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Fanfiction

Nach der Schlacht von Hogwarts - Letzte Tage mit Ginny

von Krabbentaucher

„Harry, hörst Du mir überhaupt zu?“
„Hm? Entschuldige, Hermione.“
Hermione seufzte. Es war der dreißigste Juni, und sie versuchte gerade, ihren beiden Freunden und Reisegefährten etwas über die Reisevorbereitungen für Australien zu erzählen. Wie nicht anders zu erwarten, hatte sie sich sowohl in einer Muggelbuchhandlung als auch bei Flourish und Blotts jeweils einen Reiseführer gekauft. Ron hing zwar an ihren Lippen, doch war nicht erkennbar, ob er ihrem Vortrag lauschte oder der Erinnerung an den letzten Kuß vor einer Viertelstunde nachhing. Harry tippte auf letzteres. Was ihn anging, so hatte er Schwierigkeiten, sich auf etwas anderes zu konzentrieren als auf Ginny, die am Abend mit den anderen Schülern aus Hogwarts in London King's Cross ankommen würde. Schon den ganzen Tag war er aufgeregt. Das Wetter paßte auch zu diesem freudigen Ereignis, denn die Sonne schien sich ihrer Aufgabe im Sommer erinnert zu haben. Es war das erste Mal seit einem Monat, daß Harry ein T-Shirt trug. Er sah jetzt Hermione direkt an und bemühte sich, interessiert zu wirken.
„Hmpf“, machte Hermione, holte Luft und nahm ihren Faden wieder auf.
„Wie ihr wißt, fahren wir weit weg. Also – was packen wir ein?“
„Ich nehme einen Rucksack mit“, sagte Harry, um zu demonstrieren, daß er nun ganz bei der Sache war.
„Das machen wir doch wohl alle“, schnappte Hermione, „die Frage ist doch, was wir einpacken. Zunächst mal: Wir müßten jeder zwei Rucksäcke mitnehmen. Einen großen Rucksack für das ganze Gepäck und einen kleinen Rucksack für das Handgepäck. Und da -“
„Warum denn das?“ fragte Harry. „Wenn wir was brauchen, können wir es doch aus dem Rucksack nehmen.“
Hermione schnaubte ungeduldig und erwiderte: „Können wir nicht. Das Gepäck wird eingecheckt, das landet im Bauch des Flugzeugs. Da kommen wir nicht dran. Und – denkt nicht einmal daran, irgendwas mit einem Aufrufezauber zu machen, das würde nämlich auffallen. Also: Handgepäck. Wo ich gerade beim Zaubern bin: Wir müssen unsere Zauberstäbe möglichst unauffällig unterbringen. Das Gepäck – auch das Handgepäck – wird nämlich durchleuchtet, und wenn die merkwürdige Holzstäbe sehen, dann gibt es Probleme. Packt ein kleines Handtuch ein und vielleicht eine Zahnbürste oder so.“
„Warum durchleuchten die das Gepäck?“ fragte Ron.
„Damit keine Bomben oder Waffen ins Flugzeug geschmuggelt werden“, sagte Hermione. „Das ist so wie mit Filch und seinen Geheimnisdetektoren. Weiter: Kleidung. Ich weiß nicht, wo in Australien meine Eltern gelandet sind. Australien ist keine Insel, das ist ein Kontinent. Der Süden und der Südwesten sind gemäßigt, also ähnlich wie hier. Oder doch eher wie in Südfrankreich oder Italien oder so. Sydney liegt jedenfalls in dieser Klimaregion. Jetzt ist dort Winter -“
„Warum das?“ wollte Ron wissen. „Hier ist Sommer.“
„Südhalbkugel“, erklärte Harry, „Astronomie, erinnerst du dich?“
„Ach ja.“
„Also, wie gesagt, dort ist jetzt Winter. Es ist aber trotzdem über 20 Grad warm, aber es regnet. In Australien ist nämlich auch Regenzeit. Das gilt für den Süden und für den tropischen Norden. Da ist es aber über 30 Grad warm. Dazwischen sind die Wüsten und Steppen, da regnet es selten. Dort ist es auch heiß. An der Westküste, also Sydney und und so, ist es immerhin warm, vor allem, wenn es mal nicht regnet.“
„Schön, dann können wir baden gehen, wenn wir uns mal eine Pause gönnen“, sagte Ron und fuhr mit einem Seitenblick auf Hermiones eifriges und entschlossenes Gesicht fort: „Wir müssen uns mal eine Pause gönnen, sonst drehen wir noch durch. Ich zumindest.“
„Ich bin auch dafür“, pflichtete Harry ihm bei.
„Gut, von mir aus, wir machen auch mal Pause. Dann müßt ihr Badehosen mitnehmen.“
Harry fiel ein, daß er gar keine besaß. Zuletzt war er mit zehn Jahren schwimmen gewesen, wenn man seine Tauchtour im See während des Trimagischen Turniers und seinen Versuch, das Gryffindor-Schwert aus dem Weiher zu ziehen außer Acht ließ. Und was Ron anging – Zauberer trugen meistens Muggelklamotten, die aussahen, als hätten die Muggel sie schon vor zehn Jahren in die Altkleidersammlung gegeben. Natürlich war Ron routinierter als sein Vater, was die Auswahl von Muggelsachen anging, aber wirklich überzeugend waren nur seine Jeans. Harry vermutete, daß Rons Badehose Ähnlichkeit mit dem haben dürfte, was man auf alten Strandfotos aus den fünfziger Jahren sehen konnte.
„Auf jeden Fall müssen wir uns auch auf kaltes Wetter einstellen. Ihr wißt ja: Dort unten ist jetzt Winter. Nicht so kalt wie hier, aber man weiß nie. Also nicht nur T-Shirts mitnehmen. Übrigens sollten wir auch gute Sonnencreme einpacken, in Australien brennt die Sonne nämlich ziemlich stark, selbst wenn es Winter ist und kühl und bewölkt.“
Harry wußte, daß Hermione auf das Ozonloch anspielte, aber da dieses noch nie in der magischen Presse erwähnt worden war, dürfte es Ron unbekannt und überdies schlecht zu erklären sein.
„Am besten tragen wir zumindest T-Shirts, wenn es warm wird. Aber nehmt auch einen Pullover und Regensachen mit. Und vielleicht eine kurze Hose, falls es richtig heiß wird.“
„Ist aber 'ne Menge Zeug, vor allem für knapp zwei Monate“, bemerkte Ron, „wir sollten vielleicht auch Waschmittel oder so einpacken.“
„Gute Idee, Ron“, antwortete Hermione strahlend.
„Du könntest uns aber auch diesen Zauber beibringen, mit dem du so viel Zeug in deine Perlentasche reingekriegt hast“, beteiligte sich Harry mit einem seiner Ansicht nach guten Vorschlag an der Diskussion.
„Das geht nicht“, ließ ihn Hermione auflaufen, „das fällt doch auf, wenn der Rucksack viel schwerer ist als er von außen aussieht. Außerdem weiß ich nicht, ob es auffällt, wenn er durchleutet wird. Und wenn die Muggel erstmal darin wühlen...“
„Ich bin halt noch nie geflogen“, verteidigte sich Harry.
„Warum das nicht? Hatten die Dursleys Flugangst?“
„Nein, aber bevor sie abgeflogen sind, haben die mich immer bei Mrs Figg deponiert. Ich war bisher nicht einmal in der Nähe eines Flughafens.“
Hermione seufzte.
„Hoffentlich kann mir Dudley ein wenig helfen, euch ins Flugzeug zu kriegen.“
Harry hegte Zweifel.
„Soll ich den Ausknipser mitnehmen? Vielleicht nützt er ja was, schließlich hat er mich damals zu euch zurückgeführt“, meldete sich Ron zu Wort.
„Oh Ron, das wäre wunderbar. Eine gute Idee, wirklich. Jetzt aber noch etwas zur Magie. In Australien sind die magische Hauptstadt und die Muggelhauptstadt nicht identisch. Das australische Zaubereiministerium befindet sich in Melbourne. Das ist die frühere Hauptstadt der australischen Muggel. Als die Muggelregierung nach Canberra umgezogen ist, sind die Zauberer nicht mitgekommen. Außerdem fühlen sich viele Zauberer vom Zaubereiministerium nicht vertreten. Das hängt mit der Geschichte zusammen. Die weißen Zauberer sind mit den anderen weißen Einwanderern ins Land gekommen, nachdem nicht mehr nur Sträflinge dorthin gebracht wurden. Und sie haben sich die Haltung zu eigen gemacht, die die weißen Muggel den Ureinwohnern gegenüber eingenommen haben. Und das heißt, daß sie die Ureinwohner verachtet und verfolgt haben. Bei den Ureinwohnern gab es übrigens keine Trennung in magische Welt und Muggelwelt. Die Zauberer waren nämlich dann die Medizinmänner. Und Zauberstäbe kannten sie auch nicht. Das ist anders gewesen als bei uns. Und deshalb haben die weißen Zauberer die Aboriginezauberer auch nicht ernst genommen.“
„Es ist immer dasselbe mit uns, was?“ sagte Ron. „Wir sind die größten, wir sind die besten und wir sind Idioten.“
„Richtig“, pflichtete Hermione ihm bei. „Hauselfen gibt es in Australien übrigens auch nicht. Es gibt zwar Elfen, aber die Aborigines sind nicht auf die Idee gekommen, sie zu versklaven. Und als die weißen Zauberer das versucht haben, hat sich das schnell unter den Elfen herumgesprochen. Die haben sich dann gewehrt.“
Hört sich nach einem Paradies für Hermione an, dachte Harry, behielt diesen Gedanken aber für sich.

Er ging nach dieser Besprechung rastlos durch den Fuchsbau, denn er mußte daran denken, daß Ginny im selben Augenblick im Hogwarts-Expreß saß und gewissermaßen auf ihn zu fuhr. Es war für Harry ein merkwürdiger Gedanke, auf sie in King's Cross zu warten, während er in den vergangenen Jahren selbst erwartet worden war – wenn auch nicht unbedingt von Leuten, die sich auf ihn gefreut hatten. Er nahm den ausgelesenen Tagespropheten vom Morgen zur Hand. Sein Blick fiel noch einmal auf die Anzeige, die schon seit letztem Freitag geschaltet wurde.

AB ERSTEM JULI AUF SENDUNG:

Sie haben eifrig „Potterwatch“ gehört? Sie wollen auch weiterhin einen unabhängigen, flotten Sender hören? Stellen Sie Ihr Radio auf die bekannte „Potterwatch“-Welle ein und hören Sie den neuen Sender, geführt vom Macher von „Potterwatch“:

MOW – MAGISCHER OHRWURM

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Sie suchen nach einem Kessel voller Liebe, der Sie warm hält die ganze Nacht? Also, das tut uns leid, echt jetzt.

Lee Jordan, Wellenchef

Harry schmunzelte. Wenn er die Sache richtig einschätzte, dürfte der MRF, der Magische Rundfunk, am nächsten Tag mehr Zuhörer verlieren, als er für möglich gehalten hätte. Und Lee Jordan hatte seinen Sendestart perfekt terminiert. Am Abend kehrten die Hogwarts-Schüler nach Hause zurück und würden schon dafür sorgen, daß am ersten Ferientag das richtige Programm eingeschaltet werden würde.

Wenige Stunden später stand Harry mit Mrs und Mr Weasley in King's Cross vor der Absperrung zwischen Gleis neun und zehn. Hermione und Ron waren im Fuchsbau geblieben, und Harry vermutete, daß sie die Zeit ganz gut miteinander rumkriegen würden. George mußte sich noch um die Wohnung über seinem Laden kümmern, während Percy Überstunden im Ministerium machte. Harry dachte darüber nach, daß er in zwölf Jahren hier stehen und Ted Lupin nach dessen erstem Jahr in Hogwarts erwarten würde. In welches Haus würde Ted kommen? Tonks war eine Hufflepuff, während Remus natürlich ein Gryffindor war. Die Gryffindor-Eigenschaften waren vielleicht wie geschaffen für den Kampf, aber Gerechtigkeit, Fleiß und Treue – das war für den Aufbau einer Gesellschaft besser geeignet.
Harry riß sich von diesen Gedanken los. Er schaute auf die Uhr und stellte fest, daß der Schulzug vor kurzem in den Bahnhof eingelaufen war. Vermutlich drängten die Schüler gerade aus dem Waggons und mußten bald die Absperrung passieren. Harry starrte unruhig auf die scheinbar massive Wand. Plötzlich erschienen wie aus dem Nichts die ersten Zauberschüler. Harry ging hinter Mrs und Mr Weasley ein wenig in Deckung. Er hatte keine Lust, mitten im Bahnhof einen Riesenauflauf zu verursachen. Der Bahnsteig wurde immer voller. Eltern nahmen erfreut und zum Teil auch erleichtert ihre Kinder in Empfang.
Dann sah Harry einen Schopf langer hellblonder Haare – und daneben lange rote Haare. Während Luna Lovegood seitlich abbog, um zu ihrem Vater zu gelangen, steuerte Ginny direkt auf ihre Eltern zu, den schweren Hogwartskoffer und den Käfig mit Pigwidgeon hinter sich herziehend.
„Mom! Dad!“ rief sie.
„Ginny!“ antworteten Mrs und Mr Weasley.
Sie nahmen ihre Tochter in den Arm. Harry hielt sich noch ein wenig im Hintergrund. Doch als Ginny sich von ihren Eltern löste, trat er hervor. Sie erstarrte kurz, dann umarmten sie sich. Beide sahen einander in die Augen, doch Ginny warf einen zweifelnden Seitenblick auf ihre Eltern. Diese wiederum betrachteten das Schauspiel halb mit Skepsis, halb mit Freude. Harry war hin- und hergerissen, ob er Ginny jetzt küssen sollte – was er liebend gern getan hätte – oder ob er es auf dem Bahnsteig vor ihren Eltern lassen sollte.
„Ich würde sagen, wir apparieren schon einmal voraus“, sagte Mr Weasley und deutete auf Pigwidgeon, der schon angefangen hatte, aufgeregt zu zwitschern.
Mrs Weasley blickte ihren Mann erstaunt an, dann begriff sie. Sie nahm den Käfig, er den Koffer, und beide didapparierten mit einen „Plopp“. Harry und Ginny sahen sich wieder in die Augen, dann drückten sie ihre Lippen aufeinander. Harry war es, als breitete sich eine angenehme Wärme im ganzen Körper aus. Er spürte ihren zierlichen Körper in seinen Armen und ihre Hände auf seinem Rücken.
Nach einiger Zeit, die Harry nicht bemessen konnte, lösten sie ihre Lippen voneinander.
„Wollen wir dann zum Fuchsbau apparieren?“ fragte Ginny.
„Warum?“ erwiderte Harry.
Ginny sah Harry an, dann die Hogwartsschüler, die interessiert herüberspähten, dann wieder Harry. Er grinste.
„Hast eigentlich recht“, sagte sie schließlich und zog Harrys Kopf wieder zu ihrem hinunter.
Harry störte sich nicht dran, daß mehrere seiner Mitschüler neugierig zuguckten. Es war, als ob die Welt nur noch aus ihm und Ginny bestand. Als in der Nähe lautes Bremsenquietschen zu hören war, sah er aber doch auf. Auf Gleis neun war gerade ein Intercity eingefahren, dessen Fahrgäste nun begannen, auf den Bahnsteig zu fluten. Von den Zauberschülern war kaum noch jemand da.
„Ich glaube, jetzt können wir doch mal zum Fuchsbau apparieren. Wie ist es – Du müßtest das doch jetzt können?“
„Können schon, aber dürfen nicht“, erläuterte Ginny. „Ich werde ja erst am elften August volljährig, deshalb habe ich meine Prüfung noch nicht abgelegt.“
„Dann werde ich dich zum Fuchsbau bringen“, sagte Harry.

Die folgenden Tage im Fuchsbau verliefen leider nicht ganz so ungestört, wie Harry es gern gehabt hätte. Zwar hatte Harry noch am Abend von Ginnys Rückkehr seine Scheu ein wenig zurückgedrängt, mit ihr im Angesicht ihrer Eltern Zärtlichkeiten auszutauschen, so daß er es bereits am nächsten Tag fertigbrachte, sie leidenschaftlich zu küssen, aber die Reisevorbereitungen nahmen einiges an Zeit in Anspruch. Dabei hörten sie den Magischen Ohrwurm, der am ersten Juli auf Sendung gegangen war. Lee Jordan hatte seine Ankündigung wahr gemacht, daß er auch die Muggel-Charts berücksichtigen würde, und so erfuhr der geneigte Radiohörer, daß in der Vorwoche „Embrace“ mit „The Good will out“ die britische Rangliste angeführt hatte.
Ginny hatte mit ihren Eltern, vor allem ihrer Mutter, gestritten, weil sie gerne mit nach Australien gekommen wäre.
„Du könntest mich doch auch so mitnehmen“, sagte sie schließlich zu Harry, nachdem sie bei ihren Eltern endgültig abgeblitzt war.
„Ginny, ein Flugzeug ist kein Zug – da braucht man einen Flugschein, die kontrollieren alles ziemlich genau“, gab Hermione zu bedenken, „glaub mir, ich bin schon mal geflogen, also mit dem Muggelflugzeug, da hast du keine Chance.“
„Und du bräuchtest einen gültigen Riesepaß“, pflichtete Harry ihr bei, „das dauert mindestens zehn Tage, das kriegen wir nicht mehr hin.“
Ginny war eingeschnappt und verkroch sich in ihr Zimmer. Zuvor hatte sie für sich, aber deutlich für alle anderen hörbar ihr Leid darüber geklagt, daß sie erst am elften August volljährig werden würde.

Harry ging an einem Nachmittag mit Ron hinunter ins Dorf. Nachdem Ron mit seinem Wunsch durchgekommen war, auch mal eine Pause am Strand einzulegen, wenn es sich ergab, war die Anschaffung strandtauglicher Kleidung unumgänglich geworden. Während Harry ohnedies keine Badehose besaß, hatte sich seine Vermutung bewahrheitet, was Rons Badebekleidung anging. Die Badehose war derart altmodisch und inakzeptabel, daß Hermione kurzerhand die beiden Jungen in Marsch gesetzt hatte, etwas in dieser Richtung zu unternehmen. Harry fragte sich, ob Ottery St Catchpole nicht ein wenig zu klein für ein Geschäft war, wo es das Gewünschte gab. Doch Ron hatte gesagt, daß er ein Kleidungsgeschäft kenne.
Schließlich standen beide davor.
„Sieht aus wie ein Second-Hand-Laden“, bemerkte Harry.
„Blitzmerker! Steht ja auch oben drüber. Da kaufen wir immer unsere Muggelkleidung. Bei Madam Malkin findest du sowas ja nicht.“
Harry blickte zweifelnd in die Schaufensterauslage. Die hellbraune Cordhose und der mit grünen Rauten verzierte dunkelbraune Pullover ließen nicht gerade auf modische Aktualität schließen. Hier erklärte sich der spezielle Muggelkleidungsgeschmack der Weasleys. Harry wollte Ron gerade sagen, daß der Besuch in dem Laden reine Zeitverschwendung wäre, da hatte dieser auch schon die Tür geöffnet und war reingegangen. Harry folgte ihm.
„Wird der Laden von Zauberern geführt?“ flüsterte Harry Ron zu.
„Nein“, erwiderte Ron knapp und machte ein etwas angespanntes Gesicht.
Offenbar siegte nun doch die Scheu davor, sich ohne Hilfe seiner Eltern der Muggelwelt ausgesetzt zu haben.
„Was darf's denn sein?“ fragte der Verkäufer, der hinzugetreten war.
Harry schätzte, daß der Verkäufer nur etwa fünf Jahre älter war als er selbst. Ron hatte offenbar Ladehemmung, darum nahm Harry die Sache in die Hand: „Wir verreisen nach Australien, und da wollten wir noch etwas Luftiges kaufen. Badehose oder so.“ Nach einem kurzen Blick in den Laden, der stark an eine Kleiderkammer erinnerte, die Harry schon einmal im Fernsehen gesehen hatte, setzte er hinzu: „Was cooles.“
Der Verkäufer war Harrys Blick gefolgt und schien zu verstehen.
„Und warum seid ihr dann hier reingekommen?“
Harry guckte den Verkäufer ob seiner Ehrlichkeit ganz erstaunt an. Dieser zuckte mit den Schultern.
„Wir verkaufen eben, was sich verkaufen läßt. Ist schon merkwürdig hier, 'nen Laden wie 'n Altkleidercontainer, aber es gibt hier genug komische Leute, die das so wollen. Liegt vielleicht am Wasser hier, anders kann ich es mir nicht erklären.“
Ron guckte sehr säuerlich. Harry hatte Mühe, sich ein Lachen zu verbeißen, schließlich hatte er eine deutliche Ahnung, daß es nicht am Wasser lag.
„Wo können wir denn hingehen? Gibt es hier im Dorf überhaupt ein Geschäft dafür? Also für das, was wir suchen?“
„In der Parallelstraße. Da ist ein Schuhgeschäft, die haben auch eine Ecke für Sportartikel, da findet ihr vielleicht etwas.“
Harry und Ron verließen das Geschäft und gingen die Straße hinunter.
„Was sollte das denn heißen?“ ereiferte sich Ron. „Altkleidercontainer?“
Harry mußte grinsen.
„Was ist?“ hakte Ron nach.
„Weißt du“, antwortete Harry bedächtig, „ihr Zauberer habt manchmal -“
„Was heißt hier 'ihr Zauberer'? Du bist selber einer.“
„Na gut – einige Zauberer neigen zu etwas seltsamen Zusammenstellungen, wenn sie versuchen, sich wie Muggel zu kleiden.“
„Und ähm – wir etwa auch?“
Harry sah Ron von der Seite an.
„Deine Jeans sind ganz in Ordnung, echt.“
„Und mein T-Shirt?“
„Hm. Auch.“
„Und Dad?“
Harry seufzte. Dann rang er sich zu einer halbwegs ehrlichen Antwort durch: „Als dein Dad mich damals zur Anhörung begleitet hat, da hat er eine Bomberjacke zu einer Nadelstreifenhose getragen.“
„Und? Ich habe mal gehört, daß Nadelstreifenhosen zur etwas besseren Muggelkleidung gehören.“
Harry seufzte erneut.
„Jah, schon, aber nicht zusammen mit Bomberjacken, das ist einfach eine komische Mischung.“
Ron wollte die Diskussion fortführen, aber glücklicherweise waren sie an dem Geschäft angelangt, das der Verkäufer des Second-hand-Ladens beschrieben hatte.

„Zeigt doch mal her!“
Harry und Ron waren eben aus dem Dorf zurückgekehrt, jeder mit einer Tüte in der Hand. Ginny wollte die Ausbeute in Augenschein nehmen, und auch Hermione schaute interessiert, wenn auch eher skeptisch zu. Ginny nahm Harry kurzerhand die Tüte aus der Hand und förderte zwei kurze Hosen zutage.
„Sind die süß! Aber wozu zwei?“
Harry wurde etwas verlegen. Er murmelte: „Die eine Shorts ist eine Sporthose, so zum so rumlaufen wenn es heiß ist, habe ich mir gedacht. Das andere ist eine Badeshorts.“
„Ja“, erklärte Ron, „der Typ im Laden hat gesagt, daß man am Strand Badeshorts trägt. Badehosen seien uncool, die würde man nur für echten Schwimmsport tragen.“
„Stimmt das denn, Harry?“ wollte Ginny wissen.
Harry zuckte nur mit den Schultern.
„Das letzte Mal, daß ich irgendwo zum Schwimmen war, also so in einem Strandbad, das war mit den Dursleys, als ich zehn Jahre alt war. Ist schon etwas her. Da habe ich Dudleys alte Bodehose aufgetragen, und das war ganz bestimmt uncool.“
„Zieh doch mal an und laß sehen!“ verlangte Ginny.
Harry spürte nun, daß sein Gesicht heiß wurde. Er würde ganz bestimmt nicht vor Ginny und den anderen posieren. Er war schon unangenehm genug berührt, als sich seine Doppelgänger damals in der Küche im Ligusterweg vier ausgezogen hatten.
„Die sind für Australien, Ginny“, erklärte er, wie er hoffte, bestimmt, „gib her, ich lege sie zu den Sachen, die ich nachher einpacke.“
Und um jeglichen Widerspruch im Keim zu ersticken, zog er Ginny zu sich heran und küßte sie leidenschaftlich.

Schließlich war der Sonntag vor dem Abflug gekommen. Es war schon Abend, als sich Harry und die Weasleys sowie Hermione, die er alle eingeladen hatte, zum Aufbruch bereit machten.
„Das ist wirklich sehr nett von dir, Harry, daß du mich auch eingeladen hast, nach allem, was ich so gemacht habe“, sagte Percy.
„Kein Problem, Percy“, erwiderte Harry.
„Wird bestimmt merkwürdig, diesen alten Kasten wiederzusehen“, bemerkte George und meinte damit das Haus Grimmauldplatz zwölf.
„Oh Leute, ihr werdet staunen, was Kreacher inzwischen alles gemacht hat. Man kann es dort jetzt richtig aushalten“, sagte Harry.
„Ich weiß nicht, ob ich Kreacher unbedingt wiedersehen will“, sagte Ginny, während Mrs Weasley nickte.
„Ginny, Kreacher hat sich total geändert“, belehrte sie Hermione, „erinnerst du dich nicht an die Schlacht von Hogwarts, als Kreacher an der Spitze der Hauselfen die Todesser angegriffen hat? Wir waren doch zusammen mit ihm im Haus, letztes Jahr im August. Da hat er sogar aufgehört, mich 'Schlammblüterin' zu nennen.“
„Weil ich es ihm verboten habe“, gab Harry zu bedenken.
„Ja, aber ich denke, er hat es dann freiwillig bleiben lassen.“
„So, können wir dann aufbrechen?“ fragte Harry und schwang sich seinen fertig gepackten Rucksack über die Schulter.
Den Rucksack hatte sich Harry neu gekauft, weil er seinem altem Rucksack, der immerhin schon einen Luftkampf und eine mehrmonatige Reise durch Großbritannien hinter sich hatte, keine lange Suche auf einem fernen Kontinent mehr zumuten wollte. Da er den Rucksack nicht in der Winkelgasse, sondern in einem Trekkinggeschäft der Muggel eingekauft hatte, war er auf dem Stand der Technik: Gepolsterte Schulterriemen, Beckengurt, Hüft- und Schulterpolster. Trotzdem war er sehr schwer, weil Harry ziemlich viele Sachen eingepackt hatte. Er wollte gerade Ginny an die Hand nehmen, da meldete sich Percy noch einmal: „Wo sollen wir denn hinapparieren? Ist ja immerhin das Hauptquartier des Phönixordens – ich bin ja nicht beigetreten, und da ist doch bestimmt ein Abwehrzauber drauf?“
„Kein Problem, Percy“, sagte Ron, „Dumbledore war Geheimniswahrer, und nach seinem Tod sind wir Geheimniswahrer geworden. Du kannst mit mir apparieren.“
Schließlich apparierten alle zum Grimmauldplatz. Harry sagte nun zu Percy: „Das Hauptquartier des Orden des Phönix befindet sich im Grimmauldplatz Nummer zwölf.“
Percy blickte erst Harry verständnislos an, dann die Häuser vor ihm. Plötzlich machte er ein erstauntes Gesicht. Offensichtlich rückten für ihn gerade die Häuser Nummer elf und dreizehn auseinander, um Nummer zwölf Platz zu machen.
„Die Fassade muß ich auch noch eines Tages in Angriff nehmen“, bemerkte Harry. „Ich schlage vor, daß ich vorausgehe – wegen des Anti-Snape-Schutzzaubers.“

Nachdem Harry den Schutzzauber gebrochen hatte und alle in der Eingangshalle standen, verbeugte sich auch schon Kreacher vor ihnen.
„Kreacher ist außer sich vor Freude, daß der Meister zurück ist. Kreacher grüßt auch die Gäste des Meisters. Wenn Kreacher eben das Gepäck auf die Zimmer tragen dürfte?“
„Laß mal, Kreacher, du hast schon so viel gemacht“, sagte Harry, „zeig den anderen einfach, welche Zimmer du für sie vorgesehen hast.“
Kreacher verbeugte sich erneut.
„Wenn die Herrschaften Kreacher dann folgen wollen?“
Harry dachte, daß Kreacher im Hotelfach gar nicht so schlecht aufgehoben wäre, so gekonnt geleitete er Hermione und die Weasleys auf ihre Zimmer. Dabei fiel ihm auf, daß Kreacher Ginny in einem Einzelzimmer direkt neben Harrys Schlafzimmer untergebracht hatte. Harry wußte nicht, ob er deswegen verlegen oder erfreut sein sollte. Er betrat sein Schlafzimmer und legte seinen Rucksack ab. Dann kontrollierte er, ob er noch seinen Flugschein hatte. Außerdem holte er seinen kleinen Tagesrucksack aus dem großen Rucksack heraus und verstaute seinen Zauberstab so, daß er bei einer Handgepäckkontrolle nicht auffallen würde. Als er fertig war, erschien Kreacher.
„Das Abendessen kann in etwa einer halben Stunde serviert werden, Meister, Kreacher hat soweit alles vorbereitet. Wünscht der Meister, daß das Mahl in der Küche oder im Speisezimmer serviert wird?“
Harry überlegte kurz.
„Ich würde sagen, wir essen in der Küche, da ist es am gemütlichsten und du mußt dir nicht soviele Umstände machen.“
Kreacher verbeugte sich und verließ das Zimmer. Später trat Ginny ein.
„Hallo, Harry – na, alles bereit?“
„Ja“, sagte Harry.
„Jetzt haben wir nur noch etwa einen Tag zusammen, nicht wahr?“
Beide umarmten sich. Harry hauchte noch: „Den müssen wir nutzen.“
Dann küßten sie sich. Harry spürte Ginnys Hände auf seinem Rücken. Während eine Hand ein Stück unter seinen Schulterblättern blieb, glitt die andere hinunter, bis sie schließlich auf den Pobacken lag. Dann glitt Ginnys Hand wieder nach oben. Mit einem leichten Schauer bemerkte Harry, wie sie direkt auf seinem Rücken unter seinem T-Shirt nach oben fuhr. Er selbst streichelte Ginny sanft den Rücken. Wenn es in diesem Augenblick nach ihm gegangen wäre, dann hätte das Abendessen getrost ausfallen können.
„He, Harry! Das Abendessen ist...“
Ron hatte ohne anzuklopfen die Tür zu Harrys Zimmer aufgerissen und war nun erstarrt. Harry hatte seine Lippen von Ginnys gelöst und schaute zu Ron auf. Auch Ginny hatte den Kopf zu ihrem Bruder gedreht. Harry und Ginny standen seitlich zu Ron. Rons Blick wanderte zu Harrys Rücken. Harry wünschte sich, Ginny würde unauffällig ihre Hand unter seinem T-Shirt hervorziehen, aber sie war dazu offenbar zu überrascht.
„Ja, was ist, Ron?“ fragte Harry, um Ron abzulenken.
Dabei drehte er sich mit Ginny so, daß sie zwischen ihnen stand und sein Rücken Rons Blicken entzogen war. Das wiederum veranlaßte Ginny, sich von Harry weg- und zu ihrem Bruder hinzudrehen, so daß sie sich von Harry löste. Rons Ohren wurden rot.
„Ähm – Abendessen ist fertig. Kreacher hat sich ziemlich ins Zeug gelegt, Tischtuch auf dem Tisch, zwei silberne Kerzenleuchter und ein Essen, das glaubst du gar nicht. Ähm – kommt ihr dann?“
„Jah...“, sagten Harry und Ginny gleichzeitig.
Sie traten gemeinsam hinaus auf den Korridor und dann auf die Treppe. Ginny ging voraus, Harry und Ron folgten.
„Sag mal“, sagte Ron zögernd, „das da eben...“
„Wäre nett, wenn du anklopfen würdest“, sagte Harry.
„Ja, entschuldige“, setzte Ron von neuem an, „aber eben hat es tatsächlich so ausgesehen, als ob Ginny...“
„Ja – was?“ bohrte Harry nach.
„Naja, als ob Ginny unter deinem T-Shirt gefummelt hätte.“
„Ron! Gefummelt! Also, weißt du!“
„Hat halt so ausgesehen.“
Harry nahm sich zusammen, um so ruhig und natürlich wie möglich zu wirken.
„Mein T-Shirt ist eben ein wenig verrutscht bei der Umarmung. Du kennst das vielleicht, wenn du mit Hermione knutscht.“
„Ja, ist ja gut, ich meine nur so...“

Wie sich zeigte, hatte Kreacher wirklich alles getan, um es den Gästen so angenehm wie möglich zu machen. Der rohe und wuchtige Küchentisch hatte sich wie von Ron beschrieben in eine festliche Tafel verwandelt, so daß sich Harry in seiner Jeans-T-Shirt-Turnschuhe-Aufmachung etwas fehl am Platz vorkam und erleichtert war, daß er nicht der einzige war, der in relativ legerer Kleidung an der Festtafel erschienen war. Kreacher bat jeden an seinen Platz. Er hatte darauf geachtet, daß Mrs und Mr Weasley, Hermione und Ron sowie Harry und Ginny jeweils nebeneinander saßen. George und Percy hatte er ebenfalls nebeneinander gesetzt.
Kreacher fuhr nun ein mehrgängies Menü auf mit Gemüsesuppe, Schellfischfilet, Maishuhnbrust und abschließend einem großen bunten Früchteteller. Selbst Mrs Weasley, die für ihr Leben gern und gut kochte, mußte zugeben, daß dieses raffinierte Abendessen schwer zu überbieten war.


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