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Fanfiction

Die Geschöpfe des Prometheus - Besuch im Ligusterweg

von Krabbentaucher

Die Begeisterung über Richards Zusage hielt sich in Grenzen, nachdem er zurückgekehrt war. Nicht nur die Islingtons, sondern auch die anderen Geschöpfe des Prometheus hielten ihm vor, daß er sich erst mit ihnen hätte abstimmen sollen. Wenn Dumbledore wirklich sterben sollte und es zum Kontakt mit Harry Potter käme, wäre das Risiko des Entdecktwerdens sehr groß. Man konnte sich nicht sicher sein, daß Harry Potter einer Bande von Schwarzmagiern trauen würde, von denen er noch nie zuvor gehört hatte. Und wie mittlerweile bekannt war, war der Vater des Ron Weasley auch noch ein Ministeriumszauberer.
„Ich habe ja nur zugesagt, daß ich es mache, Euch lasse ich ganz außen vor, wenn Ihr nicht wollt“, verteidigte sich Richard. „Aber mal ehrlich – wenn ich Euch vorher gefragt hätte – hättet Ihr nein gesagt?“
Die anderen mußten zugeben, daß sie das nicht getan hätten. Und so kam es, daß sie Richards Entscheidung billigten – unter der Bedingung, daß er es sein würde, der mit Harry Potter Kontakt aufnahm, wenn es so weit wäre. Richard seufzte. Er kannte das schon: Es blieb wieder einmal alles an ihm hängen.

Der Vertrauensschülerdienst war für Richard nach dem Eindringen in Harolds Geist noch unangenehmer geworden. Amalia begegnete ihm mit offener Angst und hielt sich immer möglichst weit von ihm entfernt auf, also dort, wo auch Harold war, der alle Fürst-der-Finsternis-Klischees auf einen Schlag bestätigt sah. Richard sah ein, daß er in einem kurzen Augenblick des Zorns einen gewaltigen Fehler begangen hatte.
Als sie sich im Vertrauensschülerbüro zufällig einander über den Weg liefen, beschloß Richard, reinen Tisch zu machen. Er sprach Amalia an.
„Was ist los mit Dir? Wir sind doch so lange gut miteinander ausgekommen, aber jetzt tust Du so, als ob ich -“
Amalia sah ihn angsterfüllt an.
„Was los ist? Ich – nichts ist los.“
Sie wollte aus dem Büro rennen, doch Richard machte einen Schritt zur Seite vor die Tür.
„Es ist etwas los, und ich will wissen, was.“
„Wieso fragst Du? Wieso liest Du nicht einfach meine Gedanken?“ brach es aus ihr hervor.
Richard biß sich auf die Lippen. Er sagte nichts und sah auf den Boden. Das schien Amalia zu ermuntern.
„Ich habe das immer für dummes Gewäsch gehalten. Gedankenlesen! Bis zu dieser Sache mit Harold! Was meinst Du, was das für ein Gefühl ist? Du – Du hast es genau gewußt, weil es genau so war. Wie stehe ich denn jetzt da? Wenn Du es so genau wissen willst, dann kann ich Dir ja gleich sagen, was ich mit den anderen hatte, dann kannst Du Dir die Mühe sparen. Mit Harold treibe ich es -“
„Ich will davon nichts hören“, rief Richard, „es tut mir leid, ich wollte nicht -“
„Mit ihm treibe ich es etwa einmal in der Woche, wenn meine Eltern freitags abends aus sind. Meistens im Bett. Und mein erstes Mal war -“
„Hör auf!“
„Ah – jetzt ist es Dir auf einmal peinlich, ja? Jetzt mußt Du da durch!“
„Nicht, laß das, mir tut es leid, ehrlich.“
„Mein erstes Mal hatte ich vor einem Jahr mit Peter aus Larkin's. War der totale Reinfall. Rein – raus, wie ein Roboter. Nach einer Minute ist er gekommen und hat dann auch noch geglaubt, daß er wer weiß was zustandegebracht hat.“
„Genug!“
In Amalias Augen standen Tränen.
„Hör zu, Amalia, ich habe einen Fehler gemacht, Harold hat mich gereizt. Ich hätte mich nicht hinreißen lassen dürfen, ich -“
„Du gibst es also zu, Du kannst Gedanken lesen!“
Amalia fing an zu weinen.
„Amalia, ich wollt', ich könnt' es ungeschehen machen, ich wollte Dich nicht verletzen.“
Ehe Richard sich bremsen konnte, war er auf die schluchzende Amalia zugegangen und nahm sie in den Arm. Zu seiner Ãœberraschung wehrte sie sich nicht.
„Ist ja schon gut“, sagte er und tätschelte ihren Rücken.
Amalia hörte auf zu schluchzen. Richard ließ sie wieder los.
„Danke“, sagte sie mit brüchiger Stimme.
„Alles in Ordnung?“ fragte Richard.
„Naja, so lala...“, murmelte Amalia und brachte ein etwas gequältes Lächeln zustande.
„Übrigens“, sagte sie, „ da ist heute Post für Dich gekommen – an Dich persönlich adressiert. Ich gehe dann, ich treffe noch Harold.“
Nachdem Amalia den Raum verlassen hatte, öffnete Richard das große, braune Kuvert. Die Adresse war in einer engen, verschlungenen Schrift geschrieben, die er schon einmal gesehen hatte. Im Kuvert lagen mehrere Blätter Pergament, beschrieben mit derselben engen Schrift. Richard erinnerte sich: Das war die Handschrift Dumbledores. Die einzelnen Bögen waren mit Namen überschrieben und mit Ortsnamen. Wie bei näherer Betrachtung zu sehen war, hatte Dumbledore nicht nur zahlreiche Informationen über Harry Potter und seine Freunde aufgeschrieben, sondern auch über dessen Verwandte und über einzelne Kämpfer des Phönixordens. Im Grunde hatte Dumbledore den Geschöpfen des Prometheus alles zu Füßen gelegt, was den Orden betraf. Richard wunderte sich. Dieser komische alte Kauz mußte wirklich unbegrenztes Vertrauen in ihn gefaßt haben. Das alles abzutippen und auf die Prometheus-Internetseite zu stellen, würde sehr lange dauern, da mußten alle Islingtons ran und am besten auch die andere Londoner Gruppe.

Inzwischen ist es Juni geworden. In der Schule hatten die Jahresabschlußprüfungen begonnen. Das Wetter war schön, so daß es eine Qual war, im Klassenzimmer zu sitzen, sich über Winkelfunktionen und den schiefen Wurf Gedanken zu machen, während die Sonne draußen einladend auf den Hof schien.
In einer lauen Juni-Nacht – die Prüfungen waren schon größtenteils geschafft – schreckte Richard plötzlich hoch. Er hatte das Gefühl, beobachtet zu werden. Er drehte den Kopf zum Fenster und tatsächlich: Auf seinem Schreibtisch saß ein etwa schwanengroßer, rot-goldener Vogel. Richard richtete sich auf und schaltete seine Lampe an. Auch Patrick regte sich in seinem Bett.
„Wasnlos?“ fragte er schlaftrunken.
„Fawkes?“ fragte Richard in Richtung des Vogels.
Ihm wurde heiß und kalt. Eine dunkle Ahnung beschlich ihn. Patrick hatte sich inzwischen in seinem Bett so auf die Arme gestützt, daß er über den Nachttisch und seinen Schreibtisch hinweg auf Richards Schreibtisch gucken konnte. Der Phönix stieß einen leisen, klagenden Ton aus. Dann verschwand er in einer Stichflamme und ließ eine Feder zurück. Richard und Patrick sahen sich an.
„Das Zeichen“, murmelte Richard.
„Ist also – Dumbledore ist tot?“ fragte Patrick.
Am nächsten Morgen wurden die anderen im Heim unterrichtet. Als Richard in der Schule war, spurtete er noch vor der ersten Prüfung des Tages hoch in den Computerraum und setzte eine Nachricht an alle ab. Er hoffte, daß Barbara oder Michael es einrichten konnten, in die Winkelgasse zu gehen, um einen Tagespropheten zu kaufen. Sie taten es tatsächlich, und schon am Nachmittag war es für die Geschöpfe des Prometheus offiziell: Albus Dumbledore, Schulleiter von Hogwarts, war tot. Ermordet von einem der Lehrer – Severus Snape. Gefahndet wurde auch nach einem Schüler, Draco Malfoy, der mehrere Todesser in die Schule geschleust hatte.
Richard sah sich jetzt der Aufgabe gegenüber, sein Versprechen einzulösen: Er mußte Kontakt mit Harry Potter aufnehmen. Was er über ihm bekannt war, wußte er nur aus den Pergamenten, die ihm Dumbledore geschickt hatte. Die kurze Begegnung in der U-Bahn war zu kurz für einen Eindruck. Vorerst war an eine Kontaktaufnahme noch nicht zu denken, denn Dumbledores Beerdigung würde erst einige Tage nach seinem Tod stattfinden, und erst dann würden die Schüler nach Hause zurückkehren.
„Es ist ja wohl klar, daß nur eine Kontaktaufnahme in Little Whinging bei diesen Dursleys in Frage kommt. Wenn wir es im Fuchsbau versuchen, wäre das zu auffällig“, sagte Richard in einer taktischen Besprechung.
„Aber Dir dürfte klar sein, daß Little Whinging von Beobachtern nur so wimmeln wird? Phönixleute, die Harry Potter bewachen, und Todesser, die auf eine Gelegenheit zum Zuschlagen warten“, sagte Simon.
Allen wurde ziemlich schnell klar, daß eine weitere Zauberergruppe vor Ort nichts bringen würde. Denn selbstverständlich wäre die Luft nicht rein. Also blieb nur, sich darauf einzurichten, daß man beobachtet wurde. Es kam also alles auf eine möglichst überzeugende Verkleidung an, die so unmagisch und muggelmäßig wie möglich sein mußte.
„Ich hab's!“ rief Patrick. „Streetball!“
„Was? Streetball?“ fragte Richard.
„Was treiben Jungs, wenn sie draußen sind und nicht einfach rumhängen? Sie spielen zum Beispiel Streetball. Du könntest mit einem Basketball unter dem Arm – nein, besser dribbelst Du ihn – in den Ligusterweg gehen und dort klingeln. Dann sehen die anderen nur einen Muggel mit Basketball. Und am besten ziehst Du Dir Sportsachen an. Sag doch, daß Du neue brauchst, dann kriegst Du vielleicht ein nagelneues Basketballoutfit. In diesen Sachen würde niemand einen Zauberer vermuten.“

Dank Barbaras und Michaels unermüdlicher Winkelgassenbesuche wußten die Islingtons, daß Dumbledore schließlich beerdigt worden war. In der Schule waren die Prüfungen geschafft, und die vorletzte Juni-Woche ging zu Ende. Nun machte sich Richard für seinen großen Auftritt fertig, während ihm Patrick und George, auf Patricks Bett sitzend, zusahen. Richard zog sich eine rotglänzende Basketmontur an, bestehend aus Shorts und einem Achselshirt. Er fand es irgendwie unangenehm, derart luftig gekleidet mitten in ein potentielles Kampfgebiet zu marschieren.
„Ich sehe aus wie ein Weihnachtsgeschenk“, maulte er.
„Nö, es geht. Die Sachen stehen Dir“, meinte George.
„Niemand wird in diesen Sachen einen Zauberer vermuten“, pflichtete ihm Patrick bei.
„Ich weiß, aber trotzdem...“
Dann nahm er den Basketball, den er sich aus der Schule ausgeliehen hatte und ging aus dem Heim in den Brent Park, um in einen Park in Little Whinging zu apparieren. Vorher hatte ein kleines Kommando die Lage sondiert und diesen Ort für am geeignetsten zum Auftauchen befunden. Richard tauchte hinter einem Gebüsch auf und ging dann durch ein offen stehendes Tor. Er schlenderte durch die Magnolienstraße. Hier standen große, wuchtige Einfamilienhäuser in uniformen Gärten, die von ein- und derselben Gartenbaufirma betreut zu sein schienen. So groß wie der Londoner Friedhof und doppelt so tot, schoß es Richard durch den Kopf. Es war eine so offensichtliche Spießeridylle, daß er es für völlig unwahrscheinlich gehalten hätte, daß hier einer der berühmtesten Zauberer leben könnte, wenn er nicht aus Dumbledores Unterlagen die Umstände erfahren hätte.
Er bog um die Ecke und ging nun durch den Magnolienring. Dabei fing er an, mit dem Ball zu dribbeln, um ganz überzeugend zu wirken. Er bemühte sich, nicht allzu zielstrebig zu scheinen. Schließlich fand er die schmale Gasse zum Glyzinenweg und schlenderte hindurch. Dann bog er erstmal in die falsche Richtung in den Glyzinenweg ein. Schließlich wußte er, daß hier Arabella Figg wohnte, und da wollte er nicht direkt zu Harry Potter gehen. Dann tat er so, als hätte sich sein Sinn gewandelt, und er drehte um. Schließlich bog er in den Ligusterweg ein und sah Nummer 4.
Es war ein großes und klotziges Haus wie die anderen auch. Auf der Einfahrt stand, rückwärts eingeparkt, ein fischmäuliger und glubschäugiger Ford Scorpio. Demnach waren Onkel und Tante da. Richard dribbelte noch ein wenig den Ball, als er den Weg zur Haustür ging, dann klemmte er ihn zwischen linkem Arm und Hüfte ein und holte kurz Luft. Er drückte auf die Klingel, an der nur Dursley stand.

Nach kurzem Warten schwang die Tür auf. Ein großer, massiger Mann mit dichtem Schnauzbart guckte ihn an.
„Was ist?“
„Ähm – Mr Dursley?“
„Ja...?“
„Ich, ähm, hab' mal 'n paar Takte zu, ähm, Harry Potter zu sagen. Ist der da?“
Mr Dursley guckte ihn mißtrauisch von oben nach unten und wieder umgekehrt an. Richard war jetzt dankbar, daß er in dünnen Sportsachen vor Mr Dursley stand. Einem Zauberer könnte er nicht unähnlicher sehen.
„Du bist nicht zufällig von derselben Schule wie Harry?“
Richard war erstaunt. Der Mann hielt es doch tatsächlich trotz allem für möglich, daß er ein Zauberer war.
„St Brutus? Wo denken Sie hin?“
Das hatte Mr Dursley offenbar überzeugt. Es geht doch nichts über eine gründliche Lektüre im Vorfeld, dachte Richard. Er wurde ins Haus gebeten. Eine knochige, pferdegesichtige Frau erschien im Flur und fragte: „Wer ist es?“
„Einer, der wohl Harry die Meinung sagen will, Petunia“, erklärte ihr Mr Dursley kurz.
Mrs Dursley guckte Richard mißtrauisch an.
„Ist er nicht von Harrys...?“
„Nein, er sagt, nein.“
Mr Dursley wedelte mit der Hand in Richtung einer offenen Tür, die ins Wohnzimmer führte. Richard trat ein. Der beeindruckend große und moderne Fernseher lief. Auf dem Sofa fläzte sich ein mächtiger Junge seines Alters. Er war schwer und wuchtig gebaut. Richard wußte, daß es Dudley sein mußte, und er wußte auch, daß er boxte. Als sie sich ansahen, kam Richard unwillkürlich der Gedanke, daß er diesem Bullen nicht gerne im Ring gegenüberstehen wollte.
„Was willst'n Du?“ fragte Dudley und zeigte deutlich, daß er beim Gucken einer amerikanischen Serie gestört fühlte.
„Ich habe was Harry Potter zu sagen“, sagte Richard knapp und setzte sich in einen der beiden Sessel.
Draußen hörte er, wie Mr Dursley nach Harry Potter rief: „HE! BURSCHE! KOMM RUNTER! HIER HAT DIR JEMAND WAS ZU SAGEN!“
Dann kamen er und Mrs Dursley ins Wohnzimmer und setzten sich zu Dudley auf die Couch, der sich murrend in die Vertikale wuchtete und den Fernseher ausschaltete.
„Der Bursche läßt sich aber wieder Zeit“, murrte Mr Dursley gerade, als die Wohnzimmertür aufgestoßen wurde und ein schmächtiger, schlacksiger Junge mit runder Brille in viel zu großen Sachen das Wohnzimmer betrat. Das schwarze Haar war durcheinander. Er hatte so etwas wie einen hoffnungsvollen Blick gehabt, machte aber schnell ein enttäuschtes Gesicht, als er Richard sah, der da lässig im Sessel saß, den Basketball auf dem rechten Oberschenkel und den rechten Unterarm auf dem Ball. Offenbar hatte Harry Potter jemand anderes erwartet. Er setzte sich in den verbliebenen Sessel.
„Was ist?“, fragte er mürrisch.
Richard meinte eine Art hämische Vorfreude auf den Gesichtern der Dursleys abzulesen.
„Guten Tag, erstmal“, sagte Richard. „Mein Name ist Richard Islington.“
„Guten Tag“, erwiderte Harry Potter. „Was willst Du?“
Richard holte Luft. Bis jetzt ist alles gut verlaufen. Er guckte prüfend zum Fenster. Es war geschlossen, trotz des heißen Wetters. Das war gut, so konnten sie nicht belauscht werden. Dann sah er zu den Dursleys hinüber.
„Ich glaube, Sie wollen nicht hören, was ich mit Harry zu reden habe.“
„Warum nicht? Nur zu!“ ermunterte ihn Mr Dursley, der die „paar Takte“ wohl falsch einsortiert hatte.
„Harry, ich bin hier, weil ich ein Versprechen einlösen will.“
„Was für ein Versprechen?“
„Kontakt mit Dir aufzunehmen“, sagte Richard, „wenn Dumbledore gestorben ist.“

Dröhnende Stille machte sich im Wohnzimmer breit. Was auch immer es war, das war es nicht, was Harry Potter und die Dursleys erwartet hatten. Mr Dursley fand als erster die Fassung wieder.
„Ich dachte, Du wärst keiner von denen, Du hast doch gesagt, Du gehst nicht auf diese Beklopptenanstalt!“
„Gehe ich auch nicht. Ich gehe auf die Barnet Grammar School in London“, erwiderte Richard.
„Woher kennst Du dann Dumbledore?“ schaltete sich Harry ein.
„Jetzt haben wir für derartige Erklärungen nicht genügend Zeit. Nur so viel: Ich biete Dir Hilfe an, und ich bin nicht allein.“
„Woher soll ich wissen, daß Du die Wahrheit sagst? Du könntest ein Todesser sein, der mir eine Falle stellen will.“
„Sehr schlau gedacht“, erwiderte Richard. „Dumbledore hat mir dasselbe gezeigt, was er Dir gezeigt hat. Ich sage nur: Prophezeihung, der eine kann nicht leben, während der andere überlebt, Horkruxe.“
Harry war verblüfft. Die Dursleys schwiegen verwirrt.
„Hm. Das ist tatsächlich das, was er mir gezeigt hat... Wie lautet der vollständige Text der Prophezeihung?“ hakte Harry nach.
„Ähm, warte mal. Der Eine wird kommen, mit der Macht, den Dunklen Lord zu besiegen, jenen geboren, die ihm dreimal widerstanden, wenn der siebte Monat stirbt; und er hat eine Macht, die der Dunkle Lord nicht kennt; dieser wird ihn kennzeichnen als ebenbürtig, und der eine wird von der Hand des anderen sterben, keiner kann leben, während der andere überlebt. So ungefähr jedenfalls. Und das heißt: Nach dieser Prophezeihung bist Du der Auserwählte, der Voldemort besiegen muß.“
Harry war beeindruckt, doch Mr Dursley sagte nur: „Völliger Quatsch, er ist ein Nichtsnutz!“
„Nein, es ist kein Quatsch.“
Wieder brach Stille aus. Alle wandten ihre Köpfe zu Mrs Dusley. Sie hatte den Einwand gebracht.
„Wie bitte?“ brachte Mr Dursley hervor.
„Dieser Dumbledore hatte mir davon berichtet. Er hatte mir geschrieben, daß meine Schwester in Lebensgefahr war, weil dieser – Mann in ihrem Sohn aufgrund der Prophezeihung eine Gefahr sieht.“
„Du hast davon gewußt?“ fragte Harry außer sich.
„Wo stand das drin? In dem Brief, den dieser alte Mann dem Burschen hier dabeigelegt hat?“ erkundigte sich Mr Dursley mit völlig fassungslosem Gesicht.
„Nein, der Brief wurde kurz vorher geschrieben. Ich hatte ihn verbrannt, weil ich nichts damit zu tun haben wollte“, antwortete Mrs Dursley verzeihungheischend.
„Ähm, das können Sie später klären“, sagte Richard, „ich habe wenig Zeit. Der Grund für meinen sommerlich-luftigen Auftritt hier ist, daß dieses Haus vermutlich beobachtet wird, und zwar von Todessern und von Phönixleuten -“
Mr Dursley war jetzt rot angelaufen. Er brüllte: „Wer beobachtet mein Haus? Was für Spinner sind das – Todesser und, ähm -“
„Todesser sind die Anhänger von Lord Voldemort“, sagte Harry bemerkenswert kühl und trocken. „Die sind hinter mir her. Und die anderen sind vom Orden des Phönix, die kämpfen gegen Voldemort und passen vermutlich auf mich auf. Haben sie schon vor zwei Jahren gemacht. Hast Du welche gesehen?“ Die Frage hatte Harry an Richard gerichtet.
„Nein, aber man weiß ja nie.“
„Moment!“ rief Mr Dursley, der sich kaum vom „schsch, die Nachbarn“ seiner Frau bremsen ließ. „Jetzt mal Klartext. Du da, Du hat gesagt, Du gehst nicht auf die Beklopptenanstalt, ja?“
„Ja“, sagte Richard.
„Aber Du weißt davon und Du weißt, daß Harry einer dieser abnormen Spinner ist?“
„Ja.“ Richard fand es bemerkenswert, wie ruhig Harry diese Schmähung hingenommen hatte.
„Und Du gehst auf eine normale Grammar School, also für normale Leute?“
„Korrekt.“
„Dann bist Du keiner dieser – dieser -“
„Ich fürchte, doch.“
Mr Dursley holte tief Luft. Dudley verkroch sich etwas ängstlich in die Couch. Mrs Dursley guckte intensiv auf ihre Hände. Und Harry sah Richard scharf an.
„Warum?“ fragte Harry, „ich meine, warum gehst Du nicht nach Hogwarts?“
Richard wußte, daß sie diesen Punkt erörtern mußten – und zwar so, daß Harry nicht sofort mißtrauisch werden würde.
„Ist Dir Bartemius Crouch ein Begriff?“
„Junior oder Senior?“
„Senior.“
„Ja, der wurde von seinem Sohn ermordet. Hatte die Abteilung für Internationale Magische Zusammenarbeit geleitet und das Trimagische Turnier organisiert.“
„Und vorher? Weißt Du auch, was er in Voldemorts erster Terrorzeit gemacht hat?“
„Sirius hat mir davon erzählt. Also Sirius Black, mein Pate, der vor einem Jahr ermordet wurde. Also, Crouch hatte die Abteilung für Strafverteidigung geleitet und den Auroren Vollmacht gegeben, auch Unverzeihliche Flüche gegen Todesser einzusetzen. Die haben Leute auf Verdacht verhaftet. Sirius zum Beispiel haben sie lebenslänglich in Askaban eingesperrt ohne Verhandlung, einfach so. Crouch war extrem scharf.“
„Das will ich ja wohl auch meinen“, ließ sich Mr Dursley vernehmen. Richard hatte sich schon gewundert, daß die Dursleys so lange still geblieben sind. „Hart durchgreifen, so muß es sein.“
Richard sah ihn scharf an und sagte dann: „Lassen Sie mich raten: Sie wählen die Torys nur deshalb nicht, weil sie Ihnen zu liberal sind, richtig?“
Mr Dursley warf ihm nur einen vernichtenden Blick zu, antwortete aber nicht.
„Also“, nahm Richard den Faden wieder auf, „Crouch hatte noch etwas anderes gemacht. Er hat das Projekt „Geschöpfe des Prometheus“ heimlich ins Leben gerufen, nachdem es offiziell beerdigt wurde. Er wollte Feuer mit Feuer bekämpfen, also schwarze Magier durch schwarze Magier. Es wurden dann welche gezüchtet, Kinder mit starken schwarzmagischen Kräften. Mit der Zucht hatte man aufgehört, als Du Voldemort besiegt hattest. 149 wurden bis dahin geboren. Aber mit angezogener Handbremse hat man weitergemacht. Man hat sie ausgebildet, und zwar ab einem Alter von fünf Jahren. 1989 wurde das Projekt ganz eingestellt. Die Ministeriumsleute, die eingeweiht waren, haben versucht, alle Kinder zu liquidieren – und mit ihnen die Lehrer und Betreuer, die sich der Ermordung widersetzten. Aber 52 Kinder sind entkommen. Zwei davon wurden später noch ermordet, zusammen mit den letzten Lehrern. Die übriggebliebenen 50 wuchsen in Waisenhäusern auf. Sie standen natürlich nicht auf der Hogwarts-Liste. Also sind sie in normale Schulen gegangen und lebten und leben wie Muggel – mit dem Unterschied, daß sie weiterhin Zauberei trainierten.“
Jeder, auch die Dursleys, hatte aufmerksam zugehört. Harry sah ein wenig bestürzt aus.
„Und – und einer von denen bist – Du?“
„Ja. Und wir bieten Dir unsere Hilfe an. 50 Schwarzmagier und eine Handvoll Muggel.“
„Aber warum wollt Ihr nicht, daß der Orden des -“
„Geheimhaltung! Warum hat Dumbledore dem Orden nichts vom Inhalt der Prophezeihung gesagt? Warum weiß der Orden nichts über die Horkruxe?“
„Horkruxe?“ mischte sich Mr Dursley ein.
„Das ist etwas ganz widerwärtiges, das wollen Sie gar nicht wissen, oder interessieren Sie sich für fortgeschrittene schwarze Magie?“ wischte Richard die Frage beiseite.
„Nein, bloß nicht!“ wehrte Mr Dursley ab.
„Harry, unser großer Vorteil ist, daß uns niemand auf der Rechnung hat. Weißt Du, was in Waterloo letztlich die Entscheidung gebracht hat?“
„Nein.“
„Mr Dursley, Sie müßten das wissen.“
Mr Dursley plusterte sich auf.
„Selbstverständlich weiß ich das. Die Preußen unter Blücher sind von der Seite hereingekommen, und die Franzosen sind in Panik geraten!“
„Richtig. Und wir sind die, die bei den Todessern vielleicht keine Panik, aber doch Verwirrung stiften. Deshalb darf niemand von uns wissen, von den Mördern im Ministerium mal abgesehen. Wir machen es nicht wegen der Zauberergemeinschaft, die kann Voldemort von uns aus zerstören, unterjochen, was weiß ich. Aber die Todesser greifen auch die Muggelwelt an, die Welt, in der wir leben.“ Und an Mr Dursley gewandt ergänzte er: „Die Brockdale-Brücke, Sie erinnern sich? Die ist wegen Sabotage durch die Todesser eingestürzt. Es geht also auch Sie etwas an, ob Voldemort vernichtet wird.“
Die Dursleys guckten überrascht und auch ein wenig verunsichert.
„Also, Harry, wie steht es mit uns? Interesse?“
Harry zögerte.
„Ähm – ja, ich denke schon. Aber unter einer Bedingung: Ich habe zwei sehr gute Freunde, die auch absolut dicht halten. Hermione Granger und Ron Weasley. Die müßten eingeweiht werden.“
„Von denen weiß ich schon. Das geht in Ordnung. So, die Zeit läuft mir davon. Hier ist meine Telefonnummer, wir arbeiten nicht mit Eulen. Wenn ich Deine Verwandten -“ Richard ruckte mit dem Kopf zur Couch, „- richtig einschätze, werden die Dich nicht den Computer benutzen lassen, um E-Mails zu schreiben, denke ich mal.“
„Gut, Du wirst von mir hören“, sagte Harry. „Aber ich werde wohl demnächst zum Fuchsbau abgeholt.“
„Das geht in Ordnung. Wir kriegen das schon hin. So, dann danke ich für die Gastfreundschaft und dafür, hier keinen Kaffee bekommen zu haben, denn den mag ich sowieso nicht. Also, bis dann!“
Mit diesen Worten erhob sich Richard und ging zur Tür. Nur Harry begleitete ihn, hielt sich aber von der Tür fern, damit ihn eventuelle Späher nicht sahen. Richard ging hinaus auf den Ligusterweg und entschloß sich, nicht zum Park zurückzukehren, sondern in die andere Richtung zu gehen und dort eine günstige Gelegenheit zum Disapparieren zu suchen.


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Wer gebeten wird, in einem Harry-Potter-Film mitzumachen, würde niemals ablehnen. Und mir hat die Rolle Spaß gemacht. Bellatrix’ Persönlichkeit ist offenbar ernsthaft gestört. Sie findet es richtig toll, besonders böse zu sein. Wahrscheinlich ist sie in Lord Voldemort verliebt; immerhin hat sie für ihn 14 Jahre im Gefängnis gesessen. Jetzt ist sie wieder draußen und noch fanatischer als je zuvor.
Helena Bonham Carter