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Fanfiction

Nach der Schlacht von Hogwarts - Zurück nach Godric's Hollow

von Krabbentaucher

„Noch irgendwelche Beerdigungen?“
„Ron!“
„Was ist denn, Hermione?“
Hermione schüttelte den Kopf. Ron hatte einfach das Feingefühl eines Brontosauriers. Sie saßen im Fuchsbau beim Frühstück und gingen – wie so oft in letzter Zeit – die Dinge durch, die es zu erledigen galt.
„Nein, jetzt sind alle Opfer beerdigt“, sagte Mr Weasley, bevor er den letzten Schluck Tee austrank.
„Mir reicht's auch“, sagte Harry.
Er würde die vergangenen zwei Tage nicht vergessen. Sie hatten nicht nur ihn, sondern auch alle anderen mitgenommen.
„Wann wollte dieser Appariertyp kommen?“ fragte Ron in bemüht beiläufigem Ton.
„Weiß ich nicht“, murmelte Harry, „ich glaube, Kingsley wollte ihm am Vormittag vorbeischicken.“
Harry konnte sich nicht mehr daran erinnern, was Kingsley auf der Beerdigung von Remus und Tonks im einzelnen gesagt hat.
„Naja, jedenfalls viel Glück“, sagte Mr Weasley aufgeräumt, „Ihr könnt das ja. Wir sehen uns dann heute abend, ich muß jetzt gehen.“
Harry sah auf.
„Moment, Mr Weasley, heute abend bin ich wahrscheinlich nicht da.“
Mr Weasley sah ihn erstaunt an.
„Wieso das denn nicht, Harry, mein Lieber?“ fragte Mrs Weasley.
Auch die anderen schauten ihn interessiert an.
„Ich – ähm – will noch was erledigen. Wegen des Reisepasses und so. Meine Adresse ist ja eigentlich Grimmauldplatz zwölf, und da denke ich, daß ich im Stadtbezirk Camden nachfragen muß, was man eigentlich braucht“, erläuterte Harry, „und dann bleibe ich am besten über Nacht dort.“
Mrs Weasley sah nicht überzeugt aus, während Mr Weasley ein Ich-würde-gerne-zu-einem-Muggelbehördenabenteuer-mitkommen-Gesicht aufsetzte.
„Das ist richtig“, sagte Hermione, „ich muß ja dasselbe machen. Dann werde ich am besten...“
„Ich muß das ja auch machen“, unterbrach Ron sie.
Hermione sah ihn etwas verärgert an und fuhr fort: „Ich werde am besten nach Aylesbury gehen, um mich dort zu erkundigen. Außerdem kann ich gleich mal in unserem Haus nach dem rechten sehen und mich auch in der Fahrschule anmelden; da hat auch Mom ihren Führerschein gemacht.“
„Moment, Hermione“, sagte Ron, „Deine Eltern sind doch in Australien, ich meine, das ist doch der Grund, weswegen wir das alles machen. Und da habt Ihr noch das Haus?“
„Oh Ron“, seufzte Hermione, „ich habe meine Eltern doch nicht endgültig abgeschoben! Ich habe ihre Erinnerung so manipuliert, daß sie glauben, sie hätten bei einer Familie Granger zur Miete gewohnt. Deshalb haben sie das Haus nicht verkauft.“
„Nun gut, ich muß dann los“, sagte Mr Weasley.
Percy nickte wichtigtuerisch. Beide verabschiedeten sich, gingen hinaus und disapparierten.
„Harry?“ setzte Hermione an.
„Ja?“
„Ich müßte zuerst noch mit Dir kommen. Ich habe ja immer noch das Bild von Phineas Nigellus in meiner Perlentasche.“
„Ja, richtig, das muß wieder an seinem Platz aufgehängt werden“, sagte Harry.
„Und Du mußt ihm die Augenbinde wegzaubern, sonst ist er sauer“, bemerkte Ron.
Sie lachten – das erste Mal seit Tagen.
„Was wirst Du eigentlich machen, George?“ frage Harry den überlebenden Zwilling.
George hatte bislang eher verträumt danebengesessen, ohne sich am Gespräch zu beteiligen. Harry sah seine Vermutung bestätigt, daß Freds Tod George mehr als alle anderen getroffen hatte. Während die anderen ihren Sohn, ihren Bruder oder ihren sehr guten Freund verloren hatten, war von George etwas fortgerissen worden, das ein Teil von ihm war und mit dem er symbiotisch verbunden war.
„Ich – ähm“, stammelte George und räusperte sich erst einmal, „ich werde wohl den Scherzartikelladen fortführen... Ich muß natürlich ein bißchen nachproduzieren. Wird mich hoffentlich auf andere Gedanken bringen, obwohl... mit Fred zusammen war das immer besonders lustig, wenn wir zusammen unsere Produkte...“, er räusperte sich erneut und wischte sich verstohlen an den Augen herum, „der Laden muß ja jetzt erstmal neu aufgebaut werden, wir hatten ihn schließen müssen. Da ist jetzt wohl so ein Laden für Dunkle Künste drin, den Schweinepriester muß ich erstmal da rauskriegen. Ich kann ja nicht ewig hier sitzen und Trübsal blasen. Ich werde nachher in die Winkelgasse gehen, aber vorher gehe ich noch einmal beim Friedhof vorbei.“
Harry hatte so seine Ahnung, daß ein Gang über den Friedhof für George zum Morgenritual werden würde.

„Ich glaube, Euer Apparierprüfer kommt“, sagte Mrs Weasley, die eben aus dem Küchenfenster geschaut hatte.
Tatsächlich war ein unscheinbarer, kleiner, leicht ätherisch wirkender Zauberer im Garten der Weasleys appariert. Er ging jedoch nicht zur Küchentür, sondern verschwand aus dem Gesichtsfeld von Mrs Weasley. Sie ging zum Haupteingang, an dem der Zauberer klopfte. Wenig später wurde er von Mrs Weasley in die Küche geleitet. Harry erkannte Wilkie Twycross wieder, den Apparierlehrer aus ihrem sechsten Jahr.
„Harry Potter, welche Ehre“, sagte er, als er Harry die Hand schüttelte. Dann nickte er auch Ron kurz zu. „Wollen wir die Prüfung dann eben hinter uns bringen?“
„Ja, gerne“, sagte Harry, der wie Ron und Hermione bereits fertig gefrühstückt hatte.
Sie gingen hinaus in den Garten. Twycross sah sich kurz um.
„Ähm – Mr Potter, sehen Sie den Hügel dort?“
Twycross wies auf den Hügel, auf dem Harry vor fünf Monaten schon einmal neben Ron und Hermione gestanden und mit sehr gemischten Gefühlen auf den Ort hinuntergeschaut hatte, wo der Fuchsbau war. Danach waren sie zu Xenophilius Lovegood aufgebrochen. Harry nickte.
„Gut – ich appariere jetzt auf den Hügel und Sie beide kommen nach, sobald ich hier verschwunden bin – verstanden?“ wies sie Twycross an, drehte sich auf der Stelle und war nicht mehr da.
Harry nickte Ron aufmunternd zu, der schon ein wenig blaß um die Nase und rot um die Ohren war, und sagte zu ihm: „Ron, das ist ja ganz einfach – denk nur, wir mußten immer ganz genau auf der obersten Stufe vor der Tür zum Grimmauldplatz apparieren.“
„Ja, ist gut“, murmelte Ron.
Dann drehte sich Harry auf der Stelle und tauchte neben Twycross auf dem Hügel wieder auf. Wenig später erschien Ron. Twycross betrachtete beide aufmerksam.
„Nichts zurückgelassen? Na gut... Und jetzt Seit-an-Seit-Apparieren, bitte. Mr Potter, apparieren Sie bitte mit mir zusammen zurück in den Garten der Familie Weasley. Sie, Mr Weasley, warten bitte hier, bis ich komme.“
Harry ergriff Twycross' Hand, drehte sich erneut und erschien mit dem Prüfer an der Hand im Garten des Fuchsbaus. Twycross examinierte erst sich, dann noch einmal Harry und nickte zufrieden. Dann disapparierte er. Kurz darauf erschien er zusammen mit Ron, der ihn am Arm hielt. Erneut überprüfte Twycross, ob auch alles da war.
„Nun, Sie haben beide bestanden. Ich gratuliere. Sie scheinen im vergangenen Jahr viel – ähm – Übung bekommen zu haben...“
Harry grinste den Prüfer an, während Ron einfach nur erleichtert wirkte.
„Das war's schon?“ erkundigte sich Harry.
„Ja“, bestätigte Twycross, „ich habe allerdings noch ein paar Prüfungen durchzuführen von Muggelstämmigen, die ebenfalls ihre Prüfungen wegen gewisser Umstände nicht ablegen konnten. Heute Nachmittag bin ich mit einem Mr Thomas verabredet. Gut – ich verabschiede mich und wünsche noch einen schönen Tag.“

Nachdem sie Mrs Weasley beim Abräumen und Saubermachen geholfen hatten, gingen Harry, Hermione und Ron in den Garten. George war vom Kamin aus in die Winkelgasse gereist. Ron wollte Hermione begleiten, um, wie er betonte, zu erfahren, was er für einen Reisepaß zu tun hatte. Harry vermutete, daß das nicht der einzige Grund war, denn sonst hätte Ron ebenso gut ihn begleiten können. Schließlich hatten Ron und Hermione ersten leidenschaftlichen Kuß ausgerechnet während der Schlacht von Hogwarts ausgetauscht und danach kaum Gelegenheit zu einer Fortsetzung gehabt. Zuerst würden sie aber gemeinsam zum Grimmauldplatz apparieren. Mrs Weasley würde nicht allein sein, denn Charlie war noch da und würde erst am Ende der Woche nach Rumänien zu seinen geliebten Drachen zurückkehren.
Sie drehten sich auf der Stelle und kamen am Grimmauldplatz heraus. Man sah dem Rasenstück in der Mitte des Platzes an, daß der Mai sein bestes gab und die Stadtverwaltung diesen Bereich weiter ignorierte. Das Gras wucherte schon mehr als knöchelhoch. Vor ihnen lag Nummer zwölf, die von den anderen Leuten nicht gesehen werden konnte. Da Harry, Hermione und Ron ihre Muggelsachen trugen, fielen sie den wenigen Passanten nicht weiter auf, und in einem unbeobachteten Augenblick betraten sie das Haus.
Der kalte Wind zog vorbei, ihre Zungen rollten sich zusammen. Als sie sich wieder aufrollten, sagte Harry: „Wir haben Sie nicht getötet, Dumbledore“. Dann explodierte die Geisterfigur Dumbledores. Sie sahen einander kurz unschlüssig an, dann gingen sie die Treppe hoch in den Raum, in dem Harry und Ron geschlafen hatten, als Sirius noch lebte. Hermione holte das große Gemälde des ehemaligen Schulleiters von Hogwarts und zugleich Ururgroßvaters von Sirius aus ihrer kleinen Tasche und hängte es mit Harrys Hilfe an seine alte Stelle an der Wand.
„Professor Black?“ rief Hermione dem schlammartigen Hintergrund zu, mit dem das Bild versehen war.
Sie mußten ein wenig warten, dann erschien auf der Leinwand ein Mann mit Spitzbart und in einem Umhang in den Farben Grün und Silbern. Seine Augen waren verbunden.
„Nun – wenn ich mich nicht irre, sind Sie das, Miss Granger?“ fragte er mit seiner schrillen Stimme.
„Ja, Professor Black. Warten Sie, ich befreie Sie von Ihrer Augenbinde.“
Hermione vollführte eine komplizierte Bewegung mit dem Zauberstab, und schon war die Augenbinde verschwunden. Phineas Nigellus blinzelte, als habe er seit Monaten kein Tageslicht mehr gesehen. Harry wußte, daß das reines Theater war, denn der ehemalige Schulleiter trug die Augenbinde nicht, solange er sich in seinem Bild im Schulleiterbüro von Hogwarts aufhielt.
„Ah – wie ich sehe, haben Sie mich wieder in das Haus meiner Väter gebracht“, bemerkte Phineas Nigellus und sah sich um, „an meinen angestammten Platz.“
„Ja“, sagte Harry, „und es könnte sein, daß ich Ihr Bild demnächst häufiger sehen sehen werde – Ihr Ururenkel hat mir das Haus vererbt, und ich habe vor, hier einzuziehen.“
Phineas Nigellus hob die linke Augenbraue.
„So? Wenn ich mich richtig erinnere, hat mir Dumbledore einst gesagt, Sie wollten das Haus eigentlich nicht?“
„Ich habe meine Meinung geändert. Sirius hat mir dieses Haus vererbt und ich werde das Erbe antreten. Natürlich muß es erstmal auf Vordermann gebracht werden, aber ich denke, daß mir Kreacher dabei helfen wird.“
„Kreacher? Ich denke...?“
„Nun – unsere Beziehung hat sich gebessert, Professor Black.“
„Sehr schön – dann kann ich also hoffen, daß das Haus in guten Händen ist. Meinen Sie, daß ich jetzt wieder zurückkehren kann nach Hogwarts?“
„Ähm – ja, wir haben Sie eigentlich nur gerufen, um Sie von der Augenbinde zu befreien.“
Phineas Nigellus nickte Harry noch einmal zu, dann ging er aus dem Bild hinaus.

Harry hatte seine Freunde gerade zur Tür geleitet und verabschiedet, da kam ihm der Gedanke, daß er ja noch jemandem sagen müsse, wo er sich nun befände. Und so rief er, nachdem er in den Salon gegangen war: „Kreacher!“
Mit einem Knacken erschien der alte Hauself und verbeugte sich tief.
„Kreacher begrüßt Meister Harry. Meister Harry residiert also wieder im altehrwürdigen Hause Black?“
„Ja, Kreacher. Ich denke, daß ich hier wohl wohnen werde. Ich habe Dich eigentlich nur gerufen, um Dir Bescheid zu geben, daß ich jetzt hier bin. Wenn ich nicht hier bin, dann werde ich mit einiger Wahrscheinlichkeit im Fuchsbau sein. Bevor ich hier richtig wohnen kann, muß ich allerdings erstmal das Haus richtig renovieren.“
„Kreacher ist erfreut zu hören, daß das altehrwürdige Haus der Blacks in neuem Glanz erstrahlen soll. Kreacher wird gerne die Renovierung übernehmen.“
Harry schaute zweifelnd auf den kleinen Hauselfen hinab und dachte an das riesige Haus und die riesige Aufgabe, die vor ihnen lag.
„Nun – ähm – Kreacher, das ist sehr nett, aber ich werde wohl erst dazu kommen, wenn ich alles erledigt habe, was ich sonst so vorhabe.“
„Der Meister geht auf eine neue Mission?“
„Naja, wie man's nimmt... Ich werde Hermione nach Australien begleiten. Zuerst muß ich mich um einen Paß bemühen. Ich wollte heute zu der entsprechenden Behörde gehen.“
Der Hauself verbeugte sich.
„Kreacher wird das Mittagessen bereiten.“
„Nicht nötig, Kreacher. Ich habe sehr gut gefrühstückt. Ich weiß nicht, wann ich zurück sein werde. Wahrscheinlich erst heute Abend.“
„Sehr gut, Meister Harry, das Dinner wird heute Abend bereit sein.“
Der Hauself zupfte sein weißes Handtuch zurecht und wuselte aus dem Salon. Harry ging die Treppe hinunter und verließ das Haus.

Als Harry auf dem Grimmauldplatz stand, fiel ihm ein, daß er gar nicht wußte, wo sich die Verwaltung überhaupt befand. Er zögerte kurz, dann entschloß er sich, zur U-Bahn zu gehen. Er hoffte, daß der Fahrkartenschalter besetzt war und der Angstellte ihm sagen könne, wohin er jetzt zu gehen habe. Ein wenig Muggelgeld hatte er sich von Hermione ausgeborgt, so daß er mit der U-Bahn fahren konnte.
Auf dem Weg zur Haltestelle erinnerte sich Harry kurz daran, wie es war, als er das letzte Mal mit der U-Bahn gefahren war. Damals lag Mr Weasley im St-Mungo-Krankenhaus, nachdem er von Nagini gebissen worden war. Auf der Hinfahrt war Harry voller Sorge um Mr Weasley, auf der Rückfahrt um sich selbst gewesen, weil er befürchtet hatte, von Voldemort besessen zu sein. Mit einem Stich im Herzen mußte Harry daran denken, daß er tatsächlich einen Splitter von Voldemorts Seele beherbergt und Dumbledore es nicht für nötig befunden hatte, ihm das mitzuteilen. Stattdessen hatte Dumbldedore Harrys Tod schon beschlossen, als er ihn auf der Türschwelle der Dursleys ablegte. Erst Voldemorts Fehler, mit Hilfe von Harrys Blut aufzuerstehen, hatte sich Dumbledores Plan geändert.
Harry war so in Gedanken, daß er beinahe an der Treppe zur Station vorbeigegangen wäre. Direkt neben der Treppe stand ein Polizeiauto. Harry kam eine Idee: Wer, wenn nicht die Polizei könnte Fragen nach der Verwaltung beantworten? Er ging auf das Polizeiauto zu und klopfte an die Seitenscheibe der Beifahrertür, hinter der ein Beamter gerade mit einem Hamburger kämpfte. Der Polizist ließ die Scheibe runterfahren.
„Ja, bitte?“
„Entschuldigen Sie bitte – ich bin noch neu in der Gegend hier und ich – ähm – wollte mir jetzt mal einen Reisepaß besorgen und – ähm – wo mache ich das am besten?“
„Neu hier? Soso. Na, dann passen Sie mal auf...“
Der Polizist erklärte Harry, wohin er zu gehen habe. Harry bedankte sich, stieg die Treppe zur U-Bahn hinab und zog eine Fahrkarte.

Harry stellte fest, daß er schon lange nicht mehr in der Muggelwelt gewesen war. Es war beinahe ein Schock für ihn, der er von der Zauberergemeinschaft als Unerwünschter Nummer eins und vermutlich jetzt als ihr Retter gesucht wurde, der in einem Zauberschloß nach dem Diadem der Rovena Ravenclaw gesucht, an der Schlacht dort teilgenommen, aus dem Reich der Toten zurückgekehrt und Voldemort besiegt hatte, in einer ganz normalen Behörde zu sitzen. Die Räume des Home Office am Ecclestone Square nahe des Victoria-Bahnhofs waren mit Teppich ausgelegt, auf den Schreibtischen standen Computer, an den Decken hingen Leuchtstoffröhren und niemand hier trug Umhänge.
„Sie müssen dieses Formular ausfüllen und unterschreiben“, belehrte ihn gerade eine Verwaltungsangestellte und schob ihm ein mehrseitiges Formular hin. „Wenn Sie es einreichen, denken Sie bitte daran, Ihre Geburtsurkunde beizufügen, damit wir nachvollziehen könnten, ob Sie Brite sind. Außerdem muß das Formular von einem volljährigem britischen Paßinhaber gegengezeichnet werden, der Sie seit mindestens zwei Jahren kennt. Der muß dann auch seine Paßnummer hier eintragen. Und dann müssen Sie noch die Gebühr von 72 Pfund bezahlen. Vergessen Sie die beiden identischen Paßfotos nicht.“
Harry fühlte sich etwas erschlagen.
„Ja, danke. Und dann bringe ich das alles wieder hier hin?“
„Sie können es auch bei einer unserer Partnerstellen abgeben. Das sind ausgesuchte Postämter. Ich hätte hier eine Liste.“
„Oh, es macht mir nichts aus, hierher zu kommen.“
„Na dann – bis bald, wenn Sie alles zusammenhaben.“
Harry verabschiedete sich.

Als er draußen am Ecclestone Square stand und die Luft einatmete, die so frisch war, wie es der dichte Londoner Autoverkehr eben zuließ, kamen ihm zwei Fragen: Wo um alles in der Welt sollte er eine Geburtsurkunde herbekommen? Und wer sollte das Formular gegenzeichnen? Mrs und Mr Weasley schieden ebenso aus wie Percy, Bill oder Charlie – Harry war sich sicher, daß Zauberer normalerweise keine Reisepässe Ihrer Majestät besaßen. Mrs Figg wäre eine Anlaufstelle. Als Squib hatte sie sich in die Muggelgesellschaft integriert, da bestand zumindest eine gewisse Chance, daß sie auch einen Paß besaß. Dann kam ihm noch ein Gedanke, den er wegzuschieben versuchte, seit die Verwaltungsangestellte ihre Auflistung heruntergebetet hatte. Die Dusleys – selbstverständlich hatten sie Reisepässe und selbstverständlich kannten sie Harry seit mehr als zwei Jahren. Aber würden Onkel Vernon oder Tante Petunia bereit sein, das Formular gegenzuzeichnen und dort ihre Paßnummern zu notieren? Harry erinnerte sich lebhaft daran, wie er einst erfolglos versucht hatte, Onkel Vernons Unterschrift für das Hogsmeade-Formular zu bekommen.
Das andere Problem war die Geburtsurkunde – hatten Zauberer so etwas überhaupt? Wenn sie es hatten – wo war Harrys Geburtsurkunde? Hatte Hagrid daran gedacht, sie einzupacken, als er Harry aus Godric's Hollow abgeholt und bei den Dursleys abgeliefert hatte? Harry bezweifelte das stark. Es sah Hagrid nicht ähnlich, sich mit administrativen Feinheiten auseinanderzusetzen. So wie die Dinge lagen, gab es nur eine Möglichkeit, das zu klären: Harry mußte nach Godric's Hollow zurückkehren.
Er holte noch einmal tief Luft.

Harry apparierte direkt vor dem letzten Haus am Ortsausgang von Godric's Hollow. Als er das letzte Mal hier mit Hermione gestanden hatte, war es dunkel und kalt. Jetzt war es taghell und leidlich warm. Der Garten des Häuschens war ins Kraut geschossen. Die Landschaft jenseits des Dorfes war hügelig. Das Häuschen selbst war ein zweigeschossiges Haus, das hatte Harry schon bei seinem Besuch am Heiligen Abend gesehen. Es bestand aus grauem Naturstein und wirkte dadurch urig. Harry stellte sich vor, wie es wohl gewesen wäre, wenn er hier aufgewachsen wäre. Er hätte im Garten mit anderen Kindern gespielt und wäre als Teenager durch die Felder und Fluren gestromert. Die Sommerferien wären sicher viel schöner als in der langweiligen Besserverdienendensiedlung der Dursleys gewesen. Vielleicht hätte er einen Bach gefunden, in dem er hätte fischen können. Wäre Harry nur mit Zaubererkindern befreundet oder wäre das egal gewesen? Hätte er im Alter von fünf bis elf Jahren die Muggelschule besucht oder hätten ihn seine Eltern unterrichtet? Er wußte es nicht, schwor sich aber, daß seine Kinder – so er später welche haben sollte, selbstverständlich nur mit Ginny – keine so wirklichkeitsfremden Zauberer werden sollten wie Ron, die nicht einmal wußten, wie man ein „Fetelon“ benutzt. Wenn seine Tochter oder sein Sohn einen guten Spielkameraden fände, dann sollte es keine Rolle spielen, ob dieser Kamerad bei Hogwarts vorgemerkt sein würde.
Harry riß sich von diesen Gedanken los. Er war hier, um – wieder einmal – eine Mission zu erfüllen, wenn auch nur eine ganz kleine. Er blickte auf den weggesprengten Teil des Obergeschosses und dachte an Hermiones Warnung, daß das Gebäude möglicherweise einsturzgefährdet war.

Harry faßte sich ein Herz und drückte auf die Klinke des rostigen Gartentores. Sogleich erschien die Gedenktafel mit den aufmunternden Graffitis. Harry stieß das Gartentor auf. Es war sehr schwergängig und quietschte. Mit einem Schauder dachte er daran, daß er diesen Weg im Geiste schon einmal gegangen war, in Voldemorts Erinnerung nämlich. In dem jetzt dunklen Fenster rechts neben der Haustür hatte er sich und seinen Vater gesehen. Harry näherte sich der Haustür und drückte dagegen. Sie war abgeschlossen. Er zog seinen Zauberstab und murmelte: „Alomohora.“
Die Tür sprang auf. War das Haus wirklich einsturzgefährdet? Nun – wenn es die letzten knapp 17 Jahre durchgehalten hatte, würde es heute wohl nicht zusammenfallen. Harry trat ein und stand in einer Diele. Links führte eine Holztreppe nach oben, rechts eine Tür ins kleine Wohnzimmer. Hier direkt vor Harry ist sein Vater seinerzeit tot zu Boden gegangen, als er sich Voldemort ohne Zauberstab entgegenstellt hatte. Harry holte noch einmal tief Luft und betrat das Wohnzimmer, das unter dem Zimmer lag, in dem der Todesfluch auf Voldemort zurückgefallen war.
Die Wände waren weiß verputzt. Auf Tapeten hatte man verzichtet. Die Balken der Decke waren deutlich zu sehen. Der Putz war heruntergefallen und lag in Brocken auf dem Boden und den Möbeln des Wohnzimmers. Die Wände waren zum Teil dunkel vom Schimmelpilzbefall. Aus dem Zimmer darüber drang seit 17 Jahren Feuchtigkeit ein, und das konnte nicht ohne Folgen bleiben. Es roch muffig. Harry ging hinüber zum Sofa und setzte sich darauf, nachdem er an einer Stelle den heruntergefallenen Deckenputz weggefegt hatte. Das Sofa fühlte sich klamm an. Harry ließ gedankenverloren seine rechte Hand in die Ritze zwischen Sitz- und Lehnpolster gleiten und wollte gerade aufstehen, als er auf etwas hartes, längliches, rundes stieß. Er fingerte es hervor. Es war ein Holzstab. Der Zauberstab seines Vaters, den dieser auf das Sofa geworfen hatte, nachdem er ihn, Harry, an seine Mutter übergeben hatte. Hier lag der Stab, als Voldemort eindrang, hier lag er 17 Jahre später, als der Sohn zurückgekehrt war. Welches Holz war das? Harry versuchte sich an jenen 31. Juli 1991 zu erinnern, als er bei Mr Ollivander seinen Zauberstab gekauft hatte. Mahagoni, elf Zoll, elastisch, gut geeignet für Verwandlungen. Oh ja, sein Vater war ein illegaler Animagus.
Harry meinte eine Wärme zu spüren, die von diesem Zauberstab ausging. Ob er den Zauberstab seiner Mutter auch finden würde?
Zunächst hatte er sich nach der Geburtsurkunde umzusehen, sofern eine solche überhaupt jemals ausgestellt worden sein sollte. Er trat an eine Kommode und zog nacheinander alle Schubladen auf. Dabei mußte er sich zurückhalten, alles genau zu untersuchen, was darin lag – Briefe, Rechnungen von Flourish und Blotts, Notizzettel... Eine Geburtsurkunde lag nicht darin. Wo würde er so etwas aufbewahren? Vermutlich in einem Schreibtisch oder einem Schrank zusammen mit anderen wichtigen Akten, mit den ZAG- und UTZ-Zeugnissen etwa.
Harry verließ das Wohnzimmer und ging weiter, um eine Art Arbeitszimmer zu finden.
Zunächst stieß er aber auf die Küche. Sie war ebenfalls klein, aber nicht so beschädigt wie das Wohnzimmer. Allerdings hatten sich hier Staub und Schmutz über eine Zeit von mehr als anderthalb Jahrzehnten zu einer ziemlich dicken Schicht verbunden. Ein altertümlicher Herd stand dort, einfache Holzschränke. Von einem Bord hingen verschiedene Töpfe, Kessel und Pfannen herab. Im Raum stand ein Tisch mit vier Stühlen. Die Stühle hatten gedrechselte Beine und Lehnen, sie waren mit Binsen bespannt. Es sah alles rustikal und gemütlich aus. In dem Hochstuhl dort drüben mußte er zu den Mahlzeiten gesessen haben.
Harry ging in das letzte Zimmer im Erdgeschoß. Er hatte Glück, es war ein Arbeitszimmer. Vor dem Fenster stand ein Sekretär, an einer Wand ein Schrank und an einer anderen Wand eine Art Arbeitstisch. Darauf standen noch zwei Kessel und ein Gestell, um sie über ein Feuer zu stellen. Außerdem lagen eine Feuerschale, einige Messer und mehrere Löffel bereit, um für das Brauen eines Zaubertranks gebraucht zu werden. Harry stellte sich vor, wie seine Mutter hier stand und ihre Begabung im Zaubertrankbrauen auslebte, von der ihm Prof. Slughorn berichtet hatte.
Harry durchsuchte den Sekretär, fand aber nur Korrespondenz. Er konnte es nicht lassen und blätterte. Er fand zwei Abschlußzeugnisse für James Potter und Lily Potter, die sich auf die Aurorenausbildung bezogen. Also waren seine Eltern Auroren! In Harry entbrannte von neuem der Wunsch, selbst Auror zu werden. Er las das Datum: 27. Juli 1981. Das war knapp drei Monate vor Voldemorts Angriff. Außerdem fand er einen Brief, wonach seine Eltern aus persönlichen Gründen berurlaubt worden waren. Harry wußte, warum: Es war die Zeit, in der Dumbledore von Snape den Tip erhalten hatte, wonach Voldemort plante, die kleine Familie auszulöschen. Schließlich fand er noch eine langweilige Weihnachtskarte von Petunia Dursley, in der sie ziemlich kurz angebunden frohe Weihnachten wünschte und auf eine Vase hinwies, der die Karte wohl beigelegen hatte. Das mußte die Vase gewesen sein, die Harry ein gutes halbes Jahr später mit dem Spielzeugbesen von Sirius zerlegt hatte.
Harry wollte sich schon dem Schrank zuwenden, als er ganz unten in der letzten Schublade des Sekretärs auf einen roten Kartonbogen stieß. Es war ein Aktendeckel, auf dem jemand mit schwarzer, inzwischen verblaßter Tinte „Harry“ geschrieben hatte. Harry stand da wie vom Donner gerührt. Mit zitternden Fingern schlug er den Aktendeckel auf. Es lagen einige Schriftstücke darin – und ein amtlich wirkendes Dokument. Es war eine Geburtsurkunde. Harry überprüfte es. Es sah nicht so aus wie das, was unter Zauberern üblich war – diese Urkunde bestand aus Papier und enthielt als Urheber die Bezeichnung „General Register Office“. Das Zeichen enthielt eine Krone. Da es in der Zaubererwelt keine Könige gab, mußte es ein Muggeldokument sein. Seine Eltern hatten tatsächlich daran gedacht, Harry auch in der Muggelwelt in Erscheinung treten zu lassen! Er atmete auf. Seine Suche hatte tatsächlich Erfolg! Er klappte den Aktendeckel zu und klemmte ihn unter den Arm, um die Schriftstücke darin in aller Ruhe zu Hause zu lesen. Zu Hause – das hier wäre sein Zuhause gewesen, durchfuhr es ihn eiskalt.
Harry verließ das Zimmer und ging durch den Flur. An der Treppe hielt er kurz an. Die Versuchung war groß, auch die oberen Stockwerke zu erkunden, aber er in seinem Inneren hörte er Hermiones Stimme, die ihn darauf hinwies, daß er sein Glück in diesem baufälligen Haus schon genug aufs Spiel gesetzt hatte. Seine Vernunft behielt die Oberhand, und so verließ Harry sein Elternhaus. Als er auf der Straße stand, warf er einen letzten Blick zurück. Dann schaute er auf die Uhr und stellte fest, daß es schon Abend war. Kreacher wartete vermutlich bereits mit dem Abendessen. Harry unterdrückte den Impuls, noch das Grab seiner Eltern zu besuchen. In den letzten zwei Tagen war er schon auf vier unterschiedlichen Friedhöfen, sein Bedarf war fürs erste gedeckt. Harry dachte an den Grimmauldplatz und drehte sich.


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Wir müssen lernen, mit Menschen auszukommen, die anders sind als wir. Wenn sie das Herz auf dem rechten Fleck haben, spielt es keine Rolle, woher sie stammen.
David Heyman über ein Thema des vierten Harry-Potter-Films