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Fanfiction

Nach der Schlacht von Hogwarts - Offizieller Termin

von Krabbentaucher

Am Sonntagmorgen wachte Harry früh auf. Er ging in das Badezimmer und erledigte seine Morgentoilette. Dann ging er in Rons Zimmer zurück, wo er auf einem Feldbett schlief, wenn er im Fuchsbau war. Ron regte sich und blinzelte.
„Morgen Harry, schon auf? Schon fertig? Mann...“
„Morgen Ron, alte Schlafmütze. Aufstehen, es ist Sonntag!“
„Ist der Sonntag nicht dazu da, sich mindestens dreimal umzudrehen und weiterzuschlafen?“
Ron zog die Decke ein wenig höher und machte auf Harry den Eindruck, als wolle er genau das umsetzen. Harry seufzte und ging in die Küche hinunter. Er fand, daß der Sonntagmorgen ein guter Zeitpunkt wäre, Ginny einen Brief zu schreiben. Er suchte und fand Pergament, Feder und Tinte. Dann legte er los.

Liebe Ginny,

ich bin gerade im Fuchsbau, aber die vergangenen Tage war ich viel unterwegs. Ich habe mich hin und wieder im Grimmauldplatz zwölf aufgehalten und werde das auch weiterhin machen müssen.
In der vergangenen Woche habe ich meinen Antrag für den Reisepaß fertiggemacht. Am Montag will ich ihn abgeben. Wenn Du diesen Brief liest – hoffentlich schafft Errol das überhaupt so schnell – bin ich wahrscheinlich gerade auf dem Weg zum Home Office.
Auf dem Weg nach Australien haben sich zwei Hindernisse gezeigt. Eines kennst Du schon: Deine Mutter. Gestern hatte sie Glück und in einer Muggelzeitung endlich einen Artikel über ein Flugzeugunglück gefunden. Es ist zwar niemand gestorben, aber das interessiert sie wohl nicht besonders. Das zweite Hindernis ist mein Cousin. Ich habe ihn am Freitag getroffen und er sagt, daß er mitkommen will. Du hast ihn ja noch nicht kennengelernt und viel habe ich Dir nicht über ihn erzählt, aber mir wird heiß und kalt bei dem Gedanken, daß ich ihn in Australien mit mir rumschleppen muß und wir womöglich weit entfernt sind vom nächsten Fast-Food-Restaurant.
Am Dienstag will mich Kingsley übrigens dem Premierminister der Muggel vorstellen. Bin gespannt drauf.
Ginny, ich hatte zwar die Woche viel zu tun, aber wenn ich abends ausspanne, dann sehne ich mich nach Dir. Mir wäre es am liebsten, ich könnte Dich mitnehmen nach Australien, aber ich glaube, dann würde Deine Mutter ausrasten.

Tausend Küsse für Dich,
Dein Harry

Harry rollte den Brief zusammen und band ihn Errol ans Bein. Dann sah er der alten Eule nach, wie sie nur mühsam an Höhe gewann und langsam in der Ferne verschwand. Immerhin kamen jetzt auch die anderen in die Küche.
Beim Frühstück verkündete Harry seinen Beschluß.
„Hermione? Ron? Ich habe mich entschieden.“
Alle sahen ihn gespannt an.
„Wenn Ihr einverstanden seid, nehme ich Dudley mit. Vielleicht hat er bis zum Abflug seinen Führerschein, dann könnten wenigstens zwei von uns Auto fahren. Was meint Ihr?“
Hermione sah Harry skeptisch an.
„Das ist jetzt kein neuer Trick und Du spekulierst nicht darauf, daß wir die heißen Kartoffeln aus dem Feuer holen? Wenn einer von uns ja sagt, dann kommt Dudley mit.“
„Das ist kein Trick.“
„Gut, dann sage ich ja“, erwiderte Hermione mit herausforderndem Gesichtsausdruck.
Ron guckte sie erstaunt an und sagte dann zögernd: „Na gut, von mir aus. Er kann mitkommen.“
„Dann wäre es also beschlossen“, stellte Hermione fest, „nicht wahr, Harry?“
„Ja“, sagte er, „immer vorausgesetzt, seine Eltern lassen ihn gehen. Die haben nämlich keinen glücklichen Eindruck gemacht.“
„Das ist nicht Dein Problem. Du sagst ihm Bescheid, daß er mitkommen kann, Harry.“
„Wird gemacht, gleich am Montag.“

Am Sonntag hatte niemand etwas spezielles vor. Harry entschloß sich daher, seinem Patenkind einen Besuch abzustatten. Als er bei Mrs Tonks ankam, machte Ted gerade eine neue Phase durch. Seine Haare waren dieses Mal rot.
„Eindeutig ein Metamorphmagus“, stellte Mrs Tonks lächelnd fest, „bei Nymphadora war das genauso.“
Harry nahm Ted auf den Arm und setzte sich mit ihm auf das Sofa. Er dachte, daß Ted in Hogwarts in einem Fach spielend ein Ohnegleichen erreichen würde – in Verwandlung nämlich. Ob McGonagall dann noch Lehrerin sein würde? Oder Schulleiterin? Sie war schon ziemlich alt und hatte vieles durchgemacht. Immerhin war sie die Hauslehrerin des vermutlich anstrengensten Hauses von Hogwarts.
„Es sieht übrigens so aus, als sei Remus's Befürchtung unbegründet“, fuhr Mrs Tonks fort.
„Welche Befürchtung?“
„Daß er Ted in irgendeiner Weise angesteckt haben könnte. Was ich meine, ist: Ted scheint kein Werwolf zu sein oder zu werden. Ich habe mal im St Mungos nachgefragt, und die meinten, daß ein sehr kleiner Werwolf bei Neumond eine gewisse Körperbehaarung und Fangzähne zeigt. Außerdem wird er, naja, unleidlich. Und als Vollmond war, hat sich an Ted überhaupt nichts gezeigt.“
Harry lächelte Mrs Tonks an. Er war genauso erleichtert wie sie darüber, denn so blieben Ted die Qualen der Verwandlung erspart, und er würde nicht dadurch eingeschränkt werden, daß er ständig an den Wolfsbanntrank denken mußte.
Es wurde noch ein schöner Sonntag, den Harry mit Ted verbrachte. Und interessant wurde der Sonntag außerdem: Harry hatte dreimal Gelegenheit, Ted unter Mrs Tonks' Anleitung zu wickeln. Er war überzeugt, daß ein guter Pate in der Lage sein mußte, ein Kind auch allein aufzuziehen und gab sich große Mühe, alles zu lernen.

Am Montag frühstückten alle Bewohner des Fuchsbaus zusammen. Dann gingen sie getrennte Wege: Mr Weasley und Percy apparierten ins Ministerium, George machte seine tägliche Runde zu Freds Grab, Ron und Hermione apparierten zu Hermiones Elternhaus, wo Hermione sich von ihrem Fahrlehrer zu ihrer ersten Fahrstunde abholen lassen wollte, und Harry apparierte zum Grimmauldplatz.
Dort betrat er Nummer zwölf, sagte routiniert „ich habe Sie nicht getötet, Professor Dumbldedore“ und wartete ab, daß die Geistergestalt explodierte. Dann erschien auch schon Kreacher und verbeugte sich.
„Der Meister ist zurück. Kreacher hat sich das Wochenende über mit dem zukünftigen Arbeitszimmer des Meisters gekümmert. Die Wände sind nicht mehr feucht und der Teppich ist aufgefrischt. Der Meister muß nur noch bestimmen, wo welche Möbel stehen sollen.“
„Danke, Kreacher, Du hast Dir viel Mühe gegeben. Aber ich werde zuerst meine Paßangelegenheit regeln. Am Nachmittag kümmere ich mich dann um das Zimmer.“
„Es ist Kreacher eine Ehre“, sagte der Hauself mit einer weiteren Verbeugung.
„Ich werde mich übrigens morgen Vormittag zunächst ins Zaubereiministerium und dann gemeinsam mit dem Minister zum Premierminister der Muggel begeben. Hättest Du einen guten Umhang da? Du hattest doch mal einige gewaschen und aufgefrischt.“
„Kreacher hat die Umhänge gewaschen und aufgefrischt“, bestätigte Kreacher, „der Meister kann sich einen Umhang aussuchen, der ihm zusagt.“
„Danke, Kreacher.“

Wenig später saß Harry im Hauptquartier des Home Office. Die Verwaltungsangestellte sah die Antragsunterlagen durch.
„Scheint alles da zu sein. Wenn wir Fragen haben sollten, schreiben wir ihnen.“
Harry dachte daran, daß das Haus der Blacks unaufspürbar war.
„Ähm – es gibt derzeit postalische Probleme. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gerne selbst hier vorbeikommen und nachfragen.“
„Da treiben Sie aber einen ziemlichen Aufwand.“
„Nein, gar nicht. Ich habe gelegentlich hier in der Gegend zu tun“, log Harry.
„Nun gut. Kommen Sie nochmal in, sagen wir, zehn Tagen hier vorbei.“

Als Harry das Home Office verließ, sah er sich nach einer Telefonzelle um und fand eine. Er wählte mit klopfendem Herzen die Nummer der Dursleys. Zwar mußte er vor nichts mehr Angst haben, aber Mr Dursley konnte derart unangenehm werden, daß Harry sich schönere Beschäftigungen vorstellen konnte, als mit ihm zu telefonieren.
„Ja? Hier Dursley?“ meldete sich Tante Petunia.
„Ähm – hier ist Harry. Guten Tag, Tante Petunia.“
„Hmpf. Was ist?“
„Ähm – kann ich kurz Dudley sprechen? Ist er da?“
„Ist es wegen Australien? Hör zu, sag ihm, daß Du ihn nicht mitnimmst. Auf uns hört er nicht. Er will unbedingt mit. Aber ich lasse nicht zu, daß sich mein Duddywutz mit Deinesgleichen abgibt. Verstanden?“
„Glaubst Du nicht, daß Dudley so etwas allmählich allein entscheiden kann? Kann ich ihn jetzt sprechen?“
„Ja, Moment.“
Harry fiel plötzlich ein, daß da etwas war, wozu er bei seinem Besuch keine Gelegenheit gehabt hatte.
„Einen kleinen Moment, Tante Petunia!“
„Ja?“
„Ich wollte sagen, daß... daß... Also, im Kampf gegen Voldemort gab es viele Tote am 16. Mai. Und einer dieser Toten war Severus Snape. Ich glaube, Du hast damals davon erfahren, daß er Schulleiter von Hogwarts geworden ist?“
Harry fand, daß er nicht mit der Tür ins Haus fallen sollte und tat so, als ob er von früheren Kontakten seiner Tante mit Snape nichts wußte. Diese schwieg kurz.
„Geschieht ihm recht“, sagte sie dann, „diese Mrs Jones hat etwas davon gesagt, daß er ein Anhänger von diesem -“
„Das war nur Tarnung“, unterbrach Harry sie, „er war immer auf unserer Seite. Er ist für unsere Seite gestorben. Ich glaube, er war früher mal in meine Mutter verliebt, als sie gemeinsam auf die Schule gegangen sind.“
„Sie hatte ihn mal erwähnt“, sagte Tante Petunia knapp.
Harry hatte gehofft, daß sie etwas mehr erzählen oder wenigstens irgendeine Regung zeigen würde, wurde aber enttäuscht. Er hörte, wie sich ihre Schritte entfernten. Dann kamen schwere Schritte näher.
„Harry? Hier ist Dudley.“
„Hallo, Big D!“
„Hast Du gefragt?“
„Ja. Du kannst mitkommen. Wenn Du noch willst und wenn Du das mit Deinen Eltern geregelt kriegst.“
„Kriege ich schon. Ich habe sie bisher immer weichgekocht.“
„Daran zweifle ich nicht, Big D. Ich melde mich nochmal.“
„Okay, bis dann!“

Am Nachmittag sah Harry, daß Kreacher sich wirklich Mühe mit dem Zimmer gegeben hatte. Harry hatte sich in den anderen Räumen Möbel ausgesucht und dann bestimmt, wo er sie hingestellt haben wollte. Die beiden Betten in dem Raum würden anderswo untergestellt werden. Kreacher schien richtig in seinem Element, als es darum ging, das ehrwürdige Haus zu renovieren. Phineas Nigellus blieb seinem Bild fern und bekam von den Änderungen in dem Zimmer nichts mit.

„Aufstehen, Meister, es ist schon neun Uhr. Ihr wolltet doch um viertel vor elf im Ministerium sein“, sagte Kreacher zu Harry.
Der lag im Bett und war noch ganz schlaftrunken.
„Danke, Kreacher.“
Nach dem Aufstehen suchte er sich die Kleidung zusammen, die er anziehen wollte. Es waren die schwarze Hose und ein dunkler, leichter Pulli. Dann schlüpfte er in den Umhang, den er am Abend zuvor ausgesucht hatte. Es handelte sich um einen smaragdgrünen Umhang, dessen Ärmel und Ränder mit goldenen Borten kunstvoll abgesetzt waren.
„Passend zu meinen Augen“, sagte Harry zu sich selbst.
Dann ging Harry auf die oberste Stufe der Außentreppe, dachte fest an das Atrium des Ministeriums und drehte sich.

Harry war plötzlich umgeben von zahlreichen geschäftig umherheilenden Zauberern. Das Atrium des Zaubereiministeriums war so prächtig wie eh und je, der dunkle Holzfußboden spiegelte Besucher und Bedienstete wider, die goldenen Figuren bewegten sich über die blaue Decke, und zwischen den Holzpaneelen an den Wänden befanden sich goldgefaßte Kamine, in denen hin und wieder ein Zauberer oder eine Hexe erschien. In der Mitte befand sich das runde Brunnenbecken. Doch der niedrige Sockel in der Mitte war leer. Offensichtlich hatte es zu den ersten Amtshandlungen Kingsleys gehört, die abscheulichen Figuren – eine Hexe und ein Zauberer auf Thronen, die aus den nackten Leibern von Muggeln gebildet wurden, das ganze versehen mit der Aufschrift „Magie ist Macht“ – zu entfernen.
Niemand hatte von Harrys Ankunft Notiz genommen, da auch andere hier apparierten. Harry war das nur recht. Möglichst unauffällig schob er sich zu dem Tisch mit dem Sicherheitszauberer.
„Guten Tag. Ich bin ein Besucher.“
Harry erkannte denselben Sicherheitszauberer, der ihn auch schon vor knapp drei Jahren kurz vor der disziplinarischen Anhörung wegen der Dementorensache überprüft hatte. Dieser fuhr geistesabwesend mit der goldenen Rute Harry über Brust und Rücken und nahm dann seinen Zauberstab, um ihn auf sein Registriergerät zu legen.
„Elf Zoll, Stechpalme, Kern Phönixfeder – aber was ist das?“
Der Zauberer stutzte.
„Das ist merkwürdig. Da stimmt etwas mit dem Gerät nicht. Zwei Anzeigen. Seit sieben Jahren in Gebrauch, aber zugleich soll er neu sein.“
Harry wollte die Sache mit dem Holunderstab nicht erklären und sagte schnell: „Vielleicht ist das Gerät kaputt?“
„Wahrscheinlich“, brummte der Zauberer, steckte einen Ausdruck auf einen Dorn und gab Harry den Zauberstab zurück. Dann stutzte er erneut und schien für einen Augenblick das Gleichgewicht zu verlieren. „H-Harry P-Potter!“
Augenblicklich erstarrten alle Zauberer in der Nähe und wandten sich Harry zu, der sich jetzt nichts sehnlicher wünschte, als sich unter seinem Tarnumhang verstecken zu können. Der aber lag im Grimmauldplatz zwölf.
„Harry Potter!“ - „Harry Potter!“ - „Er ist da!“ - „Das ist Harry Potter!“ pflanzte sich die Nachricht durch die Menschenmenge fort. Für einen kurzen Moment schien es, als sei die Zeit eingefroren zu sein. Dann brach Applaus und Jubel los. Zauberer und Hexen verbeugten sich leicht vor Harry, während diejenigen in der zweiten und dritten Reihe die Hälse reckten, um auch ja nichts vom Jungen-der-lebt zu versäumen. „Es ist mir eine Ehre“ - „Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich bin“ - „Sie sind zweifellos der größte Held, der...“ - „Ich habe immer zu Ihnen gehalten“ waren die Sätze, die Harry aus dem allgemeinen Tumult heraushören konnte. Doch anders als vor sieben Jahren im Tropfenden Kessel schien sich niemand zu trauen, ihm näher zu kommen und ihm die Hand zu schütteln.
Harry lächelte verlegen in die Runde und machte sich auf den Weg zu den Aufzügen. Die Menge teilte sich vor und schloß sich hinter ihm. Die Zauberer legten jedoch ihre Zurückhaltung nach und nach ab, so daß Harry kurz vor dem Erreichen der Aufzüge heftig betatscht wurde. Er sah, daß eines der goldenen Gitter gerade offen stand und schlüpfte in den Aufzug. Mit einem „der Auserwählte“ - „er ist es wirklich“ wurde er von denjenigen begrüßt, die schon drin standen. Harry biß ein wenig die Lippen aufeinander. Das Atrium war in der achten Etage, und er mußte hoch in die erste Etage. So lange mußte er durchhalten und entschloß sich, ein wenig lächelnd in die Runde zu blicken und ansonsten fest das Gitter zu fixieren, während der Aufzug nach oben rasselte. Unterwegs hielten sie zwar immer wieder an, doch niemand schien aussteigen zu wollen. Endlich sagte die kühle Frauenstimme, die die Stockwerke ansagte: „Erste Etage. Zaubereiminister und Ministeriumsstab.“
Die Gitter glitten beiseite, und Harry stieg aufatmend aus. Die Gitter schlossen sich, der Aufzug fuhr mit den anderen Leuten wieder nach unten. Jetzt war Harry allein. Er erinnerte sich, wie er vor etwa neun Monaten in der Gestalt Albert Runcorns hier gestanden hatte. Er stand auf dem dicken, purpurnen Teppich und sah den Korridor mit den glänzenden Türen aus dunklem Holz entlang. Er erinnerte sich, wohin er zu Umbridges Büro gegangen und daß Thicknesse damals in die andere Richtung gelaufen war. Dieses Mal ging Harry in die Richtung, die Thicknesse genommen hatte. Am Ende des Korridors konnte er eine große, zweiflügelige Tür sehen. Er klopfte an. Von innen sagte eine Frauenstimme: „Herein.“
Harry öffnete die Tür und stand in einem großen Büro mit einer weiteren zweiflügeligen Tür. Hinter dem Schreibtisch saß eine Hexe. Sie stand auf und sagte: „Mr Potter, welche Ehre. Einen Moment.“
Dann ging sie zur Tür und öffnete einen Türflügel einen Spalt. Sie steckte den Kopf hindurch und sagte: „Er ist da.“
Dann öffnete sie die Tür ganz und sagte zu Harry: „Sie werden erwartet, Mr Potter. Bitte treten Sie näher.“

Kingsley begrüßte Harry schon an der Tür. Sein Büro war riesig. Auf dem Boden lag ein dicker Teppich ähnlich dem, mit dem der Korridor ausgelegt war. Der gesamte Raum war bis zur Kassettendecke holzgetäfelt. Ein wuchtiger Schreibtisch auf Löwenfüßen beherrschte den Raum. Hinter dem Schreibtisch und einem riesigen mit schwarzem Leder bespannten Stuhl befand sich ein kunstvoll verzierter Marmorkamin mit goldenen Beschlägen. Außerdem befand sich im Raum eine Besucherecke mit einem Sofa und drei großen Sesseln.
„Bißchen düster“, kommentierte Kingsley das Ambiente, als er Harrys Blicke verfolgte.
„Macht aber Eindruck“, sagte Harry grinsend.
„Du wirst gleich sehen, daß das Büro des Premiermininsters ein wenig anheimelnder ist. Die Muggel scheinen eher ein Händchen für so etwas zu haben.“
„Wie kommen wir dorthin? Ich wurde ziemlich angegafft und betatscht, als ich vom Atrium hiergekommen bin.“
„Das mußt Du verstehen, Harry. Du hast einen enormen Albdruck von den Leuten genommen. In der Presse kursierten schon Gerüchte, weil Du Dich nicht hast blicken lassen.“
„Was denn für Gerüchte?“
„Das neueste Gerücht lautet, daß Du aus der magischen Gemeinschaft ausgestiegen und in ein tibetanisches Kloster eingetreten seist.“
Kingsley grinste, während Harry die Augen verdrehte.
„Ich hoffe, daß die Leute nicht schon Rita Skeeter alarmiert haben.“
„Oh, das haben sie bestimmt. Deshalb nehmen wir am besten diesen Kamin hier, der ist nur für den Minister.“
„Sehr gut.“
„Harry, noch etwas“, sagte Kingsley und hielt kurz inne. „Du wirst Dir vielleicht denken können, daß die Leute eine Art Ehrung erwarten. Nein, hör mir zu. Der Merlinorden ist gewiß auch schon für geringere Verdienste verliehen worden. Und das zuständige Kommitee...“
„Merlinorden? Ich? Aber ich...“
„Bitte, Harry. Du wirst einsehen, daß nach Deinem Sieg die Verleihung des Merlinordens Erster Klasse unausweichlich ist. Hermione und Ron bekommen auch einen.“
„Aber die anderen...“
„Das Kommitee berät darüber. Es ist übrigens Zeit. Können wir?“
Harry nickte nervös. Kingsley richtete den Zauberstab auf den Kamin und sagte: „Incendio!“
Als Flammen aufflammten, nahm er etwas Pulver aus einer kunstvoll gearbeiteten Schale auf dem Kaminsims und warf es in die Flammen, die sich sofort grün färbten. Dann wandte er sich einem kleinen Gemälde an der Wand zu, das mitteilte: „Der Premierminister der Muggel ist bereit.“
„Am besten gehe ich voraus“, sagte Kingsley, „und Du kommst in einer Minute nach, ja?“
Harry nickte erneut. Kingsley stieg in die Flammen und sagte: „Downing Street Nummer zehn!“ Dann verschwand er in einem Wirbel.

Als Harry eine Minute später im Kamin des Premierministers ankam, war ihm ein wenig schlecht. Zum letzten Mal war er auf diese Weise gereist, als er in seinem sechsten Jahr am Ende der Weihnachtsferien vom Fuchsbau nach Hogwarts zurückgekehrt war. Er stieg aus dem Kamin auf einen teuren Teppich und klopfte sich den Ruß vom Umhang, um nicht zu zeigen, daß er leicht schwankte. Dann blickte er auf. Kingsley stand neben einem Mann, den Harry nur im Fernsehen und in der Zeitung gesehen hatte: dem Premierminister.
„Herr Premierminister, darf ich vorstellen: Harry Potter.“
Der Premierminister stutzte kurz, ging dann auf Harry zu und reichte ihm die Hand. Harry schlug ein.
„Guten Tag, Herr Premierminister.“
„Guten Tag, ähm – Mr Potter. Setzen Sie sich doch.“
Der Premierminister bot Harry und Kingsley Stühle vor dem Schreibtsich an, hinter dem er selbst Platz nahm. Harry setzte sich und wartete darauf, daß der Regierungschef das Wort an ihn richtete.
„Tja, ähm“, fing dieser an, „ich bin ehrlich gesagt erstaunt, wie jung Sie sind. Als mir Kings-, der Zaubereiminister berichtet hat, daß Sie es waren, der Den, dessen Namen nicht genannt werden darf, erledigt hat, da habe ich Sie mir irgendwie...“
Der Premier schien nach halbwegs taktvollen Worten zu suchen.
„Ich erfülle nicht so ganz das Bild des strahlenden Helden, nicht wahr?“ half Harry nach.
„Tja, ich habe mir Sie in der Tat als eine Art Jung-Siegfried vorgestellt. Und irgendwie älter, so Anfang/Mitte 20.“
„Aber Tony“, sagte Kingsley in seiner ruhigen, bedächtigen Art, „als Scrimgeour Sie damals über die magische Gemeinschaft und ihr Hauptproblem unterrichtet hatte, da hatte er doch gesagt, daß Harry Ihn, dessen Namen nicht genannt werden darf, 1981 schon einmal besiegt hatte, als er etwas älter als ein Jahr war.“
„Gut, Kingsley, richtig, aber es – es ist ja außergewöhnlich, was Sie geleistet haben, Mr Potter.“
Harry spürte wieder einmal, daß er vor Verlegenheit nicht so recht wußte, wo er hingucken sollte.
„Mr Shacklebolt hat mir etwas von einer Prophezeihung berichtet und davon, daß Sie als Auserwählter gehandelt würden.“
Harrys Verlegenheit wurde nicht kleiner. Es nervte ihn, als Auserwählter bezeichnet zu werden. Er berichtete deshalb kurz von der Prophezeihung. Der Premierminister schien beeindruckt.
„Was ich nicht verstehe“, sagte er, „ist, warum dieser Schwarzmagier nicht getötet werden konnte und weshalb alles von Ihnen abhing – mal abgesehen von dem Umstand, daß er Sie damals nicht umbringen konnte.“
Harry überlegte kurz, ob magische Zusammenhänge den Regierungschef der Muggel überfordern würden. Dann sagte er: „Voldemort -“
„Ich denke, sein Name darf nicht genannt werden?“ unterbrach ihn er Premier.
„Jetzt schon, er ist tot. Und ich habe den Namen immer benutzt. Hat mich im vergangenen Jahr aber zweimal in Schwierigkeiten gebracht. Er hatte nämlich seinen Namen verhext, und wenn man ihn aussprach, konnte man von seinen Greiftrupps geortet werden.“
„Gut, also – Voldemort“, stellte der Premier fest.
„Jedenfalls“, nahm Harry den verlorenen Faden wieder auf, „Voldemort hatte so eine Art, tja, Seelen-Back-Up gemacht. Mehrere, um genau zu sein.“
„Sie meinen: Sicherungskopien?“
„Nein, er hat seine Seele zerteilt. Das geht, aber man sollte es nicht tun.“
Harry berichtete von den Horkruxen und dem Umstand, daß er selbst einer war. Es dauerte eine halbe Stunde, bis er fertig war.
„Wenn ich an die zahlreichen Toten denke, die mit diesem Mann in Zusammenhang zu bringen sind und die Brockdale-Brücke damals und die Entgleisungen“, meldete sich der Premierminister wieder zu Wort, „dann denke ich, daß man ohne Übertreibung sagen kann, daß Ihnen dieses Land sehr viel verdankt.“
Harry witterte Ungemach.
„Ähm – eigentlich nicht. Voldemort hatte viele eigene Fehler gemacht. Eins habe ich gelernt: Es kommt auf viele Kleinigkeiten, manchmal auf kleine Gesten an – und das hatte er nicht bedacht. Außerdem hatte ich gute Freunde, sehr viel Hilfe... Also, ich bin nicht derjenige, der das alles gemacht hat.“
Als Harry zu Kingsley sah, stellte er fest, daß dieser gerade darum kämpfte, nicht breit zu grinsen. Der Premierminister sah irritiert zu ihm hinüber. Dann wandte er sich wieder Harry zu.
„Kings-, der Zaubereiminister hat mich unterrichtet, was das Ziel der Todesser war und wie weit sie schon gegangen waren, insbesondere in Bezug auf uns, die nichtmagische Bevölkerung. Mich interessiert vor allem eins: In welcher Beziehung stehen Sie zu... uns?“
Harry war einigermaßen überrascht.
„Ähm... warum... ähm... ich wurde von Muggeln großgezogen...“
Der Premierminister sah erleichtert aus.
„Dann ist es ja gut...“
„Die haben mich meistens ziemlich mies behandelt“, murmelte Harry.
Zu seiner Ãœberraschung erschien ein besorgter Ausdruck im Gesicht des Premiers.
„Hat sich Ihre Haltung den Leuten, die Sie großgezogen haben, gegenüber auf alle Nichtmagier übertragen?“ fragte der Premier. „Ich meine, Sie scheinen ja jetzt eine Art Gallionsfigur zu sein.“
Harry begriff jetzt, was der Premier meinte und warum er Harry überhaupt kennenlernen wollte.
„Ich weiß zu unterscheiden“, sagte er schnell. „meine beste Freundin ist muggelstämmig, und ich will mit ihr nach Australien reisen, um ihre Eltern zurückzuholen.“
„Sie meinen also nicht, daß...?“
„Ganz bestimmt nicht, Herr Premierminister.“
Harry versuchte, das gewinnenste Lächeln zustandezubringen, zu dem er in der Lage war.
„Dann ist es ja gut“, sagte dieser erleichtert.
„Tony, wir haben Deine Zeit schon genug in Anspruch genommen, denke ich. Es hat mich gefreut.“
Alle erhoben sich. Der Premierminister schüttelte Harry und Kingsley die Hände.
„Mich hat es auch gefreut. Ich denke, wir haben alles besprochen, was ich auf dem Herzen hatte. Nun – dann wünsche ich gute Reise, Mr Potter. Und Ihnen eine glückliche Hand beim Ausmisten des Zaubereiministeriums, Kingsley.“

Nachdem beide aus dem Kamin des Büros des Zaubereiministers gestiegen waren, lächelte Kingsley Harry an und sagte: „Ich glaube, er hatte Angst, daß Du Du-weißt-schon-wen beerben würdest. Oder er war besorgt, daß Du negativ zu den Muggeln eingestellt wärst und als – wie hat er es gesagt? – Gallionsfigur die magische Gemeinschaft entsprechend beeinflussen würdest.“


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Zitat
Die Halle der Prophezeiung ist das erste Set in einem „Harry Potter“-Film, das komplett im Computer generiert wurde.
Stuart Craig, Produktionsdesign