von wandbreaker
Chapter ten:
Sie lag keine fünf Minuten auf ihrem Bett mit geschlossenen, brennenden Augen, als sie ein Klopfen an ihrem Fenster hörte. Nur langsam mühte sie sich hoch. Ein Rabe saß auf ihrem Fensterbrett. Maria kräuselte ihre Stirn. Sie ging langsam auf das Fenster zu, doch der Rabe flog nicht davon. Wer hat dich gezähmt?, dachte sie. Sie öffnete vorsichtig das Fenster und trat drei Schritte zurück ins Zimmer. Der Rabe hüpfte hinein und flog auf ihren Schreibtisch. „Wer hat dich geschickt?“, fragte sie über ein ungewöhnliches Verhalten. Der Rabe pickte unbeholfen mit dem Schnabel an die getrocknete Sonnenblume. Konnte es möglich sein? Die Vase kippte um und der Rabe nahm den Stängel zwischen seinen Schnabel. Er schaute sie an, legte den Kopf schief und flog auf ihre Schulter. „Severus?“, fragte sie. Der Rabe krächzte, die Blume fiel zu Boden. „Er ist tot.“ Der Rabe krächzte zweimal. Maria wurde schwindelig. Das waren zu viele Emotionen, am Morgen war sie so froh gewesen, am Nachmittag so traurig … konnte sie noch hoffen … durfte sie noch hoffen, ohne daran zu zerbrechen?
Der Rabe flog wieder zu ihrem Schreibtisch und pickte auf ihre Notizen ein. Er riss und fledderte daran herum. „Hey!“, rief sie, „Die sind sortiert.“ Sie fuchtelte mit den Armen, doch der Rabe stieß den Stapel Blätter mit seinem Schnabel von der Schreibtischkante. „Was zum Henker?“, sie starrte auf den Raben. „Was willst du mir sagen?“ Der Rabe pickte einmal mit dem Schnabel auf die Notizen.
Sie musste verrückt sein. Doch der Gedanke störte sie nicht. Wenn verrückt sein hieß, Hoffnung zu haben und einen guten Freund auf der Schulter, dann war verrückt sein tausendmal besser als jetzt auf der Straße zwischen den Menschen zu stehen und erinnert zu werden… Sie atmete tief durch. Nicht daran denken. Nur dem Geheimnis des Rabens auf die Spur kommen. Mehr nicht. Mehr geht im Moment nicht.
Maria hatte sich auf den Boden gesetzt, der Rabe war auf ihre Schulter geflogen und sie blätterte einen Zettel nach dem anderen durch. Konnte der Rabe überhaupt irgendetwas erkennen? Sie hatte auf die Zettel so viele kleine Randbemerkungen und spontane Einfälle notiert. Sie war eindeutig verrückt geworden. Dies waren ihre kompletten Aufzeichnungen über den Trank, den sie brauen wollte, der nach ihren Berechnungen vielleicht zehn Minuten lang einem Todesfluch standhalten konnte… in der Theorie jedenfalls. Ihre Arbeit von zwei Jahren. Doch Severus war laut Kingsley von einer Schlange getötet worden, nicht von einem Fluch… sie schluckte schwer bei diesem Gedanken.
Nach einer halben Stunde schlief ihr Fuß ein. Sie warf dem Raben einen skeptischen Blick zu, doch der krächzte und wippte mit dem Kopf nach vorne. Maria seufzte. „Dann aber auf dem Sofa“ – sie nahm ihre Aufzeichnungen mit in die Wohnküche und setzte sich auf das Sofa vor dem Kamin und blätterte weiter. Und plötzlich krächzte der Rabe und flog hinunter auf einen Zettel. Ihr Herz schlug schneller. „Was?“, fragte sie, „Was denn?“ Und dann klappte ihr der Mund auf, ihr Herz setzte einen Moment aus. Auf dem Zettel hatte sie ein Wort dick rot umrandet. Horcrux!
~ to be continued ~
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