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Die Geschöpfe des Prometheus - Eine heiße Spur

von Krabbentaucher

Schon am nächsten Tag, dem Sonntag, rief Richard Mr Stubbs an, dessen Telefonnummer er bei der Auskunft erfragt hatte. Zu seiner Erleichterung war Mr Stubbs bereit, Richard am nächsten Samstag zu empfangen. Amalia war über Richards geplantem Ausflug nicht erfreut, denn sie hätte gerne nach diesem halben Wochenende wenigstens das nächste ganz mit Richard verbracht.

Am 25. September fuhr Richard zusammen mit Patrick mit dem Zug von Paddington aus nach Reading. Nach einer kurzen Fahrt mit dem Linienbus standen sie vor einem kleinen Backsteinhaus einer Arbeitersiedlung. Richard las am Klingelschild den Namen Stubbs, holte noch einmal Luft und klingelte. Mr Stubbs, ein sehr rüstiger 70-Jähriger, öffnete und bat sie herein.
„Guten Tag, ich bin Richard Islington, wir haben miteinander telefoniert. Das ist Patrick Islington.“
„Ah ja, guten Tag, Du hast mir die besonderen Umstände mit Deinem Schulprojekt ja schon erläutert.“
Mr Stubbs hatte sogar eine Teetafel gerichtet, so daß sie erst einmal Kekse aßen und Tee tranken.
„Nun“, sagte Mr Stubbs, „was wollt Ihr wissen?“
„Uns interessiert, was aus Heimkindern so werden kann und in welchem Zusammenhang das stehen könnte, wie sie sich im Heim verhalten haben. Das ist für uns nicht unwichtig, wir leben ja selbst im Heim und sind bald mit der Schule fertig.“
„Tjaa, fangen wir mal bei mir an, schließlich habt Ihr ja mitbekommen, daß ich das Heim noch – im Rahmen meiner begrenzten Möglichkeiten – unterstütze. Also, ich hatte damals eine Ausbildung zum Metallschlosser gemacht. Hier in Reading habe ich in einem Betrieb eine Anstellung gefunden. Zuletzt war ich Schichtführer, bevor ich in Rente gegangen bin. Ich bin eigentlich ganz zufrieden. Das Haus hier gehört mir. Mrs Cole, die damals das Heim geleitet hat, hatte mir erlaubt, auch während meiner Ausbildung im Heim zu bleiben. Ihr wißt ja, die wenigsten machten damals das, was heute A-Levels heißt. Ich war mit 15 mit der Schule fertig. Mrs Cole war vielleicht keine sehr herzliche Frau, aber sie hatte sich um uns bemüht und uns unterstützt. Sie hatte es nicht leicht. War eben Krieg, damals. Deshalb durften wir auch bis 18 im Heim bleiben. Wißt Ihr, damals war die Obrigkeit froh über jeden, der irgendwo untergebracht war – speziell hier in London, wo uns die deutschen Bomben auf den Kopf gefallen sind.“
Er nahm einen Schluck Tee.
„Wie war denn das so im Krieg – gab es da noch Schule? Oder blieben die Heimkinder im Heim? Oder wurden sie auch mal aufs Land verschickt?“ wollte Richard wissen, um das Thema in Richtung Tom Riddle zu lenken.
„Schule gab es die ganze Zeit über. Die Angriffe fanden ja nur nachts statt. Und im Sommer sind wir dann aufs Land verschickt worden, für mehrere Wochen. Eigentlich immer für fast die ganzen Sommerferien. In Friedenszeiten hatten wir immer nur kurze Ausflüge gemacht, aufs Land oder an die See. Aber bei der Verschickung sind wir weiter weg gefahren – immer in die Gegend von Durham, dorthin, wo die Heinkels nichts fallen ließen. Wir waren immer ganz froh darüber, denn Bombenalarm in London – das war nichts Lustiges. Wir haben dann immer in der U-Bahn-Station gehockt, und gehofft, daß alles gut geht. Nur einem hat das alles nichts ausgemacht – diesem Tom Riddle.“
Mr Stubbs nahm noch einen Schluck Tee. Richard war wie gebannt. Jetzt waren sie beim Thema.
„Dieser Tom Riddle – wieso fand er nichts dabei?“
„Der war ein komischer Kauz. Widerlicher Kerl eigentlich. Ich weiß noch, daß wir mal miteinander gestritten hatten, als wir noch jünger waren. Und am nächsten Tag oder so hängt mein Kaninchen unter dem Dach tot von einem Balken – mit einem Bindfaden um den Hals, als hätte es sich selbst umgebracht. Ich wüßte zwar nicht wie, aber ich fresse einen Besen, wenn Tom Riddle da nicht seine Hände im Spiel gehabt hätte. In seiner Umgebung sind dauernd irgendwelche merkwürdigen Sachen passiert. Jedenfalls bis er auf dieses Internat gegangen ist. Wir waren alle froh, ihn über das Jahr los zu sein. Wenigstens hat er sich in den Sommerferien dann etwas besser benommen, aber er wurde irgendwie hochnäsig. Wahrscheinlich hielt er sich für was besseres, weil er auf ein Internat ging.“
Richard wartete kurz ab, weil er das Gefühl hatte, daß Mr Stubbs jetzt von allein weiterreden würde.
„Als wir vor seiner Internatszeit mal am Meer waren, da ist er mit zwei anderen mal in eine Höhle in der Steilküste gestiegen. Ich weiß nicht, was dort vorgefallen ist und die beiden haben es mir auch nicht gesagt. Aber sie waren völlig durch den Wind. Höhlen schienen ihn überhaupt sehr interessiert zu haben. Während einer Landverschickung hatte ich mal eine Höhle entdeckt. Das war nahe Rookhope in der Gegend von Durham. Da wurde mal Fluorspat abgebaut, und ich hatte da einen alten Bergwerksstollen gefunden. Er war neugierig, und da habe ich ihn mitgenommen.“
„Ist da was besonderes passiert – wie den beiden anderen etwas passiert ist, von denen Sie sprachen?“ warf Patrick ein.
„Nein, nichts besonderes. Er hat es sich nur sehr interessiert angeguckt. Das war ein Stollen etwa zwei Meilen nordwestlich von Rookhope. Man durfte es schon damals nicht betreten. Wären da nicht die Gleise von den Loren gewesen, man wäre gar nicht auf die Idee gekommen, daß da ein Stollen wäre.“
„Wissen Sie, was aus Tom Riddle geworden ist? Ich meine, immerhin war auf einem Internat.“
„Nein, weiß ich nicht. So einer wie der wird meiner Meinung nach entweder ein Schwerverbrecher oder ein Politiker oder Wirtschaftsboß – was ja bei Licht betrachtet alles die selbe Kategorie ist. Jedenfalls – auch wenn er nichts mehr gemacht hat – er schien sich irgendwie für Angst und Schrecken zu interessieren. Wißt Ihr, was die V1 und die V2 waren?“
„Ja“, sagte Richard, „die V1 war so eine Art Marschflugkörper, der Doodlebug genannt wurde. Und die V2 war eine Rakete der Deutschen, die man nicht abfangen konnte.“
„Eben! Man hörte keinen Bomber herannahen, nichts. Plötzlich – paff! - lagen ein bis drei Häuser in Schutt und Asche. 5.000 Menschen sind durch die V2 gestorben. Das ist nicht viel im Vergleich zu dem, was die Bomber angerichtet haben, aber die Terrorwirkung war enorm. Man hat sich total unsicher gefühlt. Erwischte es einen oder nicht? Und man konnte sich nicht drauf einstellen. Das schien Riddle irgendwie fasziniert zu haben. Als es mal ein Mietshaus zwei Straßen weiter erwischt hatte – es war ein Tag vor unserer Abfahrt nach Norden – ist Tom Riddle hingegangen, um es sich anzusehen. Er kam mit leuchtenden Augen zurück, war richtig begeistert.“

Richard fand diesen Samstagnachmittag überaus interessant. Aus dem Gespräch hat sich ein neues Reiseziel ergeben: Rookhope bei Durham. Da gab es einen Stollen zu suchen und zu finden. Die Parallelen zu der Höhle an der Küste waren einfach zu deutlich. Zwar war Simon der Ansicht, daß Voldemort einen Horkrux auch im Waisenhaus versteckt haben könnte, da er dort seine Kindheit verbrachte, dort auch geboren wurde und außerdem dort seinen ersten Mord – wenn auch an einem Kaninchen – begangen hatte. Aber mit Richard war die Mehrheit der Islingtons der Meinung, daß Voldemort wohl kaum einen Ort auswählen würde, der noch intensiv von den Muggeln benutzt wurde. Er hätte kaum die Ruhe gehabt, hier ein magisches Versteck wie in der Gaunt-Hütte oder in der Höhle am Meer anzulegen.

Es war Freitagnachmittag Anfang Oktober, als Richard in seiner Schule nach seinem Unterricht im Vertrauensschülerbüro saß. Er blieb noch da, bis die letzten Arbeitsgemeinschaften beendet waren, außerdem probte noch die Literaturgruppe ein Theaterstück. Amalia war direkt nach dem Unterricht nach Hause gefahren, weil ihre Eltern mit ihr über das Wochenende zu einer Familienfeier nach Exeter fahren wollten. Richard wäre es lieber gewesen, wenn die Eltern allein gefahren wären, denn dann wären er und Amalia im Haus der Johnsons ungestört gewesen. So aber saß er im Büro und hing gerade einer besonders schönen Erinnerung an das einzige Mal nach, an dem er mit Amalia in ihrem Haus allein war und beide zweimal miteinander geschlafen hatten. Es klopfte an der Tür.
„Herein“, sagte Richard.
Die Tür öffnete sich und drei Personen betraten das Vertrauensschülerbüro, die Richard als letzte erwartet hätte: Harry, Ron und Hermione.
„Nanu? Müßtet Ihr nicht in Hogwarts sein?“
„Du hast doch selbst mitbekommen, daß wir da einige Privilegien haben. Und freitagsnachmittags ist für uns kein Unterricht“, sagte Harry, während Ron die Umgebung höchst interessiert in Augenschein nahm.
Sein Blick blieb an dem Monitor auf dem Schreibtisch hängen. Er zeigte darauf und fragte: „Ist das einer dieser Fernseher, die die Muggel benutzen? Ich habe sowas mal durch das Schaufenster eines Geschäfts gesehen.“
„Nein, Ron, das ist ein Monitor für einen Computer. Damit kann man arbeiten“, belehrte ihn Hermione, ehe Richard etwas sagen konnte. „Mum und Dad haben auch einen. Damit machen sie ihre Buchführung – geht viel bequemer als in einem Buch. Und sie haben diese neueste Erfindung der Muggel, das Internet.“
„Das haben wir hier auch“, sagte Richard. „Das Internet ist gewissermaßen unser Hauptquartier, da kann niemand einfach so reinspazieren. Aber weshalb seid Ihr hergekommen?“
„Wir wollten ein wenig in Voldemorts Vergangenheit wühlen“, sagte Harry. „Kurz vor Ende der Sommerferien waren wir in Godric's Hollow, aber außer dem Grab meiner Eltern ist dort nichts.“
„Und das Haus?“
„Naja, sie hatten es nur gemietet. Und nachdem es zerstört worden war, wurde die Ruine abgerissen und ein neues Haus gebaut. Jedenfalls – der einzige andere Ansatzpunkt, den wir haben, ist das Waisenhaus, in dem Voldemort – ach Ron, jetzt reiß Dich zusammen – seine Kindheit verbracht hat. Und bevor wir alle Häuser abklappern, wollten wir mal bei dir vorbeischauen und Dich fragen, wie weit Ihr mit dem Medaillon seid.“
Das Medaillon – ja. Richard war ein wenig verlegen.
„Das, ähm, sträubt sich noch. Als ich es mal mit einem schwarzmagischen Zauber versucht habe, ist ein Blitz rausgeschossen. Ich konnte noch gerade so ausweichen. Aber dafür habe ich etwas anderes für Euch: Wir wissen, daß Voldemort -“, mit einigem boshaften Vergnügen beobachtete Richard, wie Ron erneut zusammenzuckte, „im Stockwell Orphanage gelebt hatte. Und wir haben den Besitzer von Voldemorts erstem Opfer ausfindig gemacht: Billy Stubbs!“
„Voldemorts erstem Opfer?“ fragte Harry.
„Blinky! Das Kaninchen!“
„Ach ja, richtig.“
„Wir haben uns mit ihm unterhalten. Er hat davon erzählt, daß er einen Stollen erkundet hatte, als die Kinder während des Zweiten Weltkriegs aufs Land verschickt wurden. Voldemort“, Richard grinste Ron an, „hatte sich sehr dafür interessiert. Der Stollen befindet sich bei Durham, zwei Meilen nordwestlich der Ortschaft Rookhope. Wir wollten bei Gelegenheit mal dort vorbeischauen. Damals lagen da noch Lorengleise, die auf das Vorhandensein dieses Stollens hinwiesen. Mehr wissen wir auch nicht. Ich dachte, daß ich mal jeden Abend in die Gegend appariere und dort auch die Wochenenden verbringe.“
Harry sah erfreut aus.
„Oh – das ist ja eine richtig heiße Spur! So ähnlich war es ja auch mit der Höhle an der See. Ich würde ja gerne selbst suchen, aber jeden Abend aus Hogwarts verschwinden, das würde auffallen.“
„Tja, mit Vielsafttrank könnte natürlich einer von Euch Harry vertreten“, murmelte Hermione.
„Wie stellst Du Dir das vor“, fragte Ron. „Da müßte der ja jede Stunde einmal den Saft einnehmen. Und dann fällt das vielleicht noch auf, wenn der Ersatzharry im Unterricht nicht mitkommt.“
„Ich käme sehr wohl mit“, sagte Richard leicht beleidigt. „Schließlich habe ich schon mit fünf Zauberunterricht bekommen. Gut – nichts großartig theoretisches, aber im Zaubern macht mir keiner was vor. Und das mit dem Trank – einer Gruppe von uns ist es gelungen, den Trank so weiterzuentwickeln, daß er hält, bis man einen Gegentrank trinkt. Aber ich kann zum Beispiel kein Quidditch spielen. Und ich weiß, daß Harry der Kapitän der Gryffindor-Mannschaft ist. Das wäre ein Problem.“
„Wäre es nicht“, sagte Harry, der plötzlich ganz begeistert wirkte, „aus Sicherheitsgründen findet das Quidditch-Turnier dieses Jahr nicht statt. Wir hocken überwiegend nur im Schloß herum. Weißt Du was? Das wäre genial, wenn Du statt ich in Hogwarts wärst, dann hätte ich eine ganze Woche...“
„Das wäre nicht genial. Denn dann müßtest Du mich hier in der Schule vertreten. Und mir wird ganz schlecht bei dem Gedanken, wie Du reagierst, wenn man von Dir hören will, wie der Satz des Pythagoras lautet.“
„Was ist denn denn der Satz des Pythagoras?“ wollte Hermione wissen.
„Darum geht es jetzt nicht“, fuhr ihr Ron über den Mund.
„Seid mal ruhig, Ihr beiden“, sagte Harry. Und dann fragte er Richard: „Wirst Du oft drangenommen?“
„Nein, ich melde mich meistens und werde deshalb die meiste Zeit in Ruhe gelassen. Außerdem sitze ich entweder neben Patrick oder George, die könnten eventuell aushelfen oder auf Dich aufpassen.“
„Also – was spricht dann dagegen? Für einen Schüler dieser Schule ist es leichter, am Abend irgendwo hinzugehen und etwas zu suchen“, sagte Hermione.
Richard seufzte.
„Also gut, meinetwegen. Aber laßt mir etwas Zeit, damit ich das organisieren kann.“
Während des ganzen Gesprächs war Richard aufgefallen, daß Harry noch immer einen sehr trübsinnigen und zurückhaltenden Eindruck machte. Als er ihn im Ligusterweg getroffen hatte, hatte er das zwar auch schon registriert, aber das hatte er darauf zurückgeführt, daß kurz zuvor Harrys Mentor verstorben war und außerdem der Aufenthalt bei seinen Verwandten für ihn nie sehr lustig war. Auch im Grimmauld Platz zwölf waren die Ereignisse noch nicht allzu lange her.
„Harry, ist was mit Dir? Du wirkst so depressiv?“
Harry zögerte ein wenig.
„Es ist so, daß ich, wenn ich alle Horkruxe erledigt haben werde, Voldemort gegenüber treten muß. Auf Leben und Tod, Du kennst die Prophezeihung ja. Und je länger ich drüber nachdenke, umso weniger glaube ich, daß ich es überleben könnte. Wenn ich Dich so ansehe... Du hast Hogwarts nie besucht, aber offenbar bist Du in starker Magier, trotz alledem. Und ich – ich habe gesehen, wie Dumbledore und Voldemort im Zaubereiministerium gekämpft haben, damals, als Sirius starb. Und ich könnte nie so kämpfen. Eigentlich dachte ich, daß Ihr mir etwas beibringen könnt, irgendwelche besonderen Zauber.“
„War das der Grund, weshalb Ihr hierher gekommen seid, anstatt die Büchlein zu benutzen?“
„Ähm – ja, zugegeben.“
Richard sah die drei schweigend an. Besonders Hermione machte ein erwartungsvolles Gesicht.
„Hm, ich glaube nicht, das das was bringen würde“, sagte Richard schließlich.
Harry schien förmlich in sich zusammenzusacken.
„Warum nicht? Hältst Du das alles für so chancenlos? Warum kämpfst Du dann überhaupt gegen Voldemort?“
„Wenn man es recht bedenkt, bist Du nicht chancenlos.“
„Was? Warum das denn nicht?“
„Also, in einem müßte ich Dir Recht geben: Wenn der Hogwarts-Schüler gegen den Dunklen Lord antritt, hat der Hogwarts-Schüler nicht den Hauch einer Chance. Da kann man auch mit Extra-Lektionen nichts dran ändern. Jetzt guck nicht so entsetzt. Anders wäre es nämlich, wenn Harry Potter Voldemort gegenübertritt.“
„Wo ist denn da der Unterschied?“ fragte Ron, „Harry ist Hogwarts-Schüler und Du-weißt-schon-wer ist nunmal der Dunkle Lord.“
„Dann seht doch mal, wie es bisher gelaufen ist: Wer hat bisher immer den kürzeren gezogen, wenn es zu einem direkten Aufeinandertreffen kam?“
„Ich“, murmelte Harry, doch er wurde von Hermione unterbrochen, die mit einem Mal ganz aufgeregt wirkte: „Nein, überleg doch mal! Richard hat Recht! Voldemort hat immer den kürzeren gezogen!“
„Ich bin doch immer abgehauen, und ich hatte immer Hilfe im richtigen Augenblick. Da ist Dumbledore in letzter Sekunde aufgetaucht, oder sein Phönix oder die Schatten von Voldemorts Opfern, also auch meine Eltern.“
„Nein, Harry, erinnere Dich mal: Was war, als Du das erste Mal Voldemort besiegt hattest? Da hast du im Bett gelegen, noch nie gezaubert, Du wußtest gerade mal, daß Du Harry warst, aber nicht, was Zauberei ist. Du hast nichts gemacht, und Voldemorts Fluch ist an Dir abgeprallt und hat ihn selbst erledigt“, sagte Hermione.
„Gut, aber ohne das Opfer meiner Mutter...“
„Und in der Schule, als Voldemort im Körper dieses Lehrers saß, da hattest Du ihn mit bloßen Händen besiegt“, fügte Richard hinzu.
„Das hing aber auch mit dem Opfer...“
„Dann Dein Zweikampf mit Du-weißt-schon-wem!“ rief jetzt Ron. „Er wollte Dich töten, er hatte den Avada Kedavra schon gesprochen! Du hast ihn abgeblockt, obwohl das gar nicht geht. Mit 'nem simplen Expelliarmus! Du hattest seinen Zauberstab gezwungen, die Flüche noch einmal auszuspucken, nicht umgekehrt. Du hast bestimmt, wann der Zweikampf aufhören sollte. Er hat Dich nicht gekriegt, und Du hast sogar Cedrics Leiche zurückgebracht.“
„Ja, aber... im Ministerium hätte er mich beinahe...“
„Du hast ihn aus Dir rausgedrängt, als er in Dich eingedrungen ist“, schloß Richard.
Harry sah von einem zum anderen.
„Kurz und gut: Wenn es um die magische Macht geht, hast Du Dich immer Voldemort überlegen gezeigt!“ ergänzte Richard.
„Aber ich hatte Hilfe...“
„Na und? Dann hast Du eben immer das beste aus der Situation machen können. Und jetzt Schluß damit“, sagte Ron bestimmt.
„Jedenfalls zeigt das, wie die Sache laufen müßte“, meinte Richard, „wir müßten eine Situation schaffen, in der Harry wirklich Voldemort gegenübertreten kann und die Todesser kein Übergewicht bilden können. Die besondere Schwierigkeit dürfte ja seine Schlange bilden, denn die darf erst ganz kurz vor dem Zweikampf erledigt werden, sonst riecht er Lunte und fängt an, neue Horkruxe anzulegen.“
Als Harry und seine Freunde das Vertrauensschülerbüro in der Muggelschule verließen, war sich Richard nicht sicher, ob Harry von seinen Fähigkeiten überzeugt war. Immerhin hatte er sich bemüht, ein etwas weniger verzagtes Gesicht zu machen.

Richard war auf gewisse Weise froh, daß sich ein Weg eröffnete hatte, auf dem nicht er, sondern Harry nach dem Stollen suchen konnte. Aber als er mit Amalia in ihrem Zimmer kuschelte, schoß ihm ein neuer, beunruhigender Gedanke durch den Kopf: Wenn Harry sich in ihn verwandeln würde – wie würde sie reagieren, wenn sich Harry so anders verhalten würde? Schon der Gedanke, Harry könnte, und sei es auch nur, um den Schein aufrechtzuerhalten, an seiner Statt mit Amalia knutschen, brachte ihn beinahe um. Außerdem konnte er nicht darauf bauen, daß Amalias Eltern über's Wochenende zu Hause sein würde. Wenn sie nun mit dem vermeintlichen Richard ins Bett gehen wollte? Einen Anlaß zu Migräne hatte Richard in so etwas bislang jedenfalls noch nie gesehen. Es half nichts: Bevor er für eine Woche nach Hogwarts gehen würde, müßte er Amalia aufklären.

Einstweilen stellte Richard diesen Gedanken noch zurück. Stattdessen beschäftigte ihn wieder das Medaillon. George nahm ihn nämlich zur Seite.
„Hör mal, bisher hat Magie ja nichts gefruchtet. Vielleicht umgehen wir das ganze mal mit Naturwissenschaften? Hat ja auch bei diesem Universalgegengift geklappt.“
„Hast Du etwas bestimmtes im Kopf?“ fragte Richard. „Falls Du an einen dieser Polizeiroboter denkst, die verdächtige Gepäckstücke aufsprengen: Da dürfte nicht so einfach dranzukommen sein.“
„Nein, ich dachte an Chemie. Das Medaillon besteht ja aus Gold. Und Gold reagiert mit kaum was anderem, weil es ein Edelmetall ist.“
„Das ist bekannt.“
„Aber es gibt da etwas, das ist stark genug, daß es Gold auflösen kann: Königswasser! Das ist ein Säuregemisch aus Salzsäure und Salpetersäure. Und da ich Zugang zu den Vorbereitungsräumen in den Naturwissenschaften habe, können wir etwas davon herstellen. Und dann gucken wir mal, ob sich das Ding auflöst.“
Richard empfand das als Verschwendung, denn immerhin war das Medaillon auch ein Kunstwerk. Andererseits war es durch die Seele Voldemorts verdorben. Und eine bessere Idee als George hatte er nicht.
„Also gut. Wann könntest Du so weit sein?“
„In zwei Wochen, also Mitte/Ende Oktober.“
„Gut, dann fang an.“

Am Abend des letzten Freitags im Oktober fanden sich die Islingtons und George am Übungsplatz ein. George hatte eine Wasserflasche dabei, die mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt war, dem Königswasser. Gemeinsam bewunderten sie noch einmal die verkohlte Stelle am Stamm, wo der Blitz aus dem Horkrux eingeschlagen ist. Dann stellte Patrick eine Schale aus Glas auf den Boden und George goß den Flascheninhalt hinein. Richard griff in die Jackentasche und zog das Medaillon hervor. Er wollte es gerade in die Schale fallen lassen, als Susan eingriff.
„Halt! Was ist, wenn da etwas explodiert? Du kannst das nicht einfach so da rein legen.“
Richard zögerte, mußte ihr aber Recht geben.
„Ich mache etwas anderes, wozu bin ich ein Zauberer?“
Er zückte seinen Zauberstab und richtete ihn auf den Horkrux. Dann ließ er ihn über der Schale schweben, während er und die anderen zurückwichen.
„Alles fertig? Ich versenke jetzt das Medaillon in der Schale!“
Die anderen signalisierten, daß sie bereit waren. Richard senkte den Zauberstab, und langsam senkte sich das Medaillon in die Schale. Nichts geschah. Sie warteten. Als es zu keiner Explosion gekommen war, näherten sie sich vorsichtig der Schale. Nichts tat sich. Das Medaillon lag still in der Flüssigkeit.
„Es müßte zumindest irgendwie blubbern“, meinte George enttäuscht.
„Hast Du denn schon mal gesehen, wie sich Gold auflöst?“ wollte Susan wissen.
„Nein. Aber wenn eine Säure einen Feststoff angreift, steigen immer Blasen auf.“
„Vielleicht brauchen wir etwas Zeit“, meinte Patrick. „Wir können das die Nacht über hier stehen lassen und morgen nochmal nachgucken.“
Niemand hatte etwas dagegen und so deckten sie die Schale ab und versteckten sie im Gebüsch. Dann apparierten sie zurück ins Heim.
Am nächsten Morgen kehrte Richard zurück und schaute nach. Nichts hatte sich verändert, nicht das kleinste bißchen. Offenbar verhinderte der Schutzzauber, daß das Gold vom Königswasser angegriffen wurde. Die ganze Sache war ein Fehlschlag. Richard leerte mit einem Schlenker seines Zauberstabs die Schale und nahm den Horkrux heraus. Er war unbeschadet.

Anfang November meldete sich Harry über das Büchlein.

Ich will möglichst Mitte November die Suche nach dem Stollen beginnnen. Wir müßten uns verabreden für einen Wechsel, am besten für den Abend des 14. November, das ist ein Freitag.

Richard antwortete, nachdem er Rücksprache mit den anderen gehalten hatte.

Wir treffen uns auf dem Hof meiner Schule um sechs Uhr abends. Dort tauschen wir unsere Gestalten. Ich werde saubere Sachen anziehen und bitte Dich, das gleiche zu tun. Schließlich müssen wir die Klamotten tauschen, wir haben nicht dieselbe Größe.

Jetzt konnte es Richard nicht mehr aufschieben: Er mußte Amalia einweihen. Deshalb nahm er sie am Freitag nach dem Unterricht beiseite.
„Amalia, Du hast mir hin und wieder gesagt, daß ich den Eindruck mache, als ob ein dunkles Geheimnis hinter mir steckt.“
„Ja...?“
„Es – es stimmt. Und ich will es Dir offenbaren.“
Amalia guckte ihn erstaunt an.
„Kannst Du mich morgen Nachmittag im Waisenhaus besuchen? Dort werde ich Dir alles erklären.“
Als Amalia im Waisenhaus erschien, war sie sehr verunsichert. Sie hatte noch nie zuvor ein Kinderheim betreten. Außerdem war sie offensichtlich gespannt, was Richard ihr zu offenbaren hatte. Er holte sie am Eingang ab und führte sie in den Islington-Flur. Glücklicherweise war Mary an diesem Tag bei ihrer Mutter, so daß sie den ganzen Flur für sich hatten. Er bat sie in sein Zimmer. Amalia schaute sich um.
„Amalia, wie Du weißt, heißen wir alle Islington. Und wie Du weißt, hängt das damit zusammen, daß ich in Islington aufgefunden wurde. Wir alle wurden dort aufgefunden. Aber es stimmt nicht, daß wir irgendwas verdrängt hätten. Wir würden es gerne verdrängen, aber es geht nicht. Also...“
Richard holte Luft. Amalia machte ein neugieriges Gesicht.
„Es hat einen Grund, weshalb ich Gedanken lesen kann. Eigentlich kann ich das nicht. Aber ich beherrsche Legilimentik. Das ist das magische Eindringen in den Geist eines anderen. Und aus dem, was ich dort sehe, ziehe ich meine Schlüsse.“
„Moment - magisches Eindringen, sagst Du...?“
„Ja. Ich bin ein Zauberer. Wir alle hier sind Zauberer. Schwarzmagier, um genau zu sein.“
Amalia machte ein sehr merkwürdiges Gesicht. Es spiegelte einerseits Erstaunen wider, andererseits machte sie den Eindruck, als wollte sie wegen eines guten Witzes gleich losprusten.
„Zau – ber – er? So mit Kaninchen aus dem Hut?“
Richard zückte seinen Zauberstab.
„Nein, ein richtiger Zauberer.“
Dann richtete er den Stab auf seinen Schreibtischstuhl und murmelte eine Formel. Der Stuhl verwandelte sich in einen Hund. Nach einem kurzen Schlenker mit dem Zauberstab stand der Stuhl wieder da wie zuvor. Amalia keuchte und schaute Richard entsetzt an.
„Ich bin außerdem ein sogenannter Animagus. Das heißt, daß ich mich allein durch meinen Willen in ein bestimmtes Tier verwandeln kann. In meinem Fall ist es ein Steinadler.“
Sofort verwandelte er sich in einen Adler. Amalia stieß einen spitzen Schrei aus. Richard verwandelte sich zurück. In diesem Augenblick ging die Tür auf und Patrick kam ins Zimmer.
„Was ist? Du hast geschrien.“
Amalia zeigte fassungslos auf Richard.
„Er – er hat sich in einen Adler verwandelt! Dein Zimmergenosse kann sich in einen Adler verwandeln!“
„Ich kann mich leider nur in ein Wiesel verwandeln“, sagte Patrick ganz ruhig, als würde er die Hausaufgaben von letzter Woche erörtern. „Soll ich?“
Ohne eine Antwort abzuwarten, verwandelte er sich in ein Wiesel und dann wieder zurück in sich selbst. Amalia schreckte zusammen.
„Dann stimmt es also...?“
„Amalia...“, begann Richard zaghaft, „es ist vielleicht ein bißchen viel, aber ich liebe Dich und ich will – Dir das nicht verheimlichen. Jetzt weißt Du, was los ist. Wärst Du bereit, Dir den Rest der Geschichte anzuhören? Oder ist das jetzt ein bißchen viel auf einmal?“
Amalia stand wie angewurzelt da. Sie wirkte sehr verunsichert. Richard ging vorsichtig auf sie zu und streckte seine Arme aus. Dann umschlang er sie vorsichtig. Zu seiner grenzenlosen Erleichterung ließ sie es geschehen und schlang ihre Arme um ihn. Nach einiger Zeit lösten sie sich voneinander.
„Alles in Ordnung?“
„J-ja...“, sagte Amalia.
„Bist Du bereit, den Rest der Geschichte zu hören? Ich werde nämlich ab dem 14. November für eine Woche nicht da sein. Stattdessen wird mich einer vertreten, der genau wie ich aussehen wird.“
Amalia seufzte und sagte: „Dann mal los.“


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Am schwierigsten fand ich, das Tauchen technisch zu bewältigen und dabei auch noch zu spielen. Ich durfte nie vergessen, dass Harry Kiemen hat, also gar nicht atmet. Also hatte ich sorgsam darauf zu achten, dass ich keine Luftblasen ausatmete. Um mich herum konnte ich überhaupt nichts erkennen, ich hörte nur Jamies völlig unwirkliche Stimme. Ein absolut bizarres Erlebnis, aber ich fand es echt toll.
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