzt keine Rolle, Big D“, sagte Harry beschwichtigend.
Er wußte, daß Dudley Recht hatte. Es war Onkel Vernon gewesen, der Dumbledore beleidigt hatte, nicht Dudley, aber dieser hatte Hagrids Zorn zu spüren bekommen. Nur hatte es Harry damals nicht so empfunden, weil er selbst ziemlich viel von Dudley einstecken mußte.
„Die Knallrümpfigen Kröter“, fuhr er schnell fort, „waren irgendwie so ähnliche Viecher wie Skorpione oder Asseln oder etwas dazwischen, nur konnten sie nicht so gut laufen. Aber sie waren zwei Meter lang oder so. Manchmal schoß aus ihrem – ähm – Allerwertesten ein Feuerstoß, so als würden sie explodieren. Hagrid fand sie interessant. Wir – ähm – nicht so.“
„Und wozu waren die gut?“ fragte Dudley verständnislos.
„Das hat niemand rausbekommen“, sagte Ron. „Aber vielleicht hätten wir es wie die Australier machen sollen: Ein Viech auf den Grill schmeißen und gucken, ob es wenigstens gut schmeckt.“
„Ich glaube, ich hätte nicht probiert“, erklärte Hermione.
Es wurde noch ein schöner Abend, und sie kamen mit anderen Gästen ins Gespräch, die zum Teil ihren Australienaufenthalt schon hinter sich hatten und hier ihre letzte Station vor dem Rückflug einlegten. Andere waren wie Harry und seine Freunde gerade erst angekommen, kannten Australien jedoch schon von früheren Besuchen. Wieder andere waren völlig unerfahren.

Schließlich wurde es Zeit, ins Bett zu gehen. Alle waren sie so müde, daß zumindest für diese Nacht die Zeitumstellung kaum ein größeres Problem darstellen würde. Hermione vermutete zwar, daß sie hin und wieder aufwachen würden, weil der Zeitunterschied immerhin elf Stunden betrug, aber Harry war sich sicher, daß er wie ein Stein schlafen würde – jedenfalls fühlte er sich wie ein solcher.
Sie zogen ihre Schlafanzüge an und stiegen ins Bett. Das Deckenlicht war noch eingeschaltet.
„Ich mach aus“, sagte Dudley, doch Ron hatte gerade etwas hervorgeholt.
„Ich mache das“, sagte er. „ich habe hier den Deluminator, den mir Dumbledore vermacht hat.“
Er klickte und das Deckenlicht ging aus. Es war, als ob sich mit der Dunkelheit plötzlich eine Erkenntnis ausbreitete.
„Der Deluminator“, murmelte Ron.
„Jaah“, murmelte Harry.
„Das ist es!“ sagte Hermione.
„Was ist was?“ wollte Dudley wissen.
Ron ließ den Deluminator klicken, und das Deckenlicht war wieder da. Sie stiegen aus ihren Betten und starrten das silberne Gerät, das so sehr einem Feuerzeug glich, an.
„Na und?“ fragte Dudley.
„Damit kann man nicht nur Lichter ausknipsen“, erklärte ihm Ron. „Damit kann man auch Leute wiederfinden. Das habe ich herausgefunden, als ich mich letzten Herbst von Harry und Hermione getrennt habe. Ich konnte sie dann zuerst nicht wiederfinden, bis ich mal Hermiones Stimme aus dem Apparat gehört habe. Und dann habe ich geklickt und das Licht ging aus. Und dann habe ich nochmal geklickt und ein blaues Licht ist – naja – es war dann da, eine Lichtkugel. Und diese Lichtkugel ist in mich hineingeschwebt und da konnte ich in die Nähe des Zeltes der beiden apparieren.“
„Aha“, sagte Dudley und sein Gesicht verriet deutlich, daß er nicht sah, wo der Punkt war.
„Dudley“, schaltete sich Harry ein, „dieses Ding kann einen zu Leuten führen, das ist es, worum es geht!“
„Ah!“ sagte Dudley und dieses Mal zeigte seine Miene, daß er verstanden hatte.
Hermiones Gesicht glühte vor Erwartung. Auch Harry war begeistert: Jetzt dürfte es nur eine Frage von Minuten sein, und ihre Mission wäre erfüllt.
„Dann mach mal, Ron, schnell“, drängte Hermione.
Ron hob den Deluminator. Er klickte. Das Deckenlicht erlosch.


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Zwischen Harry, Ron und Hermine gibt es Unterschiede, zum Beispiel im Vokabular. Ron ist der britische "lad", etwas bildungsfern, wie wir hier sagen würden, jedenfalls der Welt der Theorie und Metaphysik nicht sonderlich zugetan. Sein Vokabular ist etwas gröber und eingeschränkter als das Hermines, die mehr die Intellektuelle ist und sehr elaboriert sprechen kann, jedenfalls wenn sie in Laune ist. Harry liegt dazwischen, mit Sympathien für Ron, wenn es darum geht, vermeintlich hochgestochenes Gerede zu verulken. Aber keiner spricht wirklich lax oder fehlerhaft.
Klaus Fritz