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Fanfiction

Die Geschöpfe des Prometheus - Eine Reporterin, eine Tabelle und ein Bär

von Krabbentaucher

Der Wecker piepte. Richard würgte ihn ab und setzte die Brille auf. Auch Patrick regte sich.
„Auf ein neues“, bemerkte er.
„Jaah – uaaaah“, gähnte Richard.
„Tja, so ein Pech aber auch, daß Du Schulsprecher bist und ich Vertrauensschüler bin, sonst könnten wir bis in die Puppen schlafen.“
„Ja... Mann, daß Du so direkt nach dem Aufwachen derart viel reden kannst...“
In Wahrheit genoß Richard seit der Schlacht von Hogwarts jedes morgendliche Aufstehen. Er fühlte sich frei, und den anderen Islingtons ging es ebenso. Keine Alltäglichkeiten, die als Kommandosache aufgezogen werden mußten, einfach nur ein normales Leben – so normal eben, wie es einem Schwarzmagier möglich war. Richard und Patrick hatten ihre A-Levels wirklich manierlich geschafft. Eine knappe Woche nach der Schlacht, am Freitag, hatten sie in einer kleinen Feierstunde in der Aula ihre Zeugnisse erhalten. Für die Absolventen der Upper Sixth Form war die Schule damit beendet, aber leider mußten die Schüler, die ein Amt bekleideten, noch bis zum 30. Juni ausharren, also Montag und Dienstag die Aufsicht führen. Richard dachte mit ein bißchen Wehmut daran, daß heute ihr letzter Tag war. Danach würde ein neues Leben beginnen.
Er hatte seinen Dienst im Vertrauensschülerbüro am Montag dazu genutzt, seine Anmeldung für die juristische Fakultät der Universität Exeter fertig zu machen. Auch Amalia wollte dort studieren, so daß sie jetzt überlegten, eine Wohngemeinschaft zu gründen. Patrick wollte ebenfalls dort studieren, und zwar Ingenieurwissenschaften. Er spekulierte darauf, mit Richard und Amalia eine Dreier-WG aufzumachen, aber Richard hoffte insgeheim, daß sie nur eine Zweizimmerwohnung auftreiben könnten, denn er wollte die Abende nicht nur mit Fernsehen verbringen. Ein wenig mulmig war ihm aber schon: Er und Amalia waren zwar schon über ein knappes Jahr ein Paar, aber sie haben bislang nie zusammen gewohnt. Richard kannte nichts als das Prometheus-Gut und das Kinderheim – das könnte möglicherweise nicht ausreichen. Andererseits war es dadurch gewohnt, Kompromisse einzugehen.
Amalias Vater hatte Richard in der Entscheidung bestärkt, sich für Jura einzuschreiben, Auch wenn er später das Studienfach wechseln würde, hätte man doch was nützliches gelernt und selbst das erste Semester wäre nicht für die Katz.

Etwas später saß Richard im Vertrauensschülerbüro und zeichnete vor Langeweile ein wenig vor sich hin. Amalia saß bei dem schönen Wetter lieber in dem kleinen botanischen Garten, den die diversen Biologieklassen angelegt hatten, und irgendjemand mußte die Stellung halten. Als Patrick das gesagt hatte, war Richard schon klar, an wem das mal wieder hängenbleiben würde – und so ist es dann auch gekommen. Richard war schon froh darüber, daß Patrick aufgehört hatte, ihn „mon Général“ zu nennen. Jetzt mußte er Amalia nur noch ihren jüngsten Kosenamen für ihn - „mein kleiner Cäsar“ - abgewöhnen.
Es klopfte.
Richard setzte sich gerader hin, schob das Papier beiseite und machte ein Gesicht, von dem er hoffte, daß es streng und seriös war.
„Herein!“
Die Tür öffnete sich, und eine Mittvierzigerin trat ein. Sie war extravagant zurechtgemacht – Richard benutzte innerlich das Wort „aufgetakelt“. Sie hatte eine blonde, lockige Betonfrisur und trug auf der Nase eine mit Straß geschmückte schwarze Schmetterlingsbrille. Mit ihrem grün schimmernden Kostüm erweckte sie einen irgendwie insektenähnlichen Eindruck. Warum sie zu diesem Kostüm auch noch rosarote Pumps trug, ging Richard nicht auf. Sie bleckte die Zähne zu einem Lächeln, das sie wohl für gewinnend hielt.
„Guten Tag – das ist hier das Vertrauensschülerbüro der, ähm -“, Sie guckte kurz auf einen Zettel -, „Barnet Grammar School?“
„Korrekt“, sagte Richard etwas abweisend. Beinahe hätte er noch angefügt: steht doch auf dem Schild neben der Tür.
„Gibt es hier einen Schulsprecher namens Richard Islington?“
Richard kam eine leise Ahnung, warum sich diese Dame so seltsam zurechtgemacht hat – fehlende Übung in der Muggelwelt. Er war nicht gerade begeistert von Hexen in seiner Schule, wenn sie nicht Islington oder hießen.
„Ja, gibt es.“
„Könnte ich ihn sprechen?“
„Ja, können Sie. Ich bin Richard Islington.“
Sie guckte ihn an, als wäre er das erste saftige Steak, das sie nach einer langen Fastenzeit sah.
„Ich bin Rita Kimmkorn – ich komme im Auftrag des Tagespropheten. Davon haben Sie doch schon gehört?“
„Ja, habe ich.“ Und Richard konnte sich nicht verkneifen zu sagen: „Eine Zeitung mit eher bescheidener Auflage, nicht?“
Rita Kimmkorns Lächeln flackerte kein bißchen.
„Bescheidene Auflage, mein lieber Mr Islington?“
„Normalerweise lese ich Zeitungen wie den Observer oder so.“
„Oh. Ah ja. Nun -“
Sie kramte in ihrer Tasche, holte ein Pergament hervor und eine Feder, die im Giftgrünton mit ihrem Kostüm wetteiferte, nuckelte daran und ließ sie senkrecht über dem Pergament stehen.
„Wären sie wohl bereit für ein klitzekleines Interview? Sie als Stimme der Geschöpfe des Prometheus? Immerhin hat es in der magischen Gemeinschaft einige Aufregung gegeben, als das rausgekommen ist.“
Richard seufzte.
„Na schön. Aber sie befinden sich in einem Muggelgebäude. In diesen Raum könnten jederzeit Muggel eintreten – ich halte es für keine gute Idee, diese Feder und Pergament zu benutzen. Ich gebe Ihnen einen Collegeblock und einen Kuli.“
Er reichte beides zu Kimmkorn hinüber und vergaß auch nicht, die Mine runterzudrücken. Kimmkorn machte ein irritiertes Gesicht und packte ihre Spezialfeder unwillig weg.

„Nun“, fing sie an, „wie ich höre, sind Sie der Feldherr, der die gute Seite zu ihrem überragenden Sieg über die Todesser geführt hat?“
„Ähm, ja, aber...“
„Es ist ja schon bekannt, daß es Ihnen gelungen ist, ihn, dessen Namen nicht genannt werden darf, abzuhören und seine Angriffspläne in Erfahrung zu bringen. Aber in der Zauberwelt gab es so einen großen Kampf bislang noch nie.“
„Ich interessiere mich ein wenig für Geschichte, und für die Muggel waren große Schlachten sogar mit Zigtausenden von Beteiligten nicht ungewöhnlich. Und da habe ich eben das eine oder andere abgeschaut. Keine große Affäre also.“
„Jedermann fragt sich natürlich: Werden die Geschöpfe des Prometheus wieder in die magische Gemeinschaft zurückkehren?“
„Zurückkehren?“
„Äh – ja, zurückkehren. Sie und Ihre Freunde leben zur Zeit ja in der Muggelgemeinschaft.“
Kimmkorn blickte sich im Zimmer um, das so magisch wie ein elektrisches Kaminfeuer war.
„Also, wir haben auf einem Gut irgendwo in Nordengland gelebt – ziemlich abgeschieden. Das würde ich nicht gerade Leben in der magischen Gemeinschaft nennen.“
„Nun gut – Sie wissen, was ich meine.“
„Ja. Ich werde erst einmal an der Universität studieren. Die Zauberer haben sowas ja nicht. Ich finde es zum Beispiel unfaßbar, daß man sich direkt von Schule weg um einen Ministeriumsposten bewerben kann – ohne berufliche oder wissenschaftliche Qualifikation. Bei den Muggeln könnte man mit sowas höchstens Bürobote oder Belegsortierer werden.“
„Würden Sie eine grundlegende Reform in der magischen Gemeinschaft anregen?“
„Das ist alles Sache der magischen Gemeinschaft, das geht mich nichts an.“
„Aber Sie haben einen Faible für die Muggelwelt, ja?“
„Das liegt in der Natur der Sache. Ich habe die letzten neun Jahre in der Muggelwelt gelebt. Da gibt es schon Sachen, die ich der magischen Welt unbedingt vorziehen würde.“
„Was denn, zum Beispiel?“
„Zum Beispiel Musik. Ich liebe Klassik. Beethoven vor allem. Sowas gibt es bei den Zauberern nicht. Da gibt es höchstens so eine Mischung aus Jazz und Pop, den die Schwestern des Schicksals spielen – zugegeben wirklich gut – und es gibt da noch Celestina Warbeck, die singende Hexe.“
Richard hatte den Mund verzogen, was der Reporterin nicht entgangen war.
„Was haben Sie an Celestina auszusetzen? Sie ist sehr beliebt...“
„Das klingt schon so merkwürdig – 'Celestina Warbeck, die singende Hexe' – ein wenig so wie 'Archibald, der Tröte spielende Seelöwe', irgendwie unnatürlich andressiert. 'Die singende Neutronenbombe' wäre sowieso besser.“
Diese Gehässigkeit hatte sich Richard einfach nicht verkneifen können, und er wußte, daß dieser Teil des Interviews Wellen schlagen würde.
„Singende Neutronenbombe?“
„Ja – das Gebäude bleibt stehen, aber alles Leben erlischt.“
Die Reporterin machte ein Gesicht, als hätte sie jemand mit einem vier Tage alten Fisch geschlagen. Es war offensichtlich, daß sie sich zu den Fans dieser Sangeskünstlerin zählte.
„Ähm – ja, gut. Ähm – vom Ministerium haben wir nun schon einige Enthüllungen über das Projekt Geschöpfe des Prometheus gehört – wann kann die magische Gemeinschaft von Ihnen die Wahrheit erfahren?“
„Sehr bald“, sagte Richard. Die Geschöpfe des Prometheus hatten es schon abgestimmt, und da die Situation nunmal günstig war, und das Interview aus Sicht der Rita Kimmkorn bislang eher enttäuschend verlaufen war, hielt es Richard für das beste, sie mit einem Bonbon für sich einzunehmen.
„Ja? Wann? Wie?“ fragte sie begierig.
Richard gab ihr einen Zettel. Es war schon beschlossene Sache, die Prometheus-Seite zu öffnen, und jetzt war die Gelegenheit gerade da.
„Das ist ein Passwort“, sagte Richard, „das muß man in einen Computer eingeben, der ans Internet angeschlossen ist. Zuerst muß man die Seite allerdings aufrufen – die Adresse steht über dem Passwort.“
„Computer, ist das....?“
„Das müssen Sie schon selbst herausfinden, Mrs Kimmkorn. Mit dem Passwort kommt man allerdings nur durch den Besuchereingang, man kann also nur lesen, aber nichts selbst dort schreiben. Außerdem haben wir einige Inhalte gelöscht – zum Beispiel unseren weiterentwickelten Vielsafttrank oder wie man den Potus Contra Veneo ganz ohne Magie herstellen kann.“
„Ganz ohne Magie? Den Trank, für den man ein Menschenopfer bringen muß?“
„Eben den.“
Rita Kimmkorn verbrachte die meiste Zeit des nachfolgenden Interviews damit, Richard das Geheimnis dieses Trankes zu entlocken, doch er wollte nicht die Goldgrube zuschütten, die die Geschöpfe des Prometheus noch nutzen wollten. Das Studieren in England war schließlich teuer.

Kurz nachdem Richard nach Hause zurückgekehrt war, flog eine Eule durch das offene Fenster, ließ einen Brief fallen und flog wieder davon. Der Brief trug das Siegel des Zaubereiministeriums. Richard öffnete ihn.

Sehr geehrter Mr Islington,

wir würden uns glücklich schätzen, wenn wir Sie am Freitag, 10. Juli 1998, gegen 11 Uhr in unseren Räumlichkeiten begrüßen dürften. Es sind Angelegenheiten von großer Wichtigkeit zu besprechen. Sollte Ihnen der Termin nicht zusagen, geben Sie uns bitte Bescheid. Der Unterfertigte wird Sie am Besuchereingang erwarten.

Mit freundlichen Grüßen
P. Weasley
Juniorassistent des
Zaubereiministers


Richard war verwundert – was für Angelegenheiten größter Wichtigkeit gab es wohl zu besprechen? Er beriet sich mit den anderen, die meinten, er solle mal hingehen und es sich anhören.

Als Richard zehn Tage später mit der Telefonzelle ins Atrium des Zaubereiministeriums hinunterfuhr, trug er dem Anlaß entsprechend einen dunkelblauen Umhang. Vorne war eine Silberplakette mit der Aufschrift Richard Islington – Besprechung angeheftet.
Als er ausstieg, wartete bereits der junge Mann, den Richard vor zwei Jahren über Harrys Anhörung hatte lamentieren hören. Er hatte immer noch lockige rote Haare und trug immer noch die Hornbrille.
„Guten Tag, ich bin Percy Weasley, der Juniorassistent des Zaubereiministers.“
„Guten Tag.“
„Wenn Sie mir bitte folgen wollen, den Zauberstab brauchen Sie nicht registrieren zu lassen.“
Richard ging hinter Percy Weasley her, der ihn zu einem Lift führte. Sie fuhren hinauf in das oberste Stockwerk, wo sie einen Korridor betraten, dessem Fußboden und Wände mit Marmor verkleidet waren. Sie gingen durch eine schwere dunkle Tür und gelangten in einen großen, ebenso wie der Gang mit Marmor verkleidetem Raum, in dem ein schwerer Teppich lag und ein riesiger löwenfüßiger Schreibtisch sowie mehrere Sessel standen. Es war das Arbeitszimmer des Zaubereiministers. Dieser stand vor dem Schreibtisch, neben ihm wartete – Prof. McGonagall.
„Ah, guten Tag, Mr Islington, freut mich, daß Sie die Zeit für uns erübrigen konnten“, begrüßte der Minister Richard.
„Guten Tag.“
„Setzen Sie sich, bitte.“
Richard setzte sich auf den angebotenen Sessel, auch die anderen nahmen Platz.
„Nun, Mr Islington, es gibt zwei Dinge, die ich besprechen will“, begann Scrimgeour. „In der magischen Gemeinschaft ist Unruhe und Besorgnis darüber entstanden, daß es da eine Gruppe von 50 Schwarzmagiern außerhalb der Gemeinschaft gibt.“
„Warum denn das, Herr Minister? Würde es die Zauberer nicht eher beunruhigen, wenn es eine Gruppe von 50 Schwarzmagiern innerhalb der magischen Gemeinschaft gäbe?“
„Sollte man meinen, ja. Aber wenn diese Gruppe außerhalb steht, weckt das ungute Erinnerung an eine andere Gruppe von Zauberern, die ebenfalls außen gestanden haben, jedenfalls im Endeffekt. Sie wissen, ich rede von der Herrschaft von Du-weißt-schon-wem.“
„Ah ja, und Sie wollen...“
„Ja, ich würde vorschlagen, daß Sie und ihre Leute es sich überlegen, sich doch in die Zauberergemeinschaft einzugliedern.“
Richard überlegte kurz.
„Herr Minister, ich kann nicht für die anderen sprechen. Man hat mich nur ermächtigt, anzuhören, was Sie zu sagen haben. Aber ich gebe zu bedenken: Um in einer Gemeinschaft zu leben, muß man auch die Möglichkeit haben, dort zu arbeiten. Bei Ihnen werden aber keine A-Levels als Schulabschluß anerkannt, sondern UTZe.“
McGonagall räusperte sich.
„Daran haben wir schon gedacht. Ich habe mehrere Gespräche mit Harry Potter geführt, und nach dem, was er sagt und ich in der Schlacht von Ihnen gesehen habe, dürften Sie zumindest mit dem praktischen Teil der UTZe keine Probleme bekommen. Wir würden Ihnen anbieten, zuerst einen Testlauf durchzuführen, um Defizite vor allem in der Theorie aufzudecken. Die Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei wäre bereit, in Ferienkursen eventuelle Defizite zu beheben, damit Sie dann die UTZe ablegen könnten.“
Richard fand die Idee gar nicht schlecht.
„Also, ich wäre schon interessiert. Allerdings fange ich am 1. Oktober an, zu studieren – an einer Universität...“
„Wie gesagt, es wären ja Ferienkurse, und bis zum Beginn des neuen Schuljahres am 1. September würden wie es ohnedies nicht mehr schaffen.“
„Gut, ich werde es weitergeben.“
„Schön, dann hätten wir das besprochen“, sagte der Minister und fing an, etwas unruhig hin- und herzurutschen. „Dann hätten wir da noch ein erheblich ernsteres Thema. Wie Sie wissen, wurde direkt nach der Schlacht Mr Calley verhaftet, der an dem Projekt Geschöpfe des Prometheus und an der Ermordung Ihrer Kameraden beteiligt war.“
„Ja...“
„Nun, er hat inzwischen ein umfassendes Geständnis abgelegt, brüstet sich aber nach wie vor damit, zum Besten der magischen Gemeinschaft gehandelt zu haben. Er hat auch einige Hintergründe des Projekts erläutert, die Ihnen nicht bekannt sein dürften.“
Richard wurde neugierig.
„Aha?“
„Ja – das Projekt wurde durchgeführt auf einem ehemaligen Gut in North Yorkshire, das damals schon von einem Wald umgeben war. Nachdem das Projekt, wie Mr Calley sich ausdrückt, 'abgebrochen' worden war, wurden alle Gebäude dem Erdboden gleichgemacht, und es wurde dort Wald angepflanzt. Durch magische Mittel ist er natürlich schnell gewachsen.“
„Herr Minister, es würde mich interessieren, woher...“
„Natürlich, natürlich. Mr Weasley, würden Sie bitte Mr Islington die Liste geben?“
Der Juniorassistent griff in seine Aktentasche und holte ein Pergament hervor, das eine Tabelle enthielt. Diese war in vier Spalten aufgeteilt. In der ersten Spalte waren Daten eingetragen, in der zweiten Spalte nur Vornamen, in der dritten und vierten Spalte jeweils Vor- und Nachname einer Frau und eines Mannes. Richard fiel auf, daß mal der Frauenname und mal der Männername zuerst aufgeführt war. Die Tabelle war noch nicht vollständig ausgefüllt, etwa ein Viertel war noch frei.
„Sind das...?“
„Ja, das sind die Eltern der Geschöpfe des Prometheus.“
Richard sah sich die Tabelle noch einmal an. Er suchte sein Geburtsdatum und fand tatsächlich seinen Namen – und die Namen seiner Eltern.

July 22nd, 1980 / Richard / Jane Montrose / Malcolm Davies

Er war wie vom Donner gerührt – hieß er also eigentlich Richard Montrose? Wer waren seine Eltern, und lebten sie vielleicht noch? Was das Letztere anging, hatte Richard allerdings Zweifel, denn die Projektmanager waren offensichtlich zu allem fähig und zu allem entschlossen. Richard guckte sich die anderen Einträge auf der Liste an. Er versuchte herauszufinden, mit wem er verwandt war. Doch Scrimgeour schien zu erraten, wonach Richard suchte.
„Sie sind keine Geschwister. Lassen Sie mich die Sache erklären. Als Crouch das Projekt im Geheimen aufzog, wurden geeignete Hexen und Zauberer ausgesucht – und ebenso Muggel. Die ersten Namen sind jeweils magische Menschen, die zweiten bezeichnen Muggel.“
„Dann sind wir alle Halbblüter?“
„Ja.“
„Aber woher die immensen magischen Kräfte? Sind die bei Halbblütern besser entwickelt als bei Reinblütern? Ich dachte immer, daß Reinblütigkeit eher zu körperlichen Fehlbildungen führt oder zu Charaktermacken.“
Scrimgeour guckte ein wenig säuerlich drein. Er war selbst offensichtlich Reinblüter. Auch die anderen beiden, McGonagall und Percy Weasley, schienen nicht begeistert zu sein.
„Nein. Die Auswahl hatte andere Gründe. Dazu gleich. Also, nachdem man geeignete Personen ausgesucht hatte – bei den magischen Personen waren das spezielle magische Begabungen, bei den Muggeln waren es körperliche und geistige Merkmale – wurden sie dem Imperius-Fluch unterworfen und dadurch gezwungen, einander einen Liebestrank zu verabreichen – verbunden mit einem Trank, der die Bereitschaft zu – ähm, ja – steigerte. Und nachdem die Zeugung geglückt war – wurde der männliche Teil liquidiert, wie sich Mr Calley ausdrückte.“
„WAS?“ brach es aus Richard hervor. „Soll das heißen, daß einfach so 149 Personen umgebracht wurden?“
„Das heißt“, sagte Scrimgeour mit erstaunlich unsicherer Stimme, „daß 298 Personen schon zu Beginn des Projektes umgebracht wurden.“
Dröhnende Stille breitete sich aus. Scrimgeour ergriff wieder das Wort.
„Nachdem nämlich die Schwangerschaft geglückt war, wurde in den Uterus der Mutter ein Zaubertrank eingeflößt, er unter anderem das Blut von Schwarzmagiern aus ganz Europa enthielt, aber auch andere schwarzmagische Substanzen. Wenn ich mich recht erinnere, gehörte sogar das Blut eines Basilisken dazu. Sie sehen, daß man nicht nur Zuchtwahl betrieben hat. Tja – und nach der Entbindung wurde die Mutter ebenfalls umgebracht. Kindbettfieber, hieß es, oder sonstige Komplikationen bei der Geburt.“
„Dann sind wir also wirklich Waisenkinder.“
„....ja...“
Das war etwas, was die Prometheus-Kinder immer geahnt hatten, aber es offiziell bestätigt zu bekommen, war schon etwas anderes. Vor allem hätte Richard trotz allem nicht mit dieser Monstrosität gerechnet.
„Das war übrigens der Grund, weshalb ein Elternteil Muggel sein sollte. Auf diese Weise würde man weniger Zauberer opfern. Wie Sie wissen, war das Projekt ursprünglich auf 200 Geschöpfe angelegt – also hätte man 200 statt 400 Zauberer töten... naja... müssen.“
„Aber warum? Warum wurden sie getötet? Hätte man nicht einfach einen Vergessenszauber...?“
„Das war Crouch und seinen Spießgesellen zu unsicher. Aus einem Vergessenszauber konnte man ausbrechen. Und bedenken Sie: Die starke Bindung zwischen Kindern und Eltern, vor allem natürlich der Mutter, hätte immer zu dem Bewußtsein geführt, daß da noch etwas war.“
Richard schluckte, dann nahm er sich zusammen.
„Und – gibt es Gräber?“
„Die gibt es wohl für die Eltern – denn die sind ja offiziell an normalen Ursachen gestorben. Aber für ihre getöteten Kameraden gibt es – von den beiden später getöteten mal abgesehen – keine Gräber.“
„Und – die Betreuer? Unsere Lehrer? Wieviel wußten sie davon?“
„Das wissen wir noch nicht. Das wird untersucht. Aber seien Sie versichert, wir werden jetzt mit aller Härte ermitteln. Wenn Sie den Tagespropheten gelesen haben, werden Sie wissen, daß einige langgediente Zauberer es vorgezogen haben – ähm – unbekannt zu verziehen. Nach ihnen wird gefahndet. Hier hat ein Massenmord stattgefunden, dafür müssen diese Leute bezahlen.“
Richard saß stumm da.
„Sie können sich kaum vorstellen, wie beschämt und erschüttert wir alle sind. Noch nie wurde über dem Zaubereiministerium so viel Schande angehäuft.“

Nach dem Gespräch hatte Richard kaum die Kraft, sich weiter nach einer Bleibe in Exeter umzusehen. Doch schließlich fand er etwas. Es handelte sich um eine Vierzimmerwohnung, die Richard und Amalia mit Patrick und einem Geschichtsstudenten teilen würden. Dann bestand Richard noch kurz vor seinem Geburtstag seine Fahrprüfung, so daß er an seinem 18. Geburtstag seinen Führerschein abholen konnte. Direkt danach ging es noch einmal für eine Woche nach Brighton. Auf Amalia mußte Richard dieses Mal verzichten, weil sie mit ihren Eltern ins Ausland verreiste.

Schließlich brach am 31. Juli Richards letzte Nacht im Waisenhaus an. Er und Patrick lagen schon in ihren Betten, und Richard wollte bereits das Licht löschen, als die Tür aufging und Mary, mit ihrem unvermeidlichen Stoffbär in den Armen, das Zimmer betrat.
„Mary – draußen ist doch kein Gewitter“, sagte Richard.
„Ich weiß, aber... Du verläßt uns doch morgen schon...“
„Mary – ich kann Dich nicht mit unter die Decke nehmen. Sieh mal, ich bin 18 und Du bist 13. Das geht nicht mehr. Du mußt lernen, auch mal allein mit Gewittern zurechtzukommen.“
„Ich weiß ja... aber... mir ist da ein Gedanke gekommen, als Du damals gefragt hast, was wohl wäre, wenn Du in Wahrheit ein mächtiger schwarzer Magier wärst. Und mein Gedanke ist, daß Du eventuell meinen Bären...“
„Wie? Soll ich Deinen Bären verzaubern?“
„Nein, aber wenn Du ihn in dieser einen Nacht mit ins Bett nimmst, dann könnte ich bei Gewitter immer daran denken, daß Du...“
Patrick lachte laut auf. Richard sackte stöhnend auf das Kopfkissen.
„Mary, was soll denn das wieder? Du bist 13, da solltest Du Dir Stofftiere allmählich abgewöhnen.“
„Ja, aber...“
„Mary, komm, geh schlafen.“
„Ich gehe nicht eher weg, als bis Du ja sagst.“
Richard stöhnte erneut und versuchte damit auch Patricks ersticktes Lachen zu übertönen.
„Also, na schön...“
Er nahm den Bären und steckte ihn bei sich unter die Bettdecke.
„Aber nicht schummeln“, beharrte Mary.
Richard brummte etwas. Mary verließ das Zimmer. Richard löschte das Licht.
„Mit Voldemort und den Todessern und Dementoren und Riesen kommst Du zurecht, was? Aber Mary setzt sich immer durch“, bemerkte Patrick.
„Halt die Klappe.“
Richard nahm den Bär, der im Laufe der Jahre deutlich an Kuscheligkeit eingebüst hatte, in den Arm und legte sich auf die Seite. Gegen dieses Muggelmädchen war einfach kein Kraut gewachsen.


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