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Fanfiction

Nach der Schlacht von Hogwarts - Die Anhörung der Dolores Umbridge

von Krabbentaucher

Nachdem Harry im Grimmauldplatz Nummer zwölf angekommen war, wurde er von Kreacher eifrig die Treppe hochgelotst.
„Kreacher hat das Arbeitszimmer des Meisters fertiggestellt. Wenn der Meister bitte nachsehen möge, ob es auch zusagt...?“
„Gut, Kreacher.“
Das Zimmer, in dem Harry und Ron geschlafen hatten, war nicht wiederzuerkennen. Die beiden Betten waren verschwunden, die Tapeten schälten sich nicht mehr von Wänden, es muffelte nicht mehr. Der große dunkle Schrank stand noch da, paßte aber hervorragend zu dem mächtigen Schreibtisch, den Kreacher irgendwie in das Zimmer praktiziert hatte. Bücherregale standen jetzt an den Wänden, außerdem gab es nun ein Sofa und eine Kommode. Alles war genaus so, wie Harry es sich ausgesucht hatte. Er war sprachlos.
„Nun, Meister?“ wollte Kreacher wissen.
„Wow! Kreacher! Da hast Du Dich wirklich selbst übertroffen!“
„Danke, Meister.“
„Du hast Dir ja mächtig viel Arbeit gemacht.“
„Kreacher hatte sonst nicht viel zu tun in den letzten zwei Wochen.“
„Du hättest ruhig auch ein wenig Spaß haben können.“
„Es hat Kreacher aber Freude gemacht.“
„Danke, Kreacher. Das ist großartig.“
Harry ließ sich hinter dem Schreibtisch nieder. Er konnte sich kaum an den Gedanken gewöhnen, daß es sein Schreibtisch war. Sein Zimmer. Sein Haus. Harry mußte an das wackelige Schreibbord denken, an dem Ron seine Ferienaufgaben für die Schule erledigen mußte. Gut – von erledigen konnte in diesem Zusammenhang bei Ron nicht wirklich die Rede sein. Plötzlich tat sich etwas in dem großen leeren Bild mit dem prächtigen Rahmen, dessen Blattgold nun wieder funkelte wie neu.
„So – Mr Potter gibt sich mal wieder die Ehre“, stellte Phineas Nigellus fest.
„Guten Abend, Prof. Black“, erwiderte Harry höflich, der wußte, wie sehr Phineas Nigellus Wert auf Ehrerbietung legte, wiewohl er kaum bereit war, sie anderen zu erweisen.
„Nun, wie ich sehe, haben Sie angefangen, das Haus meiner Väter umzugestalten.“
Harry hätte beinahe gesagt: Mein Haus. Aber er beließ es bei einem höflichen: „Richtig. Ich hoffe, es gefällt Ihnen.“
„Ich muß zugeben, daß das Zimmer deutlich gewonnen hat. Sie machen also Ernst mit dem Nestbau?“
„Ja, Herr Professor.“
„Und warum sind Sie heute Abend zurückgekehrt?“
„Morgen um acht muß ich vor dem Zaubergamot erscheinen, um im Verfahren gegen Umbridge auszusagen.“
Phineas Nigellus strich über seinen spitzen Bart.
„Aah... jaah..., Dolores Umbridge... Da war einiges los im Büro des Schulleiters. Ich erinnere mich an den Versuch, meinen geschätzten Kollegen Albus Dumbledore festzunehmen. Ja, das Verfahren war in letzter Zeit wiederholt Thema im Büro. Minerva wird auch noch aussagen müssen.“
„Tja, nun, Umbridge war ja für kurze Zeit auch Ihre Kollegin...“, gab Harry zu bedenken.
Phineas Nigellus sah ihn hochmütig an.
„Sie als Schüler haben nicht den richtigen Einblick in die Dinge. Der Umstand, daß sie für kurze Zeit den Posten des Schulleiters usurpiert hatte, machte sie noch lange nicht zu meiner Kollegin. Wie Ihnen vielleicht entgangen ist, hatte sich das Schulleiterbüro gegen sie versiegelt. Nein – wahrer Schulleiter war auch im Frühjahr 1996 immer noch Dumbledore.“
Harry wußte nicht recht, was er darauf sagen sollte. Deshalb brachte er nur eine Mischung aus Schulterzucken und Nicken zustande.
„Ich werde jetzt wieder in mein Bild in Hogwarts zurückkehren“, sagte Phineas Nigellus, dem Harrys unenschlossene Reaktion offenbar als Eingeständnis seiner Unterlegenheit ausreichte, „und wünsche Ihnen morgen Erfolg gegen diese Person.“
Harry sank gegen die Lehne des Schreibtischstuhls zurück und seufzte. Da trat ihm Kreacher ins Blickfeld.
„Kreacher bittet um Entschuldigung, aber der Meister hatte sich nicht angekündigt. Deshalb hat Kreacher noch kein Dinner gemacht. Hat der Meister irgendwelche Wünsche?“
„Ach, macht doch nichts, Kreacher. Nur keine Umstände. Wenn ein bißchen Brot da wäre, würde mir das schon reichen, aber auch das muß nicht sein.“
Kreacher verbeugte sich tief.
„Kreacher wird dem Meister ein paar Sandwiches machen. Will der Meister sie hier einnehmen oder in der Küche?“
„Ich komme gleich in die Küche“, sagte Harry, und Kreacher wuselte aus dem Arbeitszimmer.

Am nächsten Morgen rollte Harry nach dem Frühstück einen schönen, wenn auch altmodischen schwarzen Umhang mit Silberstickerei und dunkelblau abgesetzten Säumen zusammen, den Kreacher unter den alten Umhängen gefunden und gereinigt hatte. Er wollte auf dem selben Weg zur Anhörung von Umbridge gelangen wie seinerzeit zu seiner eigenen Anhörung, bei der er die Untersekretärin zum ersten Mal getroffen hatte. Harry verabschiedete sich von Kreacher, ging aus dem Haus und überquerte den Grimmauldplatz. Dann fuhr er mit der U-Bahn ins Stadtzentrum. Die Bahn war voller Pendler, die wie er wichtige Erledigungen zu machen hatten.

Der Weg vom Grimmauldplatz zum großen Sitzungssaal war für Harry wie eine Reise in die Vergangenheit. Er erinnerte sich jetzt an zahlreiche Details, die er Umbridges Wirken zu verdanken hatte. Dazu zählte vor allem seine eigene disziplinarische Anhörung.
Dieses Mal stand Harry jedoch nicht vor der verschlossenen dunklen Holztür mit den schweren Eisenschlössern. Die Tür stand noch offen, und es tröpfelten noch ein paar Zuschauer in den Saal. Harry folgte ihnen und blieb dann unschlüssig neben dem Kettenstuhl stehen, der noch unbesetzt war. Deutlich wahrnehmbar wurde es leiser – viele Zuschauer hatten gesehen, daß Harry, der Star-Zeuge des heutigen Tages, den Saal betreten hatte. Harry bot in dem teuren schwarz-blau-silbernen Umhang einen erheblich respektheischenderen Eindruck als am Montag in seinem grün-goldenen Umhang. Dann wurde es muksmäuschenstill.
Der Vorsitzende hatte sich erhoben und sprach nun mit sonorer Stimme: „Man bringe die Gefangene herein!“
Harry drehte sich um und sah, daß zwei Auroren Umbridge hereinführten. Harry wunderte sich ein wenig über ihren Nerv, zu der Verhandlung gegen sie mit einer großen Schleife im Haar und einem gerüschten rosafarbenen Umhang zu erscheinen. Diese ganze mädchenhafte Aufmachung stellte einen besonderen Kontrast nicht nur zur Düsternis des Gerichtssaales dar, sondern auch zu den dunklen Eisenketten, die sie an den Armen trug. Harry hatte sich direkt neben dem Kettenstuhl aufgestellt, so daß die Auroren Umbridge direkt an ihm vorbeiführen mußten. Als Umbridge ihn erkannte, lächelte sie ihn mit ihrem falschen Mädchenlächeln an.
„Mr Potter, Sie werden sich doch sicher an Ihre alte Lehrerin erinnern?“ fragte sie mit ihrer hohen Stimme, während die Ketten der Armlehnen sich um ihre Arme schlagen, „an meine Verdienste um die Anhebung des Niveaus in Hogwarts?“
Harry war für einen Moment sprachlos. Er war sich nicht sicher, richtig verstanden zu haben.
„Wie bitte?“
„Ich meinte...“, fing Umbridge von neuem an, doch dann wurde sie vom Vorsitzenden des Zaubergamots unterbrochen: „Ruhe!“
Harry wandte sich um und ging in die Mitte des Raumes, also dorthin, wo er schon bei der Anhörung der Malfoys gestanden hatte.
„Wir setzen die Verhandlung in der Strafsache gegen Dolores Jane Umbridge fort.“
Der Vorsitzende sprach nun zu Harry: „Sie sind Harry James Potter, Grimmauldplatz Nummer zwölf, London?“
Harry nickte.
„Wenn ich mich recht erinnere, bevorzugen Sie es, im Stehen vernommen zu werden?“
Harry nickte erneut. Seine Kehle war trocken. Der Vorsitzende sortierte seine Papiere. Harry und alle anderen warteten.

„Nun – fangen wir an“, sagte der Vorsitzende. „Sie kennen die Angeklagte, Mr Potter?“
Harry drehte sich überflüssigerweise kurz zu Umbridge um.
„Ja, das ist Dolores Jane Umbridge, zuletzt Erste Untersekretärin des Zaubereiministers, Leiterin der Muggelgeborenen-Registrier-Kommission. Davor war sie mal, hm – tja, wohl irgendwie Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste in Hogwarts und Großinquisitorin und zwischendurch mal selbsternannte Schulleiterin ohne Schulleiterbüro.“
Gelächter erhob sich in den Reihen der Zuschauer. Harry hätte schwören können, daß sogar einige der Gamots verdruckst kicherten. Offenbar hatte genug von Umbridges Wirken die Mauern von Hogwarts durchdrungen, daß alle zumindest im Groben darüber orientiert waren. Hinter sich hörte er ein „chrm-chrm“, aber Harry beachtete es nicht.
„Demnach müssen sie die Angeklagte zuerst im Unterricht kennengelernt haben?“ fragte der Vorsitzende.
„Nein“, sagte Harry, „ich habe sie schon vorher kennengelernt. Das war am zwölften August 1995 – hier in diesem Gerichtssaal.“
Nach einer kurzen atemlosen Stille wurde es laut im Saal. Heftig debattierten die Zuschauer diese sensationelle Aussage. Offenbar konnte sich niemand einen Reim auf darauf machen, daß dieser Gerichtssaal schon im Jahr 1995 benutzt worden war. Harry hatte natürlich längst Rita Skeeter erspäht, die auf er rechten Seite auf der untersten Stufe saß und deren Flotte-Schreibe-Feder über das Pergament huschte. Auch unter den Gamots gab es Unruhe. Während die einen überrascht waren, nickten andere bestätigend. Sie waren nach Harrys Vermutung während der fraglichen Anhörung anwesend gewesen. Der Vorsitzende gehörte nicht dazu.
„Wie bitte?“ hakte er nach. „Ich dachte, daß dieser Saal seit den Verfahren in den frühen achtziger Jahren nicht mehr benutzt worden war.“
„Er wurde am zwölften August 1995 noch einmal benutzt“, beharrte Harry, „und zwar für meine disziplinarische Anhörung, die einzig dem Zweck diente, mir den Zauberstab zu nehmen und mich der Zauberschule zu verweisen.“
Die Diskussionen unter den Zuschauern wurden noch lauter. Der Vorsitzende schaute Harry verdutzt und ratlos an.
„Bitte erklären Sie uns das“, sagte er etwas atemlos.

„Nun“, sagte Harry langsam, um sich zu sammeln, „es ging um den Vorwurf des Verstoßes gegen den Erlaß zur vernunftgemäßen Beschränkung der Zauberei Minderjähriger und gegen das Internationale Geheimhaltungsabkommen. Am Abend des zweiten August 1995 bin ich mit meinem Cousin Dudley in Little Whinging – also, in der Kleinstadt, in der ich damals gelebt habe – da bin ich also mit meinem Cousin durch eine Verbindungsgasse zwischen zwei Straßen gegangen -“
„Dudley? Dudley Dursley? So ein sehr runder Junge, so einer, mit dem Sie sich immer gezankt haben? Einer Ihrer Muggelverwandten?“ fragte aus den Gamotreihen eine mittelalte Frau.
Harry war etwas überrascht. Doch ein Seitenblick auf Rita Skeeters selbstgefälliges Lächeln brachte ihn auf die Idee, daß er nicht der einzige gewesen sein könnte, der die Harry-Potter-Serie im Tagespropheten gelesen hatte.
„Ähm – ja, genau der“, nahm Harry seinen Faden wieder auf. „jedenfalls haben wir uns gestritten und plötzlich tauchten zwei Dementoren auf. Sie haben uns überfallen und einer davon versuchte Dudley einen Kuß zu verpassen. Ich habe sie dann mit dem Patronuszauber vertrieben. Und das war der Grund, weshalb man mir den Prozeß gemacht hat. Zuerst wollte man meinen Zauberstab einfach so zerbrechen, aber dann hat man doch eine Anhörung veranstaltet, nachdem Dumbledore interveniert hat. Das war am zwölften August.“
„Ich verstehe nicht“, schaltete sich der Vorsitzende ein, „so wie Sie den Fall schildern, war Ihr Handeln vollauf gerechtfertigt – warum hätte man Sie anklagen sollen?“
„Oh – Fudge, der damalige und übrigens reichlich unfähige Zaubereiminister wußte nur von dem Zauber und hat die Gelegenheit beim Schopf gepackt, mich abzuservieren. Vielleicht erinnern Sie sich daran: Fudge hat ein Jahr lang behauptet, Voldemort sei nicht zurückgekehrt. Und weil ich der einzige Zeuge war – von den Todessern wie Malfoy und so weiter abgesehen –, wollte er mich mundtot machen. Deshalb war das nicht nur eine einfache disziplinarische Anhörung, sondern er hat gleich den ganzen Zaubergamot einberufen. Allerdings hatte er nicht mit Dumbledore gerechnet, der mich verteidigt hat. Schließlich wurde der Termin der Anhörung überraschend vorverlegt, und die angeblich abgesandten Eulen haben weder Dumbledore noch mich erreicht. Jedenfalls hatten wir eine Zeugin, eine Squib, nämlich Mrs Arabella Figg, und die hat meine Aussage bestätigt. Trotzdem gab es einige im Zaubergamot, die für meine Verurteilung gestimmt haben – und dazu gehörte auch Mrs Umbridge.“
Wieder war ein allgemeines Gemurmel zu hören, doch Harry achtete darauf nicht. Er drehte sich kurz nach Mrs Umbridge um und stellte befriedigt mit, daß ihr Lächeln einem angespannten Gesichtsausdruck gewichen war. Er wandte sich wieder dem Gericht zu und hörte gerade noch, wie jemand sagte: „Ja, ich erinnere mich.“
„Das interessante daran war“, fuhr Harry fort, „daß es vorher noch ein Wortgefecht zwischen der Angeklagten und Dumbledore gab. Dumbledore hat nämlich gefragt, warum die Dementoren in Little Whinging waren, wo sie doch angeblich unter der vollen Kontrolle des Ministeriums stünden. Und da hat die Angeklagte gesagt, sie hätte wohl nicht richtig verstanden, für einen Moment hätte es sich für sie so angehört, als ob Dumbledore behauptet hätte, daß jemand aus dem Ministerium die Dementoren in Marsch gesetzt hat.“
Die Zuschauer hielten still. Harry merkte, daß sie darauf warteten, daß er auf den Punkt käme.
„Merkwürdig, daß ausgerechnet die Angeklagte das gesagt hat“, sagte Harry und drehte sich grinsend erneut nach Umbridge um. Mit gehässiger Freude sah er, daß ihr Gesicht bleich geworden war. Harry wandte sich wieder dem Zaubergamot zu.
„Sie selbst war es“, sagte er knapp. „Sie hatte die Dementoren nach Little Whinging geschickt“, setzte er hinzu.
Der Tumult, der dieser Aussage folgte, war unbeschreiblich. Mehrfach mußte der Vorsitzende „Ruhe!“ rufen, zuletzt sogar mit magisch verstärkter Stimme.
„Sie hat es mir gesagt, daß sie es war“, ergänzte Harry unbarmherzig, nachdem es ein wenig ruhiger geworden war.
Schlagartig wurde es still.
„Es war gegen Ende des Schuljahres. Ich hatte den Kamin im Büro der Angeklagten benutzt, um Kontakt mit dem Grimmauldplatz zwölf aufzunehmen. Das war nämlich der einzige Kamin in Hogwarts, der nicht vom Ministerium überwacht wurde. Wir wurden erwischt – also wir, das waren ich und die Leute, die ein Ablenkungsmanöver gestartet hatten. Sie hat uns verhört und bei der Gelegenheit hat sie gesagt, daß sie die Dementoren nach Little Whinging geschickt hätte, um mich zum Schweigen zu bringen.“
Lautes Gemurmel war zu hören. Der Vorsitzende verschaffte sich Gehör und fragte Harry: „Hat sie etwas darüber gesagt, daß der damalige Zaubereiminister, Mr Fudge, etwas davon wußte?“
„Sie hat soviel gesagt wie: 'Was Fudge nicht weiß, macht ihn nicht heiß.' Also wußte er nichts davon. Er war nur dankbar, daß er eine so schöne Gelegenheit hatte, mich aus dem Verkehr zu ziehen.“
Wieder gab es Getuschel.
„Außerdem wollte sie mich mit dem Cruciatus-Fluch foltern, um zu hören, mit wem ich Kontakt aufnehmen wollte.“
Harry drehte sich um. Umbridge saß wie gelähmt da.
„Nun – Mrs Umbridge? Sie haben gehört, was Mr Potter ausgesagt hat. Haben Sie dazu etwas zu erklären?“ fragte sie der Vorsitzende.

„Lüge! Alles Lüge!“ keifte Umbridge. „Warum, Mr Potter – Harry, warum tun Sie mir das an? Ich war es doch, die Sie in Verteidigung gegen die dunklen Künste unterrichtet hat. Haben Sie nicht ihren ZAG mit einem 'Ohnegleichen' geschafft? Warum vergessen Sie, was ich für Sie getan habe?“
Kalte Wut stieg in Harry auf. Er machte ein paar Schritte auf Umbridge zu und hob seine rechte Faust. Sofort senkte sich gespannte Ruhe über den Gerichtssaal.
„Vergessen, Umbridge? Vergessen? Nichts habe ich vergessen!“ fauchte er. „Hier – sehen Sie die Narben auf meinem Handrücken? Die habe ich von Ihnen. 'Ich darf keine Lügen erzählen', das steht da. Mußte ich bei Ihnen mit meinem eigenen Blut schreiben, wieder und wieder. Und das nur, weil ich die Wahrheit gesagt habe, nämlich daß Voldemort zurückgekehrt ist.“
Umbridges Gesicht zeigte deutliche Spuren von Angst. Offenbar hatte sie einen Großteil ihrer Taten verdrängt und sich zu sehr darauf verlassen, daß Harry am Ende ihres Schuljahres so gut in ihrem Fach abgeschnitten hatte und dafür dankbar war.
„Was hat es mit Ihrer Hand auf sich, Mr Potter?“ fragte der Vorsitzende.
Harry ging jetzt zum Vorsitzenden. Er zeigte erneut seinen Handrücken.
„Sehen Sie? Die Narben auf meinem Handrücken bilden die Wörter 'Ich darf keine Lügen erzählen'. Ich mußte diesen Satz damals schreiben, wieder und wieder, als die Angeklagte Lehrerin in Hogwarts war. Mit einer speziellen Feder, die ohne Tinte schreibt – dafür aber mit Blut. Und das ist das Ergebnis. So sah das Nachsitzen bei der Großinquisitorin von Hogwarts aus. Und ich war nicht der einzige, der das zu spüren bekommen hat.“
Der Vorsitzende war sichtlich beeindruckt. Er wandte sich an seine Kolleginnen und Kollegen.
„Wer stimmt dafür, die Anklage darauf zu erweitern, daß der Angeklagten vorgeworfen wird, Dementoren auf Mr Harry Potter und seinen Cousin Mr Dudley Dursley gehetzt und dann den Ausschluß des Mr Harry Potter aus Hogwarts betrieben zu haben?“
Die Mehrheit hob die Hand.
„Aber er hat doch keine Beweise!“ rief Umbridge.
„Nun – er ist Zeuge“, wies sie der Vorsitzende zurecht. „Mr Potter, war außer Ihnen noch jemand anwesend, als das angebliche Geständnis abgelegt wurde?“
„Ja, meine Freunde Hermione Granger, Ginevra Weasley, Luna Lovegood, Ronald Weasley und Neville Longbottom waren dabei. Außerdem einige Mitglieder des Inquisitionskommandos. Das wurde von der Angeklagten gegründet, um uns besser zu überwachen und zu schikanieren. Es handelte sich um Draco Malfoy, Pansy Parkinson, Gregory Goyle, Vincent Crabbe und noch jemand, dessen Namen ich vergessen habe. Crabbe ist ja nun nicht mehr.“

„Nun, Mr Potter, können Sie uns etwas über die Tätigkeit der Angeklagten im Rahmen der Registrierung von Muggelgeborenen sagen?“
„Ja“, sagte Harry. „Anfang September bin ich zusammen mit Hermione Granger und Ronald Weasley ins Zaubereiministerium eingedrungen. Wir haben zuvor mit Vielsafttrank die Gestalten von Mrs Hopfkirch, Mr Cattermole und Mr Runcorn angenommen. Ich war Runcorn.“
„Warum sind Sie ins Zaubereiministerium eingedrungen? Wußten Sie nicht, daß nach Ihnen gesucht wurde und eine Belohnung von 10.000 Galleonen auf Sie ausgesetzt war?“
„Das wußte ich. Deshalb ja auch die Maskerade. Aber einer der Horkruxe war das wertvolle Medaillon des Salazar Slytherin. Voldemort hatte es in einer Höhle versteckt. Regulus Black ist dahinter gekommen und hatte es gestohlen und an den Hauself Kreacher weitergegeben. Dabei ist er gestorben. Kreacher hat weisungsgemäß versucht, das Medaillon zu zerstören, aber er hat es nicht geschafft. Dann hat er es in seiner Unterkunft versteckt. Mundungus Fletcher ist nach dem Tod meines Paten in das Haus eingedrungen und hat ein paar wertvolle Gegenstände geklaut. Als er es dann in der Winkelgasse verkaufen wollte, wurde er von der Angeklagten aufgegriffen, die das Medaillon an sich nahm.“
„Woher wußten Sie, daß die Angeklagte das getan hat?“
„Von Mundungus Fletcher selbst. Kreacher ist inzwischen mein Hauself. Ich hatte ihm befohlen, Mundungus zu fangen. Tja – und dann habe ich ihn befragt.“
„Sie wollten also der Angeklagten das Medaillon im Ministerium abnehmen. Erzählen Sie weiter“, wies der Vorsitzende Harry an.
„Hermione mußte als Mrs Hopfkirch die Angeklagte zu den Anhörungen von Muggelgeborenen begleiten. Sie kann zu den Anhörungen sicher mehr sagen als ich. Ich habe mich derweil im Büro der Angeklagten umgesehen. Da habe ich übrigens eine interessante Entdeckung gemacht...“
„Welche?“
„Die Angeklagte hatte die Angestellten, die diese Anti-Muggelgeborenen-Hetzblätter hergestellt haben, mit dem magischen Auge des Alastor Moody überwacht. Moody wurde getötet, als ich aus dem Ligusterweg abgeholt wurde. Da wurden wir von den Todessern überfallen.“
„Ich habe damit nichts zu tun!“ rief Umbridge, und in ihrer Stimme lag Angst. Alles Mädchenhafte war endgültig abgefallen. „Yaxley hat es mir mitgebracht, als ich mich darüber beschwert habe, daß ich die Leute nicht richtig überwachen konnte.“
„Wie dem auch sei“, sagte Harry, „als ich das Medaillon in ihrem Büro nicht gefunden habe – sehr wohl aber ein Plakat von mir mit der Notiz 'zu bestrafen' in der Schrift der Angeklagten –, bin ich dann in den Gerichtssaal gegangen, wo die Anhörungen stattfanden. Sie fanden in einem der kleineren Säle statt, also nicht in diesem Saal. Da kam gerade jemand heraus, der beteuerte, Halbblüter zu sein und von einem berühmten Besenmacher abzustammen. Die Angeklagte hat zu ihm gesagt: 'Wenn Sie sich weiter wehren, werden sie von dem Dementoren geküßt.' Die haben hier unten Dementoren eingesetzt, obwohl bekannt war, daß sie zu Voldemort übergelaufen sind.“
„Man hat uns gesagt, daß die Dementoren zu uns zurückgekehrt seien“, japste Umbridge.
„Ich bin dann in den Gerichtssaal gegangen. Die Angeklagte trug das Medaillon übrigens tatsächlich um den Hals. Sie hat dann Mrs Cattermole verhört, ihr vorgehalten, sie hätte ihren Zauberstab einem Zauberer gestohlen.“

Der Vorsitzende wandte sich erneut an Umbridge.
„Was sagen Sie dazu? Mr Potters Aussage deckt sich mit der Aussage der Mrs Cattermole.“
„Es – es war die offizielle Politik der Zaubereiministeriums“, sagte Umbridge, die nun doch ihre Mädchenstimme wiedergefunden hatte.
„Es entsprach Ihrer Einstellung“, sagte Harry, der sich wieder zu Umbridge umgedreht hatte. „Als Hermione Sie auf das Medaillon angesprochen hat, haben Sie gesagt, daß es ein Familienerbstück sei und Sie stolz seien, von Reinblütern abzustammen. Dann haben Sie zu Mrs Cattermole gesagt, daß man so etwas über sie leider nicht sagen könne. Und Sie haben ganz abfällig gesagt: 'Beruf der Eltern: Gemüsehändler.' Ein ehrenwerter Beruf übrigens, meiner Meinung nach.“
Harry wandte sich wieder dem Zaubergamot zu.
„Als die Angeklagte Großinquisitorin von Hogwarts war, hat sie auch Unterrichtsinspektionen durchgeführt, und anderem bei Hagrid, der das Fach Aufzucht und Pflege magischer Geschöpfe unterrichtete und heute noch unterrichtet. Hagrid ist Halbriese und die Angeklagte hat so getan, als sei er völlig verblödet. Als sie ihm zum Beispiel gesagt hat, daß sie herumgehen und die Schüler befragen wollte, hat sie mit den Beinen getrampelt, um Gehen anzudeuten, und sie hat auf ihren Mund gedeutet, um Sprechen anzudeuten. Als sie gesagt hat, Hagrid würde seine Inspektionsergebnisse in zehn Tagen erhalten, hat sie ihre zehn Finger hochgehoben.“
„Ich war mir eben nicht sicher, ob er mich verstanden hat“, hörte Harry von hinten Umbridges Mädchenstimme.
Er wirbelte herum und fauchte: „Ach – und warum? Weil er ein Halbriese ist, nicht wahr? Erinnern Sie sich an die Zentauren? Als wir Sie in den Verbotenen Wald gelockt haben?“
Umbridge erstarrte. Sie machte den Eindruck, als würde sie dieses Erlebnis nicht vergessen können.
„Was war mit den Zentauren im Verbotenen Wald?“ wollte der Vorsitzende wissen.
Harry drehte sich wieder zu ihm um.
„Nachdem wir im Büro der Angeklagten erwischt worden waren, damals, im Juni 1996, hat Hermione ihr gesagt, wir hätten in Dumbledores Auftrag eine Waffe gebaut, die wir nicht verstünden. Und da haben wir sie zu der vermeindlichen Waffe geführt, in den Wald hinein. Wir wußten, daß sie die Zentauren beleidigen würde, und tatsächlich kamen sie dann auch. Die Angeklagte hat sie dann als 'Halbbrut' – übrigens auch ein Wort, das sie in Bezug auf Hagrid und Prof. Lupin benutzt hat – und als 'Viecher' beschimpft. Naja – sie haben sie dann mitgenommen und in den Wald verschleppt.“
Harry drehte sich grinsend zu Umbridge um. Sie saß starr in ihrem Kettenstuhl.
„Soweit ich weiß, hat die Angeklagte auch einige Verschärfungen durchgepeitscht, die die Lage von Leuten verschlechtert hat, die von Werwölfen gebissen wurden oder die einen Riesen im Stammbaum haben.“

Umbridge machte noch einen letzten Versuch, vom berühmten Harry Potter eine positive Aussage zu bekommen.
„Mr Potter“, flötete sie, „Ihr Berufswunsch war es doch, Auror zu werden, nicht wahr? Ich war es, die diesen Wunsch an Scrimgeour weitergeleitet hat. Hat Ihnen Scrimgeour das nicht gesagt?“
„Oh doch, das hat er“, erwiderte Harry, der wieder Wut in sich hochsteigen fühlte, „aber ich kann mich noch sehr gut erinnern, was Sie während meiner Berufsberatung bei Prof. McGonagall über mich gesagt haben. Gelogen haben Sie. Sie haben gesagt, ich sei vorbestraft. Das war gelogen!“
„Ich verbitte mir -“, versuchte Umbridge dazwischenzugehen.
„Sie haben sich hier nichts zu verbitten“, fauchte Harry, „Sie sind hier nur Angeklagte, keine Untersekretärin und keine Großinquisitorin mehr und auch keine Lehrerin oder Schulleiterin von Gnaden eines politischen Volltrottels -“
„Mr Potter, ich darf um Zurückhaltung bitten“, unterbrach ihn der Vorsitzende.
„Entschuldigen Sie“, sagte Harry, der seine Wut mühsam niederkämpfen mußte. „Ich konnte dieser Lüge einfach nicht tatenlos zuhören.“
Umbridge unternahm noch einen Anlauf.
„Mr Potter, haben Sie nicht im Anschluß an meinen Unterricht ein 'Ohnegleichen' in ihrem ZAG in Verteidigung gegen die dunklen Künste erreicht? Habe ich Ihnen denn nichts beigebracht, was Ihnen bei Ihrem Sieg über Du-weißt-schon-wen behilflich war?“
„Nein“, sagte Harry kalt, „haben Sie nicht. Ihr Unterricht war wertlos. So wertlos, daß wir eine eigene Verteidigungsgruppe gegründet haben. Dumbledores Armee, Sie wissen schon. Die Gruppe, weswegen Sie alle Gruppen in Hogwarts verboten haben. Die Gruppe, wegen der Sie mich rauswerfen lassen wollten. Und sogar verhaften lassen wollten.“
Harry drehte sich wieder zum Zaubergamot um.
„Noch Fragen?“ fragte der Vorsitzende.
Niemand rührte sich.
„Gut – dann danken wir für Ihr Erscheinen, Mr Potter. Sie können dann gehen.“

Als Harry an Mrs Umbridge vorbeiging, sah sie ganz elend aus. Harry konnte nicht anders, er grinste sie frech an. Er wußte, daß sich das nicht gehörte, aber er fand, daß das einfach nötig war.


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