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Fanfiction

Nach der Schlacht von Hogwarts - Die Anhörung des Stanley Shunpike

von Krabbentaucher

In der Küche der Weasleys duftete es nach geröstetem Toastbrot, gebratenem Speck und warmen Würstchen. Die Bewohner des Fuchsbaus saßen um den Frühstückstisch herum. Nur George war nicht da, weil er sich natürlich nicht das Samstagsgeschäft entgehen lassen wollte, auch wenn er mit einem größeren Ansturm erst in zwei Wochen rechnete, also mit Beginn der Sommerferien. Harry hatte die Zeitung von Mr Weasley entgegengenommen, um die Fortsetzung der Harry-Potter-Serie zu lesen. Er erinnerte sich an den Biografienschreiber, dem er von Prof. Slughorn auf der Weihnachtsfeier des Slug-Clubs vorgestellt worden war. Eigentlich reichte ihm schon die Serie von Rita Skeeter. Doch bevor er Seite drei aufschlagen konnte, fiel im eine Schlagzeile auf der Titelseite ins Auge.

MUGGEL GIBT UMBRIDGE DEN REST

London. Gestern fand der letzte Verhandlungstag im Verfahren gegen Dolores Umbridge, ehemalige Erste Untersekretärin des Zaubereiministers statt. Es wurden nicht nur zwei Mitglieder des sogenannten „Inquisitionskommandos“, darunter Draco Malfoy, vernommen, sondern auch eine dem Phönixorden angehörende Squib namens Arabella Figg und der Cousin von Harry Potter, Dudley Dursley (17). Dudley Dursley, auch genannt Big D (wir berichteten), ist ein Muggel von imposanter Gestalt. In der Verhandlung schilderte er äußerst glaubwürdig den von Umbridge bestrittenen Dementorenangriff auf ihn und Harry Potter, obwohl er als Muggel selbst nicht in der Lage war, Dementoren zu sehen. Er ließ sich auch durch ungerechtfertigte Angriffe von Umbridge nicht von seiner Aussage abbringen. Insgesamt gehen Beobachter davon aus, daß die Aussage Dursleys bedeutungsvoller war als die der Spuib, deren Schilderung wie auswendig gelernt klang. Nach der Aussage von Harry Potters Cousin dürfte es keinen Zweifel daran geben, daß Harry Potter die Wahrheit über den Dementorenangriff gesagt hat.
Die anderen Zeugen, Draco Malfoy und Gregory Goyle, haben übrigens die Aussagen der Mitglieder der Gruppe „Dumbledores Armee“ bestätigt, wonach Umbridge gestanden hat, selbst die Dementoren auf Potter und Dursley gehetzt zu haben. Beobachter werten die Aussagen der ehemaligen Anhänger des Dunklen Lords als Bemühen, sich in die magische Gemeinschaft wieder einzugliedern.
Das Urteil über Umbridge wird am Dienstag gesprochen.

„Wollt ihr das Titelblatt haben?“ fragte Harry Hermione und Ron. „Da steht was über Dudleys Aussage drin.“
„Hm, kannst mal rübergeben“, sagte Ron.
Harry gab ihm die Titelseite und konnte nun Seite drei ansehen. Wieder einmal war ein Bild von Hogwarts abgedruckt, aber auch ein Bild von Dumbledore und seiner Beerdigung, bei der Rita Skeeter damals auch anwesend war. Außerdem konnte Harry ein Schwarzweißbild sehen, auf dem ein junges Paar eng umschlungen auf den Schloßgründen abgebildet war. Von den Gesichtern war aus gewissen Gründen nichts zu sehen, aber das stubbelige schwarze Haar des Jungen und das lange mitteldunkle Haar des Mädchen ließen den Schluß zu, daß es sich hier um Harry und Ginny handelte. Irgendwer mußte von den beiden ein Bild während eines Bummels über die Schloßgründe geschossen und an den Tagespropheten verkauft haben. Dann waren noch zwei Fotos vom Fuchsbau vorhanden: Eines mit dem windschiefen Fuchsbau von außen, eines vom Wohnzimmer, wo Harry mit Hermione und Ron auf der Couch saßen. Harry wandte sich dem Artikel zu.

DER WAHRE HARRY POTTER – LEBEN UND PERSON DES RETTERS
LETZTER TEIL: LIEBE UND TOD

von Rita Skeeter

Man kann über Dumbledore sagen, was man will: Zumindest die Inszenierung seines eigenen Todes ist ihm gelungen. Mit Severus Snape hatte er ein Komplott geschmiedet, nachdem ihn ein Fluch erwischt hatte, als er einen Horkrux von Du-weißt-schon-wem zerstört hatte. Snape solllte ihn töten, um weiter für den Dunklen Lord arbeiten zu können.
Von diesen finsteren Machenschaften ahnte Harry, inzwischen 16 Jahre alt, nichts, als sein Mentor ihn mit der Suche nach den Horkruxen beauftragte (wir berichteten).
Die magische Gemeinschaft hatte einsehen müssen, daß der Dunkle Lord zurückgekehrt war, wie es Harry in dem berühmten Interview mit mir gesagt hatte. Doch Harry Potter ließ sich weder vom Unnennbaren noch von der unmöglichen Aufgabe beirren, die ihm Dumbledore gerade stellte. Er sorgte dafür, daß die Quidditch-Mannschaft von Gryffindor, deren Kapitän er geworden war, den Pokal gewann.
Und Harry Potter erlebte in dunkler Zeit die Sonnenseiten des Teenagerdaseins: Er fand seine große Liebe. Nachdem im Jahr zuvor die Beziehung zu Cho Chang gescheitert war, verliebte er sich in die Ginevra genannte Ginny Weasley, die er vier Jahre zuvor aus der Kammer des Schreckens gerettet hatte. Die Beziehung wurde dadurch begünstigt, daß Ginny Weasley die Schwester von Ronald Weasley, dem besten Freund von Harry, ist. Harry hat den Großteil seiner Ferien im Haus der Weasleys, dem sogenannten Fuchsbau, verlebt und deshalb einen engen Kontakt zu Ginny aufbauen können.
„Es war einer der längsten Küsse, die ich gesehen habe“, vertraute mir ein ungenannt bleiben wollender Gryffindor-Schüler an, der mir von Harrys und Ginnys erstem Kuß berichtete. „Gryffindor hatte gerade den Quidditch-Pokal gewonnen, da sind sich die beiden in die Arme gefallen und haben sich geknutscht – unglaublich. Mindestens fünfzig Leute waren anwesend. Alle haben geguckt, aber das hat Ginny und Harry nicht gestört. Mann – ich habe schon gedacht, die beiden ersticken bald, wenn die nicht bald aufhören.“ Auch andere Schüler bestätigen, daß Harry ein hingebungsvoller Liebhaber sein soll. Er und Ginny wurden danach ziemlich häufig auf den Schloßgründen gesehen, wie sie intensiv Zärtlichkeiten austauschten.
Doch dann schlug die Wirklichkeit hart und unbarmherzig zu: Dumbledore wurde von Snape getötet! Und das junge Glück von Harry schien zu zerbrechen, mußte er doch untertauchen (wir berichteten) und von Ginny getrennt leben. Welche Seelenqualen mußte Harry in dieser Zeit durchleiden?
Aber seine Liebe war stark, und so ist er heute wieder mit Ginny zusammen. Allerdings ist er noch bis zum Ende des Schuljahres von ihr getrennt, weil er erst im nächsten Jahr nach Hogwarts zurückkehrt. Dann wird Harry mit seiner Freundin in eine Klasse gehen und sicher Stoff für weitere Neuigkeiten liefern.

Hier endet unsere Serie über Harry Potter. Wir bedanken uns bei unseren treuen Lesern. Unsere Sonderkorrespondentin Rita Skeeter wird am Ball bleiben und auch weiterhin vom Auserwählten berichten.

Harry stöhnte. Die Serie war zwar zu Ende, aber die Ankündigung, Rita Skeeter werde ihm auch weiterhin nachschnüffeln, faßte er beinahe als Drohung auf. Harry fühlte sich zwar nicht schlecht dargestellt, aber es war ein Unterschied, vor einigen anderen Jugendlichen zu knutschen oder es in einer Zeitung dargestellt zu finden. Mißmutig reichte er die Seite weiter an Ron.
„Ich weiß gar nicht, warum sie nach dem sechsten Jahr aufgehört haben“, murmelte Harry und fügte hinzu: „Nicht, daß ich so scharf darauf wäre, daß die ihren süßlichen Kram weitermachen, aber ich dachte, es wäre einfach etwas, was die Leser interessieren würde, wie das in den vergangenen Monaten war, meine ich.“
Mr Weasley sah ihn verwundert an: „Aber darüber haben sie doch lang und breit in den Tagen und Wochen nach deinem Sieg berichtet.“
„Da hat Harry keine Zeitung gelesen“, sagte Hermione.
„Das Bild ist natürlich voll peinlich“, bemerkte Ron, „was mußt du Ginny auch so in aller Öffentlichkeit knutschen?“
Hermione ließ ein Schnauben vernehmen.
„Was war denn mit Lav-Lav und dir? Ihr habt es ja auch nicht gerade vertuscht.“
„Wer ist Lav-Lav?“ mischte sich Mrs Weasley ein. „Und was hat das mit dir zu tun, Ron? Hattest du vor Hermione etwa noch eine Freundin, von der ich nichts weiß?“
Plötzlich kam eine Eule zum offenen Küchenfenster hereingeschwebt, beschrieb einen eleganten Bogen und warf über Harry einen Brief ab. Dann flog sie wieder davon. Harry nahm den Brief in die Hand und sah, daß er vom Zaubereiministerium kam.
„Nanu?“ sagte er, „heute ist doch Samstag?“
„Wahrscheinlich macht da jemand Überstunden“, meinte Mr Weasley.
Harry öffnete den Brief und las:

Sehr geehrter Mr Potter,

in der Anhörung von Stanley Shunpike am Donnerstag, 25. Juni 1998, ist Ihre Anwesenheit für Ihre Vernehmung als Zeuge erforderlich. Sie werden daher für zehn Uhr geladen und gebeten, sich im großen Saal des Zaubergamots im Zaubereiministerium einzufinden.

In der Hoffnung, daß Sie wohlauf sind,
Mafalda Hopfkirch

„Um was geht es dieses Mal?“ wollte Ron wissen.
„Stan“, antwortete Harry knapp.
„Der, den sie als Todesser eingebuchtet haben damals?“ fragte Hermione nach.
„Ich glaube immer noch, daß er unter dem Imperius stand“, beharrte Harry. „Ich habe ihn doch kennengelernt. Stan Shunpike und schwarze Magie – das ist doch lächerlich.“
„Harry, Menschen sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen. Und manche ändern sich auch. Nicht immer zum besseren“, belehrte ihn Mr Weasley.

Harry beschloß, die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wieder im Grimmauldplatz zwölf zu verbringen und zu gucken, was Kreacher inzwischen angestellt hatte. Der Hauself machte seit jenem Vorfall in der Küche im letzten August einen derart eifrigen Eindruck, daß Harry sich schon überlegte, ob er ihm nicht mal etwas Erholung verordnen sollte.
Am Sonntag kam ein wenig der Himmelskörper hinter den Wolken hervor, der diesem Tag den Namen verliehen hatte, und so spielten die jüngeren Bewohner des Fuchsbaus ein wenig Quidditch auf der Koppel. Sogar Percy ließ sich dazu herbei, wieder einmal einen Besen zu besteigen. Hermione tat es erst, nachdem ihr Ron gut zugeredet hatte. So spielten Harry und Ron gegen George, Hermione und Percy. Die leichte Überzahl von Georges Mannschaft sollte das fehlende Quidditch-Talent von Hermione und Percy ausgleichen. Eine wirklich ausgewogene Partie wurde es trotzdem nicht, so daß Harry und Ron einen ungefährdeten Sieg einfahren konnten.
Am Mittwochmorgen wollte jeder als erster die Zeitung haben. Da Mr Weasley, Percy und George zur Arbeit mußten und nicht viel Zeit war, las Mr Weasley einfach vor.
„Hört her“, sagte er, „also, hier steht: 'Umbridge verurteilt. Nach einer außergewöhnlich langen Anhörung wurde in einem Fall von besonders widerlicher Regierungskriminalität gestern das Urteil über Dolores Jane Umbridge, vormalige Erste Untersekretärin des Ministers für Zauberei, gesprochen. Wegen der Verfolgung von Muggelstämmigen, der Veranlassung eines Dementorenangriffs und der Mißhandlung von Hogwartsschülern wurde sie zu einer Haftstrafe in Askaban von 15 Jahren verurteilt. Außerdem wurde ihr Zauberstab zerbrochen und es wurde ihr auf Lebzeit verboten, zu zaubern. 'Besonders gravierend war der Dementorenangriff. Die Angeklagte hat ihn zwar bestritten und auch seine Anordnung, aber besonders die Aussagen von Harry Potter und Dudley Dursley haben zum Schuldspruch geführt', äußerte ein Gerichtssprecher. Mrs Cattermole, die zu den Muggelstämmigen gehört, die besonders unter Umbridge zu leiden hatten, äußerte: 'Ich bin froh, daß diese schreckliche Frau endlich hinter Gittern verschwindet.' Umbridge hatte ihre steile Karriere in die Chefetage des Zaubereiministeriums noch in der Amtszeit von Millicent Bagnold begonnen und war zunächst in untergeordneter Position im Stab des Ministers tätig. Unter Cornelius Fudge stieg sie bis zur Ersten Untersekretärin auf und schließlich zur Großinquisitorin und Schulleiterin von Hogwarts, wo sie sich aber nur ein knappes Jahr lang halten konnte. 'Sie schien fähig und loyal zu sein', rechtfertigte sich der vor zwei Jahren geschaßte Zaubereiminister. 'Ich konnte doch nicht ahnen, daß sie Dementoren auf Harry und seinen Cousin hetzen würde. Und von der Mißhandlung von Schülern hatte ich auch keine Kenntnis. Selbstverständliche hätte ich diese Umtriebe sofort unterbunden.' Auf unsere Frage, warum Fudge versucht hat, Harry nach dem Dementorenangriff verurteilen zu lassen statt die Vorgänge richtig zu untersuchen, verweigerte er jedoch jeden Kommentar. Allgemein wurde Umbridges Verurteilung begrüßt, zeigt sie doch, daß auch leitende Ministeriumsangestellte nicht ungeschoren davonkommen. 'Das ist ein gutes Zeichen dafür, daß es in Zukunft besser wird', sagte ein Angestellter aus dem Muggelverbindungsbüro.'“
„Das hat sie auch verdient!“ verkündete Ron.
„Ich glaube allerdings nicht, daß sie in Askaban irgendetwas einsieht“, sagte Hermione. „Seht euch doch mal Stan an: Als Unschuldiger rein und als Todesser raus.“
„Wenn er nicht unter dem Imperius stand“, gab Harry zu bedenken.
„Ja, Harry“, stöhnte Hermione.

Kreacher hatte das Haus der Blacks wirklich grundlegend renoviert. Es schälten sich keine Tapeten mehr von den Wänden, und feucht und muffig roch es auch nicht mehr. Keinerlei Spinnweben waren zu sehen. Nachdem Harry Kreacher ausgiebig gelobt hatte, sprach er ihn auf das an, was seiner Meinung nach in anderthalb Wochen auf den Grimmauldplatz zwölf zukommen würde: „Kreacher, wie du weißt, verreise ich mit Hermione und Ron am sechsten Juli nach Australien.“
„Kreacher weiß es noch. Der Meister will eines dieser metallenen Fluggeräte der Muggel benutzen. Der Meister ist für seinen Mut zu bewundern, aber Kreacher ist auch in Sorge.“
„Brauchst du nicht zu sein, Kreacher, die Muggel sind sehr genau, was die Sicherheit ihres Flugverkehrs angeht. Jedenfalls werde ich am besten die Nacht vor dem Abflug hier verbringen und Hermione und Ron wohl auch. Ich gehe mal davon aus, daß auch einige weitere Weasleys kommen werden, um uns zu verabschieden.“
Harry dachte vor allem an Ginny und entwarf im Geist schnell eine Szene, wie sie auf der Besucherterrasse stehen und mit Tränen in den Augen und mit einem großen weißen Taschentuch winkend hinter seinem Flugzeug hersiehen würde.
„Kurz und gut, Kreacher, wir müssen das Haus auf eine Menge Besucher einrichten. Ich denke, ich werde Mrs und Mr Weasley einladen und George und Percy und natürlich Ginny. Dann wären wir mit Hermione und Ron acht Leute.“
Kreacher verbeugte sich tief.
„Kreacher wird für acht Personen das nötige Essen zubereiten. Man sagt, daß der Meister eine Beziehung zu Ginny Weasley unterhält?“
„Das ist richtig, Kreacher.“
„Will der Meister dann in einem Zimmer mit Mrs Ginny Weasley nächtigen?“
Harry wurde rot. So direkt hatte er eine derartige Ãœberlegung noch nicht dargelegt bekommen.
„Nein, ähm, das wäre wohl doch etwas unpassend“, murmelte er verlegen.
Später im Bett las Harry in seinem Exemplar von „Zwölf todsichere Wege, Hexen zu bezaubern“. Zum Umgang mit der Angebeteten stand da:

Ist die Dame erst einmal erobert, dann zeige ihr Aufmerksamkeit und Fürsorge. Halte ihr den Umhang hin, bevor ihr von einer Party weggeht, hilf ihr hinein. Reiche ihr die Hand, wenn sie über etwas drübersteigen muß. Sie wird es dir sicher danken.

Harry mußte schmunzeln. Er erinnerte sich daran, wie Ginny ihren damaligen Freund Dean angefahren hatte, als er ihr durch das Portraitloch in den Gryffindor-Gemeinschaftsraum helfen wollte. Ob die Autoren dieses Buches jemanden wie Ginny kennengelernt haben? Harry bezweifelte es. Im Grunde war es immer so, daß Ginny, kaum daß begonnen hatte, sie selbst zu sein, die Initiative übernommen hatte. Sie war es, die Harry damals nach dem Endspiel inniger als nach einem Quidditchsieg nötig umarmt und damit das offiziell gemacht hatte, was vorher unausgesprochen zwischen beiden schwebte. Sie hatte ihn an seinem Geburtstag geküßt. Sie gehörte zu den drei Schülern, die versucht hatten, das Schwert aus dem Schulleiterbüro zu stehlen. Sie gehörte ebenfalls zu den drei Schülern, die die Leitung der DA übernommen hatten. Harry würde es sich zweimal überlegen, bevor er Ginny galant über irgendetwas hinweghelfen würde.

Am nächsten Morgen apparierte Harry direkt ins Atrium. Er trug seinen grünen Umhang, der weniger einschüchternd wirkte als der schwarze. Ihm war dieser einfache ehemalige Schaffner irgendwie sympathisch und so glaubte er immer noch an seine Imperius-Theorie. Ein wenig hatte Harry während des Frühstücks über Stan Shunpike nachgedacht. Der Angeklagte war 23 Jahre alt. Demnach war er 18, als Harry ihn im Fahrenden Ritter zum ersten Mal getroffen hatte. Das war das Alter, in dem man normalerweise nach dem UTZ von der Schule abging. Dennoch hatte Harry Stan Shunpike in den zwei Jahren davor nie an der Schule gesehen, und offenbar war Harry für den Schaffner damals unbekannt. Entweder war Stan von seinen Eltern unterrichtet worden oder war, was Harry für wahrscheinlicher hielt, mit 15 von der Schule abgegangen, nachdem er in den ZAG-Prüfungen nicht sonderlich reüssiert hatte.
Harry ging auf die Aufzüge zu und wollte gerade den Tisch des Sicherheitszauberers ansteuern, um ihn ein weiteres Mal mit seinem abnormen Zauberstab zu irritieren, als ihm wieder einfiel, daß er ja jetzt kein Besucher mehr war. Also ging er unter dem üblichen „Da! Da ist Harry Potter!“ der anderen Leute zu den Aufzügen und fuhr hinunter zur Mysteriumsabteilung. Dann ging er die Treppe zu den Gerichtsräumen hinunter, den Korridor entlang und drückte schließlich die Tür zum großen Gerichtsraum auf.

Es waren weniger Zuschauer anwesend als in den letzten Terminen. Offenbar war Stan Shunpike keine Person von besonderem Interesse. Verglichen mit den Malfoys oder Umbridge war er eher eine Knallcharge. Der Gamot war vollzählig versammelt, aber auf den Zuschauerbänken war viel Platz.
Harry ging an dem Kettenstuhl vorbei, in dem Stan Shunpike saß. Mit einem kurzen Schulterblick sah Harry ihn an. Stan Shunpike saß bleich und mit abweisendem Gesicht da. Er hatte kaum noch Pickel. Harry stellte sich in der Mitte des Raumes auf.
„Erschienen wie geladen: Harry Potter“, stellte der Vorsitzende fest. „Der sind Sie doch?“
Harry nickte.
„Nun – dann wollen wir die Sache schnell hinter uns bringen. Mr Potter, wir haben Sie geladen, weil Sie im Radio seinerzeit geäußert haben, Mr Shunpike habe unter dem Imperius-Fluch gestanden, als er an einem Todesser-Angriff teilgenommen hatte. Mr Shunpike verweigert jede Aussage, deshalb hoffen wir, daß Sie zur Aufklärung beitragen können. Wann haben Sie Mr Shunpike kennengelernt und wie gut kannten Sie ihn?“
„Ich denke, daß ich ihn auf dieselbe Weise kennengelernt habe wie die meisten von uns: Als Schaffner des Fahrenden Ritters“, begann Harry mit seiner Aussage.
Die meisten Zuschauer und Gamots nickten.
„Besonders gut kannte ich ihn allerdings nicht. Also, ich war gerade Anfang 13, als ich zum ersten Mal mit dem Fahrenden Ritter gefahren bin. Das war kurz nach dem Ausbruch meines Paten Sirius Black, nachdem dieser zwölf Jahre unschuldig in Askaban gesessen hat.“
Einige Gamots rutschten bei diesen Worten etwas unruhig auf ihren Bänken hin und her.
„Ich hatte gerade meine Tante Magda aufgeblasen“, fuhr Harry unbeirrt fort, doch amüsiertes Kichern der Zuschauer und einiger Gamots unterbrach ihn.
„Ich habe das nicht mit Absicht getan“, erläuterte er. „Sie hatte über meine Eltern hergezogen, daß sie Nichtsnutze gewesen seien und daß sie betrunken waren, als sie den angeblichen Autounfall verursacht haben, bei dem sie zu Tode gekommen waren.“
„Moment“, unterbrach ihn der Vorsitzende, „Ihre Eltern sind doch nicht bei einem -“
„Tante Magda ist eine Muggel“, erklärte Harry, „sie weiß bis heute nichts davon, daß ich Zauberer bin. Man hat ihr erzählt, daß meine Eltern bei einem Autounfall gestorben seien. Jedenfalls – als ich sie aufgeblasen habe, bin ich abgehauen. Mit dem Fahrenden Ritter. Und da habe ich Stan getroffen. Aber ich kann mir bis heute nicht vorstellen, daß er ein echter Todesser sein soll.“
„Er wurde in Gesellschaft von Todessern angetroffen“, sagte der Vorsitzende kühl, „haben Sie Mr Shunpike außerhalb seines Dienstes als Schaffner angetroffen? Er soll sich an einem Todesserüberfall beteiligt haben, den Sie beobachten konnten.“
„Bei der Quidditch-Weltmeisterschaft 1994 habe ich ihn gesehen, wie er nach dem Spiel vor einer Veela damit angegeben hat, daß er demnächst Zaubereiminister werden würde.“
Leises Gelächter war zu hören.
„Ich meine, wie kann man denn so einen ernst nehmen, wenn er in einer Kneipe damit herumprahlt, daß er die Pläne der Todesser kennt? Ich habe damals nicht verstanden, weshalb er damals festgenommen wurde. Das habe ich Scrimgeour dann auch gesagt. Und er meinte daraufhin, daß ich wohl durch und durch Dumbledores Mann sei.“
„Mr Potter, hier geht es nicht um die Verhaftung von Mr Shunpike im September 1996, sondern um den Todesserüberfall, den Sie beobachtet haben“, rief der Vorsitzende Harry zur Ordnung. „Bitte berichten Sie davon.“
Harry wollte gerade antworten, als er von einer Stimme hinter ihm unterbrochen wurde.
„Das hast Du getan? Du hast Dich echt für mich eingesetzt, als ich in der Kiste saß?“
Harry dreht sich um. Stan sah ihn nicht mehr mit abweisendem, sondern mit leicht betroffenem Gesichtsausdruck an.
„Ja“, sagte Harry, „und Dumbledore hat das gleiche getan.“
„Das habe ich nicht gewußt“, antwortete Stan, „die anderen haben gesagt, daß mich alle anderen sowieso für einen Todesser halten würden und ich ebenso gut mit ihnen mitkommen kann. Das war, als die anderen befreit wurden. Und da bin ich halt mitgegangen.“
Harry war entsetzt. Was er eben gehört hatte, war ein halbes Geständnis.
„Du – du hast nicht unter dem Imperius-Fluch gestanden?“

Dröhnende Stille herrschte im großen Sitzungssaal. Jeder schien den Atem anzuhalten. Harry und Stan sahen einander an. Dann schüttelte Stan zögernd den Kopf. Harry war fassungslos.
„Aber – Stan – warum?“
„Was meinst du, wie das ist?“ fragte Stan. „Du trinkst einen übern Durst, quatscht Unsinn, und schon wirst du in diesen siffigen Knast eingebuchtet. Für nichts und wieder nichts! Dann die Gesänge dieser ganzen Todesser, Dolohov vor allem. Ich habe immer wieder gesagt, daß ich unschuldig bin, aber die haben mich ausgelacht und gesagt, das hätte ich jetzt davon. Und als der Dunkle Lord die Todesser befreit hat, haben die mich gefragt, ob ich nicht mitkommen wolle. Naja, und ich dachte: Die Todesser haben dich nicht eingelocht, das waren die anderen. Und die anderen scheren sich einen Dreck um dich. Und da bin ich eben mitgekommen. Und plötzlich war ich wer. Bin ich nie gewesen davor.“
„Ja, aber du hast dich daran beteiligt, mich zu fangen!“ rief Harry.
Stan wollte gerade darauf erwidern, doch der Vorsitzende schaltete sich ein.
„Bitte, Mr Potter, machen Sie Ihre Aussage! Was war das für eine Jagd nach Ihnen?“
Harry holte Luft, um fortzufahren, da meldete sich eine Gamothexe: „Das war ein Geständnis! Der Angeklagte hat gestanden, nicht unter dem Imperius-Fluch gestanden zu haben. Mr Malfoy konnte uns heute früh nichts dazu sagen, er wußte nur, daß der Angeklagte für den Überfall eingeteilt war, aber daß er nie zum inneren Kreis gehört hat.“
„Ja, gut, aber jetzt soll bitte Mr Potter den Überfall schildern“, sagte der Vorsitzende ungeduldig.
„Ich sollte gegen Ende Juli 1997 vom Orden es Phönix aus dem Haus abgeholt werden, wo ich seit meinem ersten Lebensjahr gelebt habe.“
„Sie meinen Ligusterweg vier in Little Whinging“, stellte der Vorsitzende fest.
Harry nickte.
„Ich mußte da raus, weil der Schutzzauber, den Dumbledore über das Haus gesprochen hat, an meinem 17. Geburtstag brechen würde. Severus Snape hat dann dafür gesorgt, daß ich sechs Doppelgänger hatte. Und er hat Voldemort erzählt, wann ich abgeholt werde. Auf diese Weise hatte ich einerseits eine Chance, wegzukommen, andererseits behielt Snape Voldemorts Vertrauen. Aber davon haben wir nichts geahnt. Und so sind meine Freunde gekommen, um mich abzuholen. Sechs von uns haben sich in mich verwandelt. Dann sind wir in verschiedene Richtungen aufgebrochen. Ich bin mit Hagrid geflogen. Und plötzlich waren sie da, die Todesser. Es hat einen Luftkampf gegeben. Bei Stan ist die Maske verrutscht, da habe ich ihn erkannt. Deshalb habe ich ihn nicht schocken wollen und habe versucht, ihn zu entwaffnen. Ich war überzeugt, daß Stan nicht er selbst war, weil er unter dem Imperius-Fluch stand.“
„Sie haben also eindeutig Mr Shunpike als Teilnehmer dieses Überfalls erkannt?“
„Ja, deshalb habe ich nur versucht, ihn zu entwaffnen. Ich hatte Angst, daß Stan abstürzt und stirbt, wenn ich ihn schocke. Remus Lupin hat mir dann später vorgehalten, daß ich mich damit verraten habe, weil die Todesser es als mein Markenzeichen ansehen würden, daß ich den Expelliarmus anwende.“
„Das war in der Tat ungewöhnlich in dieser Situation“, bestätigte der Vorsitzende. „Sie haben schließlich auch den Expelliarmus gegen Den, dessen Namen nicht genannt werden darf, angewandt.“
Harry wußte nicht, was er darauf sagen sollte und wandte sich wieder zu Stan um. Dieser senkte den Blick. Harry drehte sich wieder zum Gamot um.
„Danke, Mr Potter, Sie können dann gehen“, sagte der Vorsitzende.
„Kann ich noch hier bleiben und zusehen?“ fragte Harry.
„Ja, setzen Sie sich hin. Wir werden gleich das Urteil verkünden.“
Harry nahm auf der linken Seite auf der untersten Stufe Platz. Der Gamot herhob sich und verließ den Saal. Stan Shunpike wurde auf dem Kettenstuhl sitzen gelassen. Offenbar sollte die Beratung nicht lange dauern. Harry versuchte noch einmal, Blickkontakt zu Stan aufzunehmen, doch der betrachtete nur seine Oberschenkel.

Nach einer Viertelstunde kehrte das Gericht zurück. Die Hexen und Zauberer in ihren dunkelblauen Umhängen ließen sich nieder. Nur der Vorsitzende blieb stehen. Er wartete ab, daß es ganz ruhig wurde, dann fing er an zu sprechen.
„Stanley Shunpike, Sie wurden uns vorgeführt, damit wir über den Vorwurf richten, Sie hätten sich als Todesser betätigt. Wir haben die Beweise gegen Sie überprüft und die Argumente, die für und gegen Sie sprechen, in Erwägung gezogen. Sie haben zugegeben, für Den, dessen Name nicht genannt werden darf, als Todesser gearbeitet zu haben. Durch die Aussage von Harry Potter und Lucius Malfoy ist bewiesen, daß Sie an einer Unternehmung teilgenommen haben, die zur Gefangennahme des Harry Potter führen sollte. Durch Ihr eigenes Geständnis steht fest, daß Sie nicht unter dem Einfluß des Imperius-Fluchs gehandelt haben. Das Geständnis wirkt sich entlastend aus. Entlastend wirkte sich auch aus, daß Sie von September 1996 bis Juli 1997 unschuldig in Askaban eingesperrt waren und dort unter den Einfluß der Todesser gerieten. Als diese befreit wurden, waren sie den Anfechtungen dieser Leute ausgesetzt und haben sich unter diesem Eindruck Du-weißt-schon-wem angeschlossen. Einen gewissen Einfluß mag Ihr schulisches Versagen gehabt haben, das Sie bewogen hat, Hogwarts schon mit knapp 16 Jahren zu verlassen. Der Gamot erkennt an, daß Sie sich marginalisiert gefühlt und die Gelegenheit wahrgenommen haben, 'wer' zu sein.“
Der Vorsitzende räusperte sich. Dann fragte er: „Haben Sie noch etwas zu sagen, bevor ich das Urteil verkünde?“
Stan Shunpike blickte auf und murmelte nur: „Tut mit leid. Echt.“
„Ich verkünde sodann das Urteil“, fuhr der Vorsitzende fort. „Sie werden zu einer Haftstrafe von zwei Jahren in Askaban verurteilt. Abführen!“
Stans Gesicht war versteinert. Zwei Zauberer traten hinzu, lösten die Ketten und führten ihn aus dem Saal. Dann standen auch die Zuschauer auf und gingen zur Tür.

„Im Großen und Ganzen geht das Urteil in Ordnung“, sagte Hermione am Abend, nachdem Harry von der Sitzung berichtet hatte.
„Im Grunde hat das Zaubereiministerium eine Mitschuld“, pflichtete ihr Ron bei. „Was mußten die ihn auch wegen 'nem Kneipenspruch einsperren.“
Mr Weasley saß in seinem Sessel im Wohnzimmer und hörte mit halbem Ohr zu, während er – wieder einmal – das Flugzeugbuch studierte, das Harry mitgebracht hatte. Harry erinnerte sich, daß Mr Weasley schon von Anfang vermutet hatte, daß Stan erst in Askaban zu dem geworden war, weswegen an diesem Tag über ihn zu Gericht gesessen wurde.
„Bei den Muggeln wäre das vermutlich nicht passiert“, sagte Harry schließlich, der sich an die Dinge erinnerte, die er aus den Medien der Muggel mitbekommen hatte.
„Was meinst Du?“ wollte Mr Weasley wissen.
„Auch bei den Muggeln werden hin und wieder Unschuldige bestraft“, belehrte ihn Hermione.
„Das meine ich nicht“, erwiderte Harry. „Bei den Muggeln ist es aber so, daß man als unschuldig gilt, solange man nicht von einem Gericht schuldig gesprochen wird. Seht mal – Sirius wurde auf Crouchs Befehl in Askaban eingesperrt, ganz ohne Verhandlung. Und Stan haben sie auch fast ein Jahr sitzen lassen, ohne daß eine Verhandlung stattgefunden hätte.“
„Handhaben die Muggel das so?“ fragte Mr Weasley.
„Ja“, bestätigte Hermione, „zumindest in den Staaten, in denen die Menschenrechte etwas gelten. Nicht in allen Staaten. Aber in Großbritannien ist das so.“
„Hätte es etwas geändert, wenn sie Sirius und Stan vor Gericht gestellt hätten?“ gab Ron zu bedenken. „Das Zaubereiministerium meine ich. Hätte es etwas geändert? Die Beweise sahen doch erdrückend aus, oder?“
„Das weiß man nicht, was draus geworden wäre“, sagte Hermione. „Beide hätten aber zumindest die Möglichkeit gehabt, sich zu verteidigen. Und gegen Stan hätten die Beweise sicher nicht ausgereicht. Kneipengelaber – ich bitte euch.“
„Es wird jedenfalls Zeit, daß sich im Zaubereiministerium etwas ändert“, stellte Harry fest.
Mr Weasley schlug eine Seite des Buches um.
„Ich bin zuversichtlich, daß es das unter Kingsley tun wird.“


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