Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Nach der Schlacht von Hogwarts - Dudleys Aussage

von Krabbentaucher

Am Morgen von Dudleys Anhörung war Harry früh auf den Beinen. Auf keinen Fall wollte er zu spät kommen; alles mußte an diesem Tag wie am Schnürchen laufen. Dieses Mal zog er die Zeitung besonders schnell zu sich heran. Wenn Rita Skeeter ihr Erzähltempo beibehielt, wäre sie mit dieser Ausgabe in dem Jahr angelangt, um dessen Ereignisse es in der heutigen Zeugenvernehmung ging. Harry schlug Seite drei auf und sah gleich mehrere Fotos. Zu sehen war der düstere Durchgang zwischen Magnolienring und Glyzinenweg, die neunte Etage des Zaubereiministeriums mit der schwarzen Tür zur Mysteriumsabteilung, hinter der der runde Raum lag, aber auch das Bild, das Rita Skeeters Fotograph geschossen hatte, nachdem sie Harry und Dudley kumpelhaft nebeneinandergestellt hatte. Beide sahen etwas überrascht aus.

DER WAHRE HARRY POTTER – LEBEN UND PERSON DES RETTERS
TEIL 11: IM GRIFF DES BÖSEN UND DER LIEBE

von Rita Skeeter

Harrys fünftes Jahr in Hogwarts hätte beinahe aufgehört, bevor es begonnen hatte. Eine üble Verschwörung, angezettelt von der damaligen Ersten Untersekretärin des Zaubereiministers, Dolores Umbridge, war im Gange, um ihn mundtot zu machen. Umbridge, eine intrigante und verlogene Person, die wegen ihrer Verbrechen derzeit vor Gericht steht, sandte zwei Dementoren nach Little Whinging, um Harry zu überfallen. Ihr Kalkül war einfach: Entweder würde sich Harry wehren, was nur magisch möglich wäre, dann würde er wegen Minderjährigenzauberei von der Schule fliegen. Oder die Dementoren würden Harry küssen, ihm also die Seele aussaugen, dann hätte sich alles von selbst erledigt. Und es kam, wie sie geplant hatte: Harry beschwor seinen allseits berühmten Patronus in Hirschgestalt herauf und wurde prompt angeklagt.
Dumm nur, daß er während des Überfalls in einer schmuddeligen Abkürzung zwischen dem Magnolienring und dem Glyzinenweg in Little Whinging nicht allein war – so gab es Zeugen. Die eine war eine Squib namens Arabella Figg, eine Vertraute Dumbledores, die dieser dort installiert hatte, um Harry im Auge zu behalten. Und Harrys Cousin war bei ihm. Selbstverständlich wurde Harry in diesem Skandalprozeß freigesprochen.
Ich habe bereits von dem problematischen Verhältnis der beiden Jungen zueinander berichtet: Sie standen einander feindlich gegenüber, und speziell Dudley hatte Harry schikaniert. Aber Harry rettete seinen Cousin mit dem Patronuszauber, als die Dementoren sich bereits auf ihn gestürzt und begonnen hatten, seine Seele auszusaugen. Seither hat sich die Beziehung der beiden grundlegend geändert: Dudley, auch genannt Big D, Boxchampion der südenglischen Schulen 1995, 1996 und 1997, weiß, daß Harry seine Seele gerettet hat und empfindet tiefe Dankbarkeit. Jederzeit ist er nun bereit, Harry zur Seite zu stehen – unter anderem bei der Fahrt nach Australien, die Harry in diesem Sommer unternehmen will, um Hermione Granger zu helfen, ihre Eltern zurückzuholen.
Der Dunkle Lord hielt sich derweil bedeckt und trachtete danach, eine Prophezeihung an sich zu bringen, die in der Mysteriumsabteilung lagerte und sowohl ihn als auch Harry Potter betraf – sie bezeichnete Harry Potter als den Auserwählten, der den Unnennbaren zerstören würde. In einem packenden Showdown in der Mysteriumsabteilung, in dem auch Mitglieder der von Harry Potter gegründeten Kampftruppe „Dumbledores Armee“ verwickelt waren und in dem Harrys Pate Sirius Black fiel, standen sich der Auserwählte und der Dunkle Lord persönlich gegenüber. Harry Potter verhinderte, daß die Prophezeihung in dessen Hände fiel.
Aber nicht nur Repressalien und Du-weißt-schon-wer bestimmten das Leben des 15jährigen Harry Potter. Nun endgültig im Griff der Pubertät, wandte sich Harry einem besonders hübschen Mädchen aus Ravenclaw zu, nämlich Cho Chang. Harry war sehr diskret – niemand hat die beiden einander küssen sehen. Cho Chang verweigert jeden Kommentar. Allerdings hatten sich die beiden später verkracht. „Cho ist weinend aus Madam Paddyfoots Café gelaufen, nachdem sie mit Potter zusammengesessen hatte“, sagt Roger Davies, der damalige Kapitän der Quidditch-Mannschaft von Ravenclaw. „Ich kann allerdings nicht sagen, weshalb, ich war anderweitig beschäftigt. Sie war jedenfalls gegen Schluß des Schuljahres mit Michael Corner zusammen.“ Wie schlimm das Zerwürfnis war, läßt sich nicht klären. Tatsache ist jedenfalls, daß Cho in diesem Mai an Harrys Seite an der Schlacht von Hogwarts teilgenommen hat.

Lesen Sie im nächsten Teil, wie Harry seinen Mentor verliert und die Liebe gewinnt

Harry trank ruhig seinen Tee aus. Er hatte einfach keinen Nerv, Rita Skeeters Erguß zu kommentieren. Im großen und ganzen lag sie ja auch richtig, wenngleich -
„He, das warst aber Du, Hermione!“ rief Ron, der den Artikel auch gelesen hatte.
„Was war ich?“
„Du hast die DA gegründet!“
„Ja, aber Harry war Anführer.“
Harry schaltete sich ein: „Ich möchte den Artikel zu Dudley mitnehmen. Er soll wissen, auf welchem Stand die Zaubererwelt ist, wenn er sie heute schon betreten muß.“
Mit diesen Worten nahm Harry die Zeitung an sich und trennte Seite drei raus. Dann faltete er sie zusammen und überlegte sich, wo er sie eigentlich unterbringen sollte. Er trug keinen Umhang, sondern Muggelsachen, weil er Dudley ein wenig Solidarität signalisieren wollte. Es handelte sich um eine schwarze Stoffhose, da Jeans denn doch etwas unpassend zu sein schienen. Auf Turnschuhe hatte Harry auch verzichtet und trug schwarze Lederschuhe. Mit seinem grau-schwarzen Sommerpulli sah er seriös genug aus, hoffte er. Die Sachen saßen perfekt, weil sie zu den Kleidungsstücken gehörten, die Harry selbst gekauft hatte. Er faltete den Zeitungsartikel noch einmal und steckte ihn in die Hosentasche, aus der auch sein Zauberstab herauslugte.

Als er wenig später vor dem Haus Ligusterweg vier apparierte und den Weg zur Haustür hochging, stellte er fest, daß Onkel Vernon offenbar schon bei der Arbeit war, jedenfalls stand der große fischmäulige Ford Scorpio nicht in der Auffahrt. Harry drückte auf die Klingel und hoffte inständig, daß Dudley davon abgesehen hatte, zur Feier des Tages seine braun-orange Smeltings-Uniform zu tragen. Tante Petunia öffnete.
„Guten Morgen, Tante Petunia“, begrüßte Harry sie betont fröhlich.
„Komm rein“, antwortete sie, „Dudders sitzt in der Küche, er hat keinen Bissen runtergekriegt.“
Tatsächlich saß Dudley vor einem kaum berührten Frühstückstisch und guckte sehr unglücklich einen gebutterten Toast auf seinem Teller an. Harry war erleichtert, als er sah, daß Dudley einen Anzug mit einer von Onkel Vernons langweiligen Krawatten trug. Dudley blickte auf.
„Hallo, Harry“, sagte er mit Grabesstimme.
„Hallo, Big D!“ antwortete Harry immer noch betont fröhlich. „So schnell sieht man sich wieder, was?“
„Ja“, bestätigte Dudley.
Harry zog den Zeitungsartikel hervor und reichte ihn Dudley.
„Hier, stand heute morgen in der Zeitung – ich dachte, Du solltest das vorher gelesen haben, es geht um das, ähm, worum es heute geht.“
Harry fand diesen Satz nicht sehr geistreich, war aber zu sprachlichen Höhenflügen nicht aufgelegt. Dudley nahm den Artikel und las ihn. Dann gab er ihn wortlos zurück.
„Und?“ wollte Harry wissen.
„Und was?“
Dudley sah ihn verständnislos an. Harry gab es auf und guckte auf die Uhr.
„Big D, wir müssen dann mal langsam vom Hof reiten.“
Dudley stand mit kreidebleichem Gesicht auf. Er war so neben sich, daß er wortlos an seiner Mutter vorbei zur Haustür stakste, sie öffnete und hinausging. Harry rief ihr noch ein „bis später!“ zu, dann stand er neben Dudley auf der Straße.
„Dudley, wir müssen erst noch zu Mrs Figg gehen. Die ist auch für zehn Uhr vorgeladen.“
„Mrs Figg? Aber wieso?“
„Weil die damals das ganze gesehen hat. Sie hat uns nach Hause begleitet, weißt Du nicht mehr?“
„Ich habe nach den Dementoren nicht mehr sehr viel mitgekriegt.“
Beide gingen den den Ligusterweg entlang zum Glyzinenweg, wo Mrs Figg wohnte.
„Dudley“, begann Harry, „eine Kleinigkeit: Mrs Figg wohnt nicht zufällig hier. Sie ist auf Dumbledores Anweisung hierhergezogen.“
Dudley sah ihn etwas verständnislos an und fragte: „Dumbledore?“
„Ja, Dumbledore – weißt Du, dieser alte Mann, der uns vor zwei Jahren besucht hat.“
„Ach, der“, erinnerte sich Dudley. Dann stutzte er: „Ist Mrs Figg etwa eine...?“
„Nein. Sie ist aber auch keine Muggel. Sie ist eine Squib. Das heißt, daß sie von Zauberern abstammt, aber selbst nicht zaubern kann. Dafür kann sie aber zum Beispiel Dementoren sehen.“
Dudley sah Harry erstaunt an.
„Wußte ich gar nicht“, sagte er schließlich.
Sie waren inzwischen vor Mrs Figgs Haus angelangt. Harry nahm Dudley noch einmal beiseite.
„Hör mal, Deine Mutter und Dein Vater müssen das nicht wissen, okay?“
Dudley dachte nach, dann nickte er. Harry trat an die Haustür und klingelte. Zum zweiten Mal an diesem Morgen hoffte er, daß er auf einen angemessen gekleideten Menschen treffen würde. Mrs Figg öffnete. Sie trug ein Kleid und zu Harrys grenzenloser Erleichterung normale Schuhe statt Puschen. Wenn sie auch noch auf ihr Haarnetz verzichtet hätte, dann wäre ihre Erscheinung beinahe seriös gewesen.
„Guten Tag, Harry. Ich bin schon so weit. Wie geht es Deinem Cousin?“
„Geht so“, sagte Harry wahrheitsgemäß, dem nicht entgangen war, daß Dudley irgendwie kränklich aussah.
Harry nahm Mrs Figg und Dudley an der Hand, sagte noch „Achtung!“ und apparierte direkt vor den Besuchereingang des Zaubereiministeriums.

Etwas ratlos starrte Dudley auf die kaputte Telefonzelle, vor der sie standen und sah sich dann um.
„Wo ist...?“ fragte er.
„Hier“, antwortete Harry und deutete auf die Telefonzelle. „Ist eine magische Telefonzelle, so eine Art Fahrstuhl. Das Zaubereiministerium liegt unter der Erde. Also – Mrs Figg, es geht hier um diese Dementorengeschichte von vor zwei Jahren. Erzählen Sie einfach, woran Sie sich erinnern. Nicht aus dem Konzept bringen lassen. Und – Dudley?“
„Ja?“
„Dudley, du bist ein Muggel, und viele Zauberer halten Muggel für – naja – nicht besonders erwähnenswert. Für irgendwie – minderwertig. Denk immer dran: Du hast dich gegen Voldemort entschieden, das ist mehr, als die meisten Zauberer von sich sagen können, die nur flach in der Furche gelegen und gehofft haben, daß alles bald zu Ende ist. Du bist Big D, Du hast... naja, jedenfalls hast Du sehr viel mehr erlebt als die meisten anderen. Laß dich nicht unterkriegen.“
Harry war nichts eingefallen, was Dudley an besonderen Taten vollbracht hatte, aber er meinte, daß er ihn irgendwie aufbauen mußte, bevor sie in das Zaubereiministerium eintauchten. Dudley machte jetzt auch wieder einen selbstbewußteren Eindruck. Die Farbe war in sein Gesicht zurückgekehrt. Offenbar hatte es ihm gut getan, daß er von Harry gelobt wurde, wenn ihm auch nicht ganz klar war, wofür.
Harry winkte seine Begleiter in die Telefonzelle und wählte sechs – zwei – vier – vier – drei und sofort ertönte die kühle Frauenstimme, so daß Dudley zusammenzuckte: „Willkommen im Zaubereiministerium. Bitte nennen Sie Ihren Namen und Ihr Anliegen.“
Harry sprach wie damals Mr Weasley in die Sprechmuschel: „Harry Potter ist hier als Begleitung für Mrs Arabella Figg und Dudley Dursley, die vor dem Zaubergamot eine Zeugenaussage machen sollen.“
„Vielen Dank“, antwortete die Frauenstimme mit ihrem ewig gleichen Text, „Besucher, bitte nehmen Sie die Plakette und befestigen Sie sie vorne an Ihrem Umhang.“
Dort, wo aus einem öffentlichen Telefon normalerweise die Münzen fielen, kamen zwei silberne Plaketten zum Vorschein. Die eine enthielt den Aufdruck „Arabella Figg, Zeugenvernehmung“, auf der anderen stand „Dudley Dursley, Zeugenvernehmung“. Harry reichte die Plaketten herum, und Mrs Figg und Dudley befestigten sie vorne an der Brust. Dann ertönte die Frauenstimme erneut: „Besucher des Zaubereiministeriums, Sie werden aufgefordert, sich einer Durchsuchung zu unterziehen und Ihren Zauberstab zur Registrierung am Sicherheitsschalter vorzulegen, der sich am Ende des Atriums befindet.“
Dank sank die Telefonzelle in den Boden. Ein Blick auf Dudley ließ Harry zweifeln, daß der Zuspruch von eben seine Wirkung bis zum Gerichtskorridor behalten würde.

Völlig eingeschüchtert verließen Mrs Figg und Dudley die Telefonzelle und betraten das Atrium. Harry nahm beide am Arm und bugsierte sie hinüber zu dem Schalter mit dem Sicherheitszauberer.
„Guten Tag, Mr Potter, ich denke, ich brauche ihren Zauberstab dieses Mal nicht zu überprüfen. Mein Gerät wird vermutlich wieder zwei Gebrauchszeiten anzeigen. Aber Ihre beiden Begleiter dort...“ begrüßte der Sicherheitszauberer Harry.
„Die beiden haben keine Zauberstäbe. Die Dame ist eine Squib und mein Cousin hier ist Muggel.“
Der Sicherheitszauberer guckte Dudley verdutzt an und zog den Tagespropheten hervor.
„Tatsächlich!“ sagte er. „Ist wegen der Dementoren, nicht wahr? Dann mal viel Glück.“
Harry griff sich Mrs Figg und Dudley erneut und führte sie zu den Aufzügen. Er wartete auf einen Aufzug, der von oben kam und frei wurde. Dann ging er mit seinen beiden Begleitern hinein und schloß das goldene Gitter. Mit einem Seitenblick auf Dudley sah er, daß dieser mit offenem Mund die goldenen Figuren anstarrte, die sich über die blaue Decke bewegten. Dann drückte er den untersten Knopf. Der Aufzug setzte sich in Bewegung und hielt kurz darauf wieder an.
„Mysteriumsabteilung“, sagte die kühle Frauenstimme.
Sie steigen aus. Harry fand, daß es hier einfach nicht sehr einladend aussah, und auch die anderen schienen seine Einschätzung zu teilen. Sie sahen sehr unbehaglich aus.
„Da lang“, wies Harry den Weg zur Treppe, die in den Korridor zu den Gerichtssälen hinunterführte.
Sie gingen hinunter und dann durch den von Fackeln beleuchteten Gang.
„Gruselig“, murmelte Dudley.
Mrs Figg war ziemlich still. Schließlich standen sie vor der großen dunklen Tür mit dem schweren Eisenschloß, hinter der Umbridge der Prozeß gemacht wurde. Harry sah auf die Uhr und stellte fest, daß es kurz vor zehn Uhr war. Er drückte die Tür auf und steckte den Kopf hinein. Offenbar war der vorherige Zeuge schon vor einiger Zeit gegangen, denn er sah nur den Gamot, die Zuschauer und von hinten den Kettenstuhl mit einem rosafarbenen Ärmel auf der Armlehne. Alle Gesichter wandten sich Harry zu.
„Mr Potter? Haben wir Sie auch geladen?“ fragte der Vorsitzende irritiert und wühlte in seinen Blättern.
„Ähm – nein, ich bringe die Zeugen Arabella Figg und Dudley Dursley. Sie warten vor der Tür.“
„Oh – schön“, sagte der Vorsitzende, „schicken Sie doch bitte Mrs Figg herein.“
Harry nickte und drehte sich um.
„Mrs Figg – bitte sehr, Sie sind dran.“
Mrs Figg ging unsicheren Schrittes in den Gerichtssaal. Die Tür fiel zu und Harry und Dudley standen allein davor.

Harry mußte feststellen, daß der düstere, fackelbeleuchtete Steinkorridor auch ohne Dementoren eine ziemlich bedrückende Wirkung hatte. Dudley sah inzwischen schon wieder sehr kränklich aus. Harry war sich nicht sicher, wie Dudley es überstehen würde, inmitten einer großen Menge Zauberern zu stehen oder zu sitzen, war er doch schon im Atrium immer unsicherer geworden. Er fand es an der Zeit, Dudley wieder aufzumuntern, wie er es seinerzeit als Mannschaftskapitän mit Ron getan hatte: „Dudley, gleich kannst Du es der Frau heimzahlen, die Dir die Dementoren auf den Hals gehetzt hat. Erzähl einfach alles, an was du dich erinnerst und laß dich nicht beirren. Du bist hier nur Zeuge und kein Angeklagter. Keiner hext dir ein Schweineschwänzchen an und keiner verpaßt dir irgendwelche Süßigkeiten, die dir die Zunge wachsen lassen.“
Er spürte einen leichten Stich. Damals hatte Fred die Toffees im Wohnzimmer der Dursleys „verloren“.
Dudley machte ein etwas entschlosseneres Gesicht. Vor allem der Hinweis darauf, daß es nun gegen die Frau ging, die den Angriff zu verantworten hatte, schien Dudley Auftrieb zu geben. Harry hoffte, daß diese Stimmung anhalten möge.

Nach einiger Zeit öffnete sich die Tür. Mrs Figg kam heraus und wirkte so unsicher wie damals nach Harrys Anhörung.
„Wie war's?“ fragte er knapp.
„Ganz gut, glaube ich“, antwortete sie unsicher.
„Ich gehe am besten mit Dudley rein“, sagte Harry, „dann können Sie hier warten, bis wir wieder draußen sind.“
Doch Mrs Figg schüttelte den Kopf.
„Wann komme ich schon mal nach London? Ich gehe noch etwas in die City, und dann kehre ich mit dem Zug zurück nach Hause. Vielen Dank, Harry. Wiedersehen.“
„Wiedersehen.“
Dudley bekam nur ein Brummen heraus. Mrs Figg wackelte den Korridor hinunter. Dann streckte ein Zauberer seinen Kopf durch die noch immer offene Tür.
„Mr Dudley Dursley? Ist der da? Mr Dudley Dursley, bitte eintreten!“
Harry nickte Dudley aufmunternd zu.
„Zeig's ihr, Big D!“

Dudley ging unsicher in den Gerichtssaal, und seine Schritte wurden umso zögernder, je weiter er vorankam. Die Riesenmenge Zauberer behagt ihm offensichtlich nicht. Harry hielt sich dicht hinter ihm. Mit einem Seitenblick auf Umbridge sah er ihr abschätziges Gesicht. In der Mitte stand vor dem Kettenstuhl ein Lehnstuhl, den zuvor schon Mrs Figg besetzt hatte. Harry wies Dudley an, darauf Platz zu nehmen und ging hinüber zu einer Lücke in der ersten Reihe auf der rechten Seite, so daß er und Dudley Blickkontakt halten konnten. Dort setzte er sich. Dudley sah inzwischen sehr blaß und unglücklich aus. Harry sah sich unter den Zuschauern um. Sie starrten überwiegend sehr neugierig auf Dudley. Einig runzelten wegen Harrys Muggelaufmachung die Stirn. Der Vorsitzende erhob die Stimme.
„Sie sind Dudley Dursley, genannt Big D, wohnhaft Ligusterweg vier, Little Whinging?Sie sind der Cousin von Harry Potter?“
Offenbar hatte auch der Vorsitzende an diesem Morgen den Tagespropheten gelesen. Dudley saß zuerst erstarrt da, brachte dann aber ein Nicken zustande.
„Erinnern Sie sich an den Abend des zweiten August 1995?“
Dudley zog die Stirn kraus, nickte dann aber noch einmal.
„Was hat sich zugetragen?“
Dudley rang offensichtlich mit Worten. Dann begann er zu reden: „Als wir im Durchgang waren, wurde es plötzlich ganz dunkel. Und kalt. Total kalt.“
„Ähm – wer ist wir?“
„Harry und ich.“
Harry ahnte, daß die Vernehmung sehr schleppend verlaufen würde. Auch dem Vorsitzenden schien so etwas zu dämmern.
„Mr Dursley – Sie waren also mit Mr Potter unterwegs. Wie war das denn genau?“
„Ähm“, machte Dudley, doch dann kam erst einmal gar nichts. Schließlich raffte sich Dudley doch zu einigen zusammenhängenden Sätzen auf: „Ich war mit meiner Gang zusammen. Piers und – ähm – und Gordon und – ähm – noch einer. Wir haben einen aufgemischt. Haben wir fast jeden Abend gemacht. Piers und Gordon und – ähm – sind dann gegangen, und Harry war in der Nähe. Wir haben uns gestritten, weil ich immer Jungs verprügelt habe. Und weil er immer im Schlaf geredet hat.“
Dudleys Vorrat an Worten war versiegt. Einige Gamots runzelten die Stirn.
„Wer hat im Schlaf geredet? Mr Potter?“ hakte der Vorsitzende nach.
Dudley nickte.
„Er hat im Schlaf geredet? Was denn?“
„Von einem Cedric. Daß er getötet wird. Und daß er ihn auch töten will. Und er hat nach seiner Mom und seinem Dad gerufen.“
Der Vorsitzende machte ein verwirrtes Gesicht. Harry konnte es ihm nicht verdenken, denn besonders zusammenhängend war Dudleys Aussage nicht.
„Dieser Cedric – wollte der Mr Potter töten?“ fragte der Vorsitzende erstaunt.
Dudley schüttelte den Kopf.
„Erst hat er Cedric getötet und dann wollte er Harry töten und Harry hat nach seinen Eltern gerufen.“
„Wer hat Cedric getötet und wollte Mr Potter töten?“
„Weiß nicht.“
Der Vorsitzende seufzte, doch eine Hexe schräg hinter ihm fragte: „Hat Mr Potter damals Ihnen gegenüber etwas von einem Friedhof oder dem Trimagischen Turnier erwähnt?“
Dudley schüttelte den Kopf. Die Hexe war fassungslos.
„Er hat nicht erzählt, daß er das Trimagische Turnier gewonnen hat?“
Dudley schüttelte abermals den Kopf.
„Naja, ist vielleicht nicht so furchtbar wichtig“, sagte der Vorsitzende, „es geht ja nicht darum, was Mr Potter geträumt hat. Mr Dursley, was war dann? Sie waren also zusammen unterwegs und haben sich gestritten.“
Dudley nickte und fand seinen Faden wieder: „Harry wurde böse auf mich und hat sein Ding rausgeholt und damit auf mich gezeigt. Sein Ding, ähm“, fügte er hinzu, als er die verwirrten Gesichter der Gamots sah, „seinen Zauberstab. Und dann wurde es stockdunkel. Und kalt. Und ich habe so komische Sachen gesehen, die sind mir durch den Kopf gegangen. Ich bin gerannt. Und hingefallen. Und Harry hat gerufen, ich soll auf keinen Fall den Mund aufmachen und ich habe meine Hände vor den Mund getan. Da hatte ich so ein glitschiges Gefühl an den Fingern, als ob sie sich wieder wegbewegen wollten. Und Harry hat irgendwas gerufen. Sowas wie 'Espresso' oder so.“
Verdruckstes Kichern war von einigen Zuschauern zu hören. Harry dagegen wunderte sich, wie wacker Dudley sich schlug. Er hatte nicht erwartet, daß sein Cousin im Gerichtssaal des Zaubereiministeriums zu derart geordneten Gedanken fähig war. Er lächelte ihm aufmunternd zu. Dudley fing Harrys Blick auf lächelte zurück.
„Was für komische Sachen sind Ihnen denn durch den Kopf gegangen?“ fragte eine Gamothexe nach.
„Wie plötzlich die Scheibe im Zoo weg war und die Riesenschlange an mir vorbei ist und mich beinahe gefressen hätte. Wie ich in Smeltings gehört habe, wie sie über mich geredet haben, daß sie mich hassen, weil ich sie fertigmache. Und solche Sachen eben. Wie ein Junge aus meiner Gegend gesagt hat, daß ich unerträglich bin. Solche Sachen eben.“
„Was ist Smeltings?“
„Meine Schule.“
Harry begriff. Die Sache mit der Schlange hatte Dudley damals verzerrt mitbekommen, deshalb gehörte das zu den schlimmsten Erinnerungen. Darüber war Harry nicht erstaunt. Was ihn richtig betroffen machte, waren die anderen Erinnerungen. Dudley schien schon früher gemerkt zu haben, daß er sich falsch verhielt. Und er schien sensibel genug gewesen zu sein, die deswegen erfahrene Ablehnung als schlimmste Erinnerungen behalten zu haben. Harry dämmerte, daß es in Dudleys Persönlichkeit doch einige Ebenen gab, von denen er nichts geahnt hatte und die völlig intakt geblieben waren.
Der Vorsitzende wollte die Sache vorantreiben: „Und was war dann? Mr Potter hat also 'Expecto Patronum' oder 'Espresso' gesagt – und was war dann?“
„Dann war alles wieder weg. Die komischen Gedanken. Und ich habe auf die Türmatte gekotzt.“
„Welche Türmatte?“ fragte der Vorsitzende routiniert, der sich an die Sprunghaftigkeit von Dudleys Ausführungen inzwischen gewöhnt hatte.
„Vor unserer Tür. Weiß nicht, wie ich dorthin gekommen bin. Ich glaube, Harry hat mich hingebracht. Und Mrs Figg. Dann sind wir reingegangen. In der Küche hat dann Harry gesagt, daß das die Dementoren waren und daß Voldemort sie vielleicht geschickt hat.“
Harry nahm amüsiert zur Kenntnis, daß Dudley diesen Namen ganz gelassen aussprach und alle anderen zusammenzuckten. Immerhin – Dudley hatte sich an den Namen richtig erinnert und nicht wie Onkel Vernon „Lord Dingsda“ oder „Waldimort“ gesagt.

Harry wurde durch den Vorsitzenden aus seinen Gedanken gerissen.
„Die Angeklagte möchte Fragen an den Zeugen richten? Bitte, Mrs Umbridge.“
Umbridge hatte, obwohl sie festgekettet war, ihr affektiertes Gehabe aufgesetzt, das für jeden Schüler in Hogwarts zu einem Alarmzeichen geworden war.
„Mr Dursley“, sprach sie mit ihrer mädchenhaften Stimme, „haben Sie die Dementoren gesehen? Selbst gesehen?“
Dudley sagte leise: „Nein.“
„Dann glauben Sie nur, daß es Dementoren waren, weil Mr Potter Ihnen das eingeflüstert hat?“
„Mrs Umbridge“, wies sie der Vorsitzende zurecht, „der Zeuge ist Muggel, und jedermann weiß, daß Muggel Dementoren nicht sehen können. Stellen Sie bitte sachliche Fragen.“
Umbridge behielt ihr Gehabe unbeirrt bei.
„Schön – Mr Dursley, haben Sie denn Mr Potter gelaubt? Haben Sie ihm geglaubt, daß es Dementoren waren und nicht er selbst, der Ihnen diese – nun ja – Erinnerungen beschert hat? Und daß Der, dessen Namen nicht genannt werden darf, zurück sei?“
Dudley drehte sich um.
„Wer ist Der, dessen Namen nicht genannt werden darf?“
Harry stellte belustigt fest, daß es seinem Cousin tatsächlich gelungen war, Umbridge aus dem Konzept zu bringen.
„Na, Du-weißt-schon-wer!“ versuchte sie ihm begreiflich zu machen.
„Ich weiß nicht, wer“, beharrte Dudley.
Harry sah sich im Publikum um und wäre vergnügungshalber beinahe geplatzt. Die Zuschauer hielten den Atem an.
„Der dunkle Magier, vor dem alle Angst haben!“ versuchte es Umbridge ungeduldig.
Dudley begriff und rief: „Ach – Sie meinen Voldemort!“
Wieder zuckte jedermann außer Harry zusammen. Dieser grinste Dudley breit an.
„Also, haben Sie ihm geglaubt?“ wiederholte Umbridge ihre Frage.
„Ja“, sagte Dudley schlicht und schwieg.
„Und warum?“ fragte Umbridge genervt. „Er hat Sie doch geärgert, oder nicht?“
„Harry hat die Wahrheit gesagt. Zuerst habe ich geglaubt, er hätte mich verhext, aber dann habe ich ihm geglaubt, als er davon erzählt hat.“
„Aber warum haben Sie ihm geglaubt?“
„Ich kenne Harry. Er war immer da, soweit ich mich erinnern kann. Wenn er lügt, merke ich das. Und wenn er die Wahrheit sagt, dann auch. Er hat die Wahrheit gesagt. Er hat nie gelogen, wenn es um die Wurst ging.“
„Mr Dursley – Sie sind nur ein Muggel, was verstehen Sie überhaupt von solchen Dingen? Doch überhaupt nichts“, erwiderte Umbridge. „Haben Muggel überhaupt eine Seele, die von Dementoren angegriffen werden können? Das waren doch nur vegetative Reaktionen, weil sie etwas falsches gegessen haben!“
Harry hätte Umbidge am liebsten geschockt und fühlte zum ersten Mal vollständige Solidarität mit seinem Cousin. Er wußte natürlich, worauf Umbridge hinauswollte und was sie bezweckte, und er hatte das Gefühl, Dudley vor dieser Frau schützen zu müssen – zumal sie ihm intellektuell überlegen war. Doch Dudley war schon aufgesprungen und mit großen Schritten auf Umbridge zugeeilt. Schließlich stand er vor dem Kettenstuhl. Hoch türmte er sich über der ehemaligen Ersten Untersekretärin auf, seine Fäuste öffneten und schlossen sich. Umbridge war vor Angst erstarrt, denn sie hatte keine Möglichkeit zur Flucht oder Gegenwehr. Auch das Publikum war ganz still und erwartete lüsternd einen Skandal – der jedoch ausblieb.
„Sie gräßliche Kröte“, keuchte Dudley, „ich habe mehr eine Seele als Sie. Und was ich gesehen habe, habe ich gesehen. Und ein Vegetarier bin ich auch nicht.“
Der Vorsitzende schritt ein: „Mr Dursley, Mrs Umbridge, bitte. Sind noch Fragen an den Zeugen? Nicht? Dann, Mr Dursley, danken wir für Ihr Kommen. Auf wiedersehen.“

Harry wußte nicht so recht, warum, aber als er mit Dudley die Treppe zur Mysteriumsabteilung hochging, fühlte er so etwas wie Stolz auf seinen Cousin. Er hatte es der Umbridge tatsächlich gezeigt. Dudley selbst wirkte etwas mitgenommen aber auch erleichtert. Gemeinsam warteten sie auf den Lift, der sie ins Atrium bringen würde. Als einer ankam, ließen sie die Fahrgäste aussteigen. Es waren ein blonder schmaler Junge und ein dunkelhaariger gorillaartiger Bursche. Draco und Goyle. Beide warfen einen schnellen Blick auf Harry und Dudley.
„Oh – Harry Potter und sein berühmter Cousin, wie ich sehe“, sagte Draco in seiner schleppenden Art. „Sieht aber besser aus als auf den Zeitungsfotos.“
Harry hatte keine Lust auf eine Unterhaltung mit seinem Erzfeind und giftete ihn deswegen nur kurz an: „Was macht ihr denn hier? Mußt du nicht auf eurem Landsitz sitzen und artig sein oder so?“
„Wir sind als Zeuge geladen“, erwiderte Draco knapp, der erstaunlicherweise Harrys Provokation unbeachtet ließ.
Die Gitter schlossen sich hinter Harry und Dudley. Dann fuhr der Aufzug nach oben. Im Atrium war kaum etwas los. Harry wollte Dudley gerade entschlossen quer durch das Atrium zur Telefonzelle schieben, als der Sicherheitszauberer an dem Kontrollschalter ihn rief: „Mr Potter – könnten Sie kurz hierher kommen?“
Harry schwenkte mit Dudley zum Tisch um, was gar nicht so leicht war, weil Dudley schon Geschwindigkeit aufgenommen hatte und nicht mit einer Kursänderung rechnete.
„Ja bitte?“ fragte Harry.
„Der Minister bittet darum, daß Sie ihn kurz aufsuchen, wo Sie doch ohnedies im Ministerium sind. Er hat etwas zu besprechen.“
Harry zögerte kurz, blickte auf Dudley, der ein leicht apathisches Gesicht machte und sagte dann: „Ja, gut, danke.“ Und zu Dudley gewandt, ergänzte er: „Kingsley ist ja jetzt Zaubereiminister. Den kennst Du ja, oder? Wir müssen ihn mal eben besuchen. In Ordnung?“
Als Dudley nicht eindeutig reagierte, bugsierte Harry ihn zurück zu den Aufzügen.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Game of Thrones - 3. Staffel
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Fiona Weir schaute sich alle 15.000 Mädchen an und reduzierte die Auswahl schließlich auf 29, die sie auf DVD filmte – diese Aufnahmenschickte sie uns. Sie erwähnte, wir sollten auf ein Mädchen besonders achten – sagte aber nicht, welches. Ich kam bis Nummer neun, rief Fiona an und sagte: ,Es muss die Neun sein.‘ Ich hatte Recht. Es war Evanna. Sie war absolut fantastisch.
David Barron, ausführender Produzent, über das Casting für Luna Lovegood