Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Nach der Schlacht von Hogwarts - Besorgung in der Winkelgasse

von Krabbentaucher

„Wieder zurück? Wo sind die anderen?“
Mrs Weasley hatte gerade begonnen, die Zutaten für das Mittagessen bereit zu legen, als Harry die Küche betrat.
„Die kommen nach“, sagte er.
„Und? Habt ihr die Fahrkarten? Waren überhaupt noch Plätze frei?“ fragte Mrs Weasley in einem Tonfall, der erkennen ließ, daß sie auf ein „nein“ hoffte.
„Haben wir“, sagte Harry, „aber ich mußte eben noch meinen Onkel und meinen Cousin zurück nach Little Whinging bringen.“
„Deinen – aber wieso?“
Harry berichtete Mrs Weasley, wie es dazu gekommen war, daß zwei Drittel der Dursleys mit von der Partie waren. Er war deswegen nicht besonders gut gelaunt, denn Onkel Vernon hatte es sich nach seiner Rückkehr nicht nehmen lassen zu betonen, wie dankbar Harry sein könne, daß er dabeigewesen sei. Er habe schließlich die wesentlichen Verhandlungen mit der Verkäuferin geführt und ohne ihn wäre man doch recht aufgeschmissen gewesen. Harry hatte sich auf die Lippen gebissen, um nicht zu widersprechen. Es stimmte zwar, daß Onkel Vernon den Großteil des Beratungsgesprächs bestritten hatte, aber ebenso konnte niemand bestreiten, daß er die Sache an sich gerissen hatte. Ein unparteiischer Teil in Harry sagte ihm allerdings, daß es der Anwesenheit seines verhandlungserfahrenen Onkels zu verdanken war, daß sich die Verkäuferin ins Zeug gelegt und verhältnismäßig günstige Angebote ausgegraben hatte. Harry sträubte sich zwar, es zuzugeben, aber Onkel Vernon dürfte jedem von ihnen mindestens 200 Pfund erspart haben. Trotzdem war er froh, daß er die Dursleys bis zum Abflug los war – so froh, daß er Dudley gar nicht auf die Möglichkeit hingewiesen hatte, daß er ins Zaubereiministerium geladen werden könnte. Harry fand diese Möglichkeit auch sehr unwahrscheinlich. Ein Muggel im Zaubereiministerium? Lächerlich.
Schließlich trudelten auch Ron und Hermione ein. Ron zeigte Mrs Weasley stolz sein Ticket und freute sich schon darauf, es seinem Vater vorlegen zu können. Harry nahm derweil Hermione zur Seite.
„Sag mal, Hermione, woher hat Ron eigentlich das Geld? 980 Pfund sind immerhin knapp 200 Galleonen.“
„George hat es ihm gestiftet“, erläuterte Hermione. „Als du nicht da warst, hatte Ron die Befürchtung geäußert, daß du ihm den Flug ausgeben würdest. Du weißt ja, wie empfindlich er in dieser Hinsicht ist. Von mir wollte er übrigens auch nichts. Von dem Geld aus dem Haussparvertrag ist ziemlich viel übriggeblieben – ich hätte das gekonnt und getan. Aber wenn es in der Familie bleibt, dann hat er weniger Probleme damit. Und George hatte noch einiges in der Kriegskasse.“
„Aber wenn George den Laden wiedereröffnet...?“
„George meinte, er habe auch während Voldemorts Herrschaft ziemlich viel verdient – zusammen mit Fred natürlich. Ich glaube, er meint, Ron so etwas wie Freds Erbe auszahlen zu müssen.“

Das Mittagessen wäre beinahe kalt geworden, weil Mr Weasley sich die Flugscheine nicht nur vorlegen ließ, sondern sie sehr eingehend studierte – und zwar einschließlich der Sicherheitshinweise und der Bestimmungen des Warschauer Abkommens. Sein sehnsüchtiger Blick verriet, daß er alles darum geben würde, mitzufliegen. Harry erinnerte sich an die Kontrollfrage, die Mrs Weasley ihrem Mann einst gestellt hatte: Was denn sein größter Herzenswunsch sei – zu wissen, warum Flugzeuge fliegen. Während des Mittagessens konnte dieses Thema nicht vertieft werden. Ob das ein Glück war, das war allerdings noch die Frage.
„Man kann über das Urteil über die Malfoys geteilter Meinung sein“, referierte Percy nämlich, „aber wir von unserer Abteilung aus können es nur begrüßen, erleichtert es doch unsere Arbeit beim Ausgleich der Lasten, die aufgrund der Herrschaft von Du-weißt-schon-wem entstanden sind. Aus Ministeriumsmitteln allein wäre kaum etwas zu bewirken, aber die Hälfte des Vermögens der Malfoys ist ein derart hoher Betrag, daß wir vor allem den Hinterbliebenen der Ermordeten substantielle Hilfe leisten können. Das hat natürlich Vorrang, wenn wir auch nicht diejenigen vergessen wollen, die durch die Verfehlungen des Ministeriums Schaden erlitten haben.“
„Wenn du dich nicht in letzter Sekunde für den Orden entschieden hättest, hätten wir dich zum Ehren-Slytherin ernannt“, giftete George.
„Ich habe doch schon gesagt, daß es mir leid tut, wie oft muß ich das noch sagen?“ gab Percy zurück.
Harry starrte auf seinen Teller und schaufelte ein paar Erbsen auf die Gabel. Bei dem Wort „Ehren-Slytherin“ spürte er Rons und Hermiones Blick.
„Jedenfalls“, setzte Percy seine Ausführungen fort, „zeichnet sich ab, daß sich das von mir entworfene System der Bewertung der Lasten mittels Punktverteilung zu bewähren scheint. Auf diese Weise können wir die Hilfe schnell und effektiv umsetzen. Natürlich hoffen wir, daß weiteres Vermögen von Personen, die...“
Und so ging es das ganze Essen über weiter. Harry wunderte sich nicht, als sich Percy schließlich darüber beklagte, daß seine Erbsen kalt geworden waren.

Den Nachmittag wollten sie in ruhiger Runde im Wohnzimmer verbringen. Harry richtete sich gerade auf eine weitere verheerende Niederlage ein, während Ron sein Zauberschachspiel aufbaute, als Mr Weasley die drei Freunde mit dem ansprach, was zu einem seiner Lieblingsthemen zu werden schien.
„Ich werde euch natürlich zum Flughafen begleiten. Gibt es da die Möglichkeit, die Flugzeuge aus der Nähe zu sehen? Ich habe sie immer nur oben am Himmel gesehen. Oder auf Plakaten an den Muggelreisebüros. Wie groß sind die eigentlich, wißt ihr das?“
Harry erinnerte sich an das Buch über Flugzeuge und Fluggesellschaften, das er damals aus dem Ligusterweg mitgenommen hatte.
„Moment, Mr Weasley, ich komme gleich wieder.“
Er stand auf und ging nach oben, wo sein Schrankkoffer stand. Dann suchte er das Buch hervor und nahm es runter ins Wohnzimmer.
„Hier, Mr Weasley, da müßte alles drinstehen. Ist allerdings schon ein paar Jahre alt, vielleicht ist es an einigen Stellen etwas überholt.“
Mr Weasley nahm das Buch antwortete strahlend: „Oh, das ist ja wunderbar – ein echtes Muggelbuch über Flugzeuge. Guck mal, Molly, die Bilder bewegen sich gar nicht, so als ob die Flugzeuge festgefroren sind.“
Mrs Weasley ließ sich nur zu einem sehr unwilligen Blick auf das Buch herab und machte ein abwehrendes Geräusch. Mr Weasley ließ sich allerdings davon nicht irritieren und setzte sich mit dem Buch in einen Sessel.
Wenn Harry gedacht hatte, daß es jetzt etwas ruhiger werden würde, hatte er sich getäuscht. Mr Weasley blätterte nämlich nicht nur das Buch durch und las hier und da, sondern er meinte auch noch, die anderen teilhaben lassen zu müssen.
„Seht mal hier, der fliegt 930 km/h schnell, und der hier 960 km/h.“ - „Ist der riesig! 361 Sitze! Und diese Boeing 747 erst: Bis 550 Sitze, kein Wunder, daß die Muggel das Ding Jumbo-Jet nennen!“ - „Zweifache Schallgeschwindigkeit!“ - „Wußtet ihr schon, daß Qantas die erste Fluggesellschaft mit einem Rund-um-die-Welt-Dienst war?“ - „Seht mal, wie viele britische Fluggesellschaften es gibt.“ - „Ist das nicht herrlich, wie schön bunt die aussehen?“ - „Es gibt welche mit Düsen und welche mit Propeller – die mit dem Propeller sind langsamer, wenn ich nur wüßte, wieso.“
Schließlich drohte Mrs Weasley, ihm das Buch wegzunehmen. Mr Weasley behielt daraufhin seine Kommentare für sich und Harry konnte in aller Ruhe die Schachpartie gegen Ron verlieren.
„Was ich nicht verstehe“, sagte Ron zu Harry, „ist, daß du im Schach so schlecht bist. Du bist der Anführer der DA, du hast die Pläne gemacht, und du bist aus allen Situationen entkommen.“
„Ginny, Luna und Neville waren die Anführer der DA“, sagte Harry.
„Aber nur, weil Du nicht da warst.“
Inzwischen nahm Mrs Weasley die Ausgabe des Sidmouth Herald vom Vortag auseinander, wie sie es jeden Tag tat, wenn sie eine Ausgabe ergattern konnte. Harry hatte den Eindruck, daß Mrs Weasley zu einer der eifrigsten Leserinnen dieser Zeitung geworden war, obwohl es sich um eine Muggelzeitung handelte. Aber trotz intensiver Suche hatte sie in den letzten drei Wochen keinen Bericht über einen Flugunfall gefunden. Um so verbissener und genauer überprüfte sie jede Ausgabe.

Den Sonntagnachmittag verbrachte Harry mit Andromeda Tonks und Ted Lupin, wie es ihm schon zur lieben Gewohnheit geworden war. Als er am Sonntagabend zu Bett ging, war er etwas aufgeregt. Er wollte am Montag in die Winkelgasse gehen, um bei Gringotts noch etwas Geld für den Aufenthalt in Australien zu holen. Das wäre immerhin das erste Mal seit dem Einbruch, daß er die Bank betreten würde. Obwohl die Kobolde ihm mitgeteilt hatten, daß alles in Ordnung sei, war Harry etwas nervös.

Am nächsten Morgen saß er am Frühstückstisch und hielt die Montagsausgabe des Tagespropheten in der Hand. Seite drei war aufgeschlagen, und nur zwei Fotos waren zu sehen: Das bekannte Archiv-Foto von Hogwarts und ein Foto mit einem etwas unscharf abgebildeten Rubin, der nach Harrys Vermutung als Stein der Weisen herhalten sollte. Er fragte sich, ob Rita Skeeter wirklich vorhatte, jedes einzelne Schuljahr einzeln abzuhandeln. Das würde zum Tagespropheten passen, denn auf diese Weise könnte man die Serie schön strecken. Er las den Artikel.

DER WAHRE HARRY POTTER – LEBEN UND PERSON DES RETTERS
TEIL 7: RETTUNG DES STEINS DER WEISEN

von Rita Skeeter

Wer hat sich nicht schon über die unergründlichen Entscheidungen des im Juni 1997 verstorbenen äußerst exzentrischen Schulleiter von Hogwarts, des steinalten Albus Dumbledore gewundert? Nun kann man geteilter Ansicht darüber sein, was die Ernennung eines Halbriesen zum Lehrer angeht – aber im Sommer 1991 hatte es Dumbledore eindeutig übertrieben: Nichts anderes als der Stein der Weisen sollte in Hogwarts aufbewahrt werden. Und das, obwohl Dumbledore zumindest ahnte, daß Der, dessen Namen nicht genannt werden darf, hinter diesem Stein her war, um seinen Körper zurückzuerlangen.
Der Schulleiter und die Hauslehrer umgaben den Stein zwar mit mächtigen Schutzzaubern, aber Dumbledore machte die Schule damit zum Ziel des Dunklen Lords. Damit brachte er die Schüler in größte Gefahr.
Und tatsächlich: Der körperlose Unnennbare hatte Besitz von einem Lehrer – Prof. Quirrel – ergriffen und versuchte, den Stein an sich zu bringen. Doch nicht Dumbledore oder die Hauslehrer waren es, die den Stein letztlich retteten, sondern Harry Potter selbst. Die Schulleitung hatte zwar versucht, die Ereignisse zu vertuschen, aber Schulabgänger erinnern sich noch daran, daß zahlreiche Details durchgesickert sind: So hatte sich der noch nicht einmal Zwölfjährige gegen Ende seines ersten Jahres durch sämtliche Schutzzauber gekämpft und mit Hilfe seiner Freunde – Ronald Weasley und Hermione Granger – unter anderem ein riesiges magisches Schachspiel überwunden.
Wie ist nun der Umstand zu bewerten, daß Harry Potter schon nach einem Jahr der Zauberausbildung nicht von Vorkehrungen aufgehalten werden konnte, die die fähigsten Lehrer aufgebaut hatten, und dann noch in einem packenden Showdown, bei dem Quirrel ums Leben kam und der Dunkle Lord fliehen mußte, den Stein an sich brachte? „Man könnte entweder unterstellen, daß die Schutzzauber unzureichend waren“, äußerte ein Mitglied der Liga gegen die dunklen Künste, „oder daß die Ausbildung in Hogwarts einfach unschlagbar ist. Meiner Ansicht nach unterstreicht der ganze Vorgang jedoch nur die herausragende Klasse von Harry Potter.“
Könnte Dumbledore dadurch auf die Idee gekommen sein, Harry Potter in den Kampf gegen den Dunklen Lord einzuspannen und ihn dadurch sogar noch mehr als die ihm anvertrauten Schüler in Lebensgefahr zu bringen? Im darauffolgenden Jahr jedenfalls sollte Harry Potter wieder einmal für Dumbledore die heißen Kartoffeln aus dem Feuer holen.

Lesen Sie im nächsten Teil über die Kammer des Schreckens

„Das war ja wieder klar – Rita Skeeter hat eine Gelegenheit gefunden, über Dumbledore herzuziehen“, brummte Harry, „wahrscheinlich liegen bei Flourish und Blotts noch ein paar ihrer Bücher rum, die nicht verkauft sind.“
Ron nahm die Zeitung und las den Artikel ebenfalls durch. Dann sagte er: „Hier, Hermione, sie erwähnt uns auch!“
Hermione schlürfte nur gelangweilt ihren Tee. Dann fragte sie Harry: „Und? Du willst heute in die Winkelgasse? Das ist gut, es wird Zeit, daß du mal rauskommst und was anderes siehst als immer nur das Zaubereiministerium oder Grimmauldplatz zwölf. Ich muß mich sputen – heute habe ich mehrere Fahrstunden. In ein paar Tagen will ich meine Fahrprüfungen machen, also die theoretische und die praktische. Und so viel Zeit habe ich nicht, daß ich es mir erlauben kann, durchzufallen.“
Harry lächelte. Als ob Hermione schon einmal irgendwo durchgefallen wäre, dachte er.

Nach dem Frühstück ging beziehungsweise apparierte jeder seiner Wege. Harry trat an den Kamin, warf etwas Pulver in das Feuer, das sich sofort grün färbte, stieg hinein und rief, sich daran erinnernd, daß er vor sechs Jahren in der Nokturngasse gelandet war, überdeutlich: „Winkelgasse!“
Nach dem vertrauten Wirbeln trat er im Tropfenden Kessel aus dem Kamin. Einige wenige Zauberer hatten ihn erkannt und wollten gerade etwas sagen, doch Harry stürmte so schnell er konnte zum Hinterausgang auf den Hof. Dort tippte er mit seinem Zauberstab auf den bewußten Stein, so daß sich die Mauer öffnete.
Vor einem knappen Monat war er schon einmal hier. Jetzt hatte sich die Winkelgasse deutlich geändert: Keine Todesser mehr, auch keine zauberstablosen bettelnden Muggelstämmige. Das Sträßchen hatte sich belebt, es war allerlei buntes Volk unterwegs, wenn auch noch nicht so viel wie in den glücklicheren Zeiten, in denen Harry hier war. Immerhin: Die schwarzmagischen Läden waren verschwunden. Sie standen nun leer und warteten auf neue Mieter. Harry ging zielstrebig durch die Straße. Hin und wieder wurde er von Passanten erkannt, die ihm neugierig hinterhersahen oder ihren Nachbarn anstießen. Harry beschleunigte seine Schritte – er wollte einen erneuten Auflauf wie damals im Zaubereiministerium kurz vor dem Besuch beim Premierminister vermeiden.

Schnell hastete er die Stufen zu Gringotts hinauf, wo der Kobold an der Tür kaum dazu kam, sich zu verbeugen. Dann stand Harry auch schon vor dem langen Schalter. Er sah sich kurz in der Halle um. Die Schäden, die der Drache hinterlassen hatte, waren alle repariert worden. Der Kobold vor ihm sah auf und schrak zusammen.
„Oh – M-Mr Potter...“
Harry hatte ein etwas ungutes Gefühl – immerhin stand er als Einbrecher am Ort seiner Missetat. Und Kobolde waren nachtragend, das wußte er, Brief hin oder her.
„Ähm – guten Tag. Ich möchte gerne etwas aus meinem Verlies abholen.“
„Welches Ihrer beiden Verliese, Mr Potter?“
Harry stockte kurz. Dann fiel ihm wieder ein, daß er ja auch das Verlies von Sirius Black geerbt hatte. Dumbledore hatte zwar seinerzeit im Wohnzimmer der Dursleys angekündigt, daß der Goldbetrag in Harrys Verlies aufgestockt werden würde, aber das wurde irgendwie verschwitzt.
„711, bitte.“
Harry wußte selbst nicht, wieso er sich an die Nummer des Verlieses der Blacks erinnerte. Sein Pate hatte die Nummer mal in dem Brief erwähnt, mit dem er Harry auch die Hogsmeade-Erlaubnis zugesandt hatte.
„Bitte sehr, Mr Potter, folgen Sie bitte Griphook.“
Harry fing den Blick des Kobolds auf, der an dem Durchgang zu den Karren stand. Griphook ließ sich nichts anmerken. Harry erinnerte sich allerdings noch ziemlich gut, daß der Kobold ihn, Hermione und Ron damals verraten hatte.
„Wenn ich bitten darf“, sagte Griphook mit einer angedeuteten Verbeugung und wies auf einen der Karren.
Harry entging nicht, daß der Kobold den anderen ein Zeichen gab und zwei von ihnen hinzukamen. Seine Hand fuhr zu seinem Zauberstab, doch die Kobolde griffen ihn nicht an, sondern setzten sich zu ihm und Griphook in den Karren. Harry vermutete, daß er nach seiner Aktion im Verlies der Lestranges von einer besonders starken Sicherheitseskorte begleitet wurde. Die Fahrt ging in atemberaubendem Tempo hoch und wieder hinunter über die Gleise durch Stollen, Tunnels und über den unterirdischen See hinweg. Schließlich hielt der Karren vor einer Tür an. Harry fiel auf, daß diese Tür kein Schloß enthielt. Er erinnerte sich an das erste Mal, als er vor einer derartigen Tür stand: Es war das Hochsicherheitsverlies 713, aus dem Hagrid vor sieben Jahren den Stein der Weisen herausgeholt hatte. Sie waren jetzt also nur zwei Türen von der damaligen Stelle entfernt. Griphook strich mit der Hand über die Tür, die sofort wegschmolz. Harry trat vor.
Er konnte kaum glauben, was er dort sah. War er seinerzeit beim Anblick seines ursprünglichen Verlieses schon erstaunt, so war er jetzt wie vom Donner gerührt. Er stand hier immerhin dem gesamten Blackschen Vermögen gegenüber, dessen Erbe er geworden war. Hier lagen nicht nur hügelweise Galleonen und stapelweise Sickel und Knuts. Das Verlies war viel größer und geradezu ausgestopft mit Gold. Aber nicht nur Galleonen lagen hier herum. Harry konnte einen kostbaren koboldgearbeiteten silbernen Tafelaufsatz erkennen. Ihm wurde mit einem Schlag bewußt, daß er nicht nur ein kleines Vermögen hatte, sondern als Erbe der Blacks schwerreich war. Doch er konnte die Kunstgegenstände nicht näher betrachten, weil Griphook ihm am Ärmel zupfte, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
„Mr Potter – jetzt ist gerade die Gelegenheit dazu, über die Sache vom 15. Mai zu sprechen.“
„Ja? Ich erinnere mich, daß Sie 'Diebe, Diebe' gerufen haben. Wir haben unseren Teil der Vereinbarung eingehalten, Sie haben das Schwert bekommen.“
„Es ist weg.“
„Das ist Ihr Problem, Griphook.“
„Was ich sagen wollte“, sagte Griphook, „ist, daß ich keine andere Wahl hatte. Wir waren entdeckt, und die anderen Kobolde kamen herbei und...“
„Schon gut, Griphook.“
Harry zog einen großen Lederbeutel hervor und steckte 280 Galleonen hinein. Er hatte sich ausgerechnet, daß er einen derart hohen Betrag brauchen könnte, wenn er etwa anderthalb Monate in Australien verbringen würde. Außerdem brauchte er etwas Sicherheit für den Fall, daß seinen Begleitern das Geld ausging. Danach fuhren sie wieder nach oben.
In der Marmorhalle ging Harry noch einmal zum Schalter.
„Ja bitte?“ fragte der Kobold.
„Ich möchte diesen Betrag hier in Muggelgeld umtauschen – wäre das möglich?“
„Ohne weiteres.“
„Auch in australisches Muggelgeld?“
„Oh – bedaure. Da müssen Sie sich an eine unsere Filialen in Australien wenden.“
„Gut, dann bitte in englische Pfund umtauschen, bitte.“
Der Kobold zählte die 280 Galleonen durch und zahlte Harry exakt 1.400 Pfund aus.

Harry strebte dem Ausgang der Winkelgasse zu. Er wollte in einer Muggelbank das englische Geld in australisches umtauschen. Als er gerade den Zauberstab zückte, um auf den magischen Stein in der Mauer zu tippen, öffnete sich diese schon zu einem Torbogen. Und dort stand -
„Oh, guten Tag, Prof. McGonagall!“ sagte Harry überrascht.
Die großgewachsene Hexe mit dem strengen Gesicht war nicht minder erstaunt.
„Mr Potter – was machen Sie denn hier?“
„Ich – ähm – bin doch freigestellt...“
„Ja, richtig, aber...“
„Und sind Sie nicht normalerweise in der Schule? Jetzt ist doch Montag, Mr McGonagall?“
McGonagall hob eine Augenbraue.
„Mr Potter, wenn es nötig ist, kann ich als Lehrerin durchaus auch in London... Ach, was solls. Sie haben ja letzten Freitag schon ihre Aussage in der Anhörung gegen Umbridge gemacht. Heute war ich dran. Aber ich würde vorschlagen, wir gehen in den Tropfenden Kessel, denn hier, so fürchte ich, versperren wir den anderen den Weg.“
Das war allerdings wahr: Sowohl hinter Harry als auch hinter McGonagall standen jeweils etwa drei oder vier Hexen und Zauberer, die in die Winkelgasse herein- oder aus ihr hinauswollten. Besonders ungeduldig wirkten sie allerdings nicht. Vielmehr starrten sie alle neugierig bis begeistert Harry an, der sofort das Gefühl bekam, daß McGonagalls Vorschlag einiges für sich hatte.
„Gut, gehen wir in den Tropfenden Kessel“, sagte er.

Kurze Zeit später saßen sie in eben jenem Nebenraum des Tropfenden Kessels, in dem der seinerzeitige Zaubereiminister Fudge für Harry eines Abends Brötchenhälften gebuttert hatte. Tom der Wirt hatte diesen Raum Harry und McGonagall zur Verfügung gestellt, weil es kaum möglich war, im Schankraum zu sitzen, ohne daß der Tisch von Schaulustigen umlagert wurde. Vor Harry stand ein Butterbier, vor McGonagall ein Goldlackwasser, für das sie eine Schwäche zu haben schien.
„Wie war Ihre Vernehmung, Professor?“ fragte Harry betont höflich.
Er war es nicht gewohnt, mit McGonagall derart informell zusammen zu sitzen. Entweder hatte er ihr in ihrem Büro oder im Schuldirektorenzimmer gegenübergestanden oder -gesessen, vom Klassenraum ganz zu schweigen. Zwar war auch Dumbledore eine Respektsperson gewesen, aber er hatte diesen Umstand immer durch eine gehörige Portion Selbstironie abgemildert, auch wenn diese zum Teil seiner Eitelkeit entsprungen war. Außerdem war Dumbledore jemand, dem man sich eher anvertraute als der immer sehr strengen und korrekten McGonagall. Andererseits hatte Harry wiederholt festgestellt, daß sie absolut klar und erschütterlich auf seiner Seite gestanden und für ihn gekämpft hatte.
„Nun, Mr Potter, ich hatte ja nicht allzuviel zu berichten. Im wesentlichen wurde ich zu Hagrids Festnahme befragt beziehungsweise dazu, wie ich von Umbridge und den Auroren überwältigt wurde. Und selbstverständlich konnte ich Auskunft über den Abend geben, als Sie mit Ihrer Gruppe aufgeflogen sind. Außerdem habe ich mich zu ihrem Regime in Hogwarts geäußert. Aber wie ich am Samstag in der Zeitung mit einiger Genugtuung gelesen habe, haben Sie diese schreckliche Frau schwer belastet.“
McGonagall schenkte Harry eines ihrer seltenen und etwas steifen Lächeln.
„Wie läuft es in der Schule? Die Prüfungen müßten doch so allmählich durch sein?“ fragte er.
„Bis zum Ende dieser Woche laufen noch die ZAG- und UTZ-Prüfungen, aber ansonsten sind wir durch, ja.“
Beide nippten an ihren jeweiligen Getränken. Ein Gespräch mit McGonagall war eine holprige Sache, stellte Harry fest.
„Nun, also, was haben Sie in der Winkelgasse getrieben?“ fragte McGonagall.
„Ich habe noch Zauberergeld in englisches Muggelgeld umgetauscht und wollte damit zu einer Muggelbank, damit ich es in australisches Geld eintauschen kann.“
„Sie wollen also immer noch nach Australien? Immer noch mit dem Flugzeug?“
„Ja, der Flug ist schon gebucht. Wir fliegen am sechsten Juli ab und kommen am 27. August zurück.“
Beide nahmen noch etwas von ihren Getränken.
„Harry“, setzte McGonagall erneut an und benutzte dieses Mal seinen Vornamen, „es ist ganz praktisch, daß ich Sie getroffen habe. Dann kann ich Ihnen gleich ankündigen, daß ich erwäge, Sie im kommenden Schuljahr zum Schulsprecher zu ernennen, wie Sie sich sicher gedacht haben.“
Harry war ehrlich überrascht. Gewiß, zu Beginn seines fünften Schuljahres hatte er erwartet, zum Vertrauensschüler eingesetzt zu werden, aber nachdem er es nicht geworden war, hatte er sich an den Gedanken gewöhnt, von Aufsichtstätigkeiten entbunden zu sein. Er mußte ein wenig an Percy und dessen enervierende Angewohnheit denken, andere zu schurigeln. Außerdem wußte er nicht einmal, was ein Schulsprecher eigentlich genau machte.
„Das habe ich mir nicht gedacht“, sagte er vorsichtig, „schließlich war ich auch nicht Vertrauensschüler.“
„Das war Ihr Vater damals auch nicht, trotzdem hatte ihn Dumbledore zum Schulsprecher gemacht – gemeinsam mit Ihrer Mutter übrigens.“
„Warum eigentlich?“ wollte Harry wissen. „Soweit ich weiß, war mein Dad ein Unruhestifter.“
„Oh, ich denke mal, Dumbledore hatte das Problem James Potter auf eine Art gelöst, wie nur Dumbledore ein Problem lösen würde: Er hat den Bock zum Gärtner gemacht. Er hat es getan, weil er wußte, daß dieser Bock bei allen Flausen im Kopf seine Aufgaben sehr ernst nahm.“
„Ist das der Grund, weshalb ich...?“ fragte Harry.
McGonagall ruckte nur kurz mit dem Kopf und erwiderte: „Nein. Wenn ich das richtig verfolgt habe, hatten Sie bei ihren Regelbrüchen meistens sehr triftige Ziele, wenn ich auch nicht einzusehen vermag, was Sie in Ihrem ersten Jahr zusammen mit Miss Granger auf dem Anatomieturm zu suchen hatten.“
„Das wollen Sie nicht wirklich wissen“, sagte Harry. Als McGonagall ihn mit hochgezogenen Augenbrauen ansah, ergänzte er: „Das war wegen etwas, was mit Hagrid zu tun hatte.“
McGonagall ruckte noch einmal mit dem Kopf und sagte: „Dann will ich es wirklich nicht wissen. Nun – der Grund, weshalb Sie im nächsten Schuljahr Schulsprecher sein werden,“ - sie betonte das letzte Wort - „ist ganz schlicht, daß es niemand nachvollziehen könnte, wenn sie es nicht wären. Das verstehen Sie doch?“
„Ähm – um ehrlich zu sein...“
„Potter! Denken Sie mal nach!“ wies ihn McGonagall schroff zurecht. „Sie haben Den, dessen Namen nicht genannt werden darf, besiegt und zwar in Hogwarts. Ihr Erscheinen dort hat die Schlacht ausgelöst. Jedem von uns war klar, daß Sie nicht einfach auf der Flucht, sondern auf einer Mission waren. Jeder von uns, auch jeder Schüler, der guten Willens war, hat darauf gewartet, daß Sie in Hogwarts erschienen, weil alle wußten, daß das der Augenblick sein würde, in dem alles wieder offen und nichts für uns verloren sein würde. Glauben Sie ernsthaft, daß für Sie in ihrem letzten Jahr etwas anderes als das Schulsprecheramt in Frage kommt?“
Harry gefiel der Gedanke gar nicht.
„Aber wenn ich sage, daß auf meinen Wunsch...?“
„Nein, Potter, ausgeschlossen. Denken Sie doch mal an die Vertrauensschüler und denjenigen, der an Ihrer Statt Schulsprecher werden müßte. Die müßten sich immer Sorgen machen, daß ihre Autorität nichts wert ist. Also müssen Sie um der Schule willen Schulsprecher werden, da führt kein Weg dran vorbei.“
„Hmpf.“
„Das ist übrigens die Meinung sämtlicher Hauslehrer.“
Harry nickte matt. Dann fiel ihm etwas ein: „Ich würde aber gerne wieder Quidditch spielen – habe ich dann überhaupt Gelegenheit dazu?“
„Selbstverständlich, Harry“, antwortete McGonagall, die nach Harrys Nachgeben zu einem sanfteren Ton und zu seinem Vornamen zurückgekehrt war, „schließlich sind Sie der Kapitän der Hausmannschaft von Gryffindor.“
„Aber ich war das ganze Jahr nicht da – wer ist denn Kapitän in diesem Schuljahr gewesen? Ich will niemanden verdrängen.“
„Ich habe keinen neuen Kapitän ernannt. Selbstverständlich hatte ich nach dem Sturz des Ministeriums nicht damit gerechnet, daß Sie nach Hogwarts zurückkehren würden. Aber ich bin selbstverständlich davon ausgegangen, daß Sie weiterhin zu meinem Haus gehören würden. Auf Ihrer Position als Sucher hatte Miss Weasley gespielt, und sie hatte wohl zusammen mit Miss Robins die kommissarische Teamleitung übernommen.“
„Und wer hat den Pokal gewonnen? Slytherin?“ fragte Harry neugierig.
„Niemand“, antwortete McGonagall, „das letzte Saisonspiel sollte in der dritten Maiwoche stattfinden. Aber da es bekanntlich zur Schlacht mit vielen Toten gekommen ist, ist es nicht mehr dazu gekommen. Der Pokal steht also noch in meinem Büro.“
Harry lächelte.
„Wenn man bedenkt, daß ich beim letzten Spiel gar nicht da war, und daß ich im Spiel davor von diesem Idioten vom Besen gehauen wurde...“
McGonagall überhörte diese Schmähung.
„Sie haben sich übrigens als hervorragender Kapitän erwiesen. Denn Sie haben Ihre Mannschaft nicht um sich herum aufgebaut, sondern so, daß sie eine echte Mannschaft wurde und die Meisterschaft auf jeden Fall gewinnen konnte. Was Quidditch angeht, habe ich mich bislang nie geirrt, wenn ich eingegriffen habe, das müssen Sie zugeben. Meine damalige Entscheidung, Sie als Sucher in die Mannschaft zu nehmen, hat sich absolut bewährt, ebenso meine Entscheidung, Sie zum Kapitän zu machen.“
„Ähm – Prof. McGonagall – ich hoffe, es ist keine zu persönliche Frage“, setzte Harry zögernd an, „auf welcher Position hatten Sie damals Quidditch gespielt?“
„Woher wollen Sie wissen, daß ich Quidditch gespielt habe?“ fragte McGonagall mit erstauntem Gesichtsausdruck zurück.
„Wer so einen scharfen Blick für Quidditch hat, der hat den nicht nur vom Zugucken“, meinte Harry.
„Da haben Sie recht, ich war Jägerin. Und ich war auch Kapitänin der Hausmannschaft, also gewissermaßen Ihre Vorgängerin.“
„Und was waren Sie für eine Kapitänin, wenn ich fragen darf?“
McGonagall lächelte.
„Erinnern Sie sich an Oliver Wood?“
Harry lächelte auch.
„Oh – ja.“
Schließlich hatten sie ihre Getränke geleert und verabschiedeten sich voneinander.
„Nun, Mr Potter, Harry, wir sehen uns dann im nächsten Schuljahr. Sie erhalten dann per Brief Ihre Anweisungen, welche Aufgabe Sie im Hogwarts-Expreß als Schulsprecher zu erfüllen haben“, sagte McGonagall, bevor Harry den Tropfenden Kessel verließ.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Der Hobbit 3
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Luna ist auch eine Person, in die ich mich von Anfang an verliebt habe. Sie gibt der Handlung einen wichtigen, neuen Anstrich und sie lässt Harry Dinge anders betrachten. Ich war ihr wirklich von Anfang an verfallen.
Michael Goldenberg